Tabernarii, Marktgeschrei und andere Alltäglichkeiten

  • Das war mal wieder typisch Pina. Immer zu lag sie ihr in den Ohre wie toll Soldaten waren und wie gern sie selbst einer wäre. Und jetzt wohl hier mal einer aus Fleisch und Blut vor ihr stand sagte sie kein Wort. Na ja wenn sie schon nicht reden wollte, würde das Sila eben übernehmen. „Sie ist etwas zurückhaltend.“ sagte sie also zu dem Soldaten, obwohl Soldat ja für den hier fast schon eine Beleidigung war immer hin hatte er gesagt er sei Optio der Cohortes Urbanae. Sila schaute erst mal an ihm vorbei, immerhin hatte sie gehört, das die Urbaner immer im Rudel auftraten, dieser hier war aber augenscheinlich allein unterwegs...
    „Und wo hast du den Rest deiner Truppe?“ fragte sie also interessiert nach.

  • Von Pina kam kein Laut mehr, nur ein leichtes Nicken.
    "Dacht' ich's mir", kommentierte Avianus schlicht, nicht ohne ein leichtes Lächeln, bei dem Gedanken daran, wie die nun verlegen und schweigend dastehende Quintilia sich gerade eben noch vor dem Sergius aufgebaut hatte, als hätte sie ihn im Ernstfall mit einem Tritt nach Ägyptus befördern können. Dabei fragte er sich natürlich schon, woher die plötzliche Verlegenheit kam. Er führte sich schließlich nicht wirklich anders auf als sonst, mal davon abgesehen, dass ihm der Händler mit seinem Liebestrunk leicht auf den Sack ging. Bevor er aber weiter nachbohren und das Mädchen vermutlich noch unsicherer machen konnte, kam ihm Sila mit einer Frage zuvor.
    "Die genießen ihren freien Nachmittag hoffentlich genauso wie ich", antwortete er ihr. Die meisten von ihnen wurden vermutlich ihren Sold in billigen Tabernae wieder los, oder wie er an irgendwelchen Marktständen. Wobei von genießen bisher noch nicht wirklich die Rede sein konnte.
    "Was ist mit euch? Seid ihr etwa alleine unterwegs?" Es wurde langsam wohl mehr zur Regel als zur Ausnahme, dass gut gestellte junge Frauen und Mädchen ohne Begleitung durch die Straßen spazierten. Die beiden, die er nun vor sich hatte, marschierten zumindest zu zweit durch die Märkte.
    "Kauft zwei Fläschchen, und ihr kriegt eines gratis dazu!", verkündete der Quacksalber daraufhin, und zum ersten Mal ermahnte sich der Iunius, einfach den Mund zu halten.

  • Musste das jetzt sein, dachte Pina etwas verärgert über ihre Schwester. Ich soll schüchtern sein, so ein quatsch, sie ist eher etwas immer vorweg mit ihrem Mundwerk. Außerdem sieht man doch, dass der nicht im Dienst ist, sein Auftreten wäre sonst doch ganz anders, bestimmt als Optio.
    Was denn? Sicher waren sie alleine unterwegs, Sklaven konnte sich schließlich nicht jeder leisten, noch dazu gute. Erledigt musste der Einkauf werden und die Tante konnte auch nicht alles alleine machen.
    “Wir sind schließlich zu zweit. Erledigt werden muss der Einkauf und ein Einkaufzettel geht nun einmal nicht alleine zum Markt . Es gibt auch Gens wo jeder mit anfassen muss.” Etwas beleidigt platzte nun Pina unwirsch mit ihrer Antwort heraus.
    Sie alle drei, die Tante und sie beide waren ja schon länger auf der Suche nach einem guten und preiswerten Sklaven. Doch bei drei Frauen alleine. war das nicht so einfach.
    Jetzt merkte sie Pina ihre Antwort war nicht gerade freundlich und schnell suchte sie ihr Verhalten wett zu machen. “Das ist aber ein ungewöhnlicher Freizeitspaß, so auf dem Markt für einen Optio. Lass mich raten, du bist bestimmt auf der Suche nach etwas bestimmten.” Zu gut hatte sie doch das Verhalten von Soldaten in Mantua studiert und warum sollte es gerade in Rom anders sein.

  • Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus
    Plautus besichtigte den Bauch des Ungetüms. Zu mehr reichte es nicht, wenn man den Größenunterschied zwischen ihm und dem Schlagetot ins Auge fasste. Er trat einen Schritt zurück.


    "Gut so, Kleiner?"


    Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus
    ...
    "Sag mal, Großer, was treibt eigentlich solch ein dahergelaufener Gangster wie Du mitten in der Urbs Aeterna?"


    Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    Avianus verkniff sich ein leises Seufzen, als die junge Frau von vorhin ihn erneut ansprach, und wollte sie mit einem schlichten Nein abwimmeln, doch bei ihrer zweiten Frage stockte er.
    "Ich… ? Bei mir haben mal ein kräftiger Schlag auf den Kopf und ein Becher Honigwein geholfen", gab er keine richtige Antwort, und versuchte zu überspielen, wie unangenehm ihm die Frage war. Sein Privatleben ging schließlich nur ihn was an. "Hör' mal, wenn du von mir einen Rat willst: Such' dir wen, bei dem du keinen Trank brauchst."
    ...


    Domitilla hatte sich von ihrem ersten Schock weitgehend erholt. Mit einem Gefühl der Sicherheit verfolgte sie nun das Vorgehen ihres Custos Criton, der dem impertinenten Plaggeist in seine Schranken wies und ihn ihr vom Leibe hielt. Doch selbst im Angesicht der übermächtigen körperlichen Masse ihres Leibwächters trieb es dieses unleidliche Gewächs, welches nur aus dem übelsten Sumpf der urbs aeterna entstammen konnte, bis hinauf zur Spitze und versuchte, den bis dahin beherzten Criton aus der Reserve zu locken. Im Grunde hätte nur ein Schlag des Ex-Gladiators genügt, um den Giftzwerg für eine Weile ins Reich der Träume zu schicken. Doch war es allein seiner Besonnenheit geschuldet (die zuweilen auch sehr leicht als Schwerfälligkeit missverstanden werden konnte), die ihn bisher davor bewahrt hatte. Aber auch Critons Geduld hatte seine Grenzen und diese wurden langsam aber sicher überschritten.
    So war es wohl dem Umstand zu verdanken, dass die junge Flavia des Wartens und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten überdrüssig wurde und ihren Custos, noch ehe er eine gebührende Antwort geben konnte, zurückbeorderte. „Criton, ich möchte gehen!“


    Ihre Sklavin, die inzwischen nun auch noch begann, einen Optio der Stadtkohorten zu belästigen, schien gänzlich in ihrem Element zu sein. Auf diese Weise trug sie offenbar auch unfreiwillig zur Unterhaltung der beiden anwesenden jungen Mädchen bei. Zweifelsohne würde sie später mit Candace ein ernstes Wörtchen reden müssen. Zuvor aber wollte sie nur dieser fatalen Situation entfliehen. „Candace, wir gehen!“ Damit setzte sich die Flavia in Bewegung.


    Die Stimme ihrer Domina schien die Sklavin bis ins Mark zu erschüttern. Die berechtigte Frage ‚Was mache ich hier eigentlich? ‘ schien sich plötzlich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen. Wie aus einem Fiebertraum erwacht, besann sie sich schnell wieder. Für den Optio, die Mädchen und den Händler hatte sie lediglich noch ein entschuldigendes Lächeln übrig, ehe sie wieder an die Seite ihrer Herrin eilte.


    Im Vorbeigehen wandte sich Domitilla schließlich noch persönlich an den Optio, der doch recht indigniert wirkte nachdem ihre Sklavin mit ihrer kecken Fragerei malträtiert hatte. Candace war eindeutig zu weit gegangen. Die Flavia begann sich bereits zu fragen, ob ein ernstes Wörtchen allein noch ausreichend war oder ob doch besser andere Konsequenzen angebrachter waren. Doch zuvor ließ sich die Domina herab, um sich für das unflätige Betragen ihrer Dienerin zu entschuldigen.
    „Ich bitte, die Vermessenheit meiner Sklavin zu entschuldigen und danke dir, für deine ehrliche Einschätzung, dieses sogenannten Liebestranks betreffend.“ Dabei warf sie dem Quacksalber einen bitterbösen Blick zu.

