"Nosce te ipsum" - "Erkenne dich selbst" in Germania Libera

  • Die Nächte schlief Alpina inzwischen hervorragend und sie spürte auch, dass der Aufenthalt bei Osrun nicht nur ihre Kräfte regenerierte sondern auch Ordnung in ihr Gefühlschaos brachte. Erwartungsvoll, was an diesem Tag passieren würde, stand sie erfrischt und erholt auf.


    Osrun betrachtete sie mit einem Schmunzeln, als sie in der Kupferpfanne den Frühstücksbrei kochte.
    "Sei doch so lieb und geh mit dieser Kanne Wasser aus dem Teich schöpfen", forderte die Alte sie auf.


    Alpina tat wie geheißen und trat vor die Tür. Wie schon die Tage zuvor, stand in der Früh noch der Nebel über den Wiesen und Berghängen. Alpina ging zum Wasser und schöpfte mit der Kanne das eiskalte Wasser. Sie blieb noch einen Augenblick nachdenklich stehen und blickte auf den Teich hinaus. Plötzlich sah sie, dass sich in den Rohrkolben am Ufer etwas verfangen hatte. Beim genaueren Hinsehen konnte sie erkennen, dass es eine Holzspindel war. Genau wie die, die sie zwei Tage zuvor der weißen Frau im Teich gegeben hatte. Alpina beugte sich ins Schilf und nahm die Spindel an sich. Sie ging zu Osrun zurück.


    "Sieh mal Osrun, was ich am Ufer gefunden habe", sagte sie, als sie die Hütte berat.


    Die alte Frau lächelte und nickte. "Dann solltest du heute noch einmal mit mir spinnen, Alpina."


    Ein wenig zweifelnd sah Alpina Osrun an. Sie konnte sich noch zu gut an ihr Versagen vom letzten Mal erinnern. Große Lust auf einen neuerlichen Fehlversuch hatte sie nicht. Doch wie sie schon geahnt hatte, gehörte das Spinnen wohl zu ihrer heutigen Aufgabe, denn kaum hatten sie den Tisch abgeräumt, holte Osrun den Korb mit der Wolle. Sie nahm ihre Spindel zur Hand und ließ sie tanzen. Alpina sah beeindruckt zu in welcher Sicherheit und Geschwindigkeit die alte Frau die Spindel drehte. Alpina gab sich einen Ruck. Sie nahm die Wolle, begann sie mit den Fingern zum Faden zu drillen und auf der Spindel einen Anfang festzulegen. Dann drehte sie die Spindel wie sie es von ihrer Großmutter gelernt hatte.
    Und siehe da! Diesmal klappte es! Schon nach kurzer Zeit konnte sie auf einen halbwegs gleichmäßigen Faden hinunterblicken, der sich langsam aber sicher um die Holzspindel legte.


    "Sieh, Osrun! Ich kann es!" Frohlockte Alpina.


    Die alte Frau nickte zufrieden. "So ist es. Und erkläre mir, warum du es kannst..."


    Alpina dachte nach. "Weil ich den Faden nicht abgerissen habe?"


    Osrun nickte wieder und Alpina wurde nachdenklich.
    "Osrun, was hat es zu bedeuten, dass ich die Spindel gefunden habe und dass ich nun den Faden so leicht spinnen kann. Das hat doch eine Bedeutung, oder?"


    Die alte Frau lächelte sanft. "Du kennst die Antwort längst. Horche in dich hinein."


    Seufzend drehte Alpina die Spindel. Windung um Windung fand der Faden Halt auf dem Holz. Es war schon ein beachtlich langer Faden. Der Mond war bereits wieder voll gewesen und nahm nun sogar schon wieder ab. Mehr als ein Mond war seit ihrer verhängnisvollen Nacht mit Corvinus vergangen. Sie hatte die Zeichen ignoriert. Nicht sehen wollen. Konnte es wirklich sein, dass sie schon wieder schwanger war? Nach wieder nur einer Liebesnacht? Dieses Mal plagte sie keine Übelkeit. Aber wer wenn nicht sie als Hebamme wusste schließlich, dass jede Schwangerschaft anders war. Keine war gleich. Das Spannen in der Brust war erträglich. Es mochte auf normale Zyklusschwankungen zurückzuführen sein. Alpina versuchte erneut die Signale anders zu deuten, doch je schneller und sicherer sie die Spindel drehte, desto klarer wurde ihr, dass es nichts mehr zu verdrängen gab. Sie musste sich dieser neuen Aufgabe stellen.


    Mit einem tiefen Durchatmen wandte sie sich an Osrun.
    "Musste es sein, dass ich ein Kind aus gerade dieser Nacht bekomme? Es ist das Kind eines Mannes, der mich nicht liebt. Eigentlich trage ich das Kind einer Toten aus. Mit ihr wollte er dieses Kind zeugen, nicht mit mir. Es ist eine schwere Aufgabe, die die Schicksalsgöttinnen mir aufbürden."


    Osrun nickte. "Aber du hast deine Lektionen gelernt. Du wirst dieses Kind beschützen. Komme was wolle, nicht wahr?"


    Alpina sah die alte Frau lange an. Ja, nie wieder würde sie versuchen aus eigenem Antrieb den Lebensfaden zu durchtrennen. Doch machte es die Aufgabe nicht leichter.
    "Kann ich bei dir bleiben?", fragte sie.


    Osrun schüttelte den Kopf. "Nein, das geht nicht. Du bist ja nicht die einzige, die ihre Lektion lernen muss. Auch er muss seine Lektion lernen."


    Alpina wurde schwer ums Herz. Sie hatte so gehofft, in der Ruhe und Abgeschiedenheit dieses Kind austragen zu können, anstatt es durch das freie Germanien bis nach Mogontiacum tragen zu müssen. Und was dort auf sie zu kam, war ungleich schwerer. Sie würde Corvinus irgendwann und irgendwie beibringen müssen, dass die Nacht an die er sich wohl nur teilweise erinnerte, nicht folgenlos geblieben war. Würde er wieder wütend auf sie werden? Übelkeit stieg in Alpina auf. Sie wusste nicht, ob sie dieser Aufgabe gewachsen war.
    Die Spindel geriet ins Trudeln. Alpina erschrak. Sie konzentrierte sich wieder auf die gleichmäßige Bewegung des Spinnens. Nun fing sich die Spindel, der Faden kletterte wieder am Holz hinauf.
    "Wann muss ich gehen?", fragte sie.


    "Morgen, Alpina."


    "Morgen schon?" Wieder begann die Spindel zu trudeln. Die Vorstellung, Osrun und diesen Hort der Ruhe schon so bald wieder verlassen zu müssen, tat weh.


    "Es gibt noch andere verzweifelte junge Frauen wie dich und auch ältere, denen ich mit meinem Rat und die Götter mit ihrer Weisheit beistehen müssen. Du hast alles bekommen, was du brauchst, um eine starke Frau und eine gute Mutter zu werden. Gib mir deine Spindel, ich werde den Faden für dich weiterspinnen. Es ist nicht gut, wenn man selbst das Ende kennt. Besser du überläßt es mir."


    Mit diesen Worten, legte Osrun ihre Spindel beseite und ließ sich von Alpina ihre Spindel in die knochingen Finger legen.

