Verleihung von Auszeichnungen an Magistrate des Cursus Honorum durch den Consul

  • Am heutigen Morgen hatte sich Livianus tatsächlich dabei erwischt, dass er die Tage bis zum Ende seiner Amtszeit gezählt hatte. Ob es mit den bereits gewählten und feststehenden Nachfolgen zu tun hatte oder mit einer Tabula, die ihm ins Haus geflattert war, konnte er nicht eindeutig festmachen. Kurz nach der Veröffentlichung einiger vorgenommener Auszeichnungen an Magistrate seiner Amtsperiode war bereits besagte Nachricht eingetroffen. Vermutlich hatte der Duccier dabei nicht den Vorsatz, den Magistraten zu ihrer Diploma zu gratulieren, andererseits war es Sache des Consul, wem er ein erfolgreiches Arbeitszeugnis ausstellte. Da es jedoch keinen Grund gab der Bitte des duccischen Senators nicht nachzukommen, hatte den Punkt auf die heutige Liste gesetzt.


    "Senatoren,


    wie ihr vermutlich alle gesehen und gelesen habt, habe ich in meiner Funktion als Consul und oberster Magistrat einige Magistrate für ihre Arbeit mit einer Diploma ausgezeichnet. Senator Duccius hat das Bedürfnis geäußert uns etwas zu dieser Verleihung mitteilen zu wollen."


    Damit deutete der Consul auf den angesprochenen Senator und räumte in gespannter Erwartung den Platz.

  • "Patres conscripti... anders als der Consul es darstellt trete ich nicht mit einer Mitteilung an euch heran, sondern mit einer Frage, die ich mich alleine zu beantworten nicht imstande sehe und daher euren kollektiven Rat ersuche.", korrigierte Vala den Konsul (wieder einmal) als er sich erhob.


    "Wie der Konsul Decimus es schon richtig benannt hat, geht es mir dabei um die kürzlich von ihm vorgenommene Verleihung von Diplomae per Decretum Consulum an scheidende Magistrate des Cursus Honorum. Die Personalien der von der Verleihung betroffenen sind dabei nicht von Belang, ebensowenig wie die Personalie des Verleihenden. Mir geht es in dieser Frage um zwei grundsätzliche Probleme: Recht und Gerechtigkeit.", leitete Vala die Problemstellung ein und vermied schon ganz am Anfang mit irgendwelchen Unterstellungen und Vorwürfen aufzuwarten und lenkte die Aufmerksamkeit rein auf die Sache... auf den bloßen Akt.
    "Die rechtliche Frage ist: darf ein Konsul Magistraten einfach so ohne Rücksprache mit dem Senat Diplomae für deren Arbeit ausstellen?


    Betrachten wir zuerst den Usus: die Amtshandlung des Decimus ist die allererste ihrer Art. Noch NIE hat ein Consul Diplomae per Decretum Consulum verliehen.
    ALLERDINGS ist es nicht das erste Mal, dass Magistrate für ihren Eifer im Amt ausgezeichnet wurden... selbst wenn die letzte Verleihung dieser Art mittlerweile zwanzig Jahre zurückliegt. Bei diesen Verleihungen wurde allerdings immer der Senat befragt.
    Warum der Senat zur Vergabe von Auszeichnungen an Magistrate befragt wird erklärt sich eigentlich von selbst: der Senat postuliert die Zugangsvoraussetzungen, er wählt die Magistrate, setzt sie in ihre Ämter ein und ist die Instanz, dem die Magistrate Rechenschaft schulden. Konsequent daher der bisherige Usus, den Senat auch bei der Auszeichnung der Magistrate entscheiden zu lassen.


    Rein rechtlich gesehen sind diesem Vorgang allerdings keine Riegel vorgeschoben, es gibt kein Gesetz, das die Amtsbefugnisse des Konsuls in dieser Sache beschneidet. Was ein wenig paradox anmutet, weil Magistrate so im krassesten Fall zweimal für ihre Amtszeit ausgezeichnet werden KÖNNTEN: einmal per Decretum Consulum von diesem, einmal per Decretum Senatus.


