• Der Alte blickte einmal von oben bis unten an der jungen Frau entlang und seufzte. Das würde bedeuten, er würde laufen müssen, na wunderbar. Seine Begeisterung wuchs ins Unermessliche. "Und wer bist Du und wer schickt Dich?" fragte er genervt und wünschte die Frau am besten irgendwo hin nach Germania oder Syria - Hauptsache, es entstünde ihm keine weitere Arbeit dadurch.

  • Camryn setzte einen gelangweilten Blick auf.
    "Camryn", schnappte sie.
    "Aurelius Corvinus schickt mich. Allerdings sagte er auch ausdrucklich, dass Flavius Aquilius nicht sofort wissen sollte, wer genau ich bin, da es eine Überraschung sei."
    Wusste der Geier, wie er auf die Idee gekommen war, Camryn zu diesem Kerl zu schicken. Kaum war sie in Rom, wurde sie zur Edelllupa. Camryns Blick bohrte sich wie glühende Dolche in die Augen des Alten und sie verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere. Diese Patrizier hatten einfach zu viel Zeit und nichts zu tun.

  • Ein Aurelier, hm. Patrizier, immer dasselbe mit denen, die hatten zu viel Zeit, dachte der Alte. Jetzt schickten sie schon halbe Mädchen mit Briefen durch Rom - er würde die sogenannten Herrschaften wohl nie verstehen. "Na dann komm herein," grummelte er und führte sie in das Innere des Hauses, genauer gesagt das Atrium, damit sie dort auf den Flavier warten konnte - wobei er darauf achtete, dass sie von einem anderen Sklaven des Hauses beobachtet blieb.

  • Zitat

    Original von Cassander
    Sogleich entbößte Cassander seine Linke Schulter mit einem Seufzer und ein Brandmal war zu sehen, jenes, welches eindeutig den Herrn Flavius Furianus als Besitzer kennzeichnete.


    "Ein Gebranntmarkter." Obwohl nicht viel Regung in der Stimme lag, troffen Sciurus' Worte vor Verachtung. Der Herr Furianus schien nicht in der Lage zu sein, seine Sklaven unter Kontrolle zu halten.


    "Dass du es gleich weißt, hier in der Villa wird Flucht mit dem Leben bezahlt. Vor allem bei einem, der es nicht zu erstem Mal probiert. Du kannst dir eine nicht belegte Ecke in der Sklavenkammer aussuchen. Rang- und Platzkämpfe werden nicht geduldet. Als Eigentum des Herrn Furianus unterstehst du dem Vilicus Sica. Was er sagt, wirst du tun. Wenn du dein Zeug in die Kammer gepackt hast, kannst du vorerst dem Gärtner zur Hand gehen und im Sinne des Subruncinators handeln."


    Sciurus lies den Sklaven ein und zeigte ihm den Weg zur Sklavenkammer. Dann widmete er sich seiner eigenen Arbeit.

  • Gluthitze lag über der Stadt. Im gleissenden Sonnenlicht leuchteten die weissen Fassaden der Villen schmerzlich hell, und die Säulen warfen kurze, scharf abgegrenzte Schatten.
    Kein Lufthauch regte sich. Über dem aufgeheizten Straßenpflaster flirrte die Luft. Kein vernünftiger Mensch war um diese Zeit unterwegs. -


    Drei Gestalten näherten sich der Villa Flavia. Vorneweg marschierte auf säbelkrummen Beinen, die lange spitze Nase kühn in die Luft gereckt, ein zwergenhaftes Männchen. Seine speckige Glatze spiegelte förmlich in der Sonne.
    Unter den überhängenden Zweigen eines Feigenbaumes blieb er ächzend im Schatten stehen, zog ein ranziges Tüchlein aus dem Ärmel, wischte sich ausgiebig über den Kopf und tupfte sich dann sorgsam das von Pusteln entstellte Vollmondgesicht trocken.
    "Was für eine erbärmliche Hitze!" , klagte er näselnd.
    "Viel zu viele Termine, immer nur Arbeit, niemals einen Augenblick Ruhe! Syagrius hier, Syagrius da, und dafür kaum jemals eine lumpige Sesterze! Aber was soll man machen? Wenn es drum geht, mit den feinen Leuten ins Geschäft zu kommen, da ist Syagrius einfach unersetzlich. - Finn!"