  • Zitat

    Die Dame: „Criton, ich möchte gehen!“


    Während der Urbaner-Optio weiterhin an den Pfefferminzplätzchen herumnibbelte, war die hochnobelfeine Dame, deren Name immer noch ein Geheimnis war, offenbar zu einem Ergebnis gekommen: Sie pfiff ihren Kampfhund zurück.


    Plautus rekapitulierte seine eigenen Worte, die er vorhin zu ihr gesagt hatte und sagte leise: "Wenn etwas im Scherz gesagt wird, ist es unfein, es ernst zu nehmen".


    Er trollte sich.

  • Zitat

    Original von Flavia Domitilla
    ... „Ich bitte, die Vermessenheit meiner Sklavin zu entschuldigen und danke dir, für deine ehrliche Einschätzung, dieses sogenannten Liebestranks betreffend.“ Dabei warf sie dem Quacksalber einen bitterbösen Blick zu.


    Dann hatte der Sergius wohl tatsächlich richtig gelegen, als er angenommen hatte, die junge Frau gehöre zu der Dame in der Sänfte. Doch dass der Klotz von einem Leibwächter ebenfalls zu der Truppe gehörte, hatte er zuerst wohl übersehen. Zumindest war er aber klug genug gewesen, sich mit dem Typen nicht anzulegen.
    Der Iunius war nicht sicher, was er auf ihren Dank antworten sollte. "Keine Ursache", antwortete er am Ende schlicht. Zu gerne hätte er natürlich gefragt, wozu eine Frau wie sie einen solchen Trank brauchen sollte, doch in Hinblick auf den Custos, der sie begleitete und anscheinend keinen Spaß verstand, ließ er es lieber bleiben.
    Da richtete er seine Aufmerksamkeit doch lieber wieder auf das Gespräch mit den beiden jungen Damen, von denen auch Pina sich endlich wieder zu Wort gemeldet hatte. Allerdings mindestens so garstig, wie beim letzten Mal, sodass er leicht verwundert die Brauen in die Höhe zog.
    "Ich meinte nicht, dass ihr unfähig seid etwas einzukaufen... aber gut, wenn du dabei bist, legt sich mit euch bestimmt niemand an", antwortete er ruhig, wenn auch mit leicht bissigem Unterton.
    "Natürlich suche ich nach etwas bestimmtem ..." Denn erstens lebte er nicht auf großem Fuß, und zweitens könnte er es gar nicht, selbst wenn er es wollte. "Ich wollte nur mal eben ..." Na mach schon, denk nach... "... eine neue... Tabula... kaufen." Perfekt. Genial. Einmalig. Eine Tabula. Weshalb war er nicht schon viel früher darauf gekommen?


    Der Quacksalber starrte unterdessen mindestens so böse zurück, wie die Blicke, mit welchen er bedacht wurde. Kein Wunder, wenn heute jeder darauf aus zu sein schien, ihm das Geschäft zu vermiesen.

  • Auch wenn das Hauptinteresse von Pina dem stattlichen Optio galt, so hatte sie doch mitbekommen wie das da mit Herrin, Sklavin und nun noch hinzugekommenen Sklaven, lief. In einem großen Haushalt mit Sklaven und ist es bestimmt recht abwechslungsreich, dachte sie, bevor sie wieder ihre Aufmerksamkeit dem Optio schenkte. Gleich drehte sie sich grinsend ab. Jaja ganz bestimmt bist du auf der Suche nach einer Tabula dachte sie. Noch immer schmunzelnd stellte sie ihm in aller Unschuld die Frage: „Was für ein Geschenk möchtest du dann noch zu der Tabula hinzufügen? Wir können dich auch beraten. Meine Schwester Sila ist besonders gut in solchen Dingen.“


    Oh weh fast hätte Pina sich den Mund zugehalten, solche Aktionen waren eher Silas Ding, doch wenn sie einen Soldaten vor sich hatte setzte irgend etwas bei ihr aus. Jetzt konnte nur noch hoffen, dass sie es nicht übertrieben hatte.

