[Cubiculum] Lucius Helvetius Corvinus et Susina Alpina

  • Er sah sie mit sorgenvollem Blick an.
    "Die beiden lassen dich aber nicht alleine!"


    Er legte seine Hand auf ihren Bauch und versuchte zu fühlen ob sich was verändert hatte.
    Nach einer Weile deutete er auf eine Tabula die neben dem Bett lag.
    "Ich hab ja eigentlich noch Dienstfrei aber die Tabula ist gestern noch abgegeben worden. Der neue PC", er stockte kurz um Alpina Gelegenheit zu geben nachzufragen wer das war. So ganz sicher war er sich oft nicht ob Zivilisten die Abkürzungen im Militär kannten.
    "Er will keine Zeit verlieren und so schnell wie möglich mit allen Decurionen und Centurionen sprechen. Ich bin gleich heute drann!"

  • Sein sorgenvoller Blick war rührend und am Liebsten hätte Alpina ihn die ganze Zeit bei sich gehabt, aber das ging nicht. Es war nicht üblich und er würde es wohl auch nicht aushalten. Also lächelte Alpina.
    "Nein, die beiden bleiben bei mir und rufen dich, wenn das Bärchen da ist."


    Er legte seine Hand auf ihren Bauch. Ob er feststellen würde, dass das Kind sich nicht gedreht hatte? Wohl kaum. Für einen Laien fühlten sich von außen Becken und Kopf fast gleich an. Alpina würde es ihm ohnehin nicht sagen. Er sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. Als er den "PC" erwähnte, runzelte sie die Stirn.
    "Der neue PC? Wer bitte ist das?"


    Aber sie sah ein, dass er dort vorstellig werden musste und lächelte.
    "Na also. Dann bist du ja ohnehin gut beschäftigt. Das ist vielleicht ganz gut so. Lass dir nur Zeit mit dem Gespräch. Wie gesagt, das hier wird einige Zeit dauern."


    Sie nahm seine Hand und drückte sie fest. "Es ist besser wenn du jetzt gehst und ich meinen Trank leere."


    Nachdem er sich angezogen hatte, umarmte sie ihn und hielt ihn noch einmal ganz fest. Sie hoffte, dass es nicht das letzte Mal sein würde. "Bis später, mein Bär."

  • "Der PC ist der Praefectus Castrorum... der höchte Centurio einer Legion, der Verwalter des Lagers und eigentlich nur dem Legaten unterstellt."
    Eigentlich auch noch den Tribunen aber in der Regel trauten sich diese Jungspunde nicht gegenüber einem alten Veteranen wie es ein PC ja immer war aufzumucken.


    "Irgendwann werde ich das auch sein aber erst in vielen vielen Jahren kurz bevor mein Dienst beendet ist!"


    "Nun gut", sagte er wenig überzeugt davon nun gehen zu sollen.


    "Ich habe sehr wahrscheinlich keinen Einfluss über die Länge und den Beginn des Gespräches....kann ich dir irgendwas mitbringen.... vielleicht starken Wein gegen die Schmerzen?"


    Das wollte er noch wissen nachdem er ihren Kuss erwiedert hatte und schon halb gegangen war.

  • Ah! der PC war der Praefectus Castrorum. Davon hatte er ihr schon erzählt und auch, dass er hoffte irgendwann diesen Posten zu bekommen. Dann, hatte er gesagt, würden sie im Castellum wohnen.


    Auf seine Frage nach einem Mitbringsel in Form von starkem Wein, lächelte sie.
    "Nein, ich glaube das ist nicht so das Richtige für Mutter und Kind. Zumindestens am Anfang. Aber du könntest sehen, ob du irgendwo ein Huhn auftreibst. Eine kräftige Hühnerbrühe, das wäre schon ideal zur Stärkung."


    Sie registierte sein überraschtes Gesicht. Doch dann nickte er und sie sah ihm nach wie er ging.
    Nun war es an der Zeit den Trank hinunterzukippen.

  • Alpina setzte den Becher mit dem Trank aus kretischem Diptam an die Lippen. Das Gebräu war nur noch lauwarm. Gerade richtig. Sie trank den Becher in einem Zug aus.


    Danach bereitete Alpina einige Dinge für die Geburt vor. Sie holte alte Tücher, die sie am Boden auslegen wollte, um die Mischung aus Fruchtwasser und Blut, sowie das Öl, das sie vermutlich für einen erleichterten Geburtsvorgang brauchten, aufzufangen. Ein saugfähiges, weiches Tuch würde das Kind aufnehmen, wenn es geboren war. Damit konnte man es von Blut und der Vernix caseosa genannten schmierigen Schicht befreien, die einen Säugling im Mutterleib umgab.
    Wollschnur und Skalpell benötigte man zum Abbinden und Durchtrennen der Nabelschnur. Alpinas Skalpell hatte extra eine Silberklinge, denn Eisen oder Stahl war verpönt. Man glaubte, ein Säugling der mit Eisen von der Mutter getrennt wurde, würde auch von einer Eisenklinge sterben, also einem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen oder im Kriegsdienst durch das Schwert sterben.


