[Via Alteia] Gemüsehof des Othmar


  • Der Gemüsehof des Othmar, den er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Hildrun und seinen Angestellten Wolfhart und Hrothgar bewohnt und bestellt, befindet sich etwa eine dreiviertel Meile südwestlich der Canabae an der Via Alteia. Auf ihm wird handelsübliches, regionales Gemüse, aber auch Heil- und Küchenkräuter angebaut und verkauft. Der Wohnbereich ist in einen großen zentralen Wohnraum (I) und drei etwa gleich große Wohnkammern unterteilt. In der vorderen Kammer wohnt Wolfhart (II), in der hinteren Hrothgar (IV) und die mittlere Kammer bewohnen Othmar und Hildrun (III). Den Wirtschaftsbereich bilden der große Lager- und Vorratsraum (V) im Innern sowie die beiden Gemüsebeete (a/c) und das Kräuterbeet (b) außerhalb des Wohngebäudes.


    ~~~


    Othmar wusste nicht, was er hier sollte. Curio, der junge Magister Vici, den er und seine Begleiter, die heute in der Taberna zurückgeblieben waren, damals zwischen Noviomagus und Borbetomagus aufgelesen und hier in die Stadt mitgenommen hatten, hatte ihn für den heutigen Tag herbestellt. Auch wenn er froh war, endlich die Taberna seines Freundes Hartmuth zu verlassen, wo ihm allmählich die Decke auf den Kopf fiel, war er doch mit gemischten Gefühlen hergekommen, denn wenn er sich das Gründstück, das Gebäude und die drei Felder betrachtete, war ihm schleierhaft, wie er sich das leisten sollte. Der Verkauf der Pelze hatte zwar noch einiges an Geld in seine Kasser gespült, doch würde es wohl kaum reichen, dieses Land anzukaufen. So blickte er missmutig in der Gegend umher, als er den jungen Helvetier erblickte, gefolgt von einem jungen Mann, etwa in seinem Alter, der eine Tabula bei sich trug. Othmar runzelte die Stirn. Was das wohl alles sollte?

  • Gut gelaunt, aber dennoch nicht zu schnell, schritt Curio gemeinsam mit seinem Acanthos die Via Alteia in Richtung Südosten. Er hatte sich schon die ganze Woche auf diesen Termin gefreut, denn er konnte heute eine Schuld begleichen, die noch auf seine wohlbehaltene Ankunft hier in Mogontiacum zurückging. Immer noch schien die Sonne mit voller Kraft und die Temperaturen waren entsprechend hoch, sodass sich Curio nicht abhetzte, um nicht ins Schwitzen zu kommen. Dennoch bildeten sich bereits kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. Bereits von weitem sah er bereits seinen Bekannten, den ehemaligen Pelzhändler Othmar, der einer der Leidtragenden der chattischen Unruhen jenseits des Limes war. Er und seine Begleiter wohnten nun schon seit geraumer Zeit in seiner Taberna im Vicus Novus doch wusste Curio, dass das nur eine Zwischenstation sein sollte, bis sie eine eigene Unterkunft gefunden hätten. Dabei hatte sich Curio bereit erklärt, zu helfen und heute sollte der Tag sein, an dem diese Hilfe auch Früchte tragen sollte.


    Als er bei Othmar ankam, reichte er ihm seine Hand.


    Grüß dich, Othmar. Darf ich dir meinen Sekretär Acanthos vorstellen?


    Curio deutete auf seinen Sklaven, den er mittlerweile nur noch als Sekretär bezeichnete, da die Bezeichnung "Sklave für den jungen Mann schon lange nicht mehr ausreichend gewesen war. Mittlerweile war er deutlich mehr geworden und hatte sich zu einem unverzichtbaren Teil seiner kultischen und politischen Aufgaben gemausert hatte. Zudem war er ein verlässlicher Vertrauter und Berater, der ausnahmslos alles über die Umgebung Curios wusste, darüber aber stets Stillschweigen bewahrte. Die Wertschätzung und das Vertrauen, die Curio ihm entgegenbrachte zahlten sich dabei natürlich aus.


    Sodann wanderte Curios Blick auf den Hof und um seinen Mund zeichnete sich ein Schmunzeln ab.


    Nun, was sagst du?

