• [Blockierte Grafik: http://img158.imageshack.us/img158/4099/pyrrusqa0.jpg] | Livius Pyrrus



    Livius Pyrrus war gelaufen. Er lief meistens, denn eine eigene Sänfte konnte er sich nicht leisten und eine seines Arbeitgebers dürfte er für Botengänge nicht benutzen. Eine traurige Angelegenheit war das! Aber er hatte sich damit abgefunden, und wie ein Soldat bekam auch Pyrrus hin und wieder Nagelgeld, auch wenn er das nicht für neue Schuhe ausgab, sondern für sein Vergnügen. Und zudem lag die villa Flavia auch gar nicht weit entfernt.


    Mit einem Stapel Einladungen unter dem Arm erreichte er an diesem frühen Nachmittag das Haus der Flavier und klopfte an. Den mürrischen Türsklaven kannte er bereits von einigen Besuchen in diesem Hause, und so ließ er sich nicht beirren von der unfreundlichen Art des Sklaven. "Salve, Livius Pyrrus mein Name, scriba personalis des Senators Aurelius Corvinus. Ich komme mit einer Botschaft. Diese hier sind zur Verteilung an die Klienten eurer Familie gedacht, also, an die, die zur Hochzeit geladen werden sollen. Am besten gibst du sie deiner domina Flavia Celerina. Mein Herr empfiehlt sich und wünscht noch einen schönen Tag." Daraufhin drückte Pyrrus dem Türhüter die Einladungen in die Hand, tippte sich an die Schläfe, wandte sich um und ging von dannen.


  • Auch hier erschienen mitten in der Nacht einige eifrige Diener der Aurelier, bewaffnet mit Pinseln und Farben, um ihre Herren bei den anstehenden Wahlkämpfen kräftig mit Wahlsprüchen zu unterstützen. In wenigen Sekunden schmückten diese Sprüche verschiedenste Wände in der Stadt.



    "Wollt ihr erben weiterhin,
    Ist für Aurelius Orestes eine Stimme drin!"



    "Wollt ihr gerechte Preise haben,
    Bedenkt Aurelius Corvinus bei den Stammabgaben!"

  • Quintus Philo war endlich wieder auf den Beinen. So suchte er die Villa der Gens Flavia auf, denn seine Ausbildung bei Manius Flavius Gracchus sollte nun weiter gehen.


    *klopf, klopf*


  • Acanthus mit demselben leeren Blick behaftet, den er auch schon an den letzen Tagen aufgesetzt hatte, starrte an die gegenüberliegende Wand und träumte vor sich hin. Fremde Gefilde waren es, weit weg von diesem Platz der Ödnis, der sein Arbeitsplatz war, von denen er träumte. Auch wenn dies niemals Realität werden sollte, so war es doch reizvoll, diesen Gedanken zu verschwenden und darin zu schwelgen. Bis.., ja bis ihn ein Hämmern an der porta recht unsanft zurück katapultierte in die Realität seines kümmerlichen Daseins.
    Er öffnete die Tür, sah den Fremdling an und begann seinen altbekannten Text herunter zu leiern. "Wer bist du und was willst du?"
    Erst der zweite Blick offenbarte ihm, daß er jenen Mann bereits einmal gesehen hatte, vor gar nicht langer Zeit auch noch. Obschon ihm sein Name entfallen war. Doch diese Feststellung änderte gar nichts an seinem Auftreten. Er wartete geduldig, bis das sich der junge Mann auf seine Frage äußerte.

  • Es dauerte einen Moment, bis er empfangen wurde, doch dies störte ihn kaum. Als der Ianitor der villa Flavia ihn befragte, wie es nun mal üblich war, begann Philo dementsprechend zu antworten.


    "Mein Name ist Quintus Philo, discipulus im Cultus Deorum unter Manius Flavius Gracchus. Ich würde gerne zu ihm, falls dies möglich ist."


    Er hatte ja eigentlich keinen wirklichen Termin, doch durch seine Erkrankung erwies sich selbst dies als schwer. Apollonius war stets beschäftigt ihn zu pflegen. Dennoch hoffte Philo, dass er irgendwie dazwischen geschoben werden könnte.


  • Jetzt, da der Besucher sich zu erkennen gab und sein Begehren vortrug, fiel es Acanthus wieder ein. Dennoch veränderten sich sprunghaft seine Züge. "Es tut mir leid, doch das geht leider nicht!",antwortete der Ianitor niedergeschlagen. "Der dominus weilt nicht mehr in Rom.", fuhr er mit belegter Stimme fort.
    Jedem Bewohner, sei es Herr oder Sklave, war der Fortgang des Flavius Gracchus nahe gegangen, so auch Acanthus, der in seinem Inneren doch nicht so hart war, wie mancher geglaubt hatte.
    "Darf ich einem der anderen Herrschaften dein Kommen melden?", fragte er schließlich.

