• Das Klopfen hallte durch den Eingangsflur zu Acanthus Sitz. Der Napf in seinen Händen erzitterte. Dass die Besucher auch immer dann kommen müssen, wenn er gerade beschäftigt war? Stundenlang langweilte er sich am Tag und da kam dann natürlich niemand. Der Napf knallte auf den verborgenen Tisch und er stand auf. Die Tür wurde geöffnet. Miesepetrig starrte Acanthus nach draußen. „Salve, was willst Du?“ Immerhin das Salve hat er sich mittlerweile angewöhnt. Ein Zugeständnis an die 'neuen' Sitten in der Villa.

  • Camilla stieg aus der Sänfte aus und strich sich ihr Haar glatt. Nettes Haus, dachte sie sich, als sie sich die Casa betrachtete. Sie stellte sich neben Durus auf und bekam einen Schreck als sie von dem Sklaven an der Tür regelrecht angeblafft wurde. Sie neigte sich leicht zu Durus hinüber und murmelte mit einem leichten grinsen


    "Charmantes Kerlchen, den könnten wir gebrauchen um Bittsteller zu empfangen. Oder was meinst du?"

  • Durus lächelte, da er einen guten Tag hatte. Sonst wäre er über einen solchen Ianitor empört gewesen. Der Sklave, der es gewohnt war, angeblafft zu werden, übernahm es, für sie zu sprechen.


    "Der ehrenwerte Senator Manius Tiberius Durus und Tiberia Camilla möchten mit Flavius Aquilius sprechen."


    Währenddessen meinte Durus


    "Ich glaube, Stesichoros ist auch nicht unbedingt freundlich, wenn Bettler auftauchen."


    Allerdings würde der eigene Ianitor sicher niemals so eindrucksvoll wirken wie Acanthus...


  • Die Laune des gewohnt miesepetrigen ianitors der flavischen Stadtvilla hellte sich auch jetzt nicht auf, als der Besuch einen Namen bekam - schätzungsweise hätte er selbst den Kaiser zuerst versucht rauszuwerfen, zumindest munkelten das einige andere Sklaven des Haushalts hinter vorgehaltener Hand.


    "Der Herr ist zugegen, und ich lasse ihn benachrichtigen. Wenn der dominus und die domina solange im atrium warten wollen?"
    Mit diesen Worten winkte Acanthus einen jungen Sklaven mit einem kurzgeschnittenen Blondschopf herbei und trug ihm auf, die Besucher ins atrium zu führen.

  • Es war eigentlich mehr ein schierer Zufall gewesen, der mich hatte erfahren lassen, das dieses Gesetz, welches meinen Patron gezwungen hatte, vor Gericht zu ziehen, andere Patrizier in Bedrängnis gebracht hatte. Und so witterte ich ein Chance, die Anzahl meiner Betriebe zu erhöhen, auch wenn ich wahrscheinlich ein Griff in die Kasse meines Patrons machen musste,.. aber, ein Vorteil musste es doch haben, sein Verwalter zu sein.


    Ich klopfte an.


  • Ein wenig müde erhob sich Acanthus, Ianitor der Villa Flavia von seinem kleinen Kamelhöckerhocker, welchen der junge Herr Serenus ihm aus Aegyptus mitgebracht hatte. Betrachtete man diesen Höckerhocker, so würde man kaum annehmen, wie komfortabel Acanthus auf jenem die Tage verbrachte, denn ganz wertfrei betrachtet erweckte das Möbelstück nicht den Anschein, als würde ein Mann wie Acanthus dort sein Sitzfleisch auf irgendeine auch nur halbwegs agreable Weise betten können. Doch Acanthus war nun einmal ein spezielles Exemplar Mann, Ianitor seit unzähligen Jahren und sein Sitzfleisch daher allerhand gewöhnt. Dass er müde, um nicht zu sagen ein wenig träge war, dies lag einzig an dem ständigen Kommen und Gehen, was seit einiger Zeit des Nachts im Sklavenquartier herrschte.


    Auch Acanthus herrschte, er herrschte über die Pforte, und den davor stehenden Mann herrschte er fast ein wenig an, obwohl die Worte eher in Missmut übergingen. "Was willst du?"