  • Immer noch war Othmars Stirn gerunzelt, als Curio mit seinem Begleiter bei ihm ankam und ihn erstmal recht euphorisch grüßte. Es löste sich erst recht nicht, als Curio seinen Begleiter als "Sekretär" vorstellte.


    Sekretär, hä...?


    antwortete er nicht ohne Sarkasmus. Wichtig war er wohl geworden, der junge Mann, den sie quasi aus dem Straßengraben gezogen hatten und der danach für sie die Kasse geführt hatte. So wichtig sogar, dass er sich einen Sekretär leisten konnte. Belustigt schüttelte der Händler den Kopf und folgte dann Curios Blick hin zu dem Stück Land, das da vor ihnen lag. Zur linken Hand sprang zuerst das nicht allzu große und leicht verwitterte Wohnhaus ins Auge. Es war aus Stein gefertigt und bereits von außen ließ sich erkennen, dass es rechts wohl einen großen Stall oder ein großes Lager hatte. Dafür würde wohl knapp ein Dritter der Hausfläche draufgehen. Rechts neben dem Haus war bereits eine relative Große Anbaufläche für... was auch immer zu sehen.


    Was ich sage, Junge? Nett. Aber was habe ich damit zu tun?


    Sein fragender Blick machte deutlich, dass er sich kaum vorstellen könnte, dieses Stück Land zu besitzen und zu bebauen. Ganz im Gegenteil ging er davon aus, dass es schon irgendwem gehören würde, der es sicherlich noch bebauen würde... Irgendwann.

  • Den sarkastischen Einwurf Othmars überging Curio. Offensichtlich hatte der Händler mal wieder schlechte Laune, doch würde Curio schon dafür sorgen, dass sie sich verbesserte. Selbst, wenn er ihn zu seinem Glück zwingen musste. Der Helvetier jedenfalls ließ sich durch das launische Auftreten des Händlers seine gute Stimmung nicht verhageln. Stattdessen machte er sich sogar einen Spaß daraus, den Grantler ein bisschen auf die Folter zu spannen. So antwortete er einige Zeit nicht, sondern betrat einfach das Grundstück und ging zielstrebig auf die Eingangstür zu.


    Nett?! Ist das alles...? Ach, wie auch immer. Wir haben hier ein wunderbares Stück Land. Hier das Wohnhaus. Es hat einen großen gemeinsamen Wohnraum im mittleren Teil des Gebäudes, einen ebenso großes Lager auf zur rechten Hand und, vom Wohnraum ausgehend, drei Wohnkammern.


    Einen Schlüssel hatte Curio nicht, doch wäre es wohl ein einfaches, an ihn heranzukommen, da er im Haus der Fabricier, der Familie seines guten Freundes Tullus hinterlegt worden war, für den Fall, dass es Interessenten gäbe.


    Zudem gibt es hinter und rechts neben dem Gebäude genug Platz, um Obst, Gemüse, Kräuter oder was auch immer anzubauen.


    Curio Schmunzeln entwickelte sich langsam zu einem Grinsen, dass immer und immer breiter wurde, je mehr er hier erzählte. Es war nur allzu deutlich, dass er bester Laune war und diese von Satz zu Satz immer und immer besser wurde.


    Zuletzt sei angemerkt, dass die Räume teilmöbliert und noch einzelne Anbau- und Erntegeräte im Lagerraum zu finden sind. Wenn du möchtest, kannst du gerne man durch die Fenster schauen. Mit Sicherheit ist niemand da, den wir stören.

  • Je besser die Stimmung Curios wurde, desto genervter wurde Othmar. Nur widerwillig folgte er dem jungen Helvetier zur Eingangstür und ging selbst die Hausfront ab. Immer deutlicher zeigte sich seine schlechte Laune in seinem Gesicht, das sich langsam aber sicher zu einer starren Maske entwickelte, bei der die Gesichtszüge seltsam entrückt waren: Der rechte Mundwinkel nach oben gezogen, die Stirn tief gekräuselt, die Augen leicht geschlossen. Während er Curios Worten am Anfang noch mit viel Geduld zugehört hatte, bröckelte diese nun langsam vor sich hin und mit der Erwähnung der Teilmöblierung platzte es dann schließlich heraus.


