Fear cuts deeper than swords IV

  • Sie wollte es nur ungern zugeben, aber Lucia hatte den Markt gemieden, seit sie mit Flaminina beim Stoffkaufen überfallen worden war. War es ihr zu verdenken? Doch es gab nur so viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen und Manlia wollte unbedingt neuen Schmuck kaufen. Der Anhänger im Blumendekor des Essens neulich hatte sie darauf gebracht und wie eigentlich immer bekam die Ältere was sie wollte. Diesmal sogar noch schneller als sonst, weil Lucia nichts von diesem vermaledeiten Schmuckstück hören wollte! Sie hatte versucht diese ganze Geschichte aus ihrem Gedächtnis zu streichen, doch Manlia machte es unmöglich. Dementsprechend war Lucias Laune gewesen, als sie aufbrachen.


    Manlia bemerkte dies natürlich und tat ihr Bestes ihre Freundin auf de Weg wieder aufzuheitern, was nicht so ganz gelang. Fast bereute die rundliche Frau den Ausflug, da fiel ihr eine pikante Kleinigkeit ein, die sie Lucia ohnehin noch hatte zeigen wollen.


    Manlia hatte es geschafft Lucia neugierig zu machen. Eine nette, kleine Überraschung? Es dauerte nicht lange, dann las Lucia mit einem breiten, gehässigen Grinsen einen der Aushänge. Neben ihr kicherte Manlia: „Hab ich mir doch gedacht, dass dir das gefällt!“ „Machst du Witze? Sergia muss die Zimmer ihrer Casa vermieten!?“ Lucias Augen strahlten. Nicht nur, dass Sergia es offensichtlich nötig hatte zu arbeiten, nein sie musste auch noch Fremde in ihr Haus lassen! Kein Wunder dass die Frau so sehr auf ihre ach so großartige Verwandtschaft gepocht hatte. Sie hatte selbst offentlichlich nicht grade viel. „Ich wusste, dass es dir gefällt!“, wiederholte Manlia ihre Behauptung mit mehr Überzeugung. Lucia nickte zufrieden. „Allein dafür hat es sich schon gelohnt das kühle Wetter auf sich zu nehmen!“


    Kichernd und tratschend schlugen die Frauen den Weg zum nächsten Schmuckhändler ein. Sie waren natürlich nicht allein unterwegs, das wäre zum einen nicht standesgemäß und zum anderen hätte es sich Lucia nie und nimmer getraut. Sie hatte wie immer ihre Sekunda dabei und zwei bullige Sklaven als Wachen. Diesmal würde sie sicher nicht den Fehler machen und einen von ihnen wegschicken! Manlia folgte ebenfalls ihre Leibsklavin und eine Wache.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer03.png Es war nun beileibe nicht so, als würde Corvus sich selbst die Finger an dieser Sache schmutzig machen. Wenn man es genau nahm, waren solche Schreckgeschichten wie diese ohne Frage eine war schon seit langem unter seiner Würde. Nichtsdestotrotz hatte er ein gewisses Interesse daran die Sache zu verfolgen, weil er diese Szenarios nutzen konnte um den Nachwuchs auszubilden und zu fördern. Einer seiner Schützlinge hatte es offensichtlich mit Bravour verstanden eine der Sklavinnen des tiberischen Haushalts um den Finger zu wickeln und diesen so zu infiltrieren, was ihn schon positiv überrascht hatte.
    Ein anderer war heute dran und Corvus nahm die Gelegenheit wahr sich in die Menge des Markts zu begeben und dort unterzutauchen um seinem Discipulus auf die Finger zu schauen. Anfänglich war er schon davon angetan, dass er tatsächlich mehr als ein paar Sekunden suchen musste bis er ihn fand, was er schon als guten Anfangserfolg verbuchte. Der Mann verstand es offensichtlich unterzutauchen, selbst wenn er dem geübten Blick eines Amatius Corvus natürlich nicht auf Dauer entschwinden konnte.


