[Triclinium] Besuch von den Iuniern

  • Macer nahm Iunia Axilla und ihren Sohn gleich im Atrium in Empfang. "Salvete. Sei gegrüßt, Iunia Axilla, und sei auch du gegrüßt, Pompeius Atticus. Willkommen in meinem Haus. Kommt mit", lud er sie dann gleich ein, ihm ins Triclinium zu folgen. Seit dem Umbau seines Hauses hatte er davon zwei und er hatte für die heutigen Gäste das kleinere ausgewählt, das das größere für drei Personen vielleicht doch etwas überdimensioniert war.

  • Selbstverständlich ließen sich Axilla und ihr Sohn vom Hausherrn gern zum Triclinum führen. “Danke für die kurzfristige Einladung, Consular Purgitius. Ich muss sagen, seid ich das letzte Mal hier war, hat dein Haus einiges an neuen Elementen gewonnen. Sehr geschmackvoll, ich muss gestehen, ich bin durchaus beeindruckt“, gab Axilla ein paar Komplimente an Macer weiter, bis sie am Ziel angekommen waren. “Ich glaube, meinen Sohn hast du noch nicht kennen gelernt? Titus Pompeius Atticus, stellte sie ihn dann auch noch mit einem Lächeln förmlich vor.

  • Eigentlich hatte Atticus zu diesem Treffen nicht mehr oder weniger Lust wie zu anderen dieser offiziellen, eindeutig mit Hintergedanken behafteten Treffen, an denen teilzunehmen er regelrecht gezwungen wurde. Allerdings konnte er sich trotz seines jetzigen Erwachsenenstatus wohl kaum dagegen wehren. Letztendlich war sein Weg schon von seiner Geburt an vorbestimmt, und er sah ja ein, dass diese ganzen Treffen nur dazu da waren, ihm eben jenen möglichst leicht zu machen. Das hieß aber nicht, dass er dafür größere Begeisterung aufzubringen imstande war. Zumal er gerade hier so gar nicht sah, was das ganze brachte, oder worüber er mit einem verdammten Consular denn reden sollte. Ein Kaiser war schon schwer genug gewesen, ein Consular war nicht einfacher.


    “Salve“, begrüßte er daher wenig redegewandt mit einer kurzen, winkenden Bewegung und bemühte sich anschließend, möglichst unsichtbar zu bleiben, damit er sich wenigstens mit seinen Gedanken in Ruhe beschäftigen konnte, die das Ganze hier vielleicht nicht allzu langweilig machen würden.

  • "Danke", bedankte sich Macer artig für das Lob. "Neue ELemente ist nett ausgedrückt. Ich habe das Nachbarhaus erworben und mit meinem zu einem großen Haus verbunden", erklärte er grob den Umbau und deutete auf den großen Durchgang, der vom Seitenflügel seines alten Atriums hinüber in den neuen Teil des Hauses führte. "Hier im alten Teil war es mehr oder weniger nur eine gründliche Renovierung", führte er dann aus, während sie das Triclinium betraten, das ebenfalls zum alten Teil gehört. Dann wandte er sich an Pompeius Atticus, nachdem ihm dieser förmlich vorgestellt wurde. "Salve, junger Pompeius. Es freut mich, dass heute auch du Gast in meinem Haus bist. Es gehen nicht oft junge Männer in deinem Alter hier ein und aus", erklärte er seine Lage und dass es für ihn tatsächlich etwas besonderes war, so einen Gast zu haben. Dann deutete er auf die bereitstehenden, standesgemäßen Sitzgelegenheiten. "Bitte, nehmt Platz und lasst uns auf euren Besuch anstoßen", lud er dann ein und winkte die Sklavin herbei, die ihnen aus der Küche kommend dezent gefolgt war und sich nun um die Getränke kümmerte.

