[Triclinium] Besuch von den Iuniern

  • "Der entscheidende Unterschied zwischen deinen Überlegungen und dem, was ich eben erzählt habe ist wohl der, dass du die Sache aus der Sicht einer Person betrachtest, die zum ersten Mal oder nur sehr selten ein Rennen organisiert und in diesem Bereich praktisch keine Kontakte hat, während ich aus der Richtung einer Person schaue, die schon mit vielen Rennen zu tun hatte und viele Kontakte hat", gab Macer zu bedenken, ohne damit irgendwie eine Überlegenheit seiner Person oder eine abwertende Bemerkung zu seiner Gesprächspartnerin machen zu wollen.


    "Wenn man noch nie mit Rennen zu tun hatte, steht man in der Tat vor dem Problem, das du benennst. Man kennt niemanden, weiß nicht wer gut ist, weiß nicht was ein guter Fahrer wert ist und muss aus einem somit völlig unklaren Angebot ein Rennen zusammenstellen. Wenn man dann auch noch keinerlei Ambitionen hat, weitere Kenntnisse zu erwerben, um später noch weitere Rennen auszurichten, würde ich es nicht anders machen und nur die großen Factiones fragen und darüber hinaus diejenigen fahren lassen, an denen ich noch etwas verdiene", gestand er ihr dann zu. "Aber oft ist es ja anders. Entweder rechnet man selber damit, mehr als einmal ein Rennen auszurichten oder man kennt jemanden, der schon einige ausgerichtet hat und entsprechende Kontakte hat. Und dann fragt man eben erst einmal herum, wen man denn mit welchem Startgeld als Fahrer bekommen könnte und natürlich findet man dann auch Experten, die einem ein bisher unbekanntes Talent empfehlen können. Es werden ja nicht nur in Rom Rennen gefahren und nur weil jemand hier noch nie gefahren ist, heißt das ja nicht gleich, dass er überhaupt noch nie gefahren ist", konnte Macer auf eine Binsenweisheit des Rennsports nicht verzichten.


    "Und nehmen wir mal an, du organisierst dein erstes Rennen wie eben beschrieben, also nur mit Fahrern, die Geld dafür bezahlen, dass sie fahren dürfen. Dann wüsstest du nach dem Rennen immerhin über sie Bescheid. Wenn du später noch einmal ein Rennen ausrichtest, würdest du dann wieder nur nach dem Geld gehen oder vielleicht einen Starter ausschließen, weil er beim letzten Mal nicht überzeugt hat oder einen anderen Fahrer auch bei einem niedrigeren Gebot annehmen, weil er dir in guter Erinnerung geblieben ist oder ihm gar Geld bieten, damit er wieder teilnimmt?", fragte er dann noch, denn das Gespräch macht ihm viel Spaß, und er war schon gespannt, wie sich die Überlegungen der Iunierin weiterentwickelten. Ihr Sohn schien indes weniger begeistert zu sein, denn bisher hatte er nichts von sich hören lassen.

  • “Nunja, aber in diesem Fall kann ich dich als einzig mir persönlich bekannten Experten ja wohl kaum fragen, welche Fahrer du zu deiner eigenen Hochzeitsüberraschung einladen würdest. Und auch bei den anderen Factiones kann ich danach wohl schlecht fragen, weil zum einen müsste ich dann darauf vertrauen, dass sie mir auch solchen Rat geben, der wirklich neutral ist und nicht letzten Endes dafür sorgt, dass ihre eigenen Fahrer besser abschneiden. Setzen wir eine solche Ehrlichkeit einmal voraus, bleibt dann aber noch zum zweiten das Problem, dass, wie du vorher so schön ausgeführt hast, ihr untereinander wohl offensichtlich so viel tratscht, dass du dann doch wieder alles wissen würdest und die Überraschung dahin wäre.“ Axilla lachte. Irgendwie machte das Thema ja durchaus Spaß. Vor allen Dingen, da sie nach wie vor der festen Überzeugung war, dass man das ganze auch irgendwie besser machen könnte. Und Axilla war in jeglicher Hinsicht ein Freund von Verbesserungen.
    “Aber einmal diesen Sonderfall jetzt beiseite: Machen sich da die Factiones nicht unnötigerweise besonders exklusiv und behindern sich damit nicht letztendlich? Ich will jetzt nicht unbedingt gewachsene Strukturen verdammen, sicher hat das Vorgehen so auch einen Sinn.
    Aber: In den letzten Jahren gab es eigentlich kaum große Rennen. Von den religiösen Veranstaltungen einmal abgesehen, bei denen ein Rennen Pflicht ist, wie beim Oktoberpferd, weiß ich um ehrlich zu sein gerade nicht einmal, wann das letzte vor dem aktuellen stattfand. Sollte man sich da nicht irgendwie eher überlegen, wie man mehr Leute als Sponsoren solch eines Rennens gewinnen könnte, so dass wieder regelmäßig Rennen stattfänden? Und ich finde, wenn man dazu erst solches Wissen über die Hintergründe sich aneignen muss, ehe man da ein Rennen organisieren kann, dann macht es einem das nur unnötig schwer. Ich könnte mir denken, dass das einige Leute abschreckt, selbst ein Rennen auszuloben, schlicht, weil sie sich zu wenig mit der Materie auskennen.
    Und ab und an ein Rennen von jemandem außerhalb des erlauchten Kreises der Erleuchteten könnte dem Sport an sich doch sicher nicht schaden, oder was meinst du?“

