Zunächst konnte man nur erahnen, was sich gerade in einer dunklen Seitengasse des Clivus Suburanus passierte. Es war früh am Morgen oder sehr später in der Nacht. Ein Raubüberfall war zu dieser Zeit nichts ungewöhnliches für die Subura. Ein Krachen und das Splittern von Holz verkündeten lauschenden Ohren ein Gerangel. Gepresste Atemzüge und Grunzlaute endeten in einem Aufschrei, der davon zeugte, dass aus dem Gerangel gerade ein Kampf geworden war.
Ein neugieriger Betrachter auf dem Clivus Suburbanus mochte in der Gasse zwei Gestalten ausmachen. Ein stämmiger Mann gehobenen Alters in guter Kleidung. Bewohner des Clivus Suburbanus konnten ihn vielleicht als Gaius Papirius Veratius erkennen, Besitzer einer Großbäckerei nicht weit von ihr. Tagsüber bekam man ihn des öfteren zu Gesicht, wenn er auf dem Weg zu seiner Bäckerei war. Die andere Gestallt war in einen dunklen Mantel gehüllt. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen rang sie mit Veratius. Der alte Veratius hatte eine tiefe Schnittwunde in einer Hand und versuchte angestrengt den Dolch seins Angreifers von sich fern zuhalten. Ein Tritt in die Genitalien des Veratius beendete das Kräftemessen und der Dolch sank tief in seine Brust.
Nach dieser ersten Verwundung stöhnte Veratius und seine bisher mühsam aufrecht erhaltene Gegenwehr brach zusammen. Weitere Stiche in Brust, Bauch und Hals folgten und der alte Mann sackte seufzend an einer Wand zusammen. Seine Kleidung hing in blutigen Fetzen von ihm herab. Langsam bildete sich eine Blutlache auf dem Boden, die im Licht des Mondes glänzte. Erst jetzt bemerkte der Mann im Umhang, dass er beobachtet wurde. Frustriert schrie er auf und riss eine Goldkette vom Hals des Papirius Veratius. Dann wandte er sich mit der noch blutigen Mordwaffe dem Beobachter zu, bereit dem lästigen Zeugen den Gar auszumachen.
Nur das Klappern eines Fensterladens rettete den Beobachter. Drei Stockwerke über ihnen wurde plötzlich ein Fenster geöffnet und ein bärtiger Mann schaute einen Nachtopf haltend heraus. "Bei Iuppiters Schwanz! Bring ihn endlich um und verpiss dich! Ich muss morgen arbeiten!" rief er und warf den Nachtopf. Allerdings stellte er sich dabei so ungeschickt an, dass der Nachtopf den Mann im Umhang verfehlte und sein stinkender Inhalt sich über den Beobachter ergoß. Der Mörder war einen Moment perplex, doch dann nutzte er die Gelegenheit um abzuhauen. Er rannte tiefer in die Gasse und verschand hinter der nächsten Abzweigung.