Wasser für Mogontiacum

  • Der Trupp ritt langsam von der Curia fort und zog Richtung Porta um die Stadt zu verlassen. Es war noch früh am Morgen und nur wenige Bewohner waren um diese Zeit unterwegs. Das Scheppern und Knarren der aufgeladenen Ausrüstung machte einen Höllenlärm zu dieser Stunde und etliche der vorbeieilenden Bewohner drehten sich überrascht oder auch teilweise verärgert wegen des Getöses der kleinen Kavalkade zu. So sahen sie wie der Aedil der Stadt mit einem Trupp gen Porta zog. Der eine oder andere drehte sich nur um und schüttelte den Kopf typisch Politiker und Verwaltung.


    Marcellus gelangte mit seinen Leuten an die Porta und die wachhabenden Soldaten ließen ihn mit seinem Trupp passieren. Sie waren alle noch in ihre Mäntel gewickelt da es in der Nacht immer noch kalt war und man sich ohne Schutz den Tod holen konnte. Und wenn der Aedil meinte er müsse unbedingt um die Zeit ausreiten so sollte er es machen. Bald war die Ablösung und ein schönes warmes Lager würde sie in den Schlaf bringen.


    In einer langgezogenen Reihe zottelte der Trupp hinter Marcellus her. Jeder hatte noch den Schlaf im Gesicht und war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ausgerechnet jetzt fing einer der Esel an zu bocken. Mit schrillem Gekreische riss er die Männer aus ihren Gedanken. Der Sklave der ihn hielt konnte das störrische Biest kaum bändigen, so dass allmählich alle um das Vieh herumstanden und ihr Besserwissen preisgaben. Doch dies animierte den Esel immer weiter dazu seinen Radau zu erhöhen. Der junge Petronier war gelangweilt aber mittlerweile auch sehr genervt von dem Zirkus den der Esel aufführte, wobei er sich fragte wer jetzt mehr Esel war das Tier oder die Männer die um den Bockerer herumstanden. So zwang sich Marcellus abzusteigen und drängte sich durch die Menge in die Eselmanage. Als das Tier den jungen Mann sah fing es noch lauter an zu kreischen. Marcellus war aber ganz ruhig, ging auf das Tier zu und packte es an den Ohren und zog diese zu seinem Mund. Leise flüsterte er dem aufgebrachten Tier etwas ins Ohr und wie durch ein Wunder wurde der Esel ruhig und zugänglich. Die Männer waren verblüfft ob des Gesehenen und sahen den Petronier misstrauisch an. Doch Marcellus verhielt sich ganz ruhig und bestieg sein Pferd wieder. Er wandte sich nur kurz um und meinte:
    "Können wir jetzt weiter oder ist sonst noch was!"
    Africanus konnte sich so nicht abspeisen lassen und wandte sich an den Aedil:
    Wie hast du den Esel beruhigen können, was hast du zu ihm gesagt? Die Neugierde aller Männer spürte der junge Petronier auf sich. Marcellus musste schmunzeln als er die neugierigen Männer vor sich sah und daher machte er ein dramatisches Gesicht und verkündete mit der Stimme eines Priester:
    "Ich habe die magischen Worte benutzt die jeden Esel wieder normal werden lässt. Ich sagte zu ihm, dass wenn er so weitermachen würde ich ihn in Eseslsalami verhackstücken würde."
    Die Männer waren verblüfft und bemerkten erst jetzt das der Petronier einen Scherz gemacht hatte.
    "Africanus ich war genauso verzweifelt wie ihr und daher habe ich den Esel angesprochen. Ich habe allerdings nicht gedacht das es bei dem dummen Vieh tatsächlich was bewirken würde. Aber du siehst die Götter sind unserer Unternehmung hold und lassen uns die schwersten Hindernisse überwinden."
    Africanus war verblüfft und sein Gesicht sowie die Worte Marcellus regten die Männer zu einem Gelächter an. Und wer beteiligte sich ebenfalls voller Eifer am Gelächter ... der Esel.


