[Trans Tiberim] Insula XIV - Wohnung des Tolmides

  • Seine Eltern hatten es besser, und er hatte es ebenfalls besser gehabt im Norden. Ein prächtiges Haus, mehrere Betriebe.. Was sollte es? Es war nicht sein Haus, nicht seine Betriebe, und jeder musste einmal anfangen, auch wenn er sich sehr spät dazu entschlossen hatte.


    Ein Bett, ein Tisch, ein paar Stühle. Mehr brauchte Tolmides nicht um die Grundsteine seines Geschäftsimperiums zu legen. Der Aushang war gemacht, jetzt hieß es auf Partner zu warten, beziehungsweise auf Post, und sich alles durch den Kopf gehen zu lassen.

  • "Klopf Klopf"



    Claudius war erfreut über den leichten Verdienst von ein paar Sesterzen. Einfach diesen Brief abgeben, auf die Antwort warten und diese an den Empfänger überbringen. Nun wartete er ungeduldig darauf das Schreiben abgeben zu können und das Geld verdiensterweise auf den Kopf zu hauen.



    Salve Tolimedes


    Ich berufe mich auf deinen Aushang und und möchte mit dir kurz über deine Ideen und Vorhaben plaudern.
    Ein Termin ist jederzeit möglich. Lasse dies mich wissen indem du dem Überbringer dieses Schreibens die Antwort sofort überbringen lässt.


    Vale


    G.A

  • Tolmides war gerade dabei seine etwas fremd wirkende Kleidung zu richten, immerhin waren die Tage am Fuße der Alpen recht frisch und er war stets hochgeschlossen unterwegs, als es an der klopfte und ein junger Bursche mit einem Schreiben eintraf.
    Ein flüchtiges, triumphales Lächeln huschte ihm übers Gesicht, Rom war also tatsächlich ein Honigtopf.
    Er lass sich das Schreiben durch, und griff dann kurzerhand selbst zum Schreibzeug,


    Salve G.A.


    ich bin hocherfreut über deine rasche Entscheidung einem Gespräch mit mir zuzustimmen.
    Ich schlage als zeitnahen Termin den morgigen Tag zur Mittagsstunde vor.


    Sei so gut und lasse mich wissen wo ich dich auffinden kann.
    Sollte dir eine bescheidende Insula ebenfalls recht sein, sonst kannst auch du mich morgen hier aufsuchen.


    Ich verbleibe mit den besten Grüßen.


    Tolmides


    Er unterschrieb kurz und reichte dem Boten dann ein paar Münzen und das Schreiben und schickte ihn wieder auf die Reise.

  • Claudius blickte auf die Münzen in seiner Hand und grinste breit. Noch ein bischen mehr. Somit war der Tag gerettet und er sah sich bereits in der Taverna bei einem Krug Wein und gebrateten Lamm sitzen.


    Kurz nickte er dem Mann zu und verschwand dann um die Nachricht zu überbringen.

  • "Klopf klopf"


    Leicht ausser Atem stand Claudius erneut vor der Türe des Tolimedes und wartete. Wenn dieser so schnell wie vorhin reagierte sollte das Spektakel in wenigen Minuten über die Bühne gegangen sein.



    Salve Tolmides



    Der Zeitpunkt ist günstig doch wenn es dir recht ist so würde ich das Treffen in die Taverna Apicia stattfinden lassen.


    Ich werde zur Mittagszeit dort auf dich warten. Falls es nicht in deinem Interesse ist dich dort zu treffen bedaure ich es sehr dir Hoffnungen gemacht zu haben


    Vale


    G.A.


  • Tolmides hatte es unerkannt in sein altes Viertel geschafft. Die Insula in der er wohnte war noch immer so karg wie er sie verlassen hatte. Die Nachbarn noch immer so anonym und der Vermieter noch immer so desinteressiert an allem was nicht glitzernde oder kein Abbild irgendeines Kaisers auf sich hatten.
    Er hatte sein altes Zimmer wieder, etwas rührselig saß er am Fenster und blickte hinaus auf die belebten Straßen und Gassen.
    Er würde erst einmal herausfinden müssen was überhaupt los war. Doch sein Gesicht war keineswegs tauglich für diese Straßen, sodass er wohl Hilfe bräuchte.
    Angestrengt überlegend lehnte sich Tolmides auf sein Bett zurück, die Strapatzen der Reise hatten ihre Spuren hinterlassen und er fiel nach einigen Momenten in einen tiefen Schlaf.