    Mit Bedacht bereitete Alpina eine Schüssel zum Händewaschen vor, eine Wanne, in der man das Kind waschen konnte und eine Schüssel für die Plazenta, die Nachgeburt. Dann stellte sie Wein, Essig und Öl auf den kleinen Schreibtisch. Zwei Schweineblasen mit eingesetztem Schilfrohr dienten, wenn nötig, für ein Klystier oder einen vaginalen Infus mit warmem Öl, um die Austreibung des Kindes zu erleichtern.
    Handtücher, Binden zum Wickeln des Neugeborenen und eine Decke legte Alpina auf den Hocker daneben.


    Als sie noch einmal nachdachte, was sie wohl noch benötigen würde, krampfte sich ihr Bauch zusammen. Alpina stöhnte auf und hielt sich an der Tischplatte fest. Diese Kontraktion hatte deutlich mehr Kraft als die vorherige, die sie geweckt hatte. Unruhig ging Alpina im Cubiculum auf und ab. Bald kam die nächste Wehe. Dann folgte eine längere Pause, gefolgt von zwei Wehen kurz hintereinander.
    Ein Kontrollgriff zeigte der versierten Hebamme, dass sich der Muttermund weitete. Erst drei Finger breit, nach einiger Zeit vier Finger breit. Alpina beschloss nun Timarcha Bescheid zu geben.


  • Neman führte Timarcha zum Cubiculum ihrer Herrin und klopfte an.
    "Herrin, ich habe Decria Timarcha mitgebracht, die junge Helvetia Coriolana sollte auch in Kürze dazukommen."


    Alpina öffnete die Tür und ließ beide ein. Zu Timarcha gewandt sagte sie:
    "Guten Morgen, Timarcha. Es tut mir leid, dich so früh wecken zu müssen. Du hattest sicher nur eine kurze Nacht. Um so mehr danke ich dir für deine Hilfe."


    Dann bat sie die Sklavin noch um ein paar Dienst.
    Besten Dank, Neman. Könntest du mir noch zwei Gefallen tun. Ich bräuchte einen Krug mit abgekochtem noch heißen Wasser und wenn es möglich ist, bring mir auch bitte den Geburtsstuhl, den der Schreiner erst kürzlich geliefert hat. Er steht in der kleinen Kammer neben der Taberna Medica. Wir wollen doch sehen ob er seinen Zweck erfüllt."


    Kaum hatte Alpina den Satz beendet und die Sklavin den Raum verlassen, da krümmte sie sich auch schon wieder unter einer Wehe. Mit einem verkniffenen Lächeln sah sie Timarcha an.
    "Du hattest mich ja vorgewarnt, dass die helvetischen Kinder es ihren Müttern nicht leicht machen. Dieses hier ist besonders widerspänstig. Es hat sich nicht gedreht und weil das Fruchtwasser bereist abgegangen ist, werden wir auch keine äußere Wendung mehr versuchen können. Ich fürchte, es kommt eine schwere Aufgabe auf dich zu, TImarcha. Es wird in jedem Fall eine Steißgeburt werden. Du wirst heute den Kurzlehrgang zur Obstetrix absolvieren müssen."

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha wurde von der Gallierin zu Alpina gebracht, die sich bereits mit der einen oder anderen Wehe konfrontiert sah. Mit besorgtem Blick hörte sie sich die Ausführungen der jungen Frau an, als nun auch Lana dazustieß, die sich zwar ebenfalls in ihre einfachste Tunika gekleidet hatte, der allerdings der Schlaf noch in den Augen hin. Zudem wurde Alpina schon von einer weiteren Wehe heimgesucht, sodass sie sich just als Lana den Raum betrat unter der Wehe zusammenkrümmte. Die junge Helvetia blieb wie erstarrt stehen, während ihre Mutter das Heft des Handelns in die Hand nahm


    Guten Morgen, meine Liebe. Natürlich ist das überhaupt kein Problem, wenn das Kind kommen will, dann kommt es.


    Mit einem aufmunternden Lächeln nahm sie während der Wehe Alpinas Hand.