    Als sich der Trupp wieder beruhigt hatte folgten sie ihrem Weg Richtung Westen entlang an den teils bewaldeten Höhen um ihr erstes Ziel, das Auffangbecken zu erreichen. Die Sonne kam jetzt langsam heraus und es sollte ein wunderschöner Tag werden. Die Höhenzüge um Mogontiacum waren früher sehr dicht gewesen, doch mittlerweile waren nur noch Schatten der einstigen Größe vorhanden. Die Stadt sowie die Legionäre hatten fleißig dafür gesorgt das der Wald verkümmerte und auch der Boden langsam austrocknete.

  • Ihr erstes Ziel am heutigen Tag war das hinter dem Legionslager sich befindliche Wasserbassin. Dieses dient dazu die gesamten Wassermassen aufzunehmen und über die aus Bleirohre bestehenden Verteiler ins Legionslager und die Stadt Mogontiacum weiterzuführen. Augenscheinlich hatte das Becken ein ordentliches Wasservolumen, so dass eigentlich alles normal aussah. Doch Marcellus war misstrauisch und wollte genau wissen wie der Wasserstand war. So stiegen alle Reiter ab und die Sklaven banden von den Eseln starke Seile ab, die sie um einige Sklaven wickelten und diese in das Bassin hinunterließen. Nach einer geraumen Zeit kam von unten die Nachricht herauf, dass das Bassin zwar die Gewährleistung von knapp 1000 m3/d erbringen würde, aber deutlich unter den geforderten 7000 m3/d lag. Also stimmte die Zuflussmenge aus Richtung der Quellen nicht mehr. Spätestens dort musste man die Ursache finden. Marcellus notierte sich die Daten sowie den Standpunkt und hielt diese Informationen in seinen Unterlagen fest. So zog man die Sklaven wieder herauf und befestigte die Seile an den Eseln. Ein kurzer Blick auf die Verteiler ließen erkennen, dass diese funktionsfähig waren und keine Sorgen bereiteten. Als alles wieder verstaut war gab der Aedil das Zeichen zum Aufbruch. Ihr neues Ziel war das bereits im Westen auf 25 m steilaufgerichtete Aquädukt. Dieses uberbrückte eine große Schlucht mit einem Gefälle von 1 - 0,5 %. Dies war ausreichend um die Wassermassen gleichmäßig Richtung Bassin fließen zu lassen.

  • Die kleine Gruppe hatte gegen Mittag das 3 km lange Aquädukt über das Numerus Aquae Vallis erreicht. Hier würden sie ein Lager beziehen und Untersuchungen durchführen. Die Sklaven bauten die Übernachtungsmöglichkeiten auf und begannen mit der Zubereitung eines kräftestärkenden Mahles. Marcellus und ein Teil der Facharbeiter hingegen bestiegen den Aquädukt um sich schon einmal einen kurzen Überblick zu verschaffen. Das Bauwerk war imposant mit seiner 3 km Länge, der Achsabstand betrug 8,5 m, das durchschnittliche Gefälle 0,9 % und die max. Höhe 25 m. Die beiden Wasserrinnen des Bauwerkes hatten eine Größenordnung mit 40 x 90 cm. Die Wasserqualität war von hervorragender Qualität und kam gut gekühlt aus dem 6 km langen unterirdischen Aquädukt heraus. Allerdings stellte der Aedil mit seinen Leuten fest, dass eine der beiden Rinnen nur ungenügend Wasser führte. Das war schon einmal gut zu wissen, somit konnte ein gewisser Quellenbereich damit ausgeschlossen werden. Nichts desto trotz hieß es auch diese Bereiche zu kontrollieren.


