Die Bestattung des Faustus Domitius Massula

  • Bei der Hitze des Sommers durfte die Aufbahrungszeit eines Leichnams nicht zu lange dauern. Entsprechend hatte Crispus sich bereit erklärt, die Bestattung für Domitius Massula zu organisieren, der so jäh einer kurzen, aber heftigen Krankheit erlegen war. Denn leider gab es keinen anderen Domitier in Mogontiacum, der diese Aufgabe hätte übernehmen können - Clemens, Massulas Sohn, war schon vor ein paar Jahren verstorben, seine Frau war nie in der Stadt gewesen und an seinen anderen Sohn Elbergiso hatte man zwar einen Boten geschickt, doch wohnte er in Autunnacum viele Bootsstunden den Rhenus hinab. So hatte der alte Petronier die Vorbereitungen übernommen und als der verbliebene Sohn Massulas schließlich ankam, war alles vorbereitet. Elbergiso war allerdings ein ziemliches Häufchen Elend - offensichtlich schmerzte ihn der Tod seines Vaters sehr, denn er war sehr still und brach in Tränen aus, als er am Leichenbett des Domitiers stand. Schließlich erklärte er, dass er nicht in der Verfassung war, die Grabrede auf seinen alten Herrn zu halten. So übernahm auch diese Aufgabe Crispus, der sich sowieso schon etwas mit den Hausangestellten unterhalten und ein paar Worte vorbereitet hatte.


    Am Abend war es dann schließlich so weit: der Leichenzug sollte beginnen. Und natürlich waren alle gekommen, um von ihrem Freund und Mentor Abschied zu nehmen:

    http://img851.imageshack.us/img851/9981/mella1.jpg Zuerst kamen wie üblich die Flötenspielern, die Crispus von den Tempeln angeheuert hatte - Pontifex zu sein hatte in diesem Sinne doch einige Vorteile. Sie spielten eine getragene Musik, die gut zu dem Geheule der Klageweiber passte. Angeführt wurden diese von Mella, der Frau des Schusters, der damals in Massulas Haus seinen Laden gehabt hatte. Jahrelang hatte sie sich um den Domitier gesorgt, als sei er ihr Sohn, hatte ihn gemaßregelt und auf ihn Acht gegeben. Nach Bekanntwerden seines Todes war sie dann eine der ersten gewesen, die in der Casa Domitia Totenwache hielten,

    http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-30-65b9.jpgund dem Leichnam nicht mehr von der Seite gewichen. Doch jetzt, wo es ans endgültige Abschied nehmen ging, war sie tränenüberströmt und klagte: "Valgiso, warum hast du nicht auf mich gehört? Hättest du ein bisschen auf deine Gesundheit geachtet! So musste es ja kommen, du dummes...dummes Mannsbild!" Die letzten Worte erstickten in einem Heulen und Schniefen. Wieder schneuzte sie sich in ihr Taschentuch, wobei sie fast stolperte. Dann ging sie weiter.


    Etwas weiter hinten folgte auch Mellita im Block der Klageweiber. Die Sklavin war erst vor kurzem in den Haushalt Massulas gekommen, hatte aber genug Zeit in der Casa Domitia verbracht, dass sie wusste, was für ein guter Herr der Gallier gewesen war. Entsprechend war auch sie bedrückt, ohne dies aber so offen zu zeigen wie Mella. Sie ging mit gesenktem Haupt, eingehüllt in ein dunkelbraunes Tuch und voller Sorge, was die Zukunft bringen mochte - sie würde wohl in den Besitz eines anderen wechseln. Aber wie würde der neue Herr sein? Man sagte, Massulas zweiter Sohn war ein Bauer - aber das Landleben war nichts, worauf die junge Sklavin sich wirklich freute...


