Atrium | Eine schrecklich nette Familie! Teil 1: Eine besorgte Mutter besiegt ihren Stolz

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    Was sollte man anderes von einem flavischen Anwesen erwarten, als unfähige und schlampige Untergebene. Die Horatia vermutete sogar, dass dies alles ein geplanter Affront gegen sie war. Ihre gute Erziehung aber lies ihre Empörung nicht an die Oberfläche steigen. Außerdem verlangte sie es nicht danach, sich mit fremder Leute Sklaven herumzuschlagen. Schlimm genug, dass ihre Tochter hier leben musste! Die arme Domitilla, das gute Kind! Es waren nun schon sieben oder sogar acht Jahre her, seitdem sie ihre Tochter zum letzten Mal zu Gesicht bekommen hatte. An ihrem dreizehnten Geburtstag hatte er sie ihr genommen, Aetius dieses Scheusal. Seitdem hasste sie ihn noch inniger, mehr als jemals zuvor.


    Lepida nahm auf der Kline Platz, die ihr der junge Sklave angeboten hatte. Es dauerte nicht lange, bis andere Sklaven herbei huschten, die ihr Erfrischungen anboten. Lepida aber war nicht nach Erfrischungen. Sie wollte so schnell wie möglich ihre Tochter sehen. Und wer garantierte ihr, dass diese Erfrischungen nicht vergiftet waren?! Ja, Lepida glaubte sich in einem wahren Schlangennest wieder gefunden zu haben. Denn alles Flavische war von Grund auf verdorben. So verscheuchte sie also die Sklaven mit üblen Drohungen und harrte der Dinge, die da noch kommen sollten. Als sie endlich eilige Schritte herbei nahen hörte, verflog ihr Ärger sogleich. Domitilla, mein gutes Kind, wollte sie ihr schon entgegenrufen. Doch die Horatia besaß die nötige Gravitas, um nicht sentimental zu werden. Dennoch glättete die seidene Tunika und richtete sich erwartungsvoll auf.

  • ...Scato war an diesem Tag schwer beschäftigt, er musste sich um die Einladungen für die ihm zu Ehre von den Aureliern ausgerichteten Spiele kümmern und hielt Angus und Lupus deshalb mit Anweisungen hinsichtlich der Namen auf Trapp..
    "...Ach und schreibt Senator Redivivus ebenfalls auf, ein grässlicher Kerl, so einfach, aber ich kann mir auch unter dem simplen Volk keine Feinde machen, so sehr ich mich auch zurückhalten muss.", sagte Scato leicht verächtlich und betrat das Atrium, in welchem eine Frau sich bereits erhob, als hätte sie einen Termin für ihn..
    "Ich habe viel zutun, für Bittsteller habe ich momentan wenig Zeit.", sagte Scato mehr oder minder hastig im Vorbeigehen und bemerkte gar nicht dass die Frau für eine Bittstellerin überraschend gut gekleidet war.

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    In der Zwischenzeit mühten sich zwei schwitzende Sklaven mit der schweren Reisetruhe der Horatia Lepida ab. Den ganzen Weg über, seitdem man das Gepäckstück vor den Mauern Roms vom Reisewagen abgeladen hatte, bis hierher zur Villa, hatten die beiden die Truhe tragen müssen. Nicht eine Verschnaufpause hatte man ihnen gegönnt. „Nur noch bis zum Atrium!“, hatte der eine zum anderen gesagt und versprühte damit so etwas wie Zuversicht, dass sie es bald geschafft hatten. So vorsichtig sie auf dem letzten Stück des Transports auch waren, blieb es nicht aus, dass die beiden gelegentlich mit der Truhe aneckten. Keine Frage, dass die beiden Sklaven auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Horatia auf sich ziehen würden, als sie unter einem lauten Getöse die schwere Truhe endlich im Atrium abstellen konnten.
    Lepida, die es kaum erwarten konnte, endlich die geliebte Tochter wieder in ihre Arme zu schließen, ließ sich von den beiden irritieren. Einen Moment lang konzentrierte sie sich nicht mehr auf die nahenden Schritte. Denn dann hätte sie unschwer feststellen können, dass es keineswegs ihre Tochter war, die den Weg ins Atrium fand, sondern ein ganz anderer… Ein Flavier, in Begleitung zwei seiner Sklaven, die ihm schön brav hinterher dackelten und alles notierten, was er von sich gab.
    Stattdessen widmete sich Lepidas strenger Blick den beiden Sklaven, die noch immer keuchend neben der Truhe verharrten und wohl damit rechneten, dass sie die Truhe noch bis ins Cubiculum ihrer Herrin schleppen mussten. „Könnt ihr nicht vorsichtiger sein? Elendes Pack! Ihr ruiniert mir noch meine ganze Reisetruhe.“


