Basilica Neptuni

  • Auf dem Marsfeld zwischen dem Pantheon und den Thermae Agrippae wurde um 27 v. Chr. von Marcus Vipsanius Agrippa anlässlich seines Sieges über Sextus Pompeius (36 v. Chr.) und Marcus Antonius (31 v.Chr.) die Basilica des Neptun errichtet. Agrippas Tochter erweiterte den Bau im Jahre 12 v. Chr. noch einmal.


    Agrippa widmete den Tempel seinem Freund und Schwiegervater, dem Kaiser Augustus.


    Damit stellt die Basilica eines der größten, öffentlichen Gebäude dar, die von Agrippa in Rom gestiftet wurden.

  • Die Zeit, die einer Frau für Trauer zugestanden wurde, war für Merula schon beinahe vorüber. Also war es Axilla umso wichtiger, allen beteiligten Gottheiten, die für die sichere Überführung ihres Vetters ins Elysium hier zuständig waren, gerade nun zu den Parentalia auch geeignete Opfer zu bringen.
    Iulius Dives hatte zu berichten gewusst, dass Merula ertrunken war. Also war die erste Anlaufstation für Axilla der Tempel des Meeresgottes, um hier zuerst für ihren Vetter zu bitten. Also hatte sie mit dem hiesigen Tempelwächter einen Termin für ein Opfer ausgemacht und war jetzt auch bewaffnet mit einigen Tempelgaben und einem reinweißen Stierkalb hier hergekommen.


    Barfuß – was zu dieser Jahreszeit auf einem blanken Steinboden wirklich sehr kalt war – betrat sie also zunächst den Innenraum des Tempels für das benötigte Voropfer.
    “Neptun, großer Titan, Beherrscher der Meere. Neptun Pferdeherr, Reiter der Wellen. Neptun, Meister der Ozeane. Möge dieser Weihrauch zu dir aufsteigen und dein Wohlgefallen erregen.“ Der auf dem Markt gekaufte, syrische Weihrauch wurde in die Opferschale geworfen und fing an, zu kokeln und zu rauchen. Weißer Qualm stieg schwer in die frische Morgenluft empor.
    “Neptun, nimm diese Schnitzerei an als Geschenk an. Ich habe sie nur für dich erworben, sie sei dein!“ Auch eine Schnitzerei aus hellem, fast weißem Holz fand ihren Weg in das Feuer. Es war ein fein herausgearbeiteter Hippokamp, an den Schultern des Pferdekörpers hatte er angedeutete Flügelflossen, der Fischschwanz ritt auf einer schön herausgearbeiteten Meereswelle. Ein würdiges Reittier für eine Seegottheit. Nur in echt für ein Opfer natürlich nicht aufzutreiben, daher nur aus Holz.


    “Oh Neptun! Eine Woche vor den Kalenden des Septembers hat das Meer mir meinen geliebten Vetter Lucius Iunius Merula genommen. Ich bitte dich, dafür Sorge zu tragen, dass deine Wellen sein Grab mit Sand bedecken, auf dass er geziemend beerdigt sei. Und ich bitte dich, seinen Geist aus deinem Reich zu entlassen und deinem göttlichen Bruder Merkur anzuvertrauen, auf dass er meinen Vetter Merula in das Reich der Schatten geleitet, damit er dort für immer seinen Frieden unter den Ahnen meiner Familie findet! Do, ut des.“
    Mit der Drehung nach rechts war das Voropfer abgeschlossen und es folgte der blutige Teil des Opfers, der draußen vor dem Tempel stattfand. Die kleine Opferprozession begab sich also nach draußen, wo das mit Gold und Schaffell geschmückte Kalb auf sein Schicksal wartete. Der Schlachter und der Opferstecher waren ebenfalls schon bereit und warteten nur auf ihren Einsatz.
    “Oh Neptun, nimm dieses Opfer an und gewähre mir die Bitte, die ich an dich herangetragen habe.“
    Axilla begoss den Kopf des Tieres mit etwas mola salsa, um es dem Gott zu weihen, und fuhr mit dem Opfermesser einmal über dessen Rücken, um es sinnbildlich zu entkleiden. Was mit der Abnahme des geschmückten Schaffells dann auch tatsächlich geschah.
    Es genügte ein kleines Zeichen an die Opferhelfer, und das Tier fand einen raschen, blutigen Tod zu Ehren des Gottes. Der ihre kleine Bitte hoffentlich erhört haben würde.

  • Endlich war ich angekommen. Eine lange und beschwerliche Reise, voller Gefahren, lag nun hinter mir und nachdem ich in Ostia an Land ging, gab es nur noch ein Ziel. Rom! Die ewige Stadt, die Stadt meiner Ahnen von Beginn an. Alles lief hier zusammen.
    Aber bevor ich mein Familie aufsuchen konnte, hatte ich etwas wichtiges zu erledigen. Ich musste, nein ich wollte, Neptun ein Oper darbringen. Er war es, der mich sicher von Caralis nach Ostia geleitete. Ich betrat also bedächtig den Tempel, immer darauf aus, nicht aufzufallen. Solch eine Prachtentfaltung war mir bisher noch nie unter die Augen gekommen, alles war wie in der Provinz... nur viel größer, reicher und bedeutender. Mit meinen letzten Reisegeld suchte ich nach einen passenden Opfer für den Herrn der Meere und Stürme, aber in Rom war alles viel teurer. So ließ ich mein Abendmahl aus um mit den kümmerlichen Resten meiner Börse einen Dinkelkuchen zu kaufen. Auf dem Weg zum Tempel kam ich das ein oder andere mal in Versuchung ein Stück davon zu nehmen, so sehr knurrte mir der Magen. Aber solch einen Frevel hätte ich mir nie verziehen. Die Götter waren immer gut zu mir, warum sollte ich es dann nicht auch zu ihnen sein?