    Nachdem der Rinnenbereich auf der ganzen Länge abgelaufen und kontrolliert worden war, konnten einige beschädigte Stellen festgestellt werden die es galt so schnell wie möglich zu reparieren. So übernahm einer der Facharbeiter einen kleinen Trupp an Sklaven und begann mit der Arbeit. Ansonsten schien die Bausubstanz in ihrer Gesamtheit in gutem Zustand. Dies war gut für Marcellus, denn so konnte sein Trupp bei Morgengrauen weiterreisen. Doch jetzt hieß es zu rasten und sich das Essen schmecken zu lassen. So lagen Marcellus und seine beiden Leibwächter bequem beieinander, kosteten ihr Mahl und tranken kühlen Wein dazu.
    Bis jetzt ist alles gut gelaufen und soweit sieht es von der Reparatur her auch gut aus, so dass wir Morgen uns mit dem unterirdischen Bereich des Aquädukts beschäftigen können.
    Naja wenn du das sagst wird es schon stimmen meinte Africanus.
    Jedenfalls war der Arbeitstrupp fertig geworden mit seinen Reperaturen und so befanden sich alle Mitglieder des Trupps im Nachtlager. Schnell gingen die meisten in ihr Zelt nur Marcellus saß noch draußen und betrachtete den nächtlichen Sternenhimmel. So gingen seine Gedanken zurück an jene wilde Germanin der er beim baden zugesehen hatte und die ihn mit ihrer brutalen Art geküsst hatte. Auch erinnerte er sich an seine große Liebe Susina Alpina, die ihn mit ihrer Natürlichkeit und Liebe umschmeichelt hatte. Und dann natürlich Phryne eine Frau die dem Laster näher stand aber ihn auf ihre Art erregte ohne Ende. Und dann gab es noch die liebe Calvina. Für sie verspürte er ein Gefühl so innig und leidenschaftlich wie er es noch nie gespürt hatte. Die Sterne leuchteten heute besonders und Marcellus hoffte das die Götter ihm gesonnen waren und ihm einen guten Lebensweg aufzeigten. Doch nun wurde auch der Petronier müde und so entschloss auch er sich Schlafen zu gehen.

  • Gut ausgeruht erwachten die Männer des Arbeitstrupps und nahmen ein Frühstück aus dem Essen von gestern zu sich umso gestärkt das Lager abzubauen und alles in den Tragegestellen der Esel zu verstauen. Heute würde es eine schwere Tour werden, denn es mussten fast 6 km an Wasserleitung in Form eines unterirdischen Aquäduktes überprüft werden. In einem bestimmten Abstand waren Öffnungen angebracht durch die man die Wasserleistung kontrollieren konnte. Dies würde eine ordentliche Schinderei werden und vor allem sie immer tiefer in die dichteren Regionen der Waldgebiete rund um Mogontiacum führen.


    Der Weg führte immer weiter in Richtung Westen und wurde von Meter zu Meter schwieriger. Als sie in das Numerus Aquae Vallis hinunter zogen war die ganze Truppe noch relativ entspannt, doch schon beim Aufstieg bemerkten sie wie anstrengend der Weg hinauf wurde. Doch schließlich erreichten sie die obere Ebene des Aquäduktes und folgten den beiden zufließenden Wasserrinnen. Immer steiler wurde der Weg und so nahm die Anstrengung erheblich für die Tiere zu. Beladen mit den benötigten Materialien wie Schaufel, Hacke, Taue, Körbe u.v.m. trottelten die zähen Esel mit ihrer Last dahin.


    Endlich erreichten sie den ersten Kontrollpunkt. Unter Aufbietung aller Kräfte wurde der erste Quader zur Besichtigung gehoben. Sobald der Schacht von seinem Deckel befreit war konnte man das wilde Rauschen des Wassers hören. Hier in der bergigen Region floss das Wasser wesentlich steiler und daher wilder bergab zum Aquädukt. Wieder wurde einer Sklaven hinabgelassen um sich nach möglichen Beschädigungen um zu sehen. Doch war hier alles in Ordnung bis auf eine der beiden Wasserleitungen, die zu wenig Wasser führte. Der Kontrollpunkt wurde von Marcellus sauber aufgelistet und letztendlich wieder geschlossen.