  • Mittlerweile hatten die chattischen Krieger Norwigas überall kleinere Festungen angelegt, die zwar tief im Wald verborgen, doch durch eine gute Verbindung miteinander verzweigt waren. Fast so wie der Limes der verhassten Invasoren.Die Chatten waren wieder dabei so langsam eine große Nation zu werden. Vieles hatten sie den Römerhunden abgesehen und vieles übernommen und mit Norwiga endlich eine Anführerin bekommen die sie siegreich in die Schlachten führen konnte. Heute würden sie der Siedlung Novaesium einen Besuch abstatten. Wie gewohnt schlossen Norwigas Krieger ihren Kreis um die Siedlung ohne selber gesehen zu werden. Die Siedlung war etwas größer und für germanische Verhältnisse konnte man sie als Stadt bezeichnen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie gut bewacht war und auch eine große Menge an Kriegern beherbergte. Doch gegen die 200 Chatten Norwigas hatten auch sie keine Chance. Norwiga wollte nicht unbedingt Germanenblut vergießen, doch sicher konnte sie nicht sein wie sich das Dorf verhalten würde.


    als sich der Kreis immer enger um Novaesium schloss erkannte Norwiga das am Tor gleich drei Krieger Wache hielten. Das war nicht gut, einer wäre kein Problem gewesen doch bei drei wachsamen Kriegern würde es ohne Kampf nicht möglich sein in die Siedlung zu gelangen. So drehte sich Norwiga zu ihren Männern um und gab das Zeichen das Dorf anzugreifen. Diesmal mit der alten germanischen Kampfmethode, alle drauf und alles was sich wehrt niedermetzeln. So stürmten die Chatten mit wilden Kriegsgeschrei auf das Tor und das unglückliche Dorf zu. Schnell waren die Wachen niedergemacht und die Chatten verteilten sich schnell und rücksichtslos in der Siedlung. Einige Bewohner wehrten sich verzweifelt, doch war der Überfall zu schnell und ohne Warnung erfolgt um noch einen sinnvollen Widerstand zu organisieren. So starben noch einige unglückliche Dorfbewohner die in ihrer Dummheit oder auch Heldenmut zu den Waffen gegriffen hatten. Das Dorf war jetzt unter Kontrolle der Chatten und Norwiga bewegte sich wie schon so oft passiert auf den Dorfältesten zu.



    Landogar der Dorfälteste war erschüttert über die Toten und konnte es nicht fassen, dass doch so viele aus ihrer Dorfgemeinschaft den Tod gefunden hatten. Jeder der Männer war wichtig gewesen für die Gemeinschaft und würde nicht zu ersetzen sein. Was ihn aber noch mehr erschreckte war die Wildheit mit der die Chatten, denn um solche handelte es sich, über sie hereingefallen waren. Sie lebten mit den Nachbarn schon seit Jahren in Frieden und hatten sich einen gewissen Wohlstand erarbeitet. Und nun war diese Horde über sie hergefallen. Voller Furcht beobachtete Landogar wie die Krieger einer imposanten Gestalt den Weg frei gaben. Er sah eine großgewachsene Kriegerin auf sich zu schreiten, der man sofort ansah dass sie mit ihren Waffen gekonnt umgehen konnte. Norwiga kam gemächlichen Schrittes auf den alten Mann zu und blieb vor ihm stehen. Sodann fixierte sie ihn mit ihren Augen bis er seine Augen senkte.


    Nun du bist also der Dorfälteste dieser Siedlung?
    Landogar schluckte schwer und nickte dieser wilden Frau zu. Ich heiße Landogar und bin der Dorfälteste Novaesium.
    Nun die Verhältnisse haben sich jetzt hier verändert, ihr du und deine Leute gehört ab sofort zur neuen Föderation der Chatten dazu. Du hast sicherlich schon davon gehört. Und jetzt bist du sogar Zeuge davon geworden das es sie auch gibt. Im Gegensatz zu dir hat es aber auch Germanen gegeben die nicht so viel Glück hatten und von der Föderation weiter berichten können.
    Aber ... aber .. was soll das Ganze überhaupt wir leben mit allen Nachbarn in Frieden und haben niemanden etwas getan nicht einmal deiner Föderation.
    Norwiga holte aus und knallte dem alten Mann mit ihrer Faust direkt ins Gesicht einen Faustschlag. Der Dorfälteste knickte in den Beinen ein, während ihm Blut aus der Lippe spritzte. Mühsam erhob er sich und taumelte vor sich hin.
    Damit wir beide uns gleich richtig verstehen, zukünftig gehörst du und dein Dorf ebenfalls meiner Föderation an. Ich denke wir haben uns jetzt verstanden?Norwiga amüsierte sich über den tapferen alten Mann der mehr Mut hatte als seine Dorfgemeinschaft. Diese stand im Kreise der Chatten mit hängenden Armen und großer Furcht in den Herzen da und beobachtete das Gespräch des Dorfältesten mit Norwiga.
    Kommen wir zum geschäftlichen, du und dein Dorf seid ab sofort Bestandteil der Föderation. Ihr liefert 10 % eurer Ernte und Herden an uns. Weiterhin stellt ihr 50 junge Männer ab die von uns zu Kriegern ausgebildet werden. Weiterhin erhält dein Dorf eine Besatzung meiner Krieger die ab jetzt für Ruhe und Ordnung sorgen werden. Ihr versorgt diese 50 Krieger mit allem was sie brauchen. Ansonsten kannst du schalten und walten ganz so wie früher mit der einzigen Ausnahme, dass ihr ab jetzt keinen Handel mehr mit den Römern durchführt. Wie nehmen eure Produkte gerne an und bezahlen diese euch auch vernünftig.Ich hoffe du hast alles begriffen.
    Das kannst du uns doch nicht antun, die Jünglinge und die Krieger die wir versorgen sollen. Das überschreitet unsere Kräfte. Wir sind doch nur ein kleines bescheidenes Dorf.
    Dann würde ich an deiner Stelle dafür sorgen das du und deine Leute alles zügig in den Griff bekommt. Oder möchtest du zu den wenigen gehören die man anders überzeugen muss? Ich glaube nicht, also du hast verstanden und wage es nicht uns zu hintergehen. Glaube mir du möchtest nicht wirklich sehen was wir mit deinen Frauen und Kindern anstellen solltest du versuchen ein eigenes Spiel zu treiben.
    Landogar war bleich geworden bei der fürchterlichen Drohung die Norwiga gegenüber ihm und seinen Dorfbewohner geäußert hatte. Nein .. bei Wodan ich werde mich hüten bitte wir ... für ... uns ... ist die Situation ... ungewohnt, aber wir wollen euch keine Scherereien machen.


    Die chattischen Elitekrieger Norwigas lagerten für die nächste Zeit in der Siedlung und das Dorf versorgte diese Masse mit allem was notwendig war. Nach außen hin nahm das Dorf wieder sein gewohntes Treiben auf, doch hatten die Chatten die Kontrolle über die Siedlung übernommen. Am Tor standen nun nicht mehr ein paar Krieger sondern 20 Chatten bewachten teilweise versteckt den Eingang. Für Außenstehende musste es so aussehen wie wenn sich die Dorfbewohner vor etwas fürchteten z. B. wilden Tieren. Auf die Idee dass das Dorf besetzt war würde keiner kommen. So kehrte Ruhe ein in Novaesium, dem neuen Dorf der Föderation.