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    http://img825.imageshack.us/img825/749/msufak.jpg Hinter den Klageweibern folgte auch schon das Totenbett, das auch von engen Vertrauten des Domitiers getragen wurde: Links trugen Pannphilos und Homer, rechts Sufa und Boduognatus. Alle vier machten einen miserablen Eindruck: Der bärtige Ianitor hatte die Augen wie üblich zu Schlitzen verkniffen, musste jedoch hin und wieder mit seiner freien Pranke darüber wischen, um die Tränen herauszubekommen, damit er überhaupt etwas sah. Auch sein Bart und sein Haar waren zerzaust und er wankte langsam hin und her, sodass seine Mitträger ihre liebe Mühe hatten, die Balance der Trage zu halten. Nicht besser sah es auch bei Homer aus, der heute irgendwie besonders dürr wirkte und den Kopf hängen ließ, um ständig irgendetwas wie "Pourquoi lui?" vor sich hinzumurmeln. Auf der anderen Seite stolperte Boduognatus einfach nur dahin und blickte trübselig umher - seine herunterhängenden Mundwinkel wie immer versteckt hinter dem prächtigen Schnurrbart. Der gutherzige Sufa dagegen machte wieder keinen Hehl daraus, wie nahe ihm der Tod des Domitiers ging: Er trug zur Feier des Tages eine dunkle Kappe und weinte einfach stumm, sodass die Tränen sein langes Gesicht hinabkullerten und sich am Kinn sammelten. Er war es auch gewesen, der am Morgen ein paar nagelneue Schuhe vorbeigebracht hatte, die der Tote jetzt auf seiner letzten Reise trug.
    Tatsächlich wirkte der Leichnam am ruhigsten von allen Umstehenden, geradezu als würde er sich still und leise darüber amüsieren, wie man ihn so durch die Abendsonne trug. Denn obwohl seine Augen bereits etwas eingefallen und seine Muskeln vollständig erschlafft waren, machte er doch den Eindruck eines Schlafenden.


    Hinter ihm kam seine verbliebene Verwandtschaft, das hieß Ebergiso, der sich trotz des Sonnenscheins in einen dunkel Mantel gehüllt hatte, der von einer Bronzefiebel gehalten wurde. Ihn stützte Atto, der auch zum Haushalt des Domitiers gehört hatte. Danach kamen schließlich die verbliebenen Trauergäste: Crispus und einige andere Decurionen, dann verschiedene Geschäftsfreunde, Freunde und Bekannte, darunter

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    http://img710.imageshack.us/img710/4316/calvuskl.jpgTasgetius, der ihm am Morgen noch einmal die Haare geordnet hatte, Notker, Laelius Cinna und Teutomalius, mit denen er damals auf der Suche nach dem Banditen Hermipus um Bernstein gefeilscht hatte und natürlich alle,

    http://imageshack.us/a/img64/7180/euphorbuskl.jpgdie in seinem Obstgarten, seiner Fischerhütte und der Töpferei gearbeitet hatten. Natürlich durfte aber auch die Provinzverwaltung nicht fehlen, der der Domitier vorgestanden hatte: Allen voran ging Euphorbus, der jahrelang sein persönlicher Sekretär gewesen war. Er schien bemüht, besonders würdevoll zu wirken, wie er in einer dunkelgrauen, fast schwarzen Tunica dahinstolzierte und dabei ein etwas seltsames Gesicht machte - offensichtlich versuchte er seine Gefühle einfach zu verbergen. Der dicke Ovius Rectus dagegen trottete dagegen einfach vor sich hin, das Doppelkinn auf die Brust gestützt und mit halb geschlossenen Augen, als würde er schlafen. Und Furnius Calvus mit seinen wie immer völlig verstrubbelten Haaren blickte drein wie ein begossener Pudel. Auch sie vermissten ihren alten Kameraden und Vorgesetzten.


    Nach diesen engeren Bekannten, Kollegen und Freunden folgten zahlreiche Bewohner Mogontiacums. Viele kannten den kauzigen Gallier vom Sehen, manche hatten schon mit ihm zu tun gehabt, wenn es um Fragen der Provinzverwaltung oder persönliche Anliegen im Ordo Decurionum ging und jeder wusste um die wichtige Rolle, die er für die Stadt und die Verwaltung gespielt hatte.


    So schob sich ein beachtlicher Trauerzug von der Casa Domitia hin zum Forum, wo die Trauerrede stattfinden sollte, ehe man die sterblichen Überreste dieses großen, und doch so volksnahen Mannes vor den Toren der Stadt den Flammen übergeben würde...

