• Schließlich erreichten Mutter und Sohn die Pforten der Villa Flavia.
    Lange Jahre waren vergangen, seit sie zum letzten Mal hier vor dieser Tür gestanden hatte. Bei ihrem Sohn verhielt sich dies ganz anders. Er war schon einmal hier gewesen und es war ihm sogar gelungen, bis ins Innere der Villa vorzudringen. Doch von alldem wußte seine Mutter nichts.


    Sie klopfte.

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    Acanthus hatte eigentlich einen guten Tag heute. Er hatte ausnahmsweise zum Frühstück ein wenig Fleisch bekommen, und nicht nur immer dieselbe Pampe, die so gefürchtet und allgemein abgelehnt wurde von der flavischen Sklavenschaft. Und so setzte er sich jetzt mit ein bisschen weniger Gram auf, und schaffte es sogar, ein Lächeln aufzusetzen, bevor er die Tür aufmachte.
    Dieses schwand jedoch, als er die Tür aufgemacht hatte und die beiden davor erblickte. Bridhe?“, fragte er erstaunt, und verlor ein wenig von seiner Farbe, als er den Kleinen unten sah. Sein Blick sprach Bände. Wenn du irgendetwas erzählst von dem, was passiert ist, bist du dran, Genosse, schien dieser Blick zu sagen, bevor er wieder zur hibernischen Sklavin blickte und es schaffte, zu lächeln, wenn auch ein wenig argwöhnisch. „Salve, Bridhe. Was führt dich denn wieder zu uns?“

  • Bridhe hatte damit gerechnet, die Tür würde von einem weitaus unfreundlicheren Acanthus geöffnet werden. Dass dieser sogar anfänglich lächelte, war recht ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher jedoch war es, von ihm nicht angepöbelt und weggeschickt zu werden, wie er es oftmals in der Vergangenheit schon getan hatte. Nach all den Jahren, die seit ihrer Freilassung nun schon vergangen waren, hatte er sie aber noch erkannt und sogar den richtigen Namen zuordnen können. Weshalb er nun ausgerechnet ihrem Sohn einen so furchteinflößenden Blick zuwarf, entzog sich ihrem Verständnis.
    "Salve, Acanthus. Du kennst mich also noch, das ist schön. Das hier ist übrigens mein Sohn, der kleine Caius." Diarmuid , der sich bisher eher unauffällig verhielt, blickte erschrocken zu seiner Mutter auf. Caius nannte sie ihn immer nur, wenn er etwas ausgefressen hatte. Wie hatte sie nur von seinen 'Ausflug' erfahren können? Außerdem lag es nun schon fast zwei Jahre zurück. Trotzdem hoffte er, der Ianitor würde kein Wort mehr darüber verlieren.
    "Ich wollte fragen, ob zufälligerweise dominus Aquilius wieder in der Stadt ist, oder falls nicht, ich mit dominus Aristides sprechen könnte." Bridhe wusste nichts von den Veränderungen, die sich in den letzten Jahren zugetragen hatten. Statt des leiblichen Vaters ihres Sohnes, hatte sich einst Flavius Aristides als sehr hilfsbereit erwiesen. Vielleicht bestand nun der Hauch einer Möglichkeit, dass er sich nun wieder bereit erklärte, ihr zu helfen.

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    Wenn Acanthus richtig gut kaute, oder kauen würde, konnte er noch immer den Geschmack vom Rindsfleisch in seinem Mund spüren. Hmm, das war gut gewesen – die Quelle seiner heute ganz verträglichen Laune.
    Er erwiderte: Ich vergesse niemanden.“ Bridhe sprach das aus, was er schon vermutet hatte – es war also wirklich ihr Sohn. Und der hatte sich damals reingeschlichen. Wie knapp er damals einem riesigen Ärger entgangen war, das wusste er noch heute. Mit dem würde er noch ein Hühnchen zu rupfen haben, das signalisierte eindeutig sein eisiger Blick hinunter auf den Kleinen. „Caius...“, meinte er trocken, bevor er sich die Frage der ehemaligen Sklavin anhörte.
    „Da bist du an der falschen Adresse. Aquilius ist in Tarraco, und Aristides weilt in Baiae.“ Er machte ein Gesicht, als ob er nachdenken würde. „Dienen könnte ich mit Herrn Gracchus, Herrn Furianus, und Herrn Piso. Wobei, letzteren kennst du gar nicht.“ Und er spielte auch nicht die erste, nicht einmal die zweite Geige hier. "Willst du einen von denen sprechen?" Wenn nicht, lass mich in Frieden, schien sein Gesichtsausdruck zu besagen.