    Es war Lepidas Entrüstung geschuldet, dass sie so die Ankunft eben jenes Flaviers verpasste. Erst als er sie auf eine derart herablassende Art anzusprechen wagte, wandte sie sich ihm zu. Mit ihrem ganz eigenen despektierlichen Blick besah sie sich jenes Individuum, als habe sie ein Insekt vor sich, welches man tunlichst zertreten musste. „Junger Mann, mir war bereits bekannt, dass Arroganz und Niedertracht zu den flavischen Grundtugenden gehören. Was fällt dir also ein, mich auch nur eine Sekunde lang als Bittstellerin zu betrachten?“ Jeder, der Horatia Lepida kannte, wusste, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen würde… und schon gar nicht in Gegenwart eines Flaviers.

  • Scato war ein wenig verwirrt ob der offensichtlichen Echauffierung der Dame im Atrium, und dennoch kam er nicht umher sich zu fragen wer sie überhaupt hatte reingelassen wenn es nicht irgendeinen Grund dafür gab..
    "Nun, warum solltest du sonst hier sein...", erwiderte er und wartete kurz ab auf dass sie ihren Namen nannte, "Eine alte Freundin der Flavii scheinst du ja nicht zu sein.", er musterte sie von oben bis unten und verkniff sich sämtlichen Kommentar. Es stand einem Patrizier nicht sich mit profanen Beschimpfungen zu aufzuhalten, und es war nicht seine Art direkt persönlich zu werden...
    "Nun, ich bin gespannt auf die Antwort.", sagte er etwas provokant, und bemerkte die Reisetruhe, "Es scheint als plant man eine längere Logie, aber keine Sorge, wir scheuen selten Kosten oder Mühen, willkommen in der Villa Flavia.", provozierte er weiter und lächelte süffisant.

