Erste Anhörung - Sergia Fausta vs. Quintus Germanicus Sedulus

  • Während die Gegenseite es tatsächlich für eine gute Idee hielt, sich in Gedanken weitergehend von ihrer besten Seite zu zeigen, ließ Vala sich in Unkenntnis dessen neben seinem Mandanten nieder.
    Ungeahnt der für ihn unhörbaren Elegie genoss er für einen Moment die Ruhe und ließ die letzten Momente Revue passieren um sich auszumalen wo er noch hätte präziser auf die Gesetzeslage hinweisen können. Als seine Gedanken zum Abendessen abdrifteten, das zwischen ihm und dem Germanicus nach dem Gerichtstermin angesetzt war, machte sich sein Magen mit einem lauten Knurren vernehmbar. Mit einem entschuldigenden Lächeln zum Iudex und seinem Klienten überging Vala den Moment um letzterem dann im Flüsterton von einer Garküche zu erzählen: "Gehört einer gewissen Livilla. Hat sich in den wenigen Monaten die sie besteht einen ziemlich guten Ruf bei den Beschäftigten und Besuchern der Basilica Ulpia erarbeitet... irgend ein totes Tier mit Gemüse im Brot. Besonders das lässt wohl selbst viele Bäcker vor Neid erblassen."
    Eine lustige Vorstellung, bei der Vala leise lächelnd die Miene verzog... bis sich seine Gedanken an einer Sache aufhingen: den Bäckern. War da nicht was? Ach, ja... jetzt entsann er sich was hier noch wenige Momente vorher gesagt worden war. Und wie sich die Dinge seither geändert hatten, ohne dass man darauf reagiert hatte. Da tat sich in Valas Geist noch eine Baustelle auf, die er mit kurzen Handbewegungen schnell auf eine Tabula notierte um den Faden nicht zu verlieren sobald die Sache hier vorüber war...

  • Sim-Off:

    Wer mir über den Mund fährt, entscheidet tatsächlich noch meine Wenigkeit.


    Ruhig, nichtsdestotrotz vergnügt sah Samius Naso dem Treiben vor sich zu. Das würde noch eine schöne Verhandlung ergeben. Aber zuvor musste der Formalitäten Genüge getan werden.


    Gut. Der Sinn einer Ersten Anhörung ist wie bekannt der Versuch, eine Einigung der Parteien auf gütlichem Weg zu erzielen. Ich glaube zwar nicht, dass dieser hier möglich ist, aber vielleicht könnt ihr mich ja überraschen. Also dann: Sind die Parteien hier zu einer Einigung bereit?


    Und ich möchte das in maximal drei Sätzen hören.

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    Mein Hausadvokat Faustus Poppaeus Sabinus brauchte über die Frage des Iudex nicht lange nachzudenken. "Natürlich ist meine Mandantin hier zu einer gütlichen Einigung bereit." Satz eins. "Als Teil dieser muss sie natürlich einerseits darauf bestehen, dass der beschuldigte Senator Germanicus Sedulus sich zeitnah in einer öffentlichen Rede oder Erklärung auf dem Forum Romanum zu seiner Tat bekennt, sich dafür entschuldigt und auf den Stein des Iuppiter Besserung gelobt." Satz zwei. "Und als zweiten Teil ist es sicher auch nur angemessen, wenn meine Mandantin neben den Worten der Reue auch Taten zu sehen verlangt.." Sabinus ließ eine kleine Zäsur, auch wenn sein dritter Satz hier noch nicht beendet war. "..und deshalb sowohl eine Zahlung des Germanicus in Höhe von 300 Sesterzen, das sind etwas mehr als das Doppelte von einhundertsiebenunddreißig Sesterzen und sieben Quadrantes, an die Staatskasse sowie eine eine Beteiligung des Germanicus in Höhe von 150 Sesterzen an an ihren eigenen Auslagen für Anwalts- und Gerichtskosten fordert." Ende Satz drei. Gerade was das Finanzielle betraf, war mein Vorschlag angesichts der vielen Ländereien des Senators sicher als milde zu beschreiben. Nur beim ersten Teil, tja, da musste die Verteidigung selbst wissen, ob sie es lieber auf eine Hauptverhandlung ankommen lassen wollte oder ob sie den nächsten Auftritt des Germanicers in dieser Angelegenheit lieber allein inszenierte. Mir.. war das am Ende des Tages relativ gleich.

