[Wulfszemmer] Phelans Zimmer

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    Es war so ein schöner Tag, kalt zwar, aber durch den Schnee der dieses Jahr schon sehr früh gekommen war wirkte alles so friedvoll – so leise. Ja jedes Geräusch wirkte irgendwie gedämmt und die Luft sie war so rein, so klar...
    Fusa, die inzwischen schon ihre liebe Mühe hatte, mit dem großen Bauch, den sie vor sich herschob, wollte dennoch die klare Luft nutzen um ein paar Schritte zu gehen. Eine der Mägde begleitete sie. Sicher war schließlich sicher, denn lange konnte es nicht mehr dauern, bis – wenn man Runa glaube durfte – ihr Sohn das Licht der Welt erblicken würde. Bis zum kleinen Bach, der hinter dem Haus verlief war sie gekommen, hier wollte sie sich ein wenig ausruhen. Doch die Ruhe währte nicht lange, ein Ziehen, ein stechender Schmerz und Flüssigkeit, die ihr die Beine herablief. Angstvoll griff Fusa die Hand der Magd. „Ich glaub mein Kind will auf dieses Welt. Hol Hilfe und man soll Susina Alpina holen lassen."
    Dann ging alles sehr schnell. Fusa war nicht lange allein schon waren zwei Knechte zur Stelle und halfen ihr ins Haus. Sie wurde in ihr Zimmer gebracht. „Sagt meinem Mann beschied.“ Rief sie noch bevor eine heftige Wehe sie erfasste und Fusa mit sich zu tun hatte.

  • Noch immer trug Thorgal den Korb mit Alpinas Instrumenten und Heilmitteln. Sie waren im Eilschritt durch die Duccische Villa gelaufen und hatten nun das Cubiculum erreicht in dem Fusa auf die Hebamme wartete. Nun nahm sie den Korb an sich und nickte dem Germanen dankbar zu. Ohne lange zu zögern klopfte Alpina an.


    Poch, poch!

  • Schnell wurde die Tür geöffnet. Eine junge Magd erschien hinter dem Türspalt. Sobald sie Alpina erblickt atmete sie spürbar auf. „Gut das du da bist. Komm schnell herein.“
    Schon wurde die Tür für Alpina so weit geöffnet, das sie eintreten konnte.
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    Marga die am Bett bei Fusa stand blickte auf und nickte der Hebamme zu. Ja auch die alte Frau war froh, dass Alpina da war. Sie hatte zwar schon vielen Ducciern auf diese Welt geholfen, aber so langsam war sie einfach zu alt dafür. Umso freundlicher waren ihre Worte. „Hej Alpina. Den Göttern sei Dank, dass du hier bist. Wasser Tücher haben ich schon bereitstellen lassen. Was benötigst du noch?“
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    Auch Fusa richtete sich auf. „Salve...arggggggggggg“ mehr brachte sie nicht heraus, denn schon rollte die nächste Wehe über sie hinweg und Fusa sank zurück auf die Kissen und krallte sich an einem der Bettpfosten fest.

  • Die Anspannung war förmlich mit Händen zu greifen als eine junge Magd die Tür zu der Kammer öffnete in der sich die Kreissende befand. Alpina wurde schnell hereingebeten.


    Sie betrat das Cubiculum und erblickte zunächst die alte Marga, die am Bett Fusas stand, dann sah sie Fusa selbst, die auf dem Bett hinter Marga lag und sich in Wehen wand. Sofort sprach Marga die Hebamme an. Zufrieden stellte Alpina fest, dass schon einiges hergerichtet war. Die Frage danach, ob sie noch etwas benötigte, beantwortete sie mit einem kurzen Satz.
    "Etwas Olivenöl wäre von Vorteil und sonst sehen wir was noch benötigt wird, wenn ich Fusa untersucht habe. Vielen Dank, Marga."


