IUD PRIV - Feststellungsklage des Lucius Tiberius Lepidus hins. d. Erbsch. des Manius Tiberius Durus

  • Auch wenn das Verfahren eigentlich reine Makulator war, hatte Vala es sich doch nicht nehmen lassen der Feststellungsklage des Tiberius selber vorzusitzen. Einerseits war das öffentliche Interesse durch den Kläger selbst und vor allem um des Vererbenden und/oder Beschlagnahmten größer als normalerweise, andererseits war dies eines der Grundsatzurteile zu den Verbrechen des vescularischen Regimes, in welchen Vala sich perfekt positionieren konnte.
    Kurzum: Rechtssprechung und Wahlkampf auf einen Schlag.


    Natürlich war es nicht so, dass sie hier einen Präzedenzfall schufen, das hatten die Prätoren vor ihnen schon getan, aber derart exemplarisch und anschaulich recht zu sprechen war dennoch eine interessante Sache.


    Kurz bevor das Verfahren begann fand Vala sich als vorsitzender Iudex zusammen mit einigen seiner Mitarbeiter ein, sowie mit Vertretern aus der kaiserlichen Kanzlei und der Praetorianer.

  • Etwas angespannt wartete der Tiberier auf den Beginn der Verhandlung. Trotz seiner Ausbildung als Advocatus hatte er bisher noch nie an einem Prozess teilgenommen. Nun war er aber sogar in eigener Sache hier. Viel konnte er bei seinen Ermittlungen nicht in Erfahrung bringen, aber man musste wohl darauf vertrauen, dass die Gerechtigkeit siegen würde und dass die bisherigen Erkenntnisse ausreichten, um alles in seine richtigen Bahnen zu führen.

  • Wie es Habe während jedes Verfahrens war, warteten der Iudex mit seinen Mitarbeitern bis alle notwendigen Anwesenden zusammengekommen waren und betraten dann den überschaubar großen Gerichtssaal, in welchem der Fall heute würde verhandelt werden. Zufrieden ließ er sich ebenso davon unterrichten, dass die kaiserliche Kanzlei einen Vertreter geschickt hatte, der in der Sache zur Beleuchtung des Sachverhalts beitragen würde.*


    "Salvete zusammen..." , grüßte Vala in die Runde nachdem er sich auf seinem Platz niedergelassen hatte und lächelte müde ob einiger scherzhafter 'Guten Morgen, Prätor!'-Wünsche derer, die beinahe jeden Tag den Verhandlungen beiwohnten um die Neuigkeiten der Gerichte in das Reich tragen zu lassen.


    "Wir haben uns hier versammelt im Iudicum Privatum, angestrebt von Lucius Tiberius Lepidus. Es handelt sich hierbei um eine Feststellungsklage hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Einziehung des Erbes des Manius Tiberius Durus durch die Res Publica unter der Aegide des Usurpators Potitus Vescularius Salinator. Tiberius, dir gehört das Wort um den Sachverhalt aus deiner Perspektive darzustellen." , führte Vala in den Prozess ein, gleich um dem Aktiven in der Sache das Wort zu erteilen.


    Sim-Off:

