Am Albaner See - die Hochzeit der Großtante Drusilla

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    „Hach, Cnaeus, mein Liebling, ich beneide schon jetzt die Frau, die einmal an deiner Seite stehen wird“, lacht Drusilla verschmitzt. Dann sieht sie Lucilla, die sich gerade kopfschüttelnd von ein paar Sklaven abwendet, die die Appetithäppchen nicht richtig drapiert haben.
    „Lucilla, Lucilla! Schau nur, wer angekommen ist. Cnaeus!“


    Diese Information lässt Lucilla gleich den Unmut über die Sklaven vergessen. Sie tritt neben Drusilla und lässt es sich auch nicht nehmen Casca direkt zu umarmen und ihm rechts und links ein Küsschen auf die Wangen zu drücken.
    „Cnaeus, wie geht es dir? Bist du etwa extra aus Griechenland angereist?“ Seitdem Lucilla nicht mehr in Rom wohnt ist sie doch etwas uninformiert. Nachrichten brauchen einfach ihre Zeit bis sie auf den Landsitzen in der italischen Provinz ankommen (vor allem da Lucilla ihren Wohnsitz auch immer wieder wechselt und Nachrichten ihr oft hinterher reisen müssen).


    „Entschuldigt mich kurz!“ rauscht da auch Drusilla wieder ab, die schon den nächsten Gast erspäht.


    Da hatten wir es also einmal mehr: Ich verstand mich einfach nicht sonderlich gut auf das Vergeben von Komplimenten. Aber Tante Drusilla schien es zu genügen, wenn sie nun schon meinte, dass sie meine zukünftige Frau beneiden würde. Dabei war es doch – zumindest meines Ermessens nach – ganz und gar unwahrscheinlich, dass in der näheren Zukunft ein seliges weibliches Wesen in meine Arme treiben würde. Stolz schwellte sich dennoch meine Brust und ich nickte zu ihren Worten. Mehr konnte ich allerdings nicht mehr tun, denn schon rief sie nach Lucilla, die sich wohl bei einigen Sklaven aufgehalten hatte. Lange musste ich nicht warten, um mich auch in ihrer herzhaften Umarmung wieder zu finden, wobei sie Küsschen auf meinen Wangen platzierte. Was konnte man unter einer derartigen Aufmerksamkeit schon anderes tun, als freudig zu grinsen? “Oh, nein, nein,“ wehrte ich ihre folgende Frage ab. “Ich war sowieso auf dem Weg nach Rom. Mutter geht es ja nun wieder besser und ich... ahm...“ Kurz wurde ich von Tante Drusilla unterbrochen, die nun in Richtung des nächsten Gastes davon rauschte.


    “Also...Mutter geht es wieder blendend und ich wollte zurück nach Rom.“ Dass der Familie eine Hochzeit ins Haus stand, hatte ich ja auch erst später erfahren. “Und wie geht es dir so? Ich meine... so auf dem Land... Ich habe gehört die Luft soll ganz...entspannend sein...“ Immerhin wusste ich, dass Lucilla gerne ihre Zeit auf ihren Landsitzen verbrachte, auch wenn ich ansonsten nicht unbedingt viel von ihr gehört hatte. Gerade wollte ich wie beiläufig nach eine kulinarischen Kostbarkeit auf einem der von Sklaven getragenen Tabletts angeln, als ein fürchterlicher Ruf durch die Empfangshalle schallte.


