• Polydorus sah den Ianitor ausdruckslos an, dessen Aufgabe es naturgemäß war, zeitraubende Bittsteller und andere jämmerliche Gestalten von der Pforte zu verjagen. Bei Besuch, der in einer Sänfte herkam, war das selbstredend nicht notwendig, so dass Caius' Sklave in höflicher Weise das Anliegen seines Herren vortrug:


    "Salve. Dies ist mein Dominus Caius Duccius Callistus, seines Zeichens Decemvir litibus iudicandis. Er ist vereinbarungsgemäß hergekommen, um mit Senator Flavius Gracchus die Erbsache Flavius Furianus zu besprechen."


    Caius stand einen Schritt entfernt und machte eine möglichst würdige Miene. Er war als Vertreter der Res Publica in eine Toga gehüllt und er fühlte sich großartig dabei! Dass er faktisch bloß Hilfsbeamter der Praetoren war und im Übrigen bei der sommerlichen stadtrömischen Hitze schwitzte wie ein Polarbär in der Sauna, rückte hierbei freilich gänzlich in den Hintergrund.

  • Heute hatte Atticus einmal raus aus seinem täglichen Trott in seiner Castra gemusst. Jeden Tag den Rekruten beim Üben zuzusehen, Bücher über Brandschutz zu lesen, Berichte über Hehlerei, Brände, Diebstähle und Karrenzusammenstöße zu hören und die Leute einzuteilen war ab einem gewissen Punkt einfach nur langweilig. Und da Atticus ohnehin einen den langweiligeren Bezirke Roms unter sich hatte, ließ er es sich nicht nehmen, heute begleitet von einem Contubernium Vigiles selbst auf die Staßen zu gehen und die Brandschutzkontrolle durchzuführen. Wenn man schon so viel über Brandschutz auswendig hatte lernen müssen, sollte es sich wenigstens auszahlen.


    Also ging er, seinen Hund Pontus an seiner Seite, voran und klopfte an die nächste Haustür. “Brandschutzkontrolle!“ rief er dabei schon laut, um den Bewohnern gegebenenfalls noch die Gelegenheit zu geben, etwaig anderweitig gebrauchte Eimer noch schnell wieder in den Eingangsbereich zu räumen.

  • Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    "Salve. Dies ist mein Dominus Caius Duccius Callistus, seines Zeichens Decemvir litibus iudicandis. Er ist vereinbarungsgemäß hergekommen, um mit Senator Flavius Gracchus die Erbsache Flavius Furianus zu besprechen."


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    Acanthus nickte, selbstredend war er informiert.
    "Der Consular erwartet deinen Herrn, er möge bitte dem Jungen folgen."
    Der 'Junge' war ein halbwüchsiger Sklave von schlanker, hoch gewachsener Gestalt, der den Ianitor um einen halben Kopf überragte. Den Kopf mit seinen großen, braunen Augen hielt er gesenkt als er mit den schwingenden Hüften eines geborenen Tänzers Duccius Callistus hinein in die Villa führte.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Also ging er, seinen Hund Pontus an seiner Seite, voran und klopfte an die nächste Haustür. “Brandschutzkontrolle!“ rief er dabei schon laut, um den Bewohnern gegebenenfalls noch die Gelegenheit zu geben, etwaig anderweitig gebrauchte Eimer noch schnell wieder in den Eingangsbereich zu räumen.


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    Kein Besucher musste je an der Porta der Villa Flavia warten, denn stets wachte der Ianitor Acanthus jederzeit bereit in der kleinen Nische hinter der Türe, um allzeit aufzuspringen und seinen Dienst zu verrichten. Er aß dort, er schlief dort, er lebte dort - und sofern er diesen Platz kurzzeitig musste verlassen, so hielt ein anderer Sklave die Stellung. Auf das Klopfen des Pompeius indes tat sich erst einmal nichts. Die Augenblicke zogen sich so träge dahin wie alles Leben in Rom in der sommerlichen Hitze und nur ein Mensch mit sehr gutem Hörvermögen würde ein hektisches Gemurmel und Scharren hinter der Türe vernehmen können. Sodann folgte durch die gedämpfte Tür hindurch: "Einen Moment bitte, der Türriegel klemmt!", gefolgt von gedämpftem Schaben wie von Holz auf Stein.