  • "Keines …?", fragte Avianus leicht irritiert und verfiel in peinliches Schweigen.
    Geschenk? Was für ein Geschenk?, hätte er fast gefragt. Natürlich war er für ein Geschenk hier. Aber hatte er ein Geschenk erwähnt? Vor allem war doch die Tabula das Geschenk. Und noch dazu das Beste, das ihm je hätte einfallen können, so glaubte er. Oder war die Tabula nicht genug? Sehr wohl brachte ihn Pinas Frage ins Grübeln, ob mit einer Tabula und dem Einlösen des damit zusammenhängenden Versprechens, welches er ihr vor Ewigkeiten gegeben hatte, dem Ausdruck seiner Gefühle Sibel gegenüber Genüge getan war. Wobei Sibel inzwischen ohnehin wissen müsste, dass er sich für sie ein metaphorisches Bein ausreißen würde.
    Und selbst wenn er sich dazu entscheiden sollte, dass noch etwas fehlte, stellte sich noch immer die Frage: Was?

  • „Nur eine Tabula also?“ Sila schaute leicht irritiert, dann legte sich ein Lächeln auf ihr jugendliches Gesicht. „Natürlich ist eine Tabula ein sehr wertvolles Geschenk, für einen Schüler oder einen Schriftgelehrten – obwohl der sich wohl mehr über Papyrus freuen würde.
    Oder ein Händler, der den Bestand seiner Waren erfassen musste, ja so jemand freut sich sicher über eine Tabula.“ sinnierte sie so vor sich hin. „Der Empfänger deines Geschenkes wird sich bestimmt freuen. Du wirst schon deine Gründe haben, warum eine Tabula. Nur eine Frau, wenn das Geschenk denn für eine Frau sein soll, der würde ich was beständigeres schenken, denn bedenke, die Worte die eben noch auf der Tabula geschrieben sind, sind im nächsten Moment schon weggewischt. Du wirst mir zustimmen, dass diese Symbolik nicht unbedingt das ist was Frauen sich von einem Mann wünschen.“ Sila schaue nun erwartungsvoll zu dem Urbaner.

  • Sila brachte ihn durch ihre Antwort nur noch mehr ins Wanken, wobei er die Stirn runzelte und die beiden Mädchen unschlüssig anblickte. Doch keine von beiden konnte auch nur annähernd verstehen, was es mit dem Geschenk oder der Geschichte zwischen ihm und der Person, für die es bestimmt war, auf sich hatte. Er war ja nicht blöd. Dass eine schnöde Tabula, die man jemandem einfach mal so in die Hand drückte, ein nicht besonders einfallsreiches Geschenk war, dessen war auch er sich bewusst.
    "Was wenn die Tabula für mich ist?", ergriff Avianus endlich wieder das Wort, "Oder was …"
    Er überlegte einen Moment lang, wie viel er den beiden erzählen wollte.
    "… was wenn es bei dieser Tabula nicht einfach um die Tabula selbst geht, sondern wenn da noch mehr damit zusammenhängt …? Wenn die Tabula lediglich ein Symbol darstellt, doch nicht in dem Sinne, den du genannt hast? Sondern für ein Versprechen, das dieser anderen Person wichtig ist?"
    Er erinnerte sich noch gut an jenen Abend, damals in den Gärten. Sie wollte die Möglichkeit haben, ihm zu schreiben, und Briefe zu lesen, die er ihr dann schicken könnte, hatte sie damals gesagt. Er würde es ihr beibringen, hatte er geantwortet.
    "Gehen wir ein Stück." Noch immer etwas skeptisch sah er sich um, und ließ den Blick über die nahen Marktstände schweifen. "Gut. Wenn ich sage, ich lege noch etwas dazu … was würdest du mit vorschlagen? Duftöl? Schmuck?", gab er schlussendlich ein Stück weit nach. Schmuck. Hm. Das einzige Schmuckstück, welches er jemals an ihr gesehen hatte, hatte sie schon vor langer Zeit ihm gegeben.
    "Eine Halskette vielleicht?" Verdammt nochmal, die zwei Mädchen machten alles viel komplizierter, als es eigentlich sein sollte.

