Der verlorene Sohn


  • Salve Nerva,


    Es scheint merkwürdig für dich zu sein, dass ich dir schreibe doch der Anlass ist dringend.


    Ich weiß, dass du dich mit deinem Vater einst zerstritten hattest und nun dein Glück in den Provinzen Roms und im Ausland suchst.


    Ich weiß, dass du nicht auf die Schreiben deines Vaters geantwortet hast und ich weiß, dass deine letzten Worte an deinen Vater lauteten, dass du niemals wieder zurückkehren wirst.


    Doch ich schreibe dir nun aus einem größeren und traurigerem Anlass, als es mir lieb ist.


    Ich muss dir hiermit mitteilen das dein Vater vor wenigen Tagen am ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXV A.U.C. nach langem Leiden verstarb.


    Als sein engster Vertrauter sehe ich es als meine Pflicht an dich nun zurück nach Rom zu bitten, Ich werde das Begräbnis in die Wege leiten und bis zu deiner Ankunft dein Erbe verwalten.


    Bitte verzeihe deinem Vater zumindest nach dessen Tod.


    Vale,


    Numerius Lucius Massa


    Sim-Off:

    Ich wollte den Brief nicht im Stadtor posten, ich schreibe hier später auch weiter

  • Nach dem ich ohne größere Hindernisse das Stadttor Roms passiert hatte, galt mein erstes Ziel den Freund meines verstorbenen Vaters aufzusuchen. Ich lief durch die Straßen Roms, die sich seit meiner Abwesenheit kaum verändert hatten, ich genoss etwas die Heimat, obwohl ich von Trauer begleitet diese Stadt betrat.


    Als ich dann den Laden von Numerius Lucius Massa betrat, staunte ich nicht schlecht. Konnte sich Massa, als Händler finanziell damals kaum halten, schien er sich nun auf Wein spezialisiert zu haben und ein florierendes Geschäft zu betreiben. Massa drehte gerade einem kleinen dicken Römer eine Amphore Wein an, als er mich sah.


    Sein Lächeln reichte vom linken Ohr bis zum Rechten und mit offenen Armen trat er auf mich zu „Nerva, du bist gekommen, den Göttern sei Dank“ eine sanfte Umarmung und ein Schulterklopfen lies ich über mich ergehen „Mein Beileid, Nerva“. Ich brachte trotz der herzlichen Begrüßung jedoch nur ein „Salve Massa“ aus mir heraus.


    Er führte mich in ein kleines Hinterzimmer, in dem wohl die größeren Geschäfte abgewickelt wurden, die im Laden keinen Platz hatten. „Du hast dich verändert, erzähl wie ist es dir ergangen?“
    Ich nahm den mir Angebotenen Platz gegenüber Massa ein und beging zu erzählen . Von meiner Reise nach Alexandria und meinem ersten großen wahnwitzigen juristischen Fall, von meinem Aufenthalt in Arabia und Cappadocia, meiner Reise nach Asia und Achala und meinem letztendlichen Endschluss nach Arabia zurückzukehren. Ich erzählte ihm von meinen letzten 11 Heimatlosen Jahren, seit ich Roma verließ, doch das ist eine andere Geschichte.


    Als ich fertig war, strahlte Massa von dem neuen Wissen meiner Reisen und Abenteuer die er von mir erfuhr und bot mir bei sich einen Platz für die Nacht an, damit wir morgen die Casa meines Vaters aufsuchen konnten. Ich willigte ein.

  • Am Nächsten morgen gönnte ich mir bei Massa ein anständiges Ientaculum und dann brachen wir auf. Massa führte mich zuerst zum Grabe meines Vaters.


    Ich spürte bereits auf dem Weg dorthin, wie sehr die Trauer in mir aufstieg und alle anderen Gefühle in mir verdrängte. Mein Mund und Hals war trocken und ich schwieg in mich innerlich hinein.