    Kurzum daher zur rechtlichen Sache:
    Bricht ein Konsul geltendes Recht, der den Magistraten eigenmächtig und ohne Rücksprache mit dem Senat Diplomae für ihre Amtszeit verleiht? Nein, tut er nicht.
    Bricht er aber mit dem Usus, übergeht den Senat und nimmt diesem ein seit Ewigkeiten gebräuchliches Recht? Ja, ohne jeden Zweifel.


    Die Frage die ich nun in den Raum stelle ist folgende: was für Konsequenzen ziehen wir aus diesem Fall? Bedenklich ist es in jedem Fall..."


    Den ersten Punkt angesprochen ließ Vala die Sache einen Moment lang ruhen um den Senatoren genügend Zeit zu geben sich in die Sachlage hineinzubegeben, bevor er die Frage der Gerechtigkeit angeht:


    "Was der Decimus hier eigenmächtig und sicherlich doch nur mit den besten Absichten vorgenommen hat, spricht allerdings auch einen Punkt an, den Senator Germanicus vor nicht allzu langer Zeit an mich herangetragen hat: die Frage der Verleihung von Diplomae an tüchtige Magistrati und die Gerechtigkeit darin.", kam Vala auf sein ewiges Steckenpferd zu sprechen: Gerechtigkeit und Fairness, "Denn: wenn wir dabei bleiben, dass der Consul die Magistrate für ihre Arbeit belohnt, frage ich mich: was ist mit jenen nach dem Decimus? Was mit jenen vor dem Decimus?
    Wenn man sich eine Belohnung für seine gute Arbeit erhofft, muss man dann darauf hoffen, dass der Decimus gerade zufällig mal wieder Consul ist und man sich gut mit ihm gestellt hat? Was ist mit den anderen Consules? Pech gehabt, der hat keine Lust Diplomae zu verteilen? Achja... aber mach bei dem das Vigintivirat, der ist freigiebig mit öffentlichem Lobpreis?


    Ihr versteht worauf ich anspiele: das was für die jetzt amtierenden Magistrate gilt MUSS meines Erachtens aus Gründen der Gerechtigkeit und der Fairness auch für alle folgenden Magistrate gelten... und auch für all jene, die davor kamen. Es kann nicht sein, dass man 'bestraft' wird weil man einen ungünstigen Zeitpunkt ohne freigiebigen Konsul für seine Kandidatur gewählt hat... es kann aber ebenso wenig sein, dass man mit einem lauen Handschlag eine Diplomae bekommt, nur weil dem Konsul das jeweilige Gesicht gefällt. Wir brauchen Transparenz, wir brauchen Nachvollziehbarkeit und Berechenbarkeit in diesen Entscheidungen um Zukünftige nicht abzuschrecken und Vergangene nicht zu vergrätzen!
    Deshalb greife ich, wenn du erlaubst Senator Germanicus, hier eben seinen Vorschlag auf: wir brauchen eine neue, nachvollziehbare und GERECHTE Handhabe im Umgang mit den Auszeichnungen für unsere Magistrate!"

  • Livianus seufzte und fuhr sich ermüdet über das Gesicht bevor er sich erhob und erneut das Wort ergriff.


    "Senator Duccius. Würdest du mir bitte die Ehre erweisen und mir noch einmal die Definition einer Diploma in Erinnerung rufen. Also worum genau handelt es sich bei einem solchen Schriftstück.


    Und, wenn du ebenfalls so freundlich wärst, uns mitzuteilen ob du selbst stolzer Besitzer einer oder gar mehrerer Diploma bist und wofür die sie erhalten hast?"

  • Oh je, ging der Kindergarten jetzt gleich wieder los? Sextus verdrehte schon einmal die Augen und, auch wenn es nicht dem Usus entsprach, warf er im Sitzen gleich mal dazwischen: “Was soll der persönliche Angriff schon wieder?“ Laut genug, dass alle es hören konnten. Er war diese Stänkereien zwischen den beiden wirklich leid. Als Senator hatte man wirklich besseres zu tun. Und auch, wenn Sextus keinen der beiden sonderlich leiden konnte, wollte er doch wenigstens eine einzige Debatte ohne diese Kindereien zuende bringen.
    Erst danach erhob er sich förmlich und bat nur kurz um das Wort. “Die Diskussion hat nichts mit den Diplomae zu tun, die einzelne Mitglieder des Senates besitzen oder auch nicht. Du wirst hier keine fünf Senatoren finden, Consul Decimus, die keine Diplomae besitzen.