  • „Natürlich.“ sagte Sila und schickte sich an ein Stück mit dem Mann zu gehen. „Pina kommst du?“ fragte sie noch in Richtung ihrer Schwester, bevor sich sich wieder dem Mann zuwandte.
    „Nun wenn die Tabula für ein Versprechen steht, wird die Beschenkte sicherlich deren Bedeutung kennen. Natürlich könntest du dann die Tabula auch für sich allein stehen lassen.“
    Einen kurzen Moment überlegte Sila, denn der Ton den er angeschlagen hatte lies vermuten, dass dies nicht alles war. „Ich denke aber, dass wenn du diese Tabula schenken willst um dein Versprechen zu bekräftigen, es schon eine Weile her ist?“ Sie wartete nicht auf eine Antwort sondern redete einfach weiter. „Ich geh also davon aus, das du mit dem Geschenk dein Versprechen erneuern oder bekräftigen willst. Und die Beschenkte ist ein Frau? Wenn ja würde ich zur Untermauerung des Versprechens ein Schmuckstück wählen und zwar wurde ich einen Smaragd wählen, er gilt als Stein der Liebe und Beständigkeit, welcher mehr Treue in der Partnerschaft und in der Freundschaft beschert.“ führte Sila schließlich aus. Zwar wusste sie nicht ob die Beschenkte den Frau oder Liebeste des Mannes war, aber sie nahm es einfach mal an, denn warum sollte er sich wohl sonst solche Gedanken über ein Geschenk für sie machen? „Ja ein kleiner Stein in einer Halskette, am Hals getragen haben Smaragde stark versöhnende Kräfte in der Freundschaft, Partnerschaft und Familie.“ sagte sie schließlich noch.

  • "Ja … eine Weile …", antwortete Avianus nur vage, da er selbst nicht weiter darüber nachdenken wollte, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Mehr als genug, so viel war jedenfalls klar. Es war Zeit, das Versprechen einzulösen, bevor der nächste Bürgerkrieg daherkam, irgendwer nach Germania musste oder jemand anders im Carcer landete.
    Aufmerksam hörte er Sila zu, warf dann und wann einen Blick zu Pina, ob sie sie nicht unterwegs verloren hatten, und kam sich inzwischen wie von einer Händlerin beraten vor.
    Ein Stein der auf wundersame Weise der Liebe und Freundschaft half… das klang ja viel zu schön um wahr zu sein. War es wahrscheinlich auch. Um die Probleme aus der Welt zu schaffen, mit denen er und Sibel zu kämpfen hatten, brauchte es weit mehr als nur einen hübschen Stein. Und bis jetzt war die beste Methode, mit ihnen umzugehen, immer noch gewesen, sie schlicht und ergreifend zu ignorieren. Dennoch lächelte er bei Silas Worten, die für ihn so naiv und kindlich klangen, bis er kurz darauf wieder nachdenklich auf seiner Unterlippe kaute, als würde er am liebsten für sich behalten, woran er gerade dachte.
    "Aber… Smaragde sind verdammt… naja… teuer", gab er seine Gedanken zum Besten. Natürlich wäre ihm eine hübsche Kette nicht zu schade für Sibel, die Frage war, ob sie zu teuer für seinen Geldbeutel wäre. "Am besten gehen wir zum alten Cresperius, den kenn ich. Vielleicht lässt sich da was machen, wegen den Preisen."
    Derweil schlug er bereits den Weg zum Krämer Casperius Verus ein, der ja praktisch alles verkaufte und bestimmt etwas Brauchbares auf Lager hatte, ob nun Tabula oder nicht, Smaragd oder Bergkristall.
    Der rief ihm bereits aus der Ferne von seinem Ladentisch aus entgegen: "Salve Iunius, eine Gürtelschnalle? Ein Lederband? Toilettenbesteck? Und die Damen? Ein hübsch verzierter Kamm? Ein Haarband? Oder lieber ein feines Tuch?"
    "Ich brauch' eine Halskette."
    "Soso... na da, Iunius. Lassen deine Augen etwa nach?" Der Krämer deutete hinüber zum anderen Ende des Ladens, wo auf einem Tisch sämtliche Schmuckstücke ausgebreitet waren. Gleich daneben stand ein Bulle von einem Mann mit geschorenem Kopf, allem Anschein nach Germane. Der Iunius musterte ihn skeptisch.
    "Ich nenne ihn Argus. Er spricht nicht unsere Sprache, aber nach drei Tagen hat er endlich verstanden, dass er auf den Schmuck aufpassen soll ...", plapperte der Händler munter weiter.
    "Nicht tatschen... nur gucken", brummte der Klotz nur.
    "Das ist alles, was er bisher sagen kann... aber das ist eh alles, was ihr zu wissen braucht. Dann tut er euch nämlich nichts."
    Avianus hingegen erst einmal nur vor den Kettchen, Armreifen und Ringen und fragte sich mehr oder weniger: Und was jetzt?

