[Triclinium] Ernste Gespräche oder traute Zweisamkeit?

  • | Liam


    Liam führte Silvana direkten Weges ins Triclinium. Der Raum war noch nicht komplett eingerichtet, doch standen an dem großen Fenster hin zum kleinen Kräutergarten zwei Stühle und ein Beistelltisch, die offenbar bereits für dieses Treffen vorbereitet worden waren.


    Helvetius Curio wird gleich hier sein.


    sagte Liam, deutete dezent auf die Stühle und verließ dann das Triclinium in Richtung von Curios Wohnbereich.

  • Runa bedankte sich mit einem stummen Nicken und folgte dem Sklaven ebenso schweigsam.
    „Danke.“ sagte sie knapp als er sie wissen ließ, dass Curio gleich hier sei. So hatte sie wenigstens noch etwas Zeit sich zu sammeln und ihre Gedanken zu ordnen. Gut inzwischen waren schon ein paar Tage ins Land gegangen und ihr erste Impuls mit Curio einfach durchzubrennen war zwar abgeklungen aber dennoch immer noch da. So stand sie nun also hier, in dem bisher recht spärlich eingerichteten Raum und nahm dennoch so gut wie nichts davon wahr.

  • Waren es noch Tage oder schon Wochen, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten? Curio hätte es nicht sagen können. Ihm war sein Zeitgefühl mit Silvana zuletzt komplett abhanden gekommen. Sicher war er nur darin, dass er in den ersten Tagen nach ihrem Prüfungsopfer noch versucht hatte, einen gemeinsamen Termin mit ihr zu vereinbaren, was jedesmal schiefgegangen war und letztlich war alles über ihn hereingebrochen - die Fertigstellung der Curia, die Vorbereitung der Wiedereröffnungsfeier, die Vorbereitung des Vortragsabends beim Mogonfest, die Ankunft seiner Mutter und die baldige Ankunft seines Vater, das Ende seiner Amtszeit und schließlich die Vorbereitung des Einweihungsfests der Casa Helvetia -, sodass ihre Beziehung immer weiter zurückstehen musste. Dennoch nagte es immer noch an ihm und besonders, dass er genau in dem Moment, wo sie seine Unterstützung gebraucht hätte, nämlich genau dann, als er ihr von den Verheiratungsplanungen für sie erzählt hatte und es eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, sie in den Arm zu nehmen, es nicht getan und sie einfach hatte gehen lassen. Genauso, wie er es bereits einmal im Garten der Casa Atia getan hatte.


    Und dann landete über Alpina die Nachricht bei ihm, in der Silvana um ein Treffen gebeten hatte. Wieder über Alpina hatte er zugesagt und heute sollte es also soweit sein. Er selbst hatte das Triclinium vorbereitet, zwar nur behelfsmäßig, doch der schöne Blick in den Kräutergarten sollte ein wenig entspannen. Und nun, als er über ihre Ankunft informiert wurde, war er es, der die übrigen Aufgaben übernahm. Anstatt Gwyn, die neue Haushaltssklavin, um Getränke zu bitten, bereitete er ein kleines Tablett mit einer großen Wasserkanne, zwei Bechern und einem Teller mit Weintrauben zu und trug ihn nun auch selbst den kurzen Weg von der Küche durchs Atrium ins Triclinium. Etwas ungeschickt zog er die dünnen Vorhänge zu, die den sonst offenen Raum im Sommer vom Atrium abteilten, um vertrauliche Gespräche zu führen, und die im Winter dann durch schwere, dicke Vorhänge ersetzt werden sollten, um den Raum vor der Kälte zu schützen. Dann stellte er das Tablett auf den Beistelltisch und erst jetzt wagte er es hochzublicken, Silvana direkt in die Augen. Eventuell könnte es ein kurzes Gespräch werden. Er stellte sich vor, dass eine Beziehung mit wenigen Sätzen beendet werden konnte - konkrete Erfahrungswerte hatte er dabei freilich nicht -, zumal er die Gründe dafür ohnehin kannte, sogar schon solange kannte, wie ihre Beziehung andauerte.


    Unglücklicherweise traute er sich nicht weiterzugehen. Er schaute sie lediglich an, grüßte nichts, sagte auch nichts anderes, versuchte erst gar nicht, die Situation durch den Gebrauch gesellschaftlicher Floskel zu überspielen. Sein Blick ruhte auf ihr und ihm war nicht weniger zu lesen, als seine uneingeschränkte Freude, wieder mit ihr allein sein zu können, vermischt mit einer diffusen Angst, dass es vielleicht das letzte Mal sein könnte.

  • Runa war nervös, wusste sie doch nicht so recht, wie dieses Gespräch hier heute enden würde. Schließlich hatten sie sich nun schon eine ganze Weile nicht gesehen. Immer war es ein Termin oder einen Aufgabe von Curio, die dazwischen gekommen war. Runa war sich nie ganz sicher gewesen, ob er wirklich so viel um die Ohren hatte oder einfach ein treffen mit ihr vermeiden wollte.
    Aber sie brauchte Klarheit und deswegen war sie heute hier.
    Stumm war er als er eintrat und stumm blieb de auch als er das Tablett abgestellt hatte. Auch Runa sagte zunächst nicht sondern starrte Curio nur an.


    Als er dann stehen bleib und keinerlei Anstalten machten seufzte Runa innerlich und einen unendlich Traurigkeit breitete sich in ihr aus.
    Und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten ging sie nicht auf ihn zu, sondern blieb wo sie war.
    Aber wenigstens sprach sie.
    „Salve Curio.“ sie musste schwer schlucken. Ja das musste sie wirklich, denn sie war mal wieder kurz davor in Tränen auszubrechen. „So wie es scheint hast du entschieden dich den Wünschen meines Vater zu beugen?“ Ja sie formulierte das als Frage und ein ganz ganz kleiner Hoffnungsschimmer tauchte in ihren Augen auf, denn sie hoffte so sehr dass er genau das nicht vorhatte.

