Officium des Aquarius G. Sergius Plautus

  • Plautus hatte noch einen ganzen Tag in seinem Officium, bevor es rausging zur Inspektion der Aqua Appia. Er kramte das Holzkistchen mit den Papyrusschnitzeln sowie die leeren Tabulae und den Leim aus dem Regal.


    Nach ein paar Stunden, er hatte schon leimverklebte Finger, an denen sich Staub und Schimmel angesetzt hatten, war es soweit. Er hatte einen Artikel der alten Lex Quinctia aus vielen Fetzchen zusammengesetzt und der klebte jetzt auf der Tabula. Sorgfältig schrieb er ihn ab.


    Wer nach dem Erlass dieses Gesetzes die Gerinne, Kanalleitungen, Bogenreihen, Bleirohre, Tonrohre, Verteilerbauwerke oder Brunnenbecken der öffentlichen Wasserleitungen, die zur Stadt Rom führen bzw. führen werden, böswillig und vorsätzlich anzapft, unterbricht oder anbohren oder unterbrechen lässt oder beeinträchtigt,


    - so dass dadurch das Wasser von diesen oder anderen Wasserleitungen nicht mehr in die Stadt Rom gehen, fallen, fließen, dorthin gelangen oder hingeführt werden kann,


    - oder dass das Wasser die Stadt Rom und die jetzt und künftig mit ihr zusammenhängenden Ansiedlungen in geringerer Menge erreicht, so dass es nur unzureichend an die Besitzer von Gärten und Landgütern, sowie an Verteilerbauwerke und Zisternen geliefert werden kann,


    - der soll dazu verurteilt werden, dem römischen Volk ein Strafgeld von 100.000 Sesterzen zu zahlen,


    - darüber hinaus soll derjenige, der all dies vorsätzlich getan hat, dazu verurteilt werden, alles fachmännisch wieder herzustellen, zu reparieren oder aufzubauen, was er zerstört hat und abzureißen, was er hingebaut hat.


    Er betrachtete seine dreckigen Hände. Es war wohl klare Sache, jetzt gleich den Thermen einen Besuch abzustatten.

  • Bevor er sich in die Thermen aufmachte, wollte er erst noch den ganzen schimmligen und staubigen Krempel wegräumen. Da fiel sein Blick auf ein Häufchen von Papyrusschnipseln, die er anfänglich beiseite geräumt hatte, weil nicht ganz klar war, ob sie noch zu dem Paragraphen gehörten, den er gerade zusammengesetzt hatte. Egal, sagte er sich, das kleben wir auch noch zusammen.


    Der Curator Aquarum soll oder, falls niemand Curator Aquarum ist, der Praetor Peregrinus soll von nun an mit Strafgeldern und Pfändungen dies alles erzwingen und durchsetzen.


    Diesem Curator oder, falls niemand Curator Aquarum ist, dem Praetor Peregrinus soll von nun an das Recht und die Macht zustehen, diesen Zwang durch Festsetzung von Strafgeldern und Pfändungen auszuüben.


    Ein Stündchen hatte das ja wohl doch noch gekostet. Aber jetzt, sagte er sich, ab in die Thermen zur Entstaubung.

  • Nicht wenige Tage waren vergangen, als Plautus von der Inspektion der Aqua Appia in sein Officium zurückkehrte. Eigentlich hätte er sich gleich an den Inspektionsbericht setzen müssen, eigentlich. Bei dem Gedanken an diesen Bericht sträubte sich alles in ihm, denn am liebsten hätte er sich gleich und sofort an die Klebearbeit mit der Lex Quinctia gemacht.


    Da fiel ihm ein, dass seine Leute ja auch erst mal ihre eigenen Notizen aufarbeiten mussten. Und, nicht zu vergessen, auch die Männer des Aquarius Italiae. Erleichtert ob dieser fabelhaften Ausrede klaubte er seine Utensilien und die vermoderte Lex Quinctia aus dem Regal und begann mit dem Sortieren der Papyrusschnitzelchen. Zunächst ging's ja ganz leicht und locker voran.