    Mit diesen Worten setzte sie sich an die Bettkannt der Kreissenden. Fusa wollte sich aufrichten wurde aber von der nächsten Wehe gleich wieder ins Kissen zurückgedrückt. Ihre Finger umkrallten den Bettpfosten. Alpina wartete bis die Wehe verebbt war, dann sprach sie mit zärtlicher Stimme.
    "Salve, Fusa. Wie ich sehe sind die Wehen schon sehr stark. Kommen sie regelmäßig? In kurzen Abständen?"


    Während sie auf eine Antwort wartete, schob Alpina die Kleidung der Gebährenden hoch. Sie wollte eine Untersuchung vornehmen.

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    Als die Wehe abklang richtete sich Fusa auf. "Nun die Wehen sind heftig. Heftiger als die bei Silvana. Aber sie kommen noch nicht regelmäßig und die Abstände sind noch zu groß.“
    Fusa hatte das ganze ja schon einmal durch, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass die Schmerzen so heftig waren. Vielleicht war es schon zu lange her... oder sie hatte es verdrängt...oder es war tatsächlich schlimmer als bei der ersten Geburt.
    Dann lehnte sie sich zurück, damit die Hebamme ihrer Arbeit nachgehen konnte. Das benötigt Öl war inzwischen auch gebracht worden.


    Marga hatte auf einem Stuhl Platz genommen, vorher jedoch hatte sie noch Anweisung gegeben, dass man auch Runa holen sollte.

  • Ruhig und routiniert lauschte Alpina Fusas Ausführungen. Gleichzeitig begann sie die Gebärende zu untersuchen. Die Tastuntersuchung am Bauch ergab, dass das Kind schon in den Geburtskanal gerutscht war. Es lag an sich richtig. Die vaginale Untersuchung ergab dann jedoch eine unschöne Anormalität. Die Plazenta lag offenbar sehr nah am Muttermund in ungünstiger Postion, so dass sie zum einen das Kind beim Durchtritt behinderte und zum anderen ein großes Risiko barg zu reißen und damit fatale Blutungen zu verursachen.


    Alpina versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie ungünstig die Lage war. Sie wollte auf Runa warten und dann mit ihr besprechen ob und wenn ja wie man Fusa einweihen sollte.
    Auf jeden Fall war hier ganz besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Im wahrsten Sinne des Wortes! Der Muttermund musste vorsichtig geweitet werden und vor allem brauchten sie kräftige Wehen, damit es möglichst flott ging. Jedes lange Ziehen und Zerren an dem so knapp am Muttermund liegenden Mutterkuchen erhöhte das Risiko eines Plazentarisses.


    Die Hebamme wandte sich an Marga. "Bitte koche mir aus diesem Kraut einen kräftigen Sud."
    Sie gab der älteren Frau eine Dose mit kretischem Diptam in die Hand. "Sei großzügig damit!"


    Während sie auf den Sud und das Erscheinen Runa wartete, ölte sie Fusas Vagina und Muttermund großzügig ein und begann sanft zu massieren um den Durchtritt des Kindes zu erleichtern. Dabei sparte sie bewusst die Seite aus an der die Plazenta festgewachsen war.

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    Marga nahm die Kräuter entgegen. Sie hatte den Sorgenvollen Blick der Hebamme bemerkt, sagte aber nichts, da sie Fusa nicht beruhigen wollte. Sie strich Phelans Frau nochmals beruhigend über den Kopf. „Du schaffst das schon Mädchen.“ Auch wenn die Anrede wohl etwas komisch daher kommen mochte, immerhin war Fusa schon eine Frau im reiferen Alter, aber eben deutlich jünger als Marga. Deshalb nahm diese sich auch das recht heraus sie Mädchen zu nennen.
    Nun machte sie aber die alte Köchin daran, in die Küche zueilen – so schnell wie es ihre alten Knochen eben zuließen – um den Kräutersud vorzubereiten.


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    Fusa unterdessen sah Alpina fragend an. „Ist alles in Ordnung?“ Es war nicht so, dass sie unwohl fühlte, aber die Schmerzen waren doch erheblich schlimmer als bei ihrer ersten Geburt. Sie versuchte sich zwischen den Wehen auf ihre Atmung zu konzentrieren, so wie es ihr die Hebamme vorher erklärt hatte.