    Während er mit beiläufigem Interesse das Winterobst eines Händlers aus der Region musterte, sah er auch schon das Ziel ihres Interesses nahen. Die Tiberia war offensichtlich nicht allein, was wenig überraschend war, aber dafür zu Fuß unterwegs, was es war. Sie schien einfach mit einer Freundin durch die Menge zu schlendern, bewacht nur von einer älteren Sklavin und zwei groben Kerlen. Klassisch. Naiv.
    Corvus kam nicht umhin sich über diese Fahrlässigkeit zu ärgern.. immerhin würde sie es seinem Mann damit über Gebühr vereinfachen, dabei hatte er sich doch auf ein anspruchsvolleres Szenario gefreut. Aber gut, vielleicht wartete sein Lehrling ja doch mit der einen oder anderen Überraschung auf.


    http://farm3.staticflickr.com/…28621006_b9e600acf4_m.jpg Ob zum Beispiel die Meute Kinder, die für seinen Geschmack viel zu passend für einen Zufall um die Ecke bog und diesen Teil des Marktes mit ihrem Kichern, Lachen und Gekreische erfüllte zu dessen Plan gehörte eröffnete sich Corvus nicht sofort. Bis die Meute aus kleinen Pimpfen beiderlei Geschlechts, die vom Aussehen her nicht unbedingt in die Subura aber sicherlich auch nicht in die gehobenen Reigen der Gesellschaft gehörten, mehr oder minder direkt auf die beiden Frauen und ihre Begleiter zuhielt.
    In perfekter Unauffälligkeit bewegte Corvus sich näher zum Ort des Geschehens, unterhielt sich mit einem Händler über die dargebotenen Lederapplikationen und lauschte mit dem anderen Ohr, wie einer der älteren Pimpfe lautstark die Aufmerksamkeit der anderen einforderte und die Gruppe so zielgerichtet den Weg der beiden Frauen verstellen ließ.


    "Ich bin Lucius Regulus, Sohn des Lucius Regulus, und ich werde dich heiraten!", stellte der älteste der Rotte, aber sicher noch keine zehn Lenze zählende, mit festem Blick auf Manlia und viel Schalk in den Augen fest. Erst kicherte und johlte die Meute dahinter nur, bis sich schließlich ein etwas jüngeres Mädchen zu Wort meldete: "Aber wieso die denn? Die andere ist viel hübscher!" "Ach, Quatsch..", meldete sich wieder ein anderer, "Natürlich ist die viel hübscher!"
    "Wer jetzt?", fragte eins der jüngsten Mädchen mit verlorenem Blick und glotzte die beiden Frauen mit großen Augen von unten an, "Ich find die beide hübsch."
    "Die linke!", posaunte der älteste heraus, mit unverbrüchlicher Sicherheit in der Stimme und die Fäuste fest entschlossen mit hervorgestreckter Brust in die Seiten gestemmt, "Die linke werde ich heiraten! Holdes Weib, so nenne mir deinen Namen, damit ich ihn an die Mauern des Kaiserpalasts malen kann, damit jeder sieht wie sehr ich dich liebe! Du wirst sehen... ich fürchte nichts!" Es folgte wieder Kichern und Johlen, und die bewundernden Augen der kleinen Horde wollten sich garnicht sattsehen an den beiden Grazien, und irgendwo weit hinten fiepste eine kleine Stimme: "Ich fürchte mich auch vor nichts!"