  • Salve, Runa.


    erwiderte Curio mindestens ebenso unsicher, wie Silvana. Was sie danach sagte, führte ihm nur zu gut vor Augen, was er bereits angerichtet hatte und was er nun erneut anzurichten drohte. Alles lief erneut vor seinen Augen ab, jede Station ihrer Beziehung, die nun schon fast ein Jahr andauerte. Und mit jeder Szene, mit jedem Lächeln von ihr, mit jedem Kuss und jeder Vertraulichkeit stieg das Bedürfnis an, einfach loszulassen. In dem Moment brach es dann heraus. All das, was sich in den vergangenen Tagen angestaut hatte, alle Angst und alle Liebe zu ihr. Er überbrückte die Entfernung zwischen ihnen mit zwei, drei großen Schritten, umarmte sie, wobei er sie ganz fest an sich drückte und flüsterte in ihr Ohr.


    Nein, unter keinen Umständen.


    Er würde sie nie weder loslassen. So einfach war das. Würde sie in zurückweisen? Gut. Aber bis dahin wollte er jeden Moment auskosten. Jeden, einzelnen, verdammten Moment, der ihnen von wem auch immer geschenkt werden würde.

  • Als sie sich in seinen Armen wiederfand fiel ihr ein riesen Felsbrocken vom Herzen. Sie ließ es nicht nur zu, dass er sie umarmte sondern sie drückte sich an ihn, ganz fest gar so als wollte sie mit ihm Eins werden. All das was sich in den letzten Tagen (Wochen?) in ihr angestaut hatte brach heraus und sie konnte nun ihre Tränen auch nicht mehr zurückhalten.
    'Weglaufen! Mit ihm jetzt und sofort!' ja genau dieser Gedanke ging Runa gerade durch den Kopf doch sagte sie davon nichts.
    „Gut, ich habe das nämlich auch nicht vor.“ sagte sie nun wieder mit fester Stimme. Oh ja es würde noch die ein oder andere Konfrontation mit ihrem Vater geben. Aber Runa hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt Curio und keinen anderen als ihn zu heiraten und was sie von ihrem Vater mitbekommen hatte war der Duccier-Dickkopf und den gedachte sie auch durchzusetzen.

  • Einfach nur die Nähe genießen. Mehr wollte Curio nicht. Grade weil ihre Zukunft dermaßen unsicher war, grade weil sie beide nicht wussten, wo sie in ein paar Jahren landen würden und wer neben ihnen im Schlafzimmer liegen würde.


    Einige Tage nach ihrer Ankunft hatte es ein Gespräch mit seiner Mutter gegeben, bei dem sie ihm eine Liste potentieller Heiratskandidatinnen vorgelegt hatte. Die momentan aussichtsreichste Kandidatin war die Tochter eines Fernhändlers und Decurios aus Agrippinensium, ein ehemaliger Kamerad seines Vaters, der einem nordgermanischem Händlernetzwerk vorstand und seiner Tochter viel, sehr viel Geld mit in die Ehe geben würde. Die junge Frau sei gleichzeitig - das hatte ihm seine Mutter versichert - ansehnliche und habe zugleich Erfahrung in der gesellschaftlichen Repräsentation. Objektiv gesehen die optimale Partnerin für einen aufstrebenden Lokalpolitiker. Doch ging es hier nicht um Objektivität. Curio hatte, wenn überhaupt, nur verschwommene Erinnerungen an die junge Frau, denn seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sie als kleine Kinder auf dem Gut miteinander gespielt hatten. Wenigstens hatte Timarcha, wahrscheinlich um ihrem Sohn nicht vollständig vor den Kopf zu stoßen, Silvana in die Liste eingetragen, jedoch nur irgendwo auf dritter oder vierter Stelle ihrer bisherigen Präferenz. Als sie dann auch noch zu bedenken gab, dass er ob der aktuellen Situation damit beginnen sollte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er Silvana nicht würde heiraten können, war Curio der Geduldsfaden gerissen. Seitdem war er sauer auf seine Mutter, die darauf jedoch lediglich mit provokanter Gleichgültigkeit reagierte.


    Nun aber war Silvana hier bei ihm. Und er fühlte sich wohl mit ihr. So küsste er sie, einfach weil es sein musste, ließ den so einmaligen Moment auf sich wirken, den jeder Kuss mit ihr ihm eröffnete, löste sich dann aber von ihr und deutete auf die Stühle.


    Wir sollten uns setzen. Es gibt einiges zu bereden.


    Er lächelte sie liebevoll an, nahm ihre Hand und führte sie zu den Plätzen, wo er wartete, bis sie sich hinsetzte, dann beide Becher füllte und sich dann ebenfalls setzte.

  • Hier bei ihm zu sein, ihm so nah zu sein – es fühlte sich einfach so richtig an. Auch wenn sie sich in den ersten Tagen nachdem sie erfahren hatte was ihr Vater plante, durchaus versucht hatte sich Curio aus den Kopf zu schlagen. Aber sie war kläglich gescheitert und gerade jetzt in diesem Moment wurde ihr auch klar warum. Curio war ihr bestimmt, es war nicht nur so, dass sie beide je ein teil eines Ganzen waren, nein hier hatten noch andere Mächte ihre Finger im Spiel. Und Runa gedachte nicht sich gegen jene Mächte aufzulehnen. Nein sie würde nur dafür sorgen müssen, dass es jeder erkennen konnte, jeder musste es sehen, dass Curio und sie für einander bestimmt waren.
    Runa erwiderte nun also jene Küsse dir ihr geschenkt wurden und war eigentlich nicht bereit sich aus der Umarmung zu lösen, aber natürlich hatte Curio recht, also ließ sie sich zu dem kleinen Tisch führen und nahm Platz. Dieses Mal hatte sie tatsächlich auch einen Blick dafür, wie liebevoll der Standort des Plätzchens ausgesucht wurde, man hatte wirklich einen schönen Blick in den Kräutergarten.
    Nach dem sie nun saßen, sah Runa Curio liebevoll an. „Ich werde keinen anderen heiraten als dich.“ Sagte sie und so wie sie es sagte konnte man erkennen, dass es ihr durchaus ernst damit war. Sie wusste nicht wie sie es anstellen sollten. War von dem was man einen Plan nennen konnte so weit weg wie man nur sein konnte, aber ihr Entschluss stand fest. Ihn und keinen anderen.

