• Der Befehl zum Antreten war ausgehängt, der Optio, wie gewohnt, wenn er nichts Besseres zu erledigen hatte, überpünktlich, und so fehlten nur noch die Soldaten.
    Insbesondere für die Tirones, die sich sonst vor allem mit ihrer Grundausbildung abmühten, würde der Auftrag des Tribuns etwas Abwechslung bedeuten. Bisher wussten die zwei Glückspilze ja noch nichts von der Überraschung, die er bereithielt, aber das würde sich gleich ändern.
    Während sich die Tirones vermutlich freuen würden, war er selbst allerdings wenig begeistert von der Vorstellung, zurück in die Taberna zu müssen, und insbesondere, erneut der Wirtin zu begegnen. Hoffentlich war sie inzwischen verwirrt und verrückt genug, ihn nicht mehr zu erkennen.

  • Antias fühlte sich mehr als flau im Magen. Hispo und er hatten laut Tagesbefehl mit einigen Milites aus anderen Contubernien anzutreten. Zunächst klang das ja nach einer willkommenen neuen Aufgabe, aber warum sie beide? Vor allem, warum nur sie beide? Bekamen sie nun die Quittung für ihren Temperamentsausbruch bei den Kampfübungen? Sie hatten die Scharte doch anschließend ausgewetzt. War Iuiuns Avianus so nachtragend? Hispos betretenes Schweigen und die fragenden Blicke der Kameraden waren auch nicht gerade dazu angetan, gesteigerten Optimismus in ihm aufkeimen zu lassen. Vielleicht sollten die erfahrenen Soldaten den beiden Rekruten mal so richtig das Fell gerben? Im Grunde hätte er damit leben können, nur erschien ihm das Verhältnis von fünf Miles gegen zwei Tirones doch etwas zu unsportlich gewählt, und derlei unnötige Spielchen passten auch so gar nicht zu dem Eindruck, den Antias bislang vom neuen Optio gewonnen hatte.


    Als sie gegürtet und gerüstet aus der Baracke eilten, wartete der Offizier bereits. Antias versuchte, die Mine des Optio zu deuten, von Schadenfreude konnte er darin nichts erkennen. Wie auch immer, sie würden gleich erfahren, was sie ausgefressen hatten.
    „Salve Optio Iunius Avianus! Tirones Germanicus und Peducaeus wie befohlen angetreten!“

  • Der Optio zwang sich ein dünnes Lächeln auf, als die kleine Truppe antanzte, die er sich für seinen Sonderauftrag zusammengestellt hatte. Wenn sich schon nichts dran ändern ließ, würde er zumindest gute Miene zum bösen Spiel machen. Und ein Gutes hatte die ganze Sache schließlich doch: Er würde dieser Gruppe von Christianern ein Ende machen. Ein für alle Mal, soviel stand fest.
    "Salve, Milites et Tirones … steht bequem", grüßte er seine Leute. Bei einer solchen kleinen Truppe war die Gefahr, dass ohne ein lautes "STATE" Unruhe entstand doch äußerst gering.
    "Bestimmt fragt ihr euch, warum ihr hier seid." – Das sah er vor allem den beiden Tirones deutlich an. "Nun, vor einiger Zeit hat sich ein Vorfall ereignet, bei welchem eine Gruppe Christianer, die mit ihrer Werbung gegen das geltende Recht verstieß, im Zuge einer Razzia festgenommen wurde. Ich habe einen Auftrag vom Tribunus erhalten, erneut nachzuforschen, ob das Problem damit auch wirklich gelöst wurde oder ob hinter unserem Rücken noch immer ahnungslose Bewohner Roms von Mitgliedern dieser Sekte angelockt werden. Ihr werdet mich beim Anstellen meiner Ermittlungen begleiten", klärte er die Männer schlussendlich auf und hatte dabei mehr oder minder erfolgreich versucht, sich kurz zu halten. Das war dann ja wohl alles, was die Soldaten vorerst zur Hintergrundgeschichte wissen mussten.
    "In einer halben Stunde machen wir uns auf den Weg nach Trans Tiberim in eine Taberna, die unseren ersten Anhaltspunkt darstellt. Macht euch bis dahin fertig, ich will euch in zivil sehen, tragt eure Gladii unter den Mänteln", gab er die letzten Anweisungen vor seinem obligatorischen "Noch Fragen?".