    Ich suchte mir also eine stille Ecke, weit ab der anderen Gäste und kniete mich nieder, meine Handflächen richteten sich nach oben. „Neptunus, Herr der Meere, Gebieter über Sturm und Flaute... ich bringe dir dieses Opfer als Dank für deine schützende Hand während meiner langen Seereise. Du fülltest die Segel mit reichlich guten Wind und hieltest Seeungeheuer und Stürme im Zaum. Hätte ich mehr, so würde ich es dir geben, Neptunus. Bitte nimm dieses Opfer an. Do ut des – Ich gebe, damit du gibst.“ Ich richtete meinen Körper nach rechts, mein Gebet war beendet. Ich erhob mich, verneigte noch einmal demütig meinen Kopf und ließ das Tempelinnere auf mich wirken.

  • Wohlig in seinem Reiche schwelgend, beobachtete Neptun aus den diesigen Nebeln der Meere des Kosmos, die Menschen mit ihren illustren Eigenschaften und hatte seine heimliche Freude an ihnen. Sie waren belustigend, wie unwissend und begierig sie waren. Plötzlich mit seinem Dreizack im Becken der Weitsicht rührend, blickte Neptun auf einen jungen Römer, der sich bedankte. Wie lange war ihm kein solches ehrliches Opfer dargebracht worden? Opfer waren landläufig bei vielen sterblichen Kindern, genannt Menschen, oft nur bloßer Reflex ihrer Kultur, ihres Umfeldes oder aus schlichten Erwägungen aber dieser Mann war tatsächlich mit Hingabe erfüllt. Dieser Dank wollte betrachtet werden. Aufrichtig, gar überkommen von diesem Menschen, sandte der Gott einen mystischen Tropfen an salzigem Wasser, welcher in Octavius Italicus Nacken fiel und dort verweilte. Wärme breitete sich trotz des kalten Reflexes aus. Neptun war zufrieden und schenkte diesem Mann seinen Segen.

  • Eben noch ließ ich die ganze Pracht dieses heiligen Orts auf mich wirken, beobachtete Staubkörner die im einfallenden Licht tänzelten, als plötzlich ein Tropfen meinen Nacken streifte. Instinktiv griff ich mit der Hand nach hinten, während mein Blick zur Decke wanderte. Wie sehr ich meine Augen auch mühte, ich konnte keine sich sammelnde Wasserflecken an der Decke erkennen. Aber ein salziger Geruch verbreite sich in meiner Nase. Jener Geruch wurde intensiver, als ich meine Hand zurück nahm und daran roch. Meerwasser? Konnte das sein? Meine Nerven spielten mir womöglich einen Streich. Die lange Überfahrt, mein Meer als ständiger Begleiter, fingen an meine Sinne zu täuschen. Ich musste meinen Körper endlich Ruhe und Erholung zugestehen. Ich verließ den Tempel wie in Trance. Alles war gut, ich fühlte mich plötzlich unbesiegbar und liebevoll umsorgt. Heute war ein guter Tag. Danke Neptunus.

  • ... beim Verlassen das Gebäudes, traf Italicus ungünstigerweise genau auf die hibbelige Silana, die schnellen aber ungeordneten Schrittes in den Tempel stürmte. Sie wurde von zwei Sklaven begleitet, die darauf achteten, dass ihr nichts Gefährliches widerfuhr. Silana selbst wollte noch ein Opfer darbringen, trug ein großes Holzschiff auf ihren Armen, welches sie erstanden hatte, um es Neptun zu geben, da sie ihre Reise gesund überstanden hatte. Silana, trotz der zierlichen Arme, wollte es sich nicht nehmen lassen, das Opfer selbst abzulegen und trat, leider den Blick durch das Holzmodell verdeckt, direkt in Italicus Weg und dabei rammte sie ihn. Das Schiff fiel aus ihren Händen und zerschellte am Boden. Traurig blickte Silana auf die Trümmer, als die Sklaven herbeisprangen, um ihrer Herrin im Falle bei Seite zu stehen. Die junge Frau blickte dann auf, und legte den Kopf zur Seite, um Italicus zu betrachten, dem sie zwar nicht die Schuld gab aber dennoch wollte sie ihm etwas sagen. Es sollte keine Entschuldigung sein. "Öh," machte sie nur und biss sich dann selbst auf die Unterlippe vor Zorn über ihre eigene Tollpatschigkeit.

  • Sagte ich unbesiegbar und liebevoll umsorgt? Die Gunst der Götter war wankelmütig. Gerade noch standest du in ihrer Gunst und plötzlich jagten sich dich direkt in den Orkus. Beim verlassen des Tempels rammte ich ein junges Mädchen, die daraufhin ihre Opfergabe preis gab. Das Ergebnis war ein zerschelltes Holzschiff auf heiligen Boden. EIN FREVEL! Aber als wäre dies nicht schlimm genug, fielen plötzlich ihre Begleiter mit in den Reigen. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück und hob beschwichtigend meine Hände. Zu erst fiel mein Blick auf die zerstörte Opfergabe, ein Schiff... ein Schiff... meine Seereise! War dies ein schlechtes Omen? Als mein Blick nach oben wanderte, blickte ich in das Gesicht eines sehr hübschen Mädchens, ihrer Kleidung nach zu urteilen stammte sie womöglich aus edlen Hause. Oder zumindest aus vermögenden Verhältnissen. „Oh....“ begann ich zu stammeln. „Ich.... ich... ich bin untröstlich...“ Warum war ich untröstlich? Immerhin hatte sie mich gerammt! Bei Jupiter! Warum trug so ein schmächtiges Mädchen überhaupt diese schwere Opfergabe? Ihre Sklaven hätten.... Ach! Warum über vergossene Milch jammern. „Es tut mir ehrlich leid, ich wollte deine Opfergabe nicht ruinieren.“ Pflichtbewusst nahm ich die Schuld auf mich, immerhin hätte ich besser aufpassen sollen. Wie konnte ich so ein riesiges Schiff überhaupt übersehen? „Wie kann ich das wieder gut machen?“ Ich verzog meine Lippe und senkte demütig die Augen.