  • Axilla suchte sich den bereitgestellten Korbstuhl aus und nahm darauf gesittet platz. Als Frau war einem das Vergnügen einer Cline leider nicht vergönnt, zumindest, wenn man den Anstand wahren wollte. Und heute war Axilla sehr darauf bedacht, eben jenen zu wahren.
    Und folglich fiel sie auch nicht mit der Tür gleich ins Haus und brachte ihre Anliegen beim Consular der reihe nach vor, sondern beteiligte sich an der gesellschaftlich anerkannten Konvention der lässigen Gesprächsführung bei Tisch. Für das geschäftliche wäre später noch Zeit, oder dann, wenn der Purgitius darauf zurückkommen würde.
    “Auf den heutigen Abend!“, stieß Axilla dann auch gleich mit verdünntem Wein an und übte sich in freundlichem lächeln.
    “Doch sag, Purgitius, wie geht es deiner Tochter? Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört. Kann sie schon gut sprechen und fragt sie ihrem Vater und der Amme Löcher in den Bauch?“
    Alle Eltern redeten gern über ihre Kinder. Und nach zwei eigenen Kindern konnte Axilla da zu nahezu jeder Altersgruppe eines Kindes etwas an eigener Erfahrung beisteuern, was ein Gespräch für sie da durchaus einfach machte.

  • "Auf den heutigen Abend!", wiederholte Macer den Trinkspruch und nahm einen guten Schluck Wein aus seinem Glas. "Ja, sie spricht schon recht gut", ging er dann gleich auf die Frage ein, denn natürlich war seine kleine Tochter sein ganzer Stolz. "Sie plappert recht munter inzwischen. Nicht so sehr Fragen, aber sie erzählt gerne, was sie erlebt und gesehen hat. Sie darf in Begleitung ab und zu in die Stadt, das scheint ihr gut zu gefallen. Da gibt es mehr zu erleben, als im Garten." Letzterer war schließlich an allen Seiten von Gebäuden oder zumindest Mauern umgeben. So war er sicher und ruhig, aber eben auch ein wenig langweilig.

  • Auch Atticus bekam Wein. Aber sehr verdünnten. Trotzdem beschwerte er sich nicht, war das doch sein erstes Jahr als 'erwachsener Mann'. Abgesehen davon schmeckte das Zeug sowieso gewöhnungsbedürftig.
    Warum er überhaupt hierher mitgemusst hatte, wollte Atticus so genau gar nicht wissen. Irgendwas für seine zukünftige Karriere, im Zweifelsfall. Er hatte die Nase schon sowas von voll davon, konnte dem aber wohl nicht entkommen. Also lächelte er gezwungen und schief beim Willkommensgruß des Consulars und schlürfte dann seinen verdünnten Wein, während er sich bemühte, an irgend etwas nicht total langweiliges zu denken. Nur mit einem halben Ohr hörte er dem Gespräch zu und verdr5ehte schon jetzt die Augen. Wenn das Thema jetzt schon in diese Richtung ging, dauerte es sicher nicht lange, und seine Mutter würde garantiert wieder die alte Geschichte erzählen, dass er als kleines Kind das Wort Waschlappen als Laschwappen ausgesprochen hatte und ähnlich einfach nur schrecklich peinliche Anekdoten, auf die er sehr gerne verzichten konnte.

  • Auf Axillas Gesicht wurde das Lächeln breiter. Kinder waren einfach ein schönes – und gleichermaßen absolut unverfängliches – Thema. Und eines, bei dem sie als mehrfache Mutter sehr gut mitreden konnte, auch wenn sie nur Jungen geboren hatte und mit Mädchen absolut gar keine Erfahrungen hatte. Aber in dem Alter, von dem sie redeten, war der Unterschied wohl noch unerheblich. Ihre beiden Söhne hatten erst dann angefangen, ernsthaft mit Holzpferden und Holzschwertern zu spielen, als sie schon bestimmt vier Jahre alt gewesen waren. Davor war alles in irgendeiner Weise faszinierend gewesen.
    “Oh, dann spricht sie schon ganze Sätze? Das ist natürlich nicht schlecht. Gerade mein Kleinster hat ewig gebraucht, ehe er mit mehr als ja, nein oder wau-wau geantwortet hatte. Wobei man dazu sagen muss, dass alles, was auf vier Beinen lief, erstmal ein Wau-Wau war, selbst ein Stier.“ Axilla lachte leicht, während sie kurz in der Erinnerung schwelgte. “Hach ja, genieß die Zeit, Consular. Eines morgens wachst du auf, und deine Tochter ist auf einmal erwachsen und stellt Fragen, auf die du keine Antworten mehr weißt. Das geht schneller, als man denkt.“ Es kam axilla auch noch gar nicht so lange vor, als sie noch glücklich verheiratet war, Atticus noch ein kleiner Junge, der sich einen Spaß daraus gemacht hatte, seinen Vater mit einem nassen Schwamm zu verfolgen, um ihn nasszuspritzen. Und von jetzt auf gleich war das alles vorbei.
    “Vielleicht solltest du wieder heiraten, dann kann ein Teil dieser Fragen zumindest von einer Frau beantwortet werden.“