  • Die letzten Stunden waren aufregend und verwirrend zugleich gewesen: nicht auf dem Forum Romanum war ich, sondern auf den Forum Boarium, dem Viehmarkt. Irgendwie hatte ich wohl die Abzweigung verpaßt ... Erst war ich natürlich ein wenig erstaunt über den vertrauten Anblick von feilschenden und anpreisenden Händlern und ihrem blökenden, muhenden und schnatternden Viehzeug im Zentrum der Hauptstadt, aber stammen wir Römer nicht von Bauern ab und sind die edelsten Gestalten unserer Vorzeit nicht vom Pflug weg zur Rettung der Stadt angetreten? Nachdem - wenn auch etwas umständlich - das Mißverständnis aufgeklärt war und ich mit einem Bauern bei einem warmen Glas Milch in ein gutes Gespräch über das Wetter, die Ernte und sein Jungvieh - es ist prächtig - eintrat und ihn fast aus Gewohnheit fragte, ob er einen Burschen brauche, erinnerte ich mich wieder meines Zieles. Der Bauer hatte keine Ahnung, wo die Familie der Flavier ihren Stammsitz hatte, aber ein junger Bursche, der ein Zicklein kaufte, konnte mir den Weg beschreiben: 'Na, dagehste linx, dannwieda gradeaus, linx, linx, den Hüchelhinauf un'dann rechz, wieda rechz un'dann bisteda.'


    So und 'jetz'bisteda'. denk' ich mir, als ich vor der großen, zweiflügeligen Tür stehe, meinen Sack von den Schultern nehme und mit dem Metalltürklopfer mich bemerkbar mache:


    TammTaTamm - TammTaTamm -


  • Den Kopf von Innen an die Pforte der Villa Flavia gelehnt, döste Acanthus, Ianitor eben jener Villa, in einem oberflächlichen Nickerchen dahin, als ihn das Pochen aus seinen Träumereien riss. Verwundert legte er den Kopf schief, etwas war anders als das üblich dumpfe Dröhnen oder zaghafte Kratzen an der Türe. Beinah wie eine Melodie klang das Klopfen in seinen Ohren nach, während Acanthus trotz allem seinen mürrischen Blick aufsetzte und die Pforte einen Spalt öffnete. Der junge Mann davor erweckte den Anschein, sich im Haus geirrt zu haben, denn selten kamen weit gereiste Männer in der Villa an, so dass der Zustand seiner Kleidung und sein gesamtes Äußeres eher auf einen Bittsteller schließen ließen.
    "Was willst du?" fragte darum der Ianitor in seiner gewohnt unfreundlichen Art.

  • So - und nicht ein Fältchen anders - stelle ich mir Kerberos vor:


    "Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus,
    Bellt, wie ein böser Hund, aus dreien Kehlen
    Jedweden an, der dort hinunter muß.


    Schwarz, feucht der Bart, die Augen rote Höhlen
    Mit weitem Bauch, die Hände scharf beklaut,
    "


    Nicht hinunter, sondern hinein will ich und - und nicht drei Köpfe, sondern nur dero einen ohne Bart hat der Türsteher aufzuweisen. Aber er macht seine Sache gut. So gut, daß ich mein Sprüchlein vergesse, das ich mir auf der Überfahrt zurechtgelegt hatte. Wie fing das noch mal an? Ah: 'Laßt uns, die wir voll Hoffnung einkehr'n in der Väter Haus' ...


    Laßt, die wir eingehn ... h'hm ... jede Hoffnung ... h'hm ... fahren ... eh ... nein, ...


    Gleich knallt er die Tür zu, wetten?


    Ich bin Lu ..., ich bin Cnaeus Flavius Lucanus aus Flaviobriga in der hispanischen Tarraconensis, Sohn des Caius Flavius Maximus, ... ... h'hm ... und ich möchte gerne den Herren des Hauses sprechen.


    Das klingt wie zwei Wörter: 'ichbincnaeusflaviuslucanusausflaviobrigainderhispanischentarraconensissohndescaiusflaviusmaximus .. undichmöchtegernedenherrendeshausessprechen'


    Uff.


    Vierteilt, zerkratzt und schindet er die Seelen. [...]


    Der große Höllenwurm, der uns ersehen,
    Riß auf die Rachen, zeigt uns ihr Gebiß
    Und ließ kein Glied am Leibe stillestehen.
    "


    Ich halte mich am Türstock fest, und wage eine angedeutete Verbeugung. Irgendwo keckert ein Scheißvogel, der darum bettelt, von einer Steinschleuder heruntergeholt zu werden. Wo habe ich die? Daheim gelassen? Irre Gedanken in den letzten Lebenssekunden ... Er schaut so komisch. Bin ich etwa an der falschen Pforte? Beim Pan, don't panic, Luca!