    Noch bevor Marga mit dem Kräutersud da war, stürmte Runa zur Tür herein. „Mutter!“ Natürlich hatte Runa den Trubel an der Tür der Casa mitbekommen und hatte sich so schnell es ging auf den Weg zur Villa Duccia gemacht. Albin hatte ihr die Tür geöffnet. Die Frage ob ihr Vater auch schon da wäre, verneinte er aber. Runa hoffte, das ihr Vater es rechtzeitig zur Geburt schaffen würde im haus zu sein. Nun stand sie also hier im Zimmer und hielt ihrer Mutter die Hand.
    „Runa wie schön das du da bist.“
    „Na Mutter das würde ich mir doch um nichts in der Welt entgehen lassen den Moment, wenn mein kleiner Bruder das Licht der Welt erblickt.“
    Runas Blick fiel auf Alpina. Sie kannte ihre Freundin inzwischen so gut, das sie ihr sehr wohl die Sorgen ansah. So lag nun Runas Blick auf Alpina und eine nicht ausgesprochenen Frage stand zwischen ihnen.

  • Kurz nachdem Marga gegangen war, um den Kräutersud zu kochen, fragte die beunruhigte Fusa ob alles in Ordnung sei. Alpina machte eine Kunstpause, atmete tief durch und als sie gerade ansetzen wollte, stürmte Runa herein.
    Dankbar für die Unterbrechung und darum die Antwort auf die Frage noch ein wenig verschieben zu können, machte sie der Freundin Platz, damit sie zu ihrer Mutter gehen konnte. Alpina wartete ab, bis sich Runa ihr zuwandte.


    Nach kurzem Nachdenken entschied sich Alpina, die Wahrheit zu sagen. Sie wollte es vorsichtig formulieren, war aber sicher, dass Runa zwischen den Zeilen würde lesen können und die Gefährdung der Mutter erkennen würde. Alpina begann mit der postiven Nachricht.
    "Das Erfreuliche ist, dass das Kind schon ins Becken gerutscht ist und der Muttermund sich bereits ordentlich geöffnet hat. Dennoch gibt es einen Grund für die starken Schmerzen...." sie machte eine kurze Pause und sah Fusa direkt in die Augen. "Der Mutterkuchen liegt sehr nah am Muttermund. Er kommt unter Druck wenn das Kind bei der Wehe gegen den Beckenboden gepresst wird. Das verursacht den Schmerz und während der Wehe wird sicherlich auch die Versorgung des Kindes nicht optimal gewährleistet sein. Wir sollten also versuchen, das Kind zügig zu holen. Gleichzeitig müssen wir aber auf die Plazenta achten. Sie darf nicht verletzt werden."


    Alpina sah nun zu Runa hinüber, dann wieder zurück zu Fusa.
    "Ich werde versuchen den Muttermund durch sanfte Massagen und intensive Ölungen weich und geschmeidig zu machen. Der Diptam bringt die Wehen voran, sie werden kräftiger. Dann werden wir hoffentlich bald dein Kind in Händen halten, Fusa. Wenn du den Schmerz nicht mehr aushältst, sag mir Bescheid. Ich habe hier ein Pulver, das in Wein gelöst, schnell wirkt und den Schmerz lindert. Leider macht es schläfrig und benommen... du entscheidest ob du es haben möchtest."


    Marga brachte den Sud und hielt Fusa den Becher hin. Alpina nickte der Kreissenden aufmunternd zu.

  • Runa verstand was Alpina ihr sagen wollte. Soviel hatte ihre Freundin ja schon beigebracht. Also würde auch ihre Mutter wohl keine einfach Geburt haben. Den Gedanken, das etwas Schlimmes passieren könnte verdrängte Runa völlig, denn über so etwas wollten Kinder nicht nachdenken – nicht wenn es die eigenen Eltern betraf.
    „Was kann ich tun?“ fragte sie also ihre Freundin, während ihre Mutter den Kräutersud trank.