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  • „Du musst mir versprechen dir heute etwas anderes auszusuchen als Bernstein. Versteh mich nicht falsch, Bernstein ist wundervoll, aber du musst doch auch mal was anderes tragen! Abwechslung ist das Geheimnis!“, vertraute Manlia Lucia mit einem Zwinkern an. Diese konnte nur empört schnauben. „Was trag ich denn bitte heute? Das ist Tigerauge!“ „Pff, genauso braun wie die meisten deiner Bernstein.“ „Ich hab auch Grüne!“ „Bernsteine, ja, grüne Bernsteine!“ Damit war Lucia geschlagen, was sie aber nicht anerkennen wollte. „Ich hatte mir ohnehin schon überlegt mal Malachit auszuprobieren. Das weiche, fließende Farbe hat mich schon immer fasziniert.“ „Wieder grün…“, seufzte Manlia. „Wie wär es denn mal mit Rubin oder Amethyst?“ Eine Horde Kinder tauchte in Sicht- und vor allem Hörweite auf und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der beiden Frauen. Doch zunächst führten sie ihre Unterhaltung fort. „Rot steht mir nicht.“ Manlia gab ein ungläubiges Schnauben von sich. „Aber Amethyst.. hm… Wie wäre es mit Obsidian?“ „Schwarz!? Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?“ Lucia lachte hell.


    Die Kinder steuerten direkt auf die beiden Frauen zu, das wurde ihnen aber erst klar, als die Horde direkt vor ihnen stand. Mutterinstinkte waren ja ohnehin schon allein vom Anblick der Schar geweckt worden, jetzt schaffte es Lucius Regulus mit einem Satz ihre Herzen endgültig zu erobern. Lucia schlug die Hand vor den Mund und gab ein begeistertes Quietschen von sich, während Manlia vor Rührung eine Hand auf ihren wogenden Busen legte. Die Kinder stritten sich darüber wer von ihnen hübscher war. Mit jedem Wort, mit jedem Laut wurde Lucias Grinsen breiter und sie stemmte amüsiert die Hände in die Hüften. Selbst die sonst so strenge Sekunda lächelte über diese vorlauten Kinder. „Mein Name ist Laeva, mein kleiner Held. Aber ich fürchte dir ist jemand schon vor deiner Geburt zuvor gekommen. Zu meinem Bedauern bin ich bereits verheiratet.“, wandte sich Manlia mit einem breiten Lächeln an ihren kleinen Verehrer. „Das ist wirklich ein Pech! “, bestätigte Lucia inbrünstig. Die Kinder waren wirklich herzallerliebst! Fast wurde Lucia eifersüchtig, dass Manlia zur Angebeteten deskleinen Anführers auserkoren wurde.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer03.png Aus halbwegs sicherer Distanz musterte Corvus weiterhin die Ware eines der Händler und unterhielt sich beiläufig mit diesem, während er gleichzeitig das Spiel der Kinder mit den Frauen im Auge behielt. Eine nette Idee, das musste er zugeben, aber er fragte sich immernoch wie sein Mann vorhatte die Aufgabe zu erledigen. Die Kinder würde er dazu wohl kaum direkt einbinden können und wenn doch, würde er sich später von Corvus anhören dürfen wie wenig dies mit der eigentlichen Aufgabe zu tun hatte.
    Aber noch war ja vollkommen unklar, wann, wie und ob sein Mann überhaupt ins Spiel kommen würde.. weshalb Corvus sich die Ruhe gönnte ein paar Datteln dritter Klasse zu erstehen und weiter in der Nähe umherzuschlendern.



    http://farm3.staticflickr.com/…28621006_b9e600acf4_m.jpg Die Meute selbst machte ein enttäuschtes Geheul als die von ihrem Anführer auserkorene Frau sich als bereits verheiratet herausstellte. Das warf den Jungen dann auch für einen Moment aus dem Konzept, bis ihm schließlich eine der Geschichten einfiel die ihm seine Mutter immer zuhause erzählt hatte: "Dann... dann raube ich dich wie eine Sabinerin! Jawoll! Nichts kann mich davon abhalten dich zur Frau zu nehmen! Wie Zeus die Europa werde ich dich entführen!"
    Lauter Jubel der Kinder brandete auf ob dieses für sie zweifellos genialen Einfall, einige tanzten sogar umher um diese perfekte Möglichkeit das Problem zu lösen gebührend zu feiern.. nur der Anführer blieb ganz ruhig und hielt die sich als Laeva vorstellende Frau in seinem Blick: "Nun, was sagst du, wunderschöne Laeva?"


