[Grundausbildung] S. Licinius Calvus, P. Antonius Caesulenus, M. Matinius Cicero


  • Centurio Spurius Siculus Celer verfolgte das Geschehen eine Weile, immer wieder pfeifend. Als er feststellte, dass die ersten Tirones vom vielen vor- und zurücklaufen etwas heftiger atmeten, beendete er mit einem Doppelpfiff die Übung.


    "In Ordnung, das war jetzt mal zum Warmmachen!", verkündete der Centurio. Er winkte einigen Legionären, die bereits etwas abseits Aufstellung genommen hatten. "Ihr bekommt jetzt mal lebendige Gegenspieler." Die Legionäre nahmen in zwei Reihen vor den Tirones Aufstellung. Sie trugen volle Rüstung, Scutum und stumpfe Übungsgladii. "Diese werten Herren hier" - der Centurio wies auf die Legionäre - "werden jetzt einen Feind simulieren. Sie werden auf eure Kampreihe eindreschen wie die finstersten Barbaren und ihr werdet unter diesem Druck das gerade Geübte nochmal durchführen. Mal sehen, ob ihr das dann auch noch so einfach schafft."


    Der Centurio sah die Tirones mit einem schadenfrohen Lächeln an. "Also los", kommandierte er. "Aufstellung! - Aaaaaachtung!"


    Pfiff.


    Die Legionäre legten los, prügelten auf die Schilde der Tirones, auf die Helme, stachen nach jedem Fuß, der sich zeigte.


    Pfiff.


    Die Gegner der Tirones begannen nun noch mehr Druck auf deren Reihe auszuüben. Sie brüllten, sie fluchten, sie beleidigten die Rekruten.


    Pfiff.


    Aus der Reihe der Legionäre traten jetzt an zwei Stellen Männer hervor, die hölzerne Haken bei sich hatten. Sie sollten Kampfäxte simulieren, die mancher Feind tatsächlich zum Einsatz bringen könnte. Mit diesen Haken attackierten sie nun die Schilde der Tirones und versuchten sie herunterzuziehen, so dass ihre Kameraden die entblößten Rekruten 'erledigen' konnten.


    Pfiff.

  • Für Cicero stürzte der Himmel ein. Ein Geschrei und Gedröhne entfaltete sich und er spürte wie er genauso wie die anderen Tirones immer unsicherer wurde. Hier und da wankten einzelne Kameraden schon erheblich und Cicero sah bereits den Zeitpunkt kommen, an dem sie nachgaben und die Legionäre sie aufmischen konnten. Cicero war verzweifelt, was konnte man dagegen tun, sie alle hatten noch nicht genug Erfahrung, um sich aus dieser Situation zu befreien. Das einzige was ihm einfiel war die Kameraden zu motivieren durchzuhalten. Aber ob das helfen würde wusste er nicht. Ganz sicher würde es nicht gegen die neu aufgetauchten Gegner helfen die ganz klar nun ihnen den Garaus machen sollten. So rief Cicero immer wieder:
    Zusammenhalten, nicht aufgeben, deckt euch gegenseitig. Cicero war verzweifelt was sollten sie tun, es wurde jetzt klar dass sie auseinanderbrechen würden und nichts würde sie vor den Legionären schützen. Verzweifelt raste dem Tiro Gedanken durch den Kopf, etwas musste jetzt passieren, sie konnten sich doch nicht einfach so dem Schicksal ergeben. Was würden richtige Legionäre machen die so unter Druck standen????? Aus Sicht von Cicero war es egal was sie machten, aber wenn sie nun den Druck gegen die Legionäre erhöhten so konnten sie vielleicht etwas Ruhe erhalten und wenn es schon hieß unterzugehen, dann konnte man das auch im Angriff suchen. So rief Cicero laut zu seinen Kameraden: Haltet zusammen wir schieben die Legionäre jetzt einfach vor uns hin und lasst euch nicht fangen oder an den Füßen erwischen, Schilde einsetzen und drauf.
    Ob die Reaktion jetzt richtig war oder nicht, aber für Cicero war der Druck nicht mehr zum aus halten und so wie sich die anderen Tirones verhielten schienen sie dasselbe zu empfinden. So drangen sie mit dem Mut der Verzweiflung auf die Legionäre ein und versuchten sie zu vertreiben.