    Jedenfalls siehst du jetzt selbst, dass kleine Helvetier bei der Geburt immer schwierig sind. Wir werden aber dafür sorgen, dass es gut zur Welt kommt, auch wenn ich dafür heute die Grundsätze des Geburtshilfe lernen muss.


    Als sie sich dann zu Lana umwandte, sah sie deren unsicheren Gesichtsausdruck und schenkte auch ihr ein mütterlich-fürsorgliches Lächeln.


    Guten morgen, Liebes. Hilf doch bitte Neman bei dem Stuhl.


    Es war natürlich praktisch, dass ihre Tochter jetzt sah, was eine Schwangerschaft eigentlich bedeutete, denn hoffentlich würde sie sich nun zweimal überlegen, bevor sie sich in irgendeine Beziehung stürzte. Als sich Lana dann wieder zur Tür hinausdrückte, widmete sich Timarcha wieder ganz ihrer Schwiegertochter und hielt ihre Hand, für den Fall, dass eine weitere Wehe kommen sollte.


    So und jetzt zu den Fakten: In welchen Abständen kommen die Wehen?

  • Als Lana mit Neman gegangen war um den Geburtsstuhl zu holen, waren Alpina und Timarcha allein. Auf die Frage in welchen Abständen die Wehen kämen, antwortete Alpina wahrheitsgemäß.
    "Inzwischen relativ regelmäßig, die Abstände sind noch ausreichend so dass ich mich ein wenig erholen kann dazwischen. Etwa 8-10 pro Hora. Sie sind auch noch nicht sehr stark. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Kind nach unten drückt. Aber vorhin habe ich es ertastet. Der kleine Po liegt vor dem Muttermund, die Beine sind nach oben geklappt. Das wird ein hartes Stück Arbeit werden."


    Alpina versuchte zu lächeln. "Dafür weiß ich schon, was es werden wird. Du wirst es dann wohl nacher auch tasten können oder besser gesagt, nicht tasten können."


    Ihr vielsagender Blick traf die Schwiegermutter. "Leider kein Stammhalter für die Helvetier."
    Bedauernd hob Alpina die Schultern. Sie wusste noch nicht, wie Corvinus es aufnehmen würde. Die meisten Männer wünschten sich einen Sohn. Er vermutlich auch, doch sie würde ein Mädchen gebären. Wenn die Kleine denn geboren werden würde...

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha verzog leicht das Gesicht, als Alpina von der Steißlage und den angelegten Beinen sprach. Allein die Steißlage war schon problematisch, dass das Kind aber keinen Stelle bot, an der sie es würde fassen können, machte dieses Problem nur noch größer. Langsam führte die Decria Alpina zu einer Kommode, wo sie sich abstützen könnte, ließ sie aber auch nicht los, für den Fall dass die nächste Wehe kommen sollte. Als Alpina dann erzählte, dass es ein Mädchen war, dass sie heute gebären sollte, hellte sich Timarchas Gesicht auf.

    Ein Mädchen? Wie schön. Und für den Stammhalter habt ihr ja noch ein bisschen Zeit.


    Ein vergnügliches Schmunzeln umspielte Timarchas Lippen, denn so wie sie die helvetischen Männer kannte, gaben sie sich auch nach der Geburt eines Stammhalters nicht mit einem Kind zufrieden. Sie selbst hatte ja nach der Geburt des ältesten auch noch drei Kinder zur Welt gebracht. Zudem gab es schon genug Männer in diesem helvetischen Zweig, da konnte das eine oder andere Mädchen sicherlich nicht schaden.


    Inzwischen trugen Lana und Neman den Geburtsstuhl hinein. Für Timarcha war das etwas neues, da sie alle ihre Kinder im Bett geboren hatten. Allerdings zeigte das Aussehen des Stuhls bereits, wie er funktionieren sollte und wie das Gewicht des Kindes selbst die Geburt beschleunigen könnte.


    So, meine Liebe, jetzt setzt du dich erstmal hin. Können wir dir im Moment sonst noch was Gutes tun? Ach so, die Kerze für Lucina hast du auch hier?


    Mittlerweile war auch heißes Wasser da, in dem sich Timarcha nun sorgsam die Hände wusch und Lana zu verstehen gab, dass sie es ihr gleich tun sollte. Diese aber wirkte immer noch recht unsicher mit dem, was sie hier machen sollte. Die Kerze wiederum müsste Timarcha dann wohl gleich entzünden, sobald die Abstände der Wehen kürzer würden und Timarcha sich ganz um die Gebärende kümmern müsste. Dass ihre Tochter aber deutlich abseits stand und sich kaum an Alpina herantraute, könnte auch noch zu Problemen führen.

