• Ich lies mich auf einem der Stühle nieder und schwieg kurz. Womit fange ich am Dümmsten an?, fragte ich mich.


    "Nun, ich habe ja sicher schon erzählt, dass ich in den Dienst der Götter treten will. Ich habe mich nun beim Rex Sacrorum gemeldet und werde als Camilla nach Hispania gehen."


    "Wenn du nichts dagegen hast.", fügte ich nach einer kurzen Pause schmunzelnd hinzu.

  • Da die Großnichte von Falco vor ihm an der Tür war, blieb Gabriel natürlich draussen stehen und wartete. Aber dann dachte er, dass dieser Mensch, Falco, doch wirklich Glück hatte, so nette Verwandte zu haben, zumindest vom aussehen. Und Marcia schien ihm sogar recht freundlich und nicht ganz so arrogant wie Aelia.


    Also setzte er sich auf eine Bank, die in der Nähe stand und wartete geduldig. Lieber hier sitzen und nichts tun, als irgend etwas tun, was eh schief ging, wie etwa, den Brief an Victor zu übergeben. Nun musste Gabriel, als er sich diese Situatioin wieder vor Augen hielt, in sich hineinlachen.

  • Zitat

    Original von Didia Marcia
    Ich lies mich auf einem der Stühle nieder und schwieg kurz. Womit fange ich am Dümmsten an?, fragte ich mich.


    "Nun, ich habe ja sicher schon erzählt, dass ich in den Dienst der Götter treten will. Ich habe mich nun beim Rex Sacrorum gemeldet und werde als Camilla nach Hispania gehen."


    "Wenn du nichts dagegen hast.", fügte ich nach einer kurzen Pause schmunzelnd hinzu.


    "Dein Dienst für den Cultus Deorum findet meine Zustimmung, wie du bereits weißt." antwortete ich meiner Großnichte.


    "Überraschend für mich kommt jedoch dein Entschluß nach Hispania zu gehen. Ich hatte erwartet, das du dich zunächst erst in Rom etwas umsehen willst. Jedoch lege ich dir keine Steine in den Weg. Kam der Vorschlag vom Rex oder ist es dein eigener Wunsch?"

  • "Teils teils.", antwortete ich und sah zu meinem hochspannenden Schuhwerk.
    "Weißt du ich...ähm...ich habe da vor einiger Zeit jemanden kennen gelernt und...naja...also...", druckste ich herum und griff nach einem Stilus, der auf Falcos Tisch lag, um etwas in den Fingern zu haben.

  • "Wen?" fragte ich Marcia, mit leicht gerunzelter Stirn.


    Inzwischen verging kaum ein Tag, an dem ich mir nicht eine derartige Beichte von meinen weiblichen Familienmitgliedern anhören durfte. Es mußte wohl am Frühlingswetter liegen, schlußfolgerte ich.


    Ich selber ließ zur Zeit ja auch keine Gelegenheit aus, um mich an Lilianas immer runder werdenden Bauch anzukuscheln. Leider war in letzter Zeit dazu viel zu selten Gelegenheit gewesen, dachte ich und seufzte leise.

  • "Flavius Tiberius Quirinalis.", antwortete ich und kam mir wie ein wieder eingefanger Sklave im Verhörraum der Vigiles vor.


    Mit prüfendem Blick erwartete ich die Reaktion meines Großonkels.

  • "Quirinalis..." sagte ich. Ein Tiberier, Mitglied der Familie von Maximus. ich kannte ihn kaum.


    "Erzähle mir etwas über ihn, Marcia." bat ich meine Großnichte.


    "Wie habt ihr euch kennengelernt? Ich dachte immer, er wohnt in Hispania..."


    Ich stand auf und holte eine Karaffe Wein und zwei Gläser für uns.


    "Du trinkst doch einen Schluck mit?"

  • Folgsam nickte ich. "Gerne.", erwiderte ich auf das Weinangebot.