  • Als der Zug das Forum erreichte, stellten die vier Bahrenträger das Feretrum direkt vor der Curia ab, wo üblicherweise auch die Reden der Magistrate an das Volk gehalten wurden. Crispus war wirklich erstaunt, wie offen die meisten Trauergäste ihren Schmerz zeigten und fragte sich, ob es bei seinem Tod ähnlich sein würde. Andererseits konnte ihm das natürlich auch egal sein - immerhin hatte er ja einen Sohn, der sein Andenken bewahren würde und seine Manen ehren konnte. Mit Lucius hatte er immerhin etwas Sinnvolles fabriziert - und all die Mühe, die er in den Jungen investiert hatte, hatte ausgereicht, dass er auf dem besten Wege war, ein besseres Leben als sein alter Herr zu führen.


    Bis er für immer die Augen schloss, war es allerdings hoffentlich noch einige Zeit hin - anders als bei Massula, der schon so friedlich auf seiner Bahre ruhte. Crispus zupfte noch einmal seine braune Toga zurecht, dann trat er vor, klopfte dem traurigen Elbergiso aufmunternd auf die Schulter und wandte sich an die Menge:


    "Lieber Elbergiso, liebe Freunde, Kollegen und Angehörige von Massula! Ihr Bürger von Mogontiacum!"


    begann er mit einer Anrede aller.


    "Wir haben uns heute hier versammelt um Abschied zu nehmen von einem großen Sohn unserer Stadt, der so überraschend verstorben ist: Faustus Domitius Massula oder auch Valgiso, wie viele ihn nennen! Vor wenigen Tagen noch haben wir mit ihm zusammen die Erhebung Mogontiacums zum Municipium gefeiert - und jetzt hat er uns verlassen. Eine Krankheit hat ihn binnen weniger Tage dahingerafft und wir stehen fassungslos vor seiner Bahre."


    Er machte eine kleine Pause und betrachtete Massulas Leichnam. Dann hob er die Augen wieder und reckte den Zeigefinger empor.


    "Aber wir werden ihn nicht vergessen, diesen gutherzigen Mann! Wir alle, die wir uns versammelt haben, werden uns an die eine oder andere Begebenheit erinnern: Vielleicht an einen Plausch auf dem Forum oder eine Diskussion in der Curia, vielleicht ein Abendessen in der Casa Domitia oder die gemeinsame Arbeit in der Regia. Jeder hat ganz persönliche Erinnerungen, aber daneben wird auch Mogontiacum, ja ganz Germania Superior sich seiner erinnern:


    Als ein Niemand kam er vor vielen Jahren hierher, als Sohn eines Galliers und einer Sugambrerin, der im wilden Osten aufgewachsen war, ein einfacher Handwerker ohne Kontakte und Freunde hier. Nachdem er in Confluentes keine Arbeit gefunden hatte, ist er damals hierher nach Mogontiacum gekommen und hat in der Provinzverwaltung als einfacher Scriba angeheuert. Mit Sparsamkeit und hoher Leistungsbereitschaft machte er dann seinen Weg: Damals noch in der Großprovinz Germania machte der Statthalter Annaeus Modestus ihn zum Magister Officiorum und damit zum Leiter der gesamten Verwaltung. Dort war er auch direkt beteiligt, als die Provinzen geteilt wurden und neue Strukturen geschaffen wurden - aus dem Magister Officiorum wurde dabei ein Princeps Praetorii, der nicht nur den Statthaltern Arbeit abnahm, sondern auch eigenständig in Rom nachfragte, wenn es Unklarheiten gab. Entsprechend wurde er später auch mit einer Diploma für seine Tüchtigkeit ausgezeichnet.


    Aber nicht nur bei seiner Arbeit in der Regia zeigte er höchstes Engagement: Privat zeigte er sich als tüchtiger Geschäftsmann, der nicht nur privat ein wenig fischte, sondern auch eine Imkerei und eine Töpferei unterhielt. Zusätzlich schloss er sich auch der Freya Mercurioque an, um seine Produkte besser verbreiten zu können. Außerdem bildete er sich gern weiter - egal ob auf dem Gebiet der Architektur oder dem Recht.