  • Lana und Neman trugen den Geburtsstuhl herein. Alpina bat die beiden ihn so hinzustellen, dass Timarcha ausreichend Licht von dem einzigen, recht kleinen Fenster bekommen konnte. Neman drapierte die Tücher darunter und drumherum. Dann schob Alpina der Schwiegermutter einen Hocker hin.


    Sie setzte sich auf den Stuhl. Kaum hatte sie die Sitzposition eingenommen, ließ die nächste Wehe sie aufschreien. Alpina stützte sich mit den Armen auf der Lehne des Stuhles ab und stemmte die Füße in den Boden. Diesmal blieb der Schmerz länger, verebbte nur langsam.
    DIe Hebamme sah die vierfache Mutter an.
    "Wenn du möchtest, kannst du dir jetzt ein Bild vom Fortgang der Geburt machen. Der Muttermund ist an sich schon weit genug geöffnet, doch die Lage verhindert ein leichtes Durchtreten des Kindes durch den Beckenboden. Auch wenn diese Wehe schon recht kräftig war, reicht die Kraft der Kontraktion noch lange nicht aus, das Kind mit dem Hinterteil voran hinauszuschieben."


    Sie wartete ab, bis Timarcha sich begutachtend und tastend einen Überblick verschafft hatte. Dann stand sie wieder auf.
    "Ich glaube es ist besser, wenn ich noch etwas gehe und noch einmal einen Becher Diptamtrank zu mir nehme."




    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~




    Stunde um Stunde lief Alpina auf und ab, stützte sich an den Möbeln ab und setzte sich wieder auf den Geburtsstuhl. Die Wehenabstände wurden kürzer, die Kontraktionen kräftiger. Die Kerze für Iuno Lucina brannte langsam herunter. Mit Timarchas Hilfe und von hinten von Lana gestützt versuchte sie das Kind hervorzupressen. Doch vergeblich. Langsam schwanden Alpinas Kräfte. Sie schrie, sie flehte, sie weinte. Als alles nicht half, sah Alpina Timarcha durchdringend an.
    "Wir haben nur noch zwei Möglichkeiten. Beide sind nicht schön. Die erste: ein Dammschnitt. Du müsstest das Kind ein wenig hochschieben, um Platz für das Skalell zu schaffen, den Damm einschneiden und dann während einer Presswehe das Kind hervorholen. Die andere Methode erfordert etwas Geschick und eine schmale, biegsame Hand."


    Alpina sah zu Coriolana hinüber.
    "Jemand muss mit geölter Hand in den Uterus greifen und das Kind ein Stück nach oben schieben. Dann könnte diese Hand versuchen die Beine nach unten zu ziehen."


    Sie wusste, dass beide Varianten sehr viel Mut erforderten. Alpina als versierte Obstetrix würde es mit der zweiten Variante versuchen, hatte aber auch Verständnis wenn sich ihre beiden Helferinnen das nicht zutrauten. Ihr Blick wanderte von Lana zu Timarcha.

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Kaum hatte sich Alpina hingesetzt, wurde sie von einer weiteren, dieses Mal deutlich heftigeren Wehe übermannt. Ein spitzer Schrei verließ ihre Kehle und ihr Körper verspannte sich. Timarcha eilte von der Wasserschale zu ihr, legte ihr eine Hand auf die Schulter.


    Tief durchatmen, meine Liebe, tief durchatmen.


    Als diese erste heftige Wehe abgebbt war, kehrte die Decria zur Wasserschale zurück, wusch nochmal ihre Hände und ölte sie dann etwas ein, um sich nun gleich selbst ein Bild davon zu machen. Als ihr Blick dabei auf ihre Tochter fiel, merkte sie, dass sie bereits jetzt nahezu leichenblass war und wie versteinert auf einem der Stühle saß. Der kurze Aufschrei hatte sie zusammenzucken lassen und ihr Atem ging ebenso schwer, wie der Atem Alpinas. Schnell erhielt sie eine weitere Aufgabe, doch konnte sich Timarcha zusammenreimen, dass Lana hier kaum eine Hilfe sein würde.


    Dennoch, im Moment lief alles noch gut und vielleicht erbarmte sich Iuno ja der jungen Gebärenden und half ihr dabei, dass das Kind seinen Weg finden würde. Mit diesem Gedanken begann sie nun damit, das Kind im Körper Alpinas zu ertasten. Tatsächlich konnte auch sie nun erfühlen, dass es sich um eine kleine Helvetia handelte, die hier nur mühsam ihren Weg ins Leben suchen musste. Allerdings bestätigte sich dabei auch alles andere, was Alpina gesagt hatte. Die Position und Körperhaltung des Kindes ließ keine Unterstützung von außen zu.