    Marga selber setzte sich auf einen der Korbstühle und würde nur wenn Bedarf bestand helfen. Die beiden jungen Frauen würden das schon machen. Dennoch fing die alte Frau leise an für Mutter und Kind zu beten.
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    Fusa hatte den Becher ausgetrunken. „Nein kein Schmerzmittel!“ sagte sie ruhig und bestimmt. Nein das wollte sie auf keinen Fall, sie wollte nicht benebelt sein, wenn sie ihr zweites Kind, den hoffentlich so lang ersehnten Sohn in den Armen hielt. „Ich schaff das schon.“ Kaum ausgesprochen kam auch schon die nächste Wehe und der Drang zu pressen wurde immer stärker, wie auch die Schmerzen exponential stiegen. Nun konnte Fusa sich auch nicht mehr zurückhalten und ein gellender Schrei erfüllte den Raum.

  • Runa wollte helfen, doch Alpina wusste momentan nicht wirklich wie.
    "Im Augenblick kannst du leider nicht viel machen außer deiner Mutter die Hand zu halten. Aber wenn das Kind kommt, wäre es gut, wenn du es auffängst. Denn ich werde versuchen einen optimalen Dammschutz zu machen, das bedeutet, eine Überdehnung und ein Reißen zu vermeiden und die Plazenta zu entlasten. Dazu würde ich gerne beide Hände nehmen."


    Alpina hätte gerne noch mehr erklärt als die nächste, sehr starke Wehe kam und die tapfere Fusa, die jegliches Schmerzmittel abgelehnt hatte, gellend schrie. Alpina gab ihr Bestes, versuchte den Druck des Köpfchens von der empfindlichen Plazenta fernzuhalten. Sie wartete auf eine Wehenpause, doch stattdessen kam gleich die nächste Wehe. Fusa schrie und jammerte. Der Kopf war schon fast zur Gänze geboren.
    "Schnell, Runa, halt den Kopf und fang das Kind auf. Nicht zu viel pressen, Fusa! Nicht mitpressen!"

    Doch Fusa konnte dem Drang der Wehe nicht widerstehen, sie bäumte sich auf und mit einer weiteren heftigen Kontraktion wurde das Kind geboren. Es glitt in Runas Hände, die rechtzeitig zur Stelle waren und das Kind entgegennahmen.


    Zu Alpinas Erschrecken wurde jedoch nicht nur das Kind geboren, sondern in einem Blutschwall löste sich auch die Plazenta und fiel in Alpinas Hände. Es war offensichtlich, dass sie aus der Gebärmutterwand herausgerissen war. Die Heftigkeit der Blutung, die aus Fusas Unterleib quoll, machte deutlich, dass der schlimmste Fall eingetreten war.
    Entsetzt sah Alpina Runa an. Erkannte die Freundin den Ernst der Lage?

  • Gerade noch wollte ihre Freundin erklären, was sie machen wollte, dann ging alles schnell... zu schnell. Runa griff sich ohne zu zögern ein Tuch und fing ihren kleinen Bruder auf. Schnell säuberte sie ihm Mund und Nase und hob ihm hoch, schon gellte ein durchdringender Schrei des kleinen durchs Zimmer und durchs Haus. Gerade wollte Runa freudestrahlend ihrer Mutter mitteilen, das sie einen kerngesunden wunderbaren Sohn hatte, da fiel ihr Blick auf Alpina und auf all das Blut. Ihr Lächeln erstarb förmlich auf ihren Lippen. Ja Runa erkannte den ernst der Lage und wohl nicht nur sie.


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    „Silvana gib mir meinen Sohn und hol deinen Vater... schnell.“ Fusa ahnte wohl, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Sie nahm ihren so langersehnten Sohn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Tränen rannen über ihr Gesicht. Sollten ihr wirklich nur ein paar wenig Momente mit ihm bleiben. „Los Silvane bitte beeile dich.“ Sprinte Fusa ihre Tochter nochmals an, die dann mit einem entzerrtem Gesichts Ausdruck das Zimmer verließ.
    Nun blickte Fusa zu Alpina. „Wie viel Zeit bleibt mir noch?“

  • Nicht nur Runa erkannte den Ernst der Lage, auch Fusa spürte wohl, dass es zu Ende ging. Ihre Tochter überreichte ihr den gesäuberten Sohn. Tränen rannen über die Gesichter von Mutter und Tochter. Fusa schckte schließlich Runa los, ihren Vater zu holen.