  • Erst jetzt, wo Axilla es explizit sagte, wurde Macer klar, dass in diesem ganz speziellen Fall ein zusätzliches Problem bestand, über das er noch gar nicht nachgedacht hatte. Aber da es nun wirklich ein ganz spezielles Problem war, fiel er in ihr Lachen mit ein. "Aber ich bitte dich, wir tratschen doch nicht", protestierte er zwischendrin vergnügt gegen ihre Wortwahl. "Wir betreiben Networking, wie der Grieche zu sagen pflegt", verpackte er dieselbe Tätigkeit dann in ein wesentlich eleganteres Wort.


    Dann wurde er aber langsam doch wieder etwas sachlicher, denn die Diskussion war zu spannend, um sie ganz im Vergnügen aufgehen zu lassen. "Und was ist mit den Fahrern?", fragte er dann. "Ich glaube kaum, dass allzu viele Leute Rennfahrer werden, wenn sie neben den ohnehin unvermeidlichen Kosten für die Pferde und den Wagen und ihren eigenen Unterhalt und die Stallmiete auch noch jeden Start bei einem Rennen bezahlen müssten, wo sie als Anfänger natürlicherweise nur eine sehr geringe Chance auf ein Preisgeld hätten", erläuterte er den Grund seiner Frage. "Sicher hätten wir mehr Leute, die Rennen ausrichteten, wenn sie dafür zahlende Fahrer bekämen, aber vielleicht würde es uns dann an Fahrern mangeln. Anders als der Lehrling, der sich weitgehend sicher sein kann, nach der zeitlich begrenzten Ausbildung mit seinem erlernten Beruf Geld zu verdienen, auch wenn er nur der dritt- oder viertbeste seines Fachs in der Stadt ist, hat der Fahrer beide Sicherheiten nicht. Weder weiß er, dass er genug Preisgelder bekommt, auch wenn er nicht der beste ist, noch weiß er, wie lange es überhaupt bis zum ersten errungenen Preisgeld dauert. Ganz ehrlich, mir wäre das zu unsicher", äußerte Macer seine ganz persönliche Meinung, auch wenn es ohnehin nie zur Debatte gestanden hatte, dass er Fahrer werden würde.


    "Und fairer finde ich es außerdem noch, dass man Startgeld bezahlt", setzte er dann noch nach einer kurzen Denkpause hinzu. "Selbst der letzte, der die Linie überquert, hat etwas geleistet und könnte ein Grund gewesen sein, warum Menschen in den Circus gekommen sind. Er hat mir also geholfen, ein Rennen auszurichten. Dafür sollte man ihn bezahlen, finde ich."

  • Jetzt musste Axilla schon wieder lachen. “Also, wenn wir Damen das in den Thermen tun, finden Männer für exakt dasselbe vorgehen aber weit ungriechischere Worte dafür!“ protestierte nun wiederum auch sie. Das Thema war an dieser Stelle auch wirklich zu komisch.


    Dann ging es aber doch philosophischer weiter. “Naja, wozu wird überhaupt jemand Rennfahrer? Ich kann darüber nur Mutmaßungen anstellen. Ich persönlich habe da keinen ausgebildeten Drang, mit Pferden rechtsherum im Kreis zu fahren.“ Axilla zuckte die Schultern.
    “Von daher nehme ich an, dass es da ähnliche Gründe gibt, wie warum sich jemand selbst an eine Gladiatorenschule verkauft, obwohl dieser Berufsstand ja auch nicht unbedingt der angesehendste ist: Man hat Ruhm und kann seine Kräfte messen. Und natürlich auch die Geschenke und der Reichtum, wenn man gewinnt.
    Aber ich bin mir nicht sicher, inwieweit die Fahrer wirklich damit rechnen, ihren Lebensunterhalt damit voll verdienen zu können, auch wenn sie nicht erfolgreich sind. Da habe ich mich wohl noch mit zu wenigen unterhalten.
    Und ich kenne auch nicht die gängige Praxis, ob auch der zweite oder dritte eines Rennens nicht auch noch einen Preis erhält für seine Leistung. Wie gesagt, ich bin da ein Neuling.