    Mit ernstem Gesicht erhob sie sich, ging zurück zur Waschschüssel und wusch sich erneut die Hände sauber. Lana, die schon wieder zurück war, erhielt die Aufgabe, neues Wasser herbeizubringen. Als sie den Raum verließ, wandte sich Timarcha ihrer Schwiegertochter zu und half ihr dabei, sich zu erheben.


    Du weißt wahrscheinlich besser als ich, dass es nicht leicht werden wird. Aber ihr beide werdet es schaffen. Das weiß ich.


    Und während Alpina ihren Trank zubereitete, schüttete sich Timarcha ebenfalls etwas stark verdünnten Wein in einen Becher und leerte ihn in einem Zug. Danach fiel ihr Blick auf die Kerze für Lucina und Candelifera. Das würde noch ein schwerer Tag werden.


    ~~~


    Einige Zeit war nun vergangen und getan hatte sich nichts. Die Wehen bei Alpina wurden heftiger und die Abstände dazwischen verkürzten sich immer mehr. Doch jede Untersuchung Timarchas ergab kaum wirklich Fortschritte. Alpina hingegen wurde immer verzweifelter, sie begann zu flehen und Timarchas Versuche, sie zu beruhigen, stießen von Wehe zu Wehe auf immer weniger Zuspruch.


    Als die beiden Lösungsvorschläge Alpinas kamen, hörte sich Timarcha diese dann konzentriert an, brauchte dann einen kurzen Augenblick, um sie komplett zu verstehen, schüttelte dann aber den Kopf.


    Ich werde keine Schnitte an die vornehmen, Alpina. Für eine geübte Hebamme mag ein solcher Schnitt ja zum Alltagsgeschäft gehören, aber ich... nein, meine Liebe, das ist mir zu gefährlich.


    Zu Alpinas zweiten Vorschlag konnte sie schon eher zustimmen, allerdings wusste sie auch, dass ihre Hand deutlich weniger schmal und längst nicht mehr so beweglich, wie die Hände einer jungen Frau war. Also wanderte nun auch ihr Blick zu Lana, die sich immer weiter zurückgezogen hatte und regelrecht nach Aufgaben verlangte, die sie aus dem Raum führten. Die Blicke der beiden Frauen machten das nicht besser und nach einer quälend langen Pause und einer weiteren heftigen Wehe, schüttelte sie den Kopf und Tränen traten in ihre Augen.


    Alpina... ich... es... nein... es... tut mir Leid... Aber... bitte... ich... kann das nicht.


    stotterte sie und musste nun selbst Halt an einem der Möbelstücke suchen. Timarcha erwiderte das nur mit einem milden Blick.


    In Ordnung, Liebes. Allerdings muss es jemand machen.


    Und nach einer erneuten Pause, in der das Nachdenken und Abwägen Timarchas praktisch hörbar war, seufzte sie schließlich leise.


    Ich glaube du musst deinen Bruder und deine Schwägerin stören. Also los, hol Silvana her! Und danach sorgst du dafür, dass wir hier auch weiterhin neues Wasser und frisches Öl haben, ja?


    Immer noch milde Lächelnd ruhte ihr Blick auf der jungen Helvetia, die ganz offensichtlich froh war, wieder aus dem Raum raus kam, nun aber um Hilfe zu holen. Hoffentlich waren die beiden nicht allzu sauer deswegen.

  • Alpinas Vorschläge erschreckten beide Geburtshelferinnen und während Timarcha den Schnitt nicht vornehmen wollte, konnte sich Coriolana nicht zur eingreifenden Hilfe durchringen. Alpina konnte beide Frauen gut verstehen. Sie machte ihnen keinen Vorwurf. Es machte einen Unterschied, ob man sich im Berufsalltag immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert sah oder ob man unerfahren und bar jeder anatomischen und medizinischen Kenntnis war.


    Der Schmerz war kaum mehr auszuhalten. Alpinas Atem ging stoßweise. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren die Luft zum Pressen anzuhalten und nach unten zu lenken. Dadurch ließ sich der Druck auf den Geburtskanal erhöhen. Doch der Schmerz im gespannten Beckenboden war übermächtig. Sie hatte das Gefühl zu zerreißen. Ihr Ausatmen entlud sich in einem Schrei.
    Dazu kam, dass Alpina langsam die Kraft ausging. Bald würde sie nicht mehr mithelfen können. Dann würde die Geburt nicht zu Ende gebracht werden können. Es würde nur noch eines bleiben, um das Kind lebend aus dem Mutterleib zu holen und das würde Alpinas Tod bedeuten.


