Ludi Funebres Cornelii Palmi - Das Wagenrennen zu Ehren des verstorbenen Kaisers

  • Sim-Off:

    Entschuldigung für die lange Wartezeit. Ich komm grad einfach nie zum Schreiben.


    Schwieriger Start... Kurz zuckte es in Sextus Mundwinkeln bei diesen Worten. Das war eine durchweg diplomatische Umschreibung für das erste Aufeinandertreffen des Iulius und seiner Person. Auch wenn Sextus das damals nicht als Start von irgend etwas angesehen hatte. Oder als das Ende. Oder überhaupt als zeitliches Absolut. Mehr als erzieherische Maßnahme, wenn man es denn schon irgendwie betiteln musste. Umso willkommener also, dass daraus ein durchweg positives Zwischenergebnis in Form dieses Rennens resultierte.
    “Zwar erhält ein Mensch im Leben nur äußerst selten das, was er eigentlich verdient, aber eben jenes Vertrauen schienst du mir verdient zu haben. Seit unserem ersten Aufeinandertreffen schienst du sehr viel hinzugelernt zu haben, insbesondere im Politischen, so dass ich keinen Grund sah, dir diese Aufgabe nicht anvertrauen zu können. Daher solltest du in allererster Linie dir selbst danken, nicht nur für die Arbeit, die du hier hinein gesteckt hast, sondern ebenso für den Weg, der dich hierher geführt hat.“ Sextus kam sich ein wenig Oberphilosophen-artig vor, als er so über Vertrauen, Dank und Verdienst sprach. Vielleicht wurde er langsam wirklich einfach nur alt und hatte daher die Unsitte, die Jugend lehren zu wollen. Sich also gegen dieses würdevolle Alter erwehrend fügte er nun mit einem gekonnt jugendlichem Grinsen hinzu: “Ich war einfach nur faul.“


    Die Frau des Quaestors schien etwas weniger beeindruckt von dem ganzen Spektakel auf der Rennbahn unten zu sein. Während ihr Mann nur leise vor sich hinmurmelnd seine Factio anfeuerte, schien sie auffällig mit der Konsistenz ihrer Fingernägel beschäftigt zu sein. Kurz überlegte Sextus, sie anzusprechen, allerdings wollte ihm gerade kein beiläufiges Gesprächsthema einfallen, zu dem er ernstliches Interesse heucheln konnte. Abgesehen davon, dass er sich nicht sicher war, inwiefern der Iulius darüber verstimmt wäre, wenn ein Senator mit seiner Frau flirtete. Also ließ Sextus seinen Mund geschlossen, abgesehen von dem ein oder anderen Überraschungslaut für besonders aufsehenerregende Manöver, und nicht zuletzt den Unfall zu Beginn der letzten Runde. Rennen als Totenspiele mit ihm als Ausrichter schienen wohl unter dem Omen zu stehen, in der letzten Runde einen Unfall hervorzubringen. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste Sextus nicht zu sagen. Aber immerhin hatte er den besten Blick auf das Geschehen, er musste sich nur ein wenig über die Balustrade lehnen, um den Wagen in all seinen zerfetzten Einzelheiten bewundern zu können.
    Da war es die Sergia, die die Gelegenheit zu einem kleinen Kommentar nutzte, der ein klein wenig niederträchtig klang. Sextus war sich nicht sicher, inwiefern sie sich lieber einen tödlicheren Ausgang gewünscht hätte. Aber sowas wusste man bei Frauen ohnehin nie so genau. Um nun nicht gleich in einen Fettnapf zu hechten, nahm er es als einfaches Wortspiel im Scherz, und fügte ein “Und ein paar roten, blauen und grünen Flecken. Ich hoffe, hier hat niemand auf diesen Fahrer einen Wette abgeschlossen?“
    Er selbst hatte nicht gewettet. Schon allein deshalb, damit ihm niemand die Manipulation dieses Rennens unterstellen konnte, um sein Vermögen zu mehren. Allerdings musste das ja nicht für die Gäste der Editores-Loge gelten, zumal Frauen – soweit er das an seinen bisherigen Bekanntschaften und Verwandten denn so schließen konnte. Aktuell hatte er hierfür keine Referenz, da seine Cousine ihn leider nicht mit ihrer Anwesenheit beehrte, seine Nichte noch nicht in Rom angekommen war und seine letzte Ehe nun schon bedauerlicherweise eine Weile zurück lag. (Ein Umstand, den er in naher Zukunft abzuändern gedachte.)

