Da sagte man eine Donnerwetter reinigt die Luft. Aber das was da gerade über Runa hereingebrochen war, war wohl eher ein Erdbeben, denn einem Donnerwetter gewesen. Es hatte es doch ihre ganze Welt irgendwie zum Einsturz gebracht.
Sie ritt nun also wohin? Das wusste wohl nur die Götter allein...
Ja wo sollte sie auch hin, nach hause? Hatte sie überhaupt noch eins? Nein wahrscheinlich eher nicht.
War sie sauer auf ihren Vater ja war sie und wie. Nein nicht weil er sauer war, DAS konnte sie sogar verstehen, aber dass er ihr nicht einmal die Chance gegeben hatte zu erklären, dass er sie behandelt hatte wie ein kleines Kind, dass er …
Ja sie hatte immer versucht ihm einen gute Tochter zu sein, nein sie hatte viele mehr sein wollen. Sie hatte doch zeitlebens versucht ihm den Sohn, den er nicht hatte zu ersetzen. Auch wenn er immer gesagt hatte, dass es ihn nicht störte, wusste sie doch, dass er sich nicht sehnlicher wünschte. Und genau darum hatte sie immer versucht ihm diesen Sohn zu ersetzen.
Aber heute war ihr klar geworden, dass sie dies nicht konnte, dass sie es nie gekonnt hatte.
Ja einen Sohn hätte man wohl um eine Erklärung gebeten. Aber ein Tochter? Nein deren Meinung zählte nicht. Die hatte einfach zu gehorchen und gut.
Warum verdammte Axt hatte er denn dann darauf bestanden, dass sie sich auch mit der germanischen Seite ihrer Familie beschäftigt? Er musste doch wissen, dass germanische Frauen in vielen Dingen freier waren. Hätte er doch einfach Mutter frei Hand gelassen, dann wäre Runa heute wohl schon ohne Murren unter der Haube...
Die Nacht war über sie hereingebrochen, eine finstere Mondlose Nacht. „Wie bezeichnend.“ bemerkte Runa trocken. Es hatte keinen Sinn mehr weiter zureiten. Also suchte sie sich einen Platz nahe des Ufers den Flusses an dem sie entlang geritten war.
Irgendwann nachdem sie das Pferd versorgt hatte saß sie nun mit angezogenen Beinen da und starrte auf die dunkle Wasseroberfläche, die wie es schien das letzte Licht aufzog, so das es wirklich finster wie im Bärenarsch war.
Und sie sprach... mit wem? Nun das weiß wohl nur Runa allein.
„Ich habe ihn nicht belogen.“
„Hast du nicht?“
„Nein.“
„Sicher?“
„JA sicher, ich habe ihm was verschwiegen aber nicht belogen.“
„Ist das nicht wie...“
„Nein!“
„Sicher?“
„Ja!“
„Aber du hast ihn hintergangen!“
„NEIN!“
„Doch!“
„Habe ich nicht.“
„Doch hast du, überleg mal genau.“
„Ich habe mich verliebt. Verdammte Axt ich habe mich einfach nur verliebt! Was ist daran falsch?“
„Nichts. Aber Liebe ist nun mal in den Planungen deines Vaters nicht vorgesehen.“
„Aber was ist wenn es doch passiert?“
„Du hast dir für deine Liebe einfach den falschen rausgesucht.“
„Habe ich nicht.“
„Doch hast du!“
„Nein.“
„Dein Vater wird ihn köpfen, vierteilen.. oder einfach nur mit der Axt erschlagen, dass ist dir klar oder?“
„Nein wird er nicht.“
„Sicher?“
„Ja verdammt noch mal.“
„Wenn du es sagst.“
„Vielleicht lässt er ihn ja auch nur aus der Stadt jagen?“
„Nein!“
„Sicher?“
„Janein.“
„Siehst du.“
„Nein das wird er nicht tun. Curio ist so was wie der Sohn, den er nie hatte. Er wird ihm verzeihen.“
„Sicher?“
„Ja verdammt es ist doch nicht mal was passiert.“
„Nicht?“
„Nein es ist nichts passiert.“
„Und warum sitzt du dann hier und liegst nicht in deinem warmen Bett?“
„Verdammte Axt Loki es reicht... lass mich in Ruhe und nerve wen anderes."
„Hihihihi...“
Und urplötzlich war wieder Ruhe und Runa starrte immer noch auf das Wasser...