[FERIAE DRUSI GERMANICI] Decursio Militum - Militärparade im Jahr 864 A.U.C.

  • Die Feriae Drusi Germanici, die Gedenkfeier zu Ehren von Drusus und Germanicus, fand einmal jährlich statt. Und einmal jährlich hielten die ortsansässigen Einheiten des Exercitus Romanus die Decursio Militum ab, eine Parade, bei der der Drusus-Kenotaph umschritten wurde. In voller Montur, versteht sich. Die gesamte Legion hatte sich in Paradeuniform geworfen. Jedes Metallstück war blitzblank poliert, jede Tunika gewaschen und die Nägel der Caligae erneuert.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/i-gruppen/02.jpgUnd so kam es dann am Ehrentag des Drusus und des Germanicus, dass sich die Tor des Castellums der Legio II Germanica öffnete, welches in den Vicus Apollinensis führte. Ein lauter Fanfarenstoß erschall und mit einem Mal übertönte das metallische Klackern abertausender Nägel auf Steinpflaster jegliche anderen Geräusche in der Stadt. Die Legion marschierte. Voran der Signifer der zweiten Kohorte, gefolgt von Legionären, Legionären, Legionären. Der Heerwurm hörte gar nicht mehr auf. In bestimmten Abständen trugen die Legionäre Fackeln statt eines Pilums, was in kürzester Zeit bereits bei Dämmerlicht einen besonderen Eindruck machen würde. Die Cornicen untermalten den Auszug der Legion zudem mit ihren Fanfarenstößen, dass einem Schauer über den Rücken liefen.


    http://img153.imageshack.us/img153/4172/874t.jpgAm Straßenrand standen bereits viele Schaulustige. Die Legionäre marschierten mit stolzgeschwellter Brust an ihnen vorbei auf das Forum zu. Dort bog man nach links ab und folgte der Straße, die nach Nordwesten aus der Stadt führte. Vor dem Tor jedoch erfolgte ein Rechtsschwenk, so dass man entlang der Stadtmauer den nördlichsten Tor Mogontiacums zustrebte. Dort angelangt, ging es mit erneutem Rechtsschwenk zurück Richtung Südost, um nach einem weiteren Rechtsschwenk an der Regia Legati Augusti Pro Praetore schnurgeradeaus dem Forum entgegen zu marschieren.
    Legatus Legionis Manius Arennius Cavarinus saß stolz im Sattel seines Hengstes. Er ritt gefolgt von seinem Stab und dem Aquilifer sowie der ersten Kohorte inmitten der Legion und erfreute sich der Aufmerksamkeit, die seinen Männern zuteil wurde. Er verspürte dabei ein lange nicht erlebtes Hochgefühl. Heute war ein besonderer Ehrentag, den der Legatus Legionis genießen wollte. Und das würde er gewiss.



  • Oh ja, sie hatten sich vorbereitet. Tagelang hieß es nebst dem normalen Tagesdrill: polieren, putzen, protzen.
    Es war den Soldaten selbstverständlich nicht neu gewesen, aber irgendwie kam es im Trott der Alltäglichkeit, der von den Legionssoldaten nach ihrer Rückkehr nach Mogontiacum Besitz ergriffen hatte, jedes Mal doch überraschend. Immerhin führte kaum ein Soldat einen Kalender bei dem er sich wichtige Termine merkte. Das Gedächtnis funktionierte eher kollektiv und vor allem von oben herab: in den Schreibstuben der Principia hielt irgendwer den Kalender im Auge, setzte die Offiziere darüber in Kenntnis welche dann pünktlich und weit im Voraus damit begannen ihre Untergebenen zu stressen.


    Sicherlich gab es sogar den einen oder anderen Deppen unter den Legionären, der sich sogar darauf freute in gestriegelter Uniform durch die Civitas zu marschieren und vor Familien und Frauen einen auf dicke Hose zu machen. Sönke selbst hatte ja vor Jahren die Soldaten vom Straßenrand aus bewundert und lange davon geträumt einer von ihnen zu werden.
    Dann war er tatsächlich einer dieser Soldaten geworden und die Legion (und vor allem der Bürgerkrieg) hatten ihm mit aller Härte die militärromantischen Flausen aus dem Kopf geprügelt.
    So folgte dem Jungen-Sönke, der vom Straßenrand die mit stolzer Brust vorbeimarschierenden Soldaten bewundert eben kein tapferer und heldenhafter Soldaten-Sönke, der ebenso stolz die Straße im Pulk seiner Legion entlangmarschierte... sondern ein vom Tohuwabohu sichtlich genervter Berufssoldat, der nicht das geringste für dieses Spektakel überhatte. Alleine die Tatsache, dass die Centuriones bei solchen Feierlichkeiten mit Freigang ebenso freigiebig waren wie die Mädchen der Stadt mit ihren Reizen, machte die Sache halbwegs ertragenswert.