  • Verus hatte sich durch zwei Verdeckte informieren lassen, dass die gesuchte Person Tolmides, nun hier aufzufinden war. Wie gewohnt mit zwei kräftigen Soldaten an seiner Seite, nahm er die Geschäfte in die eigene Hände. "Insula XIV," meinte Verus halblaut und deutete auf das verfallene Mietshaus in seinem Blickfeld, welches sich schmucklos an andere Mietskasernen reihte. Man bewegte sich geradewegs auf den Haupteingang zwischen zwei Handwerksläden zu, um die schmale Treppe hinauf zu steigen. Im Treppenflur lauerte bereits ein Spitzel, der gegen eine schnelle Münze auf die Tür des Tolmides wies. Verus nickte dankend, zog mit seinen Handverlesenen zu dieser Tür, während er bereits jenen schwarzen Holzknüppel in seinen Händen trug. Die anderen beiden hielten ebenfalls Knüppel in ihren Händen, falls die Zielperson fliehen wollte. Mit einem lauten Tritt seines schweren Stiefels zerbarst die Tür nach Innen, Holz splitterte und die zerfallenen Planken landeten auf dem Boden des Raumes. Verus trat mit wuchtigen Schritten ein und die beiden Soldaten folgten. Sie blickten sich im Raum um, während Verus an das Bett des wohl nun wachen Tolmides trat. "Bist du Tolmides?" - fragte Verus zur Sicherheit, um eine Reaktion in dessen Gesicht abzulesen.

  • Und da war das unbequeme erwachen welches Tolmides insgeheim befürchtet hatte. Scheinbar war diese Stadt doch nicht ganz anonym und nicht ganz so grau in grau wie er es sich selbst erhofft hatte und vielleicht hatten die Prätorianer es geschafft, sein eigenes Netzwerk gegen ihn zu wenden.
    Natürlich war der Schock im ersten Moment groß doch Tolmides wusste, dass er seine Karten gut würde spielen müssen und diese Situation noch immer das Potenzial hatte ein für ihn günstiges Ende zu nehmen.


    "Ob ich Tolmides bin?" fragte er ruhig und geordnet und richtete sich auf, die Soldaten mit einem leichten Grinsen beäugend.
    "Ich nehme an, dass ihr einige Münzen ausgeben musstet um an diesen Punkt zu gelangen. Ihr habt euch sicherlich durchgefragt und letztendlich mit viel Glück diese Insula gefunden. Wer wäre ich also euch die Genugtuung zu nehmen? Tolmides ist mein Name. Es wäre jedoch interessant zu wissen weshalb all dies hier geschieht."

  • Die geheimen Wege der Prätorianer würde Verus sicherlich nicht einem potenziellen Gefangenen offenbaren, so dass er selbst nur grimmig auf den Tolmides herabblickte. "Es gab Aufstände in Rom. Auch du warst davon betroffen," merkte Verus an und rückte damit das Bild zurecht. "Wir brauchen Informationen," forderte Verus ein. "Entweder du beantwortest diese Fragen hier oder wir nehmen dich mit," erweiterte der Trecenarius seine Aussage und drückte Tolmides seinen Holzknüppel auf die Brust. "Du bist Besitzer eines Lupanars? Genauer: jenem von Morrigan?" - legte Verus unvermittelt los, um sich Zeit zu sparen.

  • "Der Umstand, dass du ein Lupanar bereits Morrigan zuschreibst schließt meine Besitzansprüche ja bereits aus. Jedoch, führen wir dieses Geschäft gemeinsam." entgegnete Tolmides, der Prätorianer hatte seinen Ehrgeiz geweckt und seine grobe Herangehensweise provozierte ihn auch ein wenig.
    "Da du ja offensichtlich so besorgt bist über die Aufstände sei die Frage erlaubt, warum du mit einem potentiellen Zeugen, der dir mehr als wertvolle Informationen liefern kann, so umgehst. Sicherlich können wir das alles doch für beide Seiten zufriedenstellend erörtern nicht wahr?" sagte Tolmides und schob dem ihm aufgedrückten Holzknüppel zur Seite.
    "Was möchtest du wissen Centurio?"