    Bekommt ihr Politiker jetzt auch schon eine Ausbildung im Hausverkauf?


    fragte er mit unverhohlener Ablehnung der ganzen Aktion, die der junge Helvetier hier grade abspielte. Eigentlich war er schon geneigt, sich einfach umzudrehen, zu gehen und Curio hier einfach stehen zu lassen. Dann sollte der halt schauen, was er mit diesem "Topobjekt" anstellte. Doch entschied er sich dagegen, allein schon, weil er nicht glaubte, dass ihn der junge Helvetier nur deswegen hergerufen hatte, um ihn zu ärgern und seine ohnehin angekratzte Stimmung noch weiter zu verschlechtern.


    Aber machen wir es kurz: Was mache ich hier?

  • Das...


    setzte Curio mit einem immer noch breiten Grinsen an


    ...ist eine verdammt gute Frage.


    Curio schritt nun erneut voran, dieses mal aber in Richtung der linken Häuserecke um einmal ums Haus herum zu gehen. Auch könnte Othmar von der linken Hauswand aus auch einen Blick in die drei Wohnkammer werfen, bevor sie dann hinter dem Haus die Anbaufläche abgehen könnten.


    Nachdem du mir bei unserem letzten Treffen erzählt hast, dass du auf der Suche nach einer Möglichkeit bist, wo du mit deinen Freunden wohnen und arbeiten kannst, habe ich mal Augen und Ohren offengehalten und bin bei einem guten Freund fündig geworden. Der alte Pächter des Landes ist vor kurzem gestorben und sein Erbe dient bei der Cohors Secunda Gallorum im Süden und hat kein Interesse daran, das Land weiter zu bewirtschaften. Da der Besitzer des Grundstücks, der Fernhändler Manius Fabricius Tullus, den Hof unter keinen Umständen leerstehen lassen will, habe ich ein gutes Wort bei ihm für euch eingelegt und er ist bereit, dir den Hof zu verpachten.


    Soviel schon mal zu den Umständen. Curio sah sich hier als lediglich als Vermittler eines freundschaftlichen Angebots und wollte Othmar nichts einreden oder andrehen. Da er den Fabricius aber als fairen Geschäftsmann kennengelernt hatte und sie ihre gemeinsamen Werte verbanden - wenn man mal von der Liebe zum Gladiatorenkampf und zur Tierhetze ausnahm -, ging er davon aus, dass der Händler Othmar nicht über den Tisch ziehen würde.


    So schritt er nun einmal um das Haus herum, ließ Othmar viel Zeit in die Fenster zu schauen und sich ein Bild von dem Hof zu machen und blickte ihn schließlich erwartungsvoll an, als sie das Gründstück einmal komplett abgegangen waren und wieder vor der Eingangstür standen.


    Nun...?

  • Hm...


    gab Othmar einen undefinierbar indifferenten Grunzer von sich, als sie das Haus und das Grundstück einmal komplett umrundet hatten. Widerwillig zwar, aber dennoch nicht ohne Interesse war er dem Helvetier während des Rundgangs gefolgt, hatte durch alle verfügbaren Fenster geschaut und dabei den Schnitt des Innenraums, die vorhandenen Möbel und den Zustand der Räume und des Mobiliars registriert. Weiterhin hatte er die Anbauflächen in Augenschein genommen. Es war ein guter Boden, dem man vielleicht hier und da noch nachhelfen musste, der sich aber bestens zum Anbau von Gemüse und den von Hildrun so geliebten Heil- und Küchenkräutern eignete. Nun warf er nochmal einen Blick auf das Gesamtangebot und wandte sich schließlich wieder Curio zu.


    Wie viel wird mich das kosten?

  • Das war kein Nein, ging es Curio durch den Kopf. Othmar hatte auf eine klare Ablehnung verzichtet und der junge Helvetier ging davon aus, dass das ein gutes Zeichen war.


    Die Details machst du am besten direkt mit Fabricius Tullus aus. Da möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.


    Er hatte sich ohnehin ur darauf vorbereitet, dem Händler das Grundstück schmackhaft zu machen und die deutlich hervorstechenden Vorteile des Hofs nochmal in aller Deutlichkeit hervorzuheben. Verhandlungen allerdings konnte Curio nicht führen, da er dafür keine Positionen bekommen hatte und daher auch nichts hatte, was er im fabricischen Namen hätte anführen können.


    Wenn du möchtest, können wir direkt zum Fabricius gehen. Er weiß, dass wir das Hof heute besichtigen und erwartet eine Rückmeldung. Noch dürften wir ihn in der Domus Fabricia antreffen.