    Vor allem zeigte er sich aber auch als unermüdlicher Arbeiter für die Civitas, die ihn aufgenommen hatte: Auch wenn er nie ein städtisches Amt bekleidete, so fand er doch Aufnahme in den Ordo Decurionum und begleitete jahrelang das politische Geschehen in unserer Stadt mit kritischen Beiträgen und guten Einfällen. Besonders verdient machte er sich dabei vor einigen Jahren, als Diebe sich mit der Stadtkasse davongemacht hatten. Vor allem seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass ein Großteil des Geldes sichergestellt und die Täter geschnappt werden konnten! Zuletzt war er schließlich auch fleißig dabei, wenn es um die Diskussion der Lex Municipalis ging, die wir letztlich auf den Weg bringen konnten. Deshalb ist es auch wohlverdient, dass kommende Generationen ihn auf der Ehreninschrift dort hinten wiederfinden werden, wo die besonders engagierten Decuriones bei diesem kommunalen Kraftakt geehrt werden."


    Er deutete auf die Inscriptiones, die man nach dem Beschluss der Curia vor kurzem auf dem Forum angebracht hatte.


    "Das sind nur ein paar seiner Facetten, die er hatte. Leider hatte ich wenig Gelegenheit, den guten Massula privat kennenzulernen, aber ich habe von ihm gehört und kannte ihn als einen großherzigen Mann, der beispielsweise Heimatlose bei sich aufnahm und ihnen eine Existenzgründung ermöglichte. Auch seine Sklaven und Bediensteten behandelte er immer gut, ja aß sogar mit ihnen zusammen in der Küche und war ihnen eher ein Freund als ein Herr.


    Sie müssen ihn nun loslassen, genauso wie diese Stadt und jeder von uns. Aber wie gesagt: Wir werden ihn nicht vergessen und er kann uns allen auch weiterhin als Vorbild dienen. Für jeden Fremden, dass man es hier in Mogontiacum zu etwas bringen kann. Für jeden Bewohner der Stadt, dass man sich einbringen muss für die Civitas. Und für Decurionen, dass man die Bodenhaftung behalten soll! So wollen wir heute und alle Tage an ihn denken!"


    Das war alles, was der Alte sich zurechtgelegt hatte - im Grunde nicht viel mehr als eine Aufzählung der öffentlichen Verdienste des Domitiers, aber immerhin. Persönlich dachte Crispus in diesem Moment auch wieder daran, wie Massula damals Octavena als Ehefrau abgelehnt hatte - wäre das nicht geschehen, wären sie jetzt womöglich enge Freunde?


    Mit traurigem Gesichtsausdruck ging der Petronier noch einmal auf den zurückbleibenden Sohn Massulas zu und reichte ihm die Hand, dann auch der übrigen Familie und ein paar anderen Trauergästen.

  • Auch Corvinus folgte dem Leichnam in dem Trauerzug. Er trug dunkle Farben aber nichts, außer vielleicht seiner Statur, dass darauf hindeutete das er bei der Legion war.
    Im Gegensatz zu vielen um ihn herum zeigte sein Gesicht keine Trauer oder es rollten ihm gar Tränen von den Wangen.
    Nein sein Gesicht wirkte wie versteinert und hatte einen sehr düsteren Ausdruck. Gelinde gesagt war er sehr unzufrieden damit hier und heute Massula zu seiner letzten Ruhestätte begleiten zu müssen. Er hätte einiges dafür gegeben und getan wenn er den Tod von Massula hätte abwenden können. Doch hatte er erst von der Krankheit erfahren als es bereits zu spät war. Was aufgrund der Geschwindigkeit wie sie ihn dahinraffte ja auch nichts besonderes war. Viel tun hätte er ja auch nicht, da er ja schließlich kein weltbekannter Medicus war. Aber es fühlte sich so an als ob er zu spät gekommen war und nun deshalb einen Kameraden verloren hatte.


    Der Blick ging über die Sklaven die Massula begleiteten. Einige kannte er halbwegs gut wie z.B. Melitta die er schließlich selber Massula geschenkt hatte oder Pannphilos dem er sogar kurz zu nickte. Auch wenn er bezweifelte das dieser das wahr genommen hatte. Was wohl aus den Sklaven werden würde.... wahrscheinlich würde Massulas Sohn die alle mitnehmen. Er hoffe es jedenfalls das die in gute Hände kamen und zusammen blieben.


    Die Rede des Petroniers verfolgte er ebenso still und mit versteinerter Miene.