  • Für Marcellus war es die Nachricht des Tages schlechthin, die Legion marschierte. Trotz seiner Verpflichtungen war es für ihn ein Bedürfnis die Truppen anzusehen. Der Marschtritt der Kolonne ließ den Boden erbeben und die Fanfaren überschütteten die Zuschauer mit einem Schauer an furchteinflössenden Tönen. Der junge Petronier sah mit innerer Befriedigung den Legionären zu wie sie exakt ausgerichtet und mit starrem Blickes dahinzogen. Es war ein berauschendes Bild das sich den Zuschauern präsentierte. Dies konnte man an den vielen Hochrufen der Passanten erkennen. Marcellus hingegen genoß stillschweigend den Anblick. Für ihn würde auch einmal die Zeit kommen um mit der Secunda mit zu marschieren. Marcellus erinnerte sich an seinen alten Lehrer und Ausbilder wie der ihm versuchte zu erklären zwischen äußerem Erscheinungsbild und der tatsächlichen Gedankengänge der Legionäre. Die Darstellung war für alle Soldaten etwas dienstliches, dass so präsentiert wurde das die Legion immer gut aussah. Innerlich mochten die Männer ganz andere Gedanken hegen. So versuchte der junge Petronier die Männer zu analysieren. Das dies natürlich nicht gelingen konnte war jedoch klar. Soviel Erfahrung hatte der Junge noch nicht.

  • Auch Curio stand am Straßenrand und beobachtete die Parade der Legion. Es war immer wieder eindrucksvoll, die schillernden Rüstungen der Legionäre und die strahlenden Uniformen der Offiziere zu sehen. Das leise Grollen der Schritte und das Scheppern der Rüstungen erfüllten die Umgebung und Curio ging durch den Kopf, dass es genau das war, was die römischen Legionen ausmachte: Die Mischung aus Machtsymbol und Einschüchterung, von Stolz und Angst. Natürlich versuchte er auch seinen Bruder ausfindig zu machen, was aber aufgrund von Uniform und Rüstung nicht einfach war. Wenigstens war er Centurio und würde daher nicht in den engen Reihen der Centurien verschwinden.

  • Alpina trat neben Curio und sah gebannt der Parade der Legionssoldaten zu. Es war ein beeindruckendes Schauspiel. In ihren blankpolierten Uniformen wirkten sie Furcht einflössend. Alpina war froh, dass die Legion die Bürger der Stadt schützte. Wie fragil das Gleichgewicht hier am Rande des Imperiums war, war ihr erst kürzlich bewußt geworden, als sie die Stadt verlassen hatte, um zu Reisen. Erst da war ihr klar geworden, dass nicht weit von der schützenden Stadtmauer entfernt die Barbaren lebten und manche von ihnen keine Gelegenheit auslassen würden, Reisende zu überfallen, um an ihr Geld zu kommen. Der Umstand, dass nicht nur die Legio II Germanica sondern auch die Ala II Numidia vor Ort waren, beruhigte sie ungemein.

  • Curio blickte weiter auf die Parade und versuchte die einzelnen Gesichter der Soldaten zu erkennen, leider liefen sie zu schnell, als dass er konkrete Gesichtszüge hätte ausmachen können. Er wandte sich dann Alpina zu, die ebenso gebannt von dem Schauspiel zu sein schien, wie er.


    Hast du Lucius schon gesehen? Ich versuche ihn zwischen den Soldaten zu erkennen, aber bislang ohne Erfolg.


    Vielleicht hatte Alpina ja mehr Glück, wobei sie dafür natürlich auch nach Corvinus hätte suchen müssen, da man ihn aus reinem Zufall wohl nicht würde entdecken können.

  • Alpina schüttelte den Kopf.


    "Nein, Curio, auch ich habe ihn bislang nicht ausmachen können. Vielleicht hat er eine Sonderaufgabe bekommen und ist deshalb nicht bei der Parade dabei. Seltsam ist es aber schon, nicht wahr?"


