Die Aufbahrung des Cornelius Palma

  • Oh man war Manius nervös als sie in den Domus kamen. Er hatte ja so gar keine Ahnung was hier auf ihn zu kam. Klar hatte er schon mal einen Toten gesehen aber das war ein Sklave auf dem Landgut oder mal ein Ertrunkener im Hafenbecken von Ostia gewesen. Hier aber war es der erste Bürger der auf der Barre liegen würde. Wie sein Vater trat er ein und versuchte sich alles abzuschauen. Ein bisschen fächeln hier ein bisschen fächeln da. Er versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen und alles so zu machen wie sein Vater. Als sein Vater die Augusta ansprach stand er ein kleines Stück hinter seinem alten Herren was ihm ganz Recht war. Aber jetzt stellte der ihn auch noch vor. Manius wäre am liebsten es täte sich der Boden unter ihm auf. Sollte er jetzt was sagen? Mann er war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Er atmet einmal tief ein und aus. „Mein Mitgefühl werte Augusta. Es ist wie mein Vater sagt, wir und das Reich sind in Trauer mit Dir.“ Puh das war geschafft und es war doch gar nicht so schlecht oder? Er fand es hatte würdevoll und Mitfühlend geklungen.

  • Wie es einer braven Frau zustand blieb Lucia stumm einen halben Schritt hinter ihrem Mann und gab mehr durch ihre Anwesenheit, ihre Körperhaltung und ihr Auftreten insgesamt zu verstehen, dass sie den Tod des Augustus betrauerte. Das hatte natürlich nichts damit zu tun, dass sich Lucia von der ganzen Szenerie und den Anwesenden eingeschüchtert fühlte, nicht im Geringsten, nein. Es gab einfach nichts mehr hinzuzufügen, was nicht schon gesagt wurde. Palma war für ihre Familie ein Segen gewesen, nachdem sie unter seinem Vorgänger so hatte leiden müssen. Da brauchte es kein großes schauspielerisches Talent, um ein trauerndes Gesicht zu machen.

  • Caius war baff. Einfach nur baff. Erst vor wenigen Tagen war er, der junge unerfahrene Provinzler, aus Germania Superior nach Rom gekommen. Und jetzt? Jetzt war plötzlich der Imperator Caesar Augustus verstorben. Zudem hatte Caius bereits ein Treffen zwischen den mächtigsten Männern Roms hinter sich - in der Administratio Imperatoris! - und zu allem Überfluss stand er nun im Gefolge des Consuls und seiner bemerkenswert attraktiven Gattin in der Domus Augustana. Bei Wodans Bart und Iunos Möpsen, dieser Palast übertraf alle architektonischen und ästhetischen Maßstäbe, die Caius in seinem Leben bisher untergekommen waren! Der Statthalterpalast in Mogontiacum war ja bereits nicht von schlechten Eltern gewesen. Und je weiter er nach Süden gereist war, desto prächtiger war der ein oder andere Bau geworden (Amphitheater, Aquaedukte, etc. konnten sich in Italien schon sehen lassen. Wenn nicht hier, wo sonst?).


    Und jetzt das hier! Caius war dermaßen sprachlos, dass er beinahe vergaß einen betroffenen Gesichtsausdruck beizubehalten. Als Teil des Gefolges des Consuls wurde er leider auch noch zügig vorgelassen, so dass er nicht einmal in angemessener Weise die Räumlichkeiten begaffen konnte. Nein, jetzt bekam er auch noch die Gelegenheit einen toten Kaiser anzustarren! Caius war hin und weg. Sicherlich, er hatte bereits tote Menschen gesehen, es starben immerhin ständig Leute an Krankheiten, Unfällen oder anderen Alltäglichkeiten. Aber jetzt auch noch einen toten Kaiser aus wenigen Schritt Entfernung zu Gesicht zu bekommen, das war einfach zu viel Wahnsinn in zu kurzer Zeit. In Caius explodierte plötzlich eine ungekannte Aufregung, die ihn beinahe lähmte. Erst recht, als er der Augusta angesichtig wurde. Ihr Götter, macht mich unsichtbar!, betete er stumm und wurde erhört. Denn die Augusta beschäftigte sich zum Glück nur mit dem duccischen Consul und dem Procurator Iunius. Tiberia Lucia und Caius blieben in stiller Anteilnahme etwas abseits stehen. Caius versuchte so authentisch wie möglich sein Bedauern zu zeigen, war sich jedoch sicher, dass die Augusta ihn sowieso ignorieren würde. Es war doch wirklich verrückt, dass Caius diesen Moment erlebte. Oder träumte er etwa nur? Ein heimlicher Kniff in seinen Unterarm bewies: Er wachte. Und wie er wachte. Schließlich blieb sein nervöser Blick erneut am Leichnam des Kaisers hängen. Eine Tragödie, dass dieser Mann, der erst einen Bürgerkrieg heraufbeschworen hatte, nun so wenig Zeit zugestanden bekommen hatte um das Reich wieder zur alten Stabilität zu führen.

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