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  • Fast spürte Lucia selbst die Enttäuschung, die den Jungen gepackt haben musste. Nie hätte sie gedacht, dass ihm so schnell so eine gewitzte Antwort einfiel! Der Jubel der Kinder auf seinen kühnen Vorschlag übertönte zum größten Teil Lucias überraschten und amüsierten Aufschrei, den die rasch abermals mit der Hand vorm Mund zu verdecken suchte. Überaus neugierig, wie ihre Freundin darauf wohl reagieren mochte wanderte Lucias Blick zwischen dieser und ihrem kleinen Halbgott hin und her. Sie selbst hätte jetzt sicher nicht mehr gewusst, was sie sagen sollte! Auf einmal war es Lucia wieder ganz recht nicht die Angebetete des Kleinen zu sein.


    „Nur zu gerne, würde ich mich von dir entführen lassen!“, bestätigte Manlia Laeva mit einem breiten Grinsen. Doch mit dem größten schauspielerischen Talent, das sie aufbringen konnte, zwang sie das Grinsen zurück, bückte sich etwas und flüsterte die folgenden Worte laut genug, dass ihr kleiner Verehrer und die Kinder in den ersten Reihen verstehen konnten: „Doch mein Leibwächter hier ist meinem Mann treu ergeben, er wird mich nicht so einfach mit dir gehen lassen. Als hätte er nur auf das Stichwort gewartet, trat Manlias Sklave nach vorne neben seine Herrin und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Irgendwie schaffte er es sogar seine Schultern noch breiter werden zu lassen, während er bedrohlich auf den kleinen Möchtegern-Entführer herabblickte.