    Aber auf der anderen Seite muss ich jetzt auch einmal die andere Seite sehen: Der Ausrichter eines Wagenrennens gibt einem Wagenlenker ja überhaupt erst die Möglichkeit, seine Arbeit auszuüben. Und er gibt ihm die Möglichkeit, sein Können zu zeigen. Und nur über dieses Rennen gibt er ihm die Möglichkeit, sich bei Sponsoren zu präsentieren, sie für sich zu gewinnen und so Geld zu verdienen. Weder an diesem Ruhm, noch an diesen Geldern, noch an vielleicht geschlossenen Verträgen hat der Ausrichter des Rennens einen Anteil.
    Wenn man sagt, auch der letzte, der über die Ziellinie fährt, verdient einen Lohn, muss man dann nicht auch im Umkehrschluss sagen, dass der Ausrichter der Spiele genauso einen Lohn dafür verdient, dass er dem Wagenlenker diese Chance erst ermöglicht hat? Ich denke, das beides sollte sich zumindest gegeneinander aufrechnen. Zumal ja die ganzen anderen Kosten der Ausrichter selbst zu tragen hat: Die Jongleure und Tänzer für die Vorbereitungszeit, die Werbung, die Verpflegung, vielleicht sogar ein Sonnensegel.... daran beteiligt sich ja auch niemand.“

  • Den ersten Teil der philosophischen Ausführungen konnte Macer noch gut nachvollziehen, zumal er ja auch schon mit Fahrern gesprochen hatte und ganz verschiedene Lebensläufe kannte, die letztlich darin geendet hatten, dass eben jemand Rennfahrer geworden war. So verschieden die Menschen, so verschieden waren eben auch die Gründe, die sie dazu bewogen hatten, diesen Beruf zu ergreifen. Zumindest für eine Weile, denn ein Beruf für's Leben war es ja nicht, sofern man nicht bei einem Rennunfall ums Leben kam. Aber bevor Macer darauf näher eingehen konnte, trugen ihn die weiteren Ausführungen von Iunia Axilla weiter davon und Macer kratzte sich dezent am Kopf. Irgendwo hatte sie ihn jetzt abgehängt.


    "Naja, wenn du eben fragtest, wozu jemand Rennfahrer wird, kannst du jetzt auch fragen, wozu richtet überhaupt jemand Wagenrennen aus? Die allerwenigsten tun es jedenfalls für einen Auftraggeber", stellte Macer fest. "Und wenn man keinen Auftraggeber hat, kann man auch keine Bezahlung erwarten, oder? Ansonsten könnte ich jetzt auch spontan beschließen, das Dach meines Hauses neu decken lassen und dafür Geld von den Dachdeckern verlangen, denn ich gebe ihnen so ja die Möglichkeit, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren", konstruierte er dann ein Beispiel analog zu der Argumentation, die er meinte von Iunia Axilla vernommen zu haben. Diese Argumentation kam ihm alles andere als tragfähig vor.


    Um über das Gespräch das Essen nicht kalt werden zu lassen, griff Macer auch zwischendurch immer wieder zu und spülte ab und zu einen Bissen mit einem Schluck Wein herunter, damit ihm beim Sprechen nichts unbeabsichtigt aus dem Mund fiel.

  • “Ja, aber wenn du dein Dach decken lässt, nimmst du einen ausgebildeten Handwerker, normalerweise auch nur so einen mit Empfehlungen von Bekannten, für die derjenige schon selbst gearbeitet hat. Und wenn du da mehrere Handwerker zur Auswahl hast, nimmst du dann den günstigsten – oder sagen wir, denjenigen mit dem günstigsten Preis-Leistungs-Verhältnis.
    Du nimmst aber nicht jeden Tagelöhner, der dir verspricht, er würde es schon so können, wie du es haben willst. Und wenn du einen Tagelöhner beschäftigst, bekommt der das Geld auch erst, wenn er alles zu deiner Zufriedenheit fertiggestellt hat, nicht vorher. Und er bekommt weniger als ein ausgebildeter Handwerker, der sein Handwerk schon unter Beweis gestellt hat. Viel weniger. Und wenn er bei dem Versuch, auf dein Dach zu klettern, von selbigem runterfällt, bekommt er normalerweise gar nichts.“

    Da Axilla selbst einen Architekten beschäftigte – und dieser wiederum durchaus ab und an Tagelöhner für die einfachen Arbeiten – kannte sie da die Lebenspraxis schon sehr genau. Und es bekam nur derjenige einen Lohn, der die versprochene Leistung auch erbrachte. Und selbst das war im Fall eines Tagelöhners äußerst wenig.


    “Frag vielleicht einmal in deiner Küche nach, wie diese mit Lieferanten verfahren. Bei uns zuhause beziehen wir unser Fleisch oder unser Gemüse immer vom selben Händler, da wir da die Qualität der Ware kennen. Will nun ein anderer Händler mit uns da Geschäfte machen, läuft das normalerweise so, dass wir einen Geschenkkorb mit ein paar Leckerbissen kriegen und einem kleinen Empfehlungsschreiben. Wenn die Proben etwas taugen, dann bestellen wir beim nächsten Mal auch bei dem Händler etwas.


