Lass die Sonne in dein Herz - Ein Sklave auf Abwegen

  • Verhältnismäßig oft hatte ich in letzter Zeit jede Möglichkeit genutzt, die sich bot, um die Villa verlassen zu können. Mal hatte ich Besorgungen zu machen, mal musste ich den Postboten spielen. Aber mir war das völlig egal, Hauptsache ich kam in die Stadt und zwar ohne lästige Begleitung oder gar einem Aufpasser an meiner Seite.
    Der Morgen hatte vielversprechend begonnen. Draußen schien es, als sei nun endlich der Winter vorbei. Die Vögel im Garten zwitscherten, kein Wölkenchen schob sich über den schönen blauen Himmel, nur die Sonne schien dazu.
    Inzwischen hatte ich mich wohl als recht zuverlässig erwiesen, so dass ich auch heute wieder Botengänge erledigen durfte. Danach würde ich mir noch etwas Zeit genehmigen für gewisse private Angelegenheiten. Dank meines Peculiums, welches ich in einem kleinen Lederbeutelchen mit mir führte, konnte ich mir eventuell sogar eine Kleinigkeit unterwegs leisten. Vielleicht einen Becher Wein in einer Taberna, oder eine leckere Wurst aus den Garküchen, die es zu Hauf gab. Aber vielleicht fand ich auch eine Kleinigkeit für mein Rabenmädchen, mit dem ich sie überraschen konnte, wenn ich mich wieder mit ihr traf.


    Zuerst aber hatte ich einige Erledigungen zu machen, weswegen ich überhaupt losgeschickt worden war. Ein paar Briefe mussten zu ihren Adressaten und auf dem Markt waren ein paar kleine Besorgungen zu machen. Zielstrebig steuerte ich ein paar einschlägige Läden an, in denen ich das Gesuchte fand.
    Nachdem das endlich geschafft war, war es Zeit für eine kleine Pause. Mein Magen knurrte bereits ein wenig und so ließ ich mich durch das Angebot der Garküchen inspirieren. Schließlich entschied ich mich für eine gebratene lukanische Wurst in der Brottasche. Mhh, wie das Duftete! Das musste man den Römern schon lassen, die wussten was gut schmeckte… naja meistens.


    Ich suchte mir irgendein Plätzchen, wo ich mich setzen konnte und auch noch etwas von den ersten warmen Sonnenstrahlen abbekam, die meine Stimmung gleich um ein Vielfaches ansteigen ließ. Schließlich fand ich eine Steinbank, von der aus man gut das Treiben auf dem Markt beobachten konnte. Hier setzte ich mich und biss genüsslich in meine Wurst.


    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • Dies war einer jener Tage, an denen Hildulf bereits beim Aufstehen klar war, dass heute seiner Dienste nicht bedurft wurde. Irina entzog sich seiner Umarmung, stand auf und machte sich bereit der Herrin den Tag über Gesellschaft zu leisten. Er gönnte sich noch eine Mütze Schlaf ehe er aufstand. Nach einem ausgiebigen Frühstück begab sich Hildulf in den Innenhof zum Training. Sogar sein lädiertes Bein wurde langsam wieder beweglicher.


    Nachdem er sich frisch gemacht hatte, verließ Hildulf die Villa der Germanicer um Rom etwas zu erkunden. Noch immer warihm die Stadt, oder vielmehr die Menschen darin zu fremd. Mit etwas Geld in der Tasche ließ er sich treiben in dem Versuch die Schwingungen der Stadt zu ergründen. Etwas Backwerk naschend erblickte er den Sklaven, der ihn bei seiner eigenen Versteigerung angesprochen hatte. Hildulf lieb stehen und wartete bis der Sklave von seinem Essen aufsah und nickte ihm gut gelaunt zu.

  • Mhh, beim Hineinbeißen trat ein wenig vom heißen Fett im inneren der Wurst aus und sog sich in die Brottasche, die das Ganze umgab und es zu einer schmackhaften Mahlzeit machte. Beim Abgang schmeckte ich einen Hauch Thymian, den ich hier im Süden zu schätzen gelernt hatte und der mich dazu bewog, gleich noch einmal beherzt zuzubeißen. Jetzt noch ein Becherchen Wein, dann wäre alles perfekt, dachte ich so bei mir als ich just in diesem Augenblick diesen Kerl entdeckte, der mir freundlich zunickte und den ich schon irgendwo einmal gesehen hatte. War das einer aus der Villa? Nein. Woher kannte ich den nur? Na, war ja auch egal, dachte ich mir und grüßte einfach mal zurück. Früher oder später bekam ich das schon noch raus.