  • Prixilla, die Leibsklavin der Horatia Lepida, die ihrer Domina unter normalen Umständen niemals von der Seite wich, hatte die Sklaven beaufsichtigt, denen man aufgetragen hatte, das Gepäck der Horatia ins Innere der Villa zu schleppen. Mit Adleraugen achtete sie darauf, dass die Gepäckträger sorgsam mit den hölzernen Truhen umgingen. Zum Leidwesen der Sklaven hatten gleich zwei große schwere Truhen mit dem Gast den Weg von Aquileia nach Rom gefunden. Die ständigen Ermahnungen der Leibsklavin hatten ihr wahrlich keine Sympathiepunkte unter den flavischen Sklaven eingebracht. Im Gegenteil, man schenkte ihr dafür böse Blicke und wüste Beschimpfungen hinter vorgehaltener Hand. Mit den Trägern der zweiten Truhe betrat nun auch sie das Atrium und erspähte dort ihre Domina, die bereits in ein Gespräch mit einem der Hausbewohner verwickelt zu sein schien. Nun ja, vielleicht war „Gespräch“ zu viel gesagt. Es schien mehr ein Disput zu sein, was aber Angesichts der Aversion ihrer Herrin gegenüber allem Flavischen nicht verwunderlich war.
    Die Sklavin trat dann auch an die Seite ihrer Herrin und versuchte aus dem Gesagten herauszufinden, worum es eigentlich ging. Offenbar waren hier zwei Kontrahenten aneinander geraten, von denen keiner gewillt war, auch nur einen Passus von seinen Ansichten kehrt zu machen. „Da bist du ja endlich!“ quittierte die Horatia die Ankunft ihrer Leibsklavin und wandte sich ganz schnell wieder ihrem Gesprächspartner, pardon Gegner zu.
    „Warum ich hier bin?“, echote die Horatia. „Sag es ihm, warum ich hier bin! Ich fasse es nicht! Offensichtlich hat hier niemand mit meiner Ankunft gerechnet!“
    „Meine Herrin Hora…“ Die Sklavin hatte schon angesetzt, um die Ankunft ihrer Herrin zu verkünden. Jedoch kam sie nicht dazu, da Lepida die letzte Bemerkung des jungen Mannes einfach nicht überhören konnte. „Wahrlich, ich bin keine Freundin der Flavii! Dafür war ich zu lange mit einem der Euren verheiratet, als dass ich euch noch wohlgesonnen sein könnte!“ Nun ja, lange war an dieser Stelle wohl etwas übertrieben, denn die Ehe hielt nicht einmal drei Jahre. Nur durch den Einfluss ihrer Familie und einem gehörigen Sümmchen war ihr ein gleiches Schicksal wie einiger ihrer Vorgängerinnern erspart geblieben.
    Prixilla, eigentlich eine gestandene Sklavin, die nichts so leicht erschüttern konnte, fand sich mit einem Mal zwischen den Fronten wieder. Ihr fragender Blick folgte dem Schlagabtausch der beiden Steitenden. Als sie glaubte, einen passenden Moment erwischt zu haben, begann sie von Neuem.
    „Meine Herrin Horatia Lepida hat aufgrund der Ho…“
    Allerdings hatte sie die Rechnung ohne den Flavier und die prompte Reaktionsfähigkeit ihrer Domina gemacht. Denn die Augen der Horatia verengten sich bereits gefährlich zu schmalen Schlitzen, als die weiterhin Zeugin dieser niederträchtigen Ergüsse ihres Gegenübers werden musste. Es dauerte nicht lange, bis sie zum nächsten Schlag ausholte, selbstredend ohne dabei auf ihre Sklavin Rücksicht zu nehmen. „Wie kannst du es wagen! Glaube nur nicht ich kam aus freien Stücken hierher! Keine Sorge, ich hatte nicht vor länger als nötig eure edle Gastfreundschaft zu strapazieren! Aber wenn ich es mir recht bedenke… Praxilla, wir reisen wieder ab. Sofort!“
    Praxilla hatte versucht, die Nerven zu behalten, während die Sklaven im Hintergrund bereits leidvoll schnauften. Sie wusste ja, Lepida konnte von Zeit zu Zeit sehr schwierig sein. Doch was sie nun hören musste, schlug alles Bisherige! Jetzt waren sie den langen Weg von Aquileia nach Rom gefahren, um gleich wieder umzukehren? Ob ihr klar war, was sie damit ihrer Tochter antat? Nun waren ihre Talente gefragt, die Herrin doch noch vom Gegenteil zu überzeugen. Sie trat ganz dicht an sie heran und sprach eindringlich auf sie ein.
    „Aber Domina, was wird deine Tochter denken? Sie hat doch so darauf gehofft, dass du an ihrer Hochzeit anwesend sein wirst.“
    Die Horatia seufzte und besann sich. Dabei ließ sie den jungen Flavier für einen Moment außer Acht. „Ach ja, diese unsägliche Hochzeit!“

  • Scato fand sich plötzlich in einem wahren Gewitter der Worte wieder...