    Der erwartungsvolle Blick, den Curio Othmar zuwarf sagte alles aus, was Curio grade dachte. Alles erdenkliche Wohlwollen und die Hoffnung, dass Othmar und seine Freunde hier ein Heim und eine Zukunft haben, mit der sie auch für den Fall der Fälle langfristig leben könnten.

  • Lange blickte Othmar den jungen Helvetier an. Einerseits widerstrebte es ihm, diese einfache Lösung als ein gutes Angebot anzunehmen, doch letztlich ließ er sich durch die aufrichtige Art des Helvetiers überzeugen.


    Nun gut, lass uns gehen.


    antwortete er schließlich nach einer sehr, sehr langen Pause und folgte dem Helvetier schließlich zurück in die Stadt und zum Haus des Fabriciers. Anders als gehofft wäre er also in der nächsten Zeit nicht mehr komplett unabhängig, sondern lediglich Pächter eines Händlers, den er gleich zum ersten Mal treffen würde. Inwieweit sich bei der endgültigen Pacht noch handeln ließe, musste sich zeigen.


    ~~~


    Bereits zwei Wochen später haten Othmar, Hildrun, Wolfhart und Othmar den Umzug von der Taberna des Hartmut zum neuen Hof abgeschlossen. Das Gespräch mit dem fabricischen Händler war zur allgemeinen Zufriedenheit verlaufen. Othmar hatte mit ihm aushandeln können, dass sie die Pacht für ein Jahr im Voraus bezahlen würden. Das Geld, das Othmar bei seinen Handelsreisen verdient hatte, reichte dafür aus und es blieb sogar noch genug Geld übrig, um zusätzliche Möbelstücke für den Innenraum und Saatgut sowie Arbeitsgeräte für den Hof zu kaufen. In den letzten Tagen hatten sie mit ihrem Eselskarren und den beiden Eseln Stück für Stück alles ins Hofhaus transportiert und hatten von nun an vorerst für ein Jahr ein neues Zuhause. In Absprache mit dem Fabricius wurde von nun an hier Gemüse und Kräuter angebaut. zusätzliche bauliche Projekten waren zwar imm möglich mussten aber in jedem Fall mit dem Fabricius abgesprochen werden. Als erstes kleines Projekt wollte Othmar eine kleine überdachte Sitzecke in den Kräutergarten bauen, damit Hildrun für die warmen Tage einen Rückzugsort zwischen ihren geliebten Kräutern bekam.

  • Es hatte sich viel getan seitdem der Hof nun von Othmar und den seinen bewirtschaftet wurde. Der Kräutergarten war komplett bestückt. Zu Beginn hatten sie etwas Geld für Sträucher und Kräuter ausgegeben, um deren Samen zum weiteren Setzen nutzen zu können. Auch war die kleine überdachte Sitzecke fertig, in der sich Othmars Lebensgefährtin Hildrun immer aufhielt und den Duft ihrer Kräuter zu genießen. Auch die Gemüsebeete hinter dem Haus waren komplett beflanzt und deren Erträge könnten bereits nach der nächsten Ernste verkauft werden. Glücklicherweise waren viele Säh- und Erntegeräte im Lager zurückgelassen worden, sodass sie sich direkt an die Arbeit machen konnten.


    Auch innerhalb des Hauses hatten sich alle vier mittlerweile eingelebt. Anfangs war es für Wolfhart und Hrothgar noch ungewohnt, dass sie jeweils einen Raum für sich hatten, doch mittlerweile hatten sie Gefallen daran gefunden. So bekam auch jeder der drei privaten Räume einen eigenen Charakter. Auch der große Wohnraum war mittlerweile komplett eingerichtet worden und Hildrun machte sich mehr und mehr Anstrengungen ihn schön und wohnlich zu gestalten, raumtrennende Vorhänge zu nutzen und so einen angenehmen Raum zu schaffen, in dem man sich auch in den kalten Monaten gerne aufhielt. Alle vier fühlten sich mittlerweile wohl hier und auch wenn Othmar dann und wann noch ein bisschen maulte, dem fahrenden Händler legte man halt nicht so einfach ab, vermehrten sich auch bei ihm die Anzeichen dafür, dass er hier einen bequemen Alterssitz gefunden hatte, der ihm aber immer noch Arbeit machte, dass er nicht komplett einrostete.

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