  • Wie jeden Morgen holte Alpina auch an diesem Tag mit der Kanne Wasser aus dem Teich vor Osruns Hütte. Doch bevor sie das eiskallte Nass aus dem Teich schöpfte, verharrte sie einige Zeit am Ufer. Ihr Blick fiel auf die allmorgentlichen Nebel, die das Grün des Waldes verschleierten, auf die Wasseroberfläche, die sich sanft im Wind kräuselte und auf das hinter dem Teich sichtbare Bergmassiv. Sie würde diesen morgentlichen Anblick vermissen. Auch wenn sie nur wenige Tage Gast von Osrun gewesen war, fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit. Sie war eine Andere geworden, in diesen Tagen. Die Begegnung mit Osrun, der weißen Frau und Alwina hatten ihr weitreichende Erkenntnisse verschafft. Sie war froh, dass sie sich auf die weite, gefahrvolle Reise gemacht hatte. Ihre Inuition hatte sie nicht betrogen. Sie hatte gewusst, dass ihr hier geholfen werden konnte.


    Schweren Herzens schöpfte sie das Wasser und kehrte zur Hütte zurück. Heute würde sie dieses Refugium, dieses Ruhezentrum in einer grausamen Welt, verlassen müssen.
    Schweigend frühstückten die beiden Frauen. Nach dem Abwasch machte sich Alpina daran ihre Rückentrage zu packen. Als sie ihre Kleidung einräumen wollte, fiel ihr Blick auf die Haarnadel, die sie in Novaesium als Geschenk für Osrun gekauft hatte. Sie legte das Geschenk beseite und schichtete dann ihre Habseligkeiten hinein. Anschließend verschnürte sie Runas Fellumhang auf der Rückentrage. Tagsüber war es eindeutig zu warm für ihn.


    Als sie die Rückentrage auf ihre Schultern wuchtete und sich umdehte, war Osrun nicht da. Die Tür der Hütte stand offen. Man konnte den Teich sehen. Dort, an der einfachen Bank stand die alte Frau und blickte auf die Wasserfläche hinaus.
    Alpina trat zu ihr.


    "Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Osrun. Zwar habe ich in einem Laden in Novaesium eine Haarnadel für dich gekauft, aber ich schäme mich fast, dir so einen einfachen, unbedeutenden Tand zu schenken. Was du mir gegeben hast, die Wahrheiten, die ich durch dich erfahren habe, sind unbezahlbar. Sie haben mich verändert, haben einen anderen Menschen aus mir gemacht."


    Lächelnd nahm Osrun die Haarnadel aus Alpinas Hand entgegen.
    "Du hast an mich gedacht, das allein zählt. Und glaube mir Alpina: auch ich habe durch deinen Besuch gelernt. Wir gehen jedes Mal weiser auf unserem Lebensweg voran, wenn zwei Herzen miteinander gesprochen haben. Es ist ein ständiger Austausch, ein Geben und Nehmen. Du stehst nicht in meiner Schuld."


    In einer mütterlichen Geste zog Osrun Alpina an ihre Brust, drückte sie fest an sich. Eine Weile lang standen sie so am Ufer des Holle-Teiches, dann löste die alte Frau die Umarmung auf.
    "Es ist Zeit für dich zu gehen. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute auf deiner Reise und deinem weiteren Lebensweg."


    Mit diesen Worten zog sie die Spindel aus der Tasche und begann sie geschwind zu drehen. Der Faden tanzte auf und ab. Dazu lächelte Osrun ein feines Lächeln. Sie wirkte wie entrückt, nicht wie von dieser Welt.
    "Leb wohl, Osrun", hauchte Alpina.



    ***



    Der Rückweg nach Novaesium kam Alpina kürzer vor als der Hinweg. Wenn sie sich umdrehte schien der Berg mit dem Teich und Osruns Hütte schell an Höhe abzunehmen und in weite Ferne zu rücken. Alpina schritt zügig voran. Sie erreichte die Brücke über den Visurgis am späten Nachmittag. Wie schon bei ihrer Ankunft mit den Pelzhändlern, standen drei grimmige Wachleute am Holztor der Siedlung. Sie musterten Alpina von oben bis unten.


    Heilsa! Wer bist du und was willst du hier?


    Alpina hielt den musternden Blicken stand.
    "Mein Name ist Susina Alpina, ich bin auf der Heimreise nach Mogontiacum und suche eine Bleibe für die Nacht."


    Das Wort Heimreise wollte ihr nur mühsam über die Lippen kommen. Noch vor einigen Wochen, als sie den Pelzhändlern in der Mansio begegnete, hatte sie Othmar versichert, dass sie kein Zuhause mehr hatte. Tatsächlich fühlte es sich auch noch so an. Das Wort vermittelte kein heimeliges Gefühl, keine Sehnsucht.


    Einer der Männer löste sich aus der Gruppe und trat an Alpina heran. Sein misstrauischer Blick verriet, dass er noch nicht zufrieden war.


    Ich möchte in deine Rückentrage sehen. Mach sie auf!


    Ohne zu zögern folgte Alpina dem Befehl. Sie nahm den Fellumhang herunter und öffnete die Trage. Mit seinen groben Händen wühlte der Torwächter in ihren Sachen. Dann nickte er. Als sein geübter Blick jedoch den Dolch sah, den sie am Gürtel trug, verengten sich seine Augen zu Schlitzen.


    Du trägst einen Dolch! Den musst du uns geben.


    Alpinas Hand zuckte unwillkürlich zu ihrem Dolch. Gerade jetzt, wo sie alleine und ohne Begleiter unterwegs war, sollte sie ihn aushändigen?
    "Und wie soll ich mich dann verteidigen, wenn mich jemand angreift?", fragte sie zurück.


    Was glaubst du, wofür wir hier stehen und Waffen einsammeln? Damit dich keiner in dieser Siedlung angreifen kann. Her damit!


    Der Tonfall duldete keine Widerrede. Alpina händigte dem Mann ihren Dolch aus. Zufrieden nickte er. Dann traten auch die beiden anderen Torwächter beiseite. Alpina konnte Novaesium betreten.
    Sie schlug den Weg zu dem Gasthaus des Berengar ein. Dort wollte sie Quartier nehmen. Der Gastwirt erkannte Alpina und sie hatte Glück: er ließ sich erweichen, ihr eine Kammer für sich alleine zu geben. Sie entlohnte ihm dieses Entgegenkommen entsprechend.


    Nachdem sie ihre Rückentrage in der Kammer abgelegt hatte, begab sich Alpina auf die Straßen der Siedlung. Sie wollte die Frau aufsuchen, die ihr den Weg zu Osrun gewiesen hatte und ihr nocheinmal danken. Es wurde schon dämmrig und Alpina musste sich beeilen, wenn sie nicht in die Dunkelheit kommen wollte.

  • Der Tag dämmerte schon langsam dahin und Norwiga hatte es sich im Haus des Dorfältesten gemütlich gemacht. Endlich war mal wieder ein Tag der ruhig dahinplätscherte und keine Aufregungen erzeugte. Keine Kämpfe, keine Toten einfach nur Frieden. Norwiga hatte sich wieder in ihre Gedankenwelt zurückgezogen und träumte wieder von ihrem kleinen Römer und vielen kleinen Germanen. Ein einfaches Haus wo sie glücklich und zufrieden mit einer Familie leben konnte. Natürlich wusste sie das so ein Leben nicht für sie in Frage kam, dafür hatte sie zu viel erlebt und dafür hatte sie auch einen zu großen Hass auf die Römer. Nur ein toter Römer war ein guter Römer und so wollte sie es immer halten. Immer ... nun einen Römer würde sie vermutlich am Leben lassen.


