Lost in Translation – Zwischen den Welten

  • http://imagizer.imageshack.us/a/img607/8381/i5i.gif Unzählige Wochen war Aislin unterwegs gewesen, seitdem sie ihrem größten Feind entwischt war, von dem einen Ziel getrieben, Angus wieder zu finden und wieder mit ihm vereint zu sein. Manchmal hatte sie geglaubt, der Mut wolle sie verlassen, wenn sich einmal wieder eine schier unüberwindbare Hürde vor ihr aufgetan hatte oder wenn sie wieder einen Rückschlag erlitten hatte. Immer hatte sie die Augen und Ohren aufgehalten, um herauszufinden, wohin Mitros, der Sklavenhändler ihren Mann und all die anderen hingebracht hatte. Die Spur hatte sie immer weiter nach Süden geführt, bis sie schließlich die Britannische Südküste erreicht hatte. Für ein paar Sesterzen und etwas mehr hatte Aislin schließlich erfahren, dass man die Sklaven in Portus Dubris auf ein Schiff verfrachtet hatte, welches sie nach Gallia bringen sollte.
    Irgendwie hatte auch sie es auf ein Schiff geschafft, mit dem sie den Ocanus Britannicus überwinden konnte und schließlich ebenfalls die Küste Gallias erreichte. Mehr schlecht als recht konnte sie ihre Reise gen Süden fortsetzen. Manchmal tagelang ohne Essen hatte sie immer wieder einen Schritt vor dem anderen gesetzt. In den herbstlichen Wäldern Galliens hatte sie einige Früchte, Nüsse und Samen sammeln können, die ein wenig ihren Hunger stillen konnten. Manchmal aber traf sie auch auf einen gutmütigen Menschen, der ihr etwas zu essen zusteckte. Sie wusste, wenn sie überleben wollte, dann musste sie vor dem Winter Italia erreichen...
    An einem grauen Herbsttag schließlich erreichte sie Massilia. Draußen auf dem Meer tobten bereits die ersten Herbststürme. So entschied sie sich, einem Tross Händler anzuschließen, die Italia auf dem Landweg zu erreichen versuchten. Über die Via Iulia Augusta, die Via Aemilia Scaurae und schließlich die Via Aurelia erreichte sie schließlich nach einigen Wochen endlich Rom.
    Von der Größe der Stadt und ihrer Exotik beeindruckt, irrte sie tagelang durch die Gassen des Molochs, um eine Bleibe zu finden. Vor allem aber musste sie Angus finden. Angesichts der Größe dieser Stadt erschien ihr diese Aufgabe als schier unlösbar. Eine Nadel im Heuhaufen zu finden war sicher viel einfacher.