    Salve ...


    füge ich noch schwach lächelnd an.

  • Nicht mit Augen denen des Höllenhundes gleich, sondern jenen des Argus, blickte der Ianitor noch einmal den Ankömmling genauer an, nachdem dieser seinen Zwei-Wort-Satz aus sich heraus gewrungen hatte. Der Name Cnaeus Lucanus war Acanthus nicht geläufig, wohl jedoch der des Caius Maximus, obgleich er auch bei jenem nicht genau wusste, wie dieser mit den römischen Flavia verwandt war, denn so sich Acanthus viele Namen einprägen konnte, so war es doch üblicherweise nicht obligat, sich Beziehungen zwischen diesen zu merken. Auch in diesem Falle war dies nicht von Nöten, Lucanus selbst gab Aufschluss über seine Herkunft: Hispania.


    Noch vor der Begrüßung schwang Bedauern in Acanthus, würde dem jungen Herrn doch kaum ein freundlicher Empfang bereitet werden - womöglich gehörte dessen Vater Maximus gar zu jenen unaussprechlichen hispanischen Flavia, welche der familiären damnatio memoriae Anheim gefallen waren, obgleich sich der Ianitor sicher war, dass ihm dies in diesem Falle geläufig sein müsste. Vielleicht wäre es besser, den Ankömmling zum Herrn Aquilius zu schicken, immerhin selbst aus dem hispanischen Zweig, wenn auch bereits früh ausgewandert. Doch der Herr des Hauses war dieser Tage nicht Aquilius, war sein Vetter Gracchus doch ein wenig, wenn auch nur marginal, älter und nachdem Senator Felix das Haus verlassen hatte und sein Bruder Aristides im Krieg verweilte, der älteste Anwesende seiner Generation und somit Hausherr.


    "Salve, Herr", drang es Acanthus ein wenig gedehnt über die Lippen. "Tritt ein und folge dem Jungen ins Atrium. Ich werde dem Senator Bescheid geben." Er wies auf einen jungen Sklaven, welcher bereit stand, den Ankömmling durch die Villa in das Atrium zu geleiten.

  • Vom Forum Romanum, dem Ort, des Schrecklichen Ereignisses war ich auf schnellstem Wege zu Villa Flavia Felix geeilt, um die Familie über diesen Schicksalsschlag zu unterrichten.


    An der Porta hielt ich einen Moment inne, dann klopfte ich an.


    Mein Herz raste und ich war vollkommen ausser Atem. Obwoh der Schock langsam nachliess war ich noch nicht ganz bei vollem Bewusstsein und nahm alles um mich herum wie in einem Traum wahr...

  • Zitat

    Original von Sciurus
    Auch Acanthus herrschte, er herrschte über die Pforte, und den davor stehenden Mann herrschte er fast ein wenig an, obwohl die Worte eher in Missmut übergingen. "Was willst du?"


    Ich spürte innerlich, wie die Art des Ianitors mich beeindruckte, ja sogar abschreckte, wie ich kurz davor war auf der Stelle umzudrehen und einfach zu verschwinden. Doch einmal tief ein- und ausgeatmet und ich trug zumindest äusserlich gefasst mein Anliegen vor.

    "Ich wünsche den ehrenwerten Flavius Quirinalis zu sprechen, Tiberianus Cato mein Name."

  • "Ein Mann dieses Namens wohnt hier nicht." Es war überaus seltsam, doch Tiberianus war nicht der erste, welcher in letzter Zeit nach Flavius Quirinalis fragte. Doch die Chance, ihn in der Villa vorzufinden, stieg nicht mit der Häufigkeit der Anfragen, gegenteilig zu Acanthus' Grad der Dysphorie.

  • Es war eine kleine Kavalkade, die sich unter der Anleitung eines hochgewachsenen, streng wirkenden Mannes Anfang dreißig die Straße entlang bewegte, ein beladener Karren mitsamt mehrerer Begleiter, die auf ihn Acht gaben. Und dass die villa Flavia Felix ihr Ziel war, wurde immer klarer - ein neugieriger Bürger, der zufälligerweise ebenfalls auf der Straße ging, blickte dem kleinen Tross neugierig nach, wurde aber durch den starren, abweisenden Blick des Anführers schnell vertrieben.
    Als der Trupp vor der großen, eindrucksvoll verzierten porta angelangt war, trat Straton - denn dies war der Name des Anführers der Reisegruppe - vor und betätigte schwungvoll den Türklopfer, ganz, als sei nichts dabei, dass ein völlig Fremder am hellen Tage solcherlei tat.


