Den weitläufigen Garten der Villa konnte man mit Fug und Recht als ein weiteres Juwel des flavischen Anwesens bezeichnen. Ein ganzes Heer von Sklaven war tagtäglich dafür verantwortlich, dass dies auch so blieb.
Gewaltige Bäume, die bereits schon einige flavische Generationen hatten kommen und gehen sehen, boten im Sommer ein Paar schattige Plätzchen und machten so die Hitze etwas erträglicher machten. Eine filigrane Blumenpracht ließ besonders im Frühling jedes Frauenherz höher schlagen. Und auch der berühmte Rosengarten des Flavius Felix, obwohl dieser schon seit etlichen Jahren im selbst gewählten Exil auf Sardinien weilte, verführte mit seinem herrlichen Duft.
Ein paar Schritte weiter fand man sich dann in einem Meer aus Kräutern wieder, deren Duft an einen Sommertag auf Kreta erinnern mochte. Die quadratische Fläche, die an ein Mühle-Spiel erinnerte, war in mehrere Parzellen eingeteilt, die jede für sich einem anderen Kraut Platz zum gedeihen bot. Die Mitte jedoch hatte man ausgespart. Hier befand sich eine marmorne Statue mit der Darstellung der Göttin Flora. Darüber hinaus fanden sich auch in anderen Teilen des Gartens noch weitere Abbildungen von diversen Göttern, Faunen, beflügelten Amoren und Jünglingen in allen möglichen Posen. Hin und wieder lud eine Bank zum Verweilen und Träumen ein. In der Tat konnte in diesem Garten die Phantasie des Besuchers auf Reisen geschickt werden, zu geheimnisvollen mystischen Orten.
Weniger mit der Absicht zu träumen oder sich gar griechischer Mythologien zu widmen, hatte sich Domitilla, gefolgt von einem Tross Sklaven, hinaus ins satte Grün des Gartens begeben. Die Vorbereitungen für die bevorstehenden Hochzeitsfeierlichkeiten liefen auf vollen Touren. Ein mit einer Tabula und Stylos bewaffneten Sklaven protokollierte alle verbalen Gedanken, die die Flavia auf ihrer Exkursion von sich gab, mit.
„Dieser Platz hier eignet sich hervorragend für eine Sitzgruppe. Dort drüben sollen sich dann die Sklaven postieren, um die Gäste zu bewirten.“ Der Sklave schrieb eifrig mit. „Wie du wünschst, Domina,“ meinte er und gab den anderen Sklaven ein Zeichen. Sofort lösten sich einige Unfreie aus dem Tross und markierten die betreffende Stelle mit Fähnchen.
„Und da, dieses Ding muss hier weg! Das stört nur!“, befand Domitilla weiter. Gemeint war das steinerne Abbild eines unbekleideten griechischen Diskuswerfers. Sofort eilten ein paar kräftige Sklaven herbei, die versuchten die Plastik zu entfernen, was sich allerdings als schier unmöglich erwies.
„Bedaure Domina, aber die Statue lässt sich nicht entfernen,“ wagte schließlich einer der Sklaven zu rufen. Domitilla, die bereits weitergegangen war, blieb abrupt stehen und wandte sich wieder um. „Wie, sie lässt sich nicht entfernen?!“ Geht nicht, gibt´s nicht! Sollte sich das verdammte Sklavenpack eben etwas mehr anstrengen!
„Die Statue ist im Boden verankert, Domina. Wenn wir die Staue entfernen, wird der Diskuswerfer Schaden nehmen,“ entgegnete der Sklave weiter.
Domitilla hasste es, wenn sie bei wichtigen Dingen unterbrochen wurde. Erst recht wenn es Sklaven, die dies taten. Dementsprechend verdüstert sich ihr Antlitz. „Ja bin ich hier nur von Idioten umzingelt?! Dieses Ding muss weg und wehe, ihr macht es kaputt!“ Der mutige Sklave, der es gewagt hatte, seine Stimme zu erheben, wich wie ein getretener Hund zurück. Die Statue wurde daraufhin markiert, während Domitilla ihren Weg fortsetzte.
Reserviert!