    Ein wenig lauter als beabsichtigt war noch ein "Bereit?" zu hören, ehedem die Porta endlich geöffnet wurde und Acanthus mit einem bedauernden Lächeln auf dem Gesicht und dem Türriegel in der Hand verkündete: "Verzeihung, Herr, bei dieser Hitze verzieht sich das Holz immer so."
    Er musterte den kleinen Trupp Soldaten und wandte sich an Pompeius Atticus:
    "In welche Bereiche des Hauses müsst ihr? Die Herren Flavier sind noch nicht von ihren Amtsgeschäften zurück, doch in Hinblick auf die Damen des Hauses wäre ich euch verbunden, wenn es keinen allzu großen Tumult geben könnte. Sie sind immer ein wenig schreckhaft was Soldaten im Haus betrifft."




    IANITOR - VILLA FLAVIA

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Atticus wartete und lauschte. Hinter der Tür war ein wenig Bewegung auszumachen, dann eine bitte um Geduld. Es folgte ein Schaben von Holz auf Holz, und schließlich schwang die Tür auf. Begrüßt wurde Atticus von einem freundlichen Ianitor, dessen Lächeln er ganz selbstverständlich erwiderte.
    “Salve. Also kontrollieren müssen wir alle Räume, die mit Feuer in Kontakt kommen. Insbesondere sind dies die Küche, sofern vorhanden. Für die würde ich dann auch die Betriebserlaubnis an der Stelle erneuern. Also, wenn alles passt, heißt das. Dann natürlich eventuelle Heizräume für eventuell benutzte Hypocausta oder für das Erwärmen von Badewasser und alle Räume, die durch Kohlepfannen beheizt werden. Also, im Winter, nicht jetzt. Und Räume, die mit Holz oder Harz vertäfelt sind, oder Stroh als Bodenbelag oder Decke haben...“ Atticus Blick wandte sich nach oben, als er überlegte, ob er etwas vergessen hatte. “...oder von denen sonstig eine Brandgefahr ausgehen könnte. Wenn die Vigiles auch eintreten, geht das natürlich schneller, dann können wir uns aufteilen. Wenn es die Nerven der anwesenden Damen aber schont, kann auch ich allein die Inspektion machen, dann brauch ich halt ein bisschen länger“, bot Atticus noch freundlich an. Er wollte ja niemanden erschrecken, und besonders schwer war das inspizieren nun ja doch nicht. Und die Vigiles würden die Pause wohl auch mehr als begrüßen, gerade angesichts der sommerlichen Temperaturen.

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    "Puh", Acanthus' Backen blähten sich für einen Moment auf.
    "Das sind viele Räume. Beinahe alle. Die Wohnräume werden im Winter bei Bedarf alle beheizt, entweder über das Hypocaustensystem oder über Kohlepfannen, manchmal auch beides."
    Gerade für die Damen konnte es im Winter bisweilen nicht warm genug sein.
    "Im Zweifelsfall werden auch in den Sklavenkammern Kohlepfannen aufgestellt."
    Da die Sklaven ohnehin die meiste Zeit in den Wohnräumen unterwegs und beschäftigt waren, kam dies zwar nur in äußerst kalten Wintern vor, doch Acanthus wollte keinen Raum unterschlagen.
    "Badewasser wird das ganze Jahr über erhitzt und in der Küche natürlich auch gekocht."
    Er überlege kurz.
    "Im Stall ist Stroh ausgelegt, das in einem Verschlag daneben gelagert wird."
    Er nickte ein wenig entschuldigend.
    "Ja, also im Grunde betrifft es wohl das gesamte Anwesen. Wenn du mir noch deinen Namen nennen würdest, Tribun, werde ich die Damen informieren, dass sie sich in den Hortus zurückziehen können, sofern sie sich gestört fühlen. Dann könnt ihr euch aufteilen."
    Andernfalls wäre die Inspektion vermutlich bis zur Cena noch nicht beendet.
    "Ich kann dich leider nicht begleiten, ich muss an der Porta bleiben, aber Cleomedes hier wird für alle Fragen bei dir bleiben. Der übrige Hausstand wird unterrichtet, dass jeder deinen Soldaten behilflich sein wird."
    Der Ianitor zog die Porta weit auf, dass Pompeius und seine Soldaten eintreten konnten.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Ja, also im Grunde betrifft es wohl das gesamte Anwesen. Wenn du mir noch deinen Namen nennen würdest, Tribun, werde ich die Damen informieren, dass sie sich in den Hortus zurückziehen können, sofern sie sich gestört fühlen. Dann könnt ihr euch aufteilen."


