[Atrium] Purgitii hospiti


  • Gerade hatte ich mich ein bisschen eingelesen in die Unterlagen, die ich mir mit nach Hause genommen hatte, um hier in Ruhe am Vorschlag einer neuen Postdienstverordnung zu arbeiten (ich musste ja wenigstens etwas vorbereitet sein für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Kaiser bald einen geeigneten Kandidaten für die Prätorianerpräfektur fand), da war ich gleich wieder gestört worden: Der Sklave brabbelte irgendetwas von einem spontanen Gast, der auf mich warten würde. "Na und?!! Den kannst du gleich wieder wegschicken!", pflaumte ich ihn an, sah einen stummen Widerspruch aufkommen und fuhr gleich dazwischen: "Ich bin schließlich nciht die Postpräfektin von Italia, um dann jeden aberwitzigen Besucher, der irgendein Anliegen hat, einfach so spontan zu empfangen! Gib ihm einen Termin in zwei Wochen. Dann kann er wiederkommen und ich hör mir sein Problem an." Ich schüttelte verständnislos den Kopf und wandte mich wieder meinen Unterlagen zu. Der Sklave hatte mich völlig rausgebracht!
    Etwas bedröppelt nickte der Unfreie und erklärte, dass er dem wartenden Senator einen Termin in zwei Wochen geben würde. "MOMENT! Was für ein Senator?" Senatoren und Ritter müssten selbstverständlich nur eine Woche auf einen Termin bei mir warten. - Purgitius Macer? "Sag das doch gleich, du Nichtsnutz! Sehe ich etwa so aus, als würde ich einen Consular wegschicken?!" Der Diener äh-te. Ich rollte mit den Augen. "Das war eine rhetorische Frage." Ein Paar ungläubiger Augen sah mich an. "Eine rhetorische Frage ist.." Ich winkte ab. "Lass gut sein. Sag mir lieber: Wie seh ich aus?", erkundigte ich mich, während ich mich selbst im Spiegel betrachtete. Ohne wahrzunehmen, was der Sklave mir antwortete, befand ich mich für schick und rauschte an diesem Tropf vorbei in Richtung Atrium....


    .... Ein freudiges Lächeln umspielte mittlerweile meine Lippen, als ich das Atrium in gewohnt körperbetont geschnittenem Dress (ich konnte sowas ja tragen!) betrat. "Consular Purgitius, ich grüße dich!", hieß ich den Senator herzlich willkommen. "Was für eine unerwartete Freude!" Diese Bemerkung konnte ich mir einfach nicht verkneifen, nachdem ich ja auch den Sklaven deshalb eben rund gemacht hatte. "Bitte setz dich und sag mir, was können meine Sklaven dem Patron meines lieben Onkels Kaeso Gutes tun?" Mit einer einfachen Handbewegung lud ich den Purgitier ein sich auf eine der Bänke am Wasserbecken zu setzen. An einer der Säulen in meinem Schatten stand noch etwas unordentlich die Statue des Sergestus, die ich vom Consular Decimus zur Hochzeit bekommen hatte. (Das war auch einer der Gründe, weshalb ich meinen Gast nicht weiter zum Beispiel in den Garten führte, wo dieser für diese Iulier hier absolut unpassende Iulus bereits aufgestellt worden war.)

  • "Sei gegrüßt! Es freut mich sehr, dass du bereit bist, mich so unangekündigt zu empfangen", bedankte sich Macer erst einmal dafür, dass er überhaupt eingelassen worden war. Er wusste nur zu gut, wie häufig spontane Gäste an seiner eigenen Tür abgewiesen werden mussten, so dass er die Gunst eine unangemeldeten Besuch durchaus zu schätzen wusste. Er nahm Platz auf einer der Bänke. "Danke, nur einen Schluck zu trinken. Bloss keine Umstände", nahm er dann der Höflichkeit halber das Angebot an. Wenn er schon unangemeldet kam, wollte er jetzt nicht auch noch große Wünsche äußern. Außerdem plante er seinen Tag ja ohnehin nicht so, dass er plötzlich hungrig und durstig vor fremden Türen stand und auf Bewirtung angerwiesen war.

