Alles nur eine Sache des Willens und der Körperspannung, sagte er sich als er das Scutum wieder hob. Daran, den Schild einfach zu halten würde er sich zweifellos schnell gewöhnen. Wie er mit erhobenem Scutum schnell vorrücken oder gar angreifen sollte, überstieg allerdings noch sein Vorstellungsvermögen. Aber auch das würden sie lernen, so wie es Tausende und Abertausende vor ihnen gelernt hatten. Am nötigen Eifer fehlte es jedenfalls nicht. Verbissen bemüht um eine ruhige korrekte Ausrichtung der Scuta lauschten die Tirones der nächsten Frage des Optio. Fimbria, mittlerweile offenbar hochmotiviert, versuchte sich als erster an einer Antwort: „Ein kraftvoll geworfenes Pilum wird den Schild sicher durchschlagen!“ Allerdings, schmunzelte Antias in sich hinein, und ein von Fimbria geworfenes Pilum wird Scutum samt Lorica und Miles durchschlagen. „Zumindest bleibt es im Scutum stecken.“ ließ sich Hispo vernehmen. „Und wegen der Widerhaken kriegt man es nicht mehr raus, dann wird’s schwer“ Schwer war es jetzt schon. Antias’ linke Schulter signalisierte bereits Auslastung. Besser gar nicht dran denken. „Das Pilum bleibt stecken und verbiegt sich aufgrund des weichen Metalls. Das Scutum wird damit unbrauchbar.“
Fabius Scato, Germanicus Antias & Iulius Macro: Kampf- und Waffenübungen
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- Grundausbildung
- Aulus Iunius Avianus
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Mit einem Nicken bestätigte Avianus die Antworten der Tirones. Ohne Frage gefiel es ihm, wie seine kleine Truppe inzwischen bei der Sache war, und würde es so weitergehen, wären am Ende sicher ein paar richtig gute Leute dabei. Nun, und Raecius Fimbria war eben Raecius Fimbria, aber selbst mit dem würde er fertigwerden. An Selbstsicherheit mangelte es dem Iunius im Augenblick jedenfalls nicht.
"Scuta deorsum… sursum!", rief er erneut und noch einige Male ging es so weiter, bis schließlich ein letztes scuta deorsum erschallte. "Gut, da vorne liegt für euch Übungsausrüstung bereit. Tauscht eure Waffen und jeder stellt sich zu einem der Pfähle da drüben!" Mit dem Stab deutete er über den Platz hinüber zu den Holzpfählen, an welchen schon unzählige Tirones vor ihnen mit dem Gladius geübt hatten, genauso wie er selbst damals bei seiner Grundausbildung.
"Achtet auf eure Deckung, nutzt das Scutum wie ihr es gerade geübt habt, lasst euren Gladius hervorschnellen, ziehlt auf Kopf- und Halshöhe!", gab er noch kurze Anweisungen, lange Erklärungen waren vorerst überflüssig, er würde sich einfach mal ansehen, wie die einzelnen Männer sich anstellten. -
Mist! Zu früh gefreut. Da hatte er die ganze Zeit ungeduldig zu den Pfählen hinüber geschielt, voll stiller Vorfreude darauf, seine Klinge endlich richtig arbeiten zu lassen, und jetzt das! Waffen aus Holz! Grob gearbeitet, unhandlich und vor allem schwer! Und das nachdem er eben angefangen hatte, eine einigermaßen ausgewogene Haltung zwischen Schwert und Schild zu finden. Kritisch wog er den hölzernen Gladius in der Hand, dann den Übungsschild. Trotz anfänglicher Enttäuschung erschloss sich ihm der Zweck des schweren Übungsgerätes durchaus. Irgendwann, wenn sich ihre Muskeln und Gelenke an das zusätzliche Gewicht gewöhnt hatten, würde sie der Umgang mit den Holzwaffen dazu befähigen, ihre „richtige“ Ausrüstung weit sicherer und kraftvoller zu handhaben. Dummerweise machte alle Einsicht in diese Notwendigkeit den klobigen Krempel auch nicht leichter. Schicksalsergeben trat Antias auf einen der Pfähle zu, nahm den Schild hoch, fixierte einen Punkt in Augenhöhe und griff an. Der erste Versuch ging mit überstrecktem Ellbogen in’s Leere. Fluchend schüttelte er den Arm aus und trat einen halben Schritt nach vorn. Also nochmal. Hoch mit dem Schild, Stellung einnehmen und Stoß. In lockerem Schwung rammte er die Übungswaffe auf den Pfahl. Ein Fehler, wie er schmerzhaft feststellen musste. Das Schwert schnellte vom federnden Holz zurück und jagte ihm einen brennenden Stich über Handgelenk und Oberarm bis in die Schulter hinauf. Der von unzähligen Hieben und Stößen gezeichnete Holzpfahl schien ihn hämisch anzugrinsen. Na gut, kapiert. Er musste also versuchen, den Stoß zu kontrollieren. Weniger Schwung, mehr Kraft. Verbissen starrte Antias das grinsende Stück Holz an. In Ordnung. Schild hoch. Deckung. Aus der Schulter nach vorn. Einmal. Zweimal. Kopf. Hals. Kopf. Sollte der Pfahl doch grinsen, mit Pfählen würde er es später nicht mehr all zu oft zu tun bekommen.