    Tagelang trieb sie sich auf den Sklavenmärkten der Stadt herum. Stundenlang beobachtete sie, wie Unmengen von Sklaven wie Vieh auf den Brettergerüsten der Händler zur Schau gestellt wurden, um dann verkauft zu werden. Ob es so auch den Leuten aus ihrem Dorf ergangen war?
    Aislin musste Mitros den Sklavenhändler finden!
    Irgendwo musste der Grieche doch seine Ware an den Mann bringen. Schließlich fand sie ihn, als er gerade dabei war, eine frische Ladung hochgewachsener Germanen zu begutachten. Brennus, ein gallischer Sklavenhändler, der ursprünglich aus Lugdunum stammte, hatte ihm ein Angebot gemacht, dem er nur schwer widerstehen konnte. Acht muskelbepackte Chatten, allesamt frisch gefangen und kerngesund, so behauptete es Brennus zumindest, für nicht mal 3000 Sesterzen! Wenn das kein Schnäppchen war. Die Burschen sahen allesamt gut aus, hatten noch alle Zähne im Mund und lahmten nicht. Mitros malte sich bereits aus, wie er die Germanen zu saftigen Preisen als angehende Gladiatoren verhökern würde und dabei einen ordentlichen Reibach machte. „Gut, ich nehme sie. Alle acht!“, meinte er nach einer kurzen Bedenkzeit und besiegelte das Geschäft mit einem Handschlag.
    Aislin beobachtete noch eine Weile das Geschehen. Dann, als sich Mitros´ Gehilfen um die neuerworbene Ware kümmerten und er sich von den ganzen Strapazen des Alltags etwas ausruhen wollte, wagte sich die junge Frau hervor und sprach den Sklavenhändler an. „Ich bitte vielmals um Verzeihung. Aber ich suche einen Sklaven.“ Entnervt wandte sich Mitros um und wollte die lästige Frau schon verscheuchen. Schließlich begann die nächste Auktion erst in einer Stunde. Doch von der Attraktivität der jungen Frau geblendet, ließ er davon ab, sie wegzuschicken. Ein geübter Blick musterte sie von Kopf bis Fuß. Jung, attraktiv, blond und blauäugig - eine Frau wie sie würde einen satten Gewinn einbringen. „Einen Sklaven suchst du?“ Seiner Frage haftete etwas Abschätziges an. sie sah nicht gerade aus, als könne sie sich einen Sklaven leisten. Doch all die Jahre in seinem Metier hatten ihn gelehrt, sich nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen.
    „Ja, genau. Man sagte mir, du hättest vor einigen Monaten Sklaven aus Britannia hier in Rom verkauft. “ Aislin sprach mit zittriger Stimme. Die Anspannung überwältigte sie fast. Der Grieche war ihre einzige Hoffnung. Wenn er ihr nicht half, dann war alles umsonst gewesen.
    Mitros starrte sieeine Weile wortlos an. Er verstand nicht, was sie von ihm wollte und wo das Problem lag. Außerdem hatte er in den letzten Monaten dutzende, ach was, hunderte von Slaven aus Britannia verkauft. „So, hat man dir das gesagt! Und wenn schon, ich verkaufe ständig Sklaven aus Britannia, Gallia oder Germania. Wenn du willst, kannst du sie dir später bei der Auktion anschauen… und auch kaufen.“ Mitros setzte noch ein aufgesetztes Lachen hinterher und wollte sich schon von ihr abwenden. Aislin aber wollte noch nicht so schnell aufgeben. „Nein, ich suche einen bestimmten Sklaven… Einen Sklaven aus Britannia, den du vor einigen Monaten hier verkauft hast. Ich muss unbedingt wissen, was aus ihm geworden ist. Bitte!“
    Langsam wurde der Grieche ungehalten. Seufzend dreht er sich noch einmal zu der jungen Frau um. Ihm war es vollkommen egal, weshalb sie auf der Suche nach diesem einen Sklaven war. Ihn interessierte es nicht, was aus seiner Ware wurde, nachdem er sie an den Mann gebracht hatte. Und auch wenn die Kleine ihn nun mit ihrer mitleidigen Stimme und dem Hundebabyblick anbettelte, ihr zu helfen, würde er einen feuchten Kehricht tun. Selbst dann nicht, wenn sie ihm nun noch mit einer rührseligen Geschichte kam. „Mach dass du fortkommst! Ich kann dir nicht helfen. Verschwinde!“ Der Grieche kehrte ihr den Rücken zu und ließ sie einfach stehen.
    Aislin, die den Tränen nah war, rannte davon. Weinend streifte an den Marktständen und den Kolonaden vorbei. Sie lief immer weiter, ohne darauf zu achten, wohin sie ihr Weg führte. Sie war verloren in dieser riesigen Stadt und gleichteitig darin gefangen.
    Immer weiter lief sie, auf der Suche nach einer Bleibe, nach etwas essbarem und der Antwort, was sie denn nun noch tun konnte. Es hatte sie schließlich in eine Gegend verschlagen, die nicht mehr mit den imposanten Bauwerken bestückt war, wie sie sie auf dem Forum gesehen hatte. Insulae an Insulae, soweit das Auge reichte. Bewohnt wurden diese Häuser von den einfachen Menschen der Stadt, die tagtäglich für ihr Brot arbeiteten. Hier würde sie ganz sicher nicht Angus finden, das war ihr bewusst. Doch hier fanden sich ein paar gute Leute, die ein Schälchen Puls für sie übrig hatte. Im Gegenzug ging sie ihren Wohltätern zur Hand und schlug sich auf diese Weise durch.
    Schließlich mussten die Götter doch Mitleid mit ihr empfunden haben, als sie sie eines Abends, es war an einem der letzten Saturnalienabende, in die Gassen der Subura führten. Aislin konnte mit all dem Trubel auf den Straßen nichts anfangen. Unbeeindruckt von den feiernden Menschen streifte sie durch die Gassen, bis sie den Klang einer längst verloren geglaubten Stimme vernahm. Ein Mann in Begleitung einer Frau, die gerade aus einer Taberna herausgekommen waren und die Straße entlang schlenderten. Sie folgte ihnen....