  • Ich nickte. Anstand schien der Consular wohl zu haben, sich erst zu bedanken und dann erstmal bescheiden zu bleiben. Meine Freundin Tusca schwärmte also wahrscheinlich wirklich nicht ganz grundlos in so hohen Tönen von diesem Purgitius, gewann ich den Eindruck. Denn immerhin gab es ja auch ganz andere Kaliber von irgendwelchen selbsteingenommenen Consularen, die nur sich und ihresgleichen sahen und praktisch alles andere als Dienerschaft wahrnahmen. Oder solche neureichen Geizhälse, die immer und überall nur allzu gerne ihre Hände aufmachten, um etwas zu bekommen und abzufassen. - Aber was erwartete ich auch anderes als ein angemessenes Verhalten vom Patron meines Onkels Kaeso?


    Ich zitierte mir mit einer kleinen Geste einen Sklaven heran, während ich mich setzte. "Bring uns zwei Becher Wein." Der Sklave nickte und wollte sich schon fast umdrehen. "Zwei Becher guten Wein." Erneut nickte der Sklave und drehte sich um und wollte schon fast lossprinten. "Ach, aber nicht diesen komischen aus Misenum! Lieber irgendwas aus Norditalia oder Südgallien.", erbat ich mit wählerischer Miene. Ein drittes Mal nickte der Sklave, drehte sich um und machte sich schleunigst aus dem Staub, bevor mir noch weitere Sonderwünsche in den Kopf stiegen. Dann sah ich wieder zu meinem consularen Gast. "Ich bin ganz gespannt zu fragen: Wie haben dir meine Hochzeitsfeierlichkeiten gefallen?", wollte ich natürlich erstmal wissen. "Ich hoffe doch, du hast den Tag in einer guten Erinnerung behalten?", war ich hier selbstverständlich auf ein paar nette Worte aus und konnte nur hoffen, dass mir dieser arrogante, abgemagerte, giftige, selbstverliebte Weichling von Decimus, der das edle Nomen Faustus nicht zu tragen wert war (!), sich nicht zu sehr ins Gedächtnis des Purgitius eingebrannt hatte. Dieser verdammte Idiot, dieser Galbinus hatte mir ja beinahe alles ruiniert an dem Tag.... wofür er noch teuer würde bezahlen müssen, dieser Bastard!

  • Mit einigem Interesse verfolgte Macer das Gespräch zwischen der Hausherrin und dem Sklaven, bis die Weinbestellung aufgegeben war. Die anschließende Frage überraschte ihn dann ein wenig, aber er fand schnell ein paar passende Worte. "Oh ja, ich habe die Feier sehr genossen. Ich war in letzter Zeit etwas sparsam mit meiner Teilnahme an gesellschaftlichen Anlässen, da war eure Feier eine mehr als angenehme Bereicherung. Ich hoffe, sie hat auch all euren Wünschen entsprochen und ihr habt sie gut überstanden?", erkundigte er sich dann gleich, denn immerhin war das noch wichtiger als seine eigene Zufriedenheit mit der Feier.

