"Was genau meint er mit komplett?" fragte Macer leise seinen Sitznachbarn. Er hatte Senator Germanicus Avarus so verstanden, dass es ihm um das ganze Gesetz ging, während der Consul nur von einem kompletten Passus sprach und damit wohl maximal einen Paragraphen meinte. Macers Sitznachbar war sich aber auch unsicher, so dass Macer erwartungsvoll in Richtung der letzten Sprecher blickte, ob einer von diesen die Unklarheit aufklären wollte, bevor Macer dafür extra wieder laut das Wort ergriff.
Über die Anwendung des §4 Abs. 3 der Lex Merc. auf Mitglieder des Cultus Deorum
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- Diskussion
- Titus Duccius Vala
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"Ich darf mich noch einmal kon kre ti sie ren, so hab ich das verstanden, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob Du Consul Duccius mein Einwurf richtig einordnest."
Er fuhr kurz über die Bartstoppeln, die aus Mangel an morgendlicher Zeit zur Pflege stehen geblieben waren. Dann fuhr Avarus fort:
"In den letzten Monaten haben wir so oft an diesem Gesetz gearbeitet, das ich mich frage, ob es nicht an der Zeit ist den Flickenteppich einmal neu zu diskutieren und rechtlich, wie der heutigen Zeit angepasst zu formulieren. Die Lex Mercatus sollte in ihrer Gesamtheit überprüft werden. Dazu schlage ich die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vor, die sich in abgeschotteten Räumlichkeiten trifft, um das Gesetz zu diskutieren und im Verlauf immer wieder zu Diskussionenn mit dem gesamten Senat kommt. Bis am Ende ein Gesetz unter Justitia zustande kommt, das eine lange Zeit unverändert wirksam sein kann."
Das meinte Senator Avarus mit komplett.
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"Öh..." , zeigte Vala sich erst einmal deutlich irritiert, als klar wurde, dass er den Praetorius doch falsch verstanden hatte und dieser viel weiter hinaus wollte als die bisherige Diskussion hatte annehmen lassen, "...die GANZE Lex? Hier drehte es sich doch bisher nur um den Passus mit den Konzessionen für die im Exercitus und in den Cultus."
Vala wandte sich seinem Amtskollegen zu, der ebenso konsterniert neben ihm saß und dem germano-römischen Konsul mit kritisch in Falten geschlagene Stirn den Kopf zuneigte um sich kurz miteinander abzusprechen."Das ist ein äußerst umfangreiches Projekt, das du hier anstrebst... und das ohne Frage weit über den gegebenen Diskussionsanlass hinausgeht." , gab Vala anschließend sehr diplomatisch zu Protokoll, "Wir müssen selbst konstatieren, dass sich uns die Notwendigkeit einer vollständigen Neufassung der Lex Mercatus nicht erschließt. Nicht jetzt. Haben die bisherigen Diskussionen doch zumeist nur Details einer aus neun Paragraphen, einigen Passi und zig Sätzen bestehenden Lex betroffen." , gab sich der duccische Konsul erst einmal skeptisch, allerdings nicht ohne nachzuschieben, "Sollte der Senat sich einem derartigen Ansinnen allerdings anschließen, werden wir diese Diskussion erst einmal vertagen und das Ansinnen des Germanicus auf die Tagesordnung setzen... da dieses das ursprüngliche Diskussionsthema obsolet werden ließe... bei Erfolg."
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"Ist der Senat also der Auffassung, dass eine vollständige Überarbeitung der kompletten Lex Mercatus vonnöten ist?" , forderte Vala den Senat noch einmal explizit auf, sich zu diesem radikalen Vorschlag des germanicischen Praetorius zu Wort zu melden... ansonsten würden sie halt den anderen Vorschlägen vermehrt Aufmerksamkeit widmen.
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Da Gracchus' wirtschaftliche Kompetenz mehr als begrenzt war und es zweifellos mindestens 100 Senatoren gab, welche dies besser konnten beurteilen als er, war die Reaktion des Flaviers auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Überarbeitung der Lex Mercatus in ihrer Gänze nur ein recht indifferentes Schulterzucken in Kombination mit konsequentem Schweigen.
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Grundsätzlich hätte Macer zweifellos Interesse gehabt, an einer gänzlichen Überarbeitung der Lex Mercatus mitzuwirken, hatte ihm doch vor allem seine eigenen Amtszeit als Aedil viel Freude bereitet. So unvorbereitet in einer Sitzung auf diese Idee gebracht zu werden, war ihm dann aber doch etwas zu viel. Da bekanntlich diejenigen, die für eine Änderung stimmten, oft auch diejenigen waren, die die Änderung dann zu erarbeiten hatten, verhielt er sich also ruhig. Solange er Aufwand und Folgen einer großen Änderung nicht abschätzen konnte, reichte ihm eine kleine Anpassung völlig.
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Kein Thema um das man sich schlagen müsste. Wartete doch eine umfängliche Arbeit mit weitreichenden Recherchen sollte sich ein Arbeitskreis bilden. Avarus hielt sich denn auch zurück mehr darum zu werben dieses Gesetz zu entwirren und blickte stattdessen nacheinander auf die üblichen Vertreter der Blöcke, die meist die Reden schwangen, um einen kleinen Einblick davon zu bekommen, wie die entscheiderische Lage war.
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"Wir stellen auch ohne Abstimmung fest, dass eine Basis für ein solches Unternehmen im Senat zur Zeit nicht gegeben ist." , ließ Vala vernehmen, dass die Konsuln eben so die zurückhaltenden Reaktionen der Senatoren interpretiert hatten.
"Um die Übersichtlichkeit der Diskussion zurückzuerlangen, kommen wir zum ursprünglichen Anliegen zurück und stellen die Frage, ob der benannte Absatz derart verstanden werden soll, dass er nicht nur die Mitglieder des Exercitus und der Cultus zur Konzentration auf ihre Amtspflichten zwingt, sondern eben auch marktregulierende Zwecke hat.Consular Purgitius hat die Frage formuliert, warum dieser Auffassung nach NUR die Mitglieder des Exercitus und der Cultus Subjekt des Absatzes sein sollen. Bevor wir eigene Vorschläge zur Sache einführen, stellen wir also die Frage des Consulars noch einmal in den Raum."
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