  • Wie niedlich, er stammelte! Silana musste schmunzeln, da dieser Mann Ähnlichkeit mit einer bekannten Persönlichkeit entwickelte, die sie sehr schätzte. Die Claudia versuchte den Mann einzuschätzen, betrachtete ihn mehrere Wimpernschläge lang, wobei ihre Augen suchend in seine Augen fielen, um die Gefühlsregung bestimmen zu können. Es lag Demut in ihnen, weil sie sich abwandten. Hektisch, um auch den Schock der verlorenen Opfergabe zu zerstreuen, fuhr sich durch die langen Haare, formte einen Art lockeren Zopf, um diesen kurz darauf wieder aufzulösen. Sie holte tief Luft, löste ihre Anspannung und den Zorn in ihren Knochen. "Ich kann eine neue Gabe kaufen," meinte sie schulterzuckend, da dieser Mann mit seinem untröstlichen Angesicht wirklich niedlich wirkte. Die beschwichtigende Geste seiner Hände ließ sie nun breit grinsen, da er wirklich fast wie einer dieser Tanzsklaven wirkte, die lustige Tänze aufführten. In Gedanken zählte sie die Schritte herunter und klatschte in diesem Tagtraum eine Melodie. "Ich bin Silana," stellte sie sich danach vor, nachdem sie erneut einen Atemzug gewartet hatte. "Du brauchst es nicht wieder gut machen," meinte sie und wollte diesem Kerl wirklich nicht noch mehr Kummer bereiten, denn irgendwie war ihr heute nicht nach Gemeinheit. Mit einer ungelenkten Bewegung strich sie ihre seidene Palla glatt, die etwas verrutscht war und blickte den jungen Italicus wieder mit einer schrägen Kopfhaltung an. Hierbei wurden ihre großen Ohrringe aus Gold sichtbar, die sie gerne trug, die aber dennoch furchtbar klimpernd waren und nun auch das typische Geräusch von Edelmetall von sich gaben, da sie sich frei bewegen konnten.

  • Glücklich, nicht sofort von ihren Leibwächtern gekreuzigt zu werden, blickte ich kurz auf. Bildete ich mir das nur ein oder wurde sie von Augenblick zu Augenblick noch hübscher? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte lieber nicht länger ihren Blick zu kreuzen. Die ganze Sache war mir sehr unangenehm und irgendwie machte sich mich nervös. Meine Hände wurden plötzlich ganz feucht und ich versuchte sie unauffällig hinter meiner Tunika zu verbergen. Als ich nun doch gegen mein eigenes Gebot verstieß und kurz noch einmal ihren Blick suchte, spielte sie mit ihren Haaren. Dies machte mich nur noch nervöser! Ich wusste nicht was los war, steckte mir die lange Seereise noch immer so tief in den Knochen? „Nein, Nein... ich bestehe darauf dir deinen Schaden zu vergelten. Ich war in Gedanken und....“ Ich räusperte mich. Warum benahm ich mich eigentlich wie der letzte Idiot? Sie musste denken ich sei zurück geblieben oder entstammte aus einer Schwester-Bruder Beziehung. Ich holte merklich tief Luft und spannte die Brust an um männlicher zu wirken. Meine Stimme wurde künstlich tiefer, aber dennoch vermied ich ihren Blick. „Ich freue mich deine Bekanntschaft zu machen, auch wenn sie unter keinen guten Omen steht. Ich bin Octavius Italicus.“ Oh, ja! Das war gut! Das wirkte bestimmt beeindruckend auf sie... oder zu mindestens auf meine vernebelte Wahrnehmung. „Ich....“ Und schon wieder begann ich zu stottern! Wir hatten das doch gerade eingeübt! Brust raus, aufrecht stehen, männlich wirken! „Ich werde mal die Opfergabe bedecken. Wir wollen Neptunus nicht weiter freveln.“ Etwas unelegant löste ich meinen Reiseumhang und kniete mich nieder um die zahlreichen Bruchstücke darin zu verbergen. Während ich so vor ihr kniete, wanderte mein Blick auf ihre elegante Kleidung, auch Silanas kostbarer Schmuck war mir nicht entgangen. Sie war nicht nur vermögend, sie hatte wohl auch Stil. Mir gefiel ihre Kleidung sehr gut. So etwas kannte ich aus der Provinz nicht. „Wo hast du dieses Schiff erworben? Ich möchte den Händler aufsuchen.....“ Und ihn verfluchen für seine opulente, nicht-bruchsichere und bestimmt absolut überteuerte Ware... verdammter Mistkerl!