    Sein Begleiter, ein grobschlächtiger blonder Riese beugte sich fragend zu dem kleinen hinunter. Dabei zog er den Strick an, an dem er den dritten Mann hielt: einen drahtigen jungen Germanen in schweren Ketten, der verschlossen auf die prachtvollen Villen sah.
    "Finn." , wiederholte Syagrius gewichtig.
    "Wir gehen nun zu sehr vornehmen Leuten, also mach mir nur ja einen guten Eindruck!"
    Und an den Gefangenen gewandt mahnte er hämisch:
    "Und du auch, Drecksbastard, sonst landest du nämlich schnurstracks bei den Löwen, hähä..."
    Mit einem meckernden Lachen löste er die Lederpeitsche vom Gürtel, lies sie knallen, und zog sie dem Germanen vergnügt über den striemenübersäten Rücken. Der zuckte zusammen und starrte den Sklavenhändler mit glühendem Haß an.
    "Hähä, ich sehe schon, du wirst uns vermissen, du Ratte. Finn dich auch... hähä..." , kicherte Syagrius heiter, schlug nochmal zu und wurde schlagartig wieder ernst.


    "Hmm." Musternd sah er an sich hinunter, klopfte ein paar der ärgeren Staubflecken aus seinem schmierigen Gewand heraus, und betastete kritisch den dünnen Kranz von fettigen Haarbüscheln, der ihm noch verblieben war. "Hmm."
    Kräftig schnaubend zog er die Nase hoch, spuckte in die Hände, feuchtete die spärlichen Strähnen sorgsam an und strich sie liebevoll glatt. Zu guter letzt kramte er ein angeschlagenes Fläschchen hervor, entkorkte es, roch mit verzückter Mine daran und besprenkelte sich schwungvoll damit. Der blumige Duft des Rosenwassers vereinte sich mit Syagrius´ säuerlichem Eigengeruch zu einer unguten Mischung.


    Derart gerüstet wuselte der Sklavenhändler emsig weiter. Im Gehen zog er ein fleckiges Pergament hervor, befingerte es, und summte dabei munter eine obszönes Liedchen vor sich hin.
    Finn folgte ihm auf den Fuß. Den Germanen zog er grob mit sich.
    Vor den Toren der Villa Flavia machte Syagrius halt und stellte sich in Positur.
    Auf sein Zeichen hin klopfte Finn kräftig an...

  • Von Innen hörte man ein leises Klirren. Schließlich ein Knallen wie das einer Hand, die auf Haut trifft, möglicherweise eine Backe, dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet. Sciurus rieb sich mit der Rechten die Linke und blickte missmutig in das helle Sonnenlicht hinaus. Eines Tages würde er dafür Sorge tragen, dass der Ianitor in der Arena landete.


    Sciurus Nase erreichte ein Geruch, den er seit seinem letzten Aufenthalt auf dem Sklavenmarkt nicht mehr gerochen hatte. Djoser al Kali, der fettwanstige Sklavenhändler aus dem Süden hatte so gestunken. Und wahrlich, das Bild, welches sich Sciurus bot, hielt mit dem Geruch stand. Ein kleiner Kerl und ein großer, dazu einer in Ketten. "Was wollt ihr?" fragte er unfreundlich.