  • Naja, wir hatten die Feier ja nicht so groß angelegt, damit am Ende dann nur Marcus und ich zufrieden waren. Wir hatten das Ganze so groß in Szene zu setzen versucht, damit wir (ja, auch ich!) unsere Bekanntheit steigern und uns mit einem positiven Ereignis ins Gespräch bringen konnten. Denn größere Bekanntheit und mehr Kontakte bedeuteten auch mehr Einfluss! Und den konnte ich nur gebrauchen, wenn ich wollte, dass meine giftigen Geschäfte besser liefen und dass ich einmal zur Ritterin erhoben wurde. So einfach war meine Rechnung. "Wir sind zufrieden, wenn unsere Gäste zufrieden waren.", antwortete ich dem Consular also auf eine gewisse Weise ganz ehrlich und nahm im selben Augenblick zufrieden zur Kenntnis, dass der geschickte Sklave mit den gewünschten zwei Bechern Wein zurückkam. Der Senator bekam als Gast natürlich zuerst seinen Becher, dann ich.
    Spontan versuchte ich mich einfach mal in einem kleinen Toast: "Auf die Vorzüge der Ehe!", kam mir in den Sinn und ich nahm einen Schluck. Im Nachhinein war das jetzt sicherlich nicht der bestmögliche Spruch, aber er sagte klar aus, was ich wollte: Profitieren. Immer. Leicht verzog ich dann mein Gesicht und warf dem Sklaven einen missgünstigen Blick zu. Ich hätte mir meinen Wein noch ein bisschen wässriger und weniger stark gewünscht! Unfähiges unfreies Pack!


    Ich setzte den Becher ohne ihn loszulassen ab auf meine offene linke Hand. "Apropos: Wie geht es deinem.. deiner Tochter?", versuchte ich dann das Gespräch mit dem Purgitius wieder aufzunehmen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er jetzt einen Sohn oder eine Tochter hatte, auch wenn unterm Strich natürlich beides irgendwie zu den Vorzügen einer Ehe passte.. so irgendwie. "Aber ich nehme an, du bist vor allem hier wegen deinem Klient, meinem Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern, richtig?", lenkte ich wenig später das Thema wieder weiter an den Punkt, von dem ich annahm, dass es der Grund des hohen consularen Besuchs war.

  • "Dein Gemeinschaftsgerfühl ehrt dich", gab Macer zurück, als seine Gastgeberin ganz uneigennützig ihr eigenes Wohl mit dem der Gäste gleichsetzte. Ob sie es damit wirklich ehrlich meinte oder nicht war ihm in diesem Augenblick egal, so dass er unbesorgt den Becher in die Hand nahm und zum Toast erhob. "Auf die Vorzüge der Ehe", stimmte er in den Trinkspruch mit ein und nahm einen Schluck. Den missgünstigen Blick der Sergia bemerkte er nicht, wohl aber die durchaus starke Mischung, ohne dass er sich an letzterer störte.


    Zum wundern blieb auch gar keine Zeit, denn die muntere Plauderei ging gleich weiter. "Meiner Tochter geht es prächtig. Sie ist munter, aber nicht übermütig und beschäftigt ihre Lehrerin ganz schön" erzählte er. Die Lehrerin war die neueste größere Anschaffung im Hause Purgitia, und hatte kürzlich die Amme ersetzt. Immerhin war die kleine Albina schon groß genug, um ein wenig Erziehung zu erhalten, auch wenn man noch nicht von wirklichem Unterricht sprechen konnte.


    "Und ganz richtig, ich bin wegen Annaeus Modestus hier. Ich habe lange nichts von ihm gehört und auch keine Möglichkeit gehabt, ihm zu schreiben", bestätigte er dann das vermutete Hauptanliegen seines Besuchs.

  • Ich lächelte, denn ich hatte recht. Es war eine Tochter! "Das freut mich für dich. Darf ich fragen, wie die Kleine heißt?", interessierte ich mich dann auch prompt noch ein bisschen für sie. Meine Freundin Tusca würde nämlich platzen vor Neid, wenn ich ihr solche Details so ganz beiläufig immer mal wieder unter die Nase reiben könnte!