  • Curio merkte, dass sie die Umarmung nur widerwillig beendet hatte. Eigentlich hatte sie recht. Ohne Zweifel hatte sie Recht, doch konnten sie sich jetzt nicht in irgendwelche Traumwelten flüchten, wo die Realität in ihrer gesamten Grausamkeit einem Abrisstrupp gleich an ihrem gemeinsam entworfenen Zukunftsplan hämmerte und bohrte, um es langsam aber stetig auseinanderzunehmen. Aber wenigstens eine kleine Wiedergutmachung war drin, denn während er saß, schob er seinen Stuhl nah an den ihren, sodass der kleine Tisch nun schützend vor ihnen stand, und griff nach ihrer Hand, um wenigstens sie noch halten und dadurch ihre Nähe aufrechtzuerhalten können.


    Einigermaßen entspannt nahm er nun das endgültige Statement Silvanas zu ihrer Beziehung auf und tatsächlich wurde sein Lächeln sogar noch liebevoller, als es noch grade eben war.


    Ich auch nicht. Denn... es wäre einfach nicht richtig.


    So einfach war das. Während Silvanas wohl wieder über ihren direkten Draht zu den Göttern den genauen Sinn dahinter sehen konnte, warum es richtig war, dass sie zusammenwaren, folgte er einfach wieder seinem Gefühl zu ihr. Und das sprach eine unmissverständliche Sprache.


    Auch wenn unsere Eltern das nicht verstehen können...


    Hm... Ok, jetzt musste er wohl auch mit der unangenehmen Wahrheit herausrücken, dass sie hier quasi Tür an Tür mit ihrer Mutter sprachen...


    Na ja... denn... meine Mutter ist kurz vor den Iuliuskalenden gemeinsam mit meiner kleinen Schwester hier in Mogontiacum angekommen und... na ja... sie weiß bescheid... Lucius hat einfach die Flanke aufgegeben und... ähm... also er hat sich verquatscht. Jedenfalls weiß sie bescheid. Über alles... na ja, also über fast alles natürlich.


    Das war ja mal wohl überhaupt nichts, Curio. Jetzt ordne deine Gedanken wieder sprich in ganzen Sätzen. Er ermahnte sich selber, denn es war schon unschön genug, dass sie jetzt komplett im Bilde war. Da muss er nicht noch wie ein unreifer Schuljunge vor sich hin stottern.


    Auf jedenfall hatte sie mir nun auch noch eine Liste potentieller Heiratskandidatinnen vorgelegt, die ich, wenn es nach ihr geht, noch vor meinem nächsten Wahlkampf heiraten soll. Nach meinem... Geständnis hat sie dich wenigstens dort aufgenommen, aller längst nicht ganz oben. Um das zu ändern, habe ich ihr versprochen, dass sie dich kennenlernen kann... Und naja... eigentlich sitzt sie nun ein paar Zimmer entfernt und wird von meiner kleinen Schwester so lange wie möglich beschäftigt, damit wir ein bisschen Zeit haben.


    Jetzt war es raus. Zwar nicht ganz ohne Stotterer, aber Silvana war jetzt wenigstens vorgewarnt, falls seine Mutter auf der Suche nach ihm, wofür es eigentlich keinen Grund gab, plötzlich hereinstürmen würde.


    Curio drückte ihre Hand leicht und lächelte ihr, nun etwas verlegener zu. Es waren sehr viele Informationen auf einmal und wollte ihr ein wenig Zeit geben, dass sie das alles verdauen konnte. Es tat ihm so leid, dass er sie hier so überfallen musste. Aber diese verdammte Realität gönnte ihnen nunmal einfach keine Pause.

  • Runa hatte nicht die Absicht Curios Hand loszulassen und war dankbar, dass er ihr die seine auch nur für den Moment entzogen hatte, den er brauchte um die Becher zu befüllen.
    „Gut dann wäre das geklärt.“ sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln zu seinem Statement, dass auch er nicht beabsichtigte jemand anderes zu ehelichen.
    Das Lächeln gefror ihr aber förmlich auf den Lippen, nicht die Anwesenheit seiner Mutter – sie wusste ja von Alpina, das diese hier weilte – nein sondern die Absicht seiner Mutter ihn zu verheiraten. Ja bei allen Göttern, hatte sich denn alles gegen sie verschworen?
    Nun zumindest hatte seinen Mutter sie auf die Liste aufgenommen – wie schmeichelhaft – aber wenigstens etwas, immerhin war das schon mehr als bei ihrem Vater.
    Dann kam aber der Moment an welchen Runa die Kinnlade förmlich runter flog. Curios Mutter wollte was? Her-je, darauf war sie mal so gar nicht vorbereitet.
    „Ähm.. nun … also. Ich denk mal ich kann wohl schlecht nein zu einem Gespräch mit ihr sagen.“ sagte Runa mit einem schiefen Grinsen. „Na dann hol sie mal, nicht das sie ungeduldig wird oder gar verstimmt.“ Wenn Curios Mutter nur ansatzweise so war wie ihre, dann hasste sie es zu warten...

  • So nah, wie sich beide grade waren, konnte Curio jede Gefühlsregung Silvanas umso deutlicher wahrnehmen. Daher war das Gefrieren ihres Lächelns und die leichte Verkrampfung ihrer Hand für ihn so, als würde er sie miterleben. Er versuchte sie mit einem leichten Streicheln seines Daumens auf ihrem Handrücken zu beruhigen und er hoffte, dass es zumindest ein bisschen wirken würde. Dann aber überraschte Silvana ihn endgültig, als sie quasi vorpreschte und bereits jetzt - wo es eigentlich noch so viel zwischen ihnen zu besprechen gab - seine Mutter dazu bat. Lautstark sog er die Luft ein, da er sie gerne noch ein bisschen darauf vorbereitet hätte, aber je schneller sie es hinter sich hatten, desto besser. Dennoch stand Curio noch nicht auf, als wolle er ihre Hand einfach nicht loslassen.