    Arg viel anders sehe ich das jetzt bei unbekannten Rennfahrern auch nicht. Nur können die mir nur eine Kostprobe geben, wenn sie fahren. Und wenn sie gut sind, fahren sie danach öfter – und werden dafür bezahlt. Aber beim ersten Mal ist es meiner Meinung nach schon gerecht, wenn sie die Chance erhalten, mich von ihrem Können zu überzeugen.
    Wenn ich Geld bezahlen soll, dann tue ich persönlich das lieber an diejenigen, bei denen ich die Qualität schon kenne. Da habe ich auch keine Vorbehalte, diesen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit zu bezahlen.“

    Für Axilla war das einfach eine pragmatische Überlegung. Was hatte sie davon, einem Neuling eine Chance einzuräumen, wenn das ganze Risiko für einen kompletten Reinfall dann damit bei ihr lag? Was konnte dem Neuling schon groß passieren? Er war davor noch nie öffentlich gefahren, da einmal zu versagen verschlimmerte die Situation nicht wirklich.

  • "Irgendwie ziehen wir aus denselben Beispielen unterschiedliche Schlüsse", stellte Macer schmunzelnd fest und nahm wieder einen Schluck aus seinem Becher. "Denn mit den Lieferanten sprichst du ja genau das an, was ich eben auch sagte: Wer keinen Auftraggeber hat, der kann auch kein Geld erwarten. Wer dich also ungefragt beliefert, den bezahlst du erst einmal nicht. Wenn ich ungefragt ein Rennen ausrichte, kann ich also auch nicht erwarten, dass mich jemand dafür bezahlt. Und noch ein Aspekt deines Beispiels passt zu meiner früheren Aussage: Du hast einen Stammlieferanten und die anderen brauchen Empfehlungen, um eine Chance zu bekommen. Wenn ich ein Rennen ausrichte, weiß ich auch, wen ich üblicherweise einlade und andere lade ich auf Empfehlung hin ein", führte Macer aus und hoffte, dass er das Beispiel damit richtig aufgegriffen hatte. Das Reden über Lieferanten steigerte jedenfalls den Appetit und so steckte er sich erst einmal wieder einen Bissen in den Mund und schaute nebenbei, was eigentlich der jüngste Gast am Tisch von diesem Gespräch hielt, an dem er sich auch weiterhin nicht beteiligte.

  • Atticus bewunderte die Wand. Und den Boden. Dann zur Abwechslung mal die Decke. Dann den Tisch. Und schließlich wieder die Wand.
    Er hatte keine Ahnung, warum er hierher mitgeschleift worden war. Und noch viel weniger Ahnung hatte er, worüber seine Mutter und der Consular da eigentlich debattierten. Er hatte sich auch nie Gedanken darüber gemacht. Und auch jetzt, wo das Gespräch an diesem Punkt angelangt war, wollte er sich gar keine Gedanken darüber machen. Er hatte bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal ein Pferderennen gesehen, ihm reichte es im Moment, irgendwie zu verstehen, dass das spannend war und wie wahrscheinlich es war, welcher Fahrer gewinnen würde. Wie die Wettquoten sich errechneten interessierte ihn da deutlich mehr als die Frage, wer was für welche Leistung zahlen sollte – oder eben auch nicht. Hauptsache, die Rennen fanden statt!


    Aber sicherheitshalber behielt er diesen wohl in dieser Runde etwas arg pragmatischen Ansatz wohlweislich für sich, um weder seine Mutter noch den Consular weiter zu befeuern.
    Während die beiden sich also um des Imperators Bart zankten, futterte er nach und nach einige der kleineren Häppchen. Und bewunderte die Umgebung.
    Irgendwann aber merkte er doch, dass man ihn wohl beobachtete. Kurz überlegte er, ob er eine Frage an ihn verpasst hatte, war aber ziemlich sicher, dass niemand ihn angesprochen hatte. Also guckte er nur unschuldig fragend zu Purgitius zurück und zuckte kurz die Schultern. Er wusste ja wirklich nicht, worauf seine Mutter hinaus wollte. Und selbst wenn, war es ihm schlicht zu egal, als dass er sich jetzt hierüber den Kopf zerbrechen wollte. Er verstand ja noch nicht einmal, warum er überhaupt hier war.

