[Cubiculum] Aulus Matinius Agrippa

  • Als ihn ein Sklave bei seinem ruhigen Schlaf störte, mit der Meldung es gebe Post für ihn, da wusste Agrippa nichts anderes zu tun, als genervt aufzustöhnen. Götter, wird mir denn keine Pause mehr gegönnt?! Ein sichtlich unpassender Gedanke, wo er doch noch wenige Stunden zuvor für die Entspanntheit in seinem Leben dankbar gewesen war.


    Andererseits war es natürlich eine interessante Überraschung. Es war lange her, dass hier in der Casa ein Brief auftauchte. Als Agrippa ihn in die Hände nahm, und den Namen des Absenders sah - aha, seine Cousine! Schrieb sie etwa aus Mogontiacum? Aber nein, als er den Brief las, stellte sich heraus, dass sie vor den Toren Roms stand! Oh man, diese bescheuerte Kampagne wegen dem Tod des Kaisers. Und Musa bat ihn darum, sich um ihren baldigen Einlass in die die Stadt zu kümmern. Naja, was tut man nicht alles für seine liebe Cousine. Ich gehe dann mal gleich zum Stadtpräfekten. Musa hatte das Ganze so simpel beschrieben, aber Agrippa zweifelte daran, ob die Aktion es überhaupt bringen würde. Hoffentlich handelte es sich beim Präfekten nicht um einen dieser typischen, verschlossenen Beamten!

  • Endlich, also direkt nachdem Musa nach Hause kam, zumindest das gewählte, weil eigentlich betrachtete sie Tarraco weiterhin als ihr wahres zu Hause, ging sie zu ihrem Couins, um sich bei ihm zu bedanken. Das Cousinchen klopfte an. "Aulus! Musa hier! Du da?" Ganz aufregt und voller Freude hätte sie beinahe einfach die Tür von selber geöffnet, doch wollte sie nicht, dass ihr Cousin sich überrascht fühlt. Vielleicht hatte er ja in ihrer Abwesenheit gar eine Freundin zugelegt.

  • Den halben Tag hatte Agrippa im verdammten Atrium des Stadtpräfekten verbracht! Als er dann endlich den Passierschein bekommen hatte, war es schon nach Mittag gewesen. Eigentlich hatte er seine Cousine selbst vom Tor abholen wollen, aber es war schon so spät. Und sein mürrischer Kollege Abronius Durus, mit dem er gemeinsam den Tempel des Iuppiter auf dem Kapitol verwaltete, wusste gar nicht Bescheid über den Grund seines Nichtkommens! Er hatte sich schon gewundert, warum Agrippa ihn den ganzen Morgen hatte alleine arbeiten lassen... Na, 'gewundert' eher nicht. Empört war er! Also hatte der junge Matinier einen Sklaven zu den Stadttoren losgeschickt, um selber zum Tempel zu eilen.


    Am späten Nachmittag - Agrippa hatte den Abronier zur Versöhnung noch zu einem Becher Wein eingeladen - war er wieder in seinem Zimmer, erschöpft von den vielen Anschuldigen seines Kollegen und den Bemühungen, alles wieder gut zu machen. Als es plötzlich klopfte. Und eine vertraute Stimme durch die Tür drang.


    Seine Cousine! Was für eine Freude! Dann war ja alles gut gegangen, und der Passierschein hatte seinen Nutzen erfüllt! Agrippa stand voller Freude auf, riss die Tür auf und umarmte sein Cousinchen, bevor Musa überhaupt erst reagieren konnte. "Musa, wie schön, dass du wieder da bist!" Noch ein paar Sekunden, dann ließ er sie wieder los. "Ich war so überrascht, als ich heute morgen deinen Brief erhielt! Sag, wie war deine Reise?", redete er aufgeregt drauflos. Wenn sich Agrippa recht erinnerte, wollte sie einen Verwandten in Germania besuchen. Dann plapperte er aufgeregt weiter: "Ich wollte dich eigentlich selber von den Toren abholen, aber ich musste unbedingt zum Tempel. Der Stadtpräfekt hatte mich so lange warten lassen... Naja, gut, dass ich überhaupt vorsprechen konnte. Es waren so viele Leute da!" Er fragte sich, ob sein Großvater auch so viele Klienten empfing. "Sogar geflunkert habe ich für dich!", sagte Agrippa scherzhaft mit einem Augenzwinken.

  • Dass das Unterfangen mit dem Passierschein für ihren Aulus eine Qual war. Daran dachte sie keineswegs. Für sie war es nämlich bis dato immer alles einfach gewesen, ... in Tarraco. Deshalb ging sie davon aus, dass ihr Hereinlassen eine ganz klare Formsache war. Etwas, dass in Sekunden ohne es aussprechen zu müssen erledigt war. Immerhin war der Familiennamen in aller Munde gewesen,... in Tarraco. Doch in Roma? Hier verstummte der Name allmählich. Dass ihr Aulus einiges durchstehen musste... nun... der Arme... .