    „Fön in der Fonne, mift!? Wilft du dif fetzen? Ift noch Plapf“, meinte ich ganz unkontrolliert, da ich mit vollem Mund sprach. Dann rückte ein Stück zur Seite, schließlich wollte ich ja nicht, dass er sich mit mir fetzte, sondern sich einfach nur friedlich setzte. Und wieder stellte ich einmal mehr fest, welchen Vorteil es doch hatte, wenn die Mundhöhle beim Sprechen leer blieb.
    Diesmal schlang ich den Bissen einfach runter, um nicht weiter wie ein Idiot klingen zu müssen. „Woher kennen wir uns eigentlich?“ , fragte ich, diesmal wesentlich befreiter. Ha, das klang doch gleich viel besser!

  • Die Sonne gönnte spendete bereits eine angenehme Wärme und so ließ sich Hildulf auf dem angebotenen Platz nieder. „Es ist noch gar nicht so lange her dass ich dort drüber auf dem Markt verkauft worden bin. Du hast mich dabei angesprochen, aber ich glaub dein Herr fand das nicht so lustig.“ Grinsend nahm er einen Bissen von dem Backwerk. „Ich war der Germane der angeblich mit den römischen Straßen seine Probleme hat.“

  • Noch einmal lockte mich die Wurst mit ihrem herrlich herzhaften Geruch, so dass ich nicht anders konnte, als einfach noch einmal hineinzubeißen und sie mir schmecken zu lassen. Kauend hörte ich indessen meinem neuen Sitznachbarn zu, der auch Gefallen daran gefunden hatte, sich den ersten Sonnenstrahlen auszuliefern und sich von ihnen wärmen zu lassen. Automatisch ging mein Blick hinüber zum Sklavenmarkt, als er davon zu erzählen begann, dass er dort vor gar nicht langer Zeit selbst dort gestanden hatte. Als er weiter sprach, erinnerte ich mich schlagartig wieder an diesen eigenartigen Tag, als der Flavier zusammen mit seiner Tante zum gemeinsamen Sklavenmarktbesuch aufgebrochen war. Ja, genau! Er war der Germane, für den der Flavier dann auch noch geboten hatte, aber irgendwann das Interesse verloren hatte. Schade nur, dass ich das nicht rechtzeitig gecheckt hatte und fröhlich für ihn weiter geboten hatte. Naja, am Ende war er dann doch woanders gelandet.
    „Ahja, erinnere mich,“ gab ich ein wenig kleinlaut zu. Nach meiner Aktion hatte ich dann tatsächlich auch ein wenig Stress bekommen, weil sich Scatos Tante so darüber aufgeregt hatte, von wegen Sklaven hätten still zu sein, solange man sie nichts fragte und so… Ach, Schwamm drüber, dachte ich mir.
    „Und, wie ist es dir danach so ergangen?“, fragte ich interessehalber nach. Zumindest war er ordentlich gekleidet und man hatte ihm ein paar Münzen anvertraut, von denen er sich etwas zu essen kaufen konnte.

  • „Ganz gut.“ Hildulf grinste den anderen Sklaven an. "Aculeo möchte dass seine Verlobte geschützt ist, darum hat er mich als Leibwächter gekauft. Aber die verlässt fasst nie die Casa. So begleite ich manchmal Aculeo. Sonst hab ich keine Pflichten, außer Irina spannt mich ein.“ Er leckte sich über die Lippen. „Das ist die kleine Griechin in Aculeos Besitz. Hat gleich bei unseren Ankunft in der Casa dafür gesorgt dass ich in ihrer Kammer untergebracht wurde.“

  • Ganz gut also… na dann. Ich sinnierte noch einen Moment über seine Worte und fragte mich, ob ich das Gleiche sagen konnte, wenn mich jemand danach fragen würde. Vielleicht würde ich dann auch antworten: Ganz gut.


    Wie sich herausstellte, waren Hildulf und ich Kollegen. Auch ihn hatte sein Dominus zum Custos gemacht, auch wenn er, wie er sagte, sonst nicht viel zu tun hatte. Der Flavier ging wohl in dieser Hinsicht ein wenig effizienter vor. Wenn ich nicht unbedingt mein Leben für ihn aufs Spiel setzten musste oder gerade mal wieder im Carcer saß, dann übertrug er mir andere Aufgaben. Aufgaben die von Besorgungen machen bis Schuhe putzen reichen konnten. Inzwischen machte es mir nichts mehr aus, denn über allem, was ich zu seiner Zufriedenheit erledigte, schwebte die Aussicht, eines Tages wieder frei sein zu können. Dennoch aber gab es auch die Tage, an denen mich die Sehnsucht packte, an denen ich mir am liebsten ein Pferd geschnappt hätte, um damit von hier zu verschwinden.


    Als er den Namen einer Sklavin nannte, bei der er offensichtlich nächtigen durfte, waren meine Gedanken sofort wieder bei meinem Rabenmädchen. Ich musste sie unbedingt wieder sehen. Sie fehlte mir so. Doch zuvor hatte ich noch etwas zu erledigen. Ich wollt schließlich nicht mit leeren Händen kommen.
    „Irina, mmh… dann hast du auch nachts immer was zu tun,“ bemerkte ich anzüglich und grinste dabei.

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