    Nachdem diese vorbei war gab er ein kurzes Zeichen. Corvinus hatte durch ein paar Gefälligkeiten dafür gesorgt das 6 Cornicen heute zu seiner Verfügung standen und ihn begleiten konnten. Diese hoben nun ihre Instrumente und spielten eine bekannte Trauermusik die recht oft bei Beerdigungen von Soldaten gespielt wurde. War zwar nicht ganz passend da Massula ja kein Soldat gewesen war. Aber Corvinus waren keine anderen Musiker bekannt. Ebenso konnte er ja schlecht in der Form seine Kultes Massula beerdigen und so war dieses Musikstück für ihn der endgültige Abschied. Beim zuhören fragte er sich allerdings wer diese Amazone Gracia wohl gewesen war nach der das Lied benannt wurde aber dieser Gedanke verflog auch schnell wieder.


    Nachdem Musikstück gingen die Cornicen wieder und Corvinus blieb noch einen Moment stehen.


  • Der Alte staunte nicht schlecht, als die Cornicen plötzlich hervortraten - das war gar nicht abgesprochen gewesen. Allerdings gab er Morag, der die Prozession von der Spitze her koordinierte, sofort ein Zeichen zu warten. So verharrten alle, bis das Lied beendet war und die Hornisten wieder abgezogen waren.


    Erst danach übernahmen wieder die Flötisten, die ebenfalls eine sehr getragene Melodie anstimmten. Von dieser begleitet machte sich der Zug dann nach Süden auf, passierte die Domus Petronia und schließlich das Stadttor. Danach folgte der Zug der Via Borbetomaga, bis kurz vor den Vicus Salutaris, wo Massula häufig zu seiner Fischerhütte spaziert war. Allerdings blieb man auf der Hauptstraße, denn für einen Decurio gebührte es sich natürlich, nahe einer wichtigen Ausfallstraße bestattet zu werden. Genau an der Abzweigung zum Vicus hatte man deshalb den Scheiterhaufen errichtet und wenige Meter dahinter einen Grabstein vorbereitet, den Willigis, Crispus' Steinmetz, angefertigt hatte.


    Bevor die Asche des Domitiers dort allerdings Ruhe finden durfte, musste sie erst einmal angefertigt werden. Und so hievten die vier weinenden Bahrenträger den Leichnam ihres Herrn auf den Haufen aus Holz und Reisig und traten zurück.


    Dann war doch noch Ebergiso an der Reihe, der vortrat und mit schwermütigem Blick die Trauergemeinde anblickte. Mehrmals räusperte er sich, dann schließlich brachte er ein paar Worte hervor: "Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Erst mein Bruder, jetzt mein Vater - ich hoffe, sie blicken auf mich herab und werden zufrieden sein!"


    Dann nahm er aus Attos Händen die brennende Fackel entgegen, wandte sich ab und hielt sie an den Scheiterhaufen, der sofort Feuer fing. Zuerst knackte es nur, dann breiteten die Flammen sich aber weiter und weiter aus und umfingen den Körper Massulas. Erst jetzt wandte sein Sohn sich wieder um und starrte in die Flammen. Dann endlich griff er unter seinen Mantel und holte eine Fibel hervor, die als ein stilisiertes Pferd gestaltet war. Mit einem kraftlosen Wurf warf er sie in die Flammen und trottete beiseite. Seine Frau kam hinterher mit einer Schale Getreide, die ebenfalls poppend im Feuer verschwand.


    Nun waren auch die anderen an der Reihe, ihre Grabbeigaben auf den Scheiterhaufen zu werfen: Sufa brachte ein weiteres Paar Schuhe, seine Frau Mella eine karierte Tunica, Homer eine Tabula und einen Stylus, Boduognatus zwei Fische, Notker eine Kette aus Bernstein, Boduognatus eine Honigtöpfchen und Melitta eine Phiole mit Parfum. Auch die Arbeitskollegen schienen etwas vorbereitet zu haben, denn Euphorbus goss aus einer Amphore Wein ins Feuer, der zischend verdampfte, Ovius Rectus warf einen Schinken in die Flammen und Furnius Calvus steuerte ein Fässchen Tinte bei. So hatte jeder Gelegenheit, dem scheidenden Domitier noch etwas mit auf die ewige Reise zu den Göttern zu geben...

  • Corvinus nahm auch nach der Blasmusik der Cornicen weiter teil an der Beerdigung.
    Mit finsterer aber unbewegter Miene verfolgte er das weitere Geschehen und ging auch mit.
    Der Trauerzug nahm seinen Weg und kam schließlich bei dem Scheiterhaufen an.