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Ähnlich wie während den Einheiten, in welchen er die Tirones Ringkämpfe hatte austragen lassen, schritt Avianus von Tiro zu Tiro, verbesserte hier und da, und beobachtete ein wenig, um einzuschätzen, wie gut die Truppe in der Ausbildung vorankam. Doch das endlose tock... tock.... tock... schläferte ihn nach und nach ein. Während der Ringkämpfe war wenigstens etwas los gewesen. Und hier war er dazu verdammt den Rekruten beim Malträtieren der Holzpfähle zuzuschauen, selbst wenn er immer weniger zu bemängeln fand. Natürlich gehörte stumpfes Üben und Wiederholen der Bewegungsabläufe genauso dazu, aber irgendeine Möglichkeit gab es bestimmt, es zumindest für ihn etwas unterhaltsamer zu gestalten.
Und dann kam ihm eine Idee, zunächst kaum merklich vor sich hin grinsend, stellte er sich hinter den Tirones auf und brüllte den Männern schließlich in den Rücken:
"SAGITTAE!!! IN DECKUNG!"
Er konnte nicht leugnen, den Befehl in erster Linie zu seiner eigenen Unterhaltung über den Platz gedonnert zu haben. Doch die Soldaten mussten sich an derartige Befehle ohnehin gewöhnen. Nicht nachdenken, nicht blöd gucken, sondern einfach unter den Schild, dachte er sich. -
Der Schrei des Optio erreichte Antias mitten im Stoß. Sein erster Gedanke war: Warum? Der zweite blieb irgendwo in seinen Hinwindungen stecken. Instinktiv warf er sich nach vorn und krachte der Länge nach auf das Scutum. Mit schmerzenden Rippen und angehaltenem Atem erwartete er einen tödlichen Pfeilhagel oder den dröhnenden Einschlag brennender Wurfgeschosse. Nichts dergleichen geschah. Nur sein hängen gebliebener Gedanke tröpfelte ihm verspätet in’s Bewusstsein: Nicht auf den Schild! Als er sich irritiert umsah, bot sich ihm ein absonderliches Bild. Zu seiner Rechten tänzelte Hispo nervös herum, das Scutum beidhändig über dem Kopf erhoben. Zu seiner Linken war Fimbria auf die Knie gesunken und mit eingezogenem Kopf hinter dem schräg gestellten Schild verschwunden. Einer der Zwillinge hatte sich hinter dem Holzpfahl versteckt, während der andere auf der Seite gelandet war, das Scutum wie eine Bettdecke über die Ohren gezogen. Wie der Rest der Tirones das Kommando umgesetzt hatten, wollte Antias gar nicht mehr wissen. Um wenigstens noch ein letztes Fünkchen an Würde zu retten, rollte er stöhnend vom Schild, kam auf die Knie und rammte das Scutum vor sich in den Staub. Hispo blinzelte noch immer unter dem erhobenen Schild gen Himmel, Fimbria verharrte bewegungslos und was war mit dem Optio? Antias hatte da so seine Vermutungen.
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Das Bild das sich dem Optio bot, hatte er alles andere als erwartet. Er hatte sehr wohl damit gerechnet, dass ein Großteil reagieren würde, allerdings nicht damit, dass die halbe Truppe jetzt im Grunde tot wäre. In Deckung, hatte er gesagt, nicht Werft euch zu Boden.
Er scheiterte bei dem Versuch, sich ein müdes Lächeln abzuringen, denn seine Belustigung hatte sich recht schnell wieder gelegt, und musterte nun die Reaktionen der Tirones: Einer hatte sich wie ein kleines Kind auf dem Boden liegend unter seinem Scutum verkrochen. Marullus oder Tutor? Avianus hatte keine Ahnung, die beiden sahen für ihn so ziemlich gleich aus. Der andere hatte seltsamerweise Schutz hinter seinem Pfahl gesucht, während der Germanicus aus irgendeinem sich ihm nicht erschließenden Grund bäuchlings auf seinem Schild gelandet war. So mancher hatte schlichtweg vollkommen überrumpelt den Blick entsetzt gen Himmel gerichtet und mindestens genauso viele hatten sich nicht weniger betreten in seine Richtung gewandt. Was sich da gerade eben vor seinen Augen abspielte, war eine reine Katastrophe. Die einzigen die das hypothetische Szenario eines Pfeilangriffs vermutlich überlebt hätten, wären wohl mit etwas Glück der irritiert herumtänzelnde Hispo, der hinter seinem Scutum kauernde Fimbria und mit noch einem ganzen Brocken Glück mehr vielleicht noch Marullus (oder Tutor?) gewesen.