  • "Ah!" Syagrius setzte ein falsches Grinsen auf, wobei er eine Reihe fauliger Zahnstummel entblößte.
    "Salve!" . Routiniert stellte er seinen Fuß unauffällig in Position, um die Türe aufhalten zu können, falls sie ihm, wie so oft, gleich wieder vor der Nase zugeschlagen werden sollte.
    Näselnd, in seinem vulgären Latein, legte er los:
    "Guter Mann, erlaube mir mich vorzustellen! Vor dir steht Syagrius, unermüdlicher und hochgeschätzter Vertrauter des großen Unternehmer Lucianus - du kennst ihn sicher, den Keltenhändler, der mit den günstigen Preisen und dem Lager gleich beim Circus - also, ich komme soeben von einer Geschäftsreise in das ferne und unwirtliche Germanien, genauer gesagt komme ich aus Colonia Claudia etc. mit einer Botschaft die der edle Herr Marcus Flavius Aristides dringend seinem geliebten Vetter Caius Flavius Aquilius zukommen lassen möchte!"
    Er wedelte pompös mit dem Pergament, hielt kurz inne um ein Eselsohr darin zu beseitigen, rieb vergeblich über einen Fettfleck hinweg, und präsentierte das Dokument feierlich.
    "Dies ist der Brief."
    Verschwörerisch beugte er sich vor und lies Sciurus voll an seinem eigenwilligen Odeur teilhaben.
    "Nur persönlich zu übergeben..." , raunte er.
    "Und nicht nur das. Wir haben hier für den werten Herrn Flavius Aquilius auch ein Prachtexemplar von Sklaven, haben keine Kosten und Mühen gescheut, um ihn sicher über die Alpen zu transportieren - Schneestürme, Lawinen, Wolfsrudel, Wegelagerer, du weißt schon - jedenfalls haben wir alles getan, damit er ihn unbeschadet in Empfang nehmen kann... Kurz, ich würde mich überglücklich schätzen, dem ehrwürdigen Herrn Flavius Aquilius nun das Dokument überreichen zu dürfen, und diesen strammen Burschen hier - und das Geschäftliche zu regeln, natürlich."
    Syagrius holte wieder Luft und straffte sich. Noch immer verunzierte das Grinsen sein häßliches Gesicht. Erwartungsvoll sah er zu Sciurus hoch. Finn stand als ein riesiger Schatten hinter ihm. Der germanische Sklave sah grimmig ins Leere.

  • Aus den Augenwinkeln bemerkte Sciurus den Fuß in der Tür. Der schmierige Händler konnte nur hoffen, dass er am Morgen die verstärkten Stiefel erwischt hatte, denn ein Messer lag nebem dem Eingang immer parat und Sciurus würde nicht zögern, es im Zweifelsfall zu nutzen. Schon nach seinen ersten Sätzen steckte Sciurus den Mann in die Kategorie nichtsnutziger, verlogener Hochstapler und seine Hand war schon auf dem Weg in Richtung des Messers, als der Kerl die Namen zweier Flavier nannte. Sciurus hielt inne und schwieg, bis der Mann seine gesamte Leier abgespult hatte.


    Als es so schien, als hätte der Mann vorerst nichts mehr zu sagen und würde auf eine Reaktion warten, streckte Sciurus seine Hand nach vorn. "Zeig mir das Dokument. Ich hoffe für dich, dass es gesiegelt ist, ansonsten könnt ihr eure Beine zum Rennen bereit halten. Die Hunde der Flavia gehören zu den schnellsten der Stadt."


    Zwei Namen von Bewohnern dieser Villa waren schnell besorgt, ein Sklave in Ketten ebenso schnell. Wenn der Kerl in Ketten überhaupt ein Sklave war und nicht der lachende Dritte im Bund, der, sobald sie in die Villa eingedrungen waren, genau so schnell alles einpacken würde, wie die anderen beiden.