  • "Ohja, sie spricht schon sehr oft in ganzen Sätzen!", nickte Macer sichtlich stolz, als hätte er daran irgendeinen Anteil gehabt. Vielleicht hatte er das sogar, denn er hatte es sich nicht nehmen lassen, selber viel mit ihr zu sprechen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Immerhin war das eine der einfachsten Möglichkeiten, seiner Tochter zu erklären, was Papa beruflich tat - Senatoren waren Leute, die viel redeten. "Einfache Sätze natürlich", schränkte er dann aber doch auch gleich die Fähigkeiten seiner Tochter ein. "Und mache längere Sätze auch nur so, wie sie sie gehört hat. Aber sie weiß schon, dass sie ein 'ich' in den Satz einbauen muss, wenn sie sich meint und dass ein 'du' sie meint, wenn andere es verwenden." Das war für so ein kleines Kinderhirn ganz sicher schon eine reife Leistung.


    Zu den Zukunftsaussichten konnte Macer weniger sagen, auch wenn er es sich durchaus vorstellen konnte, dass die Zeit plötzlich viel zu schnell verging. Und was das heiraten betraf, war er dem nicht gänzlich abgeneigt, aber ganz sicher auch nicht dazu angetan, das heute hier zu vertiefen. "Sie wird immer eine Hauslehrerin oder Erzieherin haben", sagte er daher nur lächelnd und war sich völlig bewusst, dass seine Tochter ihn eines Tages dafür hassen würde, dass sie noch immer eine Aufpasserin haben würde, obwohl sie sich schon erwachsen fühlte.