    Und auch, wenn ich nicht alle Schlussfolgerungen von Senator Duccius unterstützen – oder nachvollziehen – kann, muss ich ihm doch insoweit recht geben, dass dein Vorgehen am Senat vorbei, Consul Decimus, einige Fragen aufwirft, und darüber hinaus es nicht ersichtlich wird, warum dieser Weg gewählt wurde. Noch dazu hat er recht in dem Punkt, dass bisherige Magistrate selten eine Auszeichnung für ihre gute Arbeit erhalten haben und es nicht eine Frage des Glücks sein sollte, ob man eine Diploma erhält.
    Wo ich allerdings wenig Sinn in der Diskussion sehe, ist darin, für vergangene Zeiten nachträglich eine Änderung hier herbeizuschaffen. Die Vergangenheit ist vergangen und darf daher auch ruhen. Zumal eine genaue Prüfung, wer wann was und wie gemacht hat, was eventuell eine Auszeichnung verdient, kaum vollumfänglich durchführbar ist und daher immer irgend etwas unbeachtet bleiben wird. Und es kann auch nicht Aufgabe des Senates sein, die vergangenen Jahrzehnte nach Heldentaten zu durchforsten.
    Für die Zukunft aber können wir diesem Missstand durch klare Vorgaben und Verfahrensweisen sicherlich einen transparenten und gerechten Rahmen geben, und so aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.“


    Das war jetzt vielleicht etwas kürzer als sonst, aber er hatte wirklich keine Lust auf weitere Kindereien in diesen Hallen, nur weil zwei Senatoren sich nicht beherrschen konnten. Und nicht in der Lage waren, konstruktiv miteinander zu arbeiten.

  • Das Ganze grenzte an eine Lächerlichkeit die Livianus sichtlich aufwühlte.


    "Worauf ich hinauswollte geschätzter Aurelius ist die Tatsache, dass selbst die Schola Atheniensis Diploma….. per Definition ein Arbeitszeugnis, dass man sich zu Hause in den Schrank legt und gegebenenfalls stolz seinen Besuchern zeigen kann….. für einen bestandenen MUSIKKURS verleihen darf und ihr nun tatsächlich einem amtierenden Consul, …..ganz gleich ob nun in diesem Fall ich oder irgendeine andere Person….. dem höchsten Amt das unser politisches System zu bieten hat, aberkennen wollt ein solches Arbeitszeugnis an verdiente Magistrate zu verleihen.


    Ist das wirklich euer ernst? Was darf eurer Meinung ein Consul denn überhaupt noch, wenn nicht einmal eigenständig ein gutes Arbeitszeugnis ausstellen? Ob dies nun in den letzten Jahren genutzt wurde oder nicht. Das ist Angelegenheiten der Consuln davor und keine Glücksache. Wenn der LAPP in Germania Inferior seinem Princeps Praetorii eine Diploma verleiht, kann sich der Princeps Praetorii aus Belgica auch nicht beschweren und sagen, dass er wohl besser nach Germania Inferior gezogen wäre oder der Princeps dort eben mehr Glück hatte. Lächerlich."

  • "Könnte mal jemand dem Konsul am Ende seiner Amtszeit erklären, wofür ein Konsul überhaupt da ist? Wenn ich das mache, ist wieder der Cerberos los.", flehte Vala beinahe flüsternd seine Sitznachbarn an, bevor er sich dann doch wieder in die Höhle des Löwen wagte und sich das Wort erteilen ließ: "Decimus, du lenkst vom eigentlichen Problem ab und offenbarst eine Denkweise, die ich aus dem Munde eines Consuls für ziemlich gefährlich halte.