    "Ja, er lebt in Hispania...er war nur zu Besuch in Rom, könnte man sagen.
    Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen...vielleicht war es auch Schicksal, wer weiß.
    Ich habe gerade an einer Straßenecke gestanden und nicht mehr recht gewusst wo ich eigentlich bin. Er hat mich angesprochen und mir bei meinem Orientierungsproblem geholfen...naja, so fing alles an.", erzählte ich mit diesem leicht dümmlichen Lächeln, das Verliebte so an sich haben, im Gesicht.

  • Marcias Antwort vorwegnehmend, hatte ich bereits begonnen uns zwei Gläser mit Wein einzuschenken und mit einer angemessenen Menge Wasser zu verdünnen. Als ich fertig damit war, schob ich ein gefülltes Weinglas zu Marcia über den Tisch.


    Währenddessen dachte ich über die Worte meiner Großnichte nach. ´Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen...vielleicht war es auch Schicksal, wer weiß.´, hatte sie gesagt.


    Wenn mich jemand nach meiner ersten Begegnung mit Liliana fragte, so antwortete ich stets fast das Gleiche, dachte ich. Wahrscheinlich lächelte ich heute noch genauso dabei, wie es Marcia jetzt tat, wenn sie über ihre Begegnung mit Quirinalis sprach.



    "Ist Quirinalis bereits wieder nach Hispania zurückgekehrt? Was ist er eigentlich? Priester" fragte ich Marcia.

  • "Kein Priester.", erwiderte ich und war schon ein wenig erleichtert, dass Falco nicht gleich an die Decke ging.
    Seit der Sache mit Aelia, von der die meisten Familienmitglieder hier in Rom mittlerweile wussten, war er sicher etwas vorsichtiger geworden, was solche Sachen anging.
    "Er ist Magistratus in Carthago Nova. Und ja, er musste leider schon wieder zurück."

  • Draussen vor der Tür des Tablinums


    Das Gespräch zwischen Falco und seiner Großnichte schien nun doch etwas länger zu dauern und einige Bedienstete, die den Flur entlang gingen, schielten Gabriel schon etwas misstrauisch an, als sie ihn da so rumsitzen saßen auf einer Bank vor dem Tablinum.
    Gabriel grinste sie zwar jedes Mal an, aber als er schliesslich angesprochen wurde, sagte er, dass er auf Falco warten würde. Doch schliesslich bat ihn ein Sklave, dass er doch so lange im Vestibulium verbringen könne, falls ein Gast zu Besuch kommen würde.
    Und so erhob er sich, während er leicht mit dem Kopf hin und her wibbte und die Augen leicht genervt verdrehte und maschierte schliesslich ins Vestibulium.

  • "Überstürze nichts, Marcia. Man weiß nie, wie sich die Dinge entwickeln werden." antwortete ich nachdenklich und berichtete meiner Großnichte darüber, was meiner Schwester Aelia mit ihrem Ex-Verlobten Victor widerfahren war.


    Mit den Worten "Bitte bewahre Stillschweigen darüber." beendete ich meine Erzählung. "Ich weiß zwar noch nicht, wie Victor auf mein Schreiben an ihn reagiert hat, aber ich gedenke nicht die Sache groß an die Öffentlichkeit zu zerren, solange es nicht notwendig ist."


    Bei dem Gedanken an diese Angelegenheit benötigte ich gleich wieder einen schönen Schluck Wein.


    "Ich werde dich vermissen, Marcia. Hispania ist weit. Aber jeder Mensch muß seinen von den Göttern vorbestimmten Weg gehen. Du hast sicher nioch einige Reisevorbereitungen zu treffen. Wann gedenkst du abzureisen? Damit wir uns vorher voneinander verabschieden können."

  • Als ich nun genaueres über Aelias Unglück erfuhr nickte ich Ernst.
    "Keine Sorge, ich bin nicht unbedingt als Klatschtante bekannt.", erwiderte ich auf seine Bitte Stillschweigen zu bewahren.
    "Und mach dir um mich keine Sorgen, ich passe schon auf." ;)


    "Ich werde dich und Rom auch vermissen, aber beim nächsten Familientreffen laufen wir uns ja sowieso über den Weg.", schmunzelnd zwinkerte ich ihm zu. Dafür würden wir wohl die Curia mieten müssen, wer weiß wie viele Familienmitglieder bis dahin wieder auftauchten :D
    "Ein paar Tage werde ich noch bleiben, aber keine Angst, bevor ich verschwinde verabschiede ich mich natürlich noch von allen."