    Dann ging es um Onkel Kaeso. "Ja. Ja, ich verstehe.", nickte ich Anteil nehmend. "Deshalb wolltest du mir einen Brief für ihn übergeben, damit meine Tabellarii diesen dann an meinen Onkel überbringen, richtig?", rief ich mir laut in Erinnerung. Denn auch wenn ich dem Consular mittlerweile dank Flaminius Cilo genaueres erzählen konnte, sah ich es ja überhaupt nicht ein, mich von vornherein um die Möglichkeit zu bringen, mal ein winziges Auge in die Post meines Onkels zu werfen. Und außerdem müsste der Purgitius dann auch beim nächsten Mal, wenn er einen Brief an Onkel Kaeso schrieb (vorausgesetzt mein Onkel würde noch länger an seiner Verletzung laborieren und seinen Aufenthaltsort weiter für sich behalten), an meine Haustür klopfen. Und dann könnte ich in Summe natürlich auch einen Gefallen mehr bei Gelegenheit mal bei ihm einlösen, rechnete ich mir aus. "Das Angebot steht natürlich nach wie vor.", versicherte ich ihm also und nahm noch einen Schluck aus meinem Becher, während ich über den Becherrand die Reaktion des Senators beobachtete.

  • "Albina heißt sie, wie ihre Mutter", antwortete Macer und wie immer bei einer derartigen Erwähnung des Namens schwang nicht nur Freude über seine Tochter sondern auch ein wenig Trauer über den Verlust seiner Ehefrau mit. Nicht übernäßig viel und keinesfalls so, dass er auf ständige Beileidsbekundungen bestand, aber doch genug, dass man merkte, dass er seine verstorbene Frau ehrlich vermisste.


    Aber er hatte gelernt, sich von solchen Gedanken zumindest in der Öffentlichkeit nicht mehr ablenken zu lassen und auch wenn er hier in einem Privathaus saß und über einen seiner Klienten sprach, war es doch irgendwie Öffentlichkeit. Also war er schnell wieder beim eigentlichen Thema. "Das wäre überaus freundlich. Es reicht aber auch völlig, wenn du mir die Adresse nennst. Dann kann ich ihm auch etwas von meinem Landgut schicken, wo er doch gerade nicht in der Lage ist, sich seinen Obstkorb bei der Salutatio abzuholen", fragte Macer dann mit einem Augenzwinkern nach der Adresse. "Er ist doch zumindest in Italia, oder?", fragte er sicherheitshalber nach, weil er sich so genau an das letzte Gespräch nicht mehr erinnerte. Einen Korb Obst aus Mediolanum durch das halbe Reich zu schicken, nur um seinem Klienten eine Freude zu machen, wäre dann vielleicht doch ein wenig zuviel gewesen.

  • Albina. "Ein schöner Name.", behauptete ich einfach mal, um mir selbst etwas Zeit zu verschaffen, um zu überlegen, wie die Mutter der Kleinen gleich nochmal hieß. Sie war verstorben und.. eine Patrizierin gewesen, oder? Curiatia Albina? Nein, die lebte noch. Denn sie heiratete ja in.. ein.. zwei.. anderthalb Monaten. Aurelia Albina? Nein, so einen albernen Namen an der Seite eines Consulars hätte ich mir gemerkt! Dann Manlia Albina vielleicht? Moment, bei dem Namen klingelte etwas bei mir. Hatte diese Tiberia nicht eine Busenfreundin, die Manlia hieß? - Ich verwarf meine Gedanken ergebnislos.


    Oh, man. Ein Obstkorb? Ein Obstkorb vermieste mir meine Strategie?! Ich lächelte tapfer weiter, während ich meinen Becher wieder auf meine flache linke Hand sinken ließ. "Wenn dir das lieber ist, dann kann ich dir natürlich auch diesen.. Gefallen tun.", atmete ich ganz bewusst vor dem Wort "Gefallen". Wenigstens diesen einen wollte ich damit noch übers Ziel retten. "Ja, natürlich befindet er sich noch in Italia.", beruhigte ich den Purgitius anschließend. "In Mantua, um genau zu sein. Dorthin wurde er von Männern der ersten Legion gebracht, nachdem er bei Vicetia so schwer verwundet wurde.", gab ich wieder, was ich vom Flaminius wusste. Im Anschluss erzählte ich auch, dass sich mein Onkel Kaeso dort bei Freunden aus seiner Zeit als Duumvir und Legionstribun befand - und nicht etwa in der hiesigen Casa Annaea. (Hätte mich auch gewundert, denn in der Casa Annaea war ich ja selbst erst vor einiger Zeit gewesen.) "Warum er jetzt aber nicht in der Casa Annaea wohnt, sondern bei seinem alten Freund Salienus Calvisius *, kann ich dir nicht sagen." Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Bis auf Namen und Anschrift dieses Freundes wusste ich ja auch herzlich wenig über diesen Kerl.