    Am Grabe meines Vaters verbrachten wir mehrere Stunden, die Tränen trocknen wohl nie ganz, so wie ich es mir nie verzeihen kann, dass ich mich nicht mit ihm aussöhnen konnte, als er noch lebte, sei es meine Dummheit oder unsere Eitelkeit, der wir diesen Umstand zu verdanken hatten. Ich war innerlich zerrissen doch es musste letztendlich auch irgendwie weitergehen.


    Nach dem Grabbesuch gingen wir langsam zurück in die Stadt, Massa erzählte mir im groben, was alles so passiert war, welche Sponsoren das Grab finanziert hatten, wer alles zur Beerdigung gekommen war und wie wenig Erbe noch da war, wenn nun alle Rechnungen meines Vaters beglichen wurden. Sicher mag es für manchen so klingen, dass es makaber war, über derlei dinge nach einem so emotionalen Grabbesuch zu berichten, aber es beruhigte mich und brachte mich wieder hier zurück nach Roma.


    Nun standen wir abschließend vor meinem Erbe eine Casa in Roma. Der Buchladen meines Vaters war zugenagelt und das Schild, das den Namen des Ladens zu seinen besten Zeiten verlautete, war durch die Witterung oder Vandalismus kaum mehr lesbar. Dieser runtergekommen Anblick versetzte mir damit heute bereits den zweiten Stich in mein so schmerzbeladenes Herz.

  • Nach dem ersten Schock durch den entsetzlichen Anblick des Buchladens betraten Ich und Massa die Casa.


    Der Laden sah aus wie in meiner Kindheit, nur das Sortiment hatte sich etwas geändert den die meisten Regale waren mit Täfelchen beschriftet, die eher auf rechtswissenschaftliche Titel deuteten.


    Massa erzählte mir das der Laden schon lange zu war und von meinem Vater vernachlässigt wurde, er hatte sich bis zu seinem Ende hin nur noch der Rechtswissenschaft gewidmet. Erst als Advocato später nur noch als Kommentator und Autor.


    In den darüber liegenden beiden Wohnbereichen fand ich alles so zuvor, wie es scheinbar schon vor meiner Abreise war und die Erinnerungen kamen in mir hoch. Im Arbeitszimmer fand ich, jede menge angefertigte Gerichtsdokumente und Akten und Kommentare. Und ein Durcheinander an Rechnungen.


    Oweh was würde da noch auf mich zukommen, konnte ich die ganzen Rechnungen überhaupt bezahlen? Ich hatte zwar beide Handwerke meines Vaters erlernt, aber ich schlug mich nun ja eher im Ausland und den anderen Provinzen des Reiches mit dem Recht herum. Und das zwar zu einem guten Preis aber bestimmt nicht zu solchen Summen, wie Sie hier in Roma üblich waren.


    Während ich mich umsah, verabschiedete sich Massa, und bot mir noch an das ich noch die ein oder andere Nacht bei ihm in der Casa verbringen konnte, doch ich lehnte ab. Ich wollte hier sein, die Vergangenheit spüren und ich musste nachdenken.


  • Nach der einen oder anderen unruhigen Nacht und einiges an Aufarbeitung konnte ich mir ein unangenehmes Bild der Lage meines Erbes machen.


    Um die Casa samt Laden und Inhalt zu verkaufen, half mir Massa mit ein paar alten Freunden meines Vaters und ein paar Sklaven den Laden auf Vordermann zubringen damit nicht der nächstbeste Käufer bei dem desolaten zustand davon rannte.


    Wir waren alle gemeinsam zu Gange als ein aufgewühlter Mann an die Türe klopfte und nach meinem Vater verlangte.


    Massa erklärte ihm das mein Vater nicht mehr lebte, und holte mich dazu.


    So aufgewühlt wie dieser war bat ich ihn hinein und er erzählte mir das er des Mordes an seinem Vater beschuldigt war.


    Angesichts der finanziellen Lage, in der ich mich befand, um in Übung zu bleiben und durch das begeisterte zureden von Massa, nahm ich den Fall an und arbeitete mich ein.

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