    Als Timarcha letztlich Lana losschickte, Runa zu holen, schöpfte Alpina neue Hoffnung. Der Freundin traute sie den benötigten Mut zu, den Eingriff vorzunehmen. Ihr Atem beruhigte sich wieder und sie wartete ungeduldig auf Runas Erscheinen.

  • Als Coriolana ins Zimmer gestürmt kam und Runa mit ein paar Worten ins Bild gesetzt hatte, hätten sie keine zehn Pferde davon abhalten können zu Alpina zu eilen. Auf dem Weg in das Zimmer, in welchem Alpina sich nun schon Stunden quälte, erklärte Coriolana Runa auch noch was Alpina wohl vorhatten. Runa hatte nur stumm genickt und im Stillen die Götter um Beistand gebeten. In der Theorie war sie alle möglichen Szenarien mit Alpina schon mal durch gegangen, aber das sie dies so schnell würde anwenden müssen – nein dass hatte die Germanin so nicht erwartet. Dennoch betrat Runa das Zimmer mit einem Lächeln. „Ich habe gehört, deine kleine Helvetia braucht meine Hilfe?“ Ja Runa versuchte die Situation etwas zu entspannen. Sie wusch sich aber auch schon die Hände und desinfizierte sie mit Essig, so wie Alpina ihr das gezeigt hatte. Dann ölte sie ihre Hände ein. Sie ging zu ihrer Freundin und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wir schaffen das schon, keine Sorge.“ Wem sie mehr Mut macht Alpina oder sich selber, dass würde wohl für immer Runas Geheimnis bleiben. „Du sagst mir wenn du so weit bist ja?“
    Dann wand sie sich an Decria Timarcha. „Hältst du ein Tuche bereit, in welches ich unsere neue Erdenbürgerin betten kann?“ Ja Runa hatte eindeutig die Leitung hier übernommen. „Alpina...?“ Runa wartete darauf, dass ihre Freundin ihre zu verstehen gab, dass sie bereit ist.

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Lana hatte den schnellen Schritte Silvanas kaum folgen können, so eilig stürmte sie durch das Haus in das Schlafzimmer Alpinas, wo die beiden zurückgebliebenen Frauen nun ruckartig zur Tür schauten. Gleich übernahm dann auch die junge Duccia das Kommando, was dazu führte, dass Timarchas Augenbrauen in die Höhe wanderten. Die leichte Verärgerung verflog aber schnell, als ihr klar wurde, dass das wohl die einzig mögliche Reaktion auf die aktuelle Situation war. Sie hatten keine Zeit, lange darüber zu diskutieren, wer hier was und wann tun sollte. Daher nickte sie nur und nahm die ihr zugewiesene Position ein.


    Es liegt alles bereit, Silvana.


    bestätigte sie daraufhin auch nochmal, dass alles vorbereitet war und sie bereit war, das Kind in das Tuch zu wickeln, sobald es geboren werden würde. Dass sie selbst alle zeremoniellen Dinge vollziehen würde, stand dabei - zumindest für sie - außer Frage. Und dass sie die junge Duccia nun das erste Mal mit ihrem Cognomen angesprochen hatte, konnte vielleicht als kleines Zeichen dafür gelten, dass Silvana nach der gestrigen hochzeit langsam ihren Platz in der Familie fand.


    Lana wiederum verschwand gleich wieder aus dem Raum, um neues Wasser zu holen. Es nagte an ihr, dass sie nicht fähig war, ihren Schwägerinnen und ihrer Mutter zu helfen. Doch konnte sie es einfach nicht.

  • Wie ein munterer Herbstwind flog Runa ins Cubiculum. Mit ihrem Temperament und ihrer scheinbaren Sorglosigkeit, löste sie Alpinas Anspannung tatsächlich für einen Moment auf. Bis die nächste Wehe den Beckenboden bis zum Zerreißen spannte. Der Kuss auf die Stirn wurde dennoch dankbar aufgenommen.
    "Ich bin froh, dass du gekommen bist!", sagte Alpina schwach.
    Alles war bereit. Timarcha stand mit dem Tuch da. Nachdem Runa sich desinfiziert hatte und die Bereitschaft signalisierte, dass Kind holen zu wollen, wartete sie nur noch auf Alpinas Einsatz.


    "Du musst die Kleine ein Stück zurück in den Uterus schieben. Dann kannst du vielleicht mit etwas Geschick an ihre Beine kommen. Versuche die Beine an den Knien oder den Füßen, je nachdem was du besser fassen kannst, nach unten zu ziehen. Das beste wäre, wenn du sie daran vorsichtig herausziehen könntest. So wie ich es gefühlt habe, liegt sie mit dem Gesicht nach hinten. Das wäre gut. Dann musst du sie nicht mehr drehen beim Durchtritt durchs Becken. Wir warten die nächste Wehe ab, danach musst du schnell sein. Sollte eine weitere Wehe kommen bevor zu sie fassen kannst, mach eine Pause und setzte erneut an."