    Wenn dergleichen von einem Sklaven getan wird, so soll dessen Herr dazu verurteilt werden, dem römischen Volk 100.000 Sesterzen zu zahlen.


    Wenn jetzt oder künftig ein Schutzstreifen um die Gerinne, Kanalleitungen, Bogenreihen, Bleirohre, Tonrohre, Verteilerbauwerke oder Brunnenbecken der öffentlichen Wasserleitungen, die zur Stadt Rom führen oder führen werden abgesteckt ist, so darf niemand nach dem Erlass dieses Gesetzes


    - an diesem Ort den Zutritt versperren, etwas erbauen, einzäunen, befestigen, aufstellen, lagern, hinstellen, den Boden pflügen oder etwas pflanzen,


    - noch darf er etwas an diesen Ort verbringen, außer dem, was von diesem Gesetz für Bauarbeiten und Reparaturen zugelassen und erforderlich ist.


    Wer gegen diese Regelungen verstößt, ...


    Er begann, nach den fehlenden Papyrusfetzen zu suchen, aber die schienen von der Zeit aufgefressen worden zu sein. Ehe er noch einen saftigen Fluch loslassen konnte, öffnete sich die Tür und seine Leute brachten die Tabulae mit ihren Notizen.


    Die Tabulae begannen sich auf Stühlen und Hockern zu stapeln und Plautus wiederholte leise einen Satz aus dem Gesetzestext: 'noch darf er etwas an diesen Ort verbringen, außer dem ...'


    Manchmal ist es doch verdammt ärgerlich, wenn Apparitores zu flott arbeiten.

  • "Komm rein!" rief Plautus. "Ah, Helvetius, das ging aber schnell mit Deinem Gespräch beim Alten. Wenn Du bereit bist, setz Dich dahin." Plautus begann, in einem Stapel Tabulae zu wühlen und als er die Richtigen zusammen hatte, meinte er: "Dann fang ich mal mit dem Diktat an. Wir haben zwei Briefe. Der erste geht an einen Egilius. Also oben drüber:


    P. Egilius Saxula, Fundus Egiliacus, Via Praenestina, Latium.


    G. Sergius Plautus P. Egilio Saxulae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Ianuarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand und die Vermarkung mit den Grenzsteinen.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies Alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iupiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    G. Sergius Plautus, Aquarius, Praefectura Urbis, Roma, Italia


    Soweit der erste Brief."


    Plautus begann, wieder in einem Haufen Tabulae zu wühlen und fischte eine davon heraus: "Der zweite Brief geht an einen Alfenius. Also oben drüber:


    C. Alfenius Aviola, Fundus Trebatiacus, Via Praenestina bei der achten Meile, Latium.


    G. Sergius Plautus C. Alfenio Aviolae s. d.


    Du kannst den ersten Abschnitt bis zu 'Dies betrifft ..' einfach übernehmen. Setz dann aber statt 'Ianuarius' 'Februarius' ein. Dann geht es weiter:


    Dies betrifft im Einzelnen den Abriss des von Dir errichteten Badehauses, die Wiedererrichtung der Schutzhütte über dem Kontrollschacht, den Rückbau der Kanäle, über die Du die Abwässer des Badehauses in den Kontrollschacht abgeleitet hast und die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand.


    Die restlichen Abschnitte kannst Du aus dem Brief an Egilius übernehmen. Leg dann die Schreiben dem Curator vor. Vielleicht will er selbst unterschreiben. Ich bin Dir zu großem Dank verpflichtet."


    Er stellte dem Helvetier einen Becher Wein hin: "Jede Mühe muss belohnt werden".

