[Atrium] Purgitii hospiti

  • Aufgrund meiner Herkunft aus Alexandria stieß mir diese Bemerkung mit der östlichen Provinz natürlich ein bisschen unangenehm auf. "Ich dachte ja nur, dass ich bei meinem Patron, dem Stadtpräfekten Decimus, vielleicht ein gutes Wort in die richtige Richtung einlegen könnte.", erwiderte ich ein bisschen lapidar. (Dabei ging es mir natürlich vor allem darum, dass ich dann noch einen Gefallen bei dem Senator gut hätte, während es mir persönlich ja vollkommen egal sein konnte, auf welchem Amtssessel es sich der Purgitius bequem machte.) "Aber ich verstehe natürlich, wenn du" dir nicht von einer Frau aus der östlichen Provinz unter die Arme greifen lassen willst, sondern "diese Angelegenheit lieber selbst in die Hand nehmen möchtest." Ich lächelte mein süßes, oberflächliches Lächeln, während ich merkte, dass mich dieser "Basar einer östlichen Provinz" mehr getroffen hatte, als ich zugeben wollte.


    Bezüglich des Konsulats hatte ich meinen Einblick und mein Wissen dann offensichtlich etwas überschätzt. Ich zuckte also mädchenhaft naiv leicht mit den Schultern. "Ich dachte ja nur.. Wenn du als Curator eine größere Wasserleitung neu errichtest oder das Netz aus Brunnen zu Brandvorsorge etwas dichter machst", bezog ich mich nun natürlich speziell auf die Wasserkuratur, "dann könntest du darauf ja eventuell aufbauen..", erläuterte ich meinen Gedankengang und ließ dabei natürlich den Part aus, in dem ich sagte: Und wenn es bereits genügen Aquädukte und Brunnen gibt, dann könnte/müsste man diesen Zustand eben erst ändern, bevor man baulich aktiv werden kann!

  • "Über Befürworter meiner Pläne beklage ich mich sicher nicht," schmunzelte Macer angesichts des Hilfsangebotes, "aber wenn sich nicht ohnehin die Gelegenheit ergibt, brauchst du deinen Patron auch nicht unnötig bemühen. So eilig habe ich es nicht mit meinen Plänen." Für eine solche Aussage brauchte er nicht einmal die Wahrheit politisch zu biegen, denn eilig hatte er es tatsächlich nicht. Wenn sich durch Empfehlungen etwas ergab, dann wollte er es nutzen, aber wenn es länger dauerte, dann war dies auch kein Problem für ihn.


    "Natürlich kann man sich in diesem Amt durch große Projekte beliebt machen und seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, aber die wirklich großen Projekte wie Wasserleitungen oder Straßen laufen am Ende ja doch unter dem Namen des Kaisers, während die kleinere Projekte schneller in Vergessenheit geraten, als man glaubt. Oder kannst du dich an die letzten Straßenbauten des Curator Viarum erinnern?", erläuterte Macer seine Sichtweise und endete mit einer Frage. Diese war durchaus ehrlich gemeint, denn vielleicht war sein Eindruck ja auch völlig falsch und solche Erfolge blieben manchen Leuten viel länger in Erinnerung, als er gedacht hatte.