    ...Und quittierte es mit zunächst mit einem Lächeln. Aber plötzlich wurde es interessant.. Domitillas Mutter? Welch witzige und dennoch faszinierende Fügung, sollte er ihr sagen dass er seine Tochter praktisch Verschachert hat um später einen guten Stand mit dem Tiberius zu haben? Denn immerhin hielt er große Stücke auf ihn, und sein Werdegang sprach ja bereits jetzt Bände, also hatte sich der Handschlag doch gelohnt.. Zumindest für ihn.. Und das war ja die Hauptsache.


    "Die Mutter von Domitilla nicht wahr?", fragte er dann rhetorisch, allzu viele Hochzeiten standen dann ja nun doch nicht an, "Ich hoffe doch die Reise war angenehm, und ich hoffe du freust dich auf die Hochzeit und das Glück des jungen Paares.", grinste er wie ein Händler in den Armenvierteln.. Schließlich kannte er die Hintergründe, sie jedoch bei weitem nicht, "Ich nehme an dein Gatte, oder besser gesagt, dein ehemaliger Gatte hat dich bereits über die Umstände der Vermählung informiert?", hakte er nach, um sicherzugehen dass sein Engagement nicht doch zu sehr in den Vordergrund geriet.

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    Die Horatia hatte sich im Voraus keinesfalls der Illusion hingegeben, ihr Besuch in Rom könne auch nur ansatzweise ein Vergnügen werden. Alleine schon der Gedanke, in der Villa Flavia, also unter Flaviern, die kommenden Tage verbringen zu müssen, hatte bereits jegliche Vorfreude im Keime erstickt. Und dass dies nicht nur die Einbildungen einer verbitterten, in die Jahre gekommenen Frau waren, zeigte sich schon ganz deutlich darin, welchen Empfang man ihr nun jetzt bot.
    Einmal mehr fand sie sich, in der Zwickmühle steckend, vor. Wie sie es hasste, von gleich mehreren Seiten bedrängt zu werden! Das ganze Debakel wurde dann auch noch von Prixillas mahnenden Worten forciert, die auf das Versprechen anspielte, welches die Mutter der Tochter in einem ihrer Briefe gegeben hatte. Das arme Kind war doch so hilflos und verloren ohne sie. Es war ihr Pflicht, ihrer Tochter in diesen schwierigen Zeiten mit ihrem mütterlichen Rat zur Seite zu stehen! So nahm die Horatia wieder Haltung an und erinnerte sich ihrer Gravitas.
    „Natürlich werde ich das!“, gab sie der Sklavin mit einem tadelnden Blick zurück. Ihr flavisches Gegenüber jedoch, den sie nur kurz außer Acht gelassen hatte und der dies wohl nun zu seinem Vorteil nutzen wollte, ging indes zu einem Gegenangriff über, welchen er geschickt in ein schmieriges Lächeln und in eine übertrieben freundliche Wortwahl packte.
    Lepida bedachte ihn zunächst mit einem skeptischen Blick. Keinesfalls wollte sie sich von diesem „Charmeur“ auf solch plumpe Art erweichen lassen.
    „Wie ich sehe, verfügst du im höchsten Maße über einen ausgeprägten Scharfsinn, dem ich mich schlichtweg geschlagen geben muss“, entgegnete sie, nicht ohne dabei auf eine dosierte Portion ihres Zynismus zu verzichten. Doch was faselte dieser Kerl von Umständen… und, was sie wohl am brennendsten interessierte, wer war er? Also gut, dann ließ sie sich eben auf sein Spielchen ein. Wenigstens solange, bis sie wusste, was sie wissen wollte.
    „Horatia Lepida! Und wie lautet dein werter Name?“ Lepida erweckte den Anschein, nun endlich etwas versöhnlicher auf ihn zugehen zu wollen, um den schlechten Start, den sie miteinander hatten, beiseite zu schieben. Sie wollte ja nicht den Eindruck einer Furie erwecken.
    „Mein ehemaliger Gatte und ich kommunizieren nicht mehr miteinander. So obliegt es dir, mich aufzuklären.“