  • Es dauerte nicht lange, da kam die Antwort aus Raum, dass Severus eintreten sollte. Als er eintrat, sah er den Schreibtisch auf dem ein großer Stapel Tabulae lag. Kein außergewöhnlicher Anblick, schließlich waren sie hier in einer Arbeitsstube und Aquarii wurden ja auch Sachbearbeiter und Schreiber in der Cura Aquarum. Ja, der Curator hatte nicht mehr viel zu besprechen. antwortete Severus auf die einleitende Bemerkung und setzte sich dann auf den ihm angebotenen Stuhl. Danach ging es aber auch schon los, weshalb er sich zwei leere Tabulae aus dem Regal fischte und sofort mit dem Schreiben begann.


    Cura Aquarum


    Ad
    P. Egilius Saxula
    Fundus Egiliacus
    Via Praenestina, Latium


    G. Sergius Plautus P. Egilio Saxulae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Ianuarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand und die Vermarkung mit den Grenzsteinen.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iuppiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    ______________

    __________________________
    Praefectura Urbis, Roma, Italia


    Die erste Tabula landete in der kurzen Diktatpause vor dem Aquarius, bevor sich Severus für den zweiten Brief die nächste Tabula nahm.


    Cura Aquarum


    Ad
    C. Alfenius Aviola
    Fundus Trebatiacus
    Via Praenestina bei der achten Meile, Latium


    G. Sergius Plautus C. Alfenio Aviolae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Ianuarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen den Abriss des von Dir errichteten Badehauses, die Wiedererrichtung der Schutzhütte über dem Kontrollschacht, den Rückbau der Kanäle, über die Du die Abwässer des Badehauses in den Kontrollschacht abgeleitet hast und die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies Alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iuppiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    ______________

    __________________________
    Praefectura Urbis, Roma, Italia


    Auch diese Tabula schob severus zum Aquarius hinüber, damit dieser nochmal drüber schauen konnte. Schließlich stand ja sein Name darunter. Seinen Stilus steckte Severus derweil weg und nach danach den Becher mit Wein entgegen. Ich danke dir, Sergius.

  • Plautus überflog noch einmal die beiden Schreiben, nicht ohne ein bißchen Wein aus seinem Becher zu zuzeln. Dann gab er sie dem Helvetier zurück.


    "Sauber, Helvetius! Wenn Du jetzt noch in dem Schreiben an den Alfenius Aviola das Wort Ianuarius mit Februarius ersetzen könntest, wäre das Ganze perfekt. Du brauchst deswegen das Ding nicht nochmal zu schreiben. Mit ein bißchen andächtiger Pfriemelei kannst Du ja 'Jan' durch 'Feb' ersetzen, ohne dass irgendein Schwein was merkt. Tut mir leid, ich hatte das nicht so deutlich gesagt."


    Plautus lehnte sich zurück und meinte: "Wenn der Curator das abgenickt hat, dann unterschreib ich und sorge dafür, dass die Dinger rausgehen."

  • Severus trank ebenfalls einen Schluck Wein, blinzelte dann aber verwirrt. War ihm da was durchgegangen? Offensichtlich, allerdings nur eine Kleinigkeit, die der Sergier nicht allzu eng war. Zum Glück, dachte der Helvetier, denn da gab es ja durchaus andere Zeitgenossen, die sofort aus der Haut fuhren. So einer war der Sergius nicht, umso besser. Zudem kam hier der Vorteil von Tabulae zum tragen, bei denen eine Ergänzung oder Korrektur ja ganz einfach war: Einfach mit der Längsseite des Stilus über die zu korrigierende Stelle streichen, sodass der Wachs den Fehler wieder überdeckte und die Korrektur einfügen. Hier war es umso einfacher, da es ja nicht um ein ganzen Wort oder gar einen ganzen Absatz ging, sondern lediglich um einen Teil eines Wortes, dessen letzte Teile deckungsgleich waren. Beim Papyrus war das anders, weswegen er mit diesem erst dann zu arbeiten pflegte, wenn alle Fehler ausgemerzt und Veränderungen aufgenommen waren. Papyrus war nämlich nicht nur geduldig, sondern auch deutlich unflexibler, als die praktischen Wachstabulae. Jetzt sollte es aber stimmen. kommentierte der Helvetier die Änderung daraufhin. Eigentlich hatte er ja bereits die nächste Anweisung bekommen, doch war sein Weinbecher noch halbvoll und er wollte das Getränk ja nicht schal werden lassen, weshalb er erstmal noch einen Schluck nahm - dieses Mal aber einen größeren. Vielleicht hatte der Sergius ja auch noch Lust zum plaudern.