    So zog die Gruppe weiter zum nächsten Kontrollpunkt. Dabei wurde der Anstieg immer steiler, so dass jetzt Mensch wie Tier schwer ins Atmen kamen. Auf ein Zeichen von Marcellus hielt der Trupp an und stieg von den Pferden ab um den Tieren den Anstieg zu erleichtern. Endlich erreichten sie den zweiten Kontrollpunkt. Dieser wurde ebenfalls geöffnet und nach dem Einstieg konnte auch hier der Aedil keine Änderung zur ersten Kontrolle feststellen. Jetzt befanden sie sich beim Aufstieg im steilsten Bereich des Höhenzuges und kämpften sich unter Anstrengungen hinauf. Endlich standen sie vor Kontrollpunkt 3 und mussten feststellen, dass während einer der Winterstürme erhebliche Mengen an Bäumen entwurzelt wurden und über dem Kontrollpunkt zusammengefallen waren. Nun hieß es unter Aufbietung aller Kräfte die Bäume zu entfernen um die so wichtige Überprüfung durchführen zu können. Das Schlagen der Äxte und das Schreien der Männer beim Antreiben der Esel vertrieb die Stille des Tages in den Waldbereichen. Ein erheblicher Arbeitseinsatz unter Einbeziehung aller Kräfte erreichte schließlich die Freilegung des Einstiegsdeckels. Das Wasser floss wie zu erwarten nicht in beiden Rinnen gleichmäßig, sondern eine der beiden Wasserrinnen war fast schon am Erliegen. Dies war seltsam, da selbst bei einer schwächer werdenden Quelle diese immer noch mehr Wasser auswarf als im vorliegenden Fall. Doch jetzt und hier war dieses Rinnsal nicht möglich, da sich in jedem der beiden Rohrleitungen zwei Quellen als Zulauf befanden.


    Wie auch immer die Truppe zog weiter und erreichte schließlich ihr Endziel für den heutigen Tag. Schnell wurde ein Lager aufgeschlagen, die Tiere entladen und gefüttert, die Zelte für den Trupp errichtet und für alle noch eine einfache und nahrhafte Mahlzeit zusammengestellt. Erschöpft sanken die Männer in die Zelte und schnell versanken sie in einen Erschöpfungsschlaf.

  • Am frühen Morgen erhoben sich die Männer wieder nahmen eine kurze Mahlzeit zu sich, bauten das Lager ab, versorgten nebenher noch die Tiere um letztendlich alle alles auf den Packtieren ordnungsgemäß zu verstauen. Heute wollte sie die Quellenbereiche der Silanus Amnis Fons und Fundue Amnis Fons im Nordwesten überprüfen. Beide Quellen lieferten gutes Wasser und auch die ihnen zugedachte Wasserrinne war ordentlich gefüllt. So durfte es eigentlich nur kleinere Hindernisse geben auf ihrem Weg. Der Wald wurde jetzt dichter und hier und da schlug schon einmal ein Ast nach den Männern. Doch sie kamen trotz allem gut voran. Der Boden war mit einer Blütenpracht versehen irgendeine einheimische Art von Blumen sowie zahlreichen Kräuterpflanzen. Alpina wäre hier sicherlich voll und ganz in ihrem Element. Nun aber auch so strahlte auf die Reisenden die Natur eine Ruhe aus die gut tat. Endlich erreichten sie die erste Quelle, die Fundue Amnis Fons. Sie lag geschützt zwischen einem Halbkreis von Bäumen die ihre Wurzeln aus dem Boden eines abgerutschten Hanges ragen ließen. Aus diesem drang unaufhörlich eine riesige Menge an frischem sauberem Wasser. Der Wasserlauf wurde ab einer Entfernung von 10 m in ein Auffangbecken geleitet welches wiederum mit dem Rohrsystem des unterirdischen Aquäduktes verbunden war. Das kostbare Nass rauschte mit gewaltigem Druck in die Rohrleitung und kam mit einer hohen Geschwindigkeit am überirdischen Aquädukt an. Dort wurde es dann beruhigt und kam über das 0,9 % Gefälle im Hauptbassin mit den Verteilern an. Jedenfalls sah alles gut aus und sie mussten nicht einmal absteigen um irgendwelche Gegenstände aus der Quelle zu entfernen.