  • Wie zu erwarten war schwiegen die angetretenen Männer zur abschließenden Frage des Optio, und wie immer hatte Antias in der Tat noch ein halbes Dutzend Fragen, die keiner würde hören wollen, nicht mal er selbst. Er wusste, was der Optio für sie als wissenswert erachtete, und das würde vorerst genügen. Die Erleichterung darüber, tatsächlich einen Einsatzbefehl erhalten zu haben machte ohnedies für den Moment alle Fragen überflüssig.
    Er würde hier rauskommen! Ganz offiziell, und vielleicht .. die Erinnerung an seinen nächtlichen Ausflug jagte ihm warme Schauer über die Seele .. und dennoch .. Nein! Kein Gedanke daran! Fortuna musste sich vom Dienst an ihrem Schützling wohl erst einmal gründlich erholen. Jetzt war Schluss mit den Faxen. Für's erste zumindest. Apolonia wusste, wo sie ihn finden und dass sie auf ihn zählen konnte. So sehr sie ihm auch fehlte, er war Urbaner. Auch wenn er noch unendlich viel zu lernen hatte und in den Augen der Milites nur als tumber Tiro galt, er war Urbaner! Nein, keine Fragen.

  • "Gut, abite*. Macht euch fertig", sagte Avianus und würde auf dem Vorplatz warten, während die Soldaten in ihre Stuben zurückkehrten, um sich für ihren neuen Auftrag in Schale zu schmeißen. Das aufgesetzte Lächeln hatte sich längst wieder verabschiedet und seine Miene in vollendetem Missmut zurückgelassen. Wenn er sich schon im gewöhnlichen Alltag vor seinen Soldaten zusammenreißen musste, wollte er gar nicht wissen, wie es erst in der Taberna werden würde. Am Ende verlor die Wirtin noch ein Wort über Sibel und traf dabei einen wunden Punkt.
    Als die Milites und Tirones zurückkehrten, hielt bei ihm allerdings wieder das leichte aufgesetzte Lächeln Einzug, und er gab den Befehl zum Abmarsch richtung Trans Tiberim - natürlich nicht in Reih und Glied, dann hätten sie auch gleich ihre Uniformen tragen können. Stattdessen machte man sich als lockeres Grüppchen auf den Weg zum "Silbernen Stern".



    Sim-Off:

    * Wegtreten

  • Gewappnet mit Hastile, Codex und Stilus marschierte Antias beschwingt durch die Dämmerung den Barackenkomplex der Dritten Centurie entlang. Heute würde er sich bei den Milites so richtig unbeliebt machen, das war ihm klar. Musste aber sein. In den ersten Tagen nach seiner Beförderung hatte er sich noch der Illusion hingegeben, allein sein Dienstgrad würde ihm bei den Mannschaften Gehör verschaffen und ansonsten könne alles weitgehend beim Alten bleiben. Wie naiv! Zwar gab es sowohl unter den Tirones als auch unter den Milites durchaus ein paar Kameraden, die sich schlicht für ihn freuten, der größte Teil der Centurie jedoch betrachtete ihn mit Argwohn oder gar Feindseligkeit. Vor allem aus den Gesichtern mancher Veteranen blitzen ihm immer wieder hasserfüllte Blicke der Verachtung entgegen. Die alten Kämpen, allen voran der Cluvier, hatten vom ersten Tag an versucht, Antias zu verunsichern, und beim Iuppiter, das war ihnen anfangs auch gelungen. Zwar hatte er es leidlich geschafft, sich nichts anmerken zu lassen, dennoch hatten ihn die eisigen Blicke verfolgt bis auf seine Pritsche.