    Mhm... gut... Aber es gibt einige Dinge, die du wissen solltest. Sie ist eine typische römische Matrone, ähnlich deiner Mutter, wobei sie in familiären Angelegenheiten in der Regel das Sagen hat. Ihre Liste ist daher praktisch ein familiäres Gesetz. Wenn du sie von dir... und uns überzeugen kannst, wanderst du weiter hoch und je weiter oben du stehst, desto besser die Chancen, dass sie dich als Schwiegertochter anerkennt.


    Es hatte ihn schon sehr überrascht, wie schnell sie Alpina als Schwiegertochter akzeptiert hatte, wobei er von Lana bereits gehört hatte, dass sie die plötzliche Nachricht, dass sie Großmutter werde, eher verstimmt hatte. Dennoch, das hatte Lana auch gesagt, hätte sie Alpina danach recht schnell angenommen, was sich dadurch bestätigt hatte, dass sie seit ihrer Ankunft mehr und mehr versuchte, Alpina in die Familie zu integrieren. Das hier war allerdings etwas komplett anderes. Hier war kein Kind auf dem Weg, Curio war kein Soldat und Silvana war praktisch schon einem anderen versprochen. All das wusste sie und all das war in ihre bisherigen Entscheidungen eingeflossen. Auch das Gespräch mit Alpina, was auch immer die beiden dabei besprochen hatten, half offensichtlich dabei, seine Mutter zumindest grundsätzlich freundlich zu stimmen, was schon viel bedeutete.


    Im Moment ist sie uns offenbar, auch dank Alpina, noch freundlich gesinnt. Doch können wir sicherlich auch mit einigen harten Fragen rechnen. Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen, sie will halt nur ihre Küken beschützen.


    Davon hatte sie zwar ganze vier Stück, legte aber bei jedem der vier ein gewisses gluckenhaftes Verhalten an den Tag. Vermutlich der Beschützerinstinkt einer sorgenden Mutter, die Curio erst dann verstehen könnte, wenn er selbst einmal Vater sein würde.


    Ansonsten legt sie viel wert auf Etikette und Haltung... Na ja, du wirst sehen, warum ich so bin, wie ich bin.


    Er lächelte ihr schief zu, denn wenn sie erstmal Decria Timarcha, die große Matrone der Helvetii Curvi, kennenlernen würde, würde ihr wohl so einiges klar werden. Letztlich würde also nur noch ein Gespräch mit seinem Vater reichen, um zu wissen, warum er in manchen Dingen so verkorkst war, wie er nun mal war. Erneut drückte er ihr die Hand und gab ihr nochmal einen zärtlichen Kuss.


    In Ordnung... habe ich was vergessen? Ich glaube nicht. In jedem Fall werde ich hier an deiner Seite bleiben. Es sei denn du möchtest dich alleine den wohlgeordneten Schlachtreihen meiner Mutter entgegenstellen?


    ... gegen die Curio bereits vor ein paar Tagen den Kürzeren gezogen hatte, allerdings unter komplett anderen Vorzeichen - und einem zurückkuschenden Bruder, aber das nur am Rande. Curio stand nun auf und ließ erst, als er stand, Silvanas Hand aus der seinen gleiten. Langsam ging er nun auf die raumtrennenden Vorhänge zu und dreht sich nochmal um. Falls sie noch eine Vertraulichkeit loswerden wollte, war das nun der vorerst letzte Zeitpunkt. Denn die kommenden Minuten würden seiner Mutter gehören.

  • Natürlich verstand Runa seinen Überraschung, aber was hätten sie denn schon zu besprechen, wenn seine Mutter gänzlich gegen sie wäre? So galt es nun also erst seine Mutter zu überzeugen und dann wäre ihr Vater an der Reihe. Hierfür hatte Runa ja schon ihren eigenen Schlachtplan mit Nela erarbeitet – aber alles zu seiner Zeit.
    Runa würde sich wohl nun von ihrer besten römischen Seite zeigen müssen und ds war schon schwer genug. Galt es doch das Temperament zu zügeln, was ja sonst nicht gerade ihre Art war.
    Sie zog wie schon in den Lehrstunden alles auf, was er ihr an Informationen gab.
    Sie warf Curio noch einen liebevollen Blick zu. „Wenn deine Mutter es denn zulässt, dann hätte ich dich schon gern dabei.“ Sie wollte ihm das offen lassen, denn wenn seine Mutter darauf bestehen würde, das sie mit ihr allein sein wollte, wollte Runa auf keinen Fall, das Curio zwischen die Fronten geraten würde.
    Natürlich wäre sich dankbar und sicherlich auch um einiges sicherer, wenn er bei ihr wäre.
    „Ich liebe dich und nun hol sie schon.“ sagte Runa mit einem Lächeln auf den Lippen. Ja sie würde das schon irgendwie überstehen... hoffte Runa zumindest.


    Kaum das Curio den Raum verlassen hatte, sprang Runa auf und tigerte umher. 'Bei den Götter Runa reiß dich zusammen, dass hier darfst du jetzt nicht vermasseln. Es reicht schon, dass du gegen deinen Vater kämpfen musst, wenn nun auch noch seine Mutter dazukommt ist es fast aussichtslos!'


    Als sie wiederum Schritte vernahm, sprang sie ebenso schnell auf ihren Stuhl zurück versuchte so ruhig und ausgeglichen wie nur irgend möglich zu wirken.
    'Römisch handeln und denken! RÖMISCH!' Hämmerte es in ihren Gedanken...

  • Ich liebe dich auch.


    antwortete er mit hoffnungsvollem Lächeln und schob dann einen der Vorhänge beiseite, um das Triclinium zu verlassen. Einige Minuten war Silvana daraufhin allein im Raum und könnte die Ausicht auf die beiden Gärten genießen - oder sich den Kopf darüber zermatern, wie sie das folgende Gespräch angehen könnte. Dann näherten sich Schritte, die aber vor allem von Curio ausgingen, der offensichtlich extra laut vor sich hinstampfte, um Silvana vorzuwarnen. Dann schob er erneut einen Vorhang beiseite und betrat den Raum direkt gefolgt von seiner Mutter


    | Decria Timarcha


    Sie hatte trug eine schlichte Damentunika und hatte sich auch nur dezent zurechtgemacht, schließlich war sie von ihrem Sohn schon ein wenig überrascht worden, dass die junge Duccia, über die sie schon so viel gehört hatte, bereits heute im Haus zu Gast war, sodass das von ihr forcierte Gespräch auch schon etwas früher als geplant stattfinden konnte.