    So zogen sie weiter Richtung der zweiten Quelle der Silanus Amnis Fons, die deutlich etliche Höhenmeter oberhalb der ersten Quelle lag. Sie drang aus einem steinigen Gelände hervor unterhalb eines mächtigen Felsbrockens. Auch hier hörte man schon von weitem das Dröhnen der Wassermassen die hervortragen und Richtung Hang rauschten. Doch auch hier hatten die römischen Planer ganze Arbeit geleistet und auch diesen Wassermassen ihren Willen aufgezwungen. Das erbaute Bassin leitete das wild schäumende Wasser gleichmäßig in die unterirdischen Abflussrohre, so dass diese Mengen sich mit dem Wasser des Fundue Amnis Fons vermischen konnten. Diese beide Quellen waren diejenigen die Mogontiacum derzeit am Leben erhielten. So war der Aedil Titus Petronius Marcellus bisher mit seiner Kontrolle ganz zufrieden. Doch die dunklen Wolken des Ärgers machten sich tatkräftig bereit um sich auf den Aedil und seine Männer zu stürzen als sie ihre Pferde Richtung Süden wendeten um sich der Wasserzuführung der rechten Rinne zu widmen. Dort im Süden gab es den Saltu Amnis Fons sowie den Platea Collis Fons und diese machten Marcellus Sorgen.

  • Gegen Mittag orientierte sich der Trupp immer mehr Richtung Süden. Sehr dichtes Gehölz verbarg sie vor Sicht, aber auch sie konnten dadurch niemanden erkennen. Der Wald erschien ruhig, die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin und das eine oder andere Reh hüpfte durch das Gehölz. Ruhe und Frieden umgaben die Männer auf ihrem Zug zu den nächsten Quellen. Stunde um Stunde zog es sich dahin und noch immer waren sie nicht an der zweiten Wasserrinne angelangt. Doch endlich stieß Africanus auf die Markierungen der unterirdisch verlaufenden Wasserrinne. Jetzt musste man nur noch ein bisschen suchen um den ersten Messbereich aufzufinden. Endlich hatten sie den Quader erspäht und begangen diesen aus seinem Fundament zu heben. Schont jetzt erübrigte sich das weiter Kontrollen, denn es gab kein Geräusch von fließendem Wasser. Der Wasserschacht war fast trocken und somit war allen klar, dass in Richtung Südwest die Lösung für das Problem zu suchen war. Aber es war fast unmöglich, dass beide Quellen ausgetrocknet sein konnten. Das hatte es noch nie gegeben.


    So folgten sie der unterirdischen Wasserleitung immer weiter jetzt allerdings mehr in südsüdwestlicher Richtung. Das Geländer wurde jetzt etwas schroffer und so erhob sich mit der Zeit an der linken Seite eine steile Felswand empor währen sie selber in einem Taleinschnitt dahinzogen. Auf der rechten Seite erhob sich nicht ganz so steil eine wellige Hügellandschaft, die von vereinzelten Bäumen und zahlreichen kleineren Strauchbaumarten durchzogen war. Die Sonne stand hoch am Firmament und versorgte die Erde mit reichlich Sonnenschein. Es wurde langsam heiß und vor allem die Tiere bemerkten die Wärme. Nichts desto trotz folgten sie der Wasserleitung um herauszufinden wo das Wasser geblieben war. Als sich die Richtung wieder einmal endete und sie einem großen Knick folgen mussten, konnten sie in der Ferne eine Art von Bauwerk erkennen. Dieses so schien es war dazu vorgesehen die Wasserläufe der Platea Collis Amnis Fons und der Saltu Amnis Fons in eine andere Richtung abzulenken. Nirgends war allerdings jemand zu sehen, so dass Marcellus mit seinen Leuten verwirrt anhielt.


    Der Aedil drehte sich zu den Männern um: Männer ihr bleibt vorerst hier, begebt euch mehr in die Unübersichtlichkeit der Felsen und wartet auf mich. Ich werde mit meinen beiden Begleitern vorerst einmal die Gegend erkunden.