  • Die Ausbildung hatte es in sich, doch Cicero hatte bis jetzt durchgehalten. Im Gegenteil hatte sich der größte Dieb aller Zeiten zu einem richtigen Kerl entwickelt. Er war drahtig geworden und konnte mit den Waffen schon sehr gut umgehen. Cicero hatte eine Begabung für das Waffenhandwerk entwickelt. Er liebte die Waffenübungen und war immer einer der Ersten, wenn es darum ging Übungen durchzuführen. Auch sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kameraden hatte sich grundlegend geändert. Gegenüber seinen Vorgesetzten war er nun nicht mehr aufmüpfig, sondern gehorchte aufs Wort und seine Kameraden hatten Cicero nun als jemanden kennengelernt auf den sie sich verlassen konnten. Er war ein richtiger Pfundstyp geworden. Und seine Träume als Legionärsdieb hatten sich von selber gelegt. Aus einem der aus dem Bodensatz der Gosse kam hatte sich ein vollwertiger Mensch, ein fast Legionär entwickelt. Cicero liebte die Legion und auch seinen alten griesgrämigen Centurio verehrte er wie einen Vater. Mochte dieser grantig und schlechtgelaunt sein, jedes seiner Worte war für Cicero Gesetz und Gebot. Doch auch die Erfahrung seiner Vergangenheit hatte er sich beibehalten. Cicero konnte wie eine Schlange kriechen und sich immer noch unbemerkt auf der Straße bewegen. Seine Beobachtungsgabe war sogar noch gewachsen und er erfasste Dinge die gefährlich waren noch schneller. Cicero war stolz ein Fastlegionär zu sein.


  • Der Centurio ließ die Tirones ordentlich leiden unter dem Andrang der Legionäre, ließ sie immer wieder und wieder den Ansturm aushalten. Da mussten sie durch, half ja alles nichts sonst, wenn sie beim Anblick eines echten Feindes zusammenbrechen würden. Die Legionäre ließen nicht nach dabei, und erst war es ein Tiro, dann noch einer, dann immer mehr, die schließlich wegbrachen – erst als nur noch ein Häufchen übrig blieb, hatte Siculus Celer ein Einsehen und beendete die Übung. Nur um so nach einem kurzen Durchschnaufen zu wiederholen. Tagelang ließ der Centurio die Tirones das üben, immer wieder den Kampf, immer wieder Linienformation. Die Grundsätze mussten so eingedrillt sein, dass jeder Legionär sie im Schlaf durchführen könnte.


    Eines Tages allerdings fanden die Tirones etwas anderes vor, als sie des Morgens zum Übungsplatz kamen – eine Reihe Pila waren aufgestellt. „Heute machen wir uns mal an das Pilum ran. Na los, nicht schüchtern, jeder schnappt sich eine Waffe!“ trieb er die Tirones an, und während die umher liefen und sich jeder ein Pilum holten, fuhr er fort: „Da vorne habt ihr eure Ziele.“ Er wies auf eine Reihe von Strohballen, die aufgestellt worden waren, nicht übermäßig weit weg für den Anfang. „Stellt euch auf, Ausfallschritt nach vorn, werfen. Ich will kein Pilum in einem von euch sehen, ist das klar?“ Er hörte irgendwo ein Geräusch, das ein Husten sein könnte... oder ein unterdrücktes Lachen, und warf einen vernichtenden Blick in die Runde. „Ihr habt ja keine Ahnung was schon alles passiert ist... so. Bevor ihr mit dem Üben anfangt, erzählt mir einer von euch was übers Pilum.“

  • Cicero schaute ebenfalls in die Runde und versuchte den Idoten ausfindig zu machen, der hier gelacht hatte. Hier ging es um das Überleben und so was war für eine Truppe immer wichtig. Nach dem Anraunzer des Centurios schien niemand mehr gewillt sein sich bei der Antwort auf die Frage noch eine einzufangen.
    So trat Cicero hervor, ging in Grundstellung und antwortete:
    Centurio der Pilum ist die leichte Artillerie des Legionärs. Sie dient dazu den angreifenden Gegner am zügigen Vorwärtskommen zu hindern und den Ansturm soweit zu stehen zu bringen um den massiven Infanterieschlag der Legionäre zu ermöglichen. Weiterhin dient der Pilum dazu mögliche Infanteristen des Gegners die mit Schild ausgestattet sind zu behindern, da die Pili in den Schildern stecken bleiben und so den gegnerischen Schild so schwer machen, dass dieser weggeworfen werden muss um weiter vorzurücken auf unsere Abwehrreihen. In der Schildkrötenformation können die Plili nach außen gerichtet werden um mögliche auf die Formation eindringende Gegner abzuwehren.