    Sim-Off:

    * Der Decurio Manius Salienus Calvisius ist der einzige NPC mit Wohnsitz (Villa Saliena) in Mantua, den ich gefunden habe, der auch eine Verbindung zu Modestus hat.
    Wenn also jemand einen Brief an Modestus schreiben will, würde es das restliche Spiel am wenigsten beeinflussen, wenn er dorthin geschickt wird, denke ich. :)

  • "Ach, in Mantua?", zeigte sich Macer überrascht. Er hatte sich zwar nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, wo sein Klient sein könnte und erst Recht keine Gedanken darüber, ob es einen besonders logischen oder naheliegenden Aufenthaltsort gab, aber irgendwie überraschte es ihn einfach, dass es nun Mantua war. "Nun, vielleicht wollte er die Ruhe der Gastfreundschaft eines guten Freundes genießen, um in Ruhe genesen zu können. In der Casa Annaea würde er sicher wohl häufiger Besuch empfangen", spekulierte er dann. Mit gut eingewiesenem Personal und verlässlichen Freuden sollte es dagegen ein leichtes sein, in einer anderen Casa ungestört zu bleiben und trotzdem umgehend über alle relevanten Ereignisse und vor allem Besucher und Brief an die Casa Annaea informiert zu werden, dachte er sich. "Das ist jedenfalls näher an meinem Gut als an Rom. Dann kann ich ihm auf jeden Fall etwas schicken!", beschloss Macer. "Danke daher auf jeden Fall! Wann hast du denn zuletzt von ihm gehört?", wandte er sich dann wieder von seinen eigenen Gedanken seiner Gastgeberin zu, um nach Möglichkeit noch etwas mehr über den Zustand seines Klienten zu erfahren, auch wenn er da nach den bisherigen Gesprächen wenig Hoffnung hatte.

  • Aus dem Mund des Consulars klang die Antwort irgendwie ganz logisch. "Das wird es sein.", stimmte ich ihm also einfach mal zu und legte ein Lächeln auf, als er sich bei mir bedankte. "Wann habe ich zuletzt von ihm gehört?", wollte der Purgitius dann von mir wissen. "Nun, ich warte zur Zeit noch auf seine Glückwünsche zu meiner Hochzeit, zu der ich ihn natürlich trotz allem eingeladen hatte." Auch wenn ich schon damals damit gerechnet hatte, dass er nicht kommen würde. "Man muss eben einfach noch Geduld haben. Denn die Gesundheit meines Onkels hat natürlich Priorität und geht auch vor jede Korrespondenz.. selbst die mit der liebsten Lieblingsnichte.", antwortete ich vielsagend an der Frage vorbei und versuchte mit meiner Körpersprache klarzumachen, dass ich natürlich mich selbst in der Position der liebsten Lieblingsnichte befindlich sah. Onkel Kaeso hatte das zwar so ganz sicher noch nie zu mir gesagt, aber ich fand, dass ich es mir mittlerweile echt verdient hatte und erwarten durfte, dass ich die liebste Lieblingsnichte aller meiner Onkel (diesen Spinner Agrippa mal ausgenommen) war!
    Kurz schwieg ich. "Auch wenn ich natürlich nicht deine Klientin bin, möchte ich dir übrigens sagen, dass du dich jederzeit mit allem an mich wenden kannst. Wenn ich dir irgendwie eine Hilfe sein kann, dann werde ich für meinen Onkel gerne versuchen sie dir zu sein.", streckte ich meinem Gast dann einfach mal verbal die Hand entgegen. Mal sehen, wie er darauf reagierte.

