Die Iulisch-Sergische Hochzeit | Der Empfang der Gäste

  • Sie kniff. Das Spiel war kurz und schon vorbei, so hielt sich Valas Vergnügen über den Ausgang in argen Grenzen, die sich in einem nur hauchdünn breiterem Lächeln auf Valas Lippen zeigte. Derartige Siege galten schon kaum mehr als solche, hatte das Spiel vorher doch kaum zum warmwerden getaugt. So galt es also, der Enttäuschung Herr zu bleiben und die Kurve in den belanglosen Smalltalk zu kriegen: "Oh, Sorgen mache ich mir da keine.. sie kommen sicherlich und es stellt sich weniger für mich die Sorge sie alle besetzen zu können, als für andere, ob sie es sich leisten können NICHT dabei zu sein.", schloss Vala mit nonchalantem Allwetterlächeln und versank in nachdenkliche Miene, als die Sergia in Sachen Besetzung nachbohrte. Schließlich wiegelte er mit einem kopfschüttelnden Lächeln ab: "Ist es nicht das spannende Ungewisse, das uns in die Theater treibt? So mir selbst die Handlung verborgen bleibt, bleibt mir selbst die geringe Freude dem Publikum auch vorzuenthalten, wen sie als nächstes in welcher Rolle zu sehen bekommen.. zudem muss ich mir dann vorher nicht anhören, was für potentielle Fehlbesetzungen mein Stück birgt, so ich selbst die Handlung ja nicht kenne. Und das ein oder andere Mal tritt ein Mime oder eine Mimin in mein Stück, ohne dass ich es hätte ahnen können...", erzählte Vala von dem großen Theaterstück seines Lebens, das ihn derart in Atem hielt, dass er sämtliche Bühnenkunst des irrealen als verschwendete Zeit der Langeweile ansah. Im Eifer des Gesprächs allerdings war Vala nicht entgangen, dass der Bräutigam-in-spe das ganze Gerede tapfer über sich ergehen lassen hatte. Zeit, ihn irgendwie wieder ins Boot zu holen... oder eben auf die Bühne: "Bei der einen oder anderen Gelegenheit zeigt sich, dass ich nicht immer Einfluss auf die Besetzung habe. In den seltsamsten Orten findet man Akteure, die kurz darauf wieder verschwinden... um dann unter den normalstmöglichen Umständen wieder aufzutauchen. Kurzum: es gilt ein gutes Gedächtnis zu haben und die alten wie die neuen im Auge zu behalten, sonst endet das Stück im Chaos."

  • Oje. So wie dieser Duccius jetzt hier immer mehr und mehr in seinem Theatergleichnis versank, fühlte ich mich für den Bruchteil eines Moments fast zurückversetzt nach Alexandria, wo es auch hier und dort Ecken und Orte gegeben hatte, an denen die sogenannten Philosophen sich in irgendwelche Theorien und Modelle zurückzogen und stundenlang in meinen Augen völlig ergebnislos in diesem ganzen.. Brei rührten und herumstocherten. Ich hatte um solche Gesellschaften deshalb immer einen großen Bogen gemacht. Aber geschenkt! Denn hier und jetzt kam ich eben nicht drum herum zuzuhören und mich einzudenken, weil ich zuhören und mich eindenken wollte.. oder vielmehr musste. Ich musste zuhören und mich eindenken, weil ich wissen wollte (so herum wurde jetzt langsam ein Schuh draus), ob er mich so verstanden hatte, wie ich hoffte:
    Ich wäre nicht uninteressiert, hatte ich ja gesagt.. und auch genau so (mit der kleinen Pause danach) gemeint. Mein kleiner den Schein wahrenden Nachsatz (das hier war immerhin noch meine Hochzeit und direkt neben mir stand mein Bräutigam!) war deshalb natürlich nicht gleich gelogen. Es interessierte mich wirklich auch, wen der Prätor so als prägnante und potente Persönlichkeit betrachtete. Ich meinte damit aber natürlich im Besonderen: Es interessierte mich, wenn der Prätor mich als prägnante und potente Persönlichkeit betrachtete!