    Marcellus und seine beiden Begleiter holten von einem der Packesel Lederpanzer und Waffen hervor. Nachdem sie diese angelegt hatten bestiegen sie wieder ihre Pferde und folgten den stürmischen Fluten der abgeleiteten Quellen. Vorsichtig ritten sie nach rechts weg und folgten dem hügeligen Gelände. Der Boden war noch feucht vom zurückgegangenen Schnee und erst so langsam erwärmte sich der Boden durch die Sonnenstrahlen der vergangenen Tage. Nun öffnete sich vor ihnen ein Taleinschnitt in den das ganze Wasser floss. Einige Herden mit Schafen und Rinder konnten sie jetzt erkennen, die auf den Wiesen weideten. Bisher allerdings hatten sie noch keine Menschenseele wahrgenommen. Auf jeden Fall hatten sie es hier mit einem Fall von Wasserdiebstahl zu tun. Irgendjemand hatte sich erdreistet die Wasserquellen für Mogontiacum für seine persönlichen Bedürfnisse umzuleiten. Das war ein schwerwiegendes Verbrechen und musste geahndet werden. Und zwar mit voller Härte des Gesetzes.


    Als die drei Männer vor sich eine Art Weg erkannten folgten sie dem Trampelpfad. Dieser führte noch etwas weiter die Hügelkette hinauf und so überraschte sie plötzlich eine Villa Rustica, die eingebettet im Gelände lag. Das Haupthaus war als Porticusvilla erbaut Die Vorderfront gliederte sich in die Eckrisaliten und die dazwischenliegende Porticus. Die Wohn- und Arbeitsräume grenzten direkt an die Porticus. Linker Hand konnte man einen kleinen Tempel erkennen. Umgeben war die Villa von einer starken Mauer die jeder Räuberbande standhalten würde. Marcellus ritt weiter Richtung Porta und querte den Torbereich. Plötzlich kamen ihm Menschen entgegen die mit Feldwerkzeugen ausgerüstet waren. Der Aedil Titus Petronius Marcellus hielt vor einem älteren Mann an von dem eine Aura von Autorität ausging.


    Salve mein Name ist Titus Petronius Marcellus und ich bin der Aedil der Stadt Mogontiacum. Meine Begleiter und ich sind auf der Suche nach Wasser das uns abhandengekommen ist. Vielleicht kannst du uns dahingehend behilflich sein.


    Verschwindet von ihr hier bin der Herrscher und niemand kann mir irgendetwas befehlen.


    Das stimmt so nicht ganz, denn wir sind hier um eine centuriatio durchzuführen und würden gerne von dir wissen woher du Genehmigung hast hier zu siedeln und woher das ganze Wasser stammt das du deinem Grundstück zuführst.

  • Ich muss dir gar nichts sagen, verschwinde endlich von hier sonst ergeht es euch schlecht.


    Willst du etwa den Aedil der Stadt Mogontiacum drohen? Bist du größenwahnsinnig oder vielleicht der neue Imperator? Du wirst jetzt sofort meine Fragen beantworten oder es ergeht dir schlecht.


    Der Mann schaute Marcellus und seine beiden Begleiter hasserfüllt an und war so erregt, dass er seinen Leuten den Befehl erteilte auf die Eindringlinge einzuwirken. So kamen die Landarbeiter mit ihren Werkzeugen immer näher und es war klar dass es zu einem Zusammenstoß kommen würde. So zogen die Männer des Aedils, wie auch Marcellus, ihre Waffen und drangen auf die Gegner ein. Schnell war mit einigen Hieben der Pulk auseinandergesprengt und so stand der Besitzer der Villa Rustica allein vor Marcellus.


    So und nun wirst du mir erzählen was ich wissen will. Wie heißt du? Wer hat dir erlaubt hier zu siedeln und wer hat das Wasser von den beiden Quellen abgeleitet?


    Mein Name ist Marcus Axius Lucius und niemand hat mir erlaubt hier zu siedeln. Das Wasser habe ich für meine Herden benötigt. In der Stadt gibt es genug Wasser.