    Mutter, ich möchte dir Duccia Silvana vorstellen. Tochter des Pontifex Decimus Duccius Verus. Sie wird von ihren Freunden auch bei ihrem germanischen Namen Runa genannt. Runa, dies ist meine Mutter Decria Timarcha, Ehefrau des Primipilaris Lucius Helvetius Curvus.


    So wie er es gelernt hatte, stellte er beide vor. Er wusste nur zu gut, dass seine Mutter grade auf solche Kleinigkeiten sehr viel Wert legte. Dann rückte er ihr einen dritten Stuhl zurecht und schob ihr seinen Becher hinüber, seine Mutter nickte ihm dankbar zu und musterte die junge Duccia dann erstmal von Kopf bis Fuß. Zweckmäßig, aber hübsch, waren ihre ersten Gedanken und setzte dann ein Lächeln auf, das neue Maßstäbe in der Kategorie Unverbindlichkeit aufstellte.


    Setz dich doch bitte, Duccia.


    bot sie ihr den Stuhl an, den die Duccia noch grade eben verlassen hatte, während Curio erstmal an der Wand hinter Silvana zum stehen kam und ein wenig nervös Dehnübungen mit seinen Fingern vollführte. Mit der Anrede hatte Timarcha freilich klargemacht, dass sie sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht als Freundin sah, überhaupt hielt Timarcha aber nicht viel von Spitznamen. Schließlich setzte sich Timarcha auf den für sie vorgesehenen Platz, trank einen Schluck, blickte zuerst ihren Sohn an, seufzte leise und fokussierte dann wieder Silvana.


    Nun, vielleicht möchtest du mir erstmal ein bisschen von dir erzählen. Alles, was ich bislang über dich weiß, stammt nämlich von Leuten, die dich samt und sonders über den grünen Klee gelobt haben.


    So lehnte sie sich mit dem Rücken an die Stuhllehne und saß nun komplett aufrecht.

  • Kaum wurde der Vorhang beiseite geschoben stand Runa auch schon wieder auf ihren Füßen. Seine Mutter sitzend zu begrüßen kam ihr irgendwie falsch vor.
    'Römisch!' ermahnte sie sich nochmal in Gedanken und dann kam die Erziehung ihrer Mutter zum Vorschein. Sie setzte ein ebenso unverbindliches Lächeln auf und begrüßte Curios Mutter.


    „Salve Decria Timarcha. Ich freue mich deine Bekanntschaft zu machen.“ Ob es nun so war oder ob es nur ein Floskel war, wer wusste das schon zu sagen.
    Runa nahm Platz und bedankte sich so wie es sich gehörte.
    „Gern Decria, ich danke dir.“ Auch Runa saß wie eine Eins, ihre Hände legte sie in ihren Schoss, nein sie waren nicht verkrampft, auch wenn Runa das wohl zu gern gemacht hätte, aber sie wollte ihre Nervosität nicht verraten.


    Dann fing Runa an in ruhigen Ton von sich zu erzählen. „Nun es ehrt mich natürlich, wenn es Leute gibt, die gut von mir sprechen. Ich selber sehe mich jedoch als ganz normale junge Frau. Ich wuchs die meiste Zeit auf dem Landgut, Rus Duccii Veri, im Umland von Clarenna auf. Mein Vater Pontifex Decimus Duccius Verus und meine Mutter Calventia Fusa legten viel Wert auf meine Ausbildung. So wurde ich neben dem Lesen und Schreiben unter anderem auch in Religion und Philosophie unterrichte. Natürlich hat meine Mutter auch sehr viel Wert darauf gelegt, das ich einen Haushalt leiten und verwalten kann. Ebenso brachte sie mir das Nähen und Kochen bei.“


    Herje Runa kam sich vor wie auf dem Markt, wo man seine Waren bestmöglich anbot.


    „Mein Vater hat dann beschlossen, dass ich mich in den Dienst des Cultus Deorum als Aeditua stellen sollte und brachte mich hier her zu unserer Familie. Er selbst blieb auch hier um sein Amt als Priester wieder aufzunehmen.“
    Runa machte eine kurze Pause um einen Schluck zu trinken bevor sei weiter erzählte.


    „Meine Ausbildung absolvierte ich dann bei deinem Sohn. Er hat seine Aufgabe sehr gut gemeistert. Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn so schnell und so gut mein Einführungsopfer bestanden hätte. Zur Zeit gehe ich Alpina zur Hand. Im Gegenzug bringt sie mir alles Wissenswerte über Kräuter und ihre heilende Wirkung bei. Ich denke das gerade dies mich in meinem weiteren Wirken unterstützen kann, denn so kann ich mich nicht nur um das geistige und seelische Wohl der Leute kümmern, sondern sie auch von dem ein oder andere körperlichen Leiden befreien.“


    Ja genau das erhoffte sich Runa, sozusagen das rundum sorglos Paket.
    „Und außerdem habe ich so die Möglichkeit meiner Freundin Alpina zur Hand zu gehen, gerade jetzt wo sie etwas kürzer treten muss.“


    Hier endete Runa nun erst mal. Sie schaute Curios Mutter direkt an, ohne ihrem Blick auszuweichen, so wie sie es die ganze Zeit schon getan hatte.


    „Ich hoffe ich konnte dir zumindest einige deine Fragen beantworten.“


    Runa hatte es bewusst vermieden, den germanischen Teil ihrer Familie hervorzuheben. Sie wusste ja wie allergische ihre Mutter auf alles was germanisch war reagierte. Genau das war auch der Grund, warum sie seiner Mutter nicht ihren germanischen Namen genannt hatte.
    Nun schaute Runa die Frau die ihr gegenüber saß an und wartet ob sie noch weitere Fragen hätte.