    Allerdings schien mich dieser Kerl (eben ganz typisch Mann) nicht ganz zu verstehen. "Nun, wie gesagt.", setzte ich an, bevor ich fand, dass es ja eigentlich nicht an mir war, hier nun.. naja. Ich tat es aber irgendwie trotzdem: "Wenn du Interesse hast, dann freue ich mich nach diesem ganzen Hochzeitsstress sehr, wenn du mir schreibst, damit wir uns danach vielleicht noch ein bisschen eingehender in einem geeigneteren Umfeld als dieser Feier dieser Thematik widmen können." Ich lächelte noch einmal verspielt und forschte kurz in den Augen des Duccius, ob er jetzt verstanden hatte.
    Dann (denn mehr Versuche würde ich hier definitiv nicht unternehmen) wandte ich mich an meinen Marcus: "Und apropos "Chaos". Ich denke, wir sollten uns alsbald bemühen, dass unsere Hochzeit hier nicht zum selbigen wird. Was meinst du?" Natürlich erwartete ich hier nun seine Zustimmung. Es war an der Zeit, dass er nun endlich mein Mann wurde!

  • "Wir werden sehen...", schloss Vala unverbindlich lächelnd während ihm ein wohlbekannter Schauer über den Rücken lief. War die Temperatur im Raum gerade gefallen? Wohl nicht, aber das Klima war doch ein anderes.. der Grund erschloss sich Vala allerdings, wie so oft, nicht. Und doch... da war der eine oder andere kühle Gedanke gewesen.
    Manchmal gab es ihm schon zu denken wie schnell, und dass überhaupt, das Klima auf Gedanken zu reagieren schien. Fast kam er in die Versuchung, sich für einen Hercules des Denkens zu halten, der es schaffte mit reiner Gedankenkraft die Welt zu erschüttern... oder einfach Stimmungen kippen zu lassen.
    Wie so oft allerdings stellte sich was gänzlich unstolzes und profanes ein: Enttäuschung und Ernüchterung. Warum hätte es hier auch anders sein sollen?
    Weil es hätte sein können.


    "So will ich euch von eurem großen Moment auch nicht länger abhalten.", griff Vala den Wink mit dem Zaunpfahl auf und komplimentierte sich einfach selbst weg, "Es wird sicherlich noch Gelegenheit geben das eine oder andere Gespräch zu führen. So wünsche ich euch, dass der Abend derart schillernd und erfreulich gerät, wie ihr es euch erhofft und sicherlich auch verdient habt."

  • Mein Marcus schien mit seinen Gedanken wohl gerade woanders zu sein. (Bei unserer gemeinsamen Hochzeitsnacht vielleicht?) Also übernahm ich es auch, den Duccier für den Moment in die übrige Hochzeitsgesellschaft zu verabschieden: "Es würde mich freuen.", warf ich auf seine vage Ankündigung einer Gelegenheit, noch das eine oder andere.. nunja.. Gespräch zu führen, ein. Danach dann musste ich mir ein Augenrollen verkneifen. "Oh, sicherlich haben wir das verdient." Beinahe hätte ich hier einmal mehr meine extra lang ausgeschmückte Vorstellung von mir gegeben, wer ich nicht alles war. Aber ich konnte mich noch gerade so zurückhalten.. heute.. am Tag meiner Hochzeit.. auf meiner Hochzeit. "Und genauso hast du es verdient.. mehr als verdient, werter Praetor, dass du dich auf dieser kleinen Feier" Was für eine Untertreibung bei den vielen Senatoren, Rittern und anderen mehr oder weniger namhaften Gästen hier! "angemessen amüsierst. Ich hoffe, das tust du." Denn nur wenn die Gäste mit dem Abend zufrieden waren, wäre ich mit der Feier zufrieden. "Also.. wir wünschen dir viel Vergnügen und einen interessanten, unterhaltsamen Abend!", sprach ich mit einem süßen Lächeln auch im Namen meines Bräutigams, bevor ich letzteren mit einem dezenten Ruck in die richtige Richtung leitete: Let's get it started!

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