    Die ersten drei, vier Abende hatte er allesamt grübelnd in seiner kleinen Schreibstube verbracht. Am liebsten wäre ihm gewesen, sein Amt eher gemäßigt und generös auszuüben, mehr wie ein wohlmeinender Kamerad denn als autoritärer Vorgesetzter. Welch ein Schwachsinn! Schon die verkniffenen Gesichter beim nächsten Morgenappell hatten ihn jäh von seinen idealistischen Träumereien kuriert. Fast die Hälfte der Centurie bestand aus grimmigen Altgedienten, die in ihrem bisherigen Leben mehr Offiziere verschlissen hatte als Antias Schuhe. Eisenfressern wie Sulca, Pennus, Tubero, Silus – oder wie sie alle hießen – mit Mäßigung und Generosität zu begegnen, war in etwa so ratsam, wie sich von Pikten rasieren zu lassen. Es blieben ihm letztlich nur zwei Möglichkeiten, um sein Verhältnis zu den Mannschaften zu klären, entweder er biederte sich an oder er benahm sich einfach wie das Arschloch, für das er von einem erheblichen Teil der Männer wohl ohnehin gehalten wurde. Die Entscheidung für letzteres war ihm verblüffend leicht gefallen und seit er diese Alternative gewählt hatte, war ihm schon viel leichter um’s Herz. Recht vergnügt hatte er am vorangegangenen Abend eine gründliche Inspektion von Ausrüstung und Unterkünften in seinem Codex vermerkt und war dann nach einem ausgedehnten Besuch der Lagerthermen in tiefen entspannenden Schlaf gesunken.


    Entsprechend erfrischt stapfte er nun auf das Ende der Barackenreihe zu, gehüllt in das Halbdunkel des dräuenden Morgens, umwallt vom dunklen Klangteppich vielkehligen Schnarchens, das ihn ein wenig an die Schweinekoben im Umland von Mogontiacum erinnerte. Zunächst noch etwas unschlüssig über die Reihenfolge, hatte er sich schließlich der Einfachheit halber dafür entschieden, vorne anzufangen. Es würde völlig reichen, die ersten fünf Contubernia von den Pritschen zu holen, bis das letzte davon angetreten war, würde auch der Rest hellwach sein. Sogar die Tirones. Naja, gut, die vielleicht nicht. Noch ein paar tiefe Züge der lieblichen Morgenluft, dann stieß er beherzt die Tür zu ersten Barracke auf. Selbstverständlich ohne vorher anzuklopfen.


    „ERSTES CONTUBERNIUM! AUSRÜSTUNG AUFNEHMEN UND ANTRETEN!“ Herrje, war das laut! In der friedlichen Dämmerstille dröhnten ihm fast selbst die Ohren. Sei’s drum. Gestöhne und Gerumpel wurde vernehmbar. Man hatte ihn also gehört. Das war erfreulich. Ohne Zeit zu verplempern blökte er in die benachbarte Unterkunft. „ZWEITES CONTUBERNIUM! ANZIEHEN UND ANTRETEN!“ Beim dritten Contubernium - den Sarden - brüllte er instinktiv besonders laut, kam sich aber sofort dämlich dabei vor, weil die Burschen ja nachweislich nicht schwerhörig sondern nur träge waren. In der vierten Baracke hatte man schon Braten gerochen und die Betten verlassen. Egal, Antias brüllte trotzdem. Bei seinem eigenen Contubernium angelngt packte ihn ein wenig das Mitleid, ersparen konnte er den Kameraden das Prozedere dennoch nicht. Musste er auch nicht. Gerade als er sich Luft genug für ein erneutes Kommando zusammen geatmet hatte, steckte Marullus den bereits behelmten Schädel durch einen Türspalt und lugte ihn fragend an. „Ja! Ihr auch! Raus mit euch!“


    Mit Wohlgefallen nahm Antias das nun einsetzende Rumoren in den weiteren Unterkünften zur Kenntnis. Hervorragend. Die wussten jetzt nicht, was sie machen sollten, auf Verdacht raustreten oder warten, bis der neue Optio sie dazu aufforderte. So war’s gedacht. Sollten sie ruhig warten, der Optio jedenfalls würde ihnen keinen Extrabesuch abstatten. Heute nicht. Vielleicht morgen. Am Ende des Barackenblockes schepperten die ersten beiden Contubernia in’s freie. Antias konnte sich ein anerkennendes Brummen nicht verkneifen. Schnell waren sie ja, kein Zweifel. Für’s erste zufrieden stiefelte Antias vor der Barackenfront wieder zurück. Vielleicht sollte er es probeweise doch noch einmal mit Mäßigung und Generosität versuchen? Als er beim Näherkommen jedoch übellauniges Gemaule im Allgemeinen und geknurrte Bergriffe wie erraticus, mentula und cacator im Speziellen vernahm, entsagte er endgültig dem Führungsmodell der wohldosierten Milde. Hielten die Deppen ihn für taub oder war es ihnen schlicht scheißegal, ob er mitbekam, was sie von ihm dachten? Gleichviel. Er hatte weder Lust noch Muße, das herauszufinden. Letztlich konnte es ihm egal sein, Hauptsache, ihre Ausrüstung war in Ordnung. War sie aber nicht.