  • Ganz sicher war Axilla sich nicht, wie alt das Mädchen des Consulars denn wirklich war. Sie wollte jetzt aber nicht zu sehr ins Detail gehen und ihre Kinder in einem schlechten Licht dastehen lassen, weil diese sicherlich schon an die drei waren, ehe sie soweit vernünftig sprechen konnten. Und selbst da nuschelten sie manchmal so schlimm in sich hinein, dass man trotzdem nichts verstand.
    So ließ Axilla dieses Thema vorerst bleiben. Das andere war ohnehin viel interessanter. Auch wenn Purgitius Macer etwas ausweichend zu reagieren schien. “Ja, aber das ist doch nicht dasselbe wie eine Matrona, erst recht nicht, wenn der Lehrer ein Sklave ist. Es gibt ein paar Dinge, die muss man erleben, da reicht eine Erzählung nicht aus. Die Vorbereitung für ein Fest, das Unterhalten mit Gästen, die kleinen Gesten, wie man erhaben wirkt... Das lernt ein Kind am besten durch Nachahmung. Und mitmachen. Glaub mir, ich hätte mir sehr gewünscht, ich hätte all das durch meine Mutter lernen können. Ein Makel, an dem ich lange arbeiten musste, bis er – so hoffe ich – ausgelöscht war.“
    Axilla merkte schon, dass das Thema ihrem Gastgeber irgendwie unangenehm war. Aber seine Frau war nun ja auch schon... wieviele Jahre tot? Es war nicht gut, wenn ein Mann solange allein war. Und der Purgitier musste da auch eigentlich keine Sorge haben. “Und du bist ja auch ein guter Fang. Ich bin sicher, die Damenwelt wäre meinem Vorschlag da sehr zugetan“, scherzte sie also locker weiter, um die Stimmung etwas zu lockern. “Wenn auch nicht für mich. Ich bin die Tochter von Rittern, die Frau von Rittern und – hoffentlich bald – die Mutter von Rittern. Aber dass dir deine Collegen im Senat noch nicht damit in den Ohren liegen, wundert mich beinahe.“
    Zu sehr wollte Axilla das Thema jetzt aber auch nicht übertreiben. Immerhin wollte sie auch noch etwas vom Consular, da sollte er sich nicht zu sehr von ihr eingeschüchtert sein. Sonst sagte er am Ende noch nein. Also galt es, ihm einen wundervollen Ausweg zu bieten. Im Themenwechsel war Axilla schon immer gut gewesen. “Oder deine Freunde bei der Russata“, führte sie daher das Thema scheinbar weiter, um dann eine neue Frage anzufügen. “Aprospos, Glückwunsch zum Sieg bei den Totenfeierlichkeiten des Tiberius Durus. Zwar war die Russata hoch favorisiert, dennoch war es sicher schön, nach so langer Zeit einmal wieder einen ihrer Siege feiern zu können. Es sollten häufiger Rennen stattfinden, dann ergäbe sich diese Möglichkeit öfter. Und man könnte vielleicht mehr der jungen Nachwuchsfahrer dann bestaunen.“

  • Macer hatte tatsächlich nicht vor, das Thema Eheschließung weiter zu vertiefen, aber er fand es durchaus amüsant zu hören, was seine Besucherin dazu zu sagen hatte. Einige der Argumente waren zweifellos auch sehr stichhaltig, während er sich bei anderen Punkten fragte, wieso sie sich darüber überhaupt Gedanken machte. Aber anscheinend machte ihr das Thema Spaß und Macer hatte nicht vor, ihr diesen zu verderben. Also spielte er ein wenig mit. "Wer sagt denn, dass sie mir nicht in den Ohren liegen?", fragte er mit einem feinen Lächeln und freute sich dann über den Themenwechsel, der es ihm noch leichter machte, alle Fragen offen zu lassen. "Danke für die Glückwünsche. Ja, ich wäre auch sehr froh, wenn es mehr Rennen gäbe. Es sind tatsächlich sehr wenige in der letzten Zeit. Aber jedes Rennen macht Arbeit und kostet Geld. An einem von beidem scheint es im Moment den meisten zu mangeln, möchte man meinen." An welchem von beidem es ihm selber mangelte, wollte er nicht weiter ausführen, aber ganz sicher würde er früher oder später wieder ein Rennen ausrichten. Als Princeps einer Factio stand man ja in gewisser Weise in einer Pflicht.

  • Jetzt musste Axilla doch laut und herzlich lachen. Sie hätte dem Consular gar nicht zugetraut, dass er sie so zurücknecken würde. “Dann, Purgitius, bist du ein böser Mann“, lachte sie weiter. Das Wort böse war dabei besonders betont, in der Art, die es deutlich zum Scherz machte. “Immerzu 'nein' zu sagen, und hunderten von Hoffnungen damit einen Riegel vorzuschieben. Tztztztz...“
    Aber gut, wenn ihr Gastgeber da Spaß verstand, konnte sie ihn ja weiter necken. “Pferderennen sind wirklich so teuer? Ich habe keine Ahnung, was so etwas kostet, aber eigentlich bin ich wohl reich genug. Ich mache mit dir jetzt einen Handel: Am Folgetag deiner nächsten Hochzeit richte ich für dich ein Pferderennen aus. Oder besser, zwei Tage danach, damit sich alle von der Feier erholen können.“