Und da fragte er sich natürlich in erster Linie: Warum?
"Surgite!", forderte er alle liegenden und kauernden zum Aufstehen auf und schlug mit dem Stab drohend auf die Scuta, während er zwischen den Tirones durchging. "Muss ich euch etwa öfter anbrüllen, dass ihr euch im Ernstfall nicht gleich vor Angst anscheißt?! Oder weshalb werft ihr alle sonst euren Verstand über Bord?", stellte er Fragen in die Runde, auf die er ohnehin keine Antwort erwartete, und blickte etwas unschlüssig von Tiro zu Tiro, weil er gar nicht wusste, wo er mit seinen Erklärungen beginnen sollte. "Eine Testudo bietet sich nicht immer an, und ist, wenn der Beschuss nicht von oben herab erfolgt, auch nicht zwingend notwendig. Aber verdammt nochmal zieht den Kopf ein und nutzt euer Scutum, das Ding ist notfalls groß genug um euren ganzen Körper zu schützen. Also reißt euch zusammen und pisst euch nicht die Tunicae an!"
Einen tiefen Atemzug später wartete er erst die Wirkung seiner Worte ab und gab schließlich den Befehl: "Weitermachen." -
Zerknirscht rappelte sich Antias hoch und nahm Haltung an. Das war ja mal gründlich in’s Subligaculum gegangen. Wie schon vermutet war Optio Avianus von der gezeigten Darbietung wenig angetan, und das bedauerlicherweise auch noch völlig zu recht. Was hatten sie sich nur dabei gedacht? Während er betreten der lautstarken Zurechtweisung des Optios lauschte, versuchte Antias dahinter zu kommen, was genau gerade passiert war. Waren sie in manchen Belangen wirklich noch solch armselige Zivilisten? Waren ihre Reflexe tatsächlich noch so sehr von ihrem dereinst gewohnten Leben geprägt? Was auch immer ihn dazu veranlasst hatte, sich wie ein panisches Weib auf den Boden zu werfen, blanker Schrecken war es nicht, der kam erst jetzt in ihm hoch. Wäre das eben keine Übung sondern ein Angriff feindlicher Bogengeschützen gewesen, er läge jetzt gespickt wie ein Igel auf seinem Scutum. Der üble Geschmack rostigen Metalls legte sich auf seine trockene Zunge. Verdammt! Mit Pfeilen hatte er in Wirklichkeit gar nicht gerechnet, sondern mit Steinen! Glatte runde Flusskiesel, abgeschossen von den selbstgebastelten Schleudern seiner Spielkameraden aus Kindertagen. Ähnliche Erfahrungen mochten Marullus – oder war das Tutor – hinter den Pfahl getrieben haben. Fimbrias Deckung hatte demzufolge vermutlich weniger einem Kavallerieangriff sondern eher einer Herde heranstürmender Rindviecher gegolten, während Hispo sich in den Gassen von Ostia wohl in erster Linie vor fliegendem Unrat zu wappnen gelernt hatte. Welche Strategie Tutors – oder Marullus – Haltung zugrunde lag, mochten die Götter wissen, vielleicht war er Gefahren und Problemen bislang entgegen getreten, in dem er sich einfach noch mal hingelegt und darüber geschlafen hatte? Schwachsinn! Wütend riss er sich aus seinen verselbstständigten Gedanken. Völliger Schwachsinn! Sowas konnte sich nur jemand zusammen spinnen, der durch permanenten Schlafmangel langsam blöde zu werden drohte. Wahrscheinlich waren sie einfach nur eine Horde überspannter Hohlköpfe. So oder so durfte etwas derartiges nicht mehr passieren, und den betroffenen Mienen der Kameraden nach zu urteilen würde es auch nicht mehr passieren. Die Tirade des Optios verhallte langsam über dem Exerzierplatz. Zornig und beschämt zugleich machte sich Antias daran, den grinsenden Holzpfahl für sein eigenes Versagen büßen zu lassen
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Nicht sehr viel glücklicher als die Tirones, die sich wieder mit den Holzpfählen beschäftigten, stand er wieder am Rand des Geschehens, dieses Mal jedoch weniger aufmerksam beobachtend als vielmehr gedankenverloren. Kaum vorstellbar, dass ebensolche Tirones, wie er sie hier vor sich hatte, im Bürgerkrieg ins Feld gezogen waren. Von seinen hätten wahrscheinlich die wenigsten überlebt... wenn überhaupt. Wahrscheinlich wäre bereits die Hälfte von ihnen zu Boden gegangen, noch bevor sie die Reihen der Feinde erreicht hätten. Irgendetwas musste er anders machen. Die Ausbildungseinheiten brauchten keinen Spaß zu machen, weder ihm noch den Rekruten. Was war eigentlich aus seinem Vorsatz geworden, die Tirones härter ranzunehmen, als man es mit ihm getan hatte? Er war die meiste Zeit seines Soldatenlebens mit angenehmen Offizieren gesegnet gewesen, aber diese Zeit hatte er größtenteils bei den Prätorianern verbracht. Alle zusammen ein Haufen erfahrener Soldaten, und jeder von ihnen hatte bei sämtlichen Befehlen haargenau gewusst, was zu tun war. Aber die hier waren noch nicht einmal Soldaten. Noch nicht. Daran musste er sich wohl ständig aufs Neue erinnern.