    Die chattischen Wachen hatten mittlerweile ihre Rundgänge aufgenommen und das Dorf durfte sich sicher sein, dass es noch nie so gut bewacht wurde in jeglicher Beziehung. Das Dorf gewöhnte sich mittlerweile an die Besatzer, doch herrschte eine gedrückte Stimmung vor. Man wusste nicht so recht wie es nun weitergehen würde für die Bewohner. Schlimm war vor allem das es eine Ausgangssperre gab die gnadenlos eingehalten werden musste mit teilweise drakonischen Strafen, wenn man dagegen verstieß. Daher trieb sich niemand mehr um die Zeit im Dorf herum. Die wenigen Dorfbewohner die es trotzdem gewagt hatten dagegen zu rebellieren befanden sich in einem unzäunten Bereich der scharf bewacht wurde. Die Schreie der Frauen waren deutlich zu hören und alle wussten Bescheid, dass die Chatten ihren grausamen Spaß mit den Ärmsten hatten. Während die Frauen schon schlimmes ertragen mussten, so wurden die Männer teilweise furchtbar gefoltert um herauszufinden ob sie Spione der Römer waren. Manche der Unglücklichen waren dann freigelassen worden doch als Menschen konnte man sie nicht mehr bezeichnen. Die so schwer geprüften verhielten sich nur noch wie dumme Tiere mit einem wimmernden Gesichtsausdruck.


    So kam es das eine Gruppe Germanenkrieger der liebreizenden Alpina über den Weg liefen. Leider wusste sie nichts von der Ausgangssperre und wurde von ihnen hart angegangen. Wer bist du denn und was machst du um die Zeit im Freien? Einer der Krieger war am Tor gewesen als Alpina um Eintritt gebeten hatte und meinte daher: Sie heißt Susina Alpina und wohnt in Mogontiacum. Heute früh war sie am Eingangsbereich.So, so eine Römerschlampe und wie ich sehe auch eine Spionin, du kommst mir gerade recht.Der Anführer war ein Hüne mit einem grimmigen Gesichtsausdruck und gnadenlosen Augen. Du bist also eine römische Spionin nicht war und bevor Alpina auch nur ein Wort hervorbringen konnte bekam sie einen gnadenlosen Hieb ins Gesicht ab. Die junge Frau fiel wie ein Stein zu Boden und konnte nicht mehr auf ihre Füße kommen. Doch die Germanen machten mit ihr nicht viel Federlesen und hoben sie auf. Dann trugen sie sie zu der Umzäunung für die Spione. Harald hier hast du eine römische Spionin, die Schlampe dürfte dir und den anderen viel Spaß bereiten.Brutal stieß der grimmige Germane Alpina zu diesem Harald. Er sah furchterregend aus, war voller Narben und dermaßen entstellt dass man sein Gesicht nicht betrachten konnte. Harald nahm mit seinem mächtigen Händen Alpina in Empfang und betastete ihr Bürste sowie all anderen für ihn wichtigen Stellen. Meine Süsse flüsterte er Alpina ins Ohr du bist bei mir genau richtig ich stehe auf solche kleine Miststücke wie dich. Wir werden sehr lange unseren Spaß miteinander haben und ich verspreche dir du wirst auf deine Kosten kommen. Wenn ich nicht auf meine Kosten komme, dann werden sich die anderen Krieger mit dir beschäftigen. HA, HA, HA. Fürchterlich klang sein Gelächter so dass selbst die anderen Gefangenen im Pferch angstvoll zusammenzuckten. Der Germane schubste Alpina dann in die Umzäunung und ließ sie wie ein Stück Vieh im Dreck liegen.


    In der Dunkelheit der Umzäunung war sehr wenig Licht, doch plötzlich löste sich aus dem Dunkel eine verdreckte Gestalt. Sie kroch langsam zu Alpina heran und erst durch ein klein bisschen Licht konnte man erkennen das es eine Frau war. Verdreckt, mit verquollenen Augen, fürchterlichen Wundmalen aber doch von der Figur her fraulich.
    Erschrecke nicht mein Kind ich will dir nichts böses. Ich heiße Helga oder besser gesagt ich war Helga und bin nun der Rest der von mir übrig ist.

  • Alpina ahnte nichts von einer Ausgangssperre. Der Wirt hatte sie nicht vorgewarnt als sie das Gasthaus verlassen hatte. Es war bestimmt keine Absicht gewesen, vermutlich hatte er sich noch nicht an das neue Regime gewöhnt.
    Im weniger werdenden Tageslicht, bog Alpina um die Ecke. Es war nicht mehr weit bis zu jenem Laden, in dem sie die Haarnadeln gekauft hatte. Plötzlich kam ihr eine ganze Gruppe germanischer Männer entgegen, die sie nicht nur grimmig anstarrten, sondern die sie sofort aggressiv angingen. Auf die Frage nach ihrem Namen brauchte sie nicht antworten. Einer der Männer war zuvor am Eingangstor gewesen, als sie die Siedlung betreten hatte, er erinnerte Alpinas Namen. Doch auf die Frage, was sie zu dieser Zeit im Freien machte, hatte Alpina keine passende Antwort.


    "Warum? Ist es nicht erlaubt um diese Zeit draußen zu sein?", fragte sie verunsichert.


    Doch das schien nicht das einzige Problem zu sein. Schlimmer war die Tatsache, dass Alpina aus Mogontiacum kam. Das machte sie natürilich verdächtig, eine Spionin zu sein. Sie biss sich auf die Lippen. Wie hätte sie ahnen können, dass ihre Ehrlichkeit ihr zum Verhängnis werden würde.
    Die nächste Anschuldigung kam von einem Hühnen von Mann, dessen gnadenloser Blick Alpina erschaudern ließ. "So, so eine Römerschlampe und wie ich sehe auch eine Spionin, du kommst mir gerade recht. Du bist also eine römische Spionin, nicht wahr?",
    Im selben Augenblick, in dem er sie als Spionin bezeichnete, holte er auch schon aus und schlug sie so heftig ins Gesicht, dass sie hintenüber auf den Boden stürzte. Unfähig sich aus eigener Kraft aufzurappeln, zogen die Germanen sie hoch. Einer von ihren schulterte die Wehrlose und trug sie zu einem eingezäunten Bereich. Alpina nahm das gar nicht so richtig wahr. Sie war noch zu benommen von dem Schlag.


    "Harald hier hast du eine römische Spionin, die Schlampe dürfte dir und den anderen viel Spaß bereiten."
    Die Stimme des Schlägers drang zu Alpina durch. Sie konnte den Mann namens Harald weniger sehen als spüren. Er umfing sie sofort von hinten her mit mächtigen Armen. Grobe Hände machten sich an ihren Brüsten zu schaffen und ließen auch sonst keinen Zweifel, worin der Spaß bestehen würde, den man ihr ankündigte. Die Drohung, sie den anderen Kriegern zu überlassen, wenn sie ihm nicht das gewünschte Vergnügen bereiten würde, ließ Alpina ebenso verzweifeln wie sein fieses Lachen.