  • Ah es lag also am Geld, nun jene Sorgen kannte Sila ja nur zu gut, schließlich mussten sie jede Sesterze auch zweii mal umdrehen. Sie nickte also und sagte.
    „Nun natürlich sind sie teuer. Es gibt ja auch noch so viele andere Sachen. Du kennst die Beschenkte wohl am besten, also such etwas aus, was ihr gefallen könnte, was du mit ihr verbindest. Weißt du es geht ja eigentlich darum, dass sie sieht, das du dir wirklich Gedanken gemacht hast über das Geschenk und wenn ich es mir recht überlege und du sagst, dass die Tabula für ein Versprechen steht, dann ist das vielleicht wirklich das Beste was du ihr schenken kannst.“
    Die junge Quintilla suchte mit ihrem Blick den Tisch des Händlers ab. „Da schau eine schöne Tabula und dort...“ Sila fische ein schmales Lederband heraus. „...hier noch einen Stein in der Farbe ihrer Augen dran und schon hast du ein wundervolles Geschenk.“ Sila schaute zu dem Soldaten auf. „Weißt du, dass die wenigsten Männer sagen können, welche Augenfarbe ihre Ehefrau hat? Fragt man sie aber nach der geliebten, so wissen sie jedes Detail.“ Sagte sie schließlich mit einem zwinkern.

  • Avianus blickte stutzig zurück zu dem Mädchen hinunter, sich die Frage stellend, ob die junge Quintilia ihn wohl testen wollte. Oder vielleicht wollte sie ihn dazu bringen, mehr von sich preiszugeben.
    "Braun", sagte er erst nach ein paar Sekunden, "Warmes Kastanienbraun."
    "Du willst einen braunen Stein?", kommentierte der Händler, der das Gespräch selbstverständlich mitverfolgt hatte, fast schon ein wenig enttäuscht, "Alle wollen immer rot oder grün... oder blau... und du willst einen braunen ...?"
    Der Iunius zuckte als Antwort mit den Schultern, blickte zu den beiden Mädchen und dann wieder zum Händler.
    "Hör' zu Iunius. Ich hab' was Besonderes da …" Der Händler trat von der anderen Seite des Ladentisches zu den Schmuckstücken, fischte mit einer schnellen Handbewegung einen Anhänger aus der Ansammlung glänzenden Metalls und schimmernder Steinchen, und hielt ihn seinem Kunden unter die Nase. Avianus nahm es entgegen und betrachtete es genauer. Stirnrunzelnd drehte er das Schmuckstück im Licht, in dessen Innerem ein seltsames kleines Insekt seine Flügel ausgebreitet hatte, beinahe als wollte es im nächsten Augenblick fortfliegen und nur der golden schimmernde Bernstein hielt es davon ab, hoffnungslos gefangen. Eine fein gearbeitete silberne Fassung umrahmte den ovalen Stein, damit er einmal als Anhänger seinen Platz an einer Kette finden konnte.
    Mit einem leicht barschen "Na ...?" riss Casperius ihn aus seinen Gedanken und blickte ihn fragend an.
    "Was meint ihr?", fragte Avianus wiederum seine Begleiterinnen.

