• "Das du ihr gerne dabei helfen würdest, das ist mir schon klar, Schwesterchen." sagte ich scherzhaft. Aelia und ich waren als Geschwister ein Herz und eine Seele, aber ohne uns ständig zu necken ging es zwischen uns einfach nicht.


    "Glaube mir, Liliana und ich, wir kommen allerbestens miteinander aus."


    Ich ging zu meinem Schreibtisch zurück. Dieser Brief an Victor war noch zu schreiben. Die Worte dafür waren in meinen Gedanken aber bereits klar und so wie Aelia und ich nach unserem Gespräch jetzt miteinander gescherzt hatten, war die Angelegenheit für sie genauso erledigt wie sie es für mich war.

  • "Sie muss jedenfalls viel Humor haben, wenn sie dich geheiratet hat.", frotzelte ich ;)
    "So, jetzt geh ich aber wirklich, sonst kommst du gar nciht mehr zum schreiben."
    Gesagt, getan, mit einem letzten Grinsen in Richtung meines Bruders spazierte ich aus dem Tablinum..

  • Ebenfalls grinsend blickte ich Aelia hinterher.


    Dann nahm ich einen Stylus und ein Wachstäfelchen zur Hand und begann die Botschaft an Octavius Victor zu schreiben, die diesen nicht sehr erfreuen würde...



    An
    Gaius Octavius Victor



    Salve!


    Leider mußte ich zwischenzeitlich Dinge über Dich erfahren, welche eine Verbindung meiner Schwester Aelia mit Dir unmöglich machen. Du weißt, selbst am besten wovon ich spreche.


    Auf Grund Deines Verhaltens betrachte ich die Verlobung zwischen Aelia und Dir als aufgelöst bzw. nichtexistent. Aelia wird Dir diesen Brief überbringen und Dir bei dieser Gelegenheit gleich Dein Verlobungsgeschenk zurückgeben.


    Es dürfte in unser aller Interesse liegen, die Sache ohne weiteres Aufsehen zu erregen rasch zu beenden. Daher setze ich Deine Zustimmung zu dieser Verfahrensweise voraus.


    Vale
    Marcus Didius Falco


    ...rasch hatte ich die kurzen Zeilen beendet. Ich rief einen Sklaven herein und schickte ihn mit dem Auftrag zur Kammer des Sklaven Gabriel, das sich dieser im Tablinum bei seinem Herren einzufinden habe.

  • Gabriel betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er wusste nichts davon, dass Falco eh nach ihm hatte rufen lassen, aber auf einmal fiel ihm ein, dass der Mann, dem er sie Amphore gebracht hatte, der Gast von eben war.


    Also sagte Gabriel, wobei er ein wenig grinste:


    »Ich habe die Amphore abgegeben und soll dir ausrichten, dass Marcus Vinicius Hungaricus dir dankt und er hofft, dass das nächste Treffen unter einem besseren Stern stehen würde. Der Herr ist übriigends gerade zu Besuch ...

  • Bei den Worten Gabriels schaute ich überrascht auf.


    "Hungaricus zu Besuch? Wo ist er? Und vor allem, was ist sein Anliegen?"


    Unwillkürlich mußte ich an Lucia denken. Hungaricus würde doch über Commodus nicht auch noch etwas zu berichten haben? Ausschließen mochte ich gar nichts mehr. Hungaricus schien seine Spitzel überall sitzen zu haben...

  • »Er wünschte Didia Aelia zu sehen und ich habe ihn in die Bibliothek geführt.« antwortete Gabriel. Er würde Falco demnächst mal fragen müssen, wer hier eigentlich wer im Hause war. Auch wusste er nicht einmal, ob Falco verheiratet war.

  • "Zu wem wollte er...?"


    Ich glaubte mich verhört zu haben.


    "Zu Didia Aelia, zu meiner Schwester..., sagst du. Warum? Was für ein Grund führt ihn zu ihr, Gabriel?"


    Der Sadist wird ihr doch wohl hoffentlich nicht Victors Schandtaten in allen Einzelheiten brühwarm verklickern wollen, schoß es mir zuerst durch den Kopf. Dabei war ich froh, das Aelia mein Zimmer nach unserem Gespräch halbwegs gefaßt wieder verlassen würde.


    Dann dämmerte es mir langsam.


    Hungaricus, dieser Schlawiner, wußte ja sozusagen aus erster Hand, das sich die Verbindung zwischen Aelia und Victor erledigt hatte. Dafür hatte er ja mit seiner Information an mich, für die ich ihm sehr dankbar war, selbst gesorgt. Hungaricus war seit kurzem geschieden und Aelia war wunderschön, intelligent dazu und vor allem nun wieder frei.


    Schlagartig konnte ich mir den Grund für Hungaricus´ Besuch denken...