    Alpina war mit Fusa allein. Sie versuchte die Blutung durch das Aufdrücken von Tüchern zu stoppen, doch schnell füllten sich die Stoffe mit dem Blut Fusas. Die Blutung ließ sich nicht unterbinden und wurde auch nicht deutlich weniger. Als Fusa fragte, wieviel Zeit ihr noch bliebe, musste Alpina schlucken. Das war nicht so einfach zu sagen.
    "Wenn die Blutung so anhält, wirst du innerhalb der nächsten Hora das Bewusstsein verlieren. Wenn du Schmerzen hast, dann sag es mir. Ich kann sie dir nehmen und dich sanft in Proserpinas Arme übergeben..."


    Nun glitzerten auch in Alpinas Augen die Tränen. "Iuno Lucina ist eine grausame Göttin... wenn sie die Fackel löscht, bin ich machtlos...."
    Sie griff Fusas Hand und hielt sie.

  • ... er hätte sich nie und nimmer ein Bild davon machen können, womit er konfrontiert wurde als er im Türrahmen stand und seine in einer Blutlache schon fast dahinsiechend wirkende Frau vorwand. Alpina, Runa, Marga und die Mädchen, die bei der Geburt halfen, nahm er gar nicht war. Sein Blick fokussierte sich tunnelartig auf das Bett mit Frau und Kind. Ja.. Kind.. da war ja was. Kreidebleich und mit offenem Mund ging er fast schon etwas zögerlich auf das Bett zu und kniete sich nach ein paar Sekunden es Wartens davor. Erst als er quietschende Schreie vernahm bermerkte er, dass da ein zerknautschtes etwas eingewickelt in Leinentüchern in den Armen seiner Frau lag. Seine Augen konnten sich gar nicht entscheiden, wo er zuerst hinschauen sollte.. Die Szenerie machte ihm bewusst, dass es sehr schlecht um seine Frau stehen musste, färbte sich doch schon seine Hose an den Knien voll Blut, welches am Bett heruntergelaufen war. Doch anstelle dem Unvermeidlichen ins Auge zu schauen, legte er seine Hand in Bauchhöhe des Babys auf die Leinentücher "Es.. ist ein Junge?" fragte er und realisierte von Sekunde zu Sekunde mehr, dass er endlich seinen lang ersehnten Erben hatte, was ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte.

  • Runa war ihrem Vater voran geeilt. Als sie jedoch das Zimer betrat bot sich ihr ein erschreckendes Bild. Die Mutter dem Tod näher als dem Leben. Und ganz plötzlich wusste sie wen sie die ganze Zeit über gesehen hatte. „Mutter...“ hauchte sie kaum vernehmbar und blieb hinter Alpina stehe um ihrer Freundin die Hand auf die Schulter zu legen. Als sich ihr Blick mit dem von Alpina kreuzte schüttelte Runa kurz den Kopf. Ja Runa wusste, das die Zeit ihrer Mutter gekommen war.


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    Noch bevor die Runa und ihr Vater den Raum betraten sagte Fusa leise zu Alpina. „Ich danke dir, du hast dein Möglichstes getan. Bitte sei meiner Tochter immer die gute Freundin, sie wird dich brauchen jetzt noch mehr....“
    Fusa lächelte, als ihr Mann den Raum betrat. „Ja es ist ein Junge... dein Erbe....“ Sie reichte Runa das Bündel, damit diese ihrem Vater das Kind zu Füßen legen konnte. Was Runa als gute Tochter auch umgehend tat. Leise war die Stimme der frisch gebackenen Mutter. „So habe ich meine Pflicht dir einen Sohn zu schenken doch noch erfüllen können... Er ist kerngesund hat Marga mir versichert.“ Nun ruhte Fusas Blick auf ihrem Mann. Es war nun an ihm, das Kind anzunehmen.