  • Caius Flavius Scato, Sohn des Milo, Enkel des großen Secundus Flavius Felix, der Name wird sicherlich ein Begriff sein.", ließ Scato "unauffällig" einfließen, in sein Adern floss fähigstes Blut, und es wehte der edle Name mit..
    "Oh, das bedaure ich zutiefst, es ist immer schlimm wenn sich die Eltern nichts mehr zu sagen haben, ich selbst habe eine Mutter welche kein Wort mit Flaviern wechselt.", erzählte er und es stimmte ja tatsächlich, auch wenn sie ihre Söhne nicht von den Flaviern hatte fernhalten können..
    "Nun.. Hat man dir schon ein Zimmer zugeteilt? Und hast du deine Tochter schon getroffen? Ich glaube sie hat sich mittlerweile mit ihrer Vermählung arrangiert, auch wenn es letztlich doch sehr schnell ging, soweit ich es mitbekommen habe.", das ER es letztlich war der diese Ehe arrangiert hatte ließ er dezent unter den Tisch fallen. Sie hasste ihren Mann ja sowieso, was machte das also?

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    Flavius Milo?! Musste sie diesen Namen kennen? Nein, wahrscheinlich nicht. Nur ein weiterer unverschämter Flavier, mutmaßte Lepida. Der Name Flavius Felix freilich war ihr ein Begriff. Wahrscheinlich stellte er die einzige Ausnahme in diesem Natterngezücht dar, mutmaßte sie weiter, ohne jedoch die meisten Vertreter des flavischen Geschlechts persönlich zu kennen.
    Der kurze Exkurs in Scatos Familienverhältnisse bestätigte einmal mehr ihre Meinung über die Gens. „Eine weise Entscheidung,“ meinte sie trocken. Scatos Mutter wäre ihr sicherlich ganz sympathisch gewesen, hätte sie denn die Möglichkeit gehabt, ihr zu begegnen.
    Ihr Gegenüber erwähnte schließlich einen wichtigen Punkt, dem sie aufgrund ihrer Unterhaltung mit demselben nur noch wenig Beachtung geschenkt hatte - ein Zimmer! In einem ordentlich geführtem Haus hätte man erwarten können, dass sich die Sklaven automatisch um die Unterbringung der Gäste kümmerten. Doch sie befürchtete, dass dies hier nicht der Fall war. Sogleich warf sie iherer Praxilla einen fragenden Blick zu, der bereits ausreichte, damit die Sklavin davon eilte, um sich darum persönlich zu kümmern.
    „Wie du siehst, ist meine Sklavin pflichtbewusst. Sie wird sich darum kümmern.“ Wenn sich auch sonst niemand darum kümmert, dachte sie verächtlich bei sich.
    Beim Erwähnen ihrer Tochter blickte sie plötzlich etwas wehmütig. Hatte sie doch gehofft, Domitilla gleich bei ihrer Ankunft in die Arme schließen zu können. „Nein, leider doch nicht.“ Scatos nächster Satz jedoch hinterließ ein großes Fragezeichen auf ihrem Antlitz. „Wie meinst du das?“ fragte sie schließlich nach. Zwar hielt sie einen regen Briefkontakt mit ihrer Tochter, doch diese hatte diesbezüglich keinerlei Andeutungen gemacht.

  • Scato versuchte die passenden Worte für die "Misere" von Domitilla zu finden.. 'Ich habe sie für politische Verbindungen verscherbelt'? Eher nicht.. Er musste auf emotionalere Weise an die Mutter herantreten..
    "Nun, sagen wir es so. Es gab da eventuell einen jungen Mann dem sie nicht abgeneigt war, ebenfalls aus gutem Hause, doch er verschwand einfach, von heute auf morgen, einfach weg.", erklärte Scato und versuchte ein erstauntes Gesicht zu mimen, "Gut dass die Ehe mit dem Tiberier arrangiert wurde. Ein fähiger Mann, mit Visionen und Ehrgeiz, du kannst dich glücklich schätzen.", befand Scato und hoffte damit auch Domitillas Mutter für seine Zwecke zu gewinnen.