    Kaum hatte er sie in dem Pferch bei den anderen Gefangenen losgelassen, sackte Alpina in sich zusammen. Hatte die Angst den Schmerz und die Verzweiflung eben noch im Zaum gehalten, so wurde Alpina nun endgültig bewusst in welch schrecklicher Lage sie sich befand. Sie hatte nicht einmal Geld bei sich, das sie diesem Harald anbieten konnte, damit er sie freiließ oder zumindest verschonte. Warum war sie nicht bei Osrun geblieben? Hatte sie das nicht vorhersehen können, die weise Seherin? Oder hatte sie Alpina nur eine weitere Herausforderung geschickt, die sie bestehen musste? Blieb ihr denn gar nichts erspart?


    Während Alpina mit ihrem Schicksal haderte, kroch eine Gestalt an sie heran. In dem wenigen Licht, das der Mond hinter dem bewölkten Abendhimmel bot, erkannte sie eine Frau, die übel zugerichtet worden war. Zunächst zuckte Alpina zurück, unsicher was sie von dieser Frau zu halten hatte, doch nachdem sie ihren Namen gesagt und ihr eine Vorstellung von den Gräueltaten gegeben hatte, die auch Alpina erwarteten, fasste sie Vertrauen.


    "Heilsa, Helga. Mein Name ist Alpina. Haben sie dich auch als Spionin verhaftet? Werfen sie dir auch vor mit den Römern gemeinsame Sache zu machen?"


    Mit tiefem Mitleid sah sie der Frau in die verschwollenen Augen und betrachtete ihre Wundmale. Sie wollte gar nicht danach fragen, was genau die Chatten mit ihr angestellt hatten.

  • Helga, die geschundene Frau rückte näher zu Alpina damit sie nicht so laut reden musste. Weisst du in diesem Pferch musst du sehr vorsichtig sein, nicht auffallen heisst für dich die Divise. Möglichst im Hintergrund halten und vor allem nicht widersprechen. Verhalte dich wie ein Schatten um so lange wie es geht verschont zu bleiben. Hier ist der schlimmste Ort auf der ganzen Welt und es ist vollkommen gleichgültig ob du eine Spionin bist oder nicht. Diejenigen die hier hergebracht werden erleben das Schlimmste was einer Frau passieren kann. Es ist schon schlimm wenn dich ein Mann gegen deinen Willen nimmt, aber wenn es mehrere hintereinander sind stirbt deine Seele. Es waren schon etliche Frauen hier und keine einzige ist jemals an Körper und Gesit gesundet entlassen worden. Diese Wachen sind sogar unter den Chatten unbeliebt und keiner von ihnen möchte mit Harald und seinen Leuten etwas zu tun haben. Wobei glaube ich wir Frauen noch das bessere Los gezogen haben, die Männer die hier eingeliefert werden kommen um grausamste Folterungen nicht herum. Und du weisst ja das sie nicht so viel aushalten wie wir Frauen. Dieser Harald ist ein Vieh und müsste getötet werden.


    Doch dieser Tag sollte noch schlimmer für Alpina werden. In der Dunkelheit bewegte sich ein Schemen auf den Zaun zu und eine bösartige Stimme ertönte: So meine kleine Römerschlampe jetzt wollen wir uns mal miteinander beschäftigen.Es war der widerliche Harald der sich Alpina zum Ziel erwählt hatte. Leise ertönte von Helga her: Ich beschütze dich und dein ungeborenes Kind im Namen Osruns, Osrun hörst du damit habe ich Buße getan für mein Vergehen. Drehe nicht mehr die Spindel ich will es hinter mich bringen. Und Helga erhob sich mit einer Kraft die ihrem zerschundenen Körper nicht mehr zu zutrauen war und schrie Harald an: Na du Schlappschwanz jetzt zeige mal was in dir drin steckt. Ich will mal einen ordentlichen Liebhaber der mich befriedigt. Na los worauf wartest du?Helga stand stolz in der Dunkelheit vor der grimmigen Bestie. Harald lachte laut auf und rief nur: Was du mit deinem verrotteten Körper willst noch einmal mit mit zusammen sein. Hast du dich schon einmal in einem Spiegel angesehen? Männer besorgt der Schlampe den Rest. Die Wächter öffneten die Tür rissen Helga heraus und zerrten sie auf einen nahgelegenen Tisch. Dort fielen sie in ihrer Widerwärtigkeit gnadenlos über die geschundene Frau her. Helgas Schreie hallten in der Nacht immer lauter als die Besite Mensch über sie herfiel. Über eine Viertelstunde schrie das geschundene Wesen ihre Pein und Schmerz laut heraus. Dann war auf einmal ... Stille. Die Stille des Todes hatte Helga erlöst. Sie hatte sich für Alpina und ihr Ungeborenes geopfert. Ihre Schuld hatte sie verbüsst und nun konnte ihr Kind in Ruhe den Schlaf des Todes erleben. Helga war eine der verzweifelten Menschen gewesen die Osrun aufgesucht hatte um ihre Schuld abzudienen.


    Harald trat nun zum Eingangsbereich und zerrte Alpina an den Haaren aus dem Pferch. Harald riss ihr die Bekleidung vom Leib und schmiss sie auf den blutbesudelten Tisch auf dem Helga ihr Leben ausgehaucht hatte. Es war soweit Alpina sollte an Leib und Seele Schmerz erleiden.

  • Mit wachsendem Unbehagen und aufkeimendem Zorn auf ihre Peiniger hörte Alpina die Worte der Germanin Helga. Ihr Rat, sich so ruhig wie möglich zu verhalten und praktisch unsichtbar zu werden, hallte in ihrem Kopf nach. Doch selbst dieser wohlgemeinte Rat erwies sich als wenig hilfreich, denn es dauerte nicht lange, bis Haralds Stimme nach Alpina verlangte.


    Doch was jetzt geschah, war schon fast unglaublich. Die geschundene Helga opferte sich für Alpina. Sie schien über seherische Fähigkeiten zu verfügen, denn obwohl Alpina es mit keinem Wort erwähnt hatte, wusste sie, dass Alpina schwanger war. Als sie dann auch noch Osruns Namen nannte, konnte Alpina nur noch an ein Wunder glauben. Helgas mutiger Versuch endete jedoch schrecklich. Ihre Provokation Haralds schlug fehl, der narbige Wächter überließ die arme Frau seinen Schergen. Es war bereits zu dunkel, als dass man die abscheulichen Taten der Männer hätte sehen können. Dafür hörte man Helgas Schreie. Alpina erstarrte, sie hielt sich die Ohren zu und betete zu allen Göttern, sie mögen Helga retten.


    Die auf die Schreie folgende Stille ließ keinen Zweifel zu: Helga hatte ihr Leben ausgehaucht. Als diese Gewissheit zu Alpina vordrang, stand Harald bereits vor ihr. Mit einer unglaublichen Brutalität zog er sie an den Haaren aus dem Pferch. Alpina wollte sich wehren, ihm ins Gesicht schreien, dass sie das Kind eines römischen Centurios unter dem Herzen trug, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Wild zuckten die Gedanken durch ihren Kopf. Wie würde sie sich und das Ungeborene wohl am ehesten retten können? Sie hatte Osrun doch verspochen, alles dafür zu tun, damit dieses Kind am Leben blieb.
    So wie sie diesen Harald einschätze, würde ihn jede Gegenwehr vermutlich erst recht zu weiteren Grausamkeiten anspornen.