  • Unangenehm berührt beobachtete Curio, wie sich Silvana seiner Mutter gegenüber selbst anpries. Wahrscheinlich wirkte sie deswegen auf ihn irgendwie unauthentisch und gekünstelt, auch wenn es auf einen Außenstehenden vielleicht nicht allzu auffällig war. Ihre Mutter hätte bestimmt ein Freudenfest gefeiert, wenn sie ihre Tochter hier hätte beobachten können. Und seine Mutter? Sein Blick huschte kurz zu ihr hinüber und bemerkte den neutralen Gesichtsausdruck, der keinerlei Gefühlsregungen zeigt. Über vierzig Jahre Training, ging es ihm respektvoll durch den Kopf und er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch auch er spürte dieses unangenehmes Gefühl, als wäre er auf dem Sklavenmarkt, wo ein Händler seine Ware feilbot. Eigentlich fehlte nur noch, dass seine Mutter die Zähne Silvanas auf Gesundheit kontrollierte...


    | Decria Timarcha


    Timarcha hingegen beobachtete die junge Frau genau, wobei sich während sie sprach, ein winziges, kaum wahrnehmbares Lächeln um ihre Lippen bildete. Das hörte sich doch alles schon sehr gut an. Sie würde eine gute, ja sogar eine hervorragende Ehefrau für ihren Sohn abgeben, wenn sie nicht schon praktisch anderweitig verlobt gewesen und standesmäßig nicht über ihrem Sohn stünde.


    Wie sieht es mit deinen germanischen Wurzeln aus? Soweit ich weiß sind die Duccier doch noch sehr stark mit der germanischen Kultur verbunden.


    Unwissend, dass sie Silvana damit in eine Zwickmühle brachte, war dies die erste Frage, die Timarcha stellte und schob auch gleich eine weitere Frage hinterher, mit der sie bereits ihren Sohn zur Weißglut getrieben hatte - was aufgrund ihrer hervorragenden Erziehung natürlich schon eine Kunst gewesen war - und mit der sie hoffte, nun auch eine Gemütsregung bei der bislang so gefassten Duccia hervorzulocken.


    Zudem hat mir... mein Sohn... erzählt, dass es für dich bereits anderweitige Heiratspläne gibt, die... sagen wir einträglicher für dich und deine Familie wären, als eine Heirat mit einem Helvetier, der grade erst die Anfangsstufe seiner gesellschaftlichen Karriere genommen hat. Immerhin bekämst du die Möglichkeit über einen großen Haushalt und ein großes Vermögen mitzuverfügen und sogar deinen gesellschaftlichen Rang zu erhöhen. Hinzu kommt natürlich noch die Verpflichtung deiner Familie gegenüber, der sich... mein Sohn... uns gegenüber ja ebenfalls zu stellen hat.


    Ihre Stimme war ruhig und ihr Sprachrhytmus gleichmäßig. Es klang so, als würde sie sich über ihren letzten Besuch auf dem Markt oder das letzte größere Stadtfest unterhalten. Dabei war sie sich der Brisanz der Lage vollkommen klar. Was sie hier tat widersprach eigentlich allem traditionellen Verhalten und der jungen Frau sollte es eigentlich gar nicht möglich sein, hier ohne Begleitung welcher Art auch immer bei einem jungen Mann zu Gast zu sein. Und jetzt, wo die Verlobung mit einem ritterlichen Pontifex unmittelbar bevorstand, war es umso verwerflicher. Dennoch machte sie das hier ihrem Sohn zuliebe, bei ihm waren es nämlich, da war sie sich sicher, echte Gefühle. Ob es bei der jungen Duccia ebenso war, würde sich dann wohl gleich zeigen.

  • Runa war sichtlich bemüht Haltung zu bewahren. Ihr rutschte doch glatt das Herz in die nicht vorhandene Hose. Nun hieß es diplomatisches Geschick zu beweisen.
    „Meine Vorfahren väterlicherseits stammen von den Germanen ab und meine Familie ist sehr stolz auf eben diesen Ursprung. Wir pflegen auch einige Sitten unserer Ahnen und würde nie unsere Wurzeln verleugnen. Dennoch bin ich wohl das was man die neue Generation nennen mag. Unsere Väter sind nur romanisiert. Meine Generation aber hat germanische sowie römische Wurzeln. Ich bin also nicht nur römisch erzogen, nein in meinen Adern fließt germanisches und römisches Blut. Ich fühle mich zu den germanischen Götter ebenso hingezogen wie zu den römischen. Ich denke ich vereine wohl beide Seiten und versuche aus beiden das besten mitzunehmen.“
    Hach ihre Mutter wäre jetzt wirklich wirklich stolz auf ihre Tochter, sonst war es doch immer so, dass Runa nur zu gern ihre römischen Wurzeln verleugnete.
    Nun kam dann wohl der kritischste Teil des Gespräches. Runa jedoch versuchte nicht aus der Rolle zu fallen, auch wenn ihr Fuß nun doch nervös auf und ab wippte.
    „Ja von diesen Plänen erfuhr ich erst kürzlich. Aber es ist nur ein Plan meines Vater und noch nichts konkretes. So wie ich ihn verstanden habe, weiß der von ihm Auserwählte noch nicht was mein Vater plant.“
    Ja genau so war es und das gab Runa durchaus den nötigen Funken Hoffnung. „Nun ich kann dich beruhigen, ein großer Haushalt ist zwar schön, dennoch würde ich es vorziehen, wenn ich hier bleiben konnte, denn hier im Cultus Deorum habe ich bereits Fuß gefasst und diese Bindungen wurde ich nur ungern aufgeben. Was nun deinen Sohn angeht, ich denke das mein Vater durchaus Potential in ihm sieht, nicht umsonst hat er ihn als seinen Klienten angenommen.“
    So langsam musste wohl die Katze aus dem Sack.
    „Und das ist auch der Grund, warum ich .. wir meinen Vater bisher nichts von uns gesagt haben. Denn wenn ich eins nicht will, dann ist es das dein Sohn oder seine Zukunftsplänen Schaden nehmen. Wenn dies auch heißen würde, dass wir uns nicht mehr sehen könnten, dann ist dem eben so. Ich würde ihm nie und ich meine wirklich nie im Wege stehen wollen.“
    Nun schluckte Runa, denn nun ging es wohl darum Farbe zu bekenne, das sie Curio nicht schaden wollte hatte sie schon mal dargelegt.
    „Jedoch werde ich mich dieses Mal dem Willen meiner Familie nicht beugen.“
    Runa atmete noch mal tief durch was nun folgte hätte sie Curio wohl lieber unter vier Augen gesagt.
    „Decria Timarcha, ich liebe deinen Sohn aufrichtig und von ganzem Herzen und ich werde ihn oder keinen heiraten. Sollte es keinen Weg geben, das wir die Ehe miteinander eingehen können, so werde ich nach Rom gehen und mich dort zu einer Priesterin der Vesta ausbilden lassen.“
    Man konnte an ihren Augen und an ihrer Stimme erkennen, dass es Runa wirklich ernst meinte. Ja wenn sie ihn nicht haben konnte, dann wollte sie keinen anderen. Aber sie würde sich das auch nicht antun, zuzusehen, wir er eine andere ehelichte. Nein das würde sie nicht.