  • Die Szene war erschütternd als Duccius Verus im Blut seiner Frau kniete und seinen Sohn und Erben begrüßte. Schweren Herzens sah Alpina zu wie Runa ihrem Vater den frisch geborenen Sohn zu Füßen legte, damit er ihn als seinen Erben anerkannte.


    Nur zu gerne würde sie Fusas Wunsch erfüllen und Runas Freundin und Stütze sein. Das war schließlich selbstverständlich.
    Gemeinsam mit der immer schwächer werdenden Fusa wartete sie auf das "tollere infantem".

  • Als ihm seine Frau noch einmal versicherte, dass es ein Junge war, wurde dem duccischen Pontifex sein Erbe zu Füßen gelegt. Nun war es an ihm, das Kind anzunehmen. So stand er vom blutbefleckten Boden auf und schritt zu der Stelle hinüber, wo Runa das quietschende Etwas abgelegt hatte. Ein paar Spritzer des Blutes, welches an seinen Stiefeln klebte, benetzten die Leinentücher, in der das Kind eingewickelt war, wie bezeichnend.. Ein paar mal umkreiste er das Kind. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.. germanisch. Er zweifelte keineswegs, dass seine Frau ihm das Kind eines anderen unterjubelte. Die Zeit der Freude über den Erben, war allerdings noch nicht gekommen und würde vermutlich längere Zeit getrübt sein. Phelan nahm das Kind auf, was symbolisierte, dass er es annahm. Kurz darauf gab er es Runa zurück in ihre Arme.


    Wieder vor dem Sterbebette seiner Frau kniend, griff er nach Fusas Hand. Nicht, dass es jemals die große Liebe zwischen den beiden gewesen sei, aber in den letzten Monaten waren die beiden doch näher zusammengerückt als in all den Jahren nach ihrer Hochzeit und Runas Geburt. Ihm gingen einige Sachen durch den Kopf, sodass er sich kaum auf das besinnen konnte, was hier gerade unter seinen Fingern wegblutete, seine Frau. Wieso nahmen ihm die Götter seine Frau? War das der Preis, den er für seinen Erben zahlen musste? War es nicht schon genug gewesen, dass er sich ihrem Willen hingab und seinen Klienten mit seiner Tochter verheiratete? Hatte er den Göttern nicht immer treu gedient?


    Sein Blick wanderte gerade nach oben, um Abschied von seiner Frau zu nehmen, da sah er in die leeren Augen und spürte, wie sie ihren letzten Lebensatem ausgehaucht hatte. Die Götter nahmen ihm seine Frau? Nein! Sie rissen sie unter seinen Fingern weg! So vieles blieb ungesagt, so vieles sollte also ungehört bleiben.
    Leere. Absolute Leere beschlich den duccischen Pontifex, wobei er sich nicht sicher war, ob sie auf dem Verlust seiner Frau oder Verlust der Gunst der Götter gründete, welche ihn anscheinend für etwas bestrafen wollten, auch wenn er sich nicht sicher war, was es war.


    Kommentarlos ließ er Fusas Hand auf das blutgetränkte Bett gleiten, stand, nachdem er ein paar Momente mit geschlossenen Augen Inne hielt, auf und ging in Richtung seiner Kinder. Er schaute noch kurz auf das Kind hinab, welches in Runas Armen lag, und verließ anschließend das Zimmer in Richtung Erdgeschoss, ohne irgendwem noch einen Blick zuzuwerfen.

  • Selten hatte das Aufheben eines Kindes Alpina mit so viel Trauer erfüllt. Sie hatte schon oft erlebt, dass die Mütter im Kindbett blieben und Väter Abschied nehmen mussten. In diesem Fall aber, wo sie alle Beteiligten so gut kannte, ja beinahe schon zur Familie gehörte, traf es sie besonders hart.