  • "Ja, Caius. Wie sein Vater." entgegnete sie Acanthus. Warum der Ianitor ihren Jungen mit einem so kalten Blick bedachte, verstand sie in diesem Augenblick nicht. Aber der flavische Türsklave war schon immer ein komischer Kautz gewesen.
    Diarmuid verharrte immer noch still neben seiner Mutter und hörte zu, was sie dem Ianitor über seinen Vater erzählte. In seiner Gewgenwart hatte sie das bis zum heutigen Tage unterlassen. Er hatte sie aber auch nie danach gefragt. Denn so lang er denken konnte, war der Junge bei seiner Mutter gewesen. Und Catu war nicht sein richtiger Vater.
    Als Acanthus jedoch weiter sprach, konnte man die Enttäuschung der jungen Frau deutlich in ihren Augen sehen. Dass Aquilius nicht in Rom weilte, damit hatte sie bereits gerechnet. Doch Aristides! Er war ihre einzige Hoffnung.
    Zu den anderen Flaviern, die er ihr nannte, hatte sie kaum oder gar keine Beziehung. Bis auf Furianus. Mit Schrecken dachte sie immer noch nach all den Jahren, die vergangen waren, an jenen Abend zurück, als sie, damals noch Sklavin. ihm im balneum zu Diensten sein musste.
    An Gracchus konnte sie sich noch gut erinnern. Nur einmal hatte sie direkt mit ihm zu tun gehabt. Damals, an ihrem letzten Saturnalienfest in der Villa war sie ihm beim Bereiten der Speisen zur Hand gegangen und hatte ihn auch noch verarztet, nachdem er sich in den Finger geschnitten hatte und daraufhin in Ohnmacht gefallen war.
    Und Piso? Den kannte sie nur flüchtig. Eigentlich gar nicht.
    "Welcher der Herrn könnte denn etwas Zeit für mein Anliegen erübrigen?" fragte sie schließlich.

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    Wie sein Vater. Vor Acanthus taten sich da enorme Abgründe auf. Er verzog den Mund marginal, und fing noch einmal von vorne an, Bridhe und den Kleinen von oben bis unten zu mustern. Er sagte nichts, er nickte nur knapp. Keinerlei Regung war zudem in seinem Gesicht zu sehen, als er sah, dass die Hibernierin die Nachrich, dass keine der beiden Herren da waren, offenbar nicht eben gut aufnahm. Ihm war das eigentlich egal, er wollte nur seine Ruhe haben, um weiter über fleischliche Genüsse weitersinnieren zu können.
    Wer Zeit hätte?“ Er dachte nach. Im Prinzip alle. Aber ob dich jemand sehen möchte, ist fraglich.“ Er schüttelte den Kopf. Wenn du betteln willst, vielleicht Piso. Der hat momentan die Spendierhosen an. Ist zum Vigintivir gewählt worden, oder was weiß ich. Wenn du irgendwelche Weisheiten willst, vielleicht Gracchus. Der ist durchgeistigt wie immer. Wenn du dich danach sehnst, zusammengescheißt zu werden, sicherlich Furianus.“, erklärte er in einem ungewohnten Anfall von Altruismus, der noch vom Verzehr dieses unglaublich guten Fleisches (ach, er liebte es) rühren mochte.