  • Sila betrachtete den Stein und das darin eingeschlossene Tier. „Ein Bernstein oh wie schön. Ein Stein der Freude weckt, er bringt Licht und Wärme in unsere Gemüter.“ Sie drehte den Stein noch mehrmals um seine Achse. „Ja ich denke der könnte einer Frau gefallen. Gerade mit diesem Tier dort drin, das wahrscheinlich schon länger darin ist, als wir es uns vorstellen können. So steht er also doch in seiner Gesamtheit für Beständigkeit – für etwas das ewig dauert, das Bestand hat.“ Sila legte den Stein wieder in Avianus Hände. „Wenn es das ist was du deiner Liebsten sagen willst, dann würde ich sagen es ist das perfekte Geschenk.“ Sie strich noch einmal über den Stein. „Wirklich wunderschön. Ich würde sogar fast sagen, schöner noch als jeder perfekte Edelstein.“

  • Ja so war das mit ihnen, jetzt hatte Sila das Wort. Pina war hinter ihrer Schwester und dem Optio hergegangen. Nicht, dass sie neidisch oder Eifersüchtig auf ihre Zwillingsschwester war, doch mit zunehmend Alter fühlte sie sich jetzt schon mal wie das fünfte Rad am Wagen.
    Pina war auch bewusst, dass sie Avianus niemals so gut beraten hätte, doch zu gerne würde sie einen näheren Blick auf den Anhänger werfen, behielt dies jedoch für sich, bestimmt würde ihr nichts kluges dazu einfallen und blamieren wollte sie sich auch nicht. So betrachte sie lieber weiter die Umgebung.

  • "Ja …", meinte Avianus nur zu Sila, die ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester kein Problem damit hatte, vor sich hin zu plappern, und eine bessere, alternative Antwort fiel ihm schlicht und ergreifend nicht ein. Dabei wusste er gar nicht wirklich, worin er Sila zustimmte. Vermutlich darin, dass es genau das war, was er Sibel sagen wollte, obwohl er es ihr schon so oft gesagt hatte. Dass er da war, und da sein würde, solange er konnte.
    Nur Pina hatte nach wie vor keinen Laut von sich gegeben, und das obwohl er eigentlich beide um ihre Meinung gebeten hatte. Daher wandte er sich mit fragendem Blick an Silas Schwester.
    "Woran denkst du, wenn du das hier siehst?", fragte er das zweite Mädchen und hielt ihr den Anhänger hin. Solange sie nicht etwas in Richtung "Iiih, ein toter Käfer!" sagte, wäre alles in Ordnung. Ansonsten würde er sich wahrscheinlich noch einmal überlegen.
    "Was soll der Spaß denn kosten?", wandte er sich als nächstes an den Händler. Der hatte wiederum das Geschäft des Tages gewittert.
    "Für einen Aureus kriegst es."
    Der Iunier verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. "Wie?!"
    "Einen Aureus… ?", meinte der Händler erneut, dieses Mal in leicht fragendem Tonfall.
    "Casperius, ich bin zu dir gekommen, weil ich glaubte, bei dir krieg' ich 'nen Freundschaftsrabatt."
    "Wenn ich jedem Rabatt gebe, der öfter als dreimal vorbeikommt, bin ich übermorgen pleite", erklärte der Händler daraufhin.
    "Krieg ich dann wenigstens das Lederband dazu? Und einen kleinen Beutel ...?"
    "Willst du mich in den Ruin treiben? Schau dir den Stein doch nur an, so klar, und dieser schimmernde Goldton UND das kleine Tierchen ist auch noch drin."
    "... und eine Tabula oben drauf?"
    "Iunius, du bist verdammt unverschämt", meinte der Händler in anklagendem Tonfall.
    "Ich kann deinen Laden auch öfter kontrollieren kommen", kommentierte Avianus bloß, ließ dabei offen, ob er sich dabei einen Scherz erlaubt hatte und sah wieder zu Pina.