    Viel Zeit für Überlegungen blieb Alpina ohnehin nicht. Harald riss ihr die Kleider vom Leib und warf sie unbarmherzig auf den Tisch auf dem zuvor Helga gelitten hatte. Die Tischoberfläche war feucht und klebrig und als Alpina sie mit den Händen berührte, fasste sie in Blut. Über ihr erschien das entstellte Gesicht des Wächters, seine Schergen johlten und feuerten ihn an. Er schien sich an Alpinas Angst zu weiden.
    Sie bot alle Willenskräfte auf über die sie verfügte und trennte ihre Seele vom Körper. Ihren Leib überließ sie Harald, die Seele schickte sie an ihren Ruheort, den Teich der Hulda. So gelang es ihr die Schmerzen auszublenden.

  • Norwiga konnte heut einfach keine Ruhe finden. Ihre Gedanken waren wie in einem Wirbel und immer wieder kamen andere Gedankenfetzen an die Oberfläche. Auch erhöhte sich bei ihr eine Unruhe wie sie sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. So kleidete sie sich wieder an und gürtete ihr Schwert an ihre Seite. Jetzt war sie wieder die stolze Anführerin und Kriegerin und so ging sie aus der Tür des Hauses auf den Dorfplatz. Vier Männer, eine Art Leibwache, begleiteten sie auf ihrem Weg in der Ortschadt. Norwiga ging alle Wachposten ab und kontrollierte sie, doch nichts war vorgefallen im Gegenteil die Nacht war ruhig. So halbwegs befriedigt wollte Norwiga sich bereits Richtung Rückweg machen als sie in der Ferne fürchterliche Schreie hörte und dumm dreistes Männergelächter. So angelockt ging sie in Richtung des Lärms. Er kam vom Gefangenenpferch und ließ sie erschauern. Man hatte ihr eingeredet, dass dieser notwendig sei, da man hier mit Römerfreunden zu rechnen hatte. Und sie hatte sich in ihrer Naivität dazu breitschlagen lassen.


    Doch was sie hier und jetzt sah verschlug ihr die Sprache und ließ eine Wut in ihr emporklettern die meistens dazu führte, dass ihr Schwert wieder einen Schluck Blut bekommen würde. Einer der brutalsten Krieger Harald lag auf einer nackten Frau drauf um sie auf schrecklichste Weise zu demütigen. Seine Krieger umstanden das Spetakel und feuerten den Widerling auch noch an. Die Frau kam ihr irgendwie bekannt vor doch wo genau sie sie hinschieben sollte konnte sie nicht mit Bestimmheit sagen. Doch das war jetzt auch egal.
    Harald es langt jetzt gehe sofort von der Frau runter ich glaube du bist hier für was anderes da als Menschen deinen Willen aufzuzwingen.In seiner Gier machte Harald einen tödlichen Fehler, einen Fehler der auch seine Männer betraf. Weib misch dich nicht ein wenn Männer ihren Spaß haben wollen. Seine Männer johlten ihm Beifall und lachten dabei Norwiga aus. Das war das Ende für den Germanentrupp, blitzschnell zog Norwiga ihr Schert unf ließ es in einem Bgen auf das Haupt Harald zusausen. Das Gewicht des Körpers drückte noch auf die Frau, doch Haralds Kopf lag neben der Frau auf dem Tisch. Und genau so schnell fiel Norwiga über Haralds Männer her. Ein sehr kurzer Kampf entbrannte und als Norwigas Begleiter endlich ihre Waffen gezogen hatten war der Kampf beendet. Eine Gruppe von acht toten Germanenkriegern lag vor Norwiga und an ihrem Körper lief das vergossene Blut herab. Wie sie so dastand sah sie einer Furie gleich. Sie atmete kurz und laut durch und schob ihr Schwert Graswandir in die Scheide zurück. Sodann beugte sie sich über die nackte geschundene Frau und befahl ihren Männern: Gebt ihr einen Mantel in den sie sich hüllen kann um ihre Blöße zu verbergen. Ich nehme sie zu mir mit und räumt die Sauerei hier auf, die Gefangene werden alle freigelassen..


    Ohne sich noch weiter um den Schlachtplatz zu kümmern ging sie zurück in ihr Domizil. Zwei ihrer Männer trugen die Frau Norwiga hinterher. Als sie im Haus waren befahl Norwiga: Legt sie ans Feuer und verschwindet aus dem Haus.Norwiga wusste nicht ob die Frau bei Bewusstsein war, doch das war jetzt erst einmal nebensächlich. Mit einem nassen Lappen wusch sie die Frau ab und reinigte sie von dem Dreck. Sanft wie zu einem Kind behandelte sie das geschundene Wesen. Sie hoffte das ihr nicht das allerschlimmste widerfahren war und sie noch rechtzeitig die Frau vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Zärtlich streichelte sie die Frau durch ihre Haare und ging wie mit einem Kind um. Ganz hatte Norwiga noch nicht ihre Freulichkeit verloren.

  • Alpina hatte sich soweit aus ihrem Körper zurückgezogen, dass sie nicht wahrnahm, was um sie herum geschah. Sie hörte weder Norwigas Befehl, noch nahm sie wahr, wie der geköpfte Harald über ihr zusammenbrach. Dass man sie forttrug und an einem anderen Ort wieder niederlegte, wurde ihr ebensowenig bewusst wie die darauffolgende fürsorgliche Reinigung durch die Anführerin der Chatten. Erst als Norwiga fertig war und ihr sanft durch die Haare fuhr, erlaubte Alpina ihrem Selbst wieder Sitz in ihrem Körper zu nehmen. Langsam, Schritt für Schritt kam sie zu sich.


    Ihre linke Gesichtshälfte und die Innenseiten ihrer Oberschenkel schmerzten. Sie konnte erahnen, dass sie in beiden Körperregionen Hämatome davontragen würde. Dennoch schien sie soweit lebendig und einigermaßen intakt zu sein. Alpina schlug die Augen auf. Vor ihr kniete eine beeindruckende Frau. Sie war groß und kräftig. Ihre muskulösen Arme waren von zahlreichen Kämpfen gestählt. Ihr Blick verriet, dass sie sich ihrer Macht durchaus bewusst war, wenn sie auch im Augenblick eher einen besorgten Eindruck machte.
    Alpinas Augen suchen den Raum ab. Waren dort im Hintergrund nicht noch irgendwelche von den Kerlen, die sie gedemütigt hatten? Angst kroch in ihr hoch. Sie war noch lange nicht in Sicherheit. Doch nachdem alles ruhig blieb, wandte sie ihren Blick wieder der Frau vor ihr zu.


    "Wer bist du?", fragte sie leise.