    Lange währte der Abschied nicht. Fusa war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Als das letzte Blut ihren Körper verlassen hatte, blieb nur die leere Hülle zurück. Die Lares und Manes hatten die Seele Fusas mit sich genommen. Duccius Verus tat sich schwer, seine Trauer zu zeigen und vielleicht war es auch gut so für Runa. Sie trug ihren Bruder auf dem Arm und hatte damit die Zukunft in der Hand.


    Nach wenigen Augenblicken des Innehaltens verließ der Kindsvater das Zimmer. Alpina trat ans Bett der verstorbenen Fusa und schloss ihr die Augen. Dann ging sie zu Runa hinüber.
    "Ich bin untröstlich, Runa. Leider konnte ich Fusa nicht retten. Die Götter haben es so entschieden. Sie nahmen dir und deinem kleinen Bruder die Mutter."


    Die Hebamme machte eine Pause. Es war schwer eine Überleitung zum Alltag zu finden, doch eine drängende Frage stand an.
    "Wir werden als erstes eine Amme für ihn finden müssen. Ist in eurem Haushalt jemand, der stillt oder eben erst abgestillt hat? Sonst könnte ich eine Frau aus den Cabanae vermittlen, die sich als Amme verdingt."
    Sie sah Runa erwartungsvoll an.

  • Alles geben die Götter, die unendlichen,
    Ihren Lieblingen ganz,
    Alle Freuden, die unendlichen,
    Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.*



    Runa stand da, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und nachdem ihr Vater den Sohn an sich genommen hatte sah sie ein Lächeln auf dem Gesicht der Mutter – das letzte Lächeln ihrer Mutter, bevor sie nun ihre letzte Reise antrat. Mit ihrem Bruder auf den Arm trat sie an das Bett der Mutter, nachdem ihr Vater wortlos das Zimmer verlassen hatte.
    „Es ist Zeit zu gehenZeit für einen Neuanfangdas Alte hinter sich zu lassenund zu den Ahnen zu gehen sie rufen nach dir. Wir sehen uns wieder Mutter ich passe so lange gut auf deinen Sohn meinen Bruder auf.“
    Ein letzter Kuss auf die Stirn ihrer Mutter, bevor sich sich wieder erhob.
    Ihren kleinen Bruder fest an sich gedrückt sah sie Alpina an. Runas Blick war tränen verschleiert. „Nun ähm ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich denke eine Amme wäre gut. Also wenn du eine vermitteln könntest.“
    Marga nickte den beiden Frauen zu und schob sie mit der Versicherung aus dem Raum, dass sie alles weitere veranlassen würde. So gingen sie nun in die große Halle.








    *Johann Wolfgang von Goethe

  • Runa war sichtlich angeschlagen. Wie schrecklich für sie, den Tod ihrer Mutter im Wochenbett so miterleben zu müssen. Dazu kam ja das Wissen um die eigene Schwangerschaft und damit auch sicherlich eine zunehmende Angst davor, was sie erwarten würde. Zu gerne hätte Alpina ihr dies Angst genommen, doch wie? Schließlich mussten sie beide der Realität ins Auge sehen.


    Auf die BItte, sich um eine Amme zu kümmern, nickte Alpina. Sie würde gleich im Anschluss in die Cabanae gehen und die Frau fragen, die sie bereits seit Jahren als zuverlässige Amme kannte.


    Während Runa mit ihrem kleinen Bruder auf dem Arm zu den wartenden Männern ging, fingen Marga und Alpina an, die Tote zu entkleiden und zu waschen. Alpina ließ alle Textilien, die Kontakt zu der Verstorbenen gehabt hatten verbrennen. Sie würde sie am nächsten Hekateschein der Dunklen Göttin opfern, wie es üblich war. Von Marga ließ sich Alpina eine saubere, einfache Tunika geben. So blutbefleckt wollte sie nicht auf die Straße und auf die Suche nach einer Amme gehen.


    Als Fusa gewaschen, neu gekleidet und aufgebahrt war, überließ die Raeterin Marga die Totenwache und machte sich auf den Weg.

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