Seine Aufmerksamkeit wanderte wieder zu den Tirones, wobei er den Gedanken im Stillen weiterspann, und als es Zeit wurde, das Exerzieren zu beenden, richtete er sich nach einem leisen Seufzen an die Männer.
"10 Runden laufen, wer fertig ist, kann gehen.", hielt er sich auch für seine Verhältnisse recht kurz. -
Die abschließenden zehn Runden verliefen in gespenstischer Stille. Keiner setzte sich ab, keiner fiel zurück. Geschlossen und schweigend umrundete das Feld den Platz. Jeder lief gegen sich selbst, auch Antias. Ob er jedoch hinter sich her oder vor sich davon rannte, war ihm dabei nicht ganz klar. Erschreckend klar war ihm allerdings, dass dieser Lauf im Grunde das Leben versinnbildlichte, das sie hier erwartete. Die Welt schrumpfte auf die Größe eines Exerzierplatzes zusammen. Sie schnauften, keuchten, mühten sich ab, und doch würde sie ihr Weg nirgendwohin führen außer in die nächste Runde. Der gestampfte Boden glitt unerträglich langsam unter seinen Caligae dahin. Die Mauern und Giebel der umstehenden Gebäude wechselten sich ab und blieben doch stets dieselben. Warum nur zehn Runden? Warum nicht zwanzig? Eine Runde für jedes Dienstjahr, das noch vor ihm lag. Die Müdigkeit war fort, seine Beine hatte er längst wiedergefunden, verloren hatte er stattdessen etwas anderes. Irgendetwas hatte er nach der schmählichen Vorstellung zwischen den Übungspfählen zurückgelassen. Zweifellos würde ihm noch mehr abhanden kommen, mit jeder Runde, mit jedem Jahr. Gut möglich, dass er dafür auch so manches hinzu gewinnen konnte, aber jetzt, nach diesem Rückschlag, inmitten der niedergeschlagenen Kameraden konnte er nichts davon sehen. Er sah nur Apolonia. Auf der entgegengesetzten Seite des Platzes. Egal, auf welcher Höhe er sich gerade befand, sie drehte sich ebenso wie er im Kreis. Stur seine Bahnen ziehend würde er sie vielleicht nie erreichen, nicht in diesem Tempo. Also würde er schneller werden müssen, schneller als alle anderen, und wenn ihm dies nicht gelang, blieb nur der Weg weg vom Pulk quer über den Platz zu ihr.
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Ein neuer Tag brach an, mit neuen Möglichkeiten, neuen Herausforderungen und vor allem vielen Stunden, und für die Tirones würde ein guter Teil davon (wieder einmal, welch eine Überraschung) auf dem Exerzierplatz stattfinden.
"2 Runden laufen, dann 30 Liegestütze", begann Avianus die heutige Einheit, die hoffentlich besser laufen würde als die letzte. Vielleicht sah er aber auch alles etwas zu pessimistisch. Irgendwann würden aus den unbeholfenen Rekruten schon noch Soldaten werden... hoffte er jedenfalls.
Als die Tirones mit ihren ersten Übungen fertig waren, und sich wieder sammelten gab er auch sogleich die nächste Aufgabe: "Nehmt euch wieder die Übungswaffen, Tirones, und sucht euch einen Partner."
Dann wartete er erst einmal ab, um den Rest zu erklären. -
Als sie am nächsten Morgen aus den Unterkünften traten, hatte es merklich abgekühlt. Ein frischer Wind wehte von der Küste herauf, die allmorgendlichen Dunstschwaden waren einer beißenden Herbstluft gewichen, die rein und prickelnd in ihre Lungen strömte. Mit geblähten Nasenflügeln schnuppernd verharrte Antias einen Moment vor der Baracke. Draußen in der Welt vergingen die Tage wie seit Anbeginn der Zeit. Bald würden im Norden die Pässe unter Neuschnee versinken und sich das Meer im Westen brodelnd unter den Schiffen aufbäumen. Die brütende Hitze, die ihn zu Beginn der Ausbildung so zermürbt hatte, war zur bloßen Erinnerung geworden. Wie lange war das nun her? Wirklich erst ein paar Monate? Unmöglich, schienen doch bereits Jahre vergangen zu sein, seit er Apolonia das letzte mal in den Armen gehalten hatte. Apolonia. War da nicht ein unendlich zarter Hauch von Ozean in der klaren Brise? Sanft lächelnd riss er sich aus seinen Gedanken und folgte den Kameraden zum Exerzierplatz.