    “Oh, ja, natürlich“, meinte Atticus etwas verlegen auf die Frage nach sienem Namen hin. Angesichts der Tatsache, dass das hier keine kleine Mietcasa war, sondern eine stattliche Villa, war es wohl in der Tat angemessen, sich vorzustellen. Da hätte er aber auch selber drandenken können! “Pompeius. Titus Pompeius Atticus. Und wir werden uns natürlich bemühen, die Damen so wenig wie irgend möglich zu stören.“ Er blickte dabei noch einmal kurz zu seinem Männern, diesmal mit ausgesprochenem Tribun-Blick, was diese auch als eindeutige Warnung aufnahmen. Auch, wenn Atticus jung war, er war Tribun, und als Tribun konnte er jeden einzelnen von ihnen mal eben in das nächste brennende Haus hineinbefehlen. Oder andere schreckliche Strafen verhängen. Da verhielt man sich lieber unauffällig in seiner Gegenwart.


    “Warte hier, Pontus“ gab er seinem Hund noch einen Befehl. Ein kurzes Fiepen folgte, dann aber suchte Pontus sich ein schattiges Plätzchen und legte sich gehorsam hin. “Wenn ihr ihm noch eine Schale mit Wasser hinstellen könntet, wäre das sehr freundlich“ bat Atticus dann noch den Türsteher. Und dann trat er ein.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Acanthus nickte, selbstredend war er informiert.
    "Der Consular erwartet deinen Herrn, er möge bitte dem Jungen folgen."
    Der 'Junge' war ein halbwüchsiger Sklave von schlanker, hoch gewachsener Gestalt, der den Ianitor um einen halben Kopf überragte. Den Kopf mit seinen großen, braunen Augen hielt er gesenkt als er mit den schwingenden Hüften eines geborenen Tänzers Duccius Callistus hinein in die Villa führte.


    "Sehr wohl", entgegnete Polydorus nickend. Er wandte sich zu seinem Herrn um und gab ihm ein Zeichen. Caius nickte erleichtert. Er erhoffte sich im Inneren der Villa eine gewisse Abkühlung. Hier draußen auf der Straße zog ihm langsam die Hitze unter die Toga. Ein Schweißtropfen rann ihm den Rücken herunter. Schnell kam er daher der Einladung des Ianitors nach, trat über die Türschwelle und folgte dem jungen Burschen ins Innere des Anwesens.

  • Die Nacht war unerträglich gewesen. Verus hatte nicht wirklich geschlafen, denn alle Gedanken sammelten sich in einem Abgrund; einer fernen Leere, die immer näher zu kommen schien. Etwas, was ihn heimsuchte und hinab reißen wollte. Müde und mit schweren Schritten durchschritt der unholde Geist dieser Stadt seine Wege, um einer Einladung zu entsprechen, die unerwartet aber willkommen war. Seine beiden Leibwächter hielten einen engen Abstand, um ihren Kommandeur mit fester Absicht zu verteidigen. Ein erneutes Attentat dürfte es nicht geben und doch stand ihnen eine erhebliche Anspannung im Gesicht, da sich der trecenarius mit vielen Gruppierungen dieser Stadt in einem permanenten Konflikt war. Nicht nur die Christen verfluchten ihn, sondern auch die kriminellen Gruppierungen der subura, korrupte Beamte und auch nicht prätorianische Geheimbünde. Verus war eifrig und grausam in vielerlei Bereichen gewesen, so dass sein Ruf und auch Name mit einem steten Flüstern versehen war. Man rief seinen Namen nicht öffentlich, sprach leise von den Prätorianern und schwieg dezent, wenn politisch berührende Themen aufkamen.