  • Merkwürdig? Philo lag zwar die letzten Wochen krank im Bett, aber dass er so wenig mitbekommen würde, hätte er nicht gedacht. Es hatte ihm auch niemand in Kenntnis gesetzt, dass er fort ist. Nun wie dem auch sei, er wusste nun auch nicht recht, was er auf diese unerwartete Nachricht antworten sollte. Es blieb ihm wohl erstmal nichts andere übrig, als in die Tempel zu eilen, um dort um Rat zu fragen, wie es mit seiner Ausbildung nun weiter gehen würde.


    "Oh, wie unerwartet... Ähm... Gut."


    Philo führte seinen Gedankengang zu Ende.


    "Vermutlich kannst du mir dann erstmal nicht weiterhelfen. Hab Dank!"


    Philo verabschiedete sich freundlich und drehte vermutlich mit einem irritierten Gesichtsausdruck um. Schade, er hätte sich gerne die Villa Flavia genauer angeguckt. Aber vielleicht wird es irgendwann noch einmal dazu die Gelegenheit geben.

  • Noch nicht lange war er in der Stadt, doch Asellus hatte recht gehabt. Es gab Arbeit, man musste sie nur finden. Wenn man nicht gerade Sklave war konnte man sich eben nicht auf seinen mehr oder weniger breiten Allerwertesten setzen und darauf warten, dass man mit Aufträgen überschüttet wurde. Man musste Augen und Ohren offen halten und nötigenfalls auch seine Beine einsetzten um etwas zu tun zu bekommen.
    So war Catubodus denn losgezogen, als ihm gerüchtehalber zu Ohren gekommen war, dass aus der flavischen Villa etwas abhanden gekommen war. Um genau zu sein: jemand. Wenn auch nicht nach römischer Definition. Von einem regelrechten Aufstand war in dem Gespräch zwischen zwei Sklaven auf dem Markt die Rede gewesen. Das klang Catu zwar etwas übertrieben, doch sollte das Gerücht einen wahren Kern haben, so würden seine Dienste womöglich gebraucht werden.
    Einen Fußmarsch später stand er vor dem Tor der Villa und klopfte beherzt an:


    *tok*
    *tok*
    *tok*


  • Seit Tagen herrschte dicke Luft in der Villa Flavia. Die Sklaven hatten es zu spüren bekommen, fast alle! Es war so, als wolle man ihnen nicht mehr voll vertrauen. So als steckten sie mit den vier Übeltätern unter einer Decke. Dem war natürlich nicht so. Trotzdem litt das Verhältnis zwischen Herr und Sklave. Der eine oder andere Sklave hatte es unter der Hand vielleicht auch gut geheißen, was geschehen war und wünschte den flüchtigen Sklaven ein gutes Gelingen. Doch niemand traute sich dies offen auszusprechen.
    Acanthus, der flavische Ianitor hatte schon vieles erlebt, seit er Tag für Tag an der Tür saß und seinen Dienst verrichtete. Er hatte nur Verachtung für die geflohenen Sklaven übrig. Daran ließ er auch keinen Zweifel. Insgeheim wartete die ganze Sklavenschaft, und da war Acanthus nicht ausgeschlossen, was nun geschah. Würde dominus Aristides sich höchstpersönlich auf die Sklavenjagd begeben oder würde er jemand anderen schicken, damit er sich selbst die Finger nicht schmutzig machen mußte?
    Niemand wußte darauf eine Antwort. Doch es war an Acanthus, als einer der ersten zu erfahren, was oder wen man zur Behebung des Problems zu Rate zog.
    Es klopfte und er öffnete. Wie immer besah er den Besucher mit einem leicht abfälligen Blick. Dann kam sein obligatorischer Spruch: "Wer bist du und was willst du?"

  • Es dauerte gar nicht lange bis ihm geöffnet wurde. Normalerweise verkehrte Catubodus eher nicht mit Kreisen wo es für jede noch so geringe Tätigkeit einen Sklaven gab. Demzufolge war er dann auch etwas überrascht ob der Geschwindigkeit mit der man sich hier seiner annahm. Davon war allerdings auf seinem Gesicht nichts zu lesen, als er die gewünschten Antworten gab:


    "Mein Name ist Catubodus und ich wünsche den Bewohnern dieses Hauses meine Dienste anzubieten."


    Er hatte sich entschlossen mal wieder seinen echten Namen zu benutzen. Schließlich handelte es sich um legale Arbeit. Des Weiteren würde man ihn womöglich bald nach Erledigung der Geschichte vergessen haben, so er denn angeheuert werden würde.
    Allerdings würde er wohl konkretere Angaben machen müssen. Also setzte er nach einem knappen Päuschen hinzu:


    "Ich bringe verlorene Sachen zurück und ich habe gehört, dass hier etwas abhanden gekommen ist."