Ein wenig war er noch benommen von der verloren geglaubten Energie, die ihn durchströmte. Er hatte geschlafen. Nicht nur die übliche matte Stunde vor dem Wecksignal, sondern fast die ganze Nacht. Weder der Erschöpfung noch der quälenden Melancholie des vergangenen Tages war es gelungen, ihn einzuschläfern, der Schlaf war erst über ihn gekommen, nachdem er den Brief an sie endlich zu Papier gebracht hatte. Auch wenn ihm kein tiefgründiges Epigramm gelungen war, sondern nur ein eher unbeholfener Ausdruck seiner Gefühle, so hatte sich die Niederschrift doch für ein paar Augenblicke fast so angefühlt, als spräche er von Angesicht zu Angesicht mit ihr. Zwar wusste er noch immer nicht, wie und wohin er das Schreiben übermitteln sollte, aber das würde sich finden. Wenn sie noch mit etwas Zuneigung an ihn dachte, würde sich ein Weg auftun.
Auf dem Platz erwartete sie Optio Avianus mit undefinierbarer Miene. Schwer einzuschätzen, welche Spuren die deprimierende Leistung des Vortages bei ihm hinterlassen hatten, anzusehen war ihm nichts. Schweigend beeilten sich die Tirones, ihre zwei Runden zu laufen und schweigend absolvierten sie auch die Liegestütze. Erst beim Aufnehmen der Übungswaffen wich die Anspannung etwas und machte einer zaghaften Neugier Platz. Grinsend kam Hispo auf ihn zu. „Na, Partner? Bereit?“ „Kommt drauf an, wozu.“ entgegnete Antias mit einem schrägen Lächeln. Auf welche Weise durften sie sich heute blamieren?
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Die Tirones führten allesamt schweigend die Befehle aus, keiner tanzte aus der Reihe, und keinem ging schon bei den Aufwärmrunden die Luft aus. Es schien fast so, als hätte die Standpauke des Vortags Früchte getragen. Oder wurden die Tirones einfach nur verdammt schnell besser? Im Grunde völlig egal – der Optio war vorerst zufrieden.
"Ihr werdet gemeinsam den Umgang mit Gladius und Scutum üben. Einer von euch stößt seinen Gegner mit dem Scutum zurück, versucht ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und sticht mit dem Gladius zu, der andere versucht standzuhalten. Das Zustoßen mit dem Gladius sollt ihr allerdings nur andeuten. Bleibt in Deckung und wechselt euch ab.", erklärte er die nächste Übung. Avianus ließ den Blick suchend über die Rekruten-Paare schweifen, die sich inzwischen gebildet hatten, und schließlich zeigte der Optiostab auf Hispo und Antias. "Ihr zwei, Peducaeus und Germanicus, wollt ihr es euren Kameraden vorzeigen?"
Der Germanicus beherrschte zumindest die Theorie, das hatte er inzwischen bewiesen, und sein Partner war wenigstens kein kompletter Anfänger, was den Umgang mit Waffen betraf, denn das dieser am Vortag den Gladius bereits recht geschickt gezogen hatte, war ihm nicht entgangen. Die zwei waren also im Vergleich zu den anderen Paaren eindeutig eine der besseren Wahlen. -
Zunächst machte ihn die Aufforderung des Optios stutzig. Wollte Avianus sie vorführen? Wohl eher nicht, sagte er sich nach kurzem Nachdenken. Der Optio war im Grunde ein anständiger Kerl, dem Schikanen wohl weit weniger am Herzen lagen, als das Überleben seiner Rekruten. „Jawohl, Optio Iunius Avianus!“ Mit einem kanppen Nicken winkte er Hispo auffordernd zu, spuckte sich in die Handfläche und trat vor. Konzentriert nahmen die beiden Tirones Grundstellung ein. Schild hoch, Gewicht auf das linke Bein, Oberkörper leicht nach vorn, Gladius in Rippenhöhe nach vorn. Wenn eines feststand, dann dass Hispo zuerst angreifen würde. Unvermittelt, wie er sicher hoffte, das Überraschungsmoment nutzend. Langweiligerweise machte er das immer so, was der Überraschung auf Dauer etwas von ihrer Wirkung nahm. Abschätzend blickte Antias auf seinen Kameraden, presste sich das Scutum fest an die linke Schulter, zog den Kopf ein und wartete ab.