  • Bewundernd betrachte Pina den Anhänger, den sie jetzt in der Hand hielt. Dies wäre ein Geschenk was ihr große Freude machen würde, obwohl sie bisher keinen besonderen Wert auf Schmuck gelegt hatte. Behutsam hielt sie ihn hoch damit das Licht seine Schönheit noch mehr zum Vorschein brachte. Kurz verweiten dabei ihre Gedanken bei der Frage, wie es wohl geschehen konnte, dass das kleine Lebewesen darin gefangen wurde.
    Jetzt wo sie auch den Anhänger in der Hand hielt, war der Anflug von dunklen Gedanken vergessen und mit einer Spur stolz in der Stimme meinte sie, während sie ihn vorsichtig Avianus zurückgab: „Sagte ich es nicht, meine Schwester kann einen wirklich gut beraten. Ich würde mich glücklich schätzen wenn ich solch eine wunderschönes Geschenk erhalten würde.“
    Interessiert verfolgte sie dann die Verkaufverhandlungen, nicht ohne Sila zwischendurch grinsen in die Seite zu stupsen.

  • "Dann werde ich es ja fast kaufen müssen", meinte Avianus mit einem schiefen Lächeln, "Danke euch beiden."
    Er nahm den Anhänger wieder entgegen. Zweifellos war Sila, oder eher die beiden Mädchen generell, eine bessere Beratung als er sonst auf dem Markt mit sich führte - nämlich gar keine. Und heute war er sogar froh darüber, die zwei um sich zu haben, selbst wenn sie sich ihm ein wenig aufgedrängt hatten, so konnte er nämlich zumindest sicher sein, keinen Blödsinn gekauft zu haben.
    "Also, Casperius... wie hast du dich entschieden?"
    "Lassen wir das vorerst mal, Iunius. Welche Tabula willst du denn überhaupt?", fragte der Händler gequält. "Da hinten sind die normalen, ohne irgendwelchen Schnickschnack." Casperius deutete auf einen die andere Seite seines Ladens und drehte sich daraufhin um, um einen ganzen Stapel Tabulae aus einem Regal hinter dem Ladentisch zu holen und vor seinen Kunden auszubreiten."Und die hier sind die schönen."
    Eine kleine mit schön gearbeiteten metallenen Beschlägen, verschiedene mit kunstvollen Schnitzereien, eine, bei welcher schöne Intarsien in den Deckel eingearbeitet waren, helles Holz, dunkles Holz … der Iunier deutete auf eine schlichtere mit dennoch hübschen Schitzereien.
    "Die dort. Wie viel macht das dann, alles zusammen?"
    "Einen Aureus", antwortete der Händler etwas zerknirscht und suchte derweil den kleinen Beutel, nach dem sein Kunde zuvor noch gefragt hatte, aus zwischen seinen Waren heaus.
    "Schön. Aber da hab' ich noch was gut bei dir."
    "Aha ...?"
    Avianus steckte den Anhänger gemeinsam mit dem Lederband in den Beutel und befestigte ihn vorerst neben seinem Geldbeutel am Gürtel, aus dem er dann die Münzen herauskramte und dem Händler auf den Tisch legte.
    "Ihr sucht wohl nichts bestimmtes?", fragte er die beiden Quintiliae, als er nach der Tabula griff. Die beiden hatten sich die ganze Zeit über nur damit beschäftigt, ihm bei seinen Einkäufen zu helfen, doch bestimmt hatten sie auch einen Grund, zwischen den Marktständen unterwegs zu sein.

  • Sila rollte mit den Augen, ja das war so eine typisch Mann-Frage.
    Wie sollte sie ihm das jetzt so erklären, dass er es auch verstand? Frauen konnten ja auch Stunden auf dem Markt, an Kleider oder Schuhständen verbringen, ohne, dass sie was brauchten oder was bestimmtes suchten? Ja Extremshoping gabs auch schon im alten Rom. :D


    Nun ja versuchen konnte man es ja mal.
    „Also ähm nein, wir suchen eigentlich bestimmtes, nur etwas frischen Obst und ein wenig den Markt sondieren hier und da gibt es ja einige gute Angebote. Gerade jetzt zum Ende des Winters, kann man das ein oder andere gute Geschäft machen. Wenn du verstehst.“

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