  • Acanthus glaubte, sich verhört zu haben. Er wollte den Fremden schon wieder wegschicken und ihm raten, doch besser den Hintereingang zu benutzen. Doch dann ließ er sich den letzten Satz noch einmalauf der Zunge zergehen. Der Ianitor hatte nicht lange Zeit, um das für und wider seiner Entscheidung mit sich auszumachen. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, wollte er sich erst vergewissern.
    "Du bringst abhanden gekommene Sachen wieder zurück? Hat dich wer geschickt, oder kommst du nur auf gut Glück?" Acanthus musterte den Fremden von oben bis unten. Er konnte ja nicht jedem den Einlaß in die Villa gewähren! ;)

  • Das war der Nachteil, wenn man Botengänge delegierte. Diese Pfortenhühnen wollten es immer ganz genau wissen. Blos nicht einen zu viel herein bitten. Innerlich seufzte Catubodus, doch er würde es sich keinesfalls anmerken lassen. In dem Fall hätte er auch gleich wieder gehen können. Sein schlichtes Äußeres mochte ohnehin nicht allzu gut zur Umgebung passen und jeder Anflug von Unfreundlichkeit würde ihn endgültig um einen sicherlich lukrativen Auftrag bringen. Mit freundlichem Ton antwortete er daher:


    "Ich habe auf dem Markt gehört, dass einige flavische Sklaven sich verdrückt haben sollen. Daher bin ich wie du sagst auf gut Glück hier, bevor ein windiger Geschäftemacher, der nichts vom Handwerk versteht auf die selbe Idee kommt."


    Hoffentlich genügte das nun. Würde es nicht im Endeffekt um bare Münze gehen, so wäre er jetzt viel lieber in einer Kneipe, oder noch besser unter freiem Himmel als hier vor einer dieser hochherrschaftlichen Villen. Ungeduldig schob er das obligatorische Süßholzstückchen vom einen Mundwinkel in den anderen. Was dann auch schon die ganze Palette der Zeichen für seine Nervosität war.


  • Aha, so war das also! Der Ianitor nickte bedächtig und sein unwillkürlicher Blick fiel auf den jungen Phoebus, der sich wieder einmal bei ihm aufgehalten hatte.
    "Gut! Der Junge wird dich ins Atrium führen. Dort wartest du, bis du empfangen wirst!" Acanthus gab dem Sklavenjungen einen Wink, damit er Catubodus ins Innere der Villa führte. Zur Sicherheit gegen Langfinger sandte er noch zwei Sklaven hinterher, die den Fremden im Auge behalten sollten.

  • Erleichtert trat Catubodus durch das Tor und kam nicht umhin zu bemerken, dass man ihn gewissermaßen unter Bewachung stellte. Er konnte es niemandem verübeln, vermutlich würde er ebenso handeln. Da er allerdings nichts unrechtes im Sinn hatte, erhöhte es zwar sein Gefühl, hier eindeutig deplatziert zu sein, nicht jedoch seine Anspannung. Diese war vielmehr in Fragen begründet bezüglich den Flaviern.
    Ob sie so arrogant waren, wie er gehört hatte? Und misstrauisch, und grausam? Man hörte ja allerlei, doch viel zu selten konkretes und Catu gab im Allgemeinen nicht viel auf Geschwätz. Allerdings schien ja das Gerücht über die Sklaven der Wahrheit zu entsprechen. Doch das verleitete ihn nicht, des beliebige andere Gerücht zu glauben. Gerade wenn es um Charakterzüge ging machte er sich gerne ein eigenes Bild. Dazu würde er ja einige Schritte und ein wenig Zeit später Gelegenheit haben.

  • Den Weg vom Palatin auf den Quirinal nahm ich voller Vorfreude auf das, was die Gärtner der angrenzenden Villen und unsere Eigenen im Frühjahrsputz bereits geschaffen hatten. Überall reckten die Knospen hervor, schoben sich Blätter und Blüten nach. Schon die Straßen wurden von frischem Grün gesäumt. In unserem Garten wuchs es hoffentlich auch so gesund. Kaum vor der Tür angekommen, klopfte ich an und wartete auf das Rasseln, wenn die Kettenglieder des Türsklaven aufeinander schlugen, während er sich erhob um den Riegel zurückzuschieben. Wenig später konnte man dann eintreten oder eben sein Begehr vorbringen. Erst vor ein paar Monaten hatte ich hier einige Wochen verbracht. Der Haushalt durfte sich also noch an mein Gesicht erinnern. Zur Not war da aber noch der Siegelring mit dem Aesculap der Familie.