  • Syagrius schniefte gekränkt.
    "Ich bin ein ehrlicher Händler! Hier hat alles seine Richtigkeit! Nun gut, sieh es dir ruhig an."
    Und schwungvoll reichte er Sciurus den ramponierten Brief - ein Brief, auf dem wirklich ein hübsches rotes Flaviersiegel prangte - ein Siegel, das Syagrius mit Harz wieder festgeklebt hatte, nachdem er sich den Brief zu Gemüte geführt hatte - mit Harz, das just in diesem Moment der Beanspruchung nicht mehr standhielt.
    Und so entrollte sich das fleckige Pergament in Sciurus Händen mit einem leisen Rascheln.


    Syagrius hustete verlegen und machte einen vorsichtigen Schritt zurück.
    "Tja, öh, das hat die Witterung wohl nicht vertragen, wie gesagt, Schneestürme, feuchte Nässe, schlimmer Frost, da kann das schon mal passieren..."
    Seine lange Nase zuckte nervös, aber die Gier in den kleinen zwinkernden Augen war stärker.
    "Also, wie du siehst, ist alles ganz korrekt. Zum Finanziellen: für die Überführung des Sklaven sind vierhundert Sesterzen vereinbart, hundert hat der edle Herr Flavius Aristides schon angezahlt, bliebe noch die Kleinigkeit von dreihundert Sesterzen zu begleichen..."


    Marcus Flavius Aristides´ ungelenke Handschrift lag im hellen Tageslicht schonungslos offen:

    Caius Flavius Aquilius
    Villa Flavia
    Roma
    Italia


    Salve Du alter Schwerenöter,


    anscheinend zieht Rom, die große Hure, doch noch alle einsamen Flavier an. Athen, ja Athen, war im Vergleich zu diesem elenden germanischen Lande doch den elysischen Gefällen gleich zu setzen, auch wenn die Griechen fast nur öde und langweilige Frauen aufzubieten haben. Du und Gracchus in Roma? Ob das eine gute Mischung ist? Ich kann mir schon vorstellen, daß ihr der Schrecken aller Mütter seid, die um die Unschuld ihrer Söhne bangen. Ja, Furianus habe ich auch kurz kennen gelernt. Ich glaube, verheiraten wollte er planen er plant schon eine Heirat für mich zu arrangieren. Hoffentlich nicht mit einer durchgeknallten Patrizierin. Es könnte arg unangenehm werden, wenn ich den ganzen Plänen einen Dämpfer aufsetzen müsste. Sagt man das so? Nun ja, auf jeden Fall würde meine Mutter sich diese Planung bestimmt nicht aus der Hand nehmen lassen. Aber wieso ist er der Hausherr? Ist Felix etwa immer noch nicht von seinem Dohmi Domizil zurückgekehrt?


    Nadia? Du verwirrst mich. Eine Nadia kenne ich nicht, aber wenn Du dieses süße kleine Ding meinst, was Furianus gehört, dann vermag ich Dir nur weniges zu berichten. Ich hörte einen Schrei, kam dazu als die Kleine blutend und verletzt auf dem saftigen Grün unseres Gartens lag. Als ich ihr aufhelfen wollte, wurde ich von ihrem Besitzer, Furianus, wahrlich angefahren. Er dachte wohl, daß ich die Kleine angegriffen hatte. Lächerlich, nicht wahr? Als ob ich es nötig hätte, einer Frau Gewalt anzutun. Schließlich gibt es andere Wege, und wenn es notfalls Geld ist. Aber ich muss schon sagen, daß ich Dich um Deine kleine Nefertiri beneide, besonders um ihr süßes, dunkles und wohlgerundetes Gesäß. Aber nimm die Worte der Sklavin mal nicht so ernst. Gerettet habe ich sie wohl kaum, aber Du weißt ja wie sehr Frauen zum Übertreiben neigen.


