Supplicatio im Jahr 864 A.U.C. Gedenkfeier zu Ehren des Drusus

  • | Caius lulius Victor


    Mit dem Ende des letzten Gebetes entfachten die Opferhelfer das Feuer auf den Altären für die drei angesprochen Gottheiten. Victor erhob richtete sich mühsam wieder auf. Alles lief wie es laufen sollte, sodass ein kleines Lächeln über das Gesicht des Flamen huschte. Doch mit dem Entfachen der Feuer wurden die drei Opfertiere unruhiger. Jetzt musste es schnell gehen und Victor wandte sich den Opferschlägern zu, die bereits ihre Hämmer in der Hand hatten.


    Agimusne?


    fragte nun jener Opferschläger, der beim Ochsen für Drusus stand, während er bereits seinen Hammer bereit hielt. Die beiden anderen taten es ihm gleich, die Tiere mit einem souverän gezielten Schlag zu töten.


    Agite!


    bestätigte Victor dann und atmete tief durch. Alle drei Hämmer landeten auf den Schädeldecken der Opfertiere. Das Knacken war bis in die vorderen Reihen zu hören und ließ dem alten Flamen trotz aller Erfahrung immer noch einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Danach lief alles sehr effizient ab. die Opferschlächter schnitten den Tieren die Halsschlagadern auf, sodass das Blut nur so spritzte. Schnell eilten weitere Opferhelfer herbei, um das Blut der Tiere mit Paterae aufzufangen und die Altare damit zu besprengen. Andere Opferschlächter schnitten die Bauchhöhle der Tiere auf, entfernten die Vitalia und ließen die großen Organe in andere Opferschalen gleiten. Die zum Opfer herbeigerufenen Haruspices traten vor und untersuchten die Organe und warteten auf ein Ergebnis der Untersuchung, bevor sie sie in die Feuer auf den Altären gaben.


    Mit entspanntem Gesichtsausdruck verfolgte Victor das Gewusel auf der Bühne zwischen den Opfertieren und den Altären. Als das großne Opfer dann abgeschlossen war, warf er einen kurzen Blick auf die Zuschauerreihen, wo bereits Delegationen der Städte standen, um ihre eigenen Opfer durchzuführen.


    Ich lade nun die Vertreter der Städte ein, ihre eigenen Opfer an Drusus Germanicus darzubringen. Als erstes rufe ich unsere Gastgeber auf, das Municipium Mogontiacum!


    sprach er sodann mit lauter Stimme und trat beiseite, da seine Aufgabe erfüllt war und es nun den Städten zukam, ihre Opfer durchzuführen.


  • Auch Curio verfolgte die Opferung der Tiere. Als die Hämmer auf die Schädel der Tiere niedergingen, hörte er das barsche Knacken der Schädeldecken, das ihn erschaudern ließ. Das nachfolgende Gewusel beobachtete er ebenso interessiert, wie fasziniert. Jeder Opferhelfer wusste, was er zu tun hatte. Niemand stand sich im Weg, die Laufwege jedes einzelnen Beteiligten schienen vorgezeichnet. Ein Bild voller Perfektion! Ein effizientes Theaterstück, in dem jedem eine bestimmte Rolle zuteil wurde, die er, wie durch einen unsichtbaren Faden geführt, erfüllte.


    Schnell wurde Curio aus seinen Gedanken gerissen, als er den gütigen, aber dennoch bereits etwas ungeduldigen Blick seines Aedituus, Livianus Pythermon wahrnahm, der ihm zu verstehen gab, dass er sich nun der Delegation von Mogontiacum anschließen und dabei helfen sollte, die Opfergaben der Stadt zum Altar zu tragen. So ordnete er sich in das Gewusel ein und ging direkten Schrittes zu den übrigen Opferhelfern aus Mogontiacum. Ihm wurde von seinem Aedituus eine Korb mit Kupfermünzen in die Hand gedrückt und nun wartete er darauf, dass die beiden Duumvirn nach vorne traten, damit die Aeditui und die Opferhelfer folgen konnten.