    Alpina wartete ab, bis Runa ihr zunickte. Sie atmete tief durch, dann kam schon die nächste heftige Wehe. Alpina ließ einen erstickten Schrei los. Als der Schmerz nachließ, presste Alpina ein "Los jetzt!" hervor.
    Sie schickte ein Stoßgebet an Lucina und krallte die Fingernägel ins Holz des Geburtsstuhls.

  • Runa wusste, dass sie ihrer Freundin nun weh tun würde. Aber das ließ sich leider nicht vermeiden, denn entweder das oder Mutter und Kind würden das hier wohl nicht überleben.
    Runa tat also sofort wie ihr geheißen. Sie kniete zwischen Alpinas Beinen und schob unter starkem Druck die Kleine etwas zurück in den Mutterleib. So wurde nun wohl auch der druck, der auf dem Muttermund lastete etwas zurückgenommen und Runa versuchte vorsichtig ihre Hand an dem Hinterteil des Kindes vorbei in den Unterleib von Alpina zu schieben. Zum Glück gab der Muttermund auch noch etwas nach, so dass es ihr auch gelang.
    Vorsichtig tastete sich die junge Germanin zu den Beinen der kleinen Helvetia vor.Mit der Linken Hand versuchte den Körper des Kindes noch etwas zu drehen, damit es wenigstens Fußwerts in diese Welt treten konnte. Es wurde ein drücken und vorsichtiges Ziehen. Runa bemühte sich o vorsichtig wie nur irgend möglich zu sein. Aber zu langsam konnte sie auch nicht machen, die nächste Wehe würde wohl nicht lange auf sich warten lassen.
    Nach etwas ziehen und schieben – drücken und etwas ruckeln, hatte es Runa tatsächlich geschafft, sie hatte die Füße der Kleinen in den Händen.
    Noch etwas den Steiß des Kindes nach oben gedrückt und es war wirklich geschafft, das Kind würde nun mit den Füßen vorwärts diese Welt betreten.
    „Alpina?“ Runa wusste, das Ihre Freundin schon recht schwach war. „Wenn die Wehe kommt pressen. Hörst du?“ Sie wand sich zu Curios Schwester. „Coriolana halt sie fest und hilf ihr wenn nötig.“
    Wieder lagen ihre Augen auf ihrer Freundin. „Du musst gleich kräftig pressen.“
    Runa blickte zu Curios Mutter und nickte ihr zu. Jetzt oder nie galt es wohl. Timarcha war wohl auch die Einzige, die sehen konnte, das Sorgen in Runas Blick lag.

  • Der Schmerz ließ augenblicklich nach als Runa das Kind in den Mutterleib zurückschob. Doch gleich darauf nahm der Dehnschmerz erst richtig zu. Runa musste ja auch ganze Arbeit leisten. Für Alpina dauerte die Entwicklung der Füße nach unten eine Ewigkeit, sie atmete flach, immer in der Angst, die nächste Wehe könnte alle bisherigen Anstrengungen zunichte machen.
    Doch Runa vollbrachte ein Wunder! Sie schien die Beine zu fassen zu kriegen und als sich schon die nächste Kontraktion ankündigte, hörte Alpina wie von fern die Freundin. Sie rief Alpina zum Pressen auf.
    Einatmen. Den Atem sammeln. Nach unten leiten. Druck aufbauen.
    Pressen! Pressen! Pressen!



    "AAAhhhh!!!!"


    Der Schmerz war unbeschreiblich. Er blieb und wurde mehr und noch mehr!


    Dann plötzlich ließ er schlagartig nach!


    Das Geräusch, das sie nun hörte war wie Musik in Alpinas Ohren. Ein kindliches Weinen, leise aber doch hörbar! Die Stimme ihres Kindes. Sie hatte Corvinus Tochter das Leben geschenkt.

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Lana, die grade mit einem Bottich heißen Wassers zurückgekommen war, stellte diesen sofort ab und eilte zu ihrer Schwägerin, um die Anweisung Silvanas umzusetzen. Mit einem kurzen Nicken und einem milden Lächeln bekam sie sofort von ihrer Mutter die Bestätigung, dass sie wenigstens eine Kleinigkeit beitragen konnte. Danach ging aber alles recht schnell. Timarcha hatte sich so hingestellt, dass sie das Kind,das offenbar nun den Entschluss gefasst hatte, schnell zur Welt kommen zu wollen, mit einem weichen und warmen Tuch aufzufangen.