  • Schon bevor sich die gähnenden Contubernia zu fünf eher gezackten Linien formiert hatten, stachen Antias bereits einige Mängel in’s Auge. Dem Asconier fehlten zwei Beschläge am Cingulum, beim Munatius war die oberste Spange des rechten Schulterstückes noch oben gebogen, sowohl Oppius als auch Vinicius kamen nur schlitternd in der Linie zum Stehen, ein klares Indiz dafür, dass es beide mit dem Ersetzen fehlender Stollennägel nicht allzu genau nahmen. Im Grunde alles noch Kleinigkeiten, die sich mit zwei, drei Nachtwachen erledigen ließen. Bei Umbrenus und Aquila sah das schon etwas anders aus. Die bequemen Säcke hatten alle zehn Schließhaken ihrer Loricae mit einem einzigen langen Lederband verbunden, anstatt sie paarweise mit fünf kurzen Bändern zu verschnüren wie vorgeschrieben. Eine sowohl der Faulheit als auch der Dummheit geschuldete Untugend, der Antias schon in seiner Zeit als Tiro immer wieder begegnet war. Natürlich war die Lorica auf diese Weise schneller geschnürt, aber ein Schnitt mit einem Küchenmesser genügte, um den einzelnen Riemen zu durchtrennen und so den ganzen Panzer zu öffnen. Ziemlich unverfroren von den beiden, ihrem Optio in dieser Aufmachung vor die Augen zu treten, geradezu hirnverbrannt, ihn dann auch noch als mentulla und cacator zu beschimpfen. Antias hatte nicht nur Augen im Kopf, er hatte auch Ohren dran.


    Der erraticus dagegen war von Papias gekommen, dessen Rüstung allerdings in Ordnung zu sein schien, zumindest auf den ersten Blick. Was auch immer sich an diesem milden Frühjahrsmorgen sonst noch ergeben mochte, Oppius und Vinicius würden die Truppenlatrinen in nie gekanntem Glanz erstrahlen lassen, so viel stand jetzt schon fest. Geduldig wartete Antias ab, bis sich auch das letzte Contubernium in Formation gegrummelt hatte. Am Rande seines Blickfeldes sah er zerzauste Köpfe aus zaghaft geöffneten Baracken spähen, nur ganz hinten bei den Rekruten war noch alles ruhig. Recht so. Bis zum Wecksignal war noch eine ganze Weile hin, alles andere brauchte sie nicht zu interessieren. Die Reihen standen schließlich, wenigstens so einigermaßen. Zeit für eine warme Begrüßung.


    „In aciem venite! State! Salvete, Milites!“





    [Blockierte Grafik: http://oi58.tinypic.com/pnoxv.jpg] Contubernium I.
    „Salve, Optio!“


    [Blockierte Grafik: http://oi60.tinypic.com/2d2c10k.jpg] Contubernium II.
    „Salve, Optio Germanicus!“


    [Blockierte Grafik: http://oi57.tinypic.com/ipqq9i.jpg] Contubernium III.
    „Salve!“


    [Blockierte Grafik: http://oi59.tinypic.com/2hz1wm1.jpg] Contubernium IV.
    „Salve, Optio Germanicus!“


    [Blockierte Grafik: http://oi60.tinypic.com/2aihcp3.jpg] Contubernium V.
    „Salve, Optio Germanicus Antias!“




    Irgendwie beschlich Antias das unbestimmte Gefühl, die Latrinen der Castra könnten vielleicht gar nicht alle Bewerber fassen, die sich im Laufe der nächsten Stunde für eine reinigende Tätigkeit empfehlen würden. Sollte er sich wirklich in Tiraden über den korrekten Gruß ergehen? Das waren keine Tirones mehr, die wussten Bescheid. Die Burschen gedachten also, ihre Grenzen auszutesten und die seinen gleich mit. Sollten sie. Der Tag war ja noch jung.