  • Mit einer wischenden Handbewegung, deutete sie ihren beiden Sklaven an, etwas Abstand einzunehmen, da sie keine Bedrohung von diesem niedlichen Mann erwartete. Zumindest versuchte er, wie ein Mann zu wirken. Silana war deutlich belustigt über seine bescheidenen Versuche der Kontaktaufnahme, die immer wieder durch seine eigene Unsicherheit durchbrochen wurden. Die junge Claudia musste gewohnt breit grinsen und genoss die Wirkung, die sie auf diesen Jüngling hatte. Ein neues Spielzeug! Immerhin konnte sie die letzte langweilige Lesung ihres Bruders vergessen. Bei den Göttern, warum versuchte ihr Bruder überhaupt betont zu lesen? Er las immer noch, wie ein betrunkener Kuhhirte, der versuchte nicht betrunken zu wirken! Silana dachte an ihren Bruder und empfand Octavius Italicus als gleichsam skurril. "Ein tapferer junger Mann," sagte die Claudia süffisant, fast schelmisch überzogen und trat einen Schritt näher, als er schließlich wieder ihren Blick vermied. Nein, sie brach nicht die höfliche Nähe, die die Sitten geboten aber brachte sich in eine Position, so dass sie genauer seine Mimik studieren konnte. Nun konnte der junge Mann auch überzogenes Lavendelparfüm, jenes sündhaft-teure Duftwasser aus griechischer Herstellung, riechen, welches unangenehm süß, wie perlig, in die Nase drang. Silana mochte es aber Sassia, ihre Schwester, weniger. Sie hielt es für zu ... medizinisch. Man benutzte Lavendel ja, um die Böden zu wischen und den Häusern einen wohligen Duft zu verleihen. Nun gut, denn roch Silana eben, wie das Haus eines überreichen Patriziers. Immerhin war sie überreich, irgendwie. In manchen Dingen war es ihr einfach egal, was andere dachten, sofern sie nicht grob gegen eine Wand rannte. Hm? Manchmal rannte sie auch gerne gegen etwas, wie diesen jungen Octavius. Er erheiterte sie mehr als die letzte Erfahrung in einem Tempel. Dieser furchtbare Priester! Eine Stunde lang einen Monolog über die Härte und Güte der Götter war schrecklich gewesen! Dann war ihr ein junges, nicht hässliches, Gesicht doch tausend mal lieber als diese Lehrstunde der Götterlehre. "Octavius Italicus," sprach sie seinen Namen fürsorgend betont aus, um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig verstanden hatte. Ja, wieder versuchte er männlich zu wirken. Wie eines dieser Tiere in Großpapas Garten, die sich aufplusterten, wenn ein weibliches Tier sich näherte. Ja, genau, ein Pfau. Sie hießen Pfau. Italicus war ein Pfau! Silana konnte nicht vermeiden, dass sie kurz träumend ihre Augen schloss und die schwarz gefärbten Wimpern ineinander schlugen. Sein erneutes Stottern entriss sie aus dem Tagtraum über diesen lustigen Pfau, der sein Federkleid zeigte und stolzierend um das Weibchen rannte. Er begann mit seinem Reiseumhang, die Bruchstücke zu bedecken. Er scherte sich um die Sitten, dass nichts Zerstörtes in den Tempel gebracht werden dürfte und imponierte ihr damit, da sie nicht erwartet hatte, dass er diese Höflichkeit besaß. Natürlich hätte sie schlicht den Tempelsklaven gerufen, um dies zu beseitigen aber nun machte er es. Seine ungelegante Bewegung störte sie nicht. Sie machte ihn nur noch niedlicher, wenn nicht sogar süß. Silana war noch unentschieden, in welche Kategorie Italicus fallen sollte. Süß oder Niedlich? Eine schwierige Frage, die er durch weitere Handlungen selbst beantworten musste. In seiner knieenden Pose beobachtete sie ihn, wie seine Augen über ihren Stoff, welcher weitläufig aber gut geschnitten ihre Beine bedeckte, hinauf wanderte und er somit schlicht ihre Kleidung bewunderte. Silana bewegte ihren Kopf, so dass die Haare mit einer seltsam fallenden Bewegung in ihr altes Frisurmuster zurückfielen. Auch hierbei klangen die Ohrringe etwas nach, bevor sie wieder von der Haarpracht bedeckt wurden und sogleich auch an weiteren Tönen gehindert wurden. "Ich habe einen bekannten Kunsthändler, gleich in der Nähe, aufgesucht. Das Schiff stammte es Athen," erklärte sie, wohlwissend, dass es somit noch teurer erscheinen musste, als es in Wirklichkeit war. Sie log frech und verschwieg, dass es in der Nähe des Tempels einen kleinen Holzmarkt gab, der allerhand Tand anzubieten hatte. Sie deutete auf ihn, der immer noch mit den Resten des Modells beschäftigt war. Dabei klangen die eleganten Armreifen im gleichen Ton, wie die Ohrringe. Silana war immer eine klingende Person gewesen und unterstrich dies auch durch lauten Schmuck, der ihres Standes entsprechend aus Gold oder Silber war. Die Armreifen waren hochwertige Einzelstücke, welche aus zwei Materialien ineinanderlaufend geschmiedet waren und verschiedene kleine Wellen auf sich zeigten. Silber lag in Gold und funkelte somit im Licht der Tempelbeleuchtung aus Kerzen und Öllampen. "Das ist doch nicht notwendig, dass du dich vor mir verneigst, Octavius," scherzte sie ebenso frech und kicherte leise auf.