  • Ich versuchte das Schmunzeln des Consulars zu erwidern, während mir nacheinander drei Gedanken durch den Kopf gingen: Zuerst hätte ich ihm am liebsten gesagt, dass ich von seiner Behauptung hier aber gerade nicht die Bohne merkte! Ich reichte ihm im übertragenen Sinne die Hand und wollte ihm helfen (war also eine Befürworterin seiner Pläne) und er.. ja, er beklagte sich nicht direkt. Aber stattdessen spuckte er auf meine Hand! Er und sein "Basar einer östlichen Provinz"! Allerdings wurde mir noch rechtzeitig genug klar, dass mich eine offene Konfrontation mit dem Senator vermutlich nur um den Gefallen bringen würde, den ich jetzt ja bei ihm gut hatte. Und das wiederum musste Priorität haben! Also dachte ich anschließend darüber nach, wie ich ihm seinen blöden Kommentar eins zu eins zurückgeben könnte.... wobei ich aber relativ schnell auf das nächste Problem stieß: Ich hatte ja gar keine Ahnung, wo der Purgitier geboren oder aufgewachsen war. Und damit fehlte mir also leider auch jedes Hintergrundwissen, um ihm eine gemeine Retourkutsche einzuschenken. Tja, und damit blieb eigentlich nur mein dritter Gedanke übrig: Ich müsste ihm irgendwie unter die Nase reiben, dass ich mit dem Osten und gerade mit Alexandria mehr als nur irgendeinen Basar verband. Vielleicht sah er ja dann seinen Fauxpas und entschuldigte sich.. oder ließ wenigstens irgendeine Geste der Entschuldigung durchscheinen.


    Ich zuckte möglichst gleichgültig mit den Schultern. "Tja, ob du es glaubst oder nicht, aber genau das wiederum erinnert mich jetzt sehr wohl an einen Basar im Osten - in Alexandria, um genau zu sein, wo ich aufgewachsen bin.", behauptete ich einfach mal, obwohl es mich jetzt nicht wirklich an einen Basar erinnerte. "Kleophantos, so hieß er wohl" Ich hatte keinen Schimmer, ob ein Kerl dieses Namens überhaupt in Alexandria lebte. "hatte es dieser Einstellung zu verdanken, dass er dreimal in Folge nur zum Agoranomos, quasi dem alexandrinischen Aedil, dem Aufseher über den Basar, gewählt wurde." Da konnte man sagen, dass er immerhin dreimal gewählt wurde. Man konnte aber auch sagen, dass er zweimal auf der Stelle geblieben war. "Er war Klient meines Vaters.", gab ich dann an, um sinnvoll zu begründen, weshalb mir dieser Fall so bekannt war. "Und mein Vater war immerhin Klient des Consulars Aelius." Und daraus konnte man jetzt natürlich wieder etwas ableiten, wenn man wollte - musste man aber auch nicht. Deshalb beließ ich es dabei und hoffte mit einem feinen Lächeln im Gesicht, dass die zarte Kritik an dem "Basar einer östlichen Provinz" angekommen war.


    Bei der Frage nach den letzten Bauten des Curator Viarum war ich dann einmal mehr etwas aufgeschmissen. Denn ehrlich gesagt wusste ich so spontan nichtmal, wie der amtierende Straßenkurator überhaupt hieß. "Nicht direkt.", antwortete ich also erstmal vage. "Aber das muss ja nicht zwangsläufig an seinem Amt liegen..", gab ich dann zu bedenken ohne laut auszusprechen, dass die andere Variante dann natürlich die wäre, dass es am Curator selbst lag. Bekanntlich gab es ja solche und solche Senatoren - genauso wie es auch diese und diese Sorte von Rittern gab und genauso wie es auch sonst in allen Schichten die einen.. und die andern gab....

  • Falls der Verweis auf den Agoranomos als Kritik gemeint war, so bekam Macer dies definitiv nicht mit, denn mit dem Aedilat verband er außerordentlich positive Erinnerungen. Genaugenommen war es von allen Ämtern des Cursus Honorum dasjenige gewesen, das ihm am meisten Freude bereitet hat. Daher konnte er auch überhaupt nicht nachvollziehen, was an einer Einstellung falsch sein sollte, die dazu führte, dass man dreimal Aedil wurde. Und wieso das mit einem "nur" zu versehen war.