  • Mit der Geduld hatte Macer ganz sicher keine Schwierigkeiten, wo er doch nun schon so lange nichts von seinem Klienten gehört hatte, ohne darüber ungehalten zu werden. Daher nickte er auch sehr verständnisvoll. "Natürlich. Ihm zur Last zu fallen bringt ja nun auch wirklich niemandem etwas. Aber ganz sicher wird er deine Hochzeit nutzen, dir zu schreiben. Es gibt doch kaum schönere Anlässe, möchte ich meinen", machte er seiner Gastgeberin dann Mut, dass sie wirklich bald von ihm hören würde. Dass ein ehemaliger Kommandeur vielleicht eher eine gewonnene Schlacht als eine Hochzeit als besonders schönen Grund für einen Brief ansehen würde, brauchte man ja hier nicht weiter zu diskutieren.


    Das Angebot seiner Gastgeberin überraschte ihn dann etwas, aber es wäre sowohl unhöflich als auch fahrlässig gewesen, es abzulehnenen. "Das ist überaus freundlich von dir und ich werde gerne darauf zurückkommen, wenn es denn nötig ist, auch wenn du mir ja jetzt schon mit der Adresse geholfen hast", nahme er es dann an und stellte im gleichen Atemzug klar, dass ihm durchaus bewusst war, dass er jetzt eher Sergia Fausta etwas schuldete als sie ihm. "Das gilt selbstverständlich auch von meiner Seite. Ich bin zwar nur der Patron deines Onkels, aber aber das muss ja kein Hinderungsgrund sein."

  • Das war doch schonmal ganz gut aufgegangen: Der Consular bot mir an, dass ich ihn gerne auch selbst um einen Gefallen bitten durfte. "Dafür danke ich dir, Purgitius.", bekundete ich ehrlich. "Sei versichert, dass ich mich gerne daran erinnern werde, sollte sich dies anbieten." Oder vielmehr: Sollte dies einmal nötig werden. Denn gerade mit meinen Plänen den Sohn meines Patrons betreffend war es ja nicht ganz ausgeschlossen, dass der mir als Reaktion darauf erstmal den Rücken zukehrte....
    "Zur Zeit aber denke.. oder hoffe ich, dass mir mein eigener Patron Hilfe genug sein wird beim Erreichen meiner Ziele.", erklärte ich und trank noch ein kleines Schlückchen aus meinem Becher. Unterdessen überließ ich es meinem Gast, ob der auf diesen ungenauen, oberflächlichen Kommentar noch näher eingehen wollte, oder ob er sich lieber wieder verabschieden und auf den Weg machen wollte, nachdem er hatte, weshalb er gekommen war.

  • "Was sind denn deine Ziele?", fragte Macer ganz ungeniert und geradeheraus, da ihm nicht einmal in den Sinn kam, dass es in irgendeiner Art und Weise unhöflich, aufdringlich oder unangemessen sein könnte, danach zu fragen. Immerhin sprachen sie hier gerade über Patrone, Klienten, Verwandte und Gefallen, da ging es doch immer nur darum, welche Ziele man hatte und wer einem dabei helfen konnte, sie zu erreichen. Außerdem hatte er vor, sich früher oder später selber auch wieder mehr einzubringen in Rom und da war es unerlässlich, dass man die Ziele der anderen kannte. Und seine eigenen Ziele bei passender Gelegenheit mitgeteilt hatte.