    Sie bemühte sich weiterhin den stattlichen Centurio in der Horde Uniformierter auszumachen.

  • Ja, schon. Schließlich gehört er ja noch zu jenen, die auch mit im Süden waren. Da wäre die Teilnahme an dieser Parade ja noch eine große Auszeichnung.


    antwortete Curio etwas ratlos und reckte dann wieder den Hals, weil er wieder den auffälligen Bausch der Crista Transversa sich nähern sah. Es würde ihn schon wundern, wenn sein Bruder nicht dabei wäre, aber vielleicht hatte er ja tatsächlich eine wichtige und unaufschiebbare Sonderaufgabe bekommen, die nur sein Bruder würde erfüllen können. Das wäre natürlich nochmal eine ganz besondere Wertschätzung der Legionsführung für seinen Bruder.

  • Die Decuriones der einzelnen Turmae der Reiterei der Legio II hatten besonders darauf zu achten, dass ihre Männer rechtzeitig zur Gedenkfeier des Drusus und Germanicus die Paradeuniformen, dabei ist vor allem an die besonderen Paradehelme zu denken, sowie das Zaumzeug samt Medallions und anderen Metalteilen, die an der "Ausrüstung" der Pferde befestigt wurde, auf Hochglanz poliert hatten. Es gab kein Volk, welches stolzer auf seine Militaria war, als die Römer. Die Paradeuniformen strotzen nur von Verzierung und Schmuck. Vespa erinnerte sich noch ganz genau an die Parade nach dem Sturz des Usurpators Vescularius. Völlig erschöpft und noch gezeichnet von den Schlachtfeldern schwitzten sie in ihren Uniformen, dabei vor allem unter ihren üppig verzierten Paradehelmen, und mussten sich hüten vor Schwindel vom Pferd zu fallen. Der Grieche hatte nicht viel übrig für solche Paraden, dennoch gehörten sie zum Berufsoldatentum dazu und pflichtbewusst wie er war, wurde dies einfach durchgezogen.
    Relativ gelangweilt zog er mit seiner Turma secunda mit den Pedites und den restlichen Equites aus dem Castellum, wo sie bereits die schaulustige Civitas erwartete. Die vier Turma waren im Zug immer zwischen zwei Kohortenpaaren eingereiht worden, sodass nach zwei Kohorten immer eine Turma folgte. Einige von Vespas Männer, vor allem die jüngeren, welche noch nicht allzu viele Paraden miterlebt hatten, freuten sich auf diesen Tag. Mit stolzgeschwellter Brust trotz der überladenen Uniform, welche das Reiten nicht gerade bequem machte, suchten sie mit ihren Augen nach Frauen, welche die Soldaten bestimmt gerne in ihren Betten gewusst hätten, und Kindern, welche sie bewunderten und später einmal selbst Soldat werden wollten.
    Das einzige was man hörte waren die Fanfarenklänge sowie das Raunen der Civitas. Die Soldaten sprachen natürlich kein Wort, was Vespa natürlich aufgrund seines Wesens nicht besonders schwer fiel. Mit stoischer Ruhe ließ er die Parade einfach über sich ergehen, auch wenn er natürlich Stolz war, Teil dieser Legion zu sein und für ihn bzw. seine Nachkommen das Bürgerrecht erlangt zu haben.

  • Im Grunde wie jedes Jahr war auch Crispus am Abend zu der Militärparade gekommen - nur, dass er diesmal in der ersten Reihe gleich neben dem Statthalter stand! Er hatte wie sein Amtskollege die Toga Praetexta angelegt und mochte stolz und würdevoll wirken - in Wahrheit war er dieses Jahr allerdings ziemlich aufgeregt, denn als Duumvir war er natürlich stark in die Festorganisation eingebunden und musste nun darauf achten, dass alles an seinem Platz war. Tatsächlich waren auch die übrigen Magistrate und Decuriones rund um den Tumulus platziert worden, dazu die Gesandtschaften der sechzig gallischen Civitates und weitere Ehrengäste.