  • Curio kochte innerlich, als seine Mutter nun schon zum zweiten Mal in seiner Anwesenheit unterstellte, Silvana würde sich vorrangig von finanziellen Aspekten leiten lassen. Doch hatte er seinem letzten Gespräch mit seiner Mutter bereits damit gerechnet, dass es hier auch zur Sprache käme. So erweiterten sich nur die Dehnübungen seiner Hände, die er mittlerweile hinter seinem Rücken versteckte. Zudem musste er zugeben, dass die Erziehung seiner Mutter offensichtlich Früchte trug, denn er schaffte es nun auch, seine Gefühle ihr gegenüber weitgehend zu unterdrücken. Silvana hingegen machte sich gut. Sie machte sich nicht nur gut, sondern ganz hervorragend, auch wenn es wohl nicht ganz die Wahrheit war, was sie von sich gab.


    | Decria Timarcha


    Timarchas Gesichtsausdruck wiederum wirkte von Satz zu Satz entspannter. Als Verquickung von germanischer und römischer Kultur sah sie sich also, wobei der Decria aber durch die Reihenfolge der Aufzählung nicht verborgen blieb, dass es doch gewisse Präferenzen gab. Doch wollte sie ihr das übel nehmen? Sicherlich nicht, solange sie die Loyalität zu den römischen Göttern nicht aufgab, was wiederum durch ihre Ausbildung letztlich gesichert war.


    Zudem gefiel ihr mehr und mehr was sie hörte, denn ihre Befürchtungen bestätigten sich nicht. Der finanzielle Aspekt schien für sie nur untergeordnete Bedeutung zu haben und lediglich das offensichtlich fehlende Pflichtbewusstsein, ihrer eigenen Familie gegenüber hinterließ einen kleinen Wermutstropfen. Womit sie dann aber abschließ, nämlich, dass sie Vestalin werden wolle, wenn die Hochzeit zwischen ihr und Timarchas Sohn nicht stattfände, ließ die sonst so gefasste Timarcha schlucken. Der Blick zu ihrem Sohn, verriet, dass es ihn genauso zu überraschen schien, denn ihm entglitten nun vollständig die Gesichtszüge, er trat an die junge Duccia heran und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Timarcha runzelte die Stirn und erneut musterte sie Silvana lange. Es entstand eine unangenehme Pause, in der sich die Blicke Schlachtreihen gleich gegenüberstanden.


    Deine Eltern werden dir sicherlich schon gesagt haben, dass man solche Gelübde nicht folgenlos ausspricht, Duccia. Ich kann das also nur noch unterstreichen und dich fragen: Ist es dir das wirklich wert?


    antwortete sie, diesmal mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. Gelübde sprach man nicht aus, wenn man sie nicht ernst meinte und erst recht nicht eines für den Eintritt in die Gemeinschaft der Vestalinnen. Nicht, dass das hier bloß eine jugendliche Übersprungshandlung war. Die Tochter eines Pontifex, die gleichzeitig vollausgebildete Aeditua war, sollte sowas eigentlich besser wissen.

  • Ein entschuldigender Blick traf Curio. Ja sie hatte es ihm wirklich lieber unter vier Augen sagen wollen. Aber dies war ja nicht möglich gewesen. Aber seine Mutter lag gänzlich falsch. Es war nicht so wie sie dachte.
    Genau deswegen war der Blick der Curios Mutter nun traf auch ruhig und gefasst.
    "Du schätzt mich falsch ein. Es gibt drei Dinge die mir im Leben wichtig sind. Das ist meinen Familie, Curio und meine Liebe zu den Göttern. Wenn sich die ersten beiden nicht miteinander vereinbaren lassen, ist es also nur logisch, dass ich mich auf die Liebe zu den Göttern konzentriere." Runa atmete tief durch um das leichte Zittern, welches in ihrer Stimme mitschwang, zu unterdrücken. "Und du kannst versichert sein, dass es kein unüberlegtes Gelübde wäre." Auch wenn sie es nicht wollte. Runa stand auf und schaute einen Moment in den Garten. Ihr ging das ganze hier an die Nieren. Erst warf seine Mutter ihr vor des Geldes? wegen heiraten zu wollen. Zweifelte also an ihrer Liebe zu Curio. Das sie nun aber auch ihre Liebe zu den Göttern in Zweifel zog war der berühmte Tropfen, der das Fass fast zum überlaufen brachte. Runa musste sich beruhigen. Doch es half alles nichts, als Runa sich umdrehte, blitze es immer noch in ihren Augen. "Decria, ich verstehe durchaus, dass du nur deinen Sohn beschützen willst. Aber ich verbitte mir, dass du mich, meinen Glauben oder meine Treue zu meiner Familie in Zweifel zu ziehen versuchst. Bei allen Göttern, meinst du es fällt mir leicht mich gegen den Wunsch meiner Familie zu stellen? Zumal ich ihnen nicht mal sagen kann warum? Wenn ich es täte würde es deinem Sohn zum Nachteil gereichen." Runa versuchte wirklich sich zu beherrschen, was ihr aber von Augenblick zu Augenblick schwerer fiel. "Sei versichert Decria, ich überlege mir immer genau was ich tue, gerade wenn es so weitreichende Konsequenzen hat, wie das Gelübde einer Vestalin." Runas Augen sprühten Funken auch wenn sonst ihre Körperhaltung kaum was von ihrer Aufregung verriet, ihre Stimme war nun auch wieder ganz ruhig. "Wenn also meine Familie und andere nicht erkennen wollen, dass die Götter uns…" nun traf ein liebevoller Blick Curio. "… für einander bestimmt haben, dann gibt es nur den einen Weg für mich."