    “Haltet den Bock! Haltet ihn auf!“ Augenblicklich fuhr ich herum und erhaschte auch sogleich einen Blick auf das haarige Ungetüm, welches sich rasend seinen Weg durch die Menge bahnte. Ich drängte mich an die Wand. Sofort war es laut geworden. Damen kreischten, Männer brüllten und jemand fiel unter Getöse, gestoßen von dem Widder, der offenbar seinem Häscher entkommen war. Den Gefallenen identifizierte ich als Serapio, während ich die grünbetuchte Dame, auf die das Tier nun direkt zusteuerte nicht erkannte. Irgendjemand musste sie nun retten, doch dazu sah ich mich nicht in der Lage, denn mein Standort war zu weit fort von der Unglücklichen. Stattdessen fasste ich Lucilla bei den Schultern und zog sie ein wenig von der Schneise fort, die der Widder zwischen den Gästen geschlagen hatte. Man konnte ja nie wissen, ob nicht einer der Panischen noch aus Versehen gegen sie rempelte. “SO HALTET DOCH DAS TIER!“, rief ich aus Leibeskräften. Zu mehr Aktion meinerseits sollte es in dieser Sitaution nicht kommen.

  • Was dann alles passiert kann rückwirkend wohl nicht mehr genau rekonstruiert werden. Fakt ist, dass einige Besucher sich am Boden wiederfinden, andere starr vor Schrecken nicht mal mehr denken können und wieder andere nur Dinge sagen wie „Oh jeh!“, „O weh!“, „Ach herrje!“ oder „Bona Dea!“.
    Zu letzteren gehört auch Lucilla.
    „Wa …? …uuahh!?“ wird sie von Casca zur Seite gezogen und entgeht so dem wilden Gestolper, das jetzt von der halben Besucherschar Besitzt ergreift. Ihr Blick geht zu dem Opferbock, ihr Mund steht offen und ihre Augen sind fast so groß wie Pfirsiche.
    „Herrje!“ entfährt es ihr, denn für mehr reicht ihr Verstand gerade nicht mehr aus.


    Der Widder prescht währenddessen weiter der Freiheit entgegen. Irgendwo muss schließlich seine Herde sein. Vor ihm erscheint schon ein grüner Fleck. Bevor er jedoch feststellen kann, dass Grün nicht unbedingt Gras ist, sondern in diesem Fall das Kleid von Milonia, taucht von irgendwoher ein kleiner Mann auf. Später kann niemand mehr genau sagen, woher dieser Mann kam. War er schon im Raum? Ist er gerade erst angekommen? War er eben noch hinter Milonia?
    Im Grunde ist das aber auch nicht wichtig, denn im richtigen Augenblick ist er da wie der Held aus einem Theaterstück: Caius Bacillus Ambustus.
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    Mit einem Hechtsprung der seinesgleichen sucht wirft sich der Bräutigam auf das wilde Tier und packt es bei den Hörnern. Ein kleines Gerangel entsteht, um das sich rasch eine Traube von besorgten und neugierigen Gästen bildet, bis zwei Sklaven dem tapferen Bacillus zur Seite springen und einer schließlich mit einem beherzten Schlag mit einem kleinen Knüppel den Widder betäubt.
    Bacillus Ambustus erhebt sich, klopft sich den Staub von der Tunika und eilt zu seiner angebeteten Drusilla. “Alles in Butter, mein Schätzchen.“
    Großtante Drusilla schenkt ihm einen schmachtenden Blick und ein gehauchtes “Oh, Bubu!“, bevor sie in die Hände klatscht und die Gästeschar zusammenruft. Denn nun, da der Widder zur Opferung bereit ist, und auch der Bräutigam eingetroffen ist, kann die Zeremonie endlich beginnen.


    Der Rest bleibt den Erinnerungen der Anwesenden überlassen. Eine herzzerreißende Zeremonie („Oh, wie romantisch!“ und „Hach!“), und natürlich ein rauschendes Fest mit mehr Speisen als die doppelte Gesellschaft je hätte essen können, mit ekstatischen Tänzern und Tänzerinnen, mit einem halben Zoo zur Tierschau, mit Feuerspuckern und Akrobaten, mit Kleinwüchsigen und muskulösen Riesen und noch einigem mehr, was Großtante Drusilla als Standard für eine kleine Feier betrachtet. Kurzum, sogar in Rom wäre diese Hochzeit außergewöhnlich gewesen, doch wer näheres wissen möchte, der muss jemanden fragen, der dabei gewesen ist.

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