  • Ein tapferer junger Mann? Ich musste unweigerlich grinsen vor lauter Stolz, wie ein Schüler der vom Lehrer über den Klee gelobt wurde. Erst spät bemerkte ich den vermeintlichen Spott, auch wenn er süß wie Honig war. Mein lächeln erstarb, ich versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck aufzubauen, ob mir dies gelingen würde? Als sie plötzlich ganz unvermittelt näher kam, wäre ich am liebsten zurück gesprungen, konnte mich aber gerade noch beherrschen und hoffte, dass mein kurz schwankender Oberkörper nicht noch weiter zu ihrer Belustigung herhielt. Unser Blick traf sich erneut und plötzlich stieg mir der herrlich süße Duft von Lavendel in die Nase. Diesen Geruch kannte ich nur zu gut. Er stammte von der Lavendel pflanze, wurde in Südgallien angebaut und mit Schiffen nach Caralis verschifft, um in den hiesigen Tempeln mit Weihrauch gemischt zu werden. Der Duft umgab Silana und gab ihr etwas mystisches, fast schon okkultes. Ihre Aura wurde immer anziehender. In Verbindung mit ihrer kostbaren Kleidung, dem wohl dosierten Lavendel und dem kostbaren Geschmeide wirkte sie fast wie eine Halbgöttin auf mich. War sie eine Tochter Neptuns? Ich musste hier weg! Ganz schnell, ehe ich mich noch mehr zum Gespött machte. Konnte diese ganze Situation eigentlich noch schlimmer werden? Es fehlte nur noch... und plötzlich sagte sie meinen Namen. Mein Gesicht musste unweigerlich so rot wie die Flamme der heiligen Herdfeuers glühen. „Ja.... genau... Italicus.“ Sagte ich unweigerlich, als wäre ich mir selber nicht ganz sicher, wie mein Name lautete. Mein Hals wurde trocken, in Gedanken stellte ich mir noch einmal vor, wie sie meinen Namen sagte. Da besitzt man seit 16 Jahren einen Namen und hört diesen ständig, aber eine bestimmte Person vermag dieses gewöhnliche Wort zu vergolden und es zum Unikat zu prägen... nur durch das schlichte aussprechen. Nachdem auch das letzte Bruchstück im Umhang verschwunden war, musste ich aufstehen. Bis jetzt konnte ich beschäftigt tun, aber das war vorbei. Verdammt! Warum tat sie mir das an. Oh ihr Götter! Wenn ich mir liebt, so tut ein großes schwarzes Loch auf, indem ich voller Scharm versinken könnte. Aber nichts tat sich. Also blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig. Ich erhob mich. Na, los Titus! Mach was! Wirke Charmant! „Ehre, wem Ehre gebührt. Vor dir neige ich mein Haupt gerne.“ Erneut verneigte ich mich mit einen kurzen grinsen, ohne dabei devot wirken zu wollen. „Ein Kunsthändler, sagst du?“ Das klang teuer. „Aus Athen, sagst du?“ Das klang nicht mehr teuer, eher ruinös... Unweigerlich musste ich an meinen letzten Ausflug in die Bibliothek meines verstorbenen Adoptivvaters denken. In einer alten Schriftrolle wurde überliefert, dass es einst gute Sitte in Rom war, Schuldner als Sklaven an ihre Gläubiger zu geben. Ich musste schlucken. Naja, dann wäre ich wenigstens immer in ihrer Nähe. Und wenn sie genug von mir hätte? Was wenn sie mich in den Steinbruch geben würde? Wenn sie das Interesse an mir verlieren würde? TITUS!!! Du bist kein Sklave und diese Sitte ist schon vor hunderten von Jahren verboten wurden! Das hast du nur in einer Schriftrolle gelesen! Konzentriere dich auf das hier und jetzt. Du fängst schon wieder an in wilde Fantasien abzuschweifen. Hier und jetzt, Titus! Hier und jetzt! „Ich habe leider gerade nicht genug Geld dabei...“ Lügner! Ich hab überhaupt kein Geld! Der letzte Rest vom Reisegeld ging für ein Stück Kuchen drauf! „Aber, ich schwöre bei Jupiters Stein, ich komme für den Schaden auf.“ Feierlich hob ich meine Hand zum Schwur, auf Jupiter zu schwören war eine sehr ernste Angelegenheit. Und dann auch noch auf heiligen Boden. „ Nimm bitte diesen Ring.“ Ich zog den alten goldenen Familienring meines Vaters vom Finger, welchen er mir vor über 10 Jahren gab, ehe mein Kinderloser Onkel mich adoptierte, damit sein Besitz, im falle seines Todes, innerhalb der Familie verblieb. „Er hat sicherlich nicht annähernd den materiellen Wert deines Schmuckes, aber er ist mein wertvollster Besitz. Er ist seit der Schlacht von Zama gegen die Punier im Familienbesitz. Er wurde immer weiter gegeben.“ Nun wurde meine Stimme etwas ernster. „Achte bitte gut darauf. Und gib ihn mir wieder, so bald ich meine Schuld beglichen habe. Wie lautet dein Familienname? Wo kann ich dich finden?“ Ich traute mich nicht, ihren Namen auszusprechen, irgendwie hatte dies etwas verbotenes an sich. Während ich mich in ihren Augen verlor, ging ich im Kopf durch wo ich das nötige Geld herbekommen könnte. Vielleicht von Marcus? Mein Bruder würde mir wohl gehörig den Kopf waschen. Nein, ich musste Onkel Victor fragen. Immerhin war er Senator.

  • Silan fühlte sich geschmeichelt, da dieser niedliche Bursche deutlich mehr Charisma besaß, als ihr Bruder. Was auch daran liegen konnte, dass ihr Bruder einfach kein Charisma haben dürfte und somit generell gegen andere Männer verlor. Silana war da eisern und trennte die Welt Männer - und ihren Bruder. Ihr Bruder blieb immer ihr Bruder, den sie ärgern musste! Es war eine göttliche... oder zumindest gefühlte Pflicht einer kleinen Schwester. Zumal Sassia ihr gerne unter die Arme griff, wenn ihr Bruder Sabinus mal wieder in die Cloaca griff und Silana dies auskostete.