  • Tatsächlich war viel weniger dabei, dass ein völlig Fremder am hellen Tage an der Porta der Villa Flavia klopfte, als dies vielleicht vermutbar wäre. Obgleich wenig Gesinde versuchte, hier einige Sesterzen oder etwas Essbares heraus zu schlagen, so kamen viele Fremde um Nachrichten zu bringen oder Einladungen. Acanthus' Gebaren gegenüber Fremden war doch immer similär.


    "Was willst du?" fragte er den vor der Türe Stehenden misstrauisch, nachdem er des kleinen Trosses hinter ihm war gewahr geworden.

  • Die Blicke des ianitors und des Sklaven begegneten sich einen Moment lang, und es trafen Granit auf Granit - wo Acanthus die meisten der flavischen Besucher einzuschüchtern vermochte, hier traf er auf jemanden, der diesen Blick nicht weniger gut beherrschte. Kunststück, auch Straton hatte einige Jahre den Flaviern als ianitor gedient, wenngleich nicht in Roma.
    "Mein Name ist Straton, und mein dominus wohnt in dieser villa - Caius Flavius Aquilius. Ich bringe einen Teil seines Hausstandes aus Hispania mit mir, wie es mir aufgetragen wurde." Es war eine erstaunlich angenehm modulierte Stimme, die wie die eines gebildeten Mannes klang, allein sein starrer und wenig von Emotionen behafteter Blick war ein seltsamer Kontrast.

  • Einen Augenblick lang entglitt der Blick des Ianitors. Gesinde aus Hispania für die Villa - das konnte heiter werden. Denn nicht nur die hispanische Verwandtschaft war im Hause verpönt - gleichsam vor allem bei den Sklaven alles, was überhaupt mit Hispania in Zusammenhang stand. Während Achaia Wiege der Wissenschaften, Africa Heimat der Schönheit und Schrift, Gallia das Elysium der Kochkunst und selbst Germania noch rauhe Wildnis waren, so war Hispania nur trockene, öde Provinz.


    "Aha." Es klang, als wäre dies alles, wozu sich Acanthus bewegen wollte, doch rechtzeitig entsann er sich seiner Aufgaben. "Das Gepäck kann durch den Seiteneingang, damit die Tür nicht so lange verstopft ist. Vor dem Tor links und die Gasse hinein. Dein Herr ist derzeit in der Stadt unterwegs und geht seinen Aufgaben nach." Er drehte sich um. "Kaïlos, komm her."


    Ein kleiner, dunkelhäutiger, junger Mann trat an die Türe und blickte zu dem großen Ianitor auf, welcher langsam auf ihn einsprach. "Kaïlos, das ist ein Sklave vom Herrn Aquilius. Zeig ihm die Villa, das Quartier und die Räume von seinem Herrn."
    Dann, wieder zu Straton gewandt: "Er wird dir alles zeigen."

  • Es war, als wäre Acanthus' Gesicht ein offenes Buch - zumindest der Anflug des allgegenwärtigen Abscheus der Flavier und ihres Haushalts allem gegenüber, was aus Hispania stammte und eventuell einstmals im Besitz der verfehmten Familienmitgliedern gewesen war, war zu erkennen - und Straton nahm diese Entwicklung ebenso zur Kenntnis, wie er darauf nicht einmal im Ansatz reagierte. Er antwortete nur recht kühl und beherrscht, mit einem Mindestmaß Höflichkeit: "Danke." Herrisch winkte er den Sklaven, die den Transport begleitet hatten, um ihnen zu bedeuten, den Karren in die angezeigte Richtung zu bewegen, um dann auch Kaïlos zuzunicken. "Gehen wir. Je früher ich beginne, desto besser." Und so verschwanden die beiden Sklaven gleich im Inneren der villa, während sich die anderen Sklaven mit der Neupositionierung des Karrens abmühten.

  • Zitat

    Original von Tiberius Flavius Quirinalis
    Ich stand an der Porta, schon lang bin ich nicht mehr hier gewesen. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob ich hier überhaupt willkommen war.


    *klopf* *klopf*




    Sim-Off:

    Beachtet mich denn hier niemand? ;) Das war ein Post vom 17.09.2007...

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