  • http://farm3.staticflickr.com/…28621006_b9e600acf4_m.jpg Das Auftreten des Leibwächters verfehlte seine Wirkung nicht.. für einen Moment. Instinktiv wichen die Kinder zurück und machten große Augen, allerdings kam nicht einmal eine Sekunde später die Lehre der Straße durch, in welcher sie es mit eben solchen Grobianen ziemlich oft zu tun bekamen. Lucius Regulus auf jedenfall zeigte sich betont unbeeindruckt, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Leibwächter von den Zehenspitzen bis hoch zum Kopfeshaupt.
    "Hah!", schnaubte der vorstimmbrüchige Junge nur verächtlich und winkte theatralisch ab, "Auch das kann mich nicht aufhalten. Ich werde dich freien wie Perseus die Andromeda vor dem Seeungeheuer! Uns steht eine glorreiche Zukunft bevor, schöne Laeva!" Mit diesen Worten wandte er sich ab und seinen kleinen Gefährten unterschiedlichen Alters zu: "Ihr habt es gehört, meine treuen Gefährten, wir sind an einem Scheidepunkt unseres Abenteuers angekommen! Ihr seht die Schönheiten von Ungeheuern gefangen und bedroht, und nur wir sind es, die sie befreien und in ein schöneres Leben entführen können! Deshalb, meine treuen Männer..."
    "Ich bin aber ein Mädchen."
    "Ich auch."
    "Und ich auch... glaube ich."
    "...und Mädchen!", korrigierte sich der selbsternannte Perseus selbst, wirbelte auf dem Absatz herum und deutete auf die Leibwächter: "ZUR BEFREIUNG DER SCHÖNHEIT! ATTACKEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!"
    So gebrüllt, so geschehen: in nullkommanix stürmte die Kinderschar auf die Leibwächter zu, und gab sich garnicht erst mit Schlägen gegen die Beine zufrieden... sie versuchten sie einfach zu erklimmen und auf ihre Schultern zu gelangen, um ihnen dort die Augen zuzuhalten und mit viel Geschrei die Ungeheuer niederzuringen. Perseus selbst beschäftigte sich natürlich mit dem Ungeheuer, das seine Andromeda gefangen hielt, und mit spielerischen Tritten gegen den Hintern des Leibwächters unterstützte er seine Gefährten, die gerade an diesem hochzuklettern versuchten.
    Natürlich waren sie nicht darauf aus die Männer niederzuknüppeln, es ging ja immerhin um ein großes Abenteuer das vor allem Spaß machen sollte... aber die schiere Anzahl der Kinder reichte schon aus, um augenblicklich Chaos auf dem Flecken ausbrechen zu lassen.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer03.png Die Attacke war... unerwartet, das musste Corvus zugeben, der sich in die Reihe der zahlenmäßig zunehmenden Schaulustigen gesellte, dabei aber vor allem diese selbst im Auge behielt. Was für ein Moment, das erkannte doch jeder! Und tatsächlich... aus der Menge glitt ein vollkommen unscheinbarer Mann, der sich augenblicklich als sein 'Lehrling' herausstellte. Corvus' Mundwinkel zuckten nach oben, der Mann hatte offensichtlich ein Gespür für den richtigen Moment, wenn das alles hier nicht schon von vorneherein von ihm in dieser Art geplant war.
    Nichtsdestotrotz glitt der Mann aus der Menge auf die Gruppe zu, in welcher sich die Kinder immernoch mit großem Eifer mit den Leibwächtern balgten und war keinen Augenblick später bei der Tiberia angelangt. Was auch immer er in ihren Rücken drückte konnte Corvus nicht erkennen, aber er konnte erkennen, dass er mit der anderen Hand ihre Rechte nach hinten zog und ihr etwas in diesselbe drückte. Corvus musste nicht lange nachdenken um zu erkennen, dass es sich um das Stück handelte um das sich hier immerhin alles drehte: ein Anhänger in Form eines silbernen und mit Bergkristall besetzten Wolfs nach nordischer Machtart.
    So schnell wie er zu der Tiberia vorgedrungen war zog er sich auch augenblicklich wieder zurück in die Menge und verschwand im Dickicht bevor auch nur irgendjemand verdacht schöpfen konnte. Ob er etwas zu der Tiberia gesagt hatte, war für Corvus nicht zu erkennen gewesen, das Tösen der Kindermeute war einfach zu laut... und es ging ja auch nicht darum der Tiberia etwas zu sagen... es ging nur um das Medaillon, und der Auftrag war ohne Zweifel spektakulär, aber doch erfolgreich beendet worden.


    Der junge Perseus schien interessanterweise genau auf diesen Moment gewartet zu haben, denn einen Augenblick später schrie er: "SIE SIND ZU STARK! LASST SIE! WIR SCHLAGEN EIN ANDERES MAL MIT NOCH GRÖßERER ZAHL ZU!"
    Dies war der Moment indem alle Kinder, in Moment noch im spielerischen Kampf mit den Leibwächtern verbissen, von ihren Opfern abließen und in die Menge davonstoben... mit Ausnahme des Perseus, der sich noch den Moment nahm um sich vor seiner Andromeda zu verneigen und ihr zu versprechen: "Ich komme dich holen, Geliebte, verzage nicht!"
    Mit diesen Worten wandte auch er sich ab und flitzte davon, auf dem vormaligen Schlachtfeld nur die beiden Frauen und ihre Leibwächter zurücklassend.
    Als die Menge der Schaulustigen sich verstreute wandte auch Corvus sich mit einem Lächeln ab... einem zufriedenen Lächeln.


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  • Schade, gleich würde es vorbei sein. Lucia blickte mit einem warmen Schmunzeln auf die vor dem Leibwächter zurückweichenden Kinder. Aber sie würde sich auch nicht mit diesem Schrank anlegen wollen.