    Die angedeutete Verbeugung, die er nun tatsächlich spielte, war ihr zu viel und so seufzte sie verträumt und lächelte engagiert in seine Richtung. Es war ihre Art des Dankes, da sie einem Plebejer eigentlich nicht derartige Emotionen schenken sollte. Doch tat sie es. Ihre Wangen und Backen hoben sich zu diesem übermäßigen Sonnenscheinlächeln, welches die Familie fürchtete, da Silana dann etwas im Schilde führte oder sich über etwas sehr freute, was oft mit Schwierigkeiten für andere verbunden war. Ja, er war noch immer niedlich und süß. Er passte in keine Kategorie, was die junge Tochter der Claudia sichtbar verwirrte, da dieses Dauerlächeln nicht mehr wich. Ihre Augen funkelten perlend und kurz stahl sich ein Zwinkern von ihrem linken Auge, um Italicus humorvoll zu signalisieren, dass es genug Geste war. Doch dann wollte er erneut auf die zerbrochene Opfergabe eingehen. Silanas Lächeln zerbrach ähnlich und sie weitete ihre Augen, so dass sie mehrmals blinzelte. Mit einer schnellen Bewegung strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nein, er sollte hier nicht schwören! Nein, warum? Er brachte sich doch wirklich für sie in Kosten! Obwohl es ihr natürlich als Frau gefiel, wenn ein Mann wie Wachs zerlief und leicht formbar wurde. Dennoch war das wirklich zu früh und das Spiel hatte doch noch nicht mal begonnen. Silana ließ die Gesichtszüge hängen, legte einen Schmollmund in ihr Angesicht und hoffte, dass sie ihn so bremsen konnte. Doch konnte sie es nicht.


    Was tat er da? Silana war überrascht, gar perplex über diesen jungen Mann, der vielleicht gerade dem Knabenalter entwachsen war und war sogar schockiert, dass er naiv seinen wertvollsten Besitz vergab. Noch dazu an sie, da sie selbst für dieses Schicksal der zerstörten Opfergabe verantwortlich war. Nein, sie wollte einen jungen Römer nicht ausnehmen, da es ihr wirklich nicht an Geld mangelte und nicht einmal eine bösartige Freude lag darin, einem jungen Mann sein Erbe zu stehlen. Zudem hatte sie über den wahren Ursprung des Schiffes gelogen, so dass ihr diese Veränderung der Situation furchtbar unangenehm wurde. Nein, es war unschicklich, einem Mann so etwas anzutun. Solange man noch andere Späße mit ihm haben konnte. Silana überlegte schnell. Eine Lösung musste her, da sie diesen jungen Octavius nicht weiter peinigen wollte- und auch eine Gefahr bestand, dass ihr guter Ruf litt. Immerhin wollte sie nicht als diebische Elster gelten, die trotz ihres Familienreichtums junge Römer um den Verstand brachte und dann deren Besitz an sich riss. Wenn sie so etwas plante, dann machte sie es geschickter und nicht so. Zudem hatte sie in ihrem Leben nie die Absicht gehabt, wirklich noch reicher zu werden, denn sie hatte ja bereits alles, so dass diese Versuchung keine Versuchung für die junge Claudia war.


    Schnell hob sie ihre linke Hand, streckte diese aus, um den angebotenen Ring abzulehnen. Doch stoppte sie nicht nur seine Hand, sondern umfasste mit gezielter Bewegung seinen Unterarm. Eine liebevolle Berührung der Fürsorge, denn nun konnte Italicus die warme und weiche Haut ihrer Finger spüren, die nie im Leben wirklich gearbeitet hatten und oft in besonderen Ölen medizinisch behandelt wurden. Es war keine Hand, die jemals Dreck kennengelernt hatte oder wirkliche Arbeit. Auf dem Handrücken zeichnete sich nur eine kleine Narbe, die sie einst von Sabinus erhalten hatte, als dieser mal wieder mit ihr Legionär und Barbar spielen musste. Sie war dann gerne die Barbarenkönigin, die vom mutigen Legionär zur Strecke gebracht wurde. Im Spiel hatte er ihr damals, als sie noch Kinder waren, mit dem Holzgladius einen kräftigen Hieb verpasst, so dass diese Narben zurückgeblieben war. Silana trug bereits ein paar Lebensspuren, doch deutlich andere als manch anderer Römer oder Römerin. Ansonsten war ihr echter Schmerz oder Arbeitsstress fremd, da sie umsorgt von Sklaven und Dienerin selten wirklich etwas anderes tun musste, als das, was sie sich selbst wünschte oder jenes, was ihr vom Pater familias aufgetragen wurde. Silana blickte ihm mit einer kopfschüttelnden Bewegung an, um ihm deutlich zu signalisieren, dass sie diesen Ring nicht wollte. Dabei stachen ihre großen Augen hervor, die ihr Licht in die seinen warfen. Dann nahm sie ihre rechte Hand hinzu, umschloss die Hand, die jenen Familienring trug, und verhinderte so eine direkte Übergabe. "Nein, du brauchst das nicht zu tun," erklärte sie nun mit gleich ernster Stimme, wie er gesprochen hatte, nur deutlich punktierter. Sie hielt ihre Pose und wartete dann eine Reaktion seines Angesichts ab, bevor sie weiter sprach. "Ich bin verantwortlich, nicht du. Wenn dann muss ich dich entschädigen," setzte sie fort und lächelte vorsichtig, um diese von außen sicherlich als seltsam vertraute Geste zu bewertende Pose nicht mit weiteren falschen Gedanken aufzuladen. "Ich bin eine Claudia, du findest mich in unserem Stammhaus auf dem Nordwesthang des Mons Esquilinus", fiel er dann beiläufig als Antwort auf seine Fragen aus dem Mund, da sie selbst überrascht war und nicht wirklich eine koordinierte Handlungsanweisung für solche naiven Männer besaß. Man konnte mit ihnen Spaß haben aber oft wurden sie unberechenbar.