  • Der Centurio nickte, sogar ein wenig beifällig, bei den Worten des Tiros. „Korrekt“, sagte er zu dem jungen Mann, und fuhr mit lauterer Stimme an alle gewandt fort: „Je nach Einsatz kann es vorkommen, dass wir mit zwei Pila losziehen – einem leichten, einem schweren, wobei hoffentlich jedem von euch Hänflingen klar ist, welches wann eingesetzt werden soll...“ Darauf erwartete Siculus Celer nicht wirklich eine Antwort, machte aber trotzdem eine Pause, nur für den Fall, dass irgendwer was sagen wollte dazu. „So, und jetzt fangt mal an. Denkt vor allem an eins: es kommt nicht so sehr drauf an, punktgenau ein Ziel zu treffen. Achtet lieber drauf, erst mal eine vernünftige Wurftechnik hinzukriegen, damit das Ding gscheit fliegt.“

  • So jetzt war es soweit in Cicero konnte mit dem Pilum arbeiten. Überraschender Weise waren beide Versionen des Pilum nicht besonders schwer. Beide konnten mit jeweiligem Kraftaufwand brauchbar gehalten werden. Für den jungen Tiro fühlte sich das Pilum sehr angenehm in der Wurfhand an und so teste er in der Ausholbewegung einmal das Wurfgeschoss aus. Super das Ding gefiel Cicero und so machte er einen Ausfallschritt, bog die Hand mit dem Pilum nach hinten und zog dann durch. Das Ziel, der Strohballen, war leicht zu treffen und so blieb sein Pilum ordentlich stecken. Danach versuchte er sich am schwereren Pilum und auch dort glückte der Wurf. was ihn aber bei seinen beiden Probewürfen aufgefallen war, dass der leichtere Pilum während des Fluges leicht eierte. Was hieß das nun für den Kampf? So wandte Cicero an seinen Centurio um ihn danach zu fragen:
    Centurio ich habe festgestellt das die Wurfgeschosse unterschiedliche Flugbahnen entwickeln, der leichte eiert beim Wurf in der Luft, der schwerere hat eine stabile Flugbahn. Hat das mit der Reichweite im Einsatz gegen gegnerische Schildträger zu tun?????

  • Sim-Off:

    Ich übernehm mal



    Der Centurio schritt hinter den Tirones auf und ab, begutachtete wie sie sich machten und korrigierte gleich schon mal die schlimmsten Fehler. Ein paar bekamen leichte Schläge mit der Vitis gegen die Beine ab, damit sie die Stellung korrigierten, andere gegen die Arme wegen der Haltung.
    Er kam zum nächsten Tiro, der sich gar nicht mal so blöd anstellte – die Gelegenheit allerdings nutzte um Fragen zu stellen. Siculus Celer musterte ihn kritisch. Eiern?“ echote er finster. Eiern sollte gar kein Pilum, Tiro, wenn es ordentlich geworfen wird! Davon abgesehen ist das leichte für den Weitwurf gedacht, wenn die gegnerische Reihe noch weit weg ist. Und jetzt führ mir mal den Eierwurf vor...“

  • Na toll dachte sich Cicero da stellt man einmal eine Frage und dann wird der Centurio gleicht grantig. Aber es war trotz allem so, dass dieser leichte Pilum eine komische Flugbahn hatte. Nun denn wenn der Centurio wollte, dass er ihm den Wurf vorführte, dann sollte er den Wurf bekommen. Cicero brachte sich in Position ging in Wurfposition und ließ den Pilum los. Das Ding raste los, allerdings so wie Cicero es gesagt hatte, der Pilum flog nicht sauber in Richtung Ziel sondern vollführte eine unstabile Fluglage. Und es lag aus Sicht des Tiros nicht an seinem Wurf. Schließlich hatte er mit dem schwereren Pilum keine Probleme. Cicero war gespannt was sein Vorgesetzter ihm jetzt erzählen würde.

  • Sim-Off:

    Dann übernehm ich das mal


    Der centurio war kurzfristig weggerufen worden, stattdessen stand urplötzlich einer seiner Kollegen auf dem Campus. Der sah das eiernde pilum und traute seinen Augen nicht.


    Unsanft entriss er dem nächststehenden tiro den leichten Wurfspieß und Sekunden später nahm das Unheil seinen Lauf.
    "So eine hirnverbrannte Scheiße!" brüllte der centurio an keinen speziellen Adressaten gerichtet.
    "Welcher Schwachkopf hat denn den Mist hier rausgegeben. Fehlerhafter Müll ist das verdreckter. Und ihr Idioten merkt nicht mal, wenn eure Waffen vollkommen unbalanciert sind. Also herhöhr'n!"
    Kunstpause um die Aufmerksam der Männer wirklich zu haben.
    "Irgendein Schwachkopf in der Materialausgabe hat Mist gebaut. Ihr habt die Schäfte für die leichten pila bekommen. Und Spitzen für die schweren. Damit sind die Waffen unwuchtig und nur scheiß scher ins Ziel zu bringen. Glückwunsch, die Übung heute wird besonders viel Spaß machen."


    "Wenn wir uns von dieser Scheiße mal nicht aus der Ruhe bringen lassen: Was is das Problem wenn eine legio im Feld ihre Waffen schleudern will?

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