  • Marcellus verfolgte wie sein Oheim der Duumvir von Mogontiacum sich zur Zeremonie nach vorne bewegte. Ein junger Helfer des Tempels den er schon einige Male bei den Scribae in der Curia gesehen hatte nahm einige der Opfergaben in Empfang um sie zu Opferaltar vorzubringen. Gespannt verfolgte der junge Petzronier mit welcher Eleganz und wissendem Schritt der Helfer sich bewegte. Auch sein Onkel schien zu wiesen wie es weiterging, während für Marcellus viele Dinge unbekannt waren. Um so gebannter verfolgte der junge Mann die Szene.

  • Natürlich verfolgte auch Crispus interessiert das Opfer des Flamen, den er noch vom letzten Jahr persönlich kannte. Allerdings hatte der gute Mann sich weitaus schlechter gehalten als der Petronier selbst, wie es schien - vielleicht würde nächstes Jahr schon ein neuer Hohepriester der gallischen Stämme in die Stadt kommen! Für dieses Jahr schien der Iulier aber noch fit genug, denn soweit Crispus das von seinem Ehrenplatz aus beurteilen konnte, vollführte er das Opfer korrekt.


    Vielmehr achtete er aber sowieso auf die Opferhelfer, die alle aus dem örtlichen Cultus Deorum stammten und ihm als Pontifex natürlich bestens bekannt waren. Auch sie schienen gut vorbereitet und hatten nicht nur alles hervorragend geschmückt, sondern auch jeden Handgriff geprobt. Er würde mit den anderen beiden Pontifices sprechen müssen - vielleicht war der eine oder andere Discipulus bald zum Aedituus zu befördern!

    Sim-Off:

    Mein Opfer folgt ;)

  • Nachdem der Flamen den zweiten Teil des Opfers offiziell eröffnet hatte, erhoben sich Crispus und sein Amtskollege gemeinsam, um über den nächsten Ausgang in die Katakomben des Theaters zu verschwinden. Ihnen folgten zahlreiche weitere Togaträger aus den Rängen - denn nach Mogontiacum waren natürlich auch die übrigen 60 gallischen Civitates an der Reihe, um ihre individuellen Opfer darzubringen!


    Dort unten warteten bereits einige bekannte Gesichter, die eben schon dem Iulier assistiert hatten. Ganz vorn stand auch der Discipulus, den Crispus nun schön bei mehreren Gelegenheiten gesehen hatte - gehörte er nicht zum Apollo-Tempel? Naja, für dieses Großereignis hatte man sowieso den gesamten Cultus Deorum zusammengetrommelt...


    Kaum hatte der Alte noch einmal den Sitz seines Lorbeerkranzes kontrolliert, als auch schon das Zeichen kam - und wieder traten sie wieder durch das Tor, durch das später die Gladiatoren hereinmarschieren würden, in die "Arena" ein und erklommen die Scena, wo die drei Götterstatuen bereits auf ihre weiteren Opfergaben warteten. Links stand der greise Flamen, gestützt auf zwei Priester, rechts die Musiker, die mit ihrem Flötenspiel das Opfer untermalten.


    Doch der Petronier fixierte nur die mittlere der Götterstatuen, von der ihn der etwas abwesend wirkende Blick des jugendlichen Drusus traf. Die Aufmachung war klar die eines Soldaten - wenn auch eines Offiziers. Crispus hatte nie einen solchen Panzer getragen, sondern stets die einfache Lorica Segmentata. Lucius würde vielleicht eines Tages ein Feldherr werden, oder sein Enkel - zu den Göttern würden die Petronier aber ganz sicher niemals aufsteigen. Crispus' Unsterblichkeit, die Erinnerung an seine Kämpfe und Siege würde vielleicht eine oder zwei Generationen halten - am Ende würde man nur noch wissen, dass er der Primipilaris war, der seinen Sohn in den Ritterstand bugsiert hatte...