    * Abgesprochen mit Iunius Silanus



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • "Danke für die Erteilung des Wortes", sprach der Tiberier, während er sich aufrichtete, um den Sachverhalt darzulegen: "Es geht hier nicht weniger als um die Erbschaft eines sehr verdienten Mannes, des großen Consulars Manius Tiberius Durus. Lange Zeit habe ich nicht erfahren, was mit seinem Vermögen nach seinem Tod passierte, obwohl mein Verwandter über ein entsprechendes Testament verfügte, dem offenbar nicht Folge geleistet wurde. Die Erbschaft wurde nicht vollstreckt. Der letzte Wille dieses großen Mannes wurde ganz offensichtlich missachtet. Alles deutet darauf hin, dass das Erbe nach inoffizieller Weisung durch den Palatin während der Zeiten des Usurpators Vescularius durch die Vingitiviri eingezogen und der Res Publica vermacht wurde. Bedauerlicherweise gibt es darüber keinerlei Aufzeichnungen, es ist jedoch bekannt, dass der Palatin unter dem Usurpator Vermögen einziehen ließ. Eine solche Einziehung und Missachtung der gesetzlichen Lage in Bezug auf Erbschaftsfälle ist nicht rechtmäßig. Demzufolge soll die Einziehung des Erbes des Manius Tiberius Durus durch die Res Publica unter der Aegide des Usurpators Potitus Vescularius Salinator für unrechtens erklärt werden. Der Erbschaftsfall muss erneut bearbeitet und das Erbe unter rechtmäßigen Voraussetzungen vollstreckt werden."

  • Mit dem gebotenen Ernst verfolgte Vala die Ausführungen des Tiberius, die in adäquat knapper Form die grundlegende Fragestellung des Verfahrens zusammenfasste und die Position der Erben klarstellte.


    "Es gilt also zu erörtern, ob die Einziehung des Vermögens des Manius Tiberius Durus einerseits überhaupt, andererseits auf offiziellen Befehl des Palatins auf Basis geltendem Rechts stattgefunden hat. Hierbei sei zu erwähnen, dass den Praetoren und ihrer Vigintiviri die Verwaltung des Erbes aus der Hand genommen wurde und das Erbe aus den zu verwaltenden Listen gestrichen wurde." , wiederholte Vala das Problem noch einmal für all jene, die das Gericht verfolgten ohne den dazugehörigen Klatsch mitbekommen zu haben, "Wir haben die Position des Tiberius gehört. Die Administratio, die nach der Streichung das Erbe verwaltet haben MUSS, ward geladen, Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen und die Vorgänge um die mögliche Einziehung des Besitzes aufzuklären." , reichte der Iudex damit den Sprechball an die Gegenseite dar, die sich offensichtlich nicht als solche verstand, denn der Vertreter der Administratio zeigte sich reichlich unbekümmert als er sich erhob.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/61.jpg Quintus Mellanius Pico hatte den Auftrag seines Procurators, der Order des Praetors Folge zu leisten und die Administratio in diesem Verfahren zu vertreten, emotionslos angenommen. Die ganze Sache hatte sie, wie so viele Fragen aus der Zeit des Vescularius, ganz schön schwitzen machen, was vor allem am fortlaufenden Studium der Aufzeichnungen lag die es zu büffeln galt um überhaupt überblicken zu können was wann geschehen war. Wenn es überhaupt etwas zu überblicken gab, denn im Chaos des Sturzes des Vescularius hatten nicht wenige seiner Günstlinge echte Arbeit geleistet was die Vernichtung von unbequemen Dokumenten anging die sich später als unvorteilhaft erweisen könnten. Dementsprechend wenig hatte er auch zu sagen als er sich erhob: "Von Seiten der Administratio kann ich sagen, dass keinerlei Aufzeichnungen von den Vorgängen um das Erbe des Manius Tiberius Durus erhalten sind. Allerdings haben wir einen Zeugen, einen ehemaligen Schreiber der Finanzabteilung, Volusus Apustius Torquatus, der Licht in die damaligen Vorgänge bringen kann."


    "Die gerichtliche Order zitierte den damals wie heute amtierenden Procurator A Rationibus, Potitus Plennius Flamininus, her. Der allerdings aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein kann und entsprechend den vorgeschlagenen Zeugen anbringt." , wiederholte Vala die Information, die ihm selbst erst kurz vor Prozessbeginn mitgeteilt wurde.


    "So ist es.", echote der Vertreter der Administratio.


    "Der Zeuge möge sprechen." , verlangte Vala beiläufig und machte sich eine entsprechende Notiz, "Gebe er zuerst seinen Namen und den seines Vaters bekannt, zudem was seine damalige Funktion gewesen ist."