    Der Mann war überzeugt im Recht zu sein und hatte auch kein Unrechtsempfinden für seinen Wasserdiebstahl. Denn um diesen handelte es sich vorrangig. Marcellus war kein besonders schlimmer Vertreter der Behördenzunft, sondern er hatte durchaus Verständnis für die Probleme der kleinen Leute.


    Also Lucius vom rechtlichen Standpunkt sieht es so aus, dass die Villa wie auch die Wasserabzweigungen eine Straftat beinhaltet und man dir zuerst das Haus abreist und das Wasser wieder in seine gewohnten Bahnen verlegt wird. Dies stellen Straftatbestände dar und werden mit den härtesten Strafen versehen. Wenn du glück hast kommst du mit der Galeere davon. Und wenn du weiter so störrisch bist muss ich mich an die Vorgaben halten. Ich würde daher vorschlagen, dass wir uns zusammensitzen und gründlich überlegen was man machen könnte um eine Bestrafung für dich zu vermeiden.


    Lucius wurde sehr leise und sah den Aedil eine Weile an, bevor er nickte und ein Zeichen mit seiner Hand machte und Richtung der Villa Rustica zeigte. So gelangten sie vor das Haupthaus und stiegen von ihren Pferden ab. Lucius führte die drei in das Wohnhaus und ließ einen leichten Wein dem Aedil und seinen Männern reichen. So setzten sich die vier Männer um über Lucius Zukunft zu beratschlagen, während im Hintergrund die Familie von Lucius verzweifelt dem Gespräch folgte.


    Also der rechtliche Rahmen ist dir jetzt bekannt Lucius und jetzt wollen wir mal überlegen was wir damit anstellen. Primär war und ist für mich wichtig die beiden von dir abgezweigten Quellen wieder der Stadt zur Verfügung zu stellen. Dies muss unbedingt noch heute erfolgen und duldet keinen Aufschub. Des Weiteren kannst du deine Herden solange mit dem Wasser der Quellen tränken bis du eine neue Quelle gefunden hast. Ich denke du dürftest hier sehr rasch fündig werden. Wir können dir beim Suchen ein bisschen helfen. Deine Villa Rustica kann vorerst stehen bleiben, da das Gebiet niemandem gehört. Du solltest aber so schnell wie möglich dich bei der Curia melden und den Grund eintragen lassen. Nun zu deiner Strafe, du wirst zukünftig ein Auge auf alle vier Quellen haben, die die Stadt bewässern. Sollten kleinere Reparaturen zu machen sein, so führst du diese aus und informierst den zuständigen Aedil von deinen Maßnahmen. Ich muss noch mit den Duumvirs reden, vielleicht lässt sich da noch eine Kleinigkeit rausholen. Du siehst also dass ich es Ernst meine und dich nicht in Armut und Elend verrotten lassen will. Dies ist mein Vorschlag an dich, was sagst du dazu?


    Also Aedil das hört sich nicht schlecht an und ich nehme auf jeden Fall an. Ich kümmere mich um die Quellen und mache immer Meldung in der Curia, wenn was los ist. Ich danke dir im Namen meiner Familie und mir für deine Großzügigkeit. Du wirst es nicht bereuen.


    Lucius das hoffe ich für dich, das ist deine erste und letzte Chance, sollte ich mitbekommen das du Schindluder treibst ist es um dich geschehen.


    Marcellus und seine Begleiter verließen die Villa, bestiegen ihre Pferde und ritten zu ihrem Trupp zurück. Der Aedil war gespannt ob sich der Besitzer an die Abmachung hielt. Man würde sehen.