    Cura Aquarum


    Ad
    P. Egilius Saxula
    Fundus Egiliacus
    Via Praenestina, Latium


    G. Sergius Plautus P. Egilio Saxulae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Ianuarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand und die Vermarkung mit den Grenzsteinen.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iuppiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    ______________

    __________________________
    Praefectura Urbis, Roma, Italia



    Cura Aquarum


    Ad
    C. Alfenius Aviola
    Fundus Trebatiacus
    Via Praenestina bei der achten Meile, Latium


    G. Sergius Plautus C. Alfenio Aviolae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Februarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen den Abriss des von Dir errichteten Badehauses, die Wiedererrichtung der Schutzhütte über dem Kontrollschacht, den Rückbau der Kanäle, über die Du die Abwässer des Badehauses in den Kontrollschacht abgeleitet hast und die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies Alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iuppiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    ______________

    __________________________
    Praefectura Urbis, Roma, Italia

  • Plautus guckte nochmal drauf: "Perfekt, Helvetius. Das wird ziemlich teuer für die beiden Herren. Früher, nach den alten Gesetzen wäre es noch teurer geworden. Wenn jemand was in den Schutzstreifen gebaut hätte, dann hätte er gleich 100000 Sesterzen an der Backe gehabt. Und wenn jemand Grenzsteine rausreißt, dann hätte man ihn geköpft. Na ja, wir leben halt in modernen Zeiten. Aber auch die geringeren Strafen tun ihre Wirkung. Ich denke, der Abriss des Badeschuppens bei Alfenius wird dem schon im Herzen wehtun. Und das, was die Nachbarn sagen werden, sicher auch."

  • Severus trank noch einen Schluck und nickte dann zustimmend. 1000 Aurei? Ja, das hätte auf jeden Fall wehgetan. Schade eigentlich, dass das abgeschafft wurde... Wenigstens bleibt aber immer noch die Möglichkeit zur Bestrafung, schließlich geht es um nicht weniger als die Antastung der Grenzsteine. Da muss dann einfach eingegriffen werden, schließlich können die Leute auf dem Land ja abseits ihrer Grundstücke nicht machen, was sie wollen. Wo kämen sie denn hin, wenn jeder die Grenzsteine missachten würde? Absolutes Chaos. Oft genug war das Reich davon betroffen, wenn grade mal wieder irgendein Senator sich dazu berufen fühlte, den Kaiser zu beerben. Zuletzt hatten sie Glück gehabt, dass offenbar niemand glaubte, ein sich selbst zugeschriebenes Recht mit Legionen Nachdruck zu verleihen und der neue Kaiser tatsächlich durch eine Mehrheitsentscheidung im Senat legitimiert wurde. Abseits der vielen Kriegssituationen konnte der Staat aber sein Recht durchsetzen, also hatte er das auch zu tun, im Zweifel mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.

  • Plautus nickte. "Was auch immer wir mit unseren Geldstrafen bewirken können, es ist nichts gegen den Zorn Iupiters. Wenn dessen Zorn nachher über die Herren Egilius und Alfenius kommt, dann haben sie nichts mehr zu lachen. Dem großen Iupiter liegt nämlich die Unverrückbarkeit von Grenzsteinen sehr am Herzen."