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/23.jpg "Mein Name ist Volusus Apustius Torquatus, Sohn des Volusus Apustius Scaevola.", begann der Mann mittleren Alters, weit weniger unbekümmert als der Mellanius und deutlich eingeschüchtert vom Moment vor Gericht, "Ich war als Schreiber in der Administratio Imperatoris tätig."


    "In welchen Zeitraum?" , hakte Vala nach.


    "Von den Kalenden des Monats September im Jahr achthundertsechzig ab urbe condita bis zu den Iden des Monats Iulius im Jahr achthundertzweiundsechzig, Iudex.", antwortete der ex-Scriba wahrheitsgemäß.


    "Was kannst du uns über die Vorgänge des Erbes des Manius Tiberius Durus sagen, Apustius?" , leitete Vala die Aussage ein.


    "Der Procurator A Rationibus teilte mir das gesamte uns bekannte Vermögen des Manius Tiberius Durus zur Eingliederung in das Staatsvermögen zu. Dieser Order habe ich folge geleistet und die gesamte monetäre sowie materielle Habe des benannten Tiberius in die Staatskasse überführen lassen, sämtliche Betriebe und Liegenschaften auf die Res Publica überschrieben.", gab der Zeuge ein wenig zu bedrückt bekannt.


    "Der Procurator A Rationibus hat dir diese Order gegeben?" , fragte der Iudex, "Hat er dir mitgeteilt, woher er den Befehl bekam?"


    "Der Procurator meinte, die Order käme 'von oben'.", antwortete der ex-Schreiber.


    "Sind dir weitere Details aus dem Vorgehen bekannt, Apustius? Gibt es Dokumente zu den Vorgängen?" , hakte Vala nach.


    "Nein, Iudex, die gibt es nicht. Die betreffenden Dokumente wurden verbrannt, als die Rebel... die Truppen des Cornelius vor Rom lagen.", wurde der ex-Schreiber noch ein Stück leiser, "Ich habe nur das Vermögen überführt, über die Hintergründe ist mir nichts bekannt."


    "Danke, Apustius. Du kannst dich wieder setzen." , entließ Vala den Zeugen und wandte sich wieder an den Mellanius, "Mellanius, als Vertreter der 'beklagten' Seite gilt dir das erste abschließende Wort."


    "Danke, Iudex Duccius.", sagte der Vertreter der Administratio und machte durch seine Mimik klar, wie überflüssig er es hielt hier noch einmal klarzustellen, dass es doch nichts klarzustellen gab, "Wie der Apustius bereits bezeugte, wurde das Vermögen und sämtliche Habe des Manius Tiberius Durus tatsächlich vom Fiscus eingezogen. Zu den Vorgängen, die der Apustius als 'Order von oben' beschrieb liegt uns allerdings nicht ein einziges schriftliches Dokument vor. Der einzige, der zu den Vorgängen etwas sagen könnte wäre der Usurpator Vescularius, allerdings ist dieser tot. Mehr kann ich zu der Sache auch nicht beitragen."


    "Tiberius." , warf der duccische Iudex den Sprechball nach dieser doch genauso ertraglosen wie auch ertragreichen Zusammenfassung der Administratio dem tiberischen Kläger zu, der jetzt nurnoch die Puzzleteile zusammenfügen musste um den Finger genau auf die Wunde legen ... oder im Zweifelsfall weitere Fragen an die 'Gegenpartei' richten zu können.



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Mit spitzen Ohren lauschte der Tiberier den Aussagen des Zeugen und war zufrieden, dass die Truppen des Cornelius nicht einfach jeden gelyncht hatten, als sie den Palast stürmten, denn dann wäre sicherlich vieles unklarer geblieben. Doch nun ergab sich ein recht eindeutiges Bild, weshalb der Tiberier hier nur noch ein paar Worte verlieren musste, um das ganze zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen.