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    Ach herrje, was für eine rührselige Geschichte! Selbstverständlich würde Horatia Lepida ihre Tochter darauf ansprechen. Zumal sie ihr nur von einer Bekanntschaft berichtet hatte, aus der, wie sie geschrieben hatte, eines Tages noch mehr erwachsen könne. Doch nun hörte sie eine gänzlich verquere Version dieser Geschichte. „Soso,“ meinte sie etwas skeptisch. „Und ich nehme an, du hast die Fäden dafür gezogen!“, riet sie nun einfach mal ins Blaue hinein, ohne auch nur zu ahnen, dass sie direkt ins Schwarze getroffen hatte. Schließlich hatte sie sich wieder daran erinnert, dass es ja ein Flavier war, mit dem sie sprach.


    „Ganz genau, Mutter!“, erschallte es plötzlich aus dem Hintergrund. Prixilla, die getreue Sklavin der Horatia hatte nicht nur dafür fesorgt, dass man ihrer Herrin ein Cubiculum zurecht machte, sie hatte auch noch ihre Tochter über ihre Ankunft informiert.
    Domitilla kam ihrer Mutter entgegen. Noch würdigte sie ihren Neffen keines Blickes. „Kind!“, rief ihr die Mutter entgegen und schloss sie schließlich in die Arme. Die innige Umarmung von Mutter und Tochter brauchte ihre Zeit, zumal es etliche Jahre waren, die zwischen ihrem letzten Beisammensein lagen. Dennoch konnte sich die junge Flavia von ihr lösen.


    „Wie ich sehe, hast du bereits die Bekanntschaft mit meinem ‚lieben‘ Neffen Scato gemacht.“ Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen war. Andererseits entsprach es tatsächlich der Wahrheit, dass sie sich inzwischen mit dem Unabwendbaren arrangiert hatte. Im Grunde hatte er ihr zu einer... nun ja, relativ guten Partie verholfen. Danken würde sie ihm dafür aber nicht.

  • Noch bevor Scato sich aus der Sache herausreden konnte hallte Domitillas Stimme durch die Räume, und in diesem Moment, klang sie wie tausend Nadelstiche in Scatos Ohr. Er hatte es stets vermieden ihr zu begegnen, das Verhältnis war angespannt, und sein Spinnennetz zu fragil, so fragil dass er es mit einem Hauch hätte zerstören können, aber bis zur Hochzeit, war alles gut gegangen.
    "Domitilla.", bemerkte er mit wenig Begeisterung, und während die beiden sich innig umarmten, stand Scato dort ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt, "Ich erzählte deiner Mutter gerade von diesem Claudier. Wie hieß er noch gleich?" fragte Scato ein wenig provokant und fuhr fort, "Ist ja auch egal, jedenfalls ist es eine Schande dass er nicht mehr in Rom weilt."... oder unter den Lebenden, das wusste man ja nie so genau in diesen Tagen..

  • Auch Scatos Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wahrscheinlich hatte er Domitillas Mutter das Blaue vom Himmel erzählt und sich angebiedert wie ein stolzer Pfau. Ja, das konnte er am Besten!
    Im Augenblick hatte sie nichts als Verachtung für ihn übrig. Erst recht als er schließlich auch noch „den Claudier“ zu erwähnen begann. Seine niederträchtigen Worte waren wie marternde Nadelstiche in ihrem Herz. Nein, Claudius Centho hatte sie trotz allem noch nicht vergessen. Sie war wohl dazu verdammt, ihm ewig nachzutrauern.