    Trotzdem konnte er sich der Wirkung dieses nächtlichen Schauspiels nicht entziehen: Die Fackeln verbreiteten ein gespenstisches Licht, das sich in den blank polierten Rüstungen spiegelte, dazu die getragene Musik der Cornicen, die der Alte noch aus seiner aktiven Zeit kannte - immerhin war dies hier das Gedenken an einen verstorbenen Feldherrn, das mit einem symbolischen Leichenzug gefeiert wurde. Kurz sah er sich um, ob Marcellus irgendwo zu sehen war - seine rechte Hand war ihm inzwischen unentbehrlich geworden, trotzdem hatte er dem Jungen für heute noch etwas frei gegeben, damit er das Schauspiel ungestört verfolgen konnte - immerhin wollte sein Neffe selbst zu den Adlern und sah wohl zum ersten Mal solch eine nächtliche Parade...

  • Marcellus war sich der Tatsache bewusst, dass sein Oheim auch an ihn gedacht hatte und ihm die Möglichkeit gab die Militärparade zu betrachten. Der Marsch der Legion war ein erhebender Anblick und Marcellus konnte sich kaum davon trennen. Doch Pflicht war Pflicht und so eilte er Richtung Theater um sich mit Marcus abzustimmen. Die Feierlichkeiten waren zwar Drusus geweiht, doch für den Petronier waren das die Feierlichkeiten für den Oheim. Die Ehre des Crispus musste überwältigend werden und dieser Glanz würde sich auch auf die Petronier ausweiten. Heute und hier entschied sich für die Familie wie weit diese Feierlichkeiten den Menschen in der Erinnerung haften blieb.

  • Corvinus, frisch beförderter Centurio der III Centurie der I Cohorte der Legio marschierte natürlich mit. Die letzten Tage waren sehr hart gewesen. Er hatte seine neue Einheit übernommen und da sie Teil der I Cohorte war, bedeutete diese nicht nur doppelt so viele Männer sondern auch doppelt soviel Aufmerksamkeit. Natürlich auch doppelt soviel Ansporn für Corvinus das alles passte. Seine Rüstung glänze auf Hochglanz und er trug alle seine Orden inklusive der Corona die ihm verliehen wurde. Ein besonders großer und schöner Vitis war zusätzlich dabei den er nur für Paraden benutzte. Zum disziplinieren war er weniger geeignet aber dafür um so mehr für Paraden.


    Die Feier zu Ehren von Drusus und Germanicus war einer seiner Favoriten. Da er ja ein Anhänger von Mithras war gingen ihm die vielen Feste für die normalen römischen Götter weniger an. Natürlich ehrte er diese zweifellos existierenden Götter auch aber Mithras war nun mal derjenige dem er folgte. Deshalb übernahm er bei diesen Feiern gerne den Posten des im Lager bleibenden oder sowas. Aber heute wollte er voll dabei sein. Er wünschte sich immer öfter die Zeit von Drusus und Germanicus zurück. Sie sollten über den Rhenus ziehen diese Barbaren zerschlagen und die Grenze des Reiches mindestens bis an den Albis oder zumindestens den Visurgis verlegen. Seiner Meinung nach konzentrierte sich das Reich viel zu sehr auf Konsildierung. Die Eroberung von Dakien war schon viel zu lange her und die vielen Barbarenvölker oder Feinde wie die Parthe kamen am Ende noch auf die Idee das das Reich schwach geworden war. Ein Feldzug gegen die Germanen war da doch genau das richtige um das richtig zu stellen. Mit diesen Gedanken marschierte Corvinus, Orden geschmückt von einer Centurie der ersten Cohorte in voller Sollstärke verfolgt und Stolz geschwellter Brust hinter dem Legaten hinterher.

  • Curio folgte Alpina Fingerzeig und sein Blick landete auf einem Centurio mit blitzender Rüstung und einem Paradevitis. Als er das Gesicht erkannte, fing er an zu strahlen. Ja, das war sein Bruder! Und er lief direkt hinter dem Legaten. Das konnte nur bedeuten, dass er zum Befehlshaber einer Doppelcenturie der ersten Kohorte berufen worden war. Eine große Ehre für ihn und eine große Ehre für die ganze Familie.


    Ja, da ist er! Und direkt hinter dem Legaten!


    Curio verspürte den Drang, einen Freudensprung zu machen, hielt sich aber zurück. Anstand und Würde, Anstand und Würde, ging ihm durch den Kopf, wie es seine Mutter und sein Vater, der alte Primus Pilus immer gesagt hatten. Curio war auf dem besten Weg, ein Aedituus zu werden und da konnte er sich hier nicht wie ein kleines Kind benehmen.

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