  • Es passierte Macer relativ selten, dass er jemandem begegnete, der offen und direkt behauptete, reich zu sein. Trotzdem dachte er nicht lange nach und nickte dann. "Einverstanden. Von mir aus darf es auch eine Woche Abstand sein", gestand er Iunia Axilla dann zu. "Und die Kosten hängen natürlich von der Größe des Rennens ab und von dem Aufwand, den man drumherum treibt. Je mehr gekannte Fahrer umso teurer. Je mehr Rahmenprogramm umso teurer. Je mehr Werbung umso teurer. Und so weiter", zählte er dann auf. "Ein Rennen als Wahlkampfveranstaltung ist im Zweifelsfall besonders teuer" ergänzte er dann mit einem Seitenblick auf den jungen Mann, der mit am Tisch saß, auch wenn er als angehender Ritter wohl weniger mit Politik zu tun hatte.

  • Axilla grnste fröhlich weiter, auch wenn sie bei den Ausführungen Macers schon im Kopf hochrechnete, dass es vielleicht ein etwas kleineres Rennen werden würde, wenn das wirklich so viel Aufwand bedeutete. So reich war sie ja wieder auch nicht, als dass sie hier mit dem Kaiser in Konkurrenz treten könnte.
    “Achso? Das ganze Brimborium drumherum ist mir klar, dass das der Veranstalter zahlen muss. Aber die Fahrer kriegen auch dann etwas vom Veranstalter, wenn sie nicht gewinnen? Ich hatte irgendwie bei den Rennen immer die Vorstellung, dass nur der Sieger einen Preis bekommen würde. Ich hätte vielleicht meinem ersten Mann da besser zuhören sollen. Wie du vielleicht weißt, war er ein eifriger Anhänger der Veneta. Aber irgendwie hab ich es wohl trotzdem geschafft, in diesem Punkt bislang in völliger Unkenntnis zu bleiben.“

  • "Nun, grundsätzlich gibt es Startgelder und Preisgelder", fühlte sich Macer dazu aufgerufen, ein wenig zu erklären. "Natürlich ist man als Veranstalter nicht verpflichtet, beides auszuloben. Theoretisch kann man sogar zu Rennen einladen, ohne beides anzubieten. Die wenigsten Fahrer werden aber aus purem guten Willen starten, wenn sich daraus nicht gerade in ganz außergewöhnlichen Fällen andere handfeste Vorteile für sie ergeben." Macer konnte es gut verstehen, dass sie so handelten, denn auch als Fahrer lebte man nicht von Luft alleine - und die Pferde sowieso nicht.


    "Bei den großen Rennen ist es üblich, dass es sowohl Preise für die Sieger gibt, als auch Startgelder für alle, die antreten. Wobei das Geld dann in der Regel an die Factiones geht und es deren Sache ist, wie diese es dann wiederum auf ihre Fahrer, Trainer, Pferdepfleger und sonstigen Aktiven verteilen", führte er dann noch weiter aus. "Gerade für junge Fahrer, die noch keiner Factio angehören, ist es natürlich besonders attraktiv, bei einem Rennen zu satarten, bei dem sie ein Startgeld bekommen, denn auf ein Preisgeld haben sie ja selten eine Chance und dass ihnen gleich nach der Teilnahme jemand einen Platz bei einer Factio anbietet ist auch nicht gesetzt."

  • “Aber warum sollte irgend jemand einem völlig unbekannten Fahrer Geld zahlen, wo man doch da noch gar nicht weiß, was man bekommt? Wäre es nicht viel logischer, wenn die Fahrer oder deren Sponsoren Startgelder zahlen müssten, um dabei zu sein und zu zeigen, was die Fahrer können, so dass sie dann hinterher profitable Verträge mit den Factiones abschließen können?“ Irgendwie fand Axilla das doch irgendwie verwirrend. Andersherum hätte sie es verstanden. Immerhin bekam jeder Lehrer für seinen Lehrling von dessen Eltern Geld, ob er nun das Schusterhandwerk erlernen sollte oder die hohe Redekunst. Beim Rennsport war das ja auch nicht viel anders, fand sie, immerhin bekamen die Fahrer nur dadurch Erfahrung, dass sie Rennen mitfuhren. Einen Wagen außerhalb jeder Konkurrenz eine runde Bahn entlangfahren, auch schnell, das konnte wohl jeder.
    “Ich meine, bei den großen Namen, die man dann auf die Werbetafeln auch schreiben kann, da kann ich es verstehen. Aber wenn man jedem Caius und Titus Geld gibt, hat man hinterher doch nur fünfzig Anmeldungen von unbekannten Fahrern und dann doch nicht das Spektakel, das man eigentlich haben wollte?“