  • Sie lächelte wie die Sonne zur Mittagsstunde, als würde der Sonnengott Sol persönlich vor mir stehen. Hatte ich es geschafft? Konnte ich diese demütigende Niederlage noch in einen Triumph verwandeln? Ich wurde immer siegessicherer und die Weichheit aus meinen Knien war gänzlich verschwunden. Ich erwähnte noch einmal die Opfergabe und aus heiteren Himmel entzog sie mir wieder ihre Gunst. Ich hatte keinen Spiegel dabei, dieser war auch nicht vonnöten, meine darniederliegenden Mundwinkel spürte ich auch so. Nun lehnte sie auch noch meinen Ring ab? Was sollte das? Natürlich war die zerstörte Opfergabe nicht meine Schuld, darum ging es aber auch gar nicht.Ich habe öffentlich die Schuld auf mich genommen, wie ein wahrer und pflichtbewusster Römer es tun würde, um eine Frau zu schützen. Wie in den alten Geschichten unserer Vorväter. Ich fühlte... ja ich fühlte mich verletzt. Meine Ehre und mein Stolz bekam ein tiefe Delle. Hielt sie mich womöglich für ein Kind? Nicht Mann genug für den Schaden aufzukommen oder sein Wort zu halten? Und warum spielte sie ständig mit dem Finger in ihren Haaren? Das machte mich wahnsinnig, mein Herz schlug dann immer schneller und mein Magen wurde ganz heiß. Sie war kaum älter wie ich, was bildete sich diese Pute eigentlich ein? Ich wollte gerade etwas sagen, als sie ausholte und meinen Unterarm berührte. Meine gesamten Muskeln spannten sich an, ich war unfähig zu reagieren. Selbst eine Marmorbüste wäre an jener Stelle Reaktionsfreudiger gewesen als ich. Mir blieb die Luft weg, trotz der angespannten Körperhaltung spürte ich ganz deutlich diese unfassbar warme und zarte Haut. Ihre Haut! Seide verblasste im direkten Vergleich. Mein Blick suchte ihre Hand, ich musste mich vergewissern, dies nicht nur zu träumen. Ja, sie berührte mich! Ihr Götter! Wie konnte ich jemals nur schlecht über dieses Mädchen denken. Sie war ein Geschenk. Alles vergeben und vergessen. Ob es unhöflich wäre, sie nach der kleinen Narbe zu fragen? Ja! Natürlich wäre es das, Titus! Aber du könntest ja mal wieder Luft holen. Hast du schon eine ganze weile nicht mehr. Ich hab mal gelesen das Menschen Luft zum Leben brauchen. Ich öffnete kurz meinen Mund und zog scharf Luft ein, hatte ich tatsächlich vergessen zu atmen? Kein Wunder warum mein Herz immer schneller wurde. Nun sprach sie wieder, keine Ahnung was sie sagte. Ich erkannte es nur an ihren Lippenbewegungen. Nachdem sie nun auch noch mit der anderen Hand die meine umschloss, war es völlig vorbei mit mir. Ich hoffte sie würde noch länger reden, damit ich einfach nur ihre Haut auf meiner spüren konnte. Wie in Trance begann ich einfach leicht zu nicken, mein starrer Blick lag wieder auf ihren Gesicht und ganz unbewusst begann ich zu lächeln. Waren im Hintergrund Fanfaren zu hören? Claudia? Hatte sie Claudia gesagt? Sie? Natürlich, wie ich es mir gedacht hatte. Patrizier. Mons Esquilinus? Hatte sie mir so eben ihre Anschrift verraten? Langsam fing ich mich wieder, mein Verstand gewann wieder die Oberhand. „Nordwesthang... Mons Esquilinus...“ Antwortete ich, ohne eigentlich etwas gefragt wurden zu sein. „Ja, ja, ich kenne die Gegend. Sehr schön. Ich war als Kind oft dort mit meinem Großonkel.“ Sehr gut! Wieder eine Antwort ohne gefragt wurden zu sein. Titus du wirkst langsam sehr Skurril. Jetzt fang dich endlich! „Nun gut, dann verbleiben wir so...“ Ja, dies klang neutral und verständig. So würde sie nie merken, dass ich kurz weggetreten war und kein Wort vernommen hatte. Noch ein verständnisvolles kurzes lächeln und die Maskerade wäre perfekt. Das merkt die nie! „Vielleicht können wir das nächste mal ja zusammen beten gehen....“ Vielleicht können deine Leibwächter mir beim nächsten mal auch einfach die Arme brechen?! Bist du vollkommen von Sinnen, Titus! Sie spielt nicht nur einige Ligen höher wie du, sie spielt eine ganz andere Sportart! Was sollte diese blöde frage? Du bist kein gesellschaftlicher Umgang für sie! Versuch die Frage schnell umzuformulieren, damit es nicht allzu dumm wirkt. „Ich meine.... also... weil du wolltest ja sicherlich Neptunus um etwas bitten.... vielleicht hilft es, wenn ich für dich mit bete.“ Sehr gut, Titus! Mit beten? Wie blöd bist du eigentlich? Weißt du was? Dein Verstand sagt jetzt Vale Bene, sieh zu, wie du dich da wieder hinaus manövrierst.