    "Ich möchte mich auch nicht despektierlich über Basare als solche äußern", gab er daher zurück, um die Bemerkung irgendwie aufzugreifen. "Ich habe mich als Aedil stets gerne auf den Märkten aufgehalten. Leider ist es ja reichlich verpönt, eine niederigere Stufe des Cursus Honorum zu wiederholen, sonst würde ich glatt noch einmal ein Aedilat anstreben", kommentierte er es dann weiter, und schloss es damit für sich dann auch ab. Neben dem schlechten Ansehen einer solchen unüblichen Wiederholung kamen natürlich auch noch die Kosten hinzu, die eine Wiederholung des Amtes wenig erstrebenswert machten.


    "Aber wie dem auch sei. Ich werde mich nicht vor dem Dienst an Rom drücken. Ob mein Name später auf einem Straßenbauprojekt steht oder nicht ist mir dabei recht gleichgültig", versuchte er dann den gesamten Themenklomplex mit einem persönlichen Fazit abzuschließen.

  • Ich nickte, als der Purgitius nun ein etwas anderes Licht auf seinen Basar-Ausdruck warf. Ja, das reichte mir an dieser Stelle als Zeichen der Entschuldigung, beschloss ich und konnte meinem Gegenüber daraufhin auch wieder ein etwas entspannteres Lächeln schenken. Kurz darauf dann schloss der Senator das Thema weitesgehend ab. "Eine edle Einstellung von dir.", kommentierte ich seinen letzten Gedanken nur kurz. "Und ich denke, das rundet diese Thematik auch ganz gut ab, oder?" Ich ging mal davon aus. "Wie sieht es aus? Möchtest du sonst noch etwas mit mir besprechen?" Wie sagte er doch gleich? "..mir die Möglichkeit geben, mich noch ein bisschen vor meinem Dienst an Rom zu drücken?", schmunzelte ich leicht und fand, dass mir diese implizierte Wichtigkeit (Dass diese Senatoren auch (fast) alle so toll reden konnten!) nicht schlecht zu Gesicht stand.

  • "Ich habe spontan kein Thema, dass es zu besprechen gäbe oder mit dem ich dich vom Dienst ablenken könnte", gab Macer auf die Frage hin offen zu, denn neben der Frage zur Adresse von Annaeus Modestus hatte er sich keine weiteren Themen mitgebracht. Und da er gerade nicht einmal einen Klienten hatte, dem er noch eine Stelle beim Postdienst besorgen musste, konnte er selbst dieses beliebte Standardthema nicht aus dem Hut ziehen. "Ist der Dienst beim Cursus Publicus denn so anstrengend, dass man sich gerne davor drückt?", fragte er dann aber doch noch aus Interesse, denn über die Post wusste er tatsächlich relativ wenig.

  • Ich erhob mich von meinem Platz, als der Consular aussagte, dass er kein weiteres Thema parat hatte. Und dann schien es beinahe, als hätte er doch noch ein Thema in der Tasche. "Naja, was heißt anstrengend?", gab ich einfach mal zurück. "Ich fühle mich als Frau in dieser Position jetzt nicht überfordert, falls du das meinst.", musste ich dann gleich mal klarstellen. "Aber ja, gerade wenn der Posten des eigenen Vorgesetzten so lange vakant ist - mittlerweile ist ja seit dem Ende des Bürgerkriegs doch schon einige Zeit ins Land gegangen - dann spart man sich auf der einen Seite natürlich schon den einen oder anderen zu schreibenden Bericht für den Prätorianerpräfekten. Aber auf der anderen Seite verliert man diese so gewonnene Zeit - und mehr noch als nur die - direkt wieder, wenn man sich sozusagen selbst immer wieder bei der Arbeit über die Schultern schauen und kontrollieren muss." Kurzum: Größere Verantwortung hatte zwingend größere Vorsicht und Sorgfalt zur Folge, die ich an den Tag legen musste. "Und gerade von dieser Mehrbelastung nimmt man natürlich schon auch gerne mal eine Auszeit, wenn sich die Gelegeneit dazu bietet.", sah ich hier keinen Grund, aus dem ich dem Senator gegenüber nicht ehrlich sein sollte.
    Ich lächelte. "Aber natürlich bin auch ich mehr als nur bereit, Rom mit meiner ganzen Kraft zu Diensten zu sein.", gab ich mich ein bisschen patriotisch und verzichtete zugleich auf einen humorvollen Kommentar zu angesprochener Kraft und meinen eher weniger muskulösen Oberarmen. "Deshalb werde ich, sollte meine Erhebung in den Ritterstand Erfolg haben, auch trotzdem nicht eher von meinem Posten weichen, bis ich nicht einerseits einen geeigneten Nachfolger für mich gefunden habe und andererseits der Posten des Prätorianerpräfekten wieder besetzt ist.", versprach ich und meinte das vollkommen ernst. Denn diese Lorbeeren, ein Amt auch in langer Vakanz des Vorgesetzten verantwortungsvoll auszufüllen, die wollte ich ganz; ganz für mich allein haben auf meinem Weg nach oben! (Denn ja, irgendwie sagte ich damit ja auch, dass ich noch nach höherem strebte - mittel- bis langfristig vielleicht einem hübschen Plätzchen auf dem Palatin oder so..? Mir war zu Ohren getreten, dass es da vor Ewigkeiten mal eine Iunia gegeben hatte, der ich ja eventuell nacheifern könnte.)