  • “Na, jetzt widersprichst du aber deiner vorhin getätigten Aussage, dass die Trainer von freien Wagenlenkern von allein zu mir kommen würden, sobald ich nur irgendwo beiläufig erwähne, dass ich ein Rennen veranstalten möchte. Diese Trainer habe ich ja auch nicht eingeladen, wie können die dann erwarten, von mir fürs Mitfahren bezahlt zu werden?“ Axilla sah hier in ihrer Argumentationskette nicht den geringsten Fehler – was aber wohl üblicherweise so war, wenn man der Überzeugung war, man sei im Recht. (Ob man es tatsächlich war, war da eine andere Frage.)
    “Und bei den Empfehlungen sind wir auch wieder bei dem Problem von vorhin: Wen kann man da um seine Fachmeinung bitten? Die Factiones haben ja ein Interesse daran, selbst zu gewinnen, oder allenfalls ein Interesse daran, neue Fahrer zu testen, an denen sie selber ein Interesse haben. Ob die dann aber auch die besten für das jeweilige Rennen sind, steht aber auf einem anderen Blatt.
    Und diejenigen, die das erste Mal ein Rennen fahren, können ja gar keine Empfehlung haben. Das ist ja rein logisch unmöglich. Von daher kann ich hier auch absolut keine Empfehlung, egal von wem, einholen.“

    Axilla zuckte also leichthin die Schultern. “Ich habe ja nichts dagegen, jemanden für eine erbrachte Leistung später zu entlohnen. Aber gerade unter solchen Voraussetzungen sehe ich das dann doch nicht gerechtfertigt. Am ehesten wäre das dann noch gerecht, wenn man entweder nur factiolose Fahrer zuließe, und da für die... sagen wir ersten drei Plätze ein Preisgeld auslobt. Dann haben alle in etwa dieselben Chancen und wohl auch dieselbe Erfahrung – andernfalls hätte eine der Factiones sie sich sicherlich schon geschnappt. Und von daher kann man den Siegern sicherlich ein Preisgeld zusprechen für ihre Leistung, während die Leistung der restlichen... wohl vom individuellen Eindruck abhängt. Ähnlich wie bei den von mir genannten Händlern, die eben nicht die von mir gewünschte Qualität erbracht hatten. Deshalb müssen sie nicht mit ihrem Gewerbe aufhören, aber deshalb muss ich sie dennoch nicht bezahlen.


    Oder aber man hält sich an die Factiones, bezahlt diese, und wenn eine Factio dann auf ihre Kosten einen Neuling testen will, liegt das Risiko dort, und nicht mehr beim Veranstalter. Da muss jede Factio wohl selbst entscheiden, wie sich das auf ihren Ruf auswirkt, wenn sie ihren Platz – oder ihre Plätze – auch außerhalb weitervergibt.
    So zumindest sehe ich das.“

  • "Und es steht dir frei, zu genau diesen Bedingungen ein Rennen auszuschreiben", antwortete Macer mit einem Lächeln. "Nur die Factiones einladen, diesen ein übliches Startgeld und Preisgeld versprechen und sie den Rest machen lassen. Da weiß man, was man bekommt und hat kein Risiko", fasst er dieses Vorgehen aus seiner Sicht zusammen. Tatsächlich richteten ja nicht wenige Magistrate oder angehende Amtsträger genau auf diesem Weg Rennen aus. "Den komplizierteren Weg mit der individuellen Einladung unbekannterer Fahrer bleibt dann für jene, die sich genauer auskennen", ergänzte er, ohne damit aussagen zu wollen, ob er sich zu jenen Experten zählt oder nicht. "Aber ich wette trotzdem, dass sich bei dir Fahrer oder ihre Trainer melden werden, wenn sie mitbekommen, dass du ein Rennen ausrichtest", fügte er dann noch mit einem Augenzwinkern hinzu, was wohl auch andeuten sollte, dass er die Diskussion nicht bis in die Unendlichkeit ausdehen wollte. Immerhin hatte er zuletzt den Eindruck gehabt, dass sich der junge Iunius am Tisch nicht für das Gespräch begeistern konnte und Macer wollte natürlich ein guter Gastgeber sein, der allen Gästen zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit zukommen lassen wollte. "Aber wenn du vorhast, die Planung des Rennens geheim zu halten, minimierst du dieses Risiko natürlich auch", kam er dann auch wieder auf ihren Plan zurück, ihn mit dem Rennen überraschen zu wollen.

  • Es war zumindest ein kleiner Teilsieg in der Debatte, und Axilla war durchaus gewillt, sich auch auf kleinen Lorbeeren erstmal auszuruhen. “Naja, ganz geheim halten kann ich es wohl nicht. Das kommt zumindest auf einen gewissen Princeps einer gewissen Factio an, wie sehr er unsere Vereinbarung hier publik machen möchte“, grinste sie ihn frech an. Immerhin war es wohl nur eine kleine Überraschung, wenn er jetzt schon wusste, was er zu seiner nächsten Hochzeit als Geschenk kriegen würde.
    “Wobei da die Frage wäre, wer mehr Besucher erhält: Ich, weil ich dann ein Rennen ausrichte, oder du, weil du dafür erstmal heiraten musst.“ Jetzt musste Axilla dann doch lachen. Sie konnte sich fast schon vorstellen, wie die Factiones ihre Gönner anschrieben, eine geeignete Braut doch für Consular Purgitius zu suchen. “Na, wir werden sehen, was passieren wird.“