  • Ich lächelte ein bisschen in mich hinein, als sich der Consular interessiert zeigte, statt nun gleich wieder aufzubrechen und zu gehen, nachdem er meine Auskunft erhalten hatte. "Nun, eines meiner Ziele ist" Kurz hielt ich inne, wollte mich etwas indirekter ausdrücken, fand aber irgendwie nicht den richtigen Ansatz dazu. "es, mich aus eigenem Recht in den Ritterstand erheben zu lassen.", beendete ich meinen Satz also ohne jede Bescheidenheit. "Mein Großvater Marcus" Ich hatte ja naturgemäß auch noch einen zweiten Großvater, Appius Sulla von den Helvetiern. "Marcus Sergius Stephanus", präzisierte ich für meinen Gast, "trug einst selbst den Ritterring, vererbte ihn" oder vielmehr das dazugehörige Vermögen "mit seinem Tod jedoch einem meiner Onkel statt meinem Vater. Mein Vater hat es daraufhin bis zu seinem Ableben nicht geschafft aus eigener Kraft in den Ritterstand erhoben zu werden - etwas, für das ich nun nicht nur das entsprechende Vermögen bereits angesammelt habe, sondern auch sonst alles gebe, um ihn damit stolz zu machen!", redete ich mich ein kleines bisschen in Emotionen, hatte mich nach einem kurzen Durchatmen aber wieder im Griff.
    Ich schlug mein rechtes über das linke Bein, während ich üblegte, was ich dem Purgitius noch erzählen könnte. Mein Plural wollte ja schließlich gerechtfertigt sein! Von meinem Ziel diesen "Faustus" von den Decimerm irgendwie loszuwerden konnte ich aber natürlich genauso wenig plaudern, wie von meinen Plänen gegen meinen Onkel Agrippa, gegen diese falsche Quintilia, gegen deren decimische Freundin Flam..ma oder wie die hieß sowie.. naja.. wer wüsste schon, wieviel mir diese Tiberia auf meiner Hochzeit vielleicht einfach nur vorgeschauspielert hatte? (Seither hatte sie sich, auch wenn ich mir noch keine Sorge deswegen machte, nicht wieder bei mir gemeldet..) "Und natürlich, wenn es denn soweit ist" Ich legte meine freie Hand auf meinen Bauch. "ist mir natürlich auch viel am Ius Trium Liberorum gelegen." Und zu dessen Erlangung konnte es sicherlich auch nicht schaden, wenn man einen Patron mit den richtigen Kontakten hatte.

  • Macer hörte aufmerksam zu und nickte. Die Ziele unterschieden sich nicht deutlich von denen, die ihm schon viele Klienten oder andere Personen vorgetragen hatten, abgesehen vom Ius trium liberorum vielleicht. "Ehrenwerte Ziele in jedem Fall und zweifellos im Sinne deiner Familie und auch deines Mannes", kommentierte er dann und überging damit geschickt, dass ihm weder der Name des Großvaters, noch der Vater seiner Gastgeberin irgendetwas sagte. Bei seinem schlechten Gedächtnis war das nicht unüblich. Da das Einbeziehen des Ehemannes angesichts der Tatsache, dass auch über das Drei-Kind-Recht gesprochen wurde, ohnehin schon zweideutig war, verzichtete Macer dann allerdings lieber darauf, viel Erfolg zu wünschen, weil das doch etwas zu aufdringlich hätte klingen können. Stattdessen schlug er wieder den Bogen zum Aufhänger des Gesprächs. "Die Erfolge deines Onkels werden sicher ihren Teil dazu beitragen, dass du als ernstzunehmende Kandidatin für den Ritterring betrachtet wirst."

