Der Trupp ritt langsam von der Curia fort und zog Richtung Porta um die Stadt zu verlassen. Es war noch früh am Morgen und nur wenige Bewohner waren um diese Zeit unterwegs. Das Scheppern und Knarren der aufgeladenen Ausrüstung machte einen Höllenlärm zu dieser Stunde und etliche der vorbeieilenden Bewohner drehten sich überrascht oder auch teilweise verärgert wegen des Getöses der kleinen Kavalkade zu. So sahen sie wie der Aedil der Stadt mit einem Trupp gen Porta zog. Der eine oder andere drehte sich nur um und schüttelte den Kopf typisch Politiker und Verwaltung.
Marcellus gelangte mit seinen Leuten an die Porta und die wachhabenden Soldaten ließen ihn mit seinem Trupp passieren. Sie waren alle noch in ihre Mäntel gewickelt da es in der Nacht immer noch kalt war und man sich ohne Schutz den Tod holen konnte. Und wenn der Aedil meinte er müsse unbedingt um die Zeit ausreiten so sollte er es machen. Bald war die Ablösung und ein schönes warmes Lager würde sie in den Schlaf bringen.
In einer langgezogenen Reihe zottelte der Trupp hinter Marcellus her. Jeder hatte noch den Schlaf im Gesicht und war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ausgerechnet jetzt fing einer der Esel an zu bocken. Mit schrillem Gekreische riss er die Männer aus ihren Gedanken. Der Sklave der ihn hielt konnte das störrische Biest kaum bändigen, so dass allmählich alle um das Vieh herumstanden und ihr Besserwissen preisgaben. Doch dies animierte den Esel immer weiter dazu seinen Radau zu erhöhen. Der junge Petronier war gelangweilt aber mittlerweile auch sehr genervt von dem Zirkus den der Esel aufführte, wobei er sich fragte wer jetzt mehr Esel war das Tier oder die Männer die um den Bockerer herumstanden. So zwang sich Marcellus abzusteigen und drängte sich durch die Menge in die Eselmanage. Als das Tier den jungen Mann sah fing es noch lauter an zu kreischen. Marcellus war aber ganz ruhig, ging auf das Tier zu und packte es an den Ohren und zog diese zu seinem Mund. Leise flüsterte er dem aufgebrachten Tier etwas ins Ohr und wie durch ein Wunder wurde der Esel ruhig und zugänglich. Die Männer waren verblüfft ob des Gesehenen und sahen den Petronier misstrauisch an. Doch Marcellus verhielt sich ganz ruhig und bestieg sein Pferd wieder. Er wandte sich nur kurz um und meinte:
"Können wir jetzt weiter oder ist sonst noch was!"
Africanus konnte sich so nicht abspeisen lassen und wandte sich an den Aedil:
Wie hast du den Esel beruhigen können, was hast du zu ihm gesagt? Die Neugierde aller Männer spürte der junge Petronier auf sich. Marcellus musste schmunzeln als er die neugierigen Männer vor sich sah und daher machte er ein dramatisches Gesicht und verkündete mit der Stimme eines Priester:
"Ich habe die magischen Worte benutzt die jeden Esel wieder normal werden lässt. Ich sagte zu ihm, dass wenn er so weitermachen würde ich ihn in Eseslsalami verhackstücken würde."
Die Männer waren verblüfft und bemerkten erst jetzt das der Petronier einen Scherz gemacht hatte.
"Africanus ich war genauso verzweifelt wie ihr und daher habe ich den Esel angesprochen. Ich habe allerdings nicht gedacht das es bei dem dummen Vieh tatsächlich was bewirken würde. Aber du siehst die Götter sind unserer Unternehmung hold und lassen uns die schwersten Hindernisse überwinden."
Africanus war verblüfft und sein Gesicht sowie die Worte Marcellus regten die Männer zu einem Gelächter an. Und wer beteiligte sich ebenfalls voller Eifer am Gelächter ... der Esel.
Als sich der Trupp wieder beruhigt hatte folgten sie ihrem Weg Richtung Westen entlang an den teils bewaldeten Höhen um ihr erstes Ziel, das Auffangbecken zu erreichen. Die Sonne kam jetzt langsam heraus und es sollte ein wunderschöner Tag werden. Die Höhenzüge um Mogontiacum waren früher sehr dicht gewesen, doch mittlerweile waren nur noch Schatten der einstigen Größe vorhanden. Die Stadt sowie die Legionäre hatten fleißig dafür gesorgt das der Wald verkümmerte und auch der Boden langsam austrocknete.