  • Die Inspektion der Ausrüstung zog sich elend in die Länge. Je öfter Antias mit verbeulten Loricaspangen, oxydierten Scharnieren, lotternden Schildbuckeln und dergleichen Schlampereien konfrontiert wurde, desto leidenschaftlicher verfluchte er sich dafür, gleich die halbe Centurie aus den Baracken gejagt zu haben. Götter, das nahm ja gar kein Ende. Bis auf eine schartige Hastaspitze und zwei angelaufene Schwertklingen ergaben sich im Laufe der Kontrolle zwar keine wirklich gravierenden Mängel, dafür aber unzählige kleine Nachlässigkeiten, mit deren Ahndung er sowohl den Rahmen der Nachtwache als auch die Kapazität der Latrinen gesprengt hätte. Sogar Hispo musste er eines abgerissenen Lederschnürsenkels wegen zurechtweisen. Akribisch notierte Antias auch diesen letzten Mangel in seinem Codex und stellte anschließend bekümmert fest, dass die Morgensonne sich anschickte, die Ostmauer zu erklimmen. Verdammt! Aus den bislang verschonten Unterkünften schwärmten bereits die ersten Latrinengänger, vor der Principia trötete der Cornicen das Wecksignal und Antias hatte noch keine der zu inpizierenden Baracken betreten. Nun gut, die Unterkünfte konnte er sich auch später ansehen, wenn die Milites ihr Übungspensum erfüllten, dafür würde er die Männer nicht unbedingt brauchen, allerdings wäre es ihm lieber gewesen, ihnen etwaige Beanstandungen direkt mitzuteilen, anstatt sie in seinem ohnehin schon ziemlich vollgekritzelten Codex festzuhalten. Das nächste mal würde er sich die Contubernia jedenfalls einzeln vornehmen, man war ja lernfähig.


    „Milites! Ihr wisst Bescheid!“ bellte er ernüchtert auf die mittlerweile ausnahmslos griesgrämigen Soldaten ein. „Morgen früh um diese Zeit sind die Ausrüstungsmängel behoben! Die Milites Sulpicius, Arruntius, Salvidienus und Aponius melden sich nach Dienstende in meiner Schreibstube! Und jetzt fertig machen zum Morgenappell! Abite!“ Die Reihen lösten sich auf, achtunddreissig übellaunige Urbaner schlurften in die Unterkünfte zurück, um sich vor dem erneuten Antreten noch ein überstürztes Ientaculum hinunterzuwürgen. Antias sah ihnen seufzend nach. Wie gerne hätte er sich jetzt im Kreis seines Contuberniums niedergelassen und mit den Kameraden etwas harten Käse mit altbackenem Panis oder wenigstens kalten Puls vom Vorabend genossen. Aber ihm war völlig klar, dass er dort drinnen im Moment nicht willkommen sein würde. Schweigend stand er noch eine Weile im heller werdenden Morgenlicht, glotzte gedankenverloren auf seine Notizen und machte sich schließlich auf den Weg zu seinem Scriptorium. Dort hatte er noch einen Krug Posca und einen Streifen Dörrspeck deponiert. Das musste dann eben bis auf weiteres reichen.

  • Seine Soldaten hatte er schon vor ein paar Tagen darüber informiert, ein Aushang fand sich ebenfalls und heute Morgen hatte er beim Apell noch einmal daran erinnert: Es ging ins Rufo's Elysium, eine Schenke, die seine Soldaten wohl schon länger für sich entdeckt hatten, zudem günstig, und der Wirt war vergleichsweise leicht davon zu überzeugen gewesen, eine volle Centuria unterzubringen. Ob die Tische dort reichen würden, würde sich noch zeigen, vermutlich würde aber der ein oder andere Gast ohnehin das Weite suchen, sobald sich rund achtzig Urbaner in der Schenke ausgebreitet hätten. Und dann stellte sich noch die Frage, wie lange sie überhaupt achtzig Leute wären, denn bekanntermaßen verlor man im Lauf derartiger Abende den einen oder anderen, die sich noch anderweitig vergnügen würden. Doch zumindest ein gemeinsames Anstoßen musste zu Ehren des neuen Kaisers drin sein.
    Und seine Männer für das Unternehmen zu gewinnen, hatte ebenfalls keine großen Probleme bereitet. Die wenigsten sagten nein zu einem gemeinsamen Abend mit Kameraden, wenn dann noch der Centurio ein, zwei Kannen Wein pro Contubernium ausgeben wollte, war die Sache eindeutig.
    Da stand der Iunier also grinsend vor den Baracken und wartete darauf, dass seine Soldaten sich versammelten, um mit ihnen mehr oder weniger geordnet Richtung Rufo's Elysium loszumarschieren.