  • Acanthus sass vor der Tuer. Die Beine hatte er im Schneidersitz zusammengefaltet, den Kopf stuetzte er mit der rechten Hand auf. Waere doch die Welt nur etwas besser organisiert. Nicht ganz so hektisch. Dann waere sie viel einfacher zu begreifen. Er seufzte. Es war noch ein weiter Weg, bis er vollends Einsicht in den Sinn der Welt erhalten koennte.
    Jene Realisation kam zeitgleich mit einem Klopfen an der Tuere. Unverstaendliches Zeug murmelnd, erhob er sich und machte die Tuere auf. Draussen stand jemand, der ihm irgendwie vertraut vorkam, den er aber nicht einschaetzen konnte. Ein Patrizier aber, auf jeden Fall.
    "Salve, domine. Willkommen in der Villa Flavia. Was ist dein Name, dein Anliegen und wie kann ich helfen?", leierte er routiniert herunter.

  • Die Sonne begann mir gerade den Rücken zu braten, als sich die Tür öffnete. Dem Türsklaven schien seine dunkle Ecke das Sehen zu rauben, denn Ich erkannte dessen Gesicht als das jenes Sklaven, der auch schon bei meinem letzten Besuch die Türe bediente. "Ave, mich reinlassen könntest du und einen Diener rufen, der mein Gepäck auf mein Zimmer trägt. Du kennst mich doch noch oder?" Soweit kam es noch, das ich mich einem unserer niedersten Sklaven vorstellen mußte. Ohne große Mühe war zudem jener Ring mit dem Aesculap an meiner rechten Hand zu sehen. ;)


  • Jetzt erst sah er den Ring, den der Patrizier trug. Acanthus war noch immer so in Gedanken ueber die Gefuege der Welt vertieft gewesen, dass er gar nicht darauf geachtet hatte.
    "Natuerlich. Flavius Hibiscus... nein... Libustulus... Lollilullus... ach, natuerlich, Lucullus." Jetzt fiel ihm der Name ein. Sein Namensgedaechtnis war auch nicht mehr das, was es einst war. Wurde er langsam alt?
    "Sicher, domine." Er trat nach hinten, um Lucullus einzulassen. Das Gepaeck sah schwer aus, er brauchte dazu einen starken Sklaven. Er blickte nach hinten und sah Cassivellaunus vorbeischlurfen. "Du! Du nimmst das Gepaeck hier und bringst es in das Cubiculum von Herrn Lucullus!"
    Cassivellaunus stoehnte, packte den kram und schleppte ihn hinfort. "Willst du gleich in dein Zimmer, oder willst du zuerst ins Atrium, domine?", fragte der Sklave den Patrizier.

  • "In meine Räumlichkeiten und lass mir warmes Wasser und etwas Rosenblütenöl bringen, dann schick Jemanden in die Küche, der eine Kleinigkeit zu Essen macht und sie mir im Atrium serviert." Ich überlegte für einen kurzen Moment, kam aber zu dem Schluss vorerst nicht mehr zu brauchen. Zwar war der Morgen recht schön gewesen, aber trotzdem schwitzte ich nicht derart übermäßig, das die Tunika an meinem Leib zu kleben begann und damit ein gewisser Wucht entstand. So brauchte es vorerst kein Bad und wenn ich am Abend in die Thermen ging, war der Besucherandrang meist auch geringer. So würde ich mal sehen, wer überhaupt alles zur Zeit diese Villa bewohnte. Wie ich gehört hatte, war mein Bruder aus Rom verschwunden. Irgendwas trieb ihn auf das Land. Tja ich wußte was es war und ich hatte es oft lang und breit ausgeführt. Genau dieser Grund war es auch, der mich selbst nach einigen Tagen in der Stadt wehleidig an das Ländle denken ließ und so oft schnell wieder dahin trieb. "Das war alles erstmal." Und schon begab ich mich die breiten Flure entlang in mein kleines Reich dieser Villa Flavia Felix.

  • Seine adulescente Einfältigkeit brachte den jungen Claudius öfter als ihm und seinen Eltern lieb sein mochte in prekäre Situationen. Dessen erst vor der Haustür, jedoch nach dem dumpfen Pochen gegen die Tür, gewahr, erschrack Claudius selbst ob seiner äußerst dummen Handlungsweise. Was hatte er hier denn zu suchen, was verloren? Er konnte es nicht mehr auf den Drang nach Gerborgenem, Gewohnten, gar der Liebe schieben, denn von jenen Gefühlsregungen hatte sich zuerst sein Verstand und nunmehr auch sein Körper gänzlich verabschiedet.
    Und so stand er, verloren in der tiefen Welt eigener Vorwürfe, starr und unwillig eine Bewegung der Einsicht folgen zu lassen. Es war nunmehr zu spät.

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