    Erstens: deine Beispiele gehen vollkommen an der Sache vorbei, denn ein Consul verhält sich zu seinem Vorgänger nicht wie der Legatus Augusti in Belgica und der in Germania Superior. Die Amtshandlungen deiner Vorgängers haben absolute Relevanz für dich und du kannst dich nicht einfach dieser Verpflichtung barstellen indem du behauptest, du als neuer Konsul könntest machen was dein Amt dir erlaube ohne darauf zu achten was deine Vorgänger getan haben. Weiterhin: die Schola hat eine klare Hierarchie mit einer einzigen Person an der Spitze ohne effektives Mitspracherecht der Untergebenen. Merkst du selbst, wie dieser Vergleich hinkt? Wir sind nicht deine Untergebenen, Decimus, wir sind der Senat Roms.
    Es sind nicht DEINE Magistrate, es sind UNSERE. Dies haben deine Vorgänger gewusst und wahrgenommen, indem sie die Frage der Auszeichnung an den Senat zurückgegeben haben. Wobei zurückgegeben der falsche Ausdruck ist.. es war nie eine ureigene Kompetenz des Konsuls, er hat die Sitzung zur Vergabe der Diplomae nur geleitet wie jede andere auch. Hier stellt sich die Frage ob der seit Jahrzehnten getätigte Brauch nicht mittlerweile schon Gewohnheitsrecht ist.


    Ich frage mich, wie du auf die Idee gekommen bist dem Senat dieses Recht zu nehmen ohne ihn auch nur ein einziges Mal auf dein Vorhaben anzusprechen. Ich meine: du selbst kommst aus dieser Zeit, in der die Vergabe von Ornamenta vom Senat diskutiert wurde. Warum genau hieltest du es nicht für notwendig, uns von dieser Änderung im Usus zu unterrichten, von der du selber noch profitiert hast?


    Und noch etwas: können wir also davon ausgehen, dass du darauf beharrst dieses Recht gegen das Gremium für dich zu behalten und somit einen Präzedenzfall schaffst?"

  • Nun erhob sich auch Sedulus.


    Du weißt Consul Livianus, auch wenn wir unsere Probleme miteinander hatten, kann ich dich in der Zwischenzeit gut leiden und es kann keiner sagen dem wäre nicht so. Allerdings muß ich Senator Duccius Vala bei seinem Gesagten recht geben. Du hättest den Senat vorher befragen müssen. Es sei denn, unser Imperator hat dir vielleicht die Vollmacht ausgestellt dies zu tun und den Senat aus welchen Gründen auch immer darüber nicht in Kenntnis gesetzt. Wie auch immer... Ich weiß du hast es sicherlich gut gemeint, auch wäre ich froh gewesen damals einen solchen Consul wärend meiner Amtszeit gehabt zu haben...


    dabei lächelte Sedulus verbittert...


    ...aber diese Entscheidung ist dem Senat vorbehalten.


    Hätte er vielleicht noch ein "leider" hinzufügen sollen? Nein, Sedulus befand dass es so besser war.


    Schließlich wandte sich Sedulus noch an den Aurelier.


    Was die Diploma angeht werter Senator Aurelius Lupus, da wäre ich mir nicht so sicher...!

