• Es war früher Nachmittag an jenem Tag, der der Brandkatastrophe folgte. Witjon hatte sich nach seinem nächtlichen Gespräch mit Crispus völlig erschöpft zu Octavena ins Bett gelegt, sie in die Arme geschlossen und einfach nur ihre Gegenwart genossen. Ihr angenehmer Duft tröstete sie und ihr Anblick zeigte Witjon, dass die Anstrengungen der letzten Stunden nicht vergebens sein würden. Ohne es zu merken fiel er in einen traumlosen Schlaf.


    Am nächsten Tag gab es tausende Dinge zu erledigen. Deshalb dauerte es auch bis zum frühen Nachmittag, bis Witjon es schaffte, Naha zum Gespräch in den Garten im Innenhof zu beordern. Er hatte sich auf die Bank gesetzt, auf die Crispus ihn bereits in der letzten Nacht verfrachtet hatte, und erwartete ihr Kommen.


    "Naha, mein Kind. Setz dich zu mir, sei so gut", bat er sie, als sie schließlich den Innenhof betrat. "Wir müssen besprechen, wo wir dich zukünftig unter ein sicheres Dach bringen..."

  • Naha
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    Naha war vermutlich genauso erschöpft gewesen wie Witjon. Sie hatte sehr unruhig geschlafen und war früh wieder auf gewesen, nur um ergebnislos über die Geschehnisse der vergangenen Nacht zu grübeln.


    Auf Witjons Bitte hin setzte sie sich folgsam zu ihm. Einen flapsigen Spruch nach dem Motto 'Was gibt's, alter Mann?' verkniff sie sich angesichts der Situation, in der sie sich momentan befanden. Naha erkannte den Ernst der Lage und war ebenso wenig zu dummen Späßen aufgelegt, wie Witjon es wohl sein mochte.


    "Unter ein sicheres Dach bringen?", nahm sie den Ball auf und sah ihr Sippenoberhaupt fragend an. "Ist Petronius' Haus etwa nicht sicher genug?" Einen herausfordernden Blick konnte sie sich dabei letztlich doch nicht verkneifen. Naha fand, dass sie hier ziemlich gut aufgehoben war. Es gab keinen Grund, warum Witjon dahingehend irgendetwas tun müsste.



  • Dieser herausfordernde Ton in Nahas Stimme ließ Witjon leise seufzen. Er versuchte es mit einer ruhigen Antwort und setzte auf ihr Verständnis. Vielleicht half es ja, ihr seinen Entschluss mit Erklärung und einer Prise Einfühlsamkeit statt mit der Brechstange - wie sonst üblich - mitzuteilen.


    "Naha, ich möchte Petronius nicht länger als nötig mit unserer Anwesenheit hier belasten. Du bist eine erwachsene Frau und ich habe lange gezögert, aber die Ereignisse zwingen mich schließlich, diesen Schritt zu gehen." Er zögerte kurz, rang sich dann aber durch klare Worte zu finden: "Naha, ich möchte, dass du heiratest. Und es gibt auch schon einen Mann, der dafür in Frage kommt."


    Witjon wartete ihre Reaktion nicht ab, sondern schob noch eine Frage hinterher: "Erinnerst du dich an Iullus Quintilius Sermo?"

  • Naha
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    Heiraten. Na klar, was sonst? Naha hatte es bereits geahnt, in dem Moment als Witjon sie als 'erwachsene Frau' bezeichnet hatte. Hatte er sie nicht soeben noch als 'mein Kind' betitelt?


    "Du hast also bereits für mich ausgewählt", stellte Naha mit etwas giftigem Unterton fest. Natürlich hatte er das. Er war das Sippenoberhaupt. Für ihre Mutter Elfleda war der Ehemann schließlich auch ausgesucht worden. Da hatte man als Frau traditionell keine Wahl.


    "Der Name sagt mir was", gab sie schließlich zu Protokoll. "Muss ich sonst noch etwas über ihn wissen?" Begeisterung sah anders aus, das stand fest. Aber Naha war Landos Tochter. Als solche war es nicht ihre Art, einfach mit gesenktem Blick Ja und Amen zu sagen.



  • Witjon hatte bereits für Naha ausgewählt, das hatte sie korrekt erkannt. Er zog leicht spöttisch die Augenbrauen in die Höhe.


    "Ich sehe, der Quintilier sagt dir zu." Während er sprach, versuchte Witjon weiter Nahas Miene zu ergründen. "Er ist Praefectus Alae der Secunda Numia und daher ein angesehener und reicher Mann, also eine ziemlich gute Partie. Zudem stellt er die momentan einzige Möglichkeit dar, das hauchdünne Band, das zwischen Ducciern und Quintiliern noch besteht, zu erneuern." Falls dieses Band überhaupt noch besteht, dachte Witjon besorgt, zeigte diese Sorge aber nicht.


    "Ich werde heute Abend meine Pläne für unser aller Zukunft ausführen, wozu auch deine Heirat gehört. Quintilius werde ich dann ein entsprechendes Angebot machen und ihn - falls er Interesse zeigt - daraufhin einladen, damit ihr euch kennen lernen könnt. So Frigg will, werden wir zu einer Einigung kommen und du kannst endlich deine eigene Familie gründen. Unter den besten Voraussetzungen."


    Witjon war tatsächlich der festen Überzeugung, dass dies das Beste war, was er für Naha tun konnte. Er hoffte inständig, dass sie es genauso sah und nicht bis aufs Blut rebellierte oder dergleichen dämliches tat.

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