    Aber was soll das heißen? Du bist wirklich Priester geworden? Was hat Dich denn dazu bewogen? Schließlich ist das auch mit Arbeit verbunden und ich hörte, daß manche der Zeremonien im Morgengrauen abgehalten werden. Aber wenn Du schon mal so dicht an der Quelle sitzt, Caius, dann schick doch mal ein paar Stoßgebete für deinen alten Vetter in Richtung unseres Kriegsgottes. Ich kann das hier in Germania auch immer wieder gebrauchen.


    Ja, das ist auch ein Grund, warum ich Dir diesen Brief hier schreibe. Du weißt ja, wie sehr ich es haße, selber die Feder in die Hand zu nehmen. Und mein alter Knabe, Hannibal, ist immer noch nicht in Germania angekommen. Nun, mir ist neulich ein Malöhr ein Mißgeschick passiert. Ich ritt da so fröhlich aus, als plötzlich einige Germanen, ja es gibt sie in diesen Landen immer noch, mich angriffen. Dummerweise waren sie mir in der Überzahl und es war wohl nur Fortuna zu verdanken, daß sie mich nicht gleich töteten. Arg geschunden hielten sie mich einige Zeit in ihrem Lager gefangen. Doch mir gelang, erneut mit Fortunas und mit Mars Hilfe, die Flucht. Dabei nahm ich jenen Germanen gefangen, der mich am ärgsten zugerichtet hatte. Aber zu meiner Verteidigung, ich war ungerüstet und fast ohne Waffen kalt erwischt worden.


    Lange habe ich gehadert, also genau gesagt ein bis zwei Stunden, was ich denn mit dem Germanen machen sollte. Ihn aufknüpfen, kreuzigen, den Löwen zum Fraß vorwerfen? Alles ziemlich langweilig. Außerdem wäre die Strafe nicht wirklich lange gewesen und die Wochen meines Wundfiebers nicht angemessen. Deshalb ist mir ein, wie ich finde, grandioser Einfall gekommen. Ich schenke ihn Dir als Sklaven. Zugegeben, er ist ein rebellischer, wilder und ungebildeter Germane. Aber ich glaube, er könnte Dir durchaus gefallen. Ob für Dein Bett oder als Dein Zeitvertreib in einer Arena. Mach mit ihm, was Dir gefällt. Aber bring ihn bitte nicht gleich um. Er soll es am eigenen Leib spüren, was es heißt einen Flavier und Patrizier Roms anzugreifen.


    So, genug geschrieben für heute. Meine Hand tut weh und Dir werden wohl inzwischen die Augen brennen, wenn Du meine Schrift entziffern musstest. Nimm's nicht so schwer mit diesen hispanischen Weibstücken. Rom vergißt schnell und auch das wird mit dem Sand der Zeit vergehen. Grüß mir Gracchus und auch Milo.


    Marcus

  • Sciurus Augen verengten sich, als er von dem gelösten Siegel zu Syagrius aufschaute, doch er ersparte sich jetwede Äußerung dazu und blickte erneut auf den Brief hinab. Das Subjekt vor ihm schien tatsächlich die Wahrheit zu sagen, sicherlich etwas, das in seinem Leben nicht allzu oft vorkam.


    "Zu deinem eigenen Wohle solltest du hoffen, dass tatsächlich alles ganz korrekt ist. Warte hier, rühr dich nicht und fass nichts an." Sciurus vernichtender Blick ging an dem Händler vorbei auf dessen beide Begleiter. "Das gilt auch für euch."


    Er schloss die Tür und von außen waren nur sich entfernende Schritte zu hören.