    Nur der kleine Held, der so unbedingt Manlia freien wollte, schien sich nicht einschüchtern zu lassen. Er entfaltete ungeahnte rhetorische Fähigkeiten und hetzte doch tatsächlich seine Horde kleiner, wilder Gefährten auf die großen Ungeheuer. Offensichtlich war nicht nur Manlias Leibwächter das Ziel der Kinder, auch Lucias wurden tapfer bekämpft. Zuerst hatten die Männer gedacht, dass sie mit den Kindern leicht fertig würden. Doch an jedem Arm mindestens ein Kind hängend, wenigstens eins auf dem Rücken und noch ein gefühltes halbes Dutzend, die grade erst zur Erstürmung der Riesen ansetzten, belehrten sie rasch eines Besseren. Es dauerte nicht lange da landete Manlias Leibwächter auf seinem Hosenboden. Er hob mit Mühe das Kind von seinem Rücken, um wieder etwas zu sehen, nur um sofort wieder zwei auf sich zu haben.


    Manlia und Lucia versuchten sich noch wenige Momente lang an vornehmer Selbstbeherrschung, doch sie hatten keine Chance. Lucia konnte nicht mehr! Sie hielt sich den Bauch vor Lachen. Manlia erging es nicht viel besser. Sie stand vorne und konnte grade noch so ihrem umfallenden Leibwächter ausweichen. Zwischen zwei atemlosen Lachern, seufzte sie theatralisch: „Meine Helden! Meine tapferen, kleinen Krieger!“ Dass sie mit diesen Worten wohl kaum ihre Leibwächter meinen konnte, war wohl jedem klar. Lucia wich geistesgegenwärtig einem ihrer halb blind taumelnden Leibwächter aus und zog sich an den Rand des Gerangels zurück und wischte sich die Lachtränen aus dem Augen.


    Im ersten Moment glaubte Lucia einen spitzen Ellenbogen einer der Schaulustigen im Rücken zu haben. Sie wollte sich davon nicht die gute Stimmung verderben lassen und trat einen Schritt zur Seite. Erst als das seltsame spitze Ding nicht verschwand, kam das ungute Gefühl vom Anfang des Ausfluges zurück. „Ganz ruhig!“, die gezischten Worte ließen Lucia zu einer Salzsäule erstarren. Sie hatte sie über das Kreischen der Kinder beinahe nicht gehört und doch war sie Lucia durch Mark und Bein gegangen. Ihre rechte Hand wurde nach hinten gezogen und etwas hineingelegt. Was sollte das? In ihren Schock schlich sich Verwirrung. Im nächsten Moment war das Spitze in ihrem Rücken auch schon wieder weg. Wären da nicht ihre wackeligen Knie, ihre mehr als unangenehme Gänsehaut und die eiskalten Finger, die irgendetwas umschlossen… fast hätte Lucia glauben können sich das eben eingebildet zu haben. Schleichend langsam nahm sie ihre Rechte nach vorne. Mit aller Willenskraft die ihr zu Verfügung stand zwang sie ihre Finger auf. Ein Anhänger. Ihr Magen senkte sich mit einem Ruck, als ob sie eine Stufe verpasst hätte.


    Die Kinder hatten sich schlussendlich doch dazu entschieden sich lieber zurückzuziehen. Sekunda lächelte leise, während Manlia ihrem beinahe Retter hinterher rief: „Ich werde die Stunden zählen!“ Sie lachte glucksend, während sich ihr Liebwächter mit einem nur unzulänglich unterdrückten Fluch wieder aufrappelte. Sekunda ließ ihren Blick zu ihrer Herrin wandern und erschrak: „Domina, du bist weiß wie eine Wand…“ Manlia drehte sich bei den Worten der Sklavin um und das Lächeln auf ihren Lippen erstarb: „Geht’s dir nicht gut, Liebes?“ Lucia schüttelte den Kopf und flüsterte: „Ich glaube ich möchte nach Hause…“ Manlia legte mütterlich einen Arm um die Schultern der Jüngeren: „Aber natürlich, Liebes!“

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