    Es gab eine neue Trennlinie zwischen erlaubter und unerlaubter Meinung, die Verus mit Blut gezogen hatte. Nicht nur das Verschwinden einiger Menschen, darunter auch wenige Senatoren und Ritter, ließen verstörte Wahrnehmungen zurück. Angst machte sich breit; eine nicht mehr heimliche Furcht vor den dunklen Schatten, die aus dem Nichts kamen und einer nicht immer ganz durchschaubaren Agenda folgten. Es war klar, wem sie dienten und wofür aber es war nie klar, welche Person ein weiteres Ziel sein konnte. Verus hatte sich selbst einsam gemacht, verdammt zu einer ständigen Flucht in erneute Handlungen. Sein Tanz war leer aber fordernd. Der trecenarius war müde, erschöpft von sich selbst und der Arbeit, die sich monoton immer wieder erneut zeigte. Es gab kein Ende in diesem Geschäft, welches auf Furcht und Macht setzte. Eine Macht, die durch korrumpierende Ideen gewonnen wurde. Verus erreichte den Zielort. Die Villa Flavia. Natürlich hatte der Chef der kaiserlichen Geheimpolizei Nachforschungen über den Einladenden angestellt aber dennoch blieb ein gewisser Rest Unklarheit, was der Senator mit diesem Gespräch beabsichtigte.


    Verus hatte vor einem Tag einen Boten vorweg geschickt, der den Senator über die Bestätigung der Einladung mündlich informieren sollte. Ein Bote, der nicht nur eine Botschaft brachte, sondern eine klare Anweisung, dass man vertraulich sprechen musste. Im Zweifel unter vier Augen. Verus war vorsichtig, gar panisch paranoid gegenüber unbekannten Orten und Personen. Er kannte den Senator noch nicht und auch nicht sein Haus. Zwar gab es Berichte und bekannte Gerüchte aber genau wusste Verus nicht, was ihn erwarten sollte. Die Vorbereitung musste jedoch ausreichen, um nicht gegenüber dieser alten Eminenz einzubrechen. Vielleicht fand sich ein weiterer Verbündeter im Kampf um Rom. Im Kampf gegen die Idee der Christen. In der Tat nahm Verus diese Absicht an, so dass er trotz Schlafmangel diesen Termin wahrnehmen wollte.


    Abgeschirmt von seinen Leibwächtern, trat Verus selbst an die Porta klopfte am großen Riegel an und trat dann in das Vestibül ein, wie es üblich war. Römische Haupttüren waren tagsüber nicht verschlossen, um Klienten, Geschäftsleute und Gäste hinein zu lassen. Erst im Vestibül mit den je nach Lage ausgebauten Sitzbänken wurde die eigentlich Begrüßung durch Sklaven oder bestellte Angestellte durchgeführt. Verus wartete stehend, während seine beiden Soldaten dezent die Umgebung im Blick behielten. Man erkannte sie nicht sofort als Prätorianer aber die soldatischen Stiefel und die Haltung sprachen eindeutig für eine außerordentliche militärische Ausbildung und ausbeutende Konditionierung. Auch Verus zeigte einen deutlichen Habitus, der von einer Ewigkeit im Militär sprach. Mit einer geübten Bewegung richtete Verus seine speziell gefärbte Toga und blickte wartend ins Vestibül hinein. Seine Atmung war flach aber beständig, fast einer Kriegsmaschine gleich.

  • Tiberius Verus musste nicht lange warten, denn vom Vestibulum über die öffentlichen und privaten Wohnbereiche, durch die Küche hindurch und den Hortus, durch jeglichen Raum bis hin in die Hypocausthen glich die gesamte Villa Flavia einer geölten Maschinerie, welche durch zahllose Sklaven - zumeist aus der eigenen Zucht der Flavia Agrippina in Baiae - am Laufen gehalten wurde. Ein adrett gekleideter Sekretär empfing jeden Besucher und selbstredend wurde der Trecenarius ohne weitere Verzögerung weiter hinein in das Haus gebeten, selbstredend ohne auf seine Leibwache einzugehen, welcher die flavische Gastfreundschaft würde zuteil werden, sollte sie am Eingang verharren, oder aber niemand sie würde weiter wahrnehmen, sollte sie dem Tiberier folgen. Ein etwas jüngerer Sklavenbursche, ebenfalls von gefälligem Antlitz, führte den Prätorianer durch die dezente Pracht des Atrium - vorbei an den stummen Zeugen familiärer Größe - bis hin in das Tablinum des Hausherrn.

  • Eine frohe Botschaft war vor kurzem in die Domus Iulia geflattert. Der ehrenwerte Pontifex und Senator Manius Flavius Gracchus hatte per Brief zugestimmt Caesoninus im flavischen Eigenheim empfangen und ihm persönlich Gehör schenken zu wollen! Wie toll!
    Genau das auf das er in den letzten Tagen gewartet und sich erhofft hatte, seit der Sendung seines Briefes. So würde er es womöglich schaffen können eine Art fortgeschrittener Discipulus von Flavius Gracchus zu werden, der ihm womöglich den Weg zu höheren und komplizierteren kultischen Pfaden und Ritualen weisen konnte. Zu Wissen, das nicht allgemein bekannt war vielleicht, wenn er sich gut schlug.