  • Ein Winkeladvokat. "Wortklauberei," murrte Verus, der sich darüber wunderte, dass dieser man so selbstsicher agierte. Es missfiel dem Prätorianer, dass dieser Mann scheinbar im Besitz einer gewissen Ruhe war. Eine Ruhe, die nicht zur Situation passte. Diese Ruhe machte Verus unruhig. "Ich bin kein Centurio," log Verus, der ihm mit keinem Wort bestätigt hatte, dass er ein Offizier war oder den Prätorianern diente. Dies wollte er vorerst auch so belassen. "Was weißt du über die Hintergründe der Aufstände?" Immerhin rechnete man Tolmides ein paar delikte Informationen zu. "Es heißt, dass du Nutznießer der Aufstände bist," fügte der Prätorianer nüchtern an, um eine gewisse Drohkulisse zu etablieren.

  • Tolmides ging einfach mal davon aus, dass dieser Mann ein Centurio sei. Schließlich war er eindeutig der Anführer seines kleinen Trüppchens.
    "Nun, dann ein Optio? Keine Sorge, mit deinem Eifer solltest du die Rangordnung schnell hinauffallen." ließ er sich zu einer etwas scherzhaften Äußerung hinreißen, schließlich war das alles für ihn ein Spiel, auch wenn die Einsätze hoch war. Doch für ihn gab es auch einiges zu gewinnen.
    "Meine Vögelchen haben mir viele Dinge aus den tiefen der Subura geflüstert." erklärte er, und versuchte sich zu erheben "Wenn du erlaubst Soldat. Ich denke als ein wertvoller Zeuge sollte ich nicht behandelt werden wie der Drahtzieher dieser Aufstände." sprach er und kam dann auf die Worte des Mannes zu sprechen,
    "Ein Nutznießer? Wer weiß, doch was nicht ist kann ja noch werden." merkte er kryptisch an und begann dann seine Einsätze zu erhöhen, "Ich habe einige Informationen über den Aufstand, und doch habe ich auch einiges verloren. Ich denke, dass wir einen Handel eingehen können. Zum Wohle Roms natürlich." schlug er vor während ein leichtes Lächeln durch seine Mundwinkel zog.