  • Als das Rennen vorüber war, ertönten laute Siegesgesänge der Russata, die souverän zum Doppelsieg gefahren war. Die Ausrufer taten über den Jubel hinweg ihre Pflicht und riefen die Sieger namentlich auf, ebenso verkündeten sie lautstark den jeweiligen Gewinn, den die Factiones hierfür erhalten würden.
    Doch erst einmal sollten die Fahrer geehrt werden. “Mein Typ wird gebraucht“ verabschiedete sich Sextus kurz von seinen Gesprächspartnern und stand auf, so dass man ihn von den Zuschauertribünen aus gut sehen konnte. Er stieg würdevoll und langsam – anders konnte man sich in dunkler Trauertoga schließlich nicht bewegen – die Treppe hinab in die Arena, um sich den Siegern zu stellen. Als drittbester kam Sotion von der Aurata heran und erhielt von Sextus feierlich einen versilberten Olivenzweig überreicht. Ebenso verfuhr Sextus mit dem zweitplatzierten, Amasis von der Russata. Schließlich wurde dann der Sieger des Rennens geehrt, Proteneas von der Russata, der einen Kranz aus vergoldetem Eichenlaub aufs Haupt gesetzt bekam als Zeichen des Sieges.
    Die Siegesbörsen würden den jeweiligen Factiones selbstverständlich noch am heutigen Tage durch einen Boten überbracht, nur jetzt und hier wurde nur der symbolische Preis des Sieges überreicht. Dies und der Ruhm und der Jubel der Massen, das sollte ja auch genügen. (Und konnte nicht versehentlich beim Würfeln oder einem Becher Wein verloren gehen...)


    Sextus unternahm unterdessen nicht einmal den Versuch, über den Jubel und die Sieggesänge hinweg ein paar Worte an die Massen zu richten. Er begnügte sich mit jeweils einer kleinen Gratulation an den jeweiligen Fahrer – bei der er sich nicht einmal sicher war, ob diese hier herunten gehört wurde – und mit diesen großen Gesten, die zumindest bis weit nach hinten sichtbar waren.
    Und dann überließ er auch widerstandslos das Feld dem Sieger, der sich in seinem Triumph nun sonnen konnte. Sextus schritt einfach möglichst würdevoll wieder zurück auf seinen Platz und wies mit einem kurzen Wink die verteilten Sklaven an, die Feiernden noch ausreichend mit allem benötigten zu versorgen.

  • Dieses Rennen war nichts für Lucias Nerven. Nicht nur, dass die Roten mal wieder alles abräumten, was irgendwie zu gewinnen war. Nein, die Goldenen blockierten die Venetafahrer auch noch so extrem, dass man meinen könnte sie wären von der Russata dafür geschmiert worden! Lucia war sich sicher, ohne diese unnütze Schikane von Sotion und Tanco würde zumindest Hamiris mit um den ersten Platz mitfahren! Eine Unverschämtheit war das!


    Der Unfall eines der Grünen riss auch Lucia für kurze Zeit aus der bangen Beobachtung ihres Lieblingsfahrers. Sie konnte jedoch nur nicken und nichts dazu sagen. Zum Glück, oder für manche wohl auch leider, war nichts schlimmere passiert und dadurch hingen Lucias Augen recht bald wieder an den blauen Fahrern.


    Aber die letzten Runden waren reine Folter! Hamiris fuhr mehr und mehr wie eine alte Frau, ohne Biss, ohne Kampfgeist. Natürlich fiel das auch Callistus auf und Lucia antwortete in beinahe jammernden Tonfall: „Ich weiß auch nicht was mit ihm los ist! Jetzt, Hamiris, Endspurt! ... bitte!“ Doch natürlich hörte er sie nicht und ließ sich sogar noch überholen. Ein Trauerspiel!
    Schwer ließ sich Lucia wieder auf ihren Sitz fallen und sah enttäuscht zu, wie die Wägen über die Ziellinie fuhren. Natürlich hatte sie wieder eine kleine Wette auf ihre Blauen abgeschlossen, die sie jetzt natürlich in den Wind schießen konnte. Aber das war nur Geld, halb so wild, aber die Blauen hatten verloren, nicht mal dritter waren sie geworden!
    „Das war eine jämmerliche Leistung!“, verurteilte sie vorallem Hamiris und ignorierte völlig, dass sich der Jäger für sein erstes Rennen außerordentlich gut geschlagen hatte. „Wir werden die nächsten Tage nochmal zum Rennstall gehen müssen!“, kündigte sie den Jungs an. Das konnte sie nicht unkommentiert lassen!