  • Es war wohl kein Geheimnis gewesen, wer der Vater ihres Sohnes war. Damals, als sie schwanger war und auch später nicht, als sie ihn gebahr. Seitdem waren acht Jahre vergangen. Zeit genug, um in Vergessenheit zu geraten. Sie nahm es dem Türsklaven nicht übel. Er war für sie schon immer eine bemitleidenswerte Kreatur gewesen und darum wusste sie auch, er konnte nicht anders.
    Doch die Unterstellung, betteln zu wollen, ging zu weit!
    "Ich bin nicht hergekommen, um zu betteln!", entgegnete sie deshalb sehr energisch. Mit einem hatte Acanthus jedoch recht. Furianus wollte sie nicht unbedingt bei ihrem ersten Besuch nach so vielen Jahren wieder begegnen. Bei ihm saß ihre Angst immer noch tief in ihren Knochen. Zwar war sie sich bewusst, dass eine Begegnung eines Tages wohl unvermeidlich wurde, falls man ihrer Bitte, oder besser gesagt, ihrem Angebot nachkam.
    "Es geht um etwas geschäftliches... und um meinen Sohn!" Das wollte sie gleich klar stellen. Wer dafür der richtige Ansprechpartner war? Piso oder Gracchus? Womöglich beide. Gracchus mit Sicherheit für das Letztere, da er doch selbst einen Sohn hatte, der sogar im gleichen Alter war, wie Bridhes Sohn.
    "Wenn du also nachhören könntest, ob Piso oder Gracchus abkömmlich wären, dann wäre ich dir sehr dankbar!" Es widerstrebte ihr zwar, in diesem Ton zu sprechen, aber Acanthus kannte nur diesen einen.

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    Jetzt, wo er wieder darüber nachdachte, fiel es ihm wieder ein, da war ja was gewesen... für Geschwätz hatte er sich aber nie interessiert.
    Er blickte gleichmütig drein, als sie protestierte, dass er sie als Bettlern bezeichnete. Nun, als was sollte er sie denn sonst sehen? Was würde sie denn sonst wollen? Er seufzte aber nur und ließ es damit auf sich beruhen.
    Geschäftlich, aha!“, echote er das Wort, dass sie benutzt hatte. Seine leicht von ihr schon angereizte Stimmung schwächte sich aber ab, als sie ihn sehr höflich darum bat, nachzufragen. Er verzog seinen Mund zu einem süffisanten Grinsen. Nun gut. Phoebus!“ Er wandte seinen Kopf nach hinten und bellte einige Befehle über seine Schulter. Der Knabe verstand sofort und eilte sich, wegzukommen.

  • Ich bin mucksmäuschenstill und bleibe ganz dicht bei Mama stehen. Sie wirkt unstet und verkrampft. Ich habe nicht so genau verstanden, was der Mann an der Tür damit gemeint hat, ob Mama betteln wollte. Eigentlich weiß ich auch gar nicht, warum wir hier sind. Nur eines beginnt mir zu dämmern, der Türsklave scheint mich noch zu kennen. Deshalb schaut er mich so böse an. Als er mal kurz weg schaut, um mit einem Jungen zu reden,der darauf wie von der Tarantel gestochen losflitzt, gucke ich zu Mama hoch.
    "Mama, ich muss dir was sagen!" Besser ich sage es ihr jetzt, bevor sie es später sowieso erfährt.
    "Nicht jetzt Diarmuid!", antwortet Mama. Sie ist so auf den Türsklaven konzentriert.
    "Ich war hier schon mal, Mama. Hier drinnen in dem Haus." Ich bleibe beharrlich. Es ist besser, wenn sie es jetzt erfährt.
    Und es wirkt! Mama schaut ganz entsetzt zu mir hinunter. "Wie bitte? Du warst schon einmal hier? Wann? und wieso?"
    "Ja," sage ich. "So ungefähr vor zwei Jahren. Es hatte mich interessiert, was hinter der großen Mauer war und da habe ich einfach gesagt, mein´Ball wäre über die Mauer geflogen." Mama hängt an meinen Lippen, damit ihr ja nichts durchgeht.
    "Und?", fragt sie ungeduldig.
    "Ich habe diesen Jungen getroffen, der so alt war, wie ich. Wir haben uns unterhalten," beichte ich zögerlich. In Mamas Gesicht sieht man vor allem Ratlosigkeit, aber auch etwas Wut. Natürlich ist sie jetzt sauer auf mich.
    "Warum sagst du mir das erst jetzt, Diarmuid... Caius?" fragt sie nach einer Weile, schaut mich dabei aber nicht mehr an. Aber dann auf einmal...
    "Ich muss dir auch etwas gestehen, Caius!... Dein Vater, er gehört zu der Familie, die hier wohnt. Du... bist auch einer von ihnen, Caius!"
    Pafff.... das hat gesessen! So viel Information auf einen Haufen. Das ist zu viel auf einmal! Meine Kinnlade geht nach unten.

