Es hatte einfach keinen Sinn mehr sich von einer Seite auf die andere zu werfen! Lucia zog sich mitten in der Nacht einen dünnen Bademantel (oder wie auch immer man das Ding zu der Zeit nannte) über und verließ ihr Zimmer. Der zarte Stoff war tatsächlich mehr für den Anstand gedacht, als gegen die Gefahr einer Unterkühlung. War doch diese, auch nachts nicht vollständig weichen wollende, drückende Hitze mit ein Grund, dass sie keinen Schlaf fand. Obwohl es hier in den Albaner Bergen eindeutig besser auszuhalten war als in Rom, zumindest die Gerüche betreffend bei dem Klima war sich Lucia nicht ganz sicher, dennoch war dieser Ort doch ein weiterer Grund für ihre Unruhe.
Am Anfang des vorigen Abends hatte sich Lucia noch glücklich geschätzt jemanden wie Sekunda daheim zu haben, der auf ihre Tochter aufpassen konnte. Jetzt in der Nacht, so weit weg von ihrem Kind… es fühlte sich einfach falsch an. Am liebsten wäre sie sofort aufgebrochen um so schnell wie möglich wieder mit ihrer Kleinen vereint zu sein. Lucia hoffte, dass ein kleiner Spaziergang durch die Gärten ihre Gedanken beruhigen und ihren Körper müde machen würde.
Es war eh verwunderlich, dass sie noch so viele Gedanken hatte, oder sollte sie besser sagen schon wieder? Ihr Kopf fühlte sich noch nicht wirklich wieder klar an, ob all des Weins den sie genossen hatte und dennoch kündigten sich schon Kopfschmerzen an. Die Reise zurück nach Rom am nächsten Morgen würde das reine Vergnügen werden! Sie würde sich einfach das Ziel vor Augen halten müssen: Ihre Tochter.
Lucia hörte das trockene Rascheln des Grases unter ihren Sandalen, während sie über die zwei Meter halbverdorrtem Gras zu einer steinernen Bank schritt. Grillenzirpen rauschte stetig im Hintergrund, ansonsten war es still. War diese Stille auch ein Grund für Lucias Schlaflosigkeit? In Rom war es nie still. Es war seltsam so kleine Geräusche wie das rascheln von Gras so überdeutlich wahrzunehmen. Hier klang jedes Knacken von sich verziehendem Holz wie das Brechen einer Achse. Seufzend blickte Lucia zu den Sternen empor. Wenigstens diese funkelten vertraut auf sie hinab und Lucia beschloss sich für eine Weile hinzusetzen und die Sterne zu beobachten. Sie seufzte abermals, sie hatte tatsächlich Heimweh.