  • Gabriel kratzte sich leicht verlegen am Kopf, musste aber Grinsen. Nun, wo er ihn nach dem Grund fragte, fiel ihm auf, dass er dass nicht gefragt hatte. Aber schliesslich hatte er noch niemals als Empfangschef gearbeitet und so sagte er ehrlich:
    »Ehrlich gesagt habe ich das nicht gefragt.« Und ausserdem hätte es ja auch sein können, dass ihn sowas nichts anzugehen hat.


    Er bemerkte bei Falco allerdings eine Veränderung seiner Miene. Irgendwas schien ihm nicht ganz zu passen. Und für Gabriel war es doch äusserst interessant, das Didia Aelia seine Schwester war und nun musste er erst recht grinsen.

  • "Das nächste Mal darfst du die Besucher nach ihrem Anliegen fragen, Gabriel. Du mußt deinem Herrn schließlich stets Auskunft geben können."


    Plötzlich hatte ich es jetzt ziemlich eilig.


    "Gabriel, ganz kurz. Hier ist ein Schreiben an Gaius Octavius Victor."


    Ich gab ihm das zuvor von mir versiegelte und adressierte Wachspäckchen.


    "Du wirst meine Schwester Didia Aelia zu einem kurzen Besuch bei diesem..., ähm Herren, begleiten. Dabei wirst du ihm dieses Schreiben übergeben. Du wirst sicher auch noch einige Sachen zu tragen haben, die Victors Eigentum sind und welche ihm Aelia bei eurem Besuch vermutlich dezent vor die Füße plazieren wird..."


    Bei der Vorstellung konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.


    Bei diesen Worten befand ich mich bereits auf dem Weg zur Tür und schob Gabriel auf den Gang.


    "Noch Fragen dazu?"


    Ich schloß die Tür zum Tablinum hinter mir und war in Gedanken bereits in der Bibliothek...

  • Gabriel liess sich aus dem Raum schieben, nachdem er den Umschlag entgegen genommen hatte und schüttelte seinen Kopf. Hatte er Fragen? Ein dutzend vielleicht, aber das erschien ihm im Moment nicht so wichtig, da Falco es eilig zu haben schien.


    »Eh, nein. Keine Fragen.« antwortete er etwas verwirrt. Er versuchte sich zusammenzureimen, was wohl Falco meinte mit dem, was er ihm erzählt hatte. Aber mit der Zeit würde er auch dies vielleicht erfahren.

  • "Gut. Dann mach dich an deine anderen Aufgaben. Aelia wird dir mitteilen, wann der Besuch bei Victor stattfindet. Und vergiß den Brief dann nicht mitzuenehmen."


    Ich ließ Gabriel stehen, ohne seine Antwort abzuwarten und begab mich zur Bibliothek.

  • Gabriel nicht und sah ihm dann noch nach. Schliesslich besah er sich kurz den Brief von aussen an und brachte diesen in seine Kammer, wo er ihn unter das Kissen schob. Er würde ihn sicherlich nicht vergessen, wenn Aelia mit ihm zu diesem Victor gehen würde.
    Und dann begab er sich in die Küche, beschwatzte dort mit einem charmanten Lächeln die Köchin, die ihm schliesslich ein Stück Fleisch für den Hund gab, denn diesen musste Gabriels sich einfach zum Freund machen. Danach ging er dann zurück ins Vestibulium ...

  • Kaum vom Pantheon zurück begab ich mich auf die Suche nach meinem Großonkel. Einfach so sang und klanglos nach Hispania verschwinden konnte ich ja nun nicht.
    Da er meistens, wenn er zu Hause war, in seinem Tablinum saß steuerte ich zunächst dieses an.
    *klopf klopf*

  • Gerade als Gabriel an der Tür zum Tablinum ankam, traf er auf die Dame, welche am Anfang, als er hier in die Casa Didia kam, neben Falco gestanden hatte und ebenfalls einige Worte an ihn gerichtet hatte.
    Gabriel neigte ebenfalls nun seinen Kopf zum Grusse und lächelte leicht.
    Und dann fiel ihm ein, dass er auch ihren Namen nolch nicht kannte und so sprach er sie kurz an.


    »Verzeih, würdest du mir sagen, wer du bist? Es leben hier so viele Herrschaften im Haus und sie wurden mir noch nicht alle vorgestellt.«
    Er blickte sie diesmal freundlich an, ohne ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen, obwohl ihm ihr reizendes Anlitz wieder einmal ins Auge fiel.

  • "Didia Marcia.", erklärte ich bereitwillig mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die ganzen Didias im Haus mussten einen neuen Sklaven wirklich verwirren. "Falcos Großnichte."


    Da ertönte auch schon das "Herein" von drinnen und ich zwinkerte Gabriel zu. "Die Pflicht ruft."
    Und so betrat ich Falcos Tablinum.
    "Salve Großonkel. Hast du kurz Zeit für mich?"

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