Es war nur zu offensichtlich, dass Norwiga sich in Marcellus verschossen hatte. Was die Germanin so gar nicht verstand, war die Gesellschaftsstruktur der römischen Städte und das ausgeprägte Standesdenken. Ihr war ganz offensichtlich nicht bewusst, dass ein Mann wie Marcellus, der eine Karriere in der Verwaltung der Provinzhauptstadt und später womöglich noch in der Legion anstrebte, dessen Onkel im Ordo Decuriorum ein wichtiges Amt bekleidet hatte, sich niemals ernsthaft mit einer chattischen Kriegerin einlassen würde. Alpina hatte selbst erfahren, dass sie als Peregrina nicht für eine ernsthafte Beziehung mit Marcellus infrage kam. Aber eines erkannte Alpina in dieser träumerischen Beschreibung. Norwiga hatte ein intensives Interesse an Marcellus und sie würde versuchen das auszunützen. Vielleicht war es ihre Chance, der Gefangenschaft zu entkommen.
"Weißt du was, Norwiga? Ich kenne Marcellus. Nicht sehr gut, aber gut genug, um vielleicht ein Treffen mit ihm für dich zu arrangieren. Wenn du mich freilässt, kann ich nach Mogontiacum zurüchgehen und versuchen, ihn für dich zu gewinnen. Was hältst du davon?"