  • Curio schluckte. Wieder einmal hatte es seine Mutter geschafft, den wunden Punkt ihres Gegenübers zu erkennen und wieder hatte sie ihrem Gegenüber mit ihrem ganz speziellen Charme so vor das Schienbein getreten, dass Silvana nur aus der Haut fahren konnte. Ruckartig sprang sie auf, wobei Curio nach hinten gedrückt wurde und seine Hand von ihrer Schulter wegrutschte. Leider musste sie da jetzt durch, denn Curio meinte einen Gesichtsausdruck seiner Mutter zu erkennen, den sie immer aufsetzte, wenn sie eine Entscheidung getroffen hatte.


    | Decria Timarcha


    Dieser Gesichtsausdruck bestand aus einer entspannten Stirn, zusammengepressten Lippen und einem leicht abwesenden Blick. Sie war bei der jungen Duccia an die Substanz gegangen, um herauszufinden, wo ihre Präferenzen und wo ihre Loyalitäten lagen. Diese junge Frau würde ihre Familie opfern, und Vestalin werden, wenn sie Curio nicht als Ehemann an ihre Seite gestellt bekäme. Das imponierte Timarcha, auch wenn es entgegen allem stand, was sie in ihrem traditionellen römischen Wertesystem zu vertreten pflegte.


    Weißt du, Duccia. Es mag sein, dass ich dich falsch einschätze, doch schätzt du mich ebenfalls falsch ein, wie ich glaube. Ich weiß nicht, ob Iullus dir erzählt hat, dass meine Hochzeit auch eine Liebesheirat gewesen ist. Allerdings unter deutlich anderen Vorzeichen. Mein größtes Interesse ist das Glück meiner Familie und meiner Kinder. Mein ältester Sohn lebt mittlerweile in einem festen Konkubinat mit einer Frau, die er wahrscheinlich liebt. Mein dritter Sohn ist noch zu jung für eine Heirat und meine Tochter erst recht. Mein zweiter Sohn allerdings liebt eine junge - und wie ich glaube patente - Frau, die allerdings standesmäßig über ihm steht. Da du genauso gut weißt, wie ich, dass Frauen, besonders jene deines Standes, die Standestreppe niemals hinabfallen, sondern normalerweise sogar hinaufsteigen, weißt du selbst am besten, was auf dich zukommen kann und wird.


    Sie machte eine Pause und trank einen Schluck. Timarcha ging davon aus, dass die beiden das wohl alles schon wussten, es schon vielfach durchdacht hatten, doch jemanden brauchten, der das auch nochmal in ganzer Härte aussprach. Diese Rolle übernahm sie nur allzu gerne, auch wenn sie sich dabei zum Sündenbock hochstilisieren ließe.


    Nun gibt es aber auch noch die im gesellschaftlichen Wertesystem nicht vorgesehene Liebe, die bei euch beiden ohne Zweifel gegeben ist. Nun weiß ich, dass mein zweiter Sohn ein zäher Knochen ist, ganz und gar ein Helvetier, ein sturer, dickköpfiger Widder eben. Doch stellte sich mir bis jetzt die Frage, ob du da mithalten kannst, Duccia. Denn wenn dem nicht so wäre, hätte ich euch ernsthaft davon abgeraten, ganz nach dem Motto "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende." Nun habe ich dich aber kennengelernt und es gehört schon jede Menge Entschlossenheit dazu, ein Gelübde an Vesta auszusprechen.


    Erneut machte sie eine Pause, presste die Lippen aufeinander und entspannte ihre Stirn. Dann wanderte ihr Blick zu ihrem Sohn und schließlich wieder zu Silvana.


    Falls, ich betone, falls deine Eltern und deine Familie dem zustimmen, werde ich mich euren Plänen nicht in den Weg stellen und dich, Duccia, gerne als meine Schwiegertochter in unsere Familie aufnehmen. Macht euch aber klar, dass das noch ein langer und steiniger Weg werden wird. Wenn die Götter schließlich eure Beziehung gutheißen, werden sie ihren Teil zu ihrer Vervollkommnung leisten.


    Timarcha neigte sich nun leicht nach hinten. Silvana müsste ihre Familie ganz schön bearbeiten, um den standesmäßigen Abstieg, der mit dieser Heirat einherginge, zu rechtfertigen. Hier und Heute allerdings hatten die beiden Liebenden einen Sieg davongetragen, der sie vermutlich beflügeln würde.

  • Natürlich war Runa als das bewusst und bekannt was seine Mutter da sagte und sie wusste auch, wenn sie ihre Familie davon überzeugen könnte, dass Curio zeit seines Lebens in Zugzwang wäre. Ihre Familie würde immer ein Auge auf ihn haben, ihn immer weiter vorantreiben. Nein es würde auch nach eine Hochzeit nicht einfach werden und das wusste beide wohl auch ganz genau.
    Doch Runa war bereit zu kämpfen jetzt und auch in Zukunft.
    „Ich danke dir, für die Chance, die du uns einräumst.“ sagte Runa schließlich. „Meine Eltern vornehmlich meinen Vater werde ich schon noch von der Richtigkeit dieser Verbindung überzeugen.“ Ja irgendwie würde sie das schon schaffen. Schließlich hatte sie mit Nela nun auch direkte Hilfe aus der Familie. „Ich wäre auch nicht die erste Duccia die auf Liebe heiratet.“ Ja das wäre sie nicht, so wie sie Nela verstanden hatte hatte sich Nelas Mutter auch gegen den Willen der Familie durchgesetzt und den Mann geheiratet, den sie wollte.
    Runa stand immer noch und Curio, der sie wohl wirklich gut kannte, würde ihr wohl ansehen, dass das Gespräch mit seiner Mutter wirklich an ihr nagte und sie sichtlich mitgenommen hatte.

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