  • Macer war etwas überrascht, dass die Iunierin so genau Bescheid wissen wollte und Nachfragen stellte, aber ihm sollte das Thema Recht sein. "Nun, man bietet ja auch nicht jedem dahergelaufenen Gaius und Titus Geld an, nur weil er einen Wagen hat", setzte er daher eifrig zur nächsten Antwort an. "Und genausowenig hängt man eine Liste aus, auf die sich jeder eintragen kann und sich mit der Eintragung einen Startplatz sichert. Es ist eher so, dass sich der Ausrichter überlegt, wen er gerne bei seinem Rennen sehen würde. Diejenigen Fahrer oder Factiones fragt er dann und unterbreitet sein Angebot bezüglich Startgeld und Preisgeld. Entweder man wird sich sofort einig, oder der Veranstalter muss sich etwas Neues überlegen - entweder mehr Geld anbieten oder andere Fahrer fragen. So bekommt er schließlich sein Starterfeld zusammen. Ganz neue Fahrer kommen so natürlich erst zum Zuge, wenn alle anderen nicht wollen. Oder wenn sie einen Patron haben, der beim Veranstalter dafür sorgt, dass sie eine Chance bekommen. Zur Not natürlich auch gegen Geld, indem der Patron zum Beispiel dafür sorgt, dass sich der Veranstalter einen anderen Fahrer leisten kann, dem er sonst nicht genug hätte bieten können", führte er dann detailliert aus. Er war immerhin lange genug dabei im Renngeschäft, dass er alle diese Fälle schon einmal erlebt hatte, wahlweise von der Seite einer teilnehmenden Factio oder der Seite eines Veranstalters aus.


    "Wobei die Hauptrolle der Patrone junger Fahrer es wohl erst einmal ist, die Kosten für Pferde und Training zu decken. Von den Startgeldern können das nämlich nur die allerwenigsten decken." Selbst in der Factio Russata war es so, dass die reicheren Mitglieder regelmäßig Geld ausgaben, um das Konto der Factio wieder zu füllen.

  • Irgendwie erschien das Vorgehen Axilla alles andere als praktisch.
    “Aber woher wissen die Sponsoren solcher Fahrer denn überhaupt, wann ich ein Rennen ausrichten will? Und woher meinen sie, wissen zu können, wieviel ich dafür zahlen möchte?
    Ich meine, wenn ich nun das Rennen zu deiner Hochzeit ausrichten werde, dann weißt das du und ich. Ich würde dann natürlich noch den anderen Factiones schreiben und sie um Teilnahme bitten. Aber woher soll das nun irgendein anderer Mann wissen? Und warum sollten sich die Factiones mit einem freien Trainer über so etwas unterhalten? Ich meine, es gibt da ja nicht irgend ein schwarzes Brett, wo drauf steht, wer vielleicht ein privates Rennen abhalten möchte. Und bei Rennen, die der Staat ausrichtet, wissen es zwar alle, aber da ist dann auch die Konkurrenz am größten. Es passen ja auch nur acht Wagen auf die Bahn. Da werden sich wohl auch kaum große Startgelder aushandeln lassen.