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    Es dauerte ein wenig, bis Phoebus wieder hier war und Acanthus – der der Konversation zwischen Mutter und Kind mit halbem Ohr gelauscht hatte, sich jedoch eines Kommentares enthalten hatte – instruierte. Ihm ins Ohr tuschelte, sollte man sagen. Der Türsklave nickte nur und wandte sich an Bridhe und Diarmuid (oder sollte er besser sagen, Brigantica und Caius?).
    Sowohl Piso wie auch Gracchus würden euch empfangen!“, erteilte er lapidar Auskunft. „Zu wem wollt ihr?“

  • Mit Sicherheit hätte es bessere Gelegenheiten gegeben, dem Jungen von seinem Vater zu berichten. Die waren leider verstrichen. Ungenutzt, wie so vieles. Bevor Bridhe ihrem Sohn noch mehr von seinem Vater erzählen konnte, kehrte der Sklavenjunge wieder zu Acanthus zurück.


    Zu ihrer Überraschung waren beide der Herren dazu bereit, sie zu empfangen. Nun die Qual der Wahl zu haben und sich für einen der beiden zu entscheiden, lag ihr nicht. Wenn beide bereit waren, Zeit für sie zu erübrigen, dann war es angebracht, sich mit beiden zu unterhalten, zumal sie Piso nicht wirklich kannte.
    "Wäre es denn möglich, mit beiden zu sprechen?", fragte sie schließlich.

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    Acanthus fixierte Bridhe, als jene ein wenig zögerte, nachdem er ihr die Information angedeihen hatte lassen, mit seinen Augen. Er wusste nicht richtig, was vor sich ging, aber man würde es schon herausfinden, wenn sie zu den Flaviern jetzt gingen. Er dachte kurz nach.
    Dann nickte er. Gracchus will, dass ihr zu seinem Arbeitszimmer kommt. Wir werden Piso dazuzitieren, und das hat dann seine Ordnung.“ Er trat beiseite. „Phoebus hier wird dir den Weg weisen.“ Er deutete auf den kleinen Knirps, der mit leicht befremdlichen Blick auf die beiden Besucher glotzte, bevor er schließlich nickte. „Kommt.“ Sein knapper Befehl wurde von einer Handgeste unterstrichen, als er sie zum Officium geleitete.

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    Und es wurde folgerichtig geöffnet – von einem mürrischen Acanthus, dem treuen, aber oft grantigen Ianitor der Flavier, der natürlich nicht immer so schlecht drauf war, aber es sein musste, vor allem in Bezug auf Leute, die er nicht kannte, der heute einen äußerst unvergnüglichen Tag gehabt hatte. „Salve. Willkommen in der Villa Flavia. Wer bist du und wie kann ich helfen?“ Alleine durch die knurrige Stimme konnte man seine miese Laune erahnen. Wenn der Kerl betteln gehen wollte, würde Acanthus den sofort von der Türe wegprügeln und dann wieder ungestört seinen Gedanken nachgehen – diese nämlich hatte man unterbrochen, sodass seine Meditationen über die Natur der Menschheit gestört worden war. Unerquicklich, das Ganze, aber als Sklave konnte man nicht wählen.

  • Der Sklave, welcher zuvor geklopft hatte, trat nun zurück.
    "Ianitor, melde sofort deinem Dominus Flavius Piso die Ankunft des Claudius Brutus. Ich muss ihn sprechen.", war dann barsch von dem Claudier höchstselbst zu hören.