    Nach einer sehr kurzen Rede des Verwandten folgten die verschiedenen Angehörigen, Sklaven und Freund und gaben etwas ins Feuer.
    Als die Reihe an Corvinus kam trat er vor. Er zog einen sehr langen spitzen Dolch, kein normaler Pugio der Legion sondern eher ein germanisches Modell, hervor. Einen kurzen Moment schaute er den Dolch, er war ein Geschenk von Alwina gewesen vor dem Feldzug was außer ihm wohl kaum einer der Anwesenden wusste, noch an. Man sah gut das es kein einfaches Modell war. Schließlich warf Corvinus ihn mitten in die Flammen und wandte sich ab.


    Jemand der ihn ganz genau beobachtete würde vielleicht eine einzelne Träne im Augenwinkel erkennen. Was allerdings auch gut am Rauch des Feuers liegen konnte.

  • Aufmerksam verfolgte der alte Petronier, wie die Freunde und Bekannten des Domitiers ihre Geschenke für die letzte Reise darbrachten. Dabei fiel ihm auch der Centurio auf, der ihm ja schon einmal Wahlkampfhilfe geleistet hatte. Dann folgten allerdings Weitere und schließlich war auch er selbst an der Reihe.


    Inzwischen brannte der Scheiterhaufen schon nicht mehr ganz so hoch. Dennoch genügte es, um das kleine Fläschchen mit Parfum sofort zu verdampfen, das Crispus nun in die Flammen warf. Es war eine ältere Flasche von Octavena, die der Domitier damals verschmäht hatte - jetzt würde er sich vielleicht in der Unterwelt an ihrem Duft erfreuen können und womöglich sogar ein bisschen ärgern, dass er damals Nein gesagt hatte...

  • Es war eine Selbstverständlichkeit, als Patron, wenngleich das Klientelverhältnis nur sehr kurz bestant, das Begräbnis seines Klienten zu besuchen. Und ebenso selbstverständlich wurde Hungi von seiner Frau und seinem ältesten Sohn begleitet, der schön langsam in ein Alter kam, die Rolle eines Mannes in der Gesellschaft kennen zu lernen.


    Schweigend betrachtete er die Prozession und hörte aufmerksam der Trauerrede des Petroniers zu. Und als er an die Reihe kam, eine Gabe in die Flammen zu werfen, da war es eine Schale mit ägyptischer Salbe, die dem Toten mitgegeben wurde. Seine Frau dachte, es wäre eine gute Idee. Hungi war da etwas skeptischer gewesen, aber ihm war auch nicht wirklich was besseres eingefallen. Nach der Gabe stellte er sich an die Seite und machte anderen Platz, die auch noch etwas in die Flammen werfen wollten.

  • Beim Statthalter schauten natürlich alle ganz besonders genau, was er seinem treuen Mitarbeiter mit auf den Weg gab - allerdings war es wohl nichts persönliches, denn es sah wie eine gewöhnliche Salbenschatulle aus. Egal, die Geste zählte - außerdem waren sie ja nicht beste Freunde gewesen, sondern Vorgesetzter und Untergebener!


    Als alle ihre Gaben für die Reise ins Jenseits abgeliefert hatten, war das Feuer schon deutlich niedriger, dafür aber sehr viel heißer als zu beginn. Jetzt würden wohl auch die Knochen des Domitiers zusammenschrumpeln - zumindest kannte der alte Petronier das von anderen Bestattungen. So wie damals vor Wigands Dorf, als einige seiner Kameraden in Flammen aufgegangen waren... beziehungsweise ihre Leichen...


    Nach einiger Zeit begann die Trauergemeinde, sich davon zu machen. Auch Crispus hatte keine rechte Lust, bis zum Schluss zu bleiben - er war immerhin kein Familienmitglied und kannte auch Massulas Sohn so wenig, dass er sicherlich keine große Stütze für ihn sein würde. Also schlich er nach einer Weile davon - ob Ebergiso nun die Asche mit Wein ablöschte, wie es im römischen Brauch üblich war, oder irgendwelche gallischen Bräuche vollzog, überließ der Alte diesem. Immerhin sollte jeder die Gelegenheit haben, sich von seinem Vater so zu verabschieden, wie es die Traditionen seines Volkes verlangten...

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