  • Als Vala von der Garküche erzählte, sah ihn Sedulus ein klein wenig verwirrt an, dachte sich aber dabei nichts weiter. Als er jedoch die Worte des Rechtsverdrehers der Sergia hörte sah dies schon ein klein wenig anderst aus.
    Hätte Sedulus gerade etwas gegessen, so hätte er sich mit Sicherheit daran verschluckt und wäre womöglich sogar daran erstickt. Er blickte seinen Advocatus an, lehnte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Das Ganze hier war doch die reinste Farce. In jedem Theatrum des Imperiums gab es bessere Vorführungen als diese hier. Wer glaubte diese Sergia eigentlich wer sie ist!
    Doch Sedulus atmete tief durch und streckte die Brust heraus und blieb für seine Verhältnisse doch recht ruhig und gelassen.

  • Sim-Off:

    Pardon, aber es ist ebenso mir überlassen, was meine ID als 'über den Mund gefahren' auffasst oder net. Dass der NSC es anders sieht ist dein Bier.. ich kann mir für meine ID allerdings durchaus eine andere Auffassung erlauben. :)


    Valas Irritation, als der Iudex nur die eine Hälfte der Medaille einer ersten Anhörung erwähnte, wich zuerst ungläubigem Erstaunen, als er das Angebot einer 'gütlichen' Einigung der Anklage hörte. Was der Anwalt der Sergia hier als Kompromisvorschlag tarnte, war letztlich nichts anderes als die Potenzierung der zu erwartenden Konsequenzen, sollte der Iudex aller Wahrscheinlichkeit entgegen sämtlichen Argumenten der Anklage recht geben und den Senator anstelle der Aedile zu verurteilen. Irritiert war Vala vor allem deshalb, weil er sich partout nicht vorstellen konnte WARUM die Anklage derartiges machte... bis er sich an die vergangenen Worte seines Mandanten erinnerte. Die Erkenntnis, vorher nur vorsichtige Idee, über das Vorhaben der Sergia hier und an dieser Stelle, rief in Vala nicht weniger hervor als blanken Ekel. Ekel vor der offensichtlichen Geltungssucht einer Frau und ihres Advokaten. Vielleicht gerade weil er vor garnicht allzu lang vergangener Zeit ebenso kein Kind von Traurigkeit gewesen war (auch wenn er sich weiterhin recht plausibel selbst verkaufte, dass es ihm immer nur um die Sache gegangen war), schlug diese Art der Geltungssucht dann doch den Boden für ihn aus.
    Nachdem er und sein Mandant die Köpfe zusammengesteckt hatten, war Valas 3-Satz-Reaktion dementsprechend vorhersehbar.


    "Durch nichts hätte die Anklage deutlicher machen können, dass es ihr kaum um die Sache als um die öffentlichstmögliche Demütigung des Senators Germanicus geht." , zeigte Vala sich offen angewidert von der Art der Anklage, "Dieses Angebot zur gütlichen Einigung als solches zu betrachten spottet jeder Beschreibung und ist ein Verbrechen an den Worten die es beinhalten und wird daher vom Senator mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen. Wir erbitten uns vom Iudex, dem Paragraphen 26 des Codex Iuridicalis Beachtung zu schenken und von der Eröffnung des Hauptverfahrens abzusehen, da man hier doch keineswegs von einer schweren Schuld des Beklagten sprechen kann, welche das Übergehen des hergebrachten und bewährten Wegs durch die Instanzen der Aedile rechtfertigen, deren Urteil sich der Senator sehr gerne stellen wird."