  • Dieser Mann war süffisant, selbstgerecht und unaufgeschlossen im Umgang. Seine Stimme durchschnitt die feine Vernunft des Trecenarius, der Selbstgerechtigkeit als Fatalität empfand. "Ich würde deine Worte weiser wählen," drohte Verus und nahm den Knüppel wieder zurück, um diesen mit einem behutsamen Schlag der Unterkante durch das Gesicht seines Gegenübers zu führen. Ein sanfter aber zielgerichteter Schlag, der nur eine Warnung sein sollte und nicht mit voller Wucht ausgeführt wurde. Ein Schlag mit voller Intensität hätte den Kiefer gebrochen oder schwerste Gesichtsverletzungen hervorgerufen, so blieb wohl nur ein leicht taubes Gefühl und eine Schwellung der Wange. Verus hatte Erfahrung mit dieser Waffe und hatte schon viele Menschen derartig bearbeitet. Er wusste, wohin er schlagen konnte und wie. "Wertvoll bist du als Mensch nicht," antwortete Verus bitter, um diese Sache schnell zu erledigen. Diese Ermittlungsarbeit zog an seinem Nervenkostüm. "Ich habe genug von diesem Mann, der uns nur hinhält," trat Verus zurück. "Soll der Tiber seine Geschichten hören," sagte der Trecenarius und ließ seine beiden Handlanger herantreten, die Tolmides packten und aus dem Bett hochrissen. Ein widerständiger Mann, der seinen eigenen Vorteil sah und nicht ausgeliefert war, nützte den Prätorianern wenig. Es musste ein Machtgefälle zu Gunsten der Prätorianer existieren, ansonsten war dieser Mann eine Gefahr für das Geschäft. "Du bist mir vollkommen egal, Tolmides. Vollkommen gleichgültig. Ich bin nur hier, weil dein Leben noch nützlich sein kann," lenkte Verus dann doch ein und wandte sich zurück. Verus hatte genug Lügen erlernten, genug grausames Theater gespielt, um auch in dieser Sache auf den Punkt zu arbeiten. "Ich kenne deine Sorte Mensch. Du kümmerst dich allein, um dich selbst. Rom kümmert dich nicht. Du sammelst Informationen, um Macht auszüben, um ein bedeutsames Ziel zu erreichen. Doch dieses Ziel ist stets verschwommen. Niemals wirklich greifbar, da dein Spiel niemals endet. Es endet niemals, selbst wenn du ein Zwischenziel erreichen magst," erklärte der Trecenarius mit salziger Stimme. "Ich verrate dir ein Geheimnis: Wir kennen dich." Keinerlei emotionale Regung im Gesicht, als er erneut mit seinem Knüppel auf Tolmides zeigte, doch dieses mal war die Geste drastischer. "Du willst ein Geschäft und doch kannst du uns nichts anbieten, was wir nicht ohnehin beschaffen können. Wir kontrollieren diese Stadt," meinte Verus nüchtern und spuckte vor Tolmides auf den Boden, da er einen merkwürdigen Geschmack im Mund hatte. "Du hast ein Netzwerk, ja aber dieses Netzwerk wird auch ohne den Kopf weiter funktionieren und es wird sich ein neuer Singvogel finden lassen. Was denkst du wohl, wie wir dich gefunden haben?" Nun leistete sich Verus doch ein bös-zynisches Lächeln. "Was wir brauchen können, ist allein deine Stimme und deine Lügen. Du kannst so wunderbar lügen," sagte der Trecenarius leiser, damit man Lauschern vorbeugte. "Bist du bereit eine Geschichte zu erzählen?" Verus trat heran und schlug Tolmides auf seinen Unterschenkel, damit ein kräftiger Schlag seinen Körper durchfuhr und er tatsächlich nun Schmerz erfahren konnte, ohne sein Bein nachhaltig zu verletzen. Gewalt war ein wesentlicher Bestandteil der Prätorianer. "Wir wissen, dass du Bürger werden möchtest. Wir können dir anbieten, sofern du uns gut dienst, dass dein Name ein römischer Name wird," bot der Trecenarius nicht ganz gelogen an und hoffte damit, diesen Mann endlich über diese bösartige Frucht zu binden. Tolmides befand sich bereits in der üblichen Darstellung der prätorianischen Macht. Er war ausgeliefert und Verus würde ihn bei Bedarf entsorgen, wenn er nicht den gewünschten Effekt brachte. Der Trecenarius war überaus kaltherzig im Umgang mit seiner Arbeit geworden.

  • Der Schlag in Tolmides Gesicht war enorm schmerzhaft und der Italiker zuckte kurz sichtlich zusammen als der Knüppel sein Gesicht traf, und er wunderte sich ob er nicht irgendeinen wunden Punkt beim Prätorianer getroffen hatte. Sichtlich konsterniert hörte Tolmides dem Mann stumm zu, auch wenn sein Lächeln aus dem Gesicht gewichen war.
    Die nächsten Worte des Mannes zeigten ihm jedoch allerdings, dass die Gardisten nicht so konnten wie sie gerne wöllten, und sein Leben wohl scheinbar doch von enormem Wert für die Prätorianer war.
    Er hörte weiter zu, wie treffend der Mann ihn doch beschreiben konnte, man könnte fast meinen, dass er stets das gleiche Spiel spielen würde wie er selbst.
    Weiterhin ohne Mimik und ohne Widerworte verfolgte Tolmides den Soldaten mit seinem Blick. Erst als der nächste Schlag sein Bein fand, und dieses kurz wegknickte war ein kurzes Stöhnen zu vernehmen und Tolmides meinte bereits sich verzockt zu haben, bis die Worte erklangen die wie Musik in seinen Ohren klang.
    "Das meinte ich mit beidseitigen Vorteilen Soldat. Gib mir einen römischen Namen, gib mir das Bürgerrecht, und ich liefere dir jeden ans Messer den du auf der Klinge sehen willst."...außer ihm selbst versteht sich. Trotz aller Schmerzen und aller unschmeichelhaften Worte sah das doch ganz gut aus.
    "Doch sag mir Prätorianer, wenn du meine Talente benötigst dann bist du nicht unbedingt an der Wahrheit interessiert. Warum nicht?" fragte Tolmides, und dies tatsächlich aus reinem Interesse schließlich hatte er ja im Grunde das was er wollte.