  • "Hähä..." Triumphierend auf den Fußspitzen wippend drehte Syagrius sich zu Finn herum.
    "Das läuft ja wie am Schnürchen. Wie ich immer zu sagen pflege: der erste Eindruck ist der wichtigste. Ein gepflegtes Auftreten, wohlgesetzte Worte, das öffnet einem Tür und Tor."
    Versonnen bohrte er mit dem Zeigefinger im Ohr, hob ihn dann belehrend -
    "Nimm dir daran mal ein Beispiel, Finn!".
    Wieder suchte er sein Tüchlein hervor und fuhr sich ächzend über die Stirn.
    "Oh diese vermaledeite Hitze, die bringt mich noch um! Sobald ich das Geld habe, gehts erst mal ab in den Lüsternen Faun! Aber jetzt gib mir doch mal den Weinschlauch rüber."
    Finn reichte ihm einen haarigen Beutel. Sogleich setzte Syagrius ihn an die Lippen, legte den Kopf in den Nacken und schlürfte so gierig, dass ihm rötliche Rinnsale über das Kinn liefen und weiter über den faltigen Hals, wo der Kehlkopf beim Schlucken beständig auf und ab hüpfte.
    Der Blick des Germanen heftete sich auf Syagrius´ Kehle. Ein wölfischer Ausdruck lag darin.
    "Aaah!" seufzte der kleine Sklavenhändler genießerisch, rülpste herzhaft, und lehnte sich lässig an den Türrahmen.
    "Was für eine Wohltat!"

  • Durus entstieg vor der Villa Flavia Felix seiner Sänfte. Er trug eine gute Toga, kombiniert mit einer ebensoguten Tunika. Den Sklaven bedeutete er, zu warten und machte sich allein auf zur Porta, wo er anklopfte


    *KLOPF KLOPF*

  • Sica hatte den Ianitor für einige Stunden für eine andere Arbeit eingeteilt und hielt sich daher selbst in der Nähe der Porta auf. Mit einer interessanten Schriftrolle hatte er es sich gerade bequem gemacht, als er beim Lesen gestört wurde. Unwillig legte er das Schrifstück beiseite und begab sich zur Tür. Er öffnete und musterte den davorstehenden Mann abweisend. Er erkannte, dass es sich um einen Patrizier handelte. Das Gesicht konnte er jedoch nicht zuordnen.


    Salve. Wer bist du und was willst du?

  • Durus blickte in die Augen des Ianitors, der ihn auf eine äußerst unfreundliche Art anherrschte. Normalerweise hätte er solch eine Anrede mit einer noch schrofferen erwidert, jedoch wollte er keinen Ärger provozieren am heutigen Tage.
    "Ich bin Manius Tiberius Durus und möchte mit dem Herrn des Hauses Secundus Flavius Felix sprechen." antwortete er so ruhig.

  • Sica musterte den Besucher eingehend von Kopf bis Fuß und zögerte einige Sekunden mit seiner Antwort. Seine Tonfall war gleichgültig. Er beantwortete diese Frage merklich nicht zum ersten Mal.


    Der Senator Flavius Felix befindet sich nicht im Haus. Sein Sohn, Flavius Furianus, der zwischenzeitlich als Hausherr fungiert, hält sich momentan im Auftrag des Kaisers in der Provinz Hispania auf. Er benannte seinerseits keinen Vertreter. Sein Bruder Titus Flavius Milo hält sich noch in der Villa auf. Des weiteren sind der Sacerdos Publicus Flavius Gracchus und die Herren Flavius Aquilius und Flavius Lucullus zugegen.

  • Der Senator ist nicht zu sprechen. Wenn du ihm eine Mitteilung machst, kann dies nur über mich geschehen. Ich bin sein Vilicus. Soll ich ihm etwas ausrichten?

  • Sica schüttelte entschieden den Kopf. Seine Anweisungen waren eindeutig.


    Nicht in absehbarer Zeit. Du wirst mit mir oder einem der anderen Flavier sprechen müssen.

  • Durus ärgerte sich noch weiter still, doch sagte schließlich
    "Tut mir leid, ich kann mein Anliegen nur mit ihm persönlich besprechen. Ich werde ein ander Mal wieder kommen - Vale!"
    Damit wandte er sich um und ging zurück in seine Sänfte. Seine Pläne funktionierten wieder einmal nicht reibungslos...

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