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Und ein paar roten, blauen und grünen Flecken. Ich hoffe, hier hat niemand auf diesen Fahrer einen Wette abgeschlossen?“


    "Um Himmels Willen nein..", platzte es mir heraus. Denn so langweilig wie ich dieses im Kreis Umhergefahre fand, schloss ich sicher nicht auch noch auf irgendeinen dieser Aurigae eine Wette ab! Bei meinem Desinteresse wüsste ich ja auch kaum, auf wen ich sinniger Weise so wetten sollte, um am Ende zu gewinnen. "..Ich meine, wer wettet schon auf einen Verlierer?", ruderte ich aber gleich wieder etwas zurück und versuchte meine ganz allgemeine Abneigung gegen diesen "Sport" nicht ganz so offen zu zeigen. "Wenn ich heute gewettet hätte, dann.." Ich musste schnell einen Blick auf die Bahnen werfen, um zu sehen, wie es eigentlich gerade stand. "..dann hätte ich mich natürlich für die Roten entschieden.." Ein kurzer Seitenblick zu Marcus: "..oder vielleicht auch für den ersten von deinen beiden Blauen da." Ich hatte das Gefühl, als hätte ich jetzt wissen müssen, wie dieser Kerl hieß. Denn Marcus hatte es mir bestimmt im Vorfeld irgendwann mal erzählt. Aber Fakt war: Ich wusste nicht im Entferntesten, wer da unten überhaupt so alles fuhr gerade. Ich versuchte darüber hinweg zu lächeln und stattdessen die Aufmerksamkeit umzulenken: "Was ist mit dir, Aurelius? Hast du gewettet? Oder hängst du irgendeiner Factio besonders an, so wie mein Mann der Veneta?"


    Ich ließ dem Patrizier etwas Zeit für eine kürzere oder auch längere Antwort. Und vielleicht vertiefte ich das Thema sogar noch, vielleicht aber auch nicht. Egal. Denn so oder so nutzte ich das entstehende Gespräch früher oder später für eine ganz beiläufige Frage: "Wenn ich das fragen darf, Aurelius.. wie kommt es eigentlich, dass du heute so alleine hier bist.. ohne deine reizende Verwandte Aurelia Prisca.. und ohne deine Frau?" Ich lächelte so unbeschwert, als hätte ich gerade nur über das Wetter gesprochen. "Denn lass mich sagen, dass ich Aurelia nach meiner Hochzeit sehr gerne mal wieder getroffen hätte." Und das war nichtmal gelogen. "Wie geht es ihr?" Hoffentlich war sie nicht krank und glänzte nur deshalb heute mit Abwesenheit....



  • Ungläubig musste Caius zusehen wie die Aurigae der Factio Veneta ein enttäuschendes Rennen hinlegten, gemessen an den Erwartungen, die er an diese stolzen Rennfahrer gestellt hatte. Prusias Kynegros machte zwar ein persönlich gutes Rennen. Das allein trug jedoch nicht dazu bei, dass die Gesamtleistung des Fahrerteams als gut bewerten konnte. Im Grunde genommen hatte Hamiris es verbockt, da stimmte Caius der Tiberia zu. Mit einem Mal fiel die Anspannung von ihm ab und er ließ sich erschöpft auf seinen Platz zurücksinken.


    "Allerdings", pflichtete Caius Lucia bei, die die Leistung des Aurigas sogar als jämmerlich deklarierte. "Iulius wird nicht erfreut sein, schätze ich mal", dachte er im Folgenden laut. "Weißt du, Tiberia, ich hatte überlegt ob ich nicht Sodalis werden soll. Die Trainingsrennen jedenfalls haben mir wirklich zugesagt. Aber nach dieser Leistung hier..."
    Er ließ den Satz unvollendet. Ein müder Fingerzeig auf die Strecke war aussagekräftig genug. Caius verzog das Gesicht und rieb sich in einer Geste der Unentschlossenheit seine Nase mit dem Zeigefinger. Dass die Anhänger der Russata auch noch kräftig aufdrehten und ihre Gesänge noch heftiger durch den Circus Maximus schmetterten, trug nicht zur Stimmungssteigerung bei.

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