    "Wir haben hier eine dezidierte Zeugenaussage, welche den Verwaltungsvorgang bestätigt und dies nicht nur aus zweiter Hand. Volusus Apustius Torquatus hat die Anweisungen des Procurator A Rationibus befolgt und das Vermögen des Tiberius Durus beschlagnahmt. Dass die Order auch ohne konkrete Namensnennung letztlich nur auf eine einzige Person mit Namen Vescularius Salinator zurückgehen kann, ist absolut naheliegend. Auch der Tod sollte ihn nicht von seiner Schuld freisprechen. Selbst wenn der Procurator A Rationibus aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen eigenmächtig gehandelt hätte, als er die Anweisung erteilte, so ändert dies nichts an der Unrechtmäßigkeit der Verstaatlichung des Vermögens von Manius Tiberius Durus durch die kaiserliche Verwaltung. Darüber hinaus belegt der Zeuge die Verbrennung von Dokumenten, die diesen Vorgang verschleiern sollten. In Anbetracht dieser Faktenlage ist es aus meiner Sicht unumgänglich den Vorgang für unrechtmäßig zu erklären, was ich im Hinblick auf das kommende Urteil nachdrücklich betonen möchte. Für dessen Rechtmäßigkeit kann weder das Gesetz noch irgendeine eine andere Rechtfertigung herhalten."

  • "Der Iudex zieht sich zurück.", verkündete einer der Gerichtshelfer als Vala ihm einen kurzen Wink gab. Die Unterbrechung, die dem Vorsteher des Prozesses Gelegenheit gab sämtliche Argumente zu sammeln, zu sortieren und zu gewichten dauerte nicht lange.. letztlich war das ganze Verfahren Makulatur in der nur die bereits offensichtlichen Tatsachen der Prozessordnung Folge leistend dargestellt werden mussten.


    "Ich verkünde hiermit das Urteil." , gab Vala bekannt, nachdem er sich wieder in den Saal begeben hatte und alle Beteiligten sich wieder setzten: "Im Verfahren um die Feststellungsklage des Lucius Tiberius Lepidus wird festgestellt, dass das Vermögen des Manius Tiberius Durus nach dessen Tod an den Iden des Ianuarius des Jahres achthundertzweiundsechzig ab urbe condita durch den Palatin beschlagnahmt und durch die Abteilung des Procurator A Rationibus der Staatskasse zugeführt wurde. Hierbei wurde das übliche Prozedere über die Praetores und ihre Decimviri auf Veranlassung durch den damals regierenden Usurpator Potitus Vescularius Salinator außer Kraft gesetzt." , legte der Iudex das damalige Geschehen dar und folgte damit der Darstellung des Klägers, um schließlich zum Kernpunkt der Klage, der Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens zu kommen: "Weiterhin stellt das Gericht fest, dass durch das vollkommene Fehlen jedweder Dokumentation der damaligen Vorgänge ebenso keine Beweise für die Rechtmäßigkeit der Beschlagnahmung erscheinen lässt, weshalb ich hiermit das damalige Vorgehen als geltendem Recht widersprechend beurteile. Der Besitz des Manius Tiberius Durus wird, wie er zum Zeitpunkt seines Todes aktenkundig war, in das übliche Verfahren zurückgeführt. Das Testament des Verstorbenen wird, so gegeben, verlesen und befolgt werden."
    Soweit das Urteil verkündet blickte Vala einen Moment lang in die Runde und beobachtete die doch recht zurückhaltenden Reaktionen der Anwesenden.. offensichtlich war der Ausgang nicht nur für die Beteiligten zu erwarten gewesen. Der Vertreter der Administratio zuckte einfach nur mit den Achseln, hatte er doch seit einiger Zeit laufend mit derartigen Verfahren zu tun.


    "Die Kosten des Verfahrens trägt die Res Publica. Das Verfahren ist geschlossen." , gab Vala bekannt, erhob sich und verließ nach getaner Arbeit den Gerichtssaal.



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