    Doch dafür galt es zuerst einmal den Pontifex zu treffen und von sich zu überzeugen. Womöglich hatte er ja einen ersten halben Fuß in dessen Tür, falls er sich an Caesoninus' Prüfungsopfer erinnern würde, wo er schon mal mit erstem praktischen Wissen glänzen hatte können. Doch, wie überzeugte man den Flavier wohl generell von sich? Das war eine Frage, über die Caesoninus intensiv nachdachte. Flavius Gracchus war vom Stande her Patrizier, weshalb Caesoninus seinerseits wohl Reichtum und Macht repräsentieren müsste (soweit er beides eben besaß), um halbwegs ernst genommen zu werden. Neben Glattrasur und einer ordentlichen, faltenreichen Toga würde das schon beim grundlegenden Auftritt vor der Villa anfangen, also musste er mit Sänfte und Gefolge anreisen, anstatt wie üblich einfach zu Fuß hinüberzulaufen. Auch vielleicht eine etwas gewähltere Ausdrucksweise? Naja, mal sehen.


    Als die rechte Stunde gekommen war, begab sich Caesoninus so würdig wie möglich aufgeputzt in eine iulische Sänfte mit dem Symbol der Familie gut sichtbar an beiden Flanken angebracht und eine ansehnliche Traube Sklaven gruppierte sich um das Transportgerät. Diese Art zu reisen war alleine sterbenslangweilig und tausendmal langsamer, als zu Fuß, doch die besseren Zehntausend verlangten das nun einmal wohl von einem, wenn man sie bei sich zuhause besuchen wollte. Endlich (Caesoninus glaubte, ihm sei zwischenzeitlich wieder ein Bart gewachsen bei dem Schneckentempo) kam sein Geleitzug samt Sänfte vor der Porta der Villa Flavia Felix zum Halten und Caesoninus winkte einmal mit einer Geste hinaus, um einen der Sklaven damit anzuweisen, dass er zur Porta laufen und ihn entsprechend ankündigen sollte, was er auch sofort tat.

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    Der Ianitor der flavischen Villa, Acanthus, rieb seine Hände über einem Becken mit glühender Kohle und fröstelte innerlich ob der winterlichen Kälte. Seit einigen Wochen schon hatte er das Gefühl, der Winter wäre in diesem Jahr schlimmer als sonst, obwohl der Winter im Grunde war wie immer. Nike, das alte Waschweib behauptete, es wäre ein Zeichen des Alters - aber was wusste Nike schon!


    Als es klopfte tat der Ianitor seinen Dienst wie eh und je. Die Ausstaffierung und das Geleit des Iuliers beeindruckten ihn nicht, er hatte schon vieles gesehen in seinem Leben an der flavischen Porta.


    "Dein Herr wird bereits erwartet", entgegnete er dem iulischen Sklaven auf dessen Begehr und zog die Türe weiter auf, um den Gast einzulassen. Ein junger Sklave mit schmalen Lippen und mandelförmigen, braunfarbenen Augen führte den Iulier durch die flavische Villa - welche ihren Einwohnern stets gewöhnlich erschien, Besucher ob ihrer dezenten Pracht und ihres stilvollen Luxus jedoch oft in Staunen versetzte -, an den Masken der familiaren Ahnen vorbei durch das Atrium hindurch bis zum Officium des Hausherrn.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