  • Obgleich Gracchus noch zu keiner Zeit großartiges Vergnügen am Senat hatte gefunden, so schienen ihm nicht nur manche Causae, sondern insbesondere die Art und Weise der Dispute in der Curia Iulia in der letzten Zeit recht unerquicklich, und er mochte beinahe behaupten lieber mit seiner Gemahlin das Bett teilen zu wollen als diesen Diskussionen beizuwohnen - was indes auch ein wenig aus einer Verklärung seiner Sicht mochte herrühren, hatte er seine Gemahlin seit Beginn des Bürgerkrieges doch nicht mehr gesehen. Diplomae und andere Auszeichnungen waren zu früheren Zeiten des Öfteren Anstoß von Ärgernis gewesen, indes war der Flavier davon ausgegangen, dass dieses Thema endgültig obsolet war - doch augenscheinlich hatten sowohl der Decimus, als auch der Duccius darin für sich eine neue Substanz entdeckt, jeder auf die ihm eigene Weise. Denn worum ging es in dieser Causa - um Diplomae, um Decreta Consulum oder zwischenmenschliche Animositäten, welch längst den Status sublimer Antipathie hatten überschritten und darob sogar für den Flavius erkennbar waren, welcher sonstig seine Schwierigkeiten mit dieser Kognitionsebenen hatte? Sofern indes ein Consul nichts anderes mehr per Dekret hatte zu verkünden als Diplomae, der Senat hernach nichts besseres zu tun als darüber zu debattieren, hatte Rom augenscheinlich endgültig die widrigen Zeiten des Bürgerkrieges und seiner Nachwehen hinter sich gelassen und war zu den Kleinlichkeiten der Politik zurückgekehrt. Gracchus' Worte fielen darob überaus trocken aus und ließen keinen Zweifel daran, mit welch großem Vergnügen er augenblicklich die Curia Iulia mit dem Schlafgemach seiner Gemahlin würde substituieren wollen.
    "Ehedem diese Auszeichnung Anlass zu Gesetzesregelungen, Präzedenzfällen oder Anklagen auf Abspre'hung geltenden Rechtes geben, sollten wir allfällig darauf blicken, was genau eine Diploma ist, welcher Stellenwert ihr in Hinblick auf Staat und Politik heutzutage beigemessen wird, und welchen Nutzen sie darüber hinaus nach sich zieht. Weder die Diploma an sich, noch die Autorisierung diese zu verleihen, noch der durch sie entstehende Nutzen ist in unserem Gesetze ver..ankert, noch definiert, und dies wie ich meine aus gutem Grunde - da sie sintemal keinerlei Auswirkung auf das publike oder politische Leben hat. Die Diploma ist schlichtweg eine rein subjektive Wertschätzung eines Vorgesetzten und kann ebenso limitiert, wie auch inflationär verteilt werden, mit der tatsächlichen Intention Dank und Lob auszuspre'hen, indes wie jedes andere Geschenk auch im Sinne der Korruption. Wie Consul Decimus exemplarisch anführt mag auch ein Legatus Augusti nach Gutdünken diese Auszeichnungen verteilen, ebenso wie etliche andere Vorgesetzte in unserem Staatswesen - und da dies in der Vergangenheit durchaus des Öfteren geschehen ist, ist eine solche Diploma kaum mehr wert als das Empfehlungsschreiben eines Patrones oder Vaters, und wird aus eben diesem Grunde seit langem nicht mehr durch den Senat ver..liehen - denn genau dies ist seit Jahrzehnten getätigter Brauch und darob wohl bereits Gewohnheitsrecht, dass der Senat nicht im Geringsten sich um Diplomae, weder in ihrer Verleihung, noch in ihrer Bedeutung schert! Wer sich eine Belohnung seiner Arbeit als Magistrat in Form einer Diploma erhofft, hat ohnehin die Essenz des Cursus Honorum nicht verstanden, denn die eigentliche Anerkennung und Auszei'hnung seiner Arbeit durch den Senat liegt darin, dass dieser Mann auch zur nächsten Kandidatur wieder gewählt werden wird – und niemand wird dann danach fragen, ob er für die vorherige Magistratur eine Diploma hat erhalten oder nicht. Die Frage danach, ob einem Consul das Recht sollte zustehen, eine solche Diploma zu verleihen, scheint mir darum ebenso essentiell wie die Frage danach, ob er dazu sollte berechtigt sein per Dekret einen Dankesgruß zu versenden, und ich muss aufrichtig konzedieren, dass beide Fragestellungen mir wenig adäquat, wenn nicht gar schli'htweg überflüssig für dieses Gremium erscheinen."
    Gracchus überlegte einen Augenblick eine unbesonnene Äußerung anzufügen, nahm sodann jedoch wieder Platz. Obgleich dies derzeit mehr als populär zu sein schien, würde er nicht zu unüberlegten Verbalinjurien sich hinreißen lassen. Eher würde er nach Patavium zu seiner Gemahlin reisen.

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  • "Flavius, deine Äußerung geht am Problem vorbei.", warf Vala leicht genervt ein, weil der Flavier sich offenbar nicht die Mühe gemacht hatte das Problem in seiner Gänze zu verfolgen, "Dass der Consul rechtlich gesehen eben das Recht hat Diplomae zu verleihen wurde schon ganz zu Anfang von mir festgestellt und ist auch nicht das Problem! Die Frage dreht sich darum, ob der Konsul es sich erlauben darf ein Recht, dass zuvor dem Senat als kollektiv zuteil war, an sich reißen kann ohne davor auch nur ein Wort mit dem Senat zu wechseln, dem er dieses Recht nimmt.


    Und ich würde es vorziehen, wenn du endlich einsehen würdest, dass deine offensichtliche Geringschätzung für Diplomae sich in keinster Weise mit dem im Reich praktizierten Realität überschneidet.
    So wenig du von ihnen halten magst: Diplomae und andere Auszeichnungen sind für eine nicht geringe Anzahl von Wirkenden im Reich von nicht unbeträchtlicher Bedeutung. Dass sie das für dich nicht sind ist deine persönliche Entscheidung, aber du wirst wohl kaum im Alleingang die von deiner Wahrnehmung abweichende Einstellung vieler anderer bagatellisieren können."