  • Norwiga betrachtete die kleine zierliche Frau. So wie dieser Mensch so würde sie wohl genauso leiden müssen als ....... Frau. Es war nicht einfach für die einfachen Menschen in diesen Zeiten friedlich zu leben. Norwiga erhob sich und begann sich ebenfalls zu reinigen. Endlich sah sie wieder wie ein Mensch aus. Sie zog ihr Schwert Graswandir und begann es ebenfalls vom Blut zu säubern. Endlich kam die klare Klinge wieder zum Vorschein. Norwiga setzte sich zu der Frau nieder und begann ihr Schwert mit gleichmäßigen Zügen zu schärfen. Das was da heute mit Harald und seinen Männern passiert war, war auch ein Fehler den Norwiga begangen hatte. Und wieder bewies es sich, dass man als Anführer kein Vertrauen in seine Untergebenen haben durfte. Sonst passierten Dinge so alptraumhaftig wie dieses Folterlager. Und meistens übernahmen die Perverstesten diese Jobs um ihr Gemüt an den Hilflosen zu kühlen. Dies war Norwiga eine Lehre und würde so sicherlich nicht mehr vorkommen. Um den Menschen Frieden zu geben musste sich Norwiga in eine kalte Maschine verwandeln die sich keine Gefühle leisten durfte. Als die Frau auf einmal aufwachte und sie ansprach zuckte Norwiga zusammen. So drehte sie sich der Frau zu und antwortete: Mein Name ist Norwiga und ich bin die Anführerin der Chattischen Krieger in dieser Siedlung.

  • "Norwiga" wiederholte Alpina den Namen. "Ein schöner Name für eine außergewöhnliche Frau."


    Ihr Blick fiel auf das Schwert, das Norwiga eben noch geschärft hatte und auf den blutgetränkten Lappen, mit dem sie die Klinge gereinigt hatte. Keinen Moment durfte sie diese Frau aus den Augen lassen und kein falsches Wort sagen. Ihr Leben hing nun von ihr ab.


    Alpina betrachtete die Anführerin der Chattenkieger von der Seite. Sie kam ihr bekannt vor. Hatte sie Norwiga auf ihrer Reise durch das freie Germanien schon zuvor gesehen oder kannte sie sie von früher? Aus Mogontiacum?
    Ihre Blicke trafen sich. War da nicht auch der Funke des Erkennens in Norwigas Blick?

  • Norwiga betrachtete die Frau intensiv, sie kam ihr irgendwie bekannt vor. Ah ja richtig aus Mogontiacum war sie. Damals als sie ihren kleinen Römer hinterhergelaufen war wie eine läufige Hündin. Er war aber auch zu süß. Damals war sie in so einen Laden für Medizin und so Zeugs gegangen, weil der Römer auch da hingegangen war. Und da war dann diese Frau im Laden hinter dem Tresen erschienen. Daher also diese Erinnerungsfetzen. Anscheinend erkannte aber auch die Frau Norwiga wieder. Trotz all der Qualen schien diese sie noch zu erkennen.
    Kann es sein, dass wir uns aus Mogontiacum kennen? Du hattest diesen kleinen süßen Römer als Kunden bei dir?
    Norwiga spürte allerdings auch, dass es der Frau Unbehagen bereitete sich an den Kunden zu erinnern. Was war da los kannten sich die zwei vielleicht besser? Sie würde nachhacken um genau zu wissen was da los war.

  • Es war deutlich, dass Norwiga die Raeterin ebenfalls wiedererkannte. Sie platzte dann auch sofort mit der dazugehörigen Erinnerung heraus. Richtig, die Germanin war in der Taberna Medica gewesen. Sie hatte allerdings weit weniger martialisch ausgesehen. Alpina erinnerte sich auch, dass sich Norwiga seltsam verhalten hatte. Sie war vor ihrem Tresen gestanden und hatte dann aber auf Anfrage keinen Wunsch geäußert, sondern war verschwunden als der nächste Kunde erschienen war.


    Die Vokabel "süß" klang äußerst eigenartig aus dem Mund einer solchen Frau. Wer war der Mann gewesen, den sie als "kleinen, süßen Römer" bezeichnete? Alpina versuchte sich an den Kunden zu erinnern, der etwa gleichzeitig mit Norwiga die Taberna Medica betreten hatte. Corvinus war es sicher nicht gewesen. Die Adjektive "klein und süß" passten so gar nicht auf ihn, ebensowenig auf Petronius Crispus... beim Gentilnomen Petronius ging Alpina dann aber doch ein Licht auf: Marcellus! Es war Marcellus gewesen. Ihre erste Begegnung mit ihm, der Anfang all dessen, das sie gerade bei Osrun versucht hatte abzuschließen.


    Alpina atmete tief durch. Es war offensichtlich, dass sich Norwiga für Marcellus interessierte. Jetzt bloß keinen Fehler machen! schoss es Alpina durch den Kopf. Sie musste extrem vorsichtig sein, was sie sagte, weder die Eifersucht der Kriegerin noch ihren Unmut riskieren. Schließlich wollte sie keine nähere Bekanntschaft mit deren Schwert machen. Ausweichend antwortete Alpina:
    "Ich habe sehr viele Kunden gehabt, Norwiga. Ich bin mir nicht sicher, ob wir vom selben Mann sprechen...vielleicht kannst du ihn mir ein wenig näher beschreiben. Was war denn so süß an ihm?"

  • Nun er war zeitgleich mit mir in deinem Geschäft und hatte für einen Römer eine durchaus ansprechende Körpergröße. Ein nettes Gesicht mit zwei intensiven Augen die einen träumerischen Anblick vermittelten. Und vom körperlichen schien er einen trainierten Eindruck zu vermitteln. Du scheinst diesen Mann aber auch zu kennen oder?Norwigas Stimme wurde zum Ende hin lauter und misstrauisch geworden beobachtete sie Alpina genauer. Sollte etwa diese Alpina etwas mit ihrem Römer angerstellt haben. Ganz unwillkürlich richtete sich das Schwert Norwigas Richtung Alpina. Sie spürte wie eine Wut in ihr aufstieg und sie kurz davor war über Alpina herzufallen. Jedoch sagte sie sich selbst wenn die beiden zusammen gewesen waren, hatte sie kein recht darauf Alpina böse zu sein.

  • Natürlich war es Marcellus, die Beschreibung ließ keinen Zweifel offen. Der Mann mit dem "netten Gesicht mit zwei intensiven Augen die einen träumerischen Eindruck" vermittelten... ja, genau der war es, auf den auch Alpina reingefallen war. Der harmlos und träumerisch wirkende Marcellus...


    Am liebsten hätte sie Norwiga entgegengeschrien, dass ihr süßer, kleiner Römer mit dem verträumten Blick sie geschwängert und dann sitzen gelassen hatte. Alpina war gerade recht gewesen, um im Garten über sie herzufallen und ihr nur wenig später zu offenbaren, dass sie ja leider nicht die "gute Partie" war, die ein Petronier mit nach Hause bringen durfte...


    Nur mit Mühe konnte Alpina sich zurückhalten. Doch ihr Blick und ihre Körperhaltung hatten wohl schon zuviel ausgesagt. Norwigas Stimme wurde erst laut und misstrauisch, dann richtete sie ihr Schwert auf die Raeterin. Die Wut in den Augen der Kriegerin ließ Alpina erschaudern. Wie schon der blutige Lappen sprach ihr Blick eine deutliche Sprache. Sie würde wohl nicht lange zögern, ihr Schwert zu benutzen, wenn ihr nicht gefiel, was sie zu hören bekam. Also versuchte Alpina alle Gefühle aus ihrer Stimme zu verbannen und so neutral wie möglich zu klingen als sie sprach.


    "Nun, so wie du ihn beschreibst, und das deckt sich auch mit meiner Erinnerung, war dieser Kunde Titus Petronius Marcellus. Er war ein Jahr lang Magister Vici des Vicus Apollinensis, in dem auch meine Taberna Medica steht. So viel ich weiß, hat er gerade für das Amt des Aedils kandidiert als ich Mogontiacum verließ."