    Wäre es nicht sehr viel praktischer, wenn man es ähnlich wie bei einer Lehrstelle handhaben würde: Also einfach ausschreiben, dass man einen Platz anzubieten hat, und dann diejenigen nehmen, die das Lehrgeld zahlen können?
    Ich meine, einem Meister einen Lohn zu zahlen für seine Arbeit ist eine Sache, für einen Lehrling ist das aber doch was anderes. Oder übersehe ich jetzt gerade etwas?“

  • Tatsächlich hatte sich Macer schon so an das Vorgehen gewöhnt, dass er sich nie Gedanken darüber gemacht hatte, ob es praktisch war. Aber auch bei genauerem Nachdenken fiel ihm nichts auf, was ihm wirklich unpraktisch vorkam.


    "Sie wissen es, weil du das Rennen ankündigst. Glaube mir, das ist in Rom schneller herum als du dir vorstellen kannst, dass es irgendwo ein Rennen geben wird", zeigte er sich überzeugt. "Es reicht ja schon, dass ich bei einer netten Gelegenheit in der Factio erzählen könnte, dass du dich mit dem Gedanken trägst, ein Rennen auszurichten. Irgendwer erzählt das weiter und der erzählt es wieder weiter und schon werden dich die ersten nach den Teilnahmebedingungen fragen, noch bevor du den Termin festgelegt hast. Und ganz sicher werden sie dir ihre Namen mitteilen, verbunden mit der eindringlichen Ermahnung, sie auf jeden Fall zu informieren, sobald es konkret wird. Und natürlich steht es dir frei, dir nur jene zu merken, die dir Geld zahlen würden, um zu starten. Die Frage ist nur, ob das die besten sind, die du bekommen kannst, oder ob du mit einem Griff in die eigene Kasse nicht ein besseres Starterfeld zusammen bekommen kannst", gab er dann zu bedenken.

  • “Ja, aber ich kündige das Rennen doch erst an, wenn ich schon alles organisiert habe! Sonst kann ich doch gar keine Werbung dafür machen. Am Ende fällt es dann aus, und ich hätte mein Gesicht verloren und halb Rom wäre enttäuscht, weil es sich auf ein Spektakel gefreut hat, dass es dann doch nicht zu sehen bekommt.“
    Axilla fand es nach wie vor nicht nachvollziehbar, wie das funktionieren sollte. “Wenn es doch sich irgendwie in den Thermen verbreitet, ist das natürlich möglich. Aber dann stehen auf einmal wildfremde Leute auf meiner Türschwelle und wollen am Ende Geld von mir für Dinge, die sie ja noch gar nicht getan haben. Und ich stelle es mir weder vergnüglich vor, die gesamte Rennfahrer-Patronenschaft durch mein Tablinum stapfen zu sehen, noch hilft das in irgendeiner Weise weiter. Nur, weil jemand Geld verlangt, kenne ich denjenigen ja trotzdem nicht und kann keine Aussage über das wahre Können des Fahrers treffen.
    Wie gesagt, wir reden hier ja nicht von den Fahrern der Factiones. Letztere stehen mit ihrem Namen ja schon für ein Mindestmaß an Qualität. Aber die unbekannten Fahrer... da kann doch kein Mensch ernsthaft eine Aussage zu ihrem Können treffen. Wären sie bekannt und gut, hätte sich ja sicher die ein oder andere Factio diese Fahrer geschnappt.
    Ich sehe da jetzt wirklich keinen Vorteil darin, alle Trainer nacheinander persönlich früher oder später zu empfangen, oder einfach eine Liste auszuschreiben und aufs geradewohl davon einige Namen auszusuchen. Und hierfür vielleicht sogar ein Startgeld von jenen zu verlangen, stellt das doch zumindest sicher, dass besagter Rennstall zumindest genügend Geld besitzt, sich neben dem Fahrer, den Tieren und dem Wagen noch so eine Teilnahme leisten zu können.“

    Axilla hatte vielleicht keine Ahnung von Wagenrennen, aber doch einen ziemlich erfahrenen Geschäfts- und Verhandlungssinn. Und der hatte sie gelehrt, dass sie für ungeprüfte und unbekannte Ware nicht denselben Preis zahlte, wie für ein Meisterstück. Und dass es auch für Geschäfte sehr förderlich sein konnte, wenn man ab und an etwas verschenkte, um einen neuen Kunden an sich zu binden.

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