    Die Umarmung ihres Aulus tat ihr richtig gut. Sie drückte ihn ganze feste und gab ihm dabei einen Kuss auf seine linke Wange. Dabei roch ihr Haar, welches geöffnet war, wunderbar nach Mandeln. "Wie schön, dass wir wieder vereint sind." Sagte sie noch, bevor sie sich wieder voneinander lösten. "Die Reise? Hmmm... darüber möchte ich eigentlich ungern sprechen. Nicht jetzt." Denn die Erzählung hätte die Stimmung schlagartig in dem Boden gerammt. "Du bist so lieb!" Doch, dass er lügen musste verwunderte sie. "Wie? DU musstest für mich lügen? Hast du dem Präfekten nicht erzählt, dass ich die Enkelin von Großvater bin. Der Präfekt müsste sich noch daran erinnern." Sie holte einmal tief Luft. "Egal, sei es drum. Ich bin da und das allein zählt. Was hast du denn die ganze Zeit so ohne mich verbracht? Venus?" Dabei zwinkerte sie und piekste ihren Aulus an der rechten Taille.

  • Obwohl seine Cousine so eine lange Reise hinter sich hatte, schien sie nicht ihr Äußeres vernachlässigt zu haben. Typisch Musa! Ihre Haare dufteten ausgesprochen gut - das war Agrippa vor der Reise noch nicht aufgefallen! Und doch schien die Reise nicht so erfreulich gewesen zu sein. Ob Musa etwas zugestoßen war? Hoffentlich ist nichts passiert! Seine Cousine reagierte überrascht, als er ihr das mit dem Flunkern erzählte. "Ich habe eher geflunkert, Musa. Lügen hört sich so schlimm an...", sagte Agrippa gespielt unschuldig. "Ich war mir etwas unsicher, ob der Decimus einwilligen würde. Ich habe ihm deshalb nur noch gesagt, du seist etwas krank. Also tu bitte auch so, wenn er mal fragen sollte." Sonst würde der junge Matinier wahrlich nicht im besten Licht dastehen! "Hm, Venus... nein, eigentlich nicht. Ich habe einige Fortschritte in Sachen Karriere gemacht. Iulius Centho ist jetzt mein Patron. Du kennst ihn vielleicht - Großvater hat ihn ein paar Mal hier empfangen. Und ich kümmere mich jetzt um die praktische Ausbildung eines Discipulus im Tempel", fügte Agrippa stolz hinzu. Er musterte seine Cousine. "Ich muss sagen, du siehst gut aus! Vielleicht etwas müde... Hast du Hunger? Wir könnten uns in´s Triclinium begeben, und beim Essen weiterreden."

  • "Du schmeichelst mich, Aulus.", erwiderte sie auf die Äußerung, dass sie gut aussah. Dabei röteten sich leicht die beiden Wängchen.


    Lügen war tatsächlich keine so feine Sache. Sowas taten nur Kriminelle oder eben diese, die Angst vor der Wahrheit hatten. Die Matinier waren im Gegensatz zu vielen anderen Gens nicht gerade dafür bekannt zu lügen. "Jag mir doch nicht so ein Schrecken ein. Fast wäre ich in Ohnmacht gefallen.", grinste sie. Dies meinte sie natürlich nicht ernst. "Ich werde darauf achten. Soll ich dann in seiner Gegenwart husten?", grinste sie weiter. "Ich kenne deinen Patron nur ganz flüchtig, um ehrlich zu sein. Ich weiß nur, dass er wie du dem Cultus Deorum angehört. Und dass er nah mit Iulius Dives verwandt ist, der ja wiederum der Enkel von Octavius Anton ist. Octavius Anton war ja zu Lebzeiten der beste Freund von unserem Großvater, zumal er mit der Tochter von Publius Matinius Agrippa Nepos verheiratet war, also einer Matinier." Sie machte eine kurze Pause um sich zu erholen. "Puhh, dass ich das noch weiß. Es war ja eines meiner Aufgaben als ich in Tarraco noch war, die Stammbäume auswendig zu können."


    Die Aufforderung ins Triclinium zu gehen nahm Musa dankend an. Auf dem Weg dorthin fragte sie weiter: "Und wie macht sich der Discipulus?"

  • "Nießen wäre auch ganz nett!", scherzte Agrippa fröhlich. Sie war aber wirklich in bester Stimmung! Schön, dass sie wieder hier ist! Jetzt würde hoffentlich wieder mehr Leben in die Casa eintreten! In letzter Zeit war hier nicht viel los gewesen, zumal Marcella wieder auf´s Land gezogen war. "Ah, sieh an, das wusste ich gar nicht! Dieser Octavius war doch ebenfalls Censorius, oder?" Von diesem Iulius Dives hingegen hatte Agrippa noch nichts gehört. "Weißt du, zu welchen Gentes unser Großvater besonders Kontakt pflegte? Vielleicht sollte ich mal ein paar Besuche abhalten." Solche familiären Bindungen waren sicherlich nützlich. Für Agrippas politische Ambitionen.


    Sie machten sich auf den Weg in´s Triclinium. "Der Discipulus macht sich gut.. Ich werde ihn auf das Abhalten eines offiziellen Opfers vorbereiten. Wenn er die Prüfung besteht, ist er bereit für den Theorieunterricht, was aber nicht mehr mein Part ist. Das übernimmt dann jemand vom Collegium Pontificum."

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