  • Wieder stellte er Forderungen. "Wir entscheiden, was wir dir geben und wann wir es dir geben, Tolmides." - musste der Trecenarius feststellen, damit das geschundene Gegenüber verstand, in wessen Händen er sich befand. Gnade kannten die Prätorianer nicht, sondern nur Abhänigkeiten. Entweder man erbrachte seine Funktion oder eben nicht. Was dann folgte, war vielen nicht immer klar aber es war nicht selten grausam. "Du wirst, sofern du gut mit uns zusammenarbeitest, den Namen erhalten und natürlich auch eine gewisse Summe an Gold," versicherte Verus, wie es üblich im Geschäft war. "Die Wahrheit ist bekannt und es hat dich nicht zu kümmern, warum wir deine Fähigkeiten verwenden wollen," drohte Verus mit fester Stimme. Denn die echten Geheimnisse würde er sicherlich nicht verraten. Nicht an eine Person, wie Tolmides. Die Prätorianer lebten davon, dass sie Kontrolle ausübten und die Kontrolle über die gegebenen Informationen war entscheidend. Aus diesem Grund unterhielten die Prätorianer auch eigene Bordelle über Mittelsmänner. "Du wirst dein Netzwerk nutzen, um die Christen zu diskreditieren und wirst einer Kommission und uns Christen liefern. Die Christen sind eine gefährliche Bedrohung für Rom," offenbarte der Trecenarius nun die Agenda, die die Prätorianer verfolgten, um ihre eigene Macht zu sichern. Rom brauchte neue Feinde. Und in geheimen Absprachen und Besprechungen waren die Prätorianer auf den irrigen Weg des neuen Sündenbocks gekommen, der mit Sicherheit ihre Arbeit vermehren aber auch leichter machen würde. Eine ordentliche politische Verfolgung schaffte eine enorme Machtbasis für ihren Apparat. Die Gelegenheit war günstig.

  • Darum ging es den Prätorianern also... Christen! Nun, nicht Christen im allgemeinen, Tolmides war klar welchen Aufschwung die stadtrömischen Truppen nach den Aufständen erfahren haben und welche Wichtigkeit ihnen anschließend zugesprochen wurde. Ihm war bewusst, dass die Garde nicht wollte, dass der Aufstand auch einfach nur ein Aufstand war, die Drohkulisse und der Schreck in den Knochen der Römer war einfach zu gut um es abflauen zu lassen, das hatte auch er bemerkt.
    "Christen, ein einfaches Ziel nicht wahr? Und welch eine Bedrohung diese Menschen sind!" erwiderte Tolmides ernst, auch wenn diese Antwort natürlich absolut sarkastisch gemeint war. Die meisten Christen die er kannte übten ihre Religion im verborgenen aus und waren ansonsten normale Römer, doch so eine schöne alte Jagd auf den Sündenbock boten ihm die Gelegenheit auch den ein oder anderen ungeliebten Bekannten loszuwerden. Alles fügte sich schön zusammen.
    "Gut. Ich denke unser Geschäft ist angemessen. Natürlich muss ich mein Netzwerk von hier oder dem Lupanar aus nutzen. Der Carcer ist dort, wie du sicher verstehst, nicht die beste Basis. Wenn du und deine Kameraden mich also nun alleine lassen würden?" fragte Tolmides fordernd, schließlich war dieser Besuch nicht unbedingt einer der freundschaftlichen Art.