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  • Es war überaus ermüdend, sich den Weg durch die Stadt zu bahnen. Selbst wenn man in einer gemieteten Säfte saß, mit vorgezogenen Vorhängen und sanft in ein Kissen gelehnt, waren die Düfte, mit der diese Stadt die Sinne quälte nicht zu überbieten. Wenn ich eines hasste, dann waren es der Brodem, der der Straße entstieg und der an manchen Stellen, welche ich nicht einmal mit dem Auge betrachten wollte, besonders beißend erschien. Garküchen und Dreck, Dung und Schlamm. Nicht überall konnte man die Größe dieser Stadt preisen, doch als mir der gedungene Führer dieser Unternehmung verkündete, dass wir schon den Quirinal erreicht hatten, wurde es allmählich besser. Von nun an ging es buchstäblich bergauf, bis auch dieses letzte Schaukeln endete und mein Gefährt recht sanft auf dem Pflaster abgesetzt wurde. “Wir sind angekommen, Herr,“ tönte es von draußen und ich zog etwas skeptisch die Vorhänge zur Seite, um auf die Villa zu blicken, in welcher ich die nächste Zeit verbringen wollte. Dabei konnte ich nur hoffen, dass Flavius Gracchus, der große Mann von dem ich schon so viel gehört hatte in meinem Leben, auch anwesend war. Der Rest der Familie weilte in Baiae, auf Sardinia oder sonstwo im großen Imperium und ich hatte nur übel Lust, Tage und Wochen allein zu verbringen. Immerhin hatte ich seit dem letzten Jahren lange Reisen hinter mir und hätte folglich einiges zum Erzählen im Gepäck.



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    Nachdem ich die Aussicht auf das nette Anwesen einen Moment genossen hatte, blickte ich zum Mitreisenden in meiner Sänfte. Telys saß mir ein wenig verspannt gegenüber, dabei wusste ich nicht einmal warum. Herzensgüte? Ein Moment der Schwäche? Gut, ich betrachtete ihn gerne, weshalb das wohl legitim war, dass er drinnen und nicht draußen war. Dennoch reichte es nun auch. “Raus!“, befahl ich ihm nun recht harsch und er eilte sich, meinem Wunsch nachzukommen. Danach war ich an der Reihe meinen Fuß auf Romas Boden zu setzen. Ich richtete noch einmal meine Kleidung und machte mich dann ebenfalls auf den Weg. Dicht gefolgt von Telys, was ein Umstand war, an den ich mich inzwischen nicht nur gewöhnt hatte, sondern ihn sogar genoss. Der Sklave war nämlich ein recht hübscher Kerl, wobei es den meisten eher so erschien als wäre er eine junge, attraktive Frau. Schon oft war jemand in dieses Fettnäpfchen getreten und es bereitete mir stets eine diebische Freude. Einer der Sklaven war bereits an der Pforte, hinter der ich mir so vieles erhoffte. Als ich nah genug herangetreten war, klopfte er mehrmals vernehmlich an die Tür, während weiter unten meine Entourage auf weitere Anweisungen wartete. Ich war nämlich mit einigen Leibwächtern von Baiae hierher gereist, um vor etwaigen Angriffen geschützt zu sein.


    *tock* *tock *tock

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    "... und dann holte er aus und..."
    Es klopfte an der Porta. Acanthus blickte überaus unfreundlich zur geschlossenen Pforte hin. Gerade war Hyacinthos mit seinem Reisebericht an einer Stelle angelangt, an welcher die Spannung kaum auszuhalten war. Doch Acanthus war zu pflichtbewusst, sich von seiner Aufgabe abhalten zu lassen. Mürrisch erhob er sich und öffnete die Porta einen Spalt.


    "Ja?" knurrte er unfreundlich und ließ seinen Blick - entgegen seiner Gewohnheit - noch ein zweites Mal über den Herrn hinter dem Klopfenden wandern, da er ihm merkwürdig vertraut vorkam.



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  • Den Blick hatte ich noch immer erhaben auf das Türblatt der Porta gerichtet, als dieses sich schließlich einen Spalt breit öffnete und das Augenpaar eines Ianators sich in eben jener entstandenen Ritze blicken ließ. Die Freundlichkeit des einzig ausgesprochenen Wortes ließ mich die Lippen zusammenpressen und tief durchatmen, doch ich sagte nichts und überließ die Konversation den Sklaven. Der Klopfer, dessen Name mir entfallen war, da ich diesen keineswegs als wichtig erachtete, lächelte nun freundlich. “Der ehrenwerte Sextus Flavius Maecenas ist aus Baiae angereist, um mit der Erlaubnis des ehrenwerten Flavius Gracchus hier Quartier zu nehmen!“, verkündete er dann, während ich mit der rechten Hand noch einmal meine prunk verzierte Tunika auf Bauchhöhe glatt strich und dem Ianator dabei einen Blick aus undurchdringlichen Gesichtszügen schenkte.

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    Mit der Nennung des Namens weiteten sich Acanthus' Augen unmerklich und sogleich wurde die Türe weit geöffnet, der lanitor ein wenig krumm in seiner Verbeugung und der fremde Sklave gänzlich ignoriert.
    "Willkommen in Rom, Herr!" flötete Acanthus erfreut - und er war tatsächlich erfreut, mochte er doch jedes Mitglied der Familie auf Anhieb und in tiefster Verbundenheit.