    Damit schien das Thema für Axilla erst einmal abgehakt. Und nach diesem langen Vorgeplänkel konnte sich die Iunia auch zum einen dem Essen widmen, zum anderen dem eigentlichen Grund für ihren Besuch. Naja, einem der eigentlichen Gründe. “Du musst mir übrigens noch verzeihen, dass ich dich wegen meiner Imkerei einfach so angeschrieben habe. Allerdings hielte ich es für eine gute Idee, da ich den Betrieb gerne aufgeben möchte, und du mein größter Kunde bist. Und da die Bienenstöcke ohnehin nicht allzu weit von deinem Landgut entfernt stehen, dachte ich, dieses Angebot bietet sich an.“

  • Einen Augenblick war Macer mit dem Themenwechsel überfordert, dann schüttelte er lächelnd den Kopf und winkte leicht ab. "Ach, kein Problem. Es ist zwar vielleicht nicht das gewöhnlichste Vorgehen, so einen Verkauf so kurz und knapp per Post zu regeln, aber gestört hat es mich nicht", erklärte er die Geste dann. "Und ja, in der Tat war es eine ganz praktische Lösung, denke ich. Soweit ich bisher von meinem Verwalter gehört habe, haben die Bienen den Umzug auch bestens verkraftet und sind weiter fleissig." Tatsächlich war es mit Macers Ahnung von der Imkerei nicht weit her und er musste sich darauf verlassen, dass sein Verwalter alles richtig machte. Da er ihn bisher nicht gebeten hatte, einen fähigen Imker für das Landgut zu beschaffen, nahm er aber an, dass er alles im Griff hatte.

  • Leichthin zuckte Axilla mit den Schultern über die Art und Weise des Angebotes der Imkerei. “Ich dachte mir einfach, dass du sicherlich schon genug Termine hast. Außerdem gab es dir so die Gelegenheit, dir die Sache in Ruhe zu überlegen, ohne dass einer von uns beiden einen zweiten Termin freihalten müsste, oder eine sofortige Antwort nötig war. Ich dachte, dass das uns beiden entgegen kommt.
    Wodurch sich aber nicht die Freude über dieses persönliche Treffen auch nur um eine Winzigkeit schmälert. Man sollte die praktische Seite schließlich nicht überbewerten und so gänzlich auf die Freuden zwischenmenschlichen Kontaktes verzichten.“

    Es klang vielleicht etwas arg philosophisch, aber Axilla wusste sich nicht besser auszudrücken. Überhaupt suchte sie schon nach einer Überleitung zu einem weiteren Anliegen, abseits des allgemeinen Tischgesprächs, wollte allerdings nicht zu forsch dabei vorgehen. Immerhin hatten sie den ganzen Abend hier Zeit, es bestand kein Grund zur Eile. Und eigentlich oblag es ja dem Gastgeber, die Gesprächsthemen zu wählen. Allerdings musste Axilla den ihrigen dazu erst einmal zu Wort kommen lassen.

  • "In der Tat, es wäre ein herber Verlust gewesen, gänzlich auf deine Anwesenheit hier verzichten zu müssen", gab Macer den galanten Gastgeber, auch wenn er ja nun einmal ganz definitiv nicht zu jenen Männern gehörte, die sich regelmäßig weibliche Gesellschaft ins Haus einluden - ob er nun verheiratet war oder nicht. "Zumal wir ja sicher nicht nur geschäftliche Dinge und die Frage von Wagenrennen erörtern werden, nehme ich an", fuhr er dann fort und bemühte sich ein Thema zu finden, an dem auch die dritte anwesende Person wohl Gefallen finden könnte. Da ihm aber nicht direkt etwas einfiel, ging er einfach in die Offensive und wandte sich direkt an den Sohn der Iunierin. "Der junge Herr möchte doch sicher auch mitreden, nicht wahr? Welches Thema bewegt denn dich und deine Freunde? Wohl kaum der Verkauf von Bienenstöcken, nehme ich an? Die Politik? Die Rhetorik oder Literatur? Die griesgrämigen Bademeister in den Agrippa-Thermen?" erkundigte er sich mit einem Augenzwinkern und griff dann wieder zu den aufgetischten Speisen, damit er davon auch noch etwas mitbekam, bevor sie dem nächsten Gang Platz machen mussten.