  • Im Sinne meines Mannes?? Es kostete mich einen kurzen Augenblick, um nachzuvollziehen, dass der Consular vom Ius Trium Liberorum und meiner Geste mit der Hand auf einen Kinderwunsch meines Marcus geschlossen hatte. Als mir das klar wurde, konnte ich mir nicht helfen, kurz amüsiert zu grinsen. Denn der Senator hatte ja (offensichtlich) keine Ahnung, wie sehr mein Angetrauter mich wollte und auf ein Kind hinarbeitete! Meine Mundwinkel senkten sich aber schnell wieder, als ich realisierte, wie enttäuschend es eigentlich war, dass ich meinen Gatten schon in der Hochzeitsnacht nur unter Hilfe.... Naja. Aber genug damit.
    Mein Onkel. "Ja, das hoffe ich auch. Zumal neben meinem Onkel Kaeso ja auch sein Vetter Decimus Varus von den Annaeern mein Onkel ist. Der war als Praefectus Aegypti" Stichwort: Wirtschaftsblockade. "ja auch nicht ganz erfolglos." Abgesehen davon, dass man natürlich auch erstmal so ein hoher Präfekt werden musste. Erfolglos war Onkel Decimus da also definitiv nicht. "Aber sag, bei meinen ganzen Zielen" Ich wollte ja nicht unhöflich sein. "wie sieht es eigentlich bei dir aus? Wonach strebt so ein angesehener Consular, der Legionen geführt hat und Statthalter war?" Ja, ich hatte mich ein bisschen umgehört nach der Hochzeit. "Wonach kann sojemand eigentlich noch streben?" Spontan wollten mir nur zwei mögliche Antworten in den Kopf schießen dazu: Ein weiteres Consulat oder eine Statthalterschaft in Asia oder Africa. Weil mir entfallen war, wo der Purgitius jetzt eigentlich schon Statthalter gewesen war, hielt ich mich aber zurück damit sowohl den Statthalter-Gedanken, als auch den Consulats-Gedanken auszusprechen, und war einfach nur gespannt auf die Antwort..

  • "Stimmt, den sollte man auch nicht vergessen", nickte Macer bei der Erwähnung des anderen Onkels, um dann später bei der Rückfrage nach seinen eigenen Zielen ebenfalls zu nicken. "Ja, das ist in der Tat eine gute Frage. Wirklich Neues gibt es nicht mehr, nach dem ich streben könnte. Aber zuweilen können ja auch Wiederholungen gefallen. Ich arbeite allerdings derzeit nicht konkret auf ein bestimmtes Ziel hin. Aber wenn ich wählen müsste, tendiere ich derzeit dazu, noch einmal eine Zeit als Curator zu verbringen", plauderte er dann ein wenig über seine Pläne, die tatsächlich genauso unkonkret waren, wie es sich gerade anhörte. "In die Provinzen zieht es mich derzeit zumindest gar nicht", schloss er diesen Weg schon einmal aus.

  • Ich nickte interessiert. Also (wenigstens erstmal) kein zweites Consulat und keine Statthalterschaft, sondern stattdessen eine Curatur. "Und welcher Curatorenposten, wenn du denn die freie Wahl hättest, würde dir am meisten zusagen?" Da gab es ja innerhalb und außerhalb von Rom mehrere Optionen. Das hieß: Außerhalb von Rom in Italia wenigstens eine. "Und würdest du das Amt dann eventuell auch nutzen, um auch auch deine Zeit als Konsul später noch einmal.. zu "wiederholen"?", schloss ich gleich noch an, weil der Gedanke ja nicht sooo weit hergeholt war, fand ich.

  • "Die Zeit als Curator Aquarum hat mir sehr viel Freude bereitet", antwortete Macer zielsicher an der eigentlichen Frage vorbei. "Aber ich glaube, die freie Auswahl stellt sich ohnehin nicht. Rom ist ja doch etwas anderes als der Basar einer östlichen Provinz", fand Macer, auch wenn ihm natürlich völlig klar war, dass man sich für Ämter auch selber ins Gespräch bringen musste, wenn man es ernst meinte. Aber da würde er sich eben auch da einbringen, wo er Chancen sah, und nicht beliebig wählen.


    Die weitere Frage war ihm dann allerdings nicht ganz klar. "Das Amt nutzen? Was meinst du? Nach meiner Erfahrung eignet sich eine Zeit als Curator wenig, um ein politisches Amt vorzubereiten, erst Recht kein Consulat. Dafür ist ein Curator viel zu sehr im bürokratischen Tagesgeschäft involviert." Zumindest war Macer das in seiner Zeit als Curator und er kannte diverse andere Curatoren, die nach ihrem Abschied aus diesem Amt keineswegs als nächstes Consul geworden sind.

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