  • Hatte sie ihn verzaubert? Silana wusste nicht, dass sie solche Kräfte besaß. Zwar sagte man ihr eine gewisse Magie nach aber nach Silanas Vorstellungen, gab es so etwas, wie Magie nicht. Dinge waren einfach, wie sie waren. Dennoch kam sie nicht umhin, sich selbst zu fragen, was sie getan hatte, dass dieser junge Octavius derart entrückt wirkte. Sein Blick schien verloren in einer Trance, völlig losgelöst von der Realität auf ihr zu liegen. War es die Berührung? Silana wusste nicht, dass Berührungen solche Wirkungen auf Männer haben konnte. Doch nun wusste sie es und war selbst überrascht, dass dies so einfach war. War dies die Macht der Frauen von der Sassia immer sprach? Natürlich hatte sie gewusst, dass Männer und Frauen in gewisserweise Macht übereinander hatten, wie Feuer und Wasser waren. Was bedeutete, dass sie zusammen Dampf waren? Ein merkwürdiger Gedanke, der sie schmunzeln ließ. Der Octavius verhielt sich gerade, wie Wasserdampf, stieg auf, verflüchtigte sich und fand sich dann wieder in einem Tropfen zusammen. Zumindest seine Worte waren so. Er stammelte wieder, verwirrte sich selbst mit seinen Sätzen und wollte sie wohl einladen. Zumindest schloss sie das aus seinen Worten. Eine Einladung, die sie ablehnen musste aber eigentlich nicht wollte. Es erschien einfach nicht richtig, diesen unschuldigen Knaben abzuweisen, nur weil er nicht der Sitte eines Umgangs entsprach. Silana versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen, dachte an den letzten Einkauf, das schicke seidene Gewand, welches Sassia ausgewählt hatte aber die Gedanken konnten diesem Moment nicht entfliehen. Verdammt, bei allen Göttern, warum war es so schwer, einfach gemein zu sein? Silana wollte ihn nicht verletzen aber musste diesem peinlichen Gespräch entkommen. Zum Glück gab er ihr eine bescheidene Vorlage durch seinen umformulierten Satz. Silana atmete aus, wobei ihr sanfter Atem in sein Gesicht strich. Sie löste die Verbindung zu seinem Arm, so dass ihre Nähe zu ihm gebrochen wurde. Elegant ließ sie ihre beiden Hände fallen, so dass erneut der Schmuck erklang. "Du kannst gerne für mich ein Gebet sprechen," erklärte sie bereits einen Schritt Entfernung aufbauend, während die beiden Sklaven hervortraten. "Domina," sprach einer der beiden. "Sollen wir diesen Jüngling entfernen, damit ihr beten könnt?" Scheinbar hatten sie die Geste von Silana missverstanden und als Abwehrreaktion ausgelegt. Silana machte ein merkwürdiges Geräusch: "Hm." Dann wandte sie Italicus ihren Rücken zu, so dass er kurz einen besonderen Blick auf den Rücken der hübschen jungen Frau erhaschen konnte. Ihre langen Haare lagen wild zerzaust aber dennoch in Linie auf ihrer Rückenpartie, wo sie durch die Drehbewegung noch einen Atemzug lang tanzten. Wieder dieser Duft von Lavendel, der sie umgab. "Ich denke, dass das nicht nötig ist," beschützte sie den jungen Bürger, wandte dann, ohne sich vollständig umzudrehen, ihren Kopf seitlich um. Nun frech über die Schulter blickend, verabschiedete sie sich mit einem Augenzwinkern, welches durch ihre schönen Wimpern deutlich verstärkt wurde. "Vale," sagte sie freundlich und trat dann ab, um eine neue Opfergabe zu erwerben oder etwas zu Essen. Denn sie hatte nun wirklich Hunger. Vielleicht ein wenig Gebratenes oder etwas aus einer der Garküchen unweit? Die beiden Sklaven schoben sich zwischen Italicus und Silana, sicherten sie ab und so verschwand sie wieder über die Tempeltreppe hinab in die Menge, die Rom bevölkerte.

  • Jede gute Geschichte, verdient ein gutes Ende. Doch war ich mir nicht sicher, ob dies auch für meine eigene Geschichte galt. Vielleicht war ein gutes Ende nicht gleichbedeutend mit einem positiven Ausgang für den Darsteller. Wenn es sich so verhielt, war dies ein besonders gutes Ende der Geschichte. Zweifelsohne nicht für mich, aber für das Publikum. All jene Leute die im Tempel waren, für die Sklaven der Silana, womöglich sogar für Silana selbst. Alle fühlten sich gut unterhalten. Labten sich an meiner Demütigung. An meinem Sturz, wie einst Ikarus, der versuchte die Sonne zu erreichen. Aber was war mit mir? Ich war der Rest, die zerbrochene Amphore, die niemand mehr wollte.
    Ihr süßer Atem der mein Gesicht streifte, erzwang in mir keinerlei Regung mehr. Ihr Blick hatte mir bereits vorher das große Unheil angekündigt. Sie war eine geschickte Jägerin, aber unfähig dem angeschossenen Eber den tödlichen Gnadenstoß zu verpassen. Sie entschied sich dafür, ihn verbluten zu lassen. Sollten die Aasfresser ihren Spaß mit dem Eber haben. Sie konnte sich gar nicht schnell genug von mir entfernen, ich nahm nichts mehr wahr. Nur noch das helle klirren ihres Schmucks und der süße Duft von Lavendel, der sich für immer in mein Gehirn fressen sollte. Sie wendete sich ab, ihre Leibwächter redete irgend etwas, aber das war mir egal. Sollten sie mir den Schädel einschlagen, dann hätte das ganze ein befriedigendes Ende.
    Ein letztes mal traf mich ihr spöttischer Blick, untermauert mit dem süßesten zwinkern ihrer schönen runden Augen. Sie verabschiedete sich, ich wollte etwa sagen. Irgend etwas sollte ich doch sagen, oder? Nein, ich blieb stumm. Ihren Blick standhaltend verkrampften sich meine Finger in meinem Umhang. Sie ging. Ich blieb. Eine weile noch versuchte ich ihr nachzuschauen, aber die Riesen versperrten mir den Blick. Vielleicht war es besser so. Wir lebten in gänzlich unterschiedlichen Welten. Wenn sie ein Vogel war, so war ich der Fisch. Weder im Stande ihr nachzufliegen, noch ohne Wasser zu atmen. Aber das sollte nicht unsere letzte Begegnung sein. Auch Fische konnten fliegen lernen! Glaub ich zu mindestens....

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!