    Das VIII. Contubernium etwa stapfte bereits herbei, den anderen sieben voranmarschierend Pennus, der sich zwischenzeitlich zu deren Anführer erklärt hatte, hinter ihm mit großen Augen Carbo und Cocles, nach denen, sich unterdessen mit zufriedenem Gesichtsausdruck ausgiebig im Schritt kratzend, Maso folgte, und schließlich der Rest.
    "Hast du Sackläuse oder was?", fragte Pennus sichtlich angeekelt.
    "Nene…", kam es von Maso nur seelenruhig, woraufhin sein Kamerad ihn verwundert anstarrte.
    "Leute, mein Hals ist so trocken, ich krieg gleich 'nen Hustenanfall!", krächzte Carbo, der sich seinen Durst für den Abend aufgespart hatte und sah sich, um wer sich sonst schon eingefunden hatte. Der Cluvier kam sicher auch mit, wenn's was gratis gab ... Oder die Bohnenstange, die immer so schräg drauf war.
    "Wurde aber auch Zeit, dass wir mal frei kriegen", brachte sich Cocles wenig geistreich ein.
    "Ja ne, echt? Booah, Cocles!", rief Carbo und riss sich dabei noch sichtlich zusammen. Ja wo blieben die denn alle? Er konnte schlecht direkt vor der ersten Fete seit langem umkippen, um den Abend anschließend im Valetudinarium zu verbringen.

  • [Blockierte Grafik: http://oi58.tinypic.com/2zggn7o.jpg]
    Sextus Peducaeus Hispo


    „Gütige Götter! Wird das heut noch was?“ quengelte Hispo aufgeregt vor sich hin. Seit einer knappen Stunde wuselte er bereits einbalsamiert, gestriegelt und zivil gewandet vor den Baracken auf und ab und zählte nervös die nach und nach eintrudelnden Kameraden. Diese verpennten Bleiärsche schienen es nicht allzu eilig zu haben, in die Stadt zu kommen, dabei konnte sich doch wohl der dümmste Miles ausrechnen, dass die Zahl der Vorstadtnutten endlich war, und längst nicht jeder eine abbekommen würde, wenn sie sich nicht schleunigst auf die Clavi machten! „Was treiben die denn so lange, verdammt nochmal?“


    Grinsend schüttelte Fimbria den Kopf und zeigte auf die vier Nachzügler, die sich nun gemächlich ihren versammelten Einheiten anschlossen „Siehste, da kommen sie.“ Hispo schnaubte wie ein Rennpferd. „Klar! Silus, Laevinus, Tubero und der Cluvier! Diese alten Säcke mal wieder! Brauchen den halben Tag um sich herzurichten und sehen dann trotzdem aus als wären sie gerade erst aufgestanden! Wenn die zu viel Zeit haben, sollen sie sich bei den Huren nachher gefälligst hinten anstellen!“ Marullus kicherte spitz. Fimbria brummte amüsiert. „Ganz ruhig, Kleiner. So wie du duftest, hast du eh keine Konkurrenz zu fürchten. Also los, der Centurio ist abmarschfertig.“


    Untermalt von Hipos’ gutturalem Gegrummel reihte sich das fünfte Contubernium zügig in die Kolonne ein. „Wetten, unser vorausgeeilter Optio hat inzwischen schon alles genagelt, was da rumläuft?“ maulte der erregte Rotschopf dem vor ihm marschierenden Fimbria in’s Genick. „Halt doch einfach mal die Schnauze, Hispo! Und tret mir nicht dauernd in die Hacken!“

  • Zum Schluss der Ausbildungseinheit des Tages, wwar den neuen Rekruten noch die äußerst erfreuliche Nachricht überbracht worden, dass die ganze Kompanie die Thronbesteigung des neuen göttlichen Augustus angemessen begießen würde.


    Für die Rekruten war das Besäufnis jedoch bis zum Schluss nicht in trockenen Tüchern, die Ausbilder machten sich eine großen Spaß daraus sie hinzuhalten.


    Hoffentlich kamen sie nicht zu spät.


    Maro war zuversichtlich, obwohl er sich noch in der Ausbildung befand auch mit den richtigen Soldaten mithalten zu können. Immerhin gab es in Germanien dieses Zeug, das die Wilden aus Honig zusammenmischten und in der Taverne "Menhir" in der Legionsvorstadt von Mogontiacum hatte sich vor Jahren ein Kelte niedergelassen, der aus Getreide und veschiedenen Kräutern ein Getränk brauen konnte, das einem unweigerlich die Caligae auszog.


