[Horti Lolliani] Ein Treffen

  • Hadamar war mehr als nur ein wenig überrascht gewesen, als ihn ein Brief von der Tiberia erreicht hatte... genauso wie der Inhalt selbst. Aber gleichzeitig konnte er kaum leugnen, dass ihn irgendwie freute, was sie schrieb. Er war der Decima also in Erinnerung geblieben? Natürlich gefiel ihm das.
    Sich loszueisen, war dann aber doch nicht so einfach wie er gehofft hatte. Entsprechend kam er etwas zu spät... andererseits: es war schon immer noch Mittagszeit. Und tatsächlich hatte die Tiberia auf ihn gewartet, wie er feststellte, nachdem er durch den halben Garten gelaufen war und sie schließlich entdeckte. „Salve, Tiberia“, grüßte er sie mit einem angedeuteten Lächeln. Er war sich unschlüssig, wie vertraut er sich geben konnte oder sollte, und es kam ihm etwas blöd vor, sie gleich auf den Brief... oder gar die Decima anzusprechen, weswegen er es erst mal dabei beließ.

  • Lucia war sich alles andere als sicher, ob ihr Brief in irgendeiner Weise funktionieren würde. Beinahe tat es ihr schon wieder Leid ihn geschrieben zu haben, schob sie doch eine ihrer liebsten Freundinnen vor und diese wusste noch nicht mal was davon. Doch Lucia musste einfach ein wenig mehr erfahren. Sie hatte mal gelernt, dass Wissen Macht war und so wenig Macht wie sie momentan hatte, konnte sie alles Wissen gebrauchen, was sie nur irgendwie bekommen konnte.


    Wegen ihrer Nervosität war Lucia viel zu früh im Hortus und machte es sich auf einer Bank unter einer in einen Bogen geflochtenen und dadurch Schatten spendenden Weinrebe gemütlich. Sie hatte nur Arsinoe mit zum Treffpunkt kommen lassen, Sekunda wartete bei der Sänfte und de andere Sklaven an einem der Eingänge. Um sich die Zeit zu vertreiben veranstaltete Lucia mit ihrer jungen Sklavin ein kleines Picknick. Arsinoe packte den großen Weidenkorb aus. Zuerst ein kleines Tuch, auf dem dann verschiedene Käse und Weintrauben platziert wurden. Sie hatten auch einen Weinschlauch dabei, doch noch verspürte Lucia keinen Durst. Sie ging viel mehr immer wieder im Kopf durch, was sie sagen wollte… sofern der Duccier überhaupt auftauchte.


    Sie glaubte schon ewig gewartet zu haben, die Traube Weintrauben war schon sichtlich geschrumpft und auch vom Käse fehlte einiges. Doch da kam der Duccier endlich um die Ecke. Erleichtert atmete Lucia auf und schenkte dem jungen Mann zur Begrüßung ein breites Lächeln. „Salve Duccius.“, erwiderte sie seinen Gruß. „Es freut mich, dass du es einrichten konntest. Setz dich doch bitte.“ Natürlich wies Lucia ihm keinen Platz direkt neben ihr. Das wäre zum einen unschicklich… weil sie sich ja darüber noch so große Gedanken machen musste… aber alte Gewohnheiten sterben wohl schwer, zum andere lag dort noch ihr kleines Picknick. Nein, Lucia wies auf die Bank ihr gegenüber, ebenfalls unter dem Bogen, aber auf der anderen Seite des Ganges. Eine angenehme Entfernung, um sich zu unterhalten, vermutlich hatte sich der Architekt tatsächlich etwas dabei gedacht gehabt. „Ich hoffe, du wirst jetzt meinetwegen keinen Ärger bekommen?“, fragte sie vorsichtig nach. Es interessierte sie, aber sie wollte sich auch bewusst mitfühlend zeigen, um besser rüberzukommen.

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