Wie auf Stichwort preschte Hispo denn auch den Schild voraus auf ihn zu. Die Wucht der aneinander krachenden Scuta durchflammte Antias’ Schulter. Keuchend wippte er nach hinten, fing sein Gewicht mit dem rechten Bein ab, schnellte wieder nach vorn und riss das Scutum etwas nach rechts um den Schwertstoß abzuwehren. Die Schildkante schlug dumpf gegen Hispos’ heranzuckenden Holzgladius und ließ ihn federnd abprallen. Antias nahm wieder Grundstellung ein, wartete, bis Hispo zurückgewichen war, und griff dann seinerseits an. Holz donnerte auf Holz. Hispo tappte einen Schritt nach rechts. Antias stieß an den schwankenden Scuta vorbei und stoppte den Gladius kurz bevor er sich zwischen die Spangen von Hispos’ Schulterpanzer bohren konnte. „Mist!“ schnaufte Hispo und stieß sich von Antias’ Scutum ab. Erneut gingen sie in Stellung. Schild hoch, Kopf runter, Konzentration. Wie zu erwarten war, trug Hispo seine nächste Attacke weit entschlossener vor als die erste. Das Scutum schlug dröhnend ein. Der Schwertstoß folgte unmittelbar über den Schildrand und verfehlte nur knapp Antias Helm. Mit ganzer Kraft stemmte sich Antias gegen den Angriff. Jetzt kontern! schrie es in ihm auf. Das Scutum nach links! Den Gladius zwischen seine Rippen! Dann war die Gelegenheit verstrichen. Hispo trat nach hinten, Antias warf sich nach vorn. Rammen! Pressen! Stoß zum Hals! Zurück! Grundstellung! Blocken! Halten! Lösen! Grundstellung! Keuchen. Splittern. Knirschende Stiefelsohlen auf lehmigem Boden. Verdammt, das würde ihn heute wieder eine Handvoll Stollennägel kosten!
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Zwar hatte er die beiden gefragt, aber er war nicht blöd, natürlich hatten die beiden keine andere Wahl als vorzutreten und nach seiner Pfeife zu tanzen. Wie erwartet machten Hispo und Antias sich an die Arbeit, während Avianus jede Bewegung genau beobachtete. Ohne Frage gefiel es ihm, wie die zwei sich ins Zeug legten. Andererseits hatte er ja nicht ohne Grund genau jene zwei Tirones ausgewählt. An Kampfgeist hatte es ihnen noch nie gemangelt, und seit ihrem ersten Ringkampf während der Grundausbildung hatten die beiden einiges dazugelernt, was er an Kleinigkeiten zu bemängeln hatte, konnte da erst einmal warten.
"Gut, weiter so", sagte er zufrieden zu Antias und Hispo.
"Wenn es bei euch allen so aussieht, könnte aus euch ja doch was werden! Na los, fangt an!", rief er dann den restlichen Rekruten zu, die den Kampf der beiden beobachteten. Würde sich der Rest der Truppe allerdings genauso anstellen wie ihre zwei Kameraden, musste er sich ja fast Sorgen machen, dass bei all der Antrengung in einer Stunde mit den Tirones nichts mehr anzufangen war, dachte er während seiner gewohnten Runde durch die kämpfenden Rekruten, bis er wieder bei den ersten beiden ankam.
"Tiro Peducaeus Hispo, wie oft wärst du heute schon gestorben?!" – Avianus stellte die Frage selbstverständlich nicht ganz ohne Hintergedanken. Er hatte schon mehrfach bemerkt, dass der Tiro übereilt angriff und dabei seine Verteidigung gerne mal vernachlässigte. -
Entschlossen gingen die Tirones ans Werk. Brachten sich in Stellung, stürmten aufeinander los. Augenblicklich hallte dumpfes Kampfgetöse über den Exerzierplatz. Unter den wachsamen Augen des umher gehenden Optios knallten Scuta gegeneinander, zuckten Holzgladii und flogen die ersten Schweißtropfen durch die kühle Morgenluft. Antias teilte sich seine Energie ein so gut es ging. Beim Abfangen verzichtete er mittlerweile auf kraftraubende Abwehrbewegungen mit dem Scutum. Die waren ohnehin nutzlos, solange er keine Konterstöße führen durfte und eine derartige Order war noch nicht ergangen. Also begnügte er sich damit, die wuchtigen Angriffe zu blocken, was schon anstrengend genug war, und sparte sich seinen Atem für die eigenen Attacken. Hispo war mit Feuereifer bei der Sache, das war nicht zu leugnen. Wenn er angriff, dann mit aller Macht. Wie lange er das noch durchhalten würde, war allerdings eine andere Frage. Die Schwerthiebe schnellten immer noch schwungvoll heran, klatschten dann aber mit merkbar nachlassender Kraft immer unpräziser auf Antias’ federndes Scutum. Weniger Schwung! Mehr Kraft! Mehr Kontrolle! hämmerte sich Antias immer wieder ein, bevor er selbst zum Angriff überging. Auch seine Atemstöße wurden schneller und tiefer, aber wenn Hispo sich nicht langsam besser sortierte, würde er lange vor seinem Gegner aus den Caligae kippen.