  • Der Petronier kejrte zu seinen Leuten zurück, die ihr Lager in der felsigeren Gegend aufgeschlagen hatten. So lagerten sie in Ruhe und Gleichmut und haarten der Dinge die noch folgen sollten. Stunde um Stunde verging, aber bis jetzt floss kein Wasser aus dem Quellbereich wieder in die gewohnten Bahnen. Doch das wollte nichts heißen, war es doch etwas schwierig alles wieder so schnell herzurichten. Marcellus hegte innerlich schon die Befürchtung, das der Besitzer der Villa Rustica in hintergehen wollte, doch endlich kam das Wasser wieder in den unterirdischen Rinnen an. Die ausgesandten Sklaven meldeten den Vollzug und so konnte sich Marcellus zurück lehnen. Geschafft einen Gegner zu einem Freund gemacht. Wenn alle Dinge so funktionieren würden, dann wäre das Leben wesentlich einfacher.


    wie versprochen zogen die Männer von Marcellus los um eine neue Quelle für die Villa zu suchen. Sie musste nicht so groß und ergiebig sein wie die Hauptquellen für die Stadt, aber sollte durchaus in der Lage sein die Villa ordentlich zu versorgen. So zogen verschiedene Truppe durch die Wälder und fanden tatsächlich noch eine kleinere Quelle die der Besitzer der Villa nutzen konnte. Und über ein paar hölzernen Rohren konnte er sogar das Wasser direkt zu seiner Villa lenken.

  • Der Tag dämmerte und das Lager erhob sich um alle Vorbereitungen für den Heimmarsch zu treffen. Nochmals wurde unter einem herrlichen sonnigen Himmel ein kurzes Frühstück zu sich genommen. Die Tiere wurden gefühtert und gestriegelt. Der Morgentau dampfte von ihrem Fell und ließ Schwaden nach oben steigen. Für die Sklaven hieß es jetzt schon anstrengende Arbeit zu leisten und so manch einem konnte man sein verdriessliches Gesicht ansehen. Doch so war es nun einmal für alle Sklaven im Imperium zuerst kam die Arbeit und dann wenn alles passte vielleicht ein bisschen Freizeit. Doch als Sklave im Dienst der Verwaltung war man permanent am Schuften. Immerhin legte man in Mogontiacum großen Wert darauf, dass die Sklaven gut behandelt wurden. Hirnlose Gewalttaten kamen äußerst selten vor. Jeder der Sklaven war ein fähiger Arbeiter und hatte vor seinem Sklavendasein einen Beruf besessen. Nun jedenfalls konnte der neue Aedil mit den ausgewählten Leuten seines Trupps sehr zufrieden sein.


    Die Zelte wurden abgebrochen und verpackt sowie die letzten Reste des Lagerfeuers beseitigt und so konnte der Trupp endlich die Heimreise antreten. Marcellus war sehr zufrieden wie sich alles entwickelt hatte und überlegte schon jetzt wie er seinen Bericht für das Archiv formulieren könnte. So zog die kleine Gruppe langsam aber stetig gen Mogontiacum. Dort erwartete einen dann wieder der Deinst nach Vorschrift und die normalen allgegenwärtigen Tätigkeiten. MArcellus für sich war zufrieden wie sich alles entwickelt hatte und sein Schachzug mit dem Besitzer der Villa Rustica erschien ihm als genialer zu mindestens als brauchbarer Gewinn für die Stadt. Der Petronier hasste es anderen Menschen seinen Willen aufzudrücken, wenn es nicht sein musste. Sicherlich beim Militär würde es anders laufen bei Vergehen wurde dort knallhart durchgegriffen.


    Wie auch immer so langsam kam die Stadt entgegen und die Wachposten grüßten kurz den zurückkehrenden Trupp. Als man schließlich vor der Curia anlangte verabschiedete sich Marcellus von seinem Trupp.
    "Männer ich danke euch für die gute Zusammenarbeit. Es soll nicht zu eurem Schaden erfolgt sein. Ich bin sehr stolz auf das was wir geleistet haben. Durch euer Können und eure Begeisterung habt ihr bewiesen wie gut die Curia und ihre Mitarbeiter auf Probleme reagieren können."
    Wir die Sklaven war sein Gesülze ehe egal doch die Facharbeiter zeigten stolz erhobenen Hauptes wie wichtig ihnen die Worte waren. Marcellus hob sich noch ein kleines Schmaerkl auf, für alle würde er ordentlich Wein fließen lassen. Seine Leute sollten mit ihm zufrieden sein.

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