  • Götterglaube... Nun gut. Severus gehörte eher zu jenen Römern, die eine reine Kultfrömmigkeit pflegten und sich abseits öffentlicher Opfer und kleinere Gaben am Lararium fernhielten von den Göttern. Sicher, die Götter konnten potentiell strafen, doch hatte er persönlich noch nie von Blitzen oder göttlichen Pfeilen gehört, die gezielt einen Menschen niedergestreckt hatten. Daher verließ sich der Helvetier bei rechtlichen Vergehen eher auf die Macht des Staates, als die Macht der Götter. Allerdings wollte er hier keine Grundsatzdiskussion anfangen. Iuppiters Zorn kommt natürlich auch noch dazu. bestätigte er daher nur und trank den letzten Schluck aus seinem Becher. Dann blickte er auf die Unterlagen und schob den Becher zu dem sergischen Aquarius hinüber. Ich danke dir für den Wein und die gute Zusammenarbeit, Sergius. Ich werde dann die Briefe dem Curator vorlegen und sie dir danach zur Unterschrift nochmal vorlegen. fuhr der Helvetier danach fort, erhob sich, wartete aber noch, ob der Aquarius noch etwas sagen wollte. Fall dies nicht der Fall wäre, würde sich Severus auf den Weg nach nebenan machen.

  • "Ja, ob mit oder ohne Iupiters Zorn, zeig die Schreiben dem Curator."


    Man wird ja sehen, ob der die Chose durchwinken wird. Plautus war froh, dass er bloß noch unterschreiben barauchte, um die Sache in Bewegung zu setzen.


    "Vale, Helvetius, wenn ich wieder so ein Ding habe, können wir unsre Zusammenarbeit ja fortsetzen. War gute Arbeit, Helvetius, ich danke Dir."

  • Nach der Gerichtsverhandlung in der Basilica Ulpia schaute Plautus nochmal kurz in seinem Officium vorbei, bevor er nach Hause ging. Das hätte er besser sein lassen sollen.


    Auf seinem Tisch lag eine Tabula mit einer Notiz von Nasica, der fragte, ob denn der Inspektionsbericht schon von der Administratio Italiae zurückgekommen sei. War er natürlich noch nicht! Der dortige helvetische Aquarius schien sich mit der Prüfung wahrhaftig Zeit zu lassen. Massig Zeit. Wahrscheinlich prüfte der Schlumpf nur ungefähr drei bis vier Worte am Tag, denn das Ding schmurgelte jetzt schon ein halbes Jahr dort vor sich hin. Plautus blies die Backen auf und schob die Tabula angewidert zur Seite.


    Da fiel sein Blick auf das Regal mit dem zerfaserten alten Gesetz. Das stieß ihm jetzt auch noch säuerlich auf. Lange war er nicht mehr dazu gekommen, sich damit zu befassen. Zu lange eigentlich. Aber das Tagesgeschäft hier in der Praefectura Urbis und das Tirocinium forensis bei Modestus fraßen jede Menge Zeit weg und ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass sich daran auf längere Sicht kaum Wesentliches ändern würde. Kurz entschlossen packte er die ollen Papyri mit dem Gesetz und die Utensilien zusammen und nahm sie mit nach Hause.

  • Mit den beiden Rollen unter dem Arm kam Plautus vom Markt zurück. Er hatte da eigentlich Lehrbücher erworben, die für seine weitere Amtstätigkeit als Aquarius wichtig waren. Zweimal Frontinus, über die Vermessung und über Aquädukte. Das war aber jetzt, wo er sich entschlossen hatte, nach Norden zu gehen endgültig obsolet geworden.


    Er schmiss die Rollen in ein Regal: für meinen Nachfolger, dachte er sich. Dann ging er hinüber zum Officium des Curator Aquarum, um die Sache in Gang zu bringen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!