    Nun, vielleicht ließ sich ja ein kleines Wettrinken organisieren: Rekruten gegen Soldaten. Gewonnen hätte das Heer mit den wenigsten Gefallenen am Morgen danach im Valetudinarium.


    Vielleicht ließ der Centurio, oder sonst einer der hohen Tiere ja mal eine Runde mit ordentlichem Wein springen, denn das, was Maro bis jetzt vom italischen Wein gekostet hatte, hatte ihn nicht besonders beeidruckt. Naja, er hatte ja schließlich auch kein Geld für was gescheites gehabt.


    Und sie kamen gerade noch rechtzeitig, die Kolonne war gerade im Abmarsch begriffen und Maro und die Rekruten reihten sich so gut sie konnten ein.

  • Nach und nach fanden sich alle ein, zu guter Letzt auch die Tirones. Avianus blickte ein letztes Mal zufrieden in die Runde und gab den Startschuss zum Abmarsch.
    Ein ausgelassener Abend würde auch ihm sicherlich nicht schaden, selbst wenn er den mindestens genauso gerne bei seiner Geliebten verbracht hätte. Mit der, so glaubte er zumindest, bliebe ihm aber noch alle Zeit der Welt.

  • Der Octivianer, drückte sich schon eine Weile in der Nähe der Baracken herum. Er fand es schon merkwürdig, dass noch kein Schwanz zu sehen war. Gut es war noch ein wenig früh, aber trotzdem, langsam konnte sich hier etwas tun. Dabei hatten sie es doch alle gelesen, denn Gemecker hatte es doch am Tage, über diesen Aushang, genug gegeben.

  • Der Aushang war natürlich, gelinde gesagt, eine ziemliche Frechheit. Gerade als Tiro war das alles anstrengend genug, und nun war auch noch der Abend im Eimer. Egal, Befehl ist Befehl und Aulus war gerade angekommen. Dort sah er auch schon ein bekanntes Gesicht.
    "Salve Frugi. Drücken sich alle und denken sie kommen davon? Das gibt ja nur wieder nen noch größeren Anschiss, ich hoffe wenigstens dass die wenigen, die anwesend sind, von der Strafe verschont bleiben."


    Er machte es sich etwas gemütlich, hier lag noch ein Holzstück herum auf dem er nun platz nahm. "Hast du eine Idee was das werden wird?"

  • Wenns der Chef so will dann soll er es so haben. Nach diesem Motto handelte Publius und hatte sich knapp vor der Zeit schon vor der Barracke eingefunden. Er hatte auch nichts vor deshalb sah er die Sache recht entspannt. Dass er dadurch auch einen etwas kürzeren Dienst hatte kam ihm sehr zupass.


    Gnaeus, mit dem er Dienst hatte stand neben ihm und grinste. Mal sehen was heute wieder so den Abend aufregend macht. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen dass es sich wirklich um etwas wichtiges handeln könnte murmelte er fast nicht hörbar dem Matinier zu. Na aber so unwichtig kanns auch net sein wenn sie einem um diese Zeit vor den Barracken antreten lassen gab der Matinier als als Antwort zurück Ausser.....ausser....irgendein Penner hat etwas ausgefressen, sich erwischen lassen und deswegen dürfen wir den Scheiss nun ausbaden.
    Jetzt lass mal die Pferde im Stall, Avianus. Warum denkst du dass es negativ ist hier herumzustehen. Warten wirs ab. Des Rätsels Lösung wird uns sicher kredenzt.Ich hoffe es schmeckt was da kredenzt wird.