  • "Triff in Ruhe deine Vorbereitungen. Ich denke, eine kleine Familienfeier ist nicht erst bei deiner Rückkehr angebracht, sondern bereits anäßlich deiner Abreise nach Hispania. So können dich wenigstens alle Familienmitglieder noch kennenlernen, bevor du wieder verschwindest." sagte ich mit einem Grinsen. Marcias Aufenthalt in Riom war wirklich nicht allzu lang gewesen.


    "In Hispania dann, übereile nichts. Auch mit Quirinalis nicht. Wenn du dir nach einiger Zeit immer noch sicher bist, dann möchte ich ihn gern kennenlernen. Um zu sehen, ob er der Richtige für dich ist. Dein Glück liegt mir am Herzen, Marcia."

  • "Gute Idee.", sagte ich mit freudigem Lächeln. "Wenn ich wiederkomme ist ja wohl mindestens einer mehr im Haus habe ich gehört."
    Liliana, die für den Neuankömmling zuständig war, hatte ich zwar noch nicht gesehen, aber scheinbar schob sie schon eine ordentliche Kugel vor sich her, nachdem was ich so mitbekommen hatte :D


    Gespielt entgeistert sah ich meinen Großonkel an.
    "Mutter?", fragte ich und konnte mir das Grinsen nicht mehr verkneifen.
    "Tut mir leid, Falco, das klang gerade zu sehr nach ihr." ;)
    "Mach dir keine Sorgen, ich bin ja noch jung, ich werde nichts übereilen. Und wenn ich ihn heiraten sollte zwinge ich ihn vorher nochmal, uns die Überfahrt nach Rom zu finanzieren." :]

  • "Mit der Ankunft wenigstens eines neuen Familienmitgleides ist bis zu deiner Rückkehr sicherlich zu rechnen." antwortete ich auf die Anspielung von Marcia und grinste dabei seelig wie ein Honigkuchenpferd.


    "Ich freue mich schon sehr darauf. Hoffentlich geht alles gut.. Gern spielen uns die Götter in Momenten größten Glücks ja grausame Streiche. Jedoch sah die Sibylle in ihrem Wahrspruch unseren Sohn, die Freude seiner Eltern. Ich vertraue ihrer Prophezeiung."

  • "Oh, die Sibylle hat also vorhergesehen, dass das Kind nach Liliana kommen wird?", witzelte ich und zwinkerte meinem PF zu.
    In Gedanken schweifte ich jedoch schon wieder zu Quirinalis. Bisher hatte ich nichts mehr von ihm gehört...hatte er es sich am Ende doch anders überlegt? Oder waren die langen Postwege schuld?

  • Bei Marcias Worten mußte ich an die zahllosen Lausbubenstreiche in meiner Kindheit denken und konnte mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen.


    "Ich war als Kind der reinste Musterknabe." antwortete ich. Das war eine dicke Lüge und in Wahrheit malte ich mir schon die Streiche aus, welche unser Sohn anstellen würde.


    Marcia schien mit ihren Gedanken jedoch schon woanders zu sein und blickte etwas kummervoll. Ich wußte nicht, ob es ratsam war sie nach dem Grund dafür zu fragen...

  • Von Falco aus meinen trüben Gedanken gerissen zuckte ich kurz zusammen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
    "Wie?...Oh...äh...Musterknabe?"
    Skeptisch lies ich meinen Blick von Falcos Kopf nach unten und wieder zurück gleiten.
    "Sprechen wir von demselben?"

  • Mit meinem Scherz hatte ich Marcia wieder aus ihrer kurzzeitigen Melancholie herausgerissen.


    "Ähm, schon..." sagte ich lachend.


    "Glaubst du mir das etwa nicht?"


    Bestimmt hatten meine beiden Schwestern Aelia und Aemilia meiner Großnichte schon so einige Geschichten über mich erzählt und diese dabei noch kräftig ausgeschmückt, dachte ich.

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