  • Norwiga war sehr misstrauisch gegenüber Alpina wusste sie doch nichts von der verhängnisvollen Verbindung zwischen den beiden. Doch jetzt wusste sie wenigstens wie ihr Schnuckelchen hieß. Titus Petronius Marcellus und Magister Vici soll er gewesen sein und bemühte sich jetzt um das Amt des Aedil. Für römische Verhältnisse schienen diese Titel schon etwas zu bedeuten. Folglich schien der kleine Angsthase doch nicht ganz ohne zu sein. Wie hieß das bei den Römern – Karrieremensch.


    Titus Petronius Marcellus so heißt der also, der ist ja ganz schnuckelig mit dem würde ich am liebsten viele kleine Germanen zeugen. Hoffentlich hält das Römerlein meine wilde Liebe durch.


    Norwiga musste lachen und hatte in ihrer Freude gar nicht gemerkt, dass sie halblaut vor sich hingesprochen hatte. Norwigas Blick richtete sich auf Alpina und ihr Misstrauen verflüchtigte sich. Sie nahm ihr Schwert wieder beiseite und fing an gleichmäßig Graswandir zu schärfen.
    Hast du auch schon eine Liebschaft hinter dir oder bist du noch alleine. Norwiga wurde jetzt neugierig und wollte Alpina ein bisschen aushorchen.

  • Zweifelnd sah Alpina die Germanin an. Sie konnte sich Norwiga weder mit dickem Schwangerenbauch noch mit einer tobenden Kinderschar vorstellen. Darüber, ob Marcellus ihre "wilde Liebe" durchalten würde, konnte sie sich keine Meinung bilden, dafür war das eine Mal im Garten eindeutig zu kurz gewesen. Was Alpina der Anführerin der Chatten aber hätte sagen können, war, dass ihr "Schnuckelchen" durchaus potent und zeugungsfähig war. Sie selbst hatte es ja schließlich am eigenen Leib erfahren. Doch Alpina war klug genug, sich diese Bemerkung zu sparen. Zumal Norwiga nun wieder begann akribisch die Klinge ihres Schwertes zu schärfen.
    Stattdessen konzetrierte sich Alpina auf die Frage, die Norwiga ihr stellte. Sie setzte sich auf und zog den Mantel enger um ihren Leib. Tiefe Melancholie war in ihren Augen lesbar, als sie antwortete.


    "Ich hatte bislang nicht sehr viel Glück in der Liebe. Zumindest was die Bereitschaft meiner Partner sich zu binden angeht. Das ist auch der Grund, warum ich mich alleine in diese Region aufgemacht habe. Ich kann dir nur raten, sei vorsichtig bei der Wahl deiner Partner, Norwiga! Einmal schwanger kannst du nur das Kind austragen, mit allen persönlichen und gesellschaftlichen Folgen für dich oder es töten..."

  • Norwiga hörte sich an was Alpina ihr erklären wollte, doch für Norwiga galten diese Grenzen nicht. HaHaHa das ist ja lustig, aber meine Liebe wenn ich ein Kind haben will dann lasse ich mir eins machen. Ich brauche keine Männer dafür als Anführerin der Chatten habe ich alle Freiheiten die ich mir nehmen kann. Das wäre ja noch schöner das ein Mann mir vorschreibt wie ich zu leben habe. Norwiga war belustigt über Alpina und ihre gesellschaftliche Folgen. Wie bescheuert lebten die Römer denn. Kein Wunder das die Zwerge solche Chaoten waren. Nun das tut mir sehr leid das du so schlechte Erfahrungen gemacht hast mit den Männern. Bei mir ist das anders, jeder Germane würde sich für eine Liebesnacht mit mir das Herz rausreißen lassen. Gut das Schnuckelchen müsste ich mir zurecht biegen. So wie der sich benimmt hat er sicher noch keine Erfahrung. Aber die bringe ich ihm bei.

  • Betreten schwieg Alpina. Natürlich konnte sich eine mächtige Frau und starke Kriegerin wie Norwiga selbstbewußt die Männer aussuchen, die bei ihr lagen. Sie hatte weder auf Konventionen noch auf ihren Ruf zu achten, wie Alpina. Aber war das Liebe? Das was Norwiga beschrieb war Sex.
    Das war nicht das, was sich Alpina erhoffte. Sie war nicht auf der Suche nach einem Partner für eine Liebesnacht, das hatte sie bereits zweimal erlebt... auf sehr unterschiedliche Weise. Was Alpina eigentlich suchte, war das Gefühl dahinter, diese Gewissheit, dass man füreinander da sein wollte, miteinander durch dick und dünn zu gehen und sich eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Das was Corvinus mit Alwina verbunden hatte...wirkliche Sehnsucht und Hingabe. Das war in es ihren Augen, was echte Liebe ausmachte. Nicht eine schnelle Nummer mit irgendeinem Kerl, nur weil man ihn "haben konnte".


    "Träumst du nicht manchmal von echter Liebe mit einem Partner, der ein Leben lang an deiner Seite bleibt?", fragte sie vorsichtig.

  • Norwiga betrachtete Alpina mit einer Art von besonderem Gesichtsausdruck. Für sie war diese Frage und daraus resultierende Überlegung ein Tabu. Wie konnte sie einer Fremden gegenüber ihre innersten Geheimnisse offenlegen. Und doch hatte sich ein zartes Pflänzchen des Verständnisses und der Zuneigung zu Alpina entwickelt. So war Norwiga selber überrascht als sie anfing über ihre Gefühle zu sprechen.


    Hm ... doch ich träume oft davon einen Mann zu haben der mich liebt nicht weil ich die große Kriegerin bin, sondern einfach eine Frau mit all ihren Gefühlen und ihrer Unsicherheit. So ein Mann wäre für mich dieser Marcellus. Seit ich ihn gesehen habe denke ich jede freie Minute nur an ihn und wie es wäre wenn wir ein Paar sein könnten. Ich würde ihm eine treue und sittsame Ehefrau sein und ihm meine ganze Liebe schenken. Unter den Germanen gibt es niemanden der mich so intensiv im Herzen berühren könnte. Doch das wird nie passieren, denn ich habe eine Verpflichtung gegenüber meinem Volk und hege einen abgrundtiefen Hass gegen die Römer. Du musst wissen, dass ich keine Chattin bin sondern vom Volk der Cherusker abstamme, von den wenigen die noch übrig sind und jetzt bei den Chatten untergekommen sind. Die Vergangenheit hat uns stark werden lassen, doch vom verblassten Schlachtenruhm lässt es sich schlecht leben. Die Römer haben uns uns selbst überlassen und gewartet bis wir selber fast vernichtet waren. Dann haben sie die letzten Reste verfolgt und mit der Zeit vernichtet als Rache an Arminius und seinem Geschlecht.


    Norwiga verfiel in tiefe Gedanken und dachte an ihre Kindheit zurück. So vieles war schiefgelaufen durch die Römer und nun was sie eine gefürchtete Kriegerin geworden. Wie schön wäre es gewesen als Frau aufzuwachsen und einfach ein glückliches Leben zu führen. Doch dann dachte sie an das was vielen Frauen widerfahren war und schüttelte die wirren Gedanken ab.

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