  • http://imageshack.com/a/img821/8803/x5z9.gif Getrieben von seinem verletzten Stolz, nachdem Aislin ihm in Lugvalium entwischt war und nicht zuletzt wegen der überaus großen Schmach, die sie über ihn gebracht hatte, sann Cedrec auf Rache. Natürlich hätte er ihr sofort folgen können. Zweifellos hätte er sie nach wenigen Stunden nur stellen und dann töten können. Doch er ließ ihr absichtlich einen Vorsprung. Auf diese Weise führte sie ihn, ohne es überhaupt zu merken, geradewegs zu Angus. Dass dieser an ihm eines Tages Rache nehmen wollte, war ihm durchaus bewusst. Also warum sich abmühen, wenn man mit etwas Geduld zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte? Die junge Frau sollte sich ruhig in Sicherheit wiegen. Sie sollte glauben, ihm entkommen zu sein. Dann würde sie mit der Zeit unaufmerksamer werden und schließlich gar nicht mehr damit rechnen, dass ihr Gefahr drohte. Bestenfalls war sie dann bereits an ihrem Ziel angekommen und wieder mit ihrem Mann vereint. Genau auf diesen Zeitpunkt hatte es Cedrec abgesehen. Im Taumel der Wiedersehensfreude wollte er mit seinen Männern zur Stelle sein und ihnen gegenübertreten würde. Dann würde er Angus töten und auch Aislin sollte es dann noch bitter bereuen, seine Gutmütigkeit auf so infame weise ausgenutzt zu haben.
    Cedrec hatte beschlossen, die lange Reise nach Süden nicht allein zu machen. Der Weg bis nach Rom war weit und am Ende wollte er es nicht dem Zufall überlassen, dass ihm die junge Frau etwa auch noch entwischte. Drei seiner besten Gefolgsleute sollten ihn auf die bevorstehende Jagd begleiten:




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    Da war zum einen Donall, ein mächtiger rotblonder Hüne, der nicht lange nachdachte, sondern am liebsten gleich zuschlug und erst damit aufhörte, bis sein Gegner kein Lebenszeichen mehr von sich gab, wenn man ihn nicht rechtzeitig zügelte. Er war ebenso ein Meister im Schwertkampf, was ihn für Cedrec unentbehrlich zu machen schien. Zuweilen trank er gerne über den eigenen Durst hinaus, was ihn dadurch nur noch unberechenbarer machte.


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    Doch noch sprunghafter war Maddox, der bei jedem der ihn nicht kannte, einen wirren oder gar durchgedrehten Eindruck hinterließ. Dennoch war er einer von Cedrecs treuesten Männern. Zum Leidwesen seiner Gegner konnte er geschickt mit dem Messer umgehen. Er machte sich einen besonderen Spaß daraus, seine Opfer lange und intensiv leiden zu lassen, bevor er ihnen erlösend die Kehle durchtrennte. Er liebte sein Messer über alles und um dies jedermann zu zeigen, neigte er dazu, nach jedem Kampf die blutbeschmierte Klinge seines Messers stets mit der eigenen Zunge zu reinigen.


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    Der Dritte im Bunde war Noalan, den man wohl noch als den pragmatischsten unter Cedrecs Begleitern bezeichnen konnte. Alles was er tat, geschah in leidenschaftsloser Weise, weil man es von ihm verlangte. Er hinterfragte niemals einen Befehl, sondern führte ihn skrupellos aus, ganz gleich was es war. Es war Cedrec durchaus bewusst, was er an ihm hatte. Donalls Hitzköpfigkeit und Maddox´ Hang zum Sadismus wurden durch seine Gradlinigkeit wieder ausgeglichen, so dass seine Männer und er selbst ein gefährliches Quartett bildeten, dem man besser weder bei Tag noch bei Nacht begegnete. Alle vier waren sie erfahrene Kämpfer und fürchteten sich vor nichts - nicht einmal den Tod.


    Mit einem kleinen Arsenal an Waffen und genügend Proviant ausgestattet, der für die nächsten Wochen reichte, nahmen sie zwei Tage später die Verfolgung zu Pferd auf. Den Vieren hatte es kaum Mühe bereitet, Aislins Spur aufzunehmen und ihr zu folgen. Eine allein reisende Frau erregte eben immer und überall etwas Aufsehen und für ein paar Münzen lockerte sich jede Zunge. Stets hielten sie sich im Verborgenen vor ihr, damit sie auch ja keinen Verdacht schöpfte, verfolgt zu werden.
    Auf diese Weise gelangten die Vier ebenfalls nach Rom. In der riesigen Stadt erkannten sie schnell, dass es von Vorteil war, wenn sie sich zunächst aufteilten. Während sich Maddox und Donall mit ihrer unwiderstehlichen Art auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe machten, folgten die beiden anderen Männer Aislin nach. Wie Cedrec bereits erwartet hatte, unternahm sie alles, was sie konnte um etwas über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden. Doch da der Sklavenhändler, der Angus vor Monaten verkauft hatte, keine große Hilfe war, erhielt auch ihr Ansinnen vorerst einen Dämpfer. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie nicht aus den Augen zu verlieren, was ihnen allerdings nicht immer gelang…

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