  • Gespannt und ehrlich interessiert folgte Macer den Ausführungen. Tatsächlich hörte es sich nicht so an, alsa denn sich seine Gastgeberin in ihrem aktuellen Amt langweilen würde oder den Laden nicht im Griff hatte. Entsprechend nickte er anerkennend, als sie geendet hatte. "Das hört sich in der Tat nach einem erfüllten Arbeitstag an, der all deine Aufmerksamkeit erfordert und der dir im Gegenzug eine Menge Anerkennung für deine Leistung einbringen wird", zeigte er sich dann auch in Worten anerkennend. "Mit dieser Leistung wird die Erhebung in den Ritterstand doch bestimmt bald Wirklichkeit werden", fügte er hinzu, ohne wirklich eine Ahnung zu haben, wie schnell der Kaiserhof derzeit mit solchen Ernennungen wirklich war.


    Da sich seine Gastgeberin erhoben hatte, tat er es ihr aber auch sofort gleich, noch bevor er zu sprechen begonnen hatte, und kam dann nun zur Verabschiedung. "Aber ich nehme an, dann sollte ich dich wirklich nicht von der Arbeit abhalten. Ich danke dir, dass du mich empfangen hast und mir weitergeholfen hast."

  • Ich lächelte ehrlich erfreut über den Optimismus, den dieser Consular (!) Purgitius betreffich des Ritterrings, den ich haben wollte, äußerte. "Danke.", kam mir dann auch schneller über die Lippen, als ich darüber nachdenken konnte. Und dann war es auch schon gesagt und ausgesprochen. Naja.


    Es ging an die Verabschiedung. "Nein, ich muss mich bei dir bedanken, dass du mich für diese Auskunft noch einmal persönlich besucht hast!", tat ich bescheiden. Denn er hätte ja wirklich auch nur einen ollen Boten schicken können. "Es war mir eine Ehre und eine Freude, dir weiterhelfen zu können, Consular Purgitius.", reichte ich ihm zum Abschied freundschaftlich die Hand. "Auritulus hier", deutete ich danach auf einen Sklaven mit namensgebend langen Ohren (Was interessierte es mich, dass der eigentlich Duris hieß?), "wird dich noch bis zur Haustür bringen." Denn auf der einen Seite wollte ich den Senator natürlich jetzt nicht einfach sich selbst überlassen auf dem Weg nach draußen. Das wäre unhöflich. Auf der anderen Seite fand ich es aber auch nicht richtig, wenn ich ihn jetzt noch bis zur Tür brachte. "Vale bene.", gab ich ihm zum Schluss noch mit auf den Weg, blieb an meinem Platz stehen, bis der Senator aus meinem Blickfeld verschwunden war und begab mich danach wieder zurück an meine Postunterlagen....

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!