Gerade hatte ich mich ein bisschen eingelesen in die Unterlagen, die ich mir mit nach Hause genommen hatte, um hier in Ruhe am Vorschlag einer neuen Postdienstverordnung zu arbeiten (ich musste ja wenigstens etwas vorbereitet sein für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Kaiser bald einen geeigneten Kandidaten für die Prätorianerpräfektur fand), da war ich gleich wieder gestört worden: Der Sklave brabbelte irgendetwas von einem spontanen Gast, der auf mich warten würde. "Na und?!! Den kannst du gleich wieder wegschicken!", pflaumte ich ihn an, sah einen stummen Widerspruch aufkommen und fuhr gleich dazwischen: "Ich bin schließlich nciht die Postpräfektin von Italia, um dann jeden aberwitzigen Besucher, der irgendein Anliegen hat, einfach so spontan zu empfangen! Gib ihm einen Termin in zwei Wochen. Dann kann er wiederkommen und ich hör mir sein Problem an." Ich schüttelte verständnislos den Kopf und wandte mich wieder meinen Unterlagen zu. Der Sklave hatte mich völlig rausgebracht!
Etwas bedröppelt nickte der Unfreie und erklärte, dass er dem wartenden Senator einen Termin in zwei Wochen geben würde. "MOMENT! Was für ein Senator?" Senatoren und Ritter müssten selbstverständlich nur eine Woche auf einen Termin bei mir warten. - Purgitius Macer? "Sag das doch gleich, du Nichtsnutz! Sehe ich etwa so aus, als würde ich einen Consular wegschicken?!" Der Diener äh-te. Ich rollte mit den Augen. "Das war eine rhetorische Frage." Ein Paar ungläubiger Augen sah mich an. "Eine rhetorische Frage ist.." Ich winkte ab. "Lass gut sein. Sag mir lieber: Wie seh ich aus?", erkundigte ich mich, während ich mich selbst im Spiegel betrachtete. Ohne wahrzunehmen, was der Sklave mir antwortete, befand ich mich für schick und rauschte an diesem Tropf vorbei in Richtung Atrium....
.... Ein freudiges Lächeln umspielte mittlerweile meine Lippen, als ich das Atrium in gewohnt körperbetont geschnittenem Dress (ich konnte sowas ja tragen!) betrat. "Consular Purgitius, ich grüße dich!", hieß ich den Senator herzlich willkommen. "Was für eine unerwartete Freude!" Diese Bemerkung konnte ich mir einfach nicht verkneifen, nachdem ich ja auch den Sklaven deshalb eben rund gemacht hatte. "Bitte setz dich und sag mir, was können meine Sklaven dem Patron meines lieben Onkels Kaeso Gutes tun?" Mit einer einfachen Handbewegung lud ich den Purgitier ein sich auf eine der Bänke am Wasserbecken zu setzen. An einer der Säulen in meinem Schatten stand noch etwas unordentlich die Statue des Sergestus, die ich vom Consular Decimus zur Hochzeit bekommen hatte. (Das war auch einer der Gründe, weshalb ich meinen Gast nicht weiter zum Beispiel in den Garten führte, wo dieser für diese Iulier hier absolut unpassende Iulus bereits aufgestellt worden war.)