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    Acanthus beäugte aufmerksam den jungen Kerl, der da mit Piso sprechen wollte. Er erinnerte sich jetzt – einmal hatte er den schon an der Porta gesehen. Wollte seine Schwester sprechen, oder so. Nur, was wollte er von Piso? War der Claudier einer der Saufkumpanen des jungen Flaviers? „Du wirst sicher verstehen, dass ich die Anweisung habe, das Anliegen von potentiellen Besuchern zu wissen und mitzuteilen.“ Acanthus bemühte sich um einen freundlicheren Tonfall, eine Fassade, hinter der er seinen Unmut verbarg. „Wenn du mir bitte sagen könntest, was du von Dominus Piso willst?“

  • Es war diesmal Katander, der klopfte. Caius wartete ein paar Schritte entfernt. Irgendwie kam sich Caius auch ein bisschen blöd vor, inzwischen. Immer war er derjenige, der hierher gelatscht kam. Piso hatte nicht mal bei ihm vorbeigesehen, als er bei Quarto gewesen war. Caius hatte das eh erst von Quarto erfahren, aber da war Piso schon wieder weg gewesen.


    »Guten Morgen. Caius Aelius Archias zu Flavius Piso, bitte«, teilte der Sklave dem ianitor mit. Dass die beiden Freunde waren, war ja inzwischen bekannt, deswegen verzichtete Katander mal auf einen Besuchsgrund.

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    Acanthus machte auf und starrte in das Gesicht eines Aeliers, der ihm bekannt vorkam. Der war ja schon zweimal hier gewesen. Und Piso hatte ihn immer reinlassen, warum jetzt nicht? „Salve, Domine!“, grüßte Acanthus vorbeugend und schwafelte dann in einem absolut unverständlichen Gebrabbel etwas zu Phoebus nach hinten. Dieser nickte und entschwand.
    Nach kurzer Zeit kam er wieder angedampft. „Der Herr Piso empfängt dich im Atrium!“ Wie immer, das hatte ja schon Tradition! „Folge mir, bitte!“, quäkte der Kleine in der unangenehm quengelnden Stimme, die Minderjähige des Öfteren an sich hatten, und führte den Gast ins Atrium.

  • Gemeinsam mit Imbrex und einigen namenlosen Sklaven war ich heute nach der salutatio aufgebrochen, um meinen Termin bei Flavius Piso wahrzunehmen. Es hatte einiger Kompromisse bedurft, bis man sich schließlich einig geworden war und einen Termin gefunden hatte, der sowohl Piso als auch mir zusagte, denn uns beide nahmen neben der laufenden Amtszeit noch zahlreiche weitere laufende Geschäfte und Pflichten in Beschlag.


    Nun standen wir vor dem Hause der Flavier, und einer der uns begleitenden Sklaven klopfte an die Pforte, um unser Erscheinen anzukündigen. "Der Ädil Aurelius Corvinus und Aurelius Imbrex haben einen Termin zum Gespräch bei Aulus Flavius Piso", verkündete der Sklave, als er gefragt wurde. Und dann warteten wir darauf, dass der mürrische flavische ianitor uns einlassen mochte.

  • Der normale Tagesablauf eines Ianitors. Zuerst einmal über die Welt nachgrübeln, dann aufstehen, weil es klopfte, und eine enorme mentale Jonglierarbeit absolvieren. Erstens, nett dreinschauen und grüßen. „Salvete. Ja, natürlich. Herr Piso erwartet euch im Atrium.“ Gleichzeitig aber krampfhaft versuchen, nicht das enorme Gedankenkonstrukt, welches man sich selber erarbeitet hatte, zu vergessen. Es gab einen konkreten Punkt, den er sich erarbeitet hatte, den er nicht fallen lassen wollte.
    Er deutete deshalb auf den Knirps Phoebus, der sich so tief verbeugte, dass er mit seinen Haarfransen fast den Boden berührte, und sie dann ins Atrium führte.

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