  • Und kein Entgegenkommen im Sinne einer gütlichen Kompromissfindung ließ die Seite des Germanicers erkennen. Im Gegenteil stand anstelle eines Gegenvorschlags nur die Ablehnung jeder gütlichen Einigung (weil man keineswegs von einer schweren Schuld des Beklagten sprechen könne, obwohl jener sehr deutlich mit Vorsatz gehandelt hat - na klar). Aber so war es dann eben mit dem Germanicus und seinem duccischen Verteidiger, die beide mit Sicherheit ähnlich geltungssüchtig waren wie ich. Man sehe: Ich beklagte einen Senator wegen "nicht viel", wo andere in der Vergangenheit einen Flavier wegen "nicht viel" (und sogar noch viel weniger) vor Gericht zerrten. Und wo ich auch schnell mal auf meine patrizischen Ahnen zeigte, da kompensierten andere ihre Geltungssucht wieder anders. War das verwerflich? War das eklig? Ich fand, das war.. ja, praktisch normal in unserer römischen Gesellschaft: Bescheidenheit und Demut brachten einen nicht voran - und waren damit völlig zurecht eine bei den Griechen wie Römern geringgeachtete Haltung. Nicht wahr?

  • Schön, ich habe auch keinen Moment daran geglaubt, dass eine Einigung tatsächlich zustande kommen würde. flötete Samius Naso weiterhin vergnügt. Gütliche Einigungen hatten jedoch den Vorteil, dass man als Iudex keine weitere Arbeit hatte: man diktierte dem Schreiberling einfach den Inhalt der Einigung und schickte die Parteien nach Hause - jeder gewinnt.


    In Fällen wie diesen hatte Samius mehr zu tun. Den Göttern sei Dank hielt sich in diesem Fall jedoch der Aufwand in Grenzen. Er bestand nämlich darin, vom Schreiberling eine Kopie der Lex Mercatus reichen zu lassen, kurz nachzulesen und dann eine Entscheidung zu fällen. Und diese zu verkünden, freilich.


    Bambarabambam, wo haben wir es denn... Ach ja hier. Paragraph 9 Absatz 1 Satz 2 Lex Mercatus besagt wortwörtlich, dass die Ädilen zuständig sind für die Überwachung des Gesetzes. Also sind die Ädilen aktiv klagsberechtigt, nicht jedoch du, werte Sergia Fausta, zumal du weder finanziellen Vor- noch Nachteil aus den geschäftlichen Angelegenheiten des Senators Germanicus erfährst. Ich weise somit die Klage ab.


    Und mit diesen Worten stand Samius Naso auf und wandte sich zum Gehen. Fröhlich pfeifend, denn ihm hatte die Veranstaltung hier gefallen.

  • Zitat

    Original von Titus Samius Naso
    Bambarabambam, wo haben wir es denn... Ach ja hier. Paragraph 9 Absatz 1 Satz 2 Lex Mercatus besagt wortwörtlich, dass die Ädilen zuständig sind für die Überwachung des Gesetzes. Also sind die Ädilen aktiv klagsberechtigt, nicht jedoch du, werte Sergia Fausta, zumal du weder finanziellen Vor- noch Nachteil aus den geschäftlichen Angelegenheiten des Senators Germanicus erfährst. Ich weise somit die Klage ab.


    Nun, nicht dass ich vor dem heutigen Tag wirklich ernsthaft erwartet hatte, dass es mehr als nur diese erste Anhörung geben würde. Das hatte ich nämlich allen Argumenten zum Trotz nicht. (Der aufmerksame Prozessverfolger hatte sicherlich gemerkt, dass das stärkste Argument, nämlich jenes der Vorsätzlichkeit, erst auf Grundlage der ersten duccischen Gegenrede überhaupt einigermaßen tragfähig war.) Aber dieses Urteil des Iudex nun.. fiel am Ende dennoch ziemlich überraschend aus. Warum? Weil dieser Iudex hier die Entscheidung des Prätors Faustus Metilius Cicurinus einfach kassierte!
    Natürlich begründete der Iudex seine Entscheidung recht nett und verständlich. Aber das Gesetz sagte im Paragraphen 30 des Codex Iuridicialis zur ersten Anhörung ganz klar und deutlich: "Der Iudex Prior ist angehalten zu versuchen eine Einigung der beiden Parteien auf gütlichem Wege zu finden. Sollte dies nicht gelingen, wird" ohne Wenn und Aber (!) "der Termin der Hauptverhandlung benannt." Was der Iudex hier also mit dieser Begründung tat, "DAS IST RECHTSBEUGUNG!" und damit ein Verstoß gegen den Paragraphen 112 des Codex Iuridicialis, der da sagte: "Ein Iudex, Praetor oder ein anderer Amtsträger," Hier: Ein Iudex. Check. "welcher sich bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache" Hier: Bei der Leitung einer ersten Anhörung. Check. "zugunsten oder zum Nachteil einer Partei" Hier: Zugunsten des Beklagten und zum Nachteil des Klägers. Check. "einer Beugung des Rechts schuldig macht, Hier: Missachtung des Paragraphen 30 des Codex Iuridicialis, Absatz 5, Satz 2. Check. "wird mit Freiheitsstrafe von 3 bis 5 Monaten oder mit Geldstrafe von 800 bis 1.000 Sz. bestraft."