    "Dieser Junge hier wird der den Weg weisen", wies er auf Hyacinthos und schob ihn ein wenig nach vorn. "Möchtest du dich erst ein wenig erfrischen oder dem Hausherrn sogleich deine Aufwartung machen?"




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  • Das Augenpaar, welches mir durch den Türspalt entgegenblickte, weitete sich nun ein wenig. Ebenso wie die Türe, die jedoch noch ein wenig weiter aufschwang. Eine Verbeugung des Ianators folgte und ein Willkommensgruß wurde ausgesprochen. Freundlich, zuvorkommend und ohne den Argwohn, der mir zuvor entgegen geschlagen war. Letzten Endes aber war dies eine Sache, die wohl in eine Stadt wie Rom Gang und Gäbe war, denn man konnte nie wissen, wer gerade zum Plündern unterwegs war. Ohne den Ianator auch nur eines Blickes zu würdigen – viel eher war es eine flüchtige, wedelnde Handbewegung, die meinen Dank für diese Begrüßung ausdrücken sollte – trat ich nun durch die Porta und schaute mich um. Vor mir fand ich nun einen Sklavenjungen, der mir entgegen geschoben wurde. Flüchtig blickte ich ihn an und hob dann wieder mein Haupt, um über seinen Schopf hinweg gen Atrium zu schauen. “Ich denke, dass ich meinen lieben, großen Verwandten sogleich meine Aufwartung machen werde!“, erklärte ich. Das gebot immerhin die Höflichkeit und die Freude in dieser Stadt und in diesem Haus hoffentlich eine ganze Weile verbleiben zu dürfen. “Derweil wäre es gut, wenn man für ein Bad sorgen könnte, sobald ich mit Flavius Gracchus gesprochen habe.“ Schließlich haftete der Dreck der Reise an mir und die Gerüche der schrecklich engen Gassen, an denen ich mit meinem Gefolge vorbei gezogen war.

  • [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    "Sehr wohl, Herr", verneigte der lanitor sich erneut. "Ein Bad wird dir bereitet, ebenso wie ein Zimmer hergerichtet. Bitte folge dem Jungen in das Atrium, ich werde den dominus Gracchus von deiner Ankunft in Kenntnis setzen."



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  • Die Nachricht, dass man in der Tat für ein wohltuendes Bad sorgen würde, erfüllt mich mit einiger Vorfreude, doch wollte ich dies wirklich nicht dem Treffen mit Flavius Gracchus vorweg nehmen. Immerhin war dieser Mann eine Art Lichtgestalt, die ihre Strahlen einem Sol Invictus gleich ausandte. Ich hatte mir fest vorgenommen, in diesem Lichte zu aalen und zu meiner vollen Größe heran zu reifen, auch wenn ich zugeben musste, dass mich nun Nervosität beschlich. Doch war die Zukunft etwas, was angegangen werden musste, ehe es zu spät und man selbst schon ein alterndes Väterlein war. Mit festem Schritt folgte ich dem jungen Sklaven, wobei ich es aber nicht unterlassen konnte, noch eine Anweisung an den Ianator zu richten. “Sorge dafür, dass die Männer draußen angemessen verpflegt werden. Sicher ist auch etwas Platz, um sie bis zu ihrer morgigen Rückreise nach Baiae unterzubringen.“ Dann entschwand auch ich ins Atrium.

  • Heute hatte Caesoninus viel vor. Er wollte allen Senatoren seine Aufwartung machen, mit denen er persönlich bekannt war, um so ein wenig schon einmal vorzufühlen, inwieweit sie wohl bereit wären Caesoninus bei seiner Kandidatur zu unterstützen.


    Als nächstes ließ er sich zum Tore der Flavier tragen, um auch bei Senator Flavius Gracchus vorstellig zu werden. Hoffentlich war er zuhause, doch das würde sich gleich herausstellen. Also stoppten die Sänftenträger vor der Porta und der Ankündigungssklave sprang vor, um zu klopfen und zu verkünden: „Salve! Mein Herr, Gaius Iulius Caesoninus, bittet darum, von Hausherr Flavius Gracchus empfangen werden zu dürfen in Angelegenheit der kommenden Wahl!

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