    „Claudius Centho ist tot,“ entgegnete sie mit eisiger Stimme. „Sein Leibsklave fand ihn leblos. Die Umstände seines Todes…“ Domitillas Stimme setzte aus. Sie erinnerte sich noch gut an Dracons Worte.


    „Das ist ja furchtbar, Kind! Davon hast du mir gar nichts geschrieben!“, begann ihre Mutter und wollte sie tröstend in den Arm nehmen. Domitilla aber wollte sich diese Blöße nicht geben. Nicht vor Flavius Scato!
    „Aber wie steht es mit dir? Offenbar muss dir mein Vetter erst vormachen, wie man sich eine gute Partie angelt,“ entgegnete sie kühl und herablassend. Natürlich hatte sie noch immer keine Ahnung von dem, welche Tragödie sich zwischen Scato und Aurelia Prisca abgespielt hatte. „Du musst wissen Mutter, mein geschätzter Vetter Flavius Gracchus wird sich demnächst vermählen. Mit meiner ehemaligen Schwägerin Aurelia Prisca… Pisos Wittwe.“

  • Scato hatte natürlich keine Ahnung dass der Claudier tot war. Umso ernster wurde seine Miene bei Domitillas Worten, denn er wusste dass der Mann seiner Tante durchaus etwas bedeutet hatte. Auch wenn es ihn nicht sonderlich kümmerte wem seine Tante nachtrauerte, er war gut erzogen, und kein völliger Unmensch..
    "Das tut mir leid Domitilla. Aufrichtig." sagte Scato, und wagte es kaum ihr aufgrund seiner Worte in die Augen zu sehen, schließlich kannte auch er Grenzen, auch wenn diese für seine Familie enger waren als für Fremde..
    "Es scheint so. Ich hoffe jedoch dass Prisca nun ihr Glück findet.." entgegnete Scato gedankenverloren und merkte erst dann seinen offensichtlichen Hinweis, "..Und Manius. Bitte entschuldigt mich. Ich möchte euer freudiges Wiedersehen natürlich nicht weiter stören." sagte er und nickte kurz zur Verabschiedung, er brauchte ein wenig Wein, die Breitseite hatte durchaus gesessen, auch wenn er dies zu verstecken suchte..

  • „Es tut dir also leid, ja?!“ Domitilla wollte bereits weiter ansetzen und den fadenscheinigen Worten Scatos eine würdige Antwort entgegen schmettern. Doch allmählich beschlich sie dieses seltsame Gefühl, er könne es diesmal ernst gemeint haben. Bei genauerer Beobachtung erkannte sie, dass ihr Neffe es nicht einmal fertig brachte, ihr ins Gesicht zu schauen – aus Scham vielleicht?


    Gewissheit jedoch, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte, erlangte sie durch die eigentümlichen Äußerungen, die er auf ihre Häme gab. Inzwischen kannte sie ihren Neffen recht gut, um zu wissen, dass er dergleichen Äußerungen nicht lange auf sich sitzen ließ. Diesmal aber gebärdete er sich wie eine Hyäne, derer man die Zähne beraubt hatte.


    Domitilla blickte ihm noch grüblerisch nach, als er sich entschuldigte und gleich darauf das Feld räumte. Ihr gingen seine Worte einfach nicht aus den Sinn. Ich hoffe jedoch dass Prisca nun ihr Glück findet...und Manius. Der jungen Flavia mochte langsam ein Licht aufzugehen, dass es ihrem Neffen ähnlich ergangen sein könnte. Scheinbar hatte er sich Hoffnungen gemacht… dass er und Prisca…
    Nein, Domitilla empfand in diesem Moment keine Schadenfreude. Im Grunde fühlte sie gar nichts. Vielleicht ein Quäntchen Mitleid, denn sie wusste nur zu gut, dass das Leben manchmal andere Bahnen einschlug, als die, die man eigentlich geplant hatte.


    Nun aber widmete sie sich erst einmal voll und ganz ihrer Mutter.

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