    Allerdings hatte sie auch den besorgten Blick der Duccia bemerkt, die ja nun in direktem Kontakt zu der kleinen Helvetia gewesen war. Hatte das Kind etwa keinen Herzschlag? Hatte die Geburt bereits zu lange gedauert und war das kleine Würmchen im Mutterleib oder gar an der Nabelschnur erstickt? Doch all dies wurde widerlegt mit dem erlösenden Wimmern des Mädchens, das die Decria nun auf dem Tuch in ihren Armen hielt.


    Trenn bitte noch die Nabelschnur ab, Silvana. Und du, Coriolana, lässt Alpina nicht aus den Augen!


    nahm sie nun auch wieder das Kommando an sich, um die üblichen Geburtsriten durchzuführen. Vorher allerdings musste die junge Duccia noch den ersten Teil der Rituale übernehmen und die Nabelschnur durchtrennen. Danach würde Timarcha fortfahren.

  • „PRESSEN!“ feuerte Runa ihre Freundin an. Und tatsächlich Alpina schaffte es mit ein klein wenig Unterstützung von Runa, erblickte die kleine Helvetia das Licht der Welt. Runa fing die Kleine auf und legte sie schnell in das von Curios Mutter bereitgehaltene Tuch. Und schon war auch ein leises Wimmern zu hören. Das führte dazu, dass Runa erleichtert aufatmete, denn eben noch in Alpinas Unterleid konnte sie keinen Kindesbewegungen spüren.
    So lächelte sie nun auch Decria Timarcha an. „Natürlich.“ Wie selbstverständlich überließ sie nun der älteren wieder das Feld.
    Und gesagt getan. Mit dem silbernen Skalpell durchtrennte sie die Nabelschnur. Dann wandte sie sich Alpina zu.
    „Ein kerngesundes Mädchen. Aber du weißt, wir sind noch nicht fertig.“ Natürlich wusste wohl keiner besser als Alpina. Runa lächelte ihre Freundin an. „Noch einmal pressen, dann kannst du deine kleine in die Arme nehmen.“

  • | Decria Timarcha


    gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Timarcha nahm das Kind nun erstmal an sich und untersuchte es auf irgendwelche Auffälligkeiten. Das leise Wimmer dauerte dabei an, offenbar haderte die kleine Helvetia damit, die ihr so vertraute Stimme ihrer Mutter nicht zu hören. Die Decria fand aber, bis auf ein Muttermal an der Hüfte, das sie von Corvinus kannte, keine Auffälligkeiten und da das Kind auch ganz offensichtlich atmete, bestätigte sie die erste Einschätzung Silvanas.


    Ja, eine kerngesunde, bezaubernde kleine Helvetia.


    sagte sie mit glücklicher Stimme und blickte auf die erschöpfte Alpina, deren schweißnasse Stirn von Lana vorsichtig mit einem in lauwarmen Wasser getränkten Tuch abgetupft wurde. Nachfolgend ging Timarcha mit dem Kind zu Wanne, wusch es das erste Mal, wobei sie nochmal ganz vorsichtig nach irgendwelchen Auffälligkeiten suchte, die aber auch hierbei ausblieben. Dann wickelte sie das Kind in ein gewärmtes Tuch, dass bis dahin nahe am Kohlebecken gelegen hatte und legte es Alpina, die nun auch die Nachgeburt hinter sich gebracht hatte, das erste Mal in den Arm. Lange würde es dort aber nicht bleiben, denn irgendwann musste auch das tollere infantem, allerdings nur, wenn Corvinus auch schon im Haus war oder möglichst bald dort erscheinen würde.


    Während Alpina aber nun das Kind im Arm hielt, bekam sie nun auch von Timarcha einen Kuss auf die Stirn.


    Das hast du wunderbar gemacht, Alpina.


    Und als ihr Blick denjenigen Silvanas traf, bekam diese ein anerkennendes Nicken.


    Gute Arbeit, Silvana. Und vielen Dank für deine Hilfe.


    Die Selbstverständlichkeit, das Selbstvertrauen und der Mut der jungen Duccia imponierten der Mutter der Helvetier. Wenn sie in ihrer Ehe diese Charakterzüge beibehalten würde, wäre sie mit Sicherheit eine große Stütze für Curio. Zumal ja jede Frau wusste, dass hinter jedem starken Mann auch eine starke Frau stand. Und daher schob sie noch etwas nach, was vielleicht erstmal berdrohlich wirken könnte.


    Ich möchte dich gleich, wenn wir alle Geburtsriten vollzogen haben, im Garten sehen.

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