    Hätte sich der Iudex in seiner Entscheidung auf den von der Verteidigung benannten Paragraphen 26 des Codex Iuridicialis berufen, so hätte ich nichts dagegen machen können, für wahr. Auch wenn mein Advokat deutlich gemacht hatte, dass die Schuld des Beklagten mitnichten als gering einzustufen war (weil die Tat eben vorsätzlich geschah), hätte ich trotzdem praktisch nichts dagegen ausrichten können. SO und mit DIESER Begründung allerdings lag hier ein klarer Fall von Rechtbeugung vor! Und allein schon, um diesem uneinsichtigen Germanicus, der jede gütliche Einigung mit mir so arrogant durch seinen Anwalt hatte ausschlagen lassen, vielleicht doch noch in ein hübsches Hauptverfahren zu drängen, allein dafür lohnte es sich auch allemal, dass ich diese Rechtsbeugung auch gleich auf dem Weg nach draußen nett zur Anzeige brachte!
    Ich schenkte der Gegenseite ein gewinnendes Lächeln: "Gleiches Recht für alle? Römisches Recht auch für gut betuchte Senatoren? Ich hoffe, du hast mit dem widergesetzlich erworbenen Teil deines Vermögens nicht gleich die nächste Straftat begangen, werter Germanicus.", tarnte ich meinen Bestechungsvorwurf in der Gestalt einer "hoffnungsvollen" Aussage. Mit diesen Worten verließ ich den Verhandlungssaal zusammen mit meinem Hausadvokaten und gefolgt von meinem.. Gefolge. Mein nächstes Ziel, wie angekündigt, der Amtssitz des Praetor Urbanus.

  • Als der Iudex seine Entscheidung mitteilte, konnte man durchaus sehen wie von Vala ein Teil der Anspannung wich. Zwar war der Vorsteher des Verfahrens seiner Argumentation nicht exakt gefolgt, aber er war ihr gefolgt.. was Vala nicht mit der Befriedigung des Siegers erfüllte, sondern mit jener Zufriedenheit,die man verspürte wenn klar wurde, dass das Vertrauen in das Rechtssystem noch nicht verloren war.
    Mehr als ein mattes Lächeln ob des Sieges der Sachlichkeit gönnte Vala sich als Reaktion dann doch nicht, als er sich zu seinem Mandanten umwandte und diesem auf die Schulter klopfte. Die Anklage war bereits ihrer Art treu bleibend einfach abgerauscht und der Iudex hatte sich ebenfalls schon zurückgezogen.. so blieb der siegreichen Verteidigung nicht mehr, als sich in Demut zu üben und den Saal mit derselben ernstgefassten Gelassenheit zu verlassen, wie sie ihn auch betreten hatten.

    "Nun... wie ich bereits fragte..."
    , wandte Vala sich draußen an seinen Mandanten, "..hast du Hunger?"

  • Sedulus wollte der Sergia noch nachgrinsen und winken, doch sein Advocatus Duccius Vala war schneller. Als dieser fragte ob Sedulus Hunger hatte, sah dieser ihn nur etwas verwirrt an.


    Ähm, ein klein wenig?


    Fragte er eher sich selbst und nickte aber dann doch. Irgendwie stand Sedulus gerade ein wenig neben sich. Eigentlich sollte er sich freuen, aber das Gefühl des Sieges wollte sich irgendwie nicht einstellen, seinem Vertreter schien es ebenso zu ergehen.


    Also gut, lass uns gehen. Ich bezahle auch.


    Grinste Sedulus schließlich.

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