  • Innerlich seufzend langweilte sich Atticus friedlich vor sich hin, als er dann doch aus seinem Wachschlaf gerissen wurde. Ihr Gastgeber richtete das Wort direkt an ihn, und es dauerte eine Schrecksekunde, bis diese Information auch vollständig in seine Tagträume vorgedrungen war, und ebenso lange, bis die Erkenntnis durchsickerte, dass die Höflichkeit wohl eine Antwort gebot. Diese, und der bohrende Blick seiner Mutter.
    “Ich fand die Bademeister eigentlich immer ganz nett“, begann Atticus also, um irgendwie kenntlich zu machen, dass er doch mit halbem Ohr zugehört hatte. Und um Zeit zu schinden, damit er eine bessere Antwort geben konnte. Was ihn und seine Freunde bewegte? Nun, da fiel die Antwort wohl unterschiedlich aus. Seine Freunde waren alle Älter als er, und wenn er gemein wäre, würde er sagen, dass diese im Moment am meisten von diversen weiblichen Bekanntschaften bewegt wurden. Das ging sogar soweit, dass einige von ihnen kaum mehr Zeit fanden, sich am Tiberufer zu treffen. Er selber hingegen konnte dieser Freizeitbeschäftigung so gar nichts abgewinnen. Ihm reichte noch der Schmatz der Tiberia vor Urzeiten bei dem Rennen vollauf, um sich sicher zu sein, dass er auf diese Art von Spielchen keine Lust hatte.
    Egal welchen Teil hiervon aber Atticus auch erzählte, er war sich sicher, dass seine Mutter davon nicht begeistert wäre. Folglich musste etwas anderes her. Was hatte der Consular gesagt? Rhetorik? Literatur? Politik? “Die letzten Tage haben wir versucht, unserem Lehrer zu folgen, als er uns den Satz des Archimedes zur Kreisberechnung beibringen wollte. Meine Freunde debattieren auch noch, wozu dieses Wissen im normalen Leben mal nützlich sein könnte.“ Wobei das momentane Mehrheitsvotum auf ein 'zu nichts und wieder nichts' hinauslief.
    “Aber ich weiß nicht, ob Mathematik so ein gutes Tischgespräch ist“, meinte er etwas unsicher, da er sich sowieso nicht sicher war, dass auch nur irgend jemand – sich selbst eingeschlossen – eine grobe Ahnung von den geometrischen Lehren des Archimedes hatte.

  • Macer hatte nicht vor gehabt, die Wesenzüge der Bademeister in den Agrippa-Thermen vertieft zu diskutieren, zumal er selber eher selten dort zu Gast war. Deshalb nahm er den Widerspruch klaglos hin. Als Aufhänger hatte der Satz getaugt und mehr hatte er gar nicht erreichen wollen. "Die Mathematik", wiederholte er stattdessen leicht versonnen und schaute dann zwischen Sohn und Mutter hin und her. "Nun, ich weiß nicht, ob wir deiner Mutter damit eine Freude machen, aber ich hatte schon lange kein Tischgespärch mehr darüber. Dabei braucht man sie doch überall!", antwortete er dann und wusste natürlich nicht, dass er damit sozusagen den Mehrheit des Freundeskreises deutlich widersprach. "Kreise kann man schließlich immer gebrauchen, nicht wahr? Beim Bau von Torbögen und Gewölben, bei der Konstruktion von Sonnenuhren, selbst Landvermesser lernen die Berechnung von Kreissegmenten, habe ich gehört. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht ganz genau weiß, warum sie das tun. Die meisten Grundstücke sind ja doch eher rechtwinklig", führte er dann ein paar Beispiele aus, die er zum Einsatz der Mathematik im Allgemeinen und der Kreisberechnung im Speziellen beisteuern konnte.


    Er merkte, dass er sich ein wenig in Begeisterung zu reden begann, so dass er tatsächlich noch einmal einen prüfenden Blick zu Iunia Axilla warf, ob diese mit dem Thema nicht ganz unglücklich war. Immerhin war er als Gastgeber allen Gästen verpflichtet und wenn er schon in der letzten Zeit kein großes Gastmahl gegeben hatte, wollte er wenigsten im Kleinen nichts falsch machen.

  • Na also, ihr Sohn beteiligte sich am Tischgespräch. Wenn auch nur, weil er direkt angesprochen worden war. Aber immerhin, trotz der etwas abenteuerlichen ersten Einlassung benahm er sich gesittet und präsentabel, so dass Axilla erst einmal beruhigt durchatmen konnte. Und wenngleich sie mit dem Thema der Mathematik nicht so viel anzufangen wusste wie ihr Sohn, schien das Thema zumindest beim Gastgeber auf großen Zuspruch zu stoßen. Zumindest, wenn Axilla die Klangfarbe der Stimme des Consulars richtig deutete.
    “Mir wurde schon mit der Einladung und dem Fachsimpeln über die Rennen eine große Freude zuteil. Außerdem freue ich mich immer, wenn ich etwas neues dazulernen kann“, lenkte sie also sofort freundlich ein, als Purgitius Macer den Querverweis auf sie gab. Nicht, dass er explizit um ihr Einverständnis nun gebeten hatte, aber trotzdem konnte sie ihm selbiges ja erteilen.
    Abgesehen davon war das eine formidable Gelegenheit für ihren Sohn, sich einmal etwas zu präsentieren und hoffentlich so einen guten Eindruck zu machen. Etwas, das bei einem Consular von Purgitius' Macers Einfluss nur günstig sein konnte.