    Sein Souffleur (Livianus Pythermon in diesem Falle) begann aber bereits, ihm den Gebetstext einzusagen, den er natürlich reflexartig nachsprach:


    "O Manen des ewig siegreichen Nero Claudius Drusus Germanicus,
    des Lieblings der Götter,
    des Bruders des göttlichen Tiberius, Vaters des göttlichen Claudius,
    des Begründers und Schirmers der Civitas Mogontiacum!


    Durch seine Macht hat er unser Land dem grausamen Barbaren entrissen und die Civitas Mogontiacum an diesem Orte begründet, geschirmt durch seine Legionen.
    An der Spitze seines Heeres hat er die kühnen Sugambrer und Chatten, gar die aufmüpfigen Cherusker bezwungen und den Frieden und Wohlstand des Reiches bis an diesen Ort getragen.


    Seit jenem Tag, an dem sein Leichnam die Grenzen unserer Civitas überschritt, beklagen wir seinen Tod und blicken dankbar auf sein Leben, indem wir Euch gute Gaben darbringen.


    Nehmt an diese kupfernen Münzen und diesen Wein als unsere demütige Gabe und versöhnt Euch mit uns Lebenden, aufdass Ihr Gallia und unserer Civitas jenen Schutz gebet, den Drusus Germanicus zu Lebzeiten stets gewährte! Möge unser Dank aufsteigen mit dem Rauch dieses Altares, aufdass sich unsere ganze Civitas mit Euch verbinde."


    Dann drehte er sich zur Seite, wo hoffentlich die Ministri die Gaben bereit hielten.

  • Nun erhoben sich auch die Duumviri und einige weitere wichtige Amtsträger der Stadt und traten durch das Hauptportal in den Innenraum des Theaters, wo bereits die Mitglieder des städtischen Cultus Deorum mit den Opfergaben warteten. Neben Curio standen noch weitere Discipuli als Opferhelfer bereit. Curio trug einen Korb mit Kupfermünzen, der traditionell durch die Einwohner Mogontiacums als Opfer für Drusus Germanicus dargebracht wurde, während ein anderer Discipulus eine silberne Patera, gefüllt mit bestem Wein von den Händen südlich von Mogontiacum, in der Hand hielt.


    Als die Honoratioren der Stadt vorbeizogen, traf Curios Blick kurz den des petronischen Duumvirs und Pontifex. Einen Augenblick hatte der junge Helvetier das Gefühl, dass der Petronier ihn unter den vielen Gesichtern der Reihen des Cultus Deorum wiedererkannte, hatte er ihn doch auch bei seinem Wahlkampf auf dem Forum, wenn auch nicht namentlich persönlich gegrüßt. Doch schob der Helvetier diesen Gedanken beiseite, als er sich in die kurze Prozession in die Scena einordnete und zum Kultbild zog. Als sie angekommen waren, sprach der Petronier das Opfergebet und wandte sich dann zu den Opferhelfern um. Curio reichte ihm den Korb mit Kupfermünzen, während der andere Discipulus kurz danach dem Pontifex die Patera mit Wein reichte.

  • Zuerst nahm Crispus den Wein, der wie gewohnt in einer Patera präsentiert gereicht wurde. Die Schale wurde der Statue angeboten, dann goss der Duumvir die Flüssigkeit einfach auf den Boden. Danach nahm er von Curio die Münzen entgegen - sie waren extra für diesen Anlass geprägt worden und zeigten auf der Rückseite den Kopf des göttlichen Drusus. Nur kurz betrachtete der Alte die Schmuckstücke, dann legte er sie auch auf den Altar.


    Da dies hier eine Supplicatio war, wandte er sich diesmal nicht einfach nach rechts und kehrte auf seinen Platz zurück - immerhin kam diese Opferform von einer uralten Bittprozession, wo man seinen römischen Stolz auch einmal ablegte. Und so neigten den Alte und sein Amtskollege ihre lorbeerbekränzten Häupter und drehten sich dann erst wieder zur Tribüne zurück.


    Auf dem Fuße folgten die Gesandten von Lugdunum, die traditionell den zweiten Platz inne hatten. Aber auch das war erst der Anfang - es würden noch achtundfünfzig weitere Kleinopfer folgen...

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