  • [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    "Veeeeeeenite, ihr Scheißer!", brüllte der Optio in eine der Türen der Baracken. Herrschaftszeiten, was dauerte denn solange? "Wenn der Tribunus daherkommt, will ich Ordnung sehen!" Er kannte den iunischen Aufsteiger schließlich noch von früher, als dieser ihre Centuria angeführt hatte, und war sogar unter ihm zum Optio befördert worden. Den Vertrauensvorschuss, den er dadurch womöglich hatte, wollte er sich nicht ruinieren lassen, bloß weil seine Centuria ein fauler Sauhaufen war. Weshalb sie antreten mussten, das wusste Pennus selbst nicht so genau. Aber Befehle waren Befehle. Jemand befahl, er folgte. Punkt. Und seine Soldaten folgten besser auch, selbst wenn er seine Leute vor die Baracken prügeln musste.
    Und was machte das erbärmliche Häufchen an Männern, das sich bereits eingefunden hatte? Rumsitzen! Wie alte Weiber beim Stricken! Pennus fühlte sich unglaublich alt. Über den alten Ovidius Mento und seine guten alten Zeiten hatte er früher stets gelacht, inzwischen glaubte er sich aber auch daran zu erinnern, dass es eine Zeit gegeben hatte, da waren die Cohortes Urbanae noch kein Saftladen voller Trödler gewesen. "Staaaaate!!!"
    Mit grimmiger Miene beobachtete er, wie sich nach und nach seine Leute einfanden. Wenn das zum Standard wurde, das die sich derart lange Zeit ließen, würde es in den Latrinen in Zukunft blitzen und blinken.

  • Zitat

    Original von Aulus Quintilius Trogus
    Der Aushang war natürlich, gelinde gesagt, eine ziemliche Frechheit. Gerade als Tiro war das alles anstrengend genug, und nun war auch noch der Abend im Eimer. Egal, Befehl ist Befehl und Aulus war gerade angekommen. Dort sah er auch schon ein bekanntes Gesicht.
    "Salve Frugi. Drücken sich alle und denken sie kommen davon? Das gibt ja nur wieder nen noch größeren Anschiss, ich hoffe wenigstens dass die wenigen, die anwesend sind, von der Strafe verschont bleiben."


    Er machte es sich etwas gemütlich, hier lag noch ein Holzstück herum auf dem er nun platz nahm. "Hast du eine Idee was das werden wird?"


    „Salve Trogus“, nickte ich dem Tiro zu und hörte ihm zu während er nach dem Großen Ausschau hielt. "Schon möglich, dass sich einige zu drücken versuchen, doch letztendliches siegt das Pflichtbewusstsein, schließlich haben sie einen Eid abgelegt. … Ja mit den Strafen ist das immer so eine Sache“, grinste Frugi vor sich hin. „Ne eine Idee habe ich auch nicht, doch ich denke es muss etwas wichtiges sein, vielleicht eine Razzia oder so was: Bestimmt gibt es wieder Ärger in der Subura, da geht man am Besten nur mit einer ganzen Centuria hin. Dann mach dich auf was gefasst.“ Er sammelt eine Handvoll kleine Steinchen, setzte sich neben den Quintiller und übte Zielwerfen auf einen großen Stein.

  • Razzia mit der ganzen Centurie? Mitten am Abend? "Eine Razzia um diese Uhrzeit? Denkst du?" Noch bevor er sich groß Gedanken machen konnte tauchte auch bereits der Optio auf, schnell nahmen alle Anwesend Haltung an, standen in Formation und hörten was der Optio zu sagen hatte.


    Der Tribunus? Dann konnte es sich kaum um eine Razzia handeln, denn dafür würde der Tribun nicht extra zum Appell erscheinen, außer er hatte wirklich sonst nichts besseres zu tun, oder Ärger mit seiner Frau das konnte ja auch sein. Nun aber hieß es erstmal Warten und noch immer waren nicht alle anwesend, na die konnten sicher was erleben.
    Der junge Tiro war nun neugierig, es war immerhin das erste Mal dass er antreten musste und es nicht Teil seiner Ausbildung war. Da stellte sich dann auch die Frage ob er überhaupt dabei sein würde, sollten sie wirklich in Rom etwas zu tun bekommen.

  • „Boah, der regt sich mal wieder künstlich auf“, Frugi, der sich neben Trogus gestellt hatte, wies mit dem Kopf in Richtung Optio. „Ja und der Große, ich meine Pomp fehlt auch noch“, meinte er noch bevor er schnell voller Unschuld gerade aus schaute, da der Optio rüber schaute.

  • "Der sitzt sicher immer noch aufm Balken und weiß nichtmal das er hier antanzen soll. Aber besser er bleibt da wo er ist, was ich heute mitbekommen hab müssen einige die Latrine direkt wieder verlassen haben." Dann schaute er auf den Optio, der wie immer einen roten Kopf hatte. "Ich dachte der ist immer so? Zumindest kenn ich ihn nicht anders."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!