  • Eigentlich hatte Atticus bislang immer nur die Erfahrung gemacht, dass alle Leute panikartig den Raum verließen, sobald das Gespräch auf Mathematik kam. Das war sozusagen ein eigenes Naturgesetz, das nur bislang noch von keinem der Philosophen in seinen Tiefen ergründet wurde. Das hier schien die Ausnahme von der Regel zu sein. Entgegen seinen Erwartungen wiegelte der Consular das Gespräch nicht ab und kam doch wieder auf Bademeister zu sprechen, sondern schien an Mathematik ebensolche Freude zu haben wie Atticus selbst. Kurz ging ein prüfender Blick zu seiner Mutter, als der Consular sie erwähnte. Die schien jedoch auch der Begeisterung nicht im Wege zu stehen.
    Also gab es keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten. Atticus strahlte kurz über die Erkenntnis, jemanden gefunden zu haben, der dieselben Interessen zu haben schien, wie er selber. Dass dieser jemand geschätzte 30 Jahre älter war als er, hinderte da kaum. “Vielleicht für die Berechnung von Hanggrundstücken? Berge sind ja doch eher große Kegel und keine Würfel, vielleicht braucht man da gebogene Kurven?“ mutmaßte Atticus also mit Begeisterung drauf los, wozu Landvermesser Kreisberechnungen brauchen könnten. “Aber das mit den Sonnenuhren versteh ich jetzt nicht. Um die zu bauen braucht man Kreise? Ich hab noch nie gesehen, wie eine gemacht wird. Und unser Lehrer will eher, dass wir die Theorie begreifen, wie etwas geht, und ist weniger ein Mann praktischer Beispiele...“

  • Erfreut stellte Macer fest, dass seine Begeisterung für das unerwartete Thema nicht gänzlich an seinen Gästen abprallte, so dass er sich nicht schlecht dabei zu fühlen brauchte, die Nachfrage des jungen Pompeius' nun gründlich zu beantworten. Zwar gehörte er keineswegs zu den besten Mathematikern der Stadt und war auch ganz sicher kein Experte für die Konstruktion von Sonnenuhren, aber immerhin konnte er sich rühmen vor langer Zeit mehrere Kurse über Architektur erfolgreich absolviert zu haben und sowohl daher als auch aus seiner Zeit als Curator Aquarum ein für einen Senator wohl nicht ganz geringes Wissen über die Ingenieurskunst gesammelt zu haben. Genug zumindest, um damit jetzt beim Tischgespräch weiter zu kommen.


    "Ja, für einen Sonnenuhr braucht man Kreise", bekräftigte er daher erst einmal. "Die Sonne zieht schließlich in einem Kreisbogen über den Himmel und diesen muss man passend in einer Zeichnung nachbilden, um von dort die Maße für die Uhr abnehmen zu können", begann er dann mit seiner Erklärung. "Man zeichnet dazu ein sogenanntes Analemma. Das ist im Prinzip eine Seitenansicht und eine Draufsicht auf die Sonnenuhr. In der Seitenansicht sieht man, wie hoch die Sonne steigt und wie lange der Schatten ist. Da braucht man keine Kreise, sondern nur ein paar Winkel. In der Draufsicht sieht man, wie die Sonne von Osten nach Westen wandert und wohin der Schatten fällt. Da braucht man dann die Kreise. Einen für den großen Sonnenbogen im Sommer und einen für den kleinen Sonnenbogen im Winter", erklärte er dann recht informell aber hoffentlich anschaulich weiter. "Viel berechnen muss man aber nicht. Ist eher so eine Zirkel- und Linealkonstruktion, wo man hinterher die benötigen Maße abgreift", kam er schließlich noch einmal konkret auf den Unterrichtsstoff zurück.


    Ganz nebenbei ließ er seine Sklaven mit einem Wink den aktuellen Gang abräumen und den nächsten auftischen, nachdem alle den Eindruck machten, für diesen Wechsel bereit zu sein.

  • Je länger Atticus zuhörte, umso mehr musste er seine Enttäuschung verbergen. Das, was der Consular beschrieb, war keine Mathematik, sondern bloßes Beobachten. Nichts, wofür man unbedingt eine Kreiszahl brauchte, und noch weniger, wofür man nun lernen sollte, dass diese eben nicht zweiundzwanzig Siebteln entsprach. “Ja, aber dafür muss man nichts berechnen. Hierfür genügt es ja, einen entsprechenden Stab in den Boden zu stecken und dann den Schatten mitzuzeichnen. Oder man schaut auf einer Schattentafel nach. Dafür braucht man noch nicht mal Trigonometrie. Das ist bloße Beobachtung.“ Oder anders gesagt, das war nichts, womit man Schüler quälen konnte. Und wohl nichts, was in Atticus große Begeisterung hervorrief.

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