  • Gracchus war nicht gänzlich sicher, welcher Teil der duccischen Rede noch an ihn war gerichtet, hatte er sich doch vor dieser Sitzung seit langer Zeit nirgends öffentlich - und auch im privaten konnte er sich dessen nicht entsinnen - zum Wert der Diplomae geäußert, noch mit dem Duccius darüber gesprochen, so dass er wohl kaum endlich eine Einsicht konnte zeigen.
    "Nun, so der Senat der Ansicht ist, diese Diplomae seien von beträ'htlicher Bedeutung, weshalb werden sie dann seit langer Zeit weder durch den Senat vergeben, noch von ihm berücksichtigt?"
    fragte er dennoch.
    "Es mag sein, dass dies in anderen Teilen des Reiches anders gehandhabt werden mag, doch in dieser Halle sind sie faktisch ohne Bedeutung. Zudem kann ich noch immer nicht na'hvollziehen, auf welches Recht du dich berufst, Duccius, denn wo in unserem Recht ist festgeschrieben, wer Diplomae verleihen darf und wer nicht, wie kann der Consul dem Senat ein Recht nehmen, welches diesem nicht explizit als alleinig zugewiesen ist, noch welches er für sich beansprucht?"
    Allfällig schien es sich doch um ein Problem zu handeln, welches irgendwo dort unter der persönlich geführten Auseinandersetzung zwischen Duccius und Decimus verborgen war, doch Gracchus hatte wahrlich seine Mühe damit es zu finden, entsprach es doch auch nicht seinem Verständnis des Senates aus einer Tirade unsachlich und persönlich ausgetragener Disputationen jene drei Worte herauszufiltern, welche von Belang waren.

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  • "Der Senat hat die Diplomae nicht vergeben, weil ihre Bedeutung schwand, sondern weil ihre Vergabe keine gerechte Grundlage hatte und zur Inflation der Vergabe geführt hat. Wären die Diplomae bedeutungslos hätte weder der Senat sich in der Vergangenheit mit ihnen als Auszeichnung für die gewesenen Magistrate befasst, noch hätte der Decimus sie jetzt wieder ausgepackt.", korrigierte Vala das Postulat des Flavius, der auf Teufel-komm-raus die Diplomae seiner Sichtweise unterwerfen wollte, "Nichtsdestotrotz ist dies keine Diskussion über die Bedeutung von Diplomae. Es ist eine über die Kompetenz von deren Vergabe als Bewertung der Arbeit der Magistrate. Diese lag bisher dem Senat inne... ob er sie nun wahrgenommen oder ruhengelassen hat ist dabei nicht von Belang.. es war seine. Es wäre unlogisch zu behaupten, der Senat habe zwar das Recht von SEINEN Magistraten Rechenschaft und Bürge einzufordern, diese bei Verschulden gegen ihre Amtspflicht zu rügen... aber so sich diese hervorgetan haben soll dann plötzlich der Konsul für die Auszeichnung zuständig sein? Nein, ganz sicher nicht. Aber das ist ja wie gesagt auch nur ein Problem des ganzen... das eigentliche Problem ist, ob ein Konsul es nicht für notwendig halten muss den Senat von seinem Bestreben zu unterrichten, die Verleihung von Diplomae für Magistrate wiedereinzuführen. Magistrate, die sich seiner persönlichen Meinung nach verdient gemacht haben. Ein Prozedere, dass bis vor wenigen Tagen dem Senat zueigen war und NICHT dem Konsul. Keine Kommunikation, kein garnix. Warum? Ich frage mich: warum?"

  • Zwar war Gracchus noch immer der Ansicht, dass der Inhalt der Handlung nicht von ihrer Ausführung war zu trennen und als Ganzes musste betrachtet werden, doch da er dies bereits hatte ausgeführt, mit den christianischen Anschauungen nicht derart war vertraut, um mit dem Teufel bekannt zu sein, und die Fragen des Duccius nun ganz eindeutig nicht mehr an ihn waren gerichtet schwieg er und wartete auf die maßgebende Meinung, respektive Antwort des Senates.

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