  • Dieser Mann war eine Zumutung für den instabilen Verus, der sich zusehens durch diese Arbeit belastet sah. In letzter Zeit war zu viel auf den Mann eingeprasselt und hatte ihn hinab gezogen in diesen einen Fehler, der Soldaten töten konnte. Er hatte sich emotional beteiligt und war gedanklich nicht mehr frei. Sein Herz litt unter dem Blei, welches durch seine Adern brannte, entflammt durch die Grausamkeit dieses Geschäftes. Er war ein Abhängiger seiner Umstände, getrieben von der unsichtbaren Peitsche der Angst. Die Peitsche schlug in sich wiederholenden Gedanken, die immer wieder Albträume erfanden, die Wirklichkeit werden konnten. Verus kannte keine Stille mehr und war unruhig. Diese Welt wollte nicht mehr passen und die Widersprüche zerfraßen seine gutmütige Hingabe. Es war alles in seinem Kopf: jeder Albtraum und jede Erinnerung an diese verdammte Welt des Kampfes. "Ja, diese Christen sollen leiden...," sprach er mit geschlossenen Lippen, damit es nicht wirklich ausgesprochen war. Doch Tolmides konnte es verstehen. "Leiden," sagte er nun deutlicher aber öffnete immer noch nicht seinen Mund. Sie sollten leiden, wie er selbst litt unter diesem verdammten Rom, welches alles war und zugleich alles nahm. Verus suchte Rache und der Hass eines endlosen Krieges, der ihm folgte, vorallem mit sich selbst, wollte Leben finden. Die Christen waren nicht nur für die Präfekten ein brauchbares politisches Opfer, sondern auch für Verus, der all seinen Hass endlich projezieren konnte. Hass, der gewachsen war, und ihn selbest vergiftet, bis sein Verstand darin ertrank. Er wollte es nicht wahrhaben aber Verus war ein zutiefst hass-erfüllter Mensch, der alles und jeden verteufelte, weil sein weiches Herz von Eis umschlossen war.


    Verus ignorierte diesen Tolmides für einen Augenblick als er dieses kalte Gefühl in seinem Nacken spürte. Dieses Gefühl der getriebenen Furcht, die ihn in solchen Momenten übernahm und fernsteuerte. Die Stille umschlang seine Augen, die leer auf den Mann in Gefangenschaft fielen. Augen, deren dämonische Leere, schon vielen Feinden den Tod gebracht hatte. Kein Mitgefühl, oder Lebenskraft lag in ihnen, sondern sie waren leere Fetzen einer Traurigkeit, die einmal ein Leben gewesen war. Seine Gedanken rauschten von Sorge, über die Ängste, hin zu einem frostigen Hass auf alles, was nicht mehr zu kontrollieren war. In seinem Kopf tobte ein endloser Krieg, der ihn stark machte aber auch gleichsam verbrannte. Verus war ein guter Soldat, ein stets bedachter Henker der Freiheit, der immer wieder tapfer seine Befehle und Aufgaben erfüllte, wie eine Kriegsmaschine. Selbst wenn etwas Gutes in ihm war, in ihm schlug noch ein menschliches Herz, war dort auch all das, was die Legionen und die Prätorianer aus ihm gemacht hatten: eine gelungene Verkörperung der Staatsgewalt. Ein Wahnsinn.


    Wieder stellte dieser Tolmides eine Forderung. Eine Forderung, die unangemessen war, da er immer noch nicht bereit war sich zu beugen. Denn die Gewalt der Prätorianer wollte ungebrochen nach beugsamer Stille rufen. Erneut holte Verus mit einer Bewegung aus und schlug dem Mann fest in den Magen, so dass der Knüppel den Bauch beben ließ. Verus wollte keine weiteren Worte des Mannes, der zu dienen hatte. Er hatte zu dienen, wie alles in Rom zu dienen hatte. Die Senatoren, der Kaiser, und auch jeder Bürger dienten Rom. Rom war alles und auch dieser Tolmides würde begreifen, dass sich niemand der Kontrolle entzog. Die beiden Handlanger hielten Stand und hielten den armen Tolmides aufrecht, damit er nicht zusammenbrechen konnte. Verus gab mit seiner Hand ein lautloses Zeichen und die beiden Soldaten legten den einstigen Gefangenen auf seinem Bett ab. "Wir melden uns bei dir. Und übrigens, du solltest nach deinem Lupanar schauen. Ich denke, dass sich dort andere Nutznießer breit gemacht haben," war ein wohlgemeinter Rat, bevor sich die Prätorianer eiligst entfernen konnten. Nur die zerstörte Tür wies ihre vergangene Anwesendheit aus. Tolmides war wieder allein. Vorerst.

  • Nochmal sank Tolmides unter den Schlägen der Prätorianer zu Boden und krümmte sich kurz vor Schmerzen bevor die Prätorianer abließen und seine Insula verließen. Die offene zerstörte Tür offenbarte einen am Boden liegenden Italiker welcher einen Moment lang liegen blieb, noch immer etwas verwirrt über den Besuch der ihm gerade zuteil geworden ist. Ein paar Augenblicke vergingen, doch dann legte sich ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen des Mannes...
    Seine Ziele waren zum greifen nahe.

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