Trotz der durchaus vorhandenen Kraftreserven war Antias alles andere als unglücklich, als Optio Avianus an die beiden Tirones herantrat und Hispo mit einer nicht unamüsanten Frage konfrontierte. Schnell den Arm ausschütteln, Luft holen und sich vor allem das Grinsen verkneifen. Hispo starrte den Optio zunächst nur verdattert an. Dann schien ihm dessen Frage tröpfchenweise ins Hirn zu sickern. Keuchend senkte er die Deckung. „Äh ..“ Schnaufen. „.. ich hab nicht mitgezählt Optio.“ Schnaufen. „Zu oft?“
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Wie der Tiro nun leicht hilflos aus der Wäsche schaute, belustigte Avianus doch ein wenig. Zwischen angestrengten Atemzügen bekam er eine schlichte Gegenfrage gestellt. Natürlich ahnte Hispo worauf er hinaus wollte, er hatte nichts anderes erwartet.
"Da du es scheinbar weißt, warum tust du dann nichts dagegen?", meinte er daraufhin. "Teile dir deine Kräfte ein und konzentrier dich nicht nur auf den Angriff, sondern auch auf deine Verteidigung. Ein toter Soldat ist nicht nur nutzlos gegen den Feind, sondern eine Lücke in der Angriffslinie auch gefährlich für seine Kameraden." – Und niemand wollte die eigenen Kameraden auf dem Gewissen haben. Derartige Apelle verfehlten ihre Wirkung nur selten, denn am Ende war die eigene Einheit für jeden wie ein Haufen Brüder. Er machte wieder einen Schritt zurück, damit die zwei Tirones fortfahren konnten, ein paar Mal beobachtete er noch wie Antias und Hispo sich abwechselten und ging dann weiter."Genug", rief er nach vielen weiteren Wecheln, sodass es den Tirones wie eine Ewigkeit vorgekommen sein musste, schickte die Rekruten wieder zu ihren alten Freunden auf der anderen Seite des Exerzierplatzes: Nach den Übungen zu zweit durften sich die Tirones wie am Vortag noch eine ganze Weile vor die Pfähle stellen – dieses Mal ohne Unterbrechung –, damit auch wirklich jeder lahme Arme hatte, bis sich der Vormittag dem Ende zuneigte.
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Während dieser Übungseinheit würde wieder etwas Neues auf die Tirones zukommen, und die bereitliegenden Hastae verrieten auch schon, was. Doch zuvor war das routinemäßige Aufwärmen an der Reihe: Ein paar Runden laufen, einige Liegestütze und weitere Übungen, damit früh morgens ein wenig Leben in die Truppe kam. Erst dann bekamen die Tirones den Befehl, sich die neuen Übungswaffen zu nehmen, und der Befehl "In aciem venite!" schallte über den Platz.
Davon, dass die Männer zumindest wussten, was das für eine Waffe war, die sie da in der Hand hielten, war auszugehen, doch das Wissen, dass das Ding Hasta hieß, war Avianus natürlich nicht genug. Deshalb machte er wie gewohnt erst einen Abstecher in die Theorie:
"Tiro Germanicus Antias, was weißt du über die Hasta?!", fragte er geradewegs den Liebling des Tribunus, von dem allerdings auch er zugeben musste, dass er sich schon mehrfach als nützlich erwiesen hatte. -
Selbst in seinen optimistischsten Träumen, die freilich so selten waren wie redliche Straßenhändler, hätte er sich niemals vorstellen können, dass ihm die allmorgendliche Schinderei einmal so etwas wie Lust bereiten würden. Völliger Irrsinn, aber so war es gekommen. Der Lauf um den Exerzierplatz wehte ihm die trüben Traumgespinste der Nacht aus dem Schädel, Liegestütze, Knie- und Rumpfbeugen brachten seine steifen Gelenke wieder in Stellung und machten Muskeln und Sehnen geschmeidig, alle Einheiten zusammen genommen trieben ihm die prickelnde Morgenluft erfrischend in die geweiteten Lungen. Irgendwie befremdlich, welch entspannende Wirkung Anspannung entfalten konnte, wenn ihr Grad richtig gewählt war, und dafür besaß Optio Avianus ein untrügliches Gefühl, das Mento völlig abgegangen war. Wie oft hatte der alte Optio die Tirones bereits beim Aufwärmen derart durch den Wolf gedreht, dass an eine korrekte Ausführung der Exerzierkommandos erstmal gar nicht zu denken gewesen war. Avianus dagegen kannte die körperlichen Grenzen der Männer, brachte sie für kurze Zeit darüber hinaus, ließ ihnen dann aber immer noch so viel Atem, um sich anschließend auf den eigentlichen Ausbildungsinhalt konzentrieren zu können, und der bestand heute aus dem Umgang mit der Hasta, wie Antias betrübt festellen musste. Er konnte diesem unhandlichen Spieß einfach nichts abgewinnen. Sein Vater hatte ihn das Pilum werfen lassen, unzählige male. Völlig unnütz verplemperte Zeit für einen Urbaner, bei den CU würde er mit diesem plumpen Prügel vorlieb nehmen müssen. Dass der Optio nun ausgerechnet seinen Kenntnisstand abfragte, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Mit mehr Eifer als Begeisterung in der Stimme brachte Antias sein überschaubares Wissen zu Gehör: „Die Hasta ist eine Stoßwaffe für den Einsatz in Nahkampf und Halbdistanz. Ein- oder beidhändig benutzbar wird sie nicht wie das Pilum geworfen, sondern dient sozusagen als Verlängerung des Gladius.“
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"Ist das alles Tiro?", fragte er mehr rhetorisch. Als Urbaner würde er die Hasta tagtäglich in der Hand halten, und mehr als zwei Sätze zum vollkommen offensichtlichen fielen ihm nicht ein? Daran musste sich etwas ändern. Und Avianus konnte nicht anders als fast schon ein wenig enttäuscht zu sein, im Wissen des Germanicus doch noch eine Lücke gefunden zu haben, obwohl ihm ein anderer Tiro vielleicht gar nichts dazu hätte sagen können. Es war eben noch kein Soldat vom Himmel gefallen.
Schließlich wandte er sich kurzerhand an den nächsten.
"Weißt du etwas konkreteres über die Waffe in deiner Hand, Tiro Raecius?", fragte er Fimbria, der den Iunier nach seinem Ausrutscher beim Ziehen seines Schwertes zwar inzwischen davon überzeugt hatte, dass er doch kein Hohlkopf war, von welchem Avianus dennoch seltener etwas zu hören bekam. Ansonsten würde er eben selbst sein Wissen zum Besten geben müssen. -
Antias zuckte leicht die Achseln. Er hätte dem Optio ja gerne die Freude gemacht, aber mit weiteren Informationen zu dem dicken Stecken konnte er einfach nicht aufwarten. Er fühlte sich mit Gladius und Scutum bereits bestens ausgerüstet und hatte insgeheim gehofft, mit der Hasta nicht so schnell behelligt zu werden. Wie er auf diesen albernen Gedanken gekommen war, erschloss sich ihm allerdings selbst nicht so recht. Wie erwartet mit Antias’ Antwort nicht annähernd zufriedengestellt wandte sich der Optio an Fimbria, der versonnen an der Hastaspitze herumfummelte und angesichts des plötzlicher Zuwendung schnaufend zusammenfuhr. „Zu Befehl Optio Iunius Avianus! Die Hasta ist ein Speer!“ brüllte er durch die zarte Morgenstille, während seine Finger immer wieder tastend über die glatte Schneide glitten. Mit einem anerkennenden Nicken drehte er den Spieß um und besah sich den spitzen Beschlag am unteren Schaftende. Jenseits der Mauern bellte ein Hund, ein paar Schwalben schnitten rauschend durch die kühle Luft, Fimbria glotze stumm auf den Spieß bis Antias vermeinte, seine eigenen Barthaare sprießen zu hören. Der bullige Tiro aus den Abruzzen war ein verdammt feiner Kerl, keine Frage, aber er hatte so seine Eigenheiten. Als das Schweigen allmählich ohrenbetäubend zu werden drohte, blickte Fimbria schließlich auf und fuhr erneut zusammen. „Ein Speer!“ setzte er lautstark nach. „Einst Standardstoßwaffe mit langer Tradition in den Reihen der glorreichen römischen Legionen! In abgewandelter Form bereits bei den Hopliten in der hellenischen Phalanx bewährt! Die blattförmige eiserne Speerspitze ist beiderseits geschliffen und nicht im Schaft versenkt und vernietet wie beim Pilum, sondern mit einer gedengelten Eisenblechmanschette am Schaft befestigt! An der Kehrseite des Schaftes befindet sich ein kurzer Eisendorn, durch den die Hasta als Abwehrrwaffe in den Boden gerammt werden kann! Die verschiedenen Ausführungen der Hasta variieren in Gewicht und Länge, so dass sie auf kürzere Distanz für Angriff und Abwehr von Infanterie gleichermaßen geeignet ist wie in längerer Version für die sehr effektive Verteidigung gegen Reiterei!“ Draußen hatte sogar